Titel: | Herstellung der Dampfkessel, ihre Materialien, Ingangsetzung und Reparaturen. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 172 |
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Herstellung der Dampfkessel, ihre Materialien, Ingangsetzung und Reparaturen.
(Schluss von S. 159 d. Bd.)
Herstellung der Dampfkessel, ihre Materialien, Ingangsetzung und Reparaturen.
II. Bau und Reparatur der Dampfkessel.
Das Abschrägen der Bleche. Das Abschrägen der Bleche
bezweckt neben der Gewinnung einer Stemmkante vor allem, die Brüche und
Ungleichheiten der Ränder, welche vom Schneiden in der Schmiede herrühren, zu
beseitigen, die ein vollkommenes Zusammenfügen der Bleche verhindern würden.
Dasselbe geschieht entweder von Hand, mit der Maschine oder mit dem
Schleifstein.
Das Abschrägen von Hand erfolgt mit dem Meissel und hängt seine gute Ausführung
natürlich von der Gewandtheit des Arbeiters ab.
Zum Abschrägen mit der Maschine dient eine Art Hobelmaschine, deren Schneide in einer
oder zwei Richtungen arbeitet.
Beim Abschrägen mit dem Schleifstein schliesslich liegt das Blech geneigt auf der
Kante des letzteren, um der Kante den gewünschten Neigungsgrad zu erteilen und es
rollt hierbei auf einer Anzahl von Rollen hin und her. Das maschinelle Abschrägen
wird durch ein Nacharbeiten mit der Hand vervollständigt.
Das Strecken der Ränder. Nach dem Abschrägen der Bleche
erfolgt das Strecken der Ränder an den Stellen, welche eingebogen werden müssen. Das
Strecken geschieht fast immer auf warmem Wege, wobei die Bleche zur Rothitze
gebracht und mit dem Hammer bearbeitet werden. Das Strecken der Bleche kann indessen
auch auf kaltem Wege geschehen, wobei sie jedoch nicht ausgezogen, sondern mittels
einer Fräse geschnitten werden.
Die gestreckten Ränder bieten eine bedeutend grössere Oberfläche als die gefrästen;
die Oberfläche der ersteren ist jedoch weniger geebnet und daher die Dichtheit vor
dem Zusammenfügen weniger gesichert, worauf wir bei dem Dichten noch zurückkommen
werden.
Bei Kesseln von grossem Durchmesser, bei denen die Bleche naturgemäss bedeutend stark
sind, geschieht das Umfiegen und die Verbindung durch Zusammenschweissen und mittels
Fugenleisten, wodurch das Strecken der Ränder fortfällt. Die Fugenleisten
können einfach oder doppelt sein; in letzterem Falle werden die Ränder über den Rand
der Leiste gezogen.
Das Lochen und Bohren. Die Herstellung der Nietlöcher
geschieht mittels einer Stempel- oder Lochmaschine.
Im ersten Falle müssen die Bleche vorher einzeln gebogen werden, da sonst das
Ansetzen der Löcher nicht genügend gewährleistet wird. Wird die Lochmaschine
verwendet, so kann das Biegen dem Lochen vorangehen und kann letzteres auf einmal
bei beiden Blechen, welche aneinander gesetzt werden, erfolgen. Hierbei müssen die
Löcher beschnitten werden, um einen besseren Kontakt und Dichtheit zu erzielen.
Im allgemeinen wird ein gemischtes Verfahren verwendet, indem die Löcher im flachen
Bleche von einem geringeren Durchmesser als die Niete ausgestanzt werden. Nach dem
Biegen der Bleche und Verbinden der Schüsse werden die Löcher auf den gewünschten
Durchmesser mit der Lochmaschine erweitert, welche grösstenteils mit einem
amerikanischen Bohrer versehen ist.
Bei der gewöhnlichen Konstruktion sind die Löcher einfach ausgestanzt; es ist
einleuchtend, dass hierbei die Uebereinstimmung der Löcher nicht genau sein kann und
verwenden zu diesem Zweck die Arbeiter konische Dorne, mittels deren die Löcher
erweitert werden, bis die Niete durch dieselben treten können. Durch dieses
Verfahren wird jedoch das Metall angegriffen und es entstehen rings um die Löcher
Risse; aus diesem Grunde sollte dieses Verfahren ganz beseitigt werden.
Das Biegen der Bleche. Das Biegen der Bleche erfolgt
mittels einer dreiwalzigen Biegemaschine, deren Walzen grösstenteils horizontal
liegen. Bei manchen Maschinen ist die obere Walze, welche die Bewegung von der
Transmission aufnimmt, fest, während die beiden unteren Walzen voneinander entfernt
werden können, um die Biegungsrille zu regeln. Bei anderen Maschinen sind die beiden
unteren Walzen fest, während die obere, über der
Mitte derselben gelegene Walze senkrecht verstellt werden kann.
Ausser diesen gibt es noch Maschinen mit vertikalen Walzen, bei denen das Blech immer
von unten eingeführt wird und nicht Gefahr läuft, die Form durch sein Eigengewicht
zu verändern, wie dies bei Maschinen mit horizontalen Walzen und bei grossen
schweren Blechen vorkommen kann. Bei diesen Maschinen ist auch das Einführen des
Bleches ein viel leichteres.
Bei Maschinen mit vier Walzen liegt die vierte zwischen den beiden unteren der
gewöhnlichen Maschinen, diese Maschinen werden jedoch wenig gebraucht.
Das Biegen kann auch nur mit dem Hammer bewerkstelligt werden; dieses Verfahren ist
jedoch naturgemäss ziemlich langwierig und wird nur in kleinen Werkstätten
angewendet oder bei Reparaturen, welche sofort an Ort und Stelle vorgenommen werden
müssen.
Vor dem Biegen mit der Maschine müssen die Bleche an den Eandem gekörnt werden.
Dieses Körnen erleichtert den Durchgang der Bleche durch die Walzen und wird
gewöhnlich mit dem Hammer auf den Walzen der Maschine selbst oder auf besonderen
Walzen bewerkstelligt.
Das Körnen geschieht in manchen Werkstätten mit der Schlagseite des Hammers, was zwar
schneller vor sich geht, jedoch bei Blechen von mittelmässiger Beschaffenheit das
Metall angreift, und wobei unbemerkbare Risse entstehen, welche das Reissen der
Bleche zur Folge haben können.
Ausserdem wird das Körnen mit der Kopfseite des Hammers ausgeführt. Eine andere
Arbeitsmethode ist noch die mit dem runden Setzhammer oder Walkhammer.
Schliesslich kann das Körnen mittels hydraulischer Pressen und besonderer Matrizen
geschehen, von denen keine grosse Anzahl vorhanden zu sein braucht, da mittels einer
Matrize verschiedene Biegungen durch entsprechende Zwischenlagen ausgeführt werden
können.
Nach beendeter Körnung werden die Bleche gebogen, indem man den oder die beweglichen
Walzen so einstellt, bis man den erforderlichen Biegungshalbmesser erhalten hat,
worauf das Biegen durch einfaches Drehen der Walzen stattfindet.
Das hierauf folgende Kalibrieren besteht in der Rektifizierung mit derselben Maschine
derjenigen Stellen, deren Kaliber nicht richtig ausgefallen ist.
Das Biegen kann in folgender Weise geschehen:
1. Auf kaltem Wege, was jedoch bei dicken Blechen, welche einen grossen Widerstand
leisten, mit Schwierigkeiten verbunden ist.
2. Auf warmem Wege; dies erfolgt bei solchen Blechen von geringerer Qualität, welche
das Biegen auf kaltem Wege nicht aushalten würden.
3. Die Bleche werden angewärmt; dieses Verfahren ist jedoch mangelhaft, da die über
einem Schmiedefeuer erhaltene Temperatur des Metalls sehr ungleich ist. In diesem
Falle muss besonders bei Stahlblechen eine Temperatur von 300 bis 350° vermieden
werden, bei welcher das Metall leicht brüchig wird.
Sowohl das Biegen auf warmem wie auch auf kaltem Wege hat Vorteile und Nachteile; das
letztere Verfahren wird jedoch aus verschiedenen Gründen öfter angewendet. Dies
geschieht vor allem bei sehr grossen Blechen, bei welchen sehr grosse Oefen
erforderlich wären; da ausserdem bei derartigen Blechen das Biegen sehr langsam vor
sich geht, so kann es vorkommen, dass vor Beendigung des Biegens das Blech eine
Temperatur annimmt, bei welcher es brüchig wird, in welchem Falle das Blech nicht
wieder in den Ofen gebracht werden kann und man ernstlichen Nachteilen ausgesetzt
ist. Es könnten Fabriken namhaft gemacht werden, welche infolgedessen das Biegen auf
warmem Wege überhaupt aufgeben mussten.
Das Nieten. Dieses findet mit der Hand oder der Maschine
statt. Das Nieten mit der Hand kann vollkommen mit dem Hammer geschehen, um die
Löcher zu füllen und das Zusammendrücken des zweiten Kopfes einzuleiten, welches
nachher mit dem Schellenhammer vollendet wird.
Das Nieten mit der Hand, welches durch aufeinander folgende Schläge geschieht, dauert
länger als mit der Maschine und entsteht infolgedessen ein grösserer
Temperaturunterschied zwischen dem Einsetzen der Niete und dem Vernieten.
Ungeachtet dessen wird letzteres vielfach vorgezogen,dda der Arbeiter durch das
direkte Bearbeiten den Grad des Zusammenpressens besser beurteilen kann.
Die zum Nieten auf maschinellem Wege erforderliche Arbeit ist bedeutend geringer als
diejenige mit der Hand; der Unterschied erklärt sich aus den geringeren
Zwischenräumen der nötigen Zeitabschnitte und infolgedessen aus dem geringeren
Erkalten der Niete und schliesslich durch die geringere Kraftanstrengung selbst, da
der Schlag durch Druck ersetzt wird; bei dem Gebrauch der Maschine sind die Verluste
an Elastizität fast aufgehoben. Ungeachtet dessen erfordert das Nieten mit der
Maschine, wenn es gut ausgeführt werden soll, eine gewisse Sorgfalt; der Druck muss
sorgfältig geregelt werden, da eine zu starke Kraftanwendung eine Verlängerung des
Metalles an den Nieten bewirkt, welche der Dichtheit und Uebereinstimmung der Niete
nachteilig werden kann.
Die Hämmer müssen an den betreffenden Stellen fest angesetzt werden, da durch das
geringste Losewerden, indem die zu nietenden Stücke fast immer hängen und beweglich
sind, ein schiefes Zusammenpressen in Hinsicht auf die Nietachse und daher
exzentrische Köpfe nach sich ziehen kann. Auch darf es nicht vorkommen, dass, wie
dies öfter geschieht, 5 bis 6 Nieten vorher eingesetzt werden, welche vor dem
Eindrücken erkalten, wodurch sie im Schaft gespaltet oder an den Köpfen abgebrochen
werden können.
Das Dichten. Das Dichten besteht in dem Verstauchen der
Ränder der Bleche längs der Kanten mittels eines besonderen Handwerkzeuges, des
Setzhammers, zum Zweck der Verdichtung der Nietstellen.
Dies geschieht gewöhnlich mit der Hand; erst seit einigen Jahren wird hierzu auch ein
besonderes Instrument verwendet, welches mit komprimierter Luft mit grösserer
Schnelligkeit bewegt wird. – Bei dem sogen. englischen Dichten werden die Kanten
bedeutend weniger abgeschrägt als bei dem gewöhnlichen. Das Dichten beendet den Bau
der Kessel. Später kommen wir noch auf die Bedeutung desselben und dessen
Ausführungsweise zurück.
Verschiedenes. Geschmiedete und geschweisste Stücke. Die
gute Anfertigung dieser Stücke hängt natürlich von der Geschicklichkeit des mit
ihrer Ausführung beauftragten Arbeiters ab. Im allgemeinen sind jetzt besondere
Fabriken entstanden, welche derartige Stücke nach bestimmten Formen herstellen; dies
sind besonders: getriebene Böden, Kopfstöpsel für Siederöhren, Dome u.s.w., und zwar
werden dieselben mittels hydraulischer Pressen hergestellt. Diese Herstellungsart
derartiger Stücke bietet den grossen Vorteil, dass sie durch einen einzigen Schlag
auf die ganze Oberfläche des Bleches ausgeführt wird, welches vorher im Ofen erhitzt
worden ist; hierdurch wird das stellenweise Erhitzen vermieden und erhalten die
einzelnen Stücke eine grössere Regelmässigkeit, abgesehen von der Schnelligkeit der
Herstellung.
Hydraulische Versuche. Proben. Besondere Versuche bezüglich
des Dichtens. Nach Fertigstellung des Dampfkessels muss derselbe behufs
Bestätigung der guten Ausführung einem hydraulischen Versuche unterworfen werden und
zwar entsprechend dem Artikel 2 des Dekretes vom 30. April 1880 unter Aufsicht des
„Service des Mines“.
Bis zum Nieten können sämtliche Arbeitsvorgänge verfolgt und geprüft werden; beim
Nieten jedoch bietet die hydraulische Probe die einzige Garantie für gute Ausführung
und erforderliche Dichtheit. Ist die Dichtheit nicht schon durch das Nieten selbst
hergestellt, so wird sie durch das Verstemmen der Ränder und Niete hergestellt infolgedessen wird das Vernieten selbst
in der Praxis einer besonderen Probe
unterworfen, da ausserdem vor der hydraulischen Probe immer das Verstemmen
stattfindet. Es sind deshalb vielfache Versuche angestellt worden und werden
dieselben weiter vollführt, um festzustellen, in welchem Verhältnis das Verstemmen
für die absolute Dichtheit der zusammengefügten Teile eines Dampfkessels
erforderlich ist.
Erster Versuch. Zu diesem Zwecke wurde vor allem ein
Dampfbehälter einer hydraulischen Probe unterworfen, dessen Verbindungsstellen und
Nieten noch nicht verstemmt waren ausser auf eine Länge von 10 cm an den beiden
Enden. Der Behälter von 60 cm Durchmesser und 1,5 m Länge bestand aus einem
Bleche von 9 mm Dicke, welches an beiden Enden durch Deckel von 13 mm Dicke mittels
eines einfachen Verschlusses geschlossen war. Die Nietlöcher waren mit einem
amerikanischen Bohrer gleichzeitig durch beide Stossseiten hergestellt. Die
Vernietung mit 17,5 mm langen Nieten war auf hydraulischem Wege geschehen.
Der Behälter wurde durch einen hydraulischen Akkumulator einem Druck von 20 kg auf
den Quadratcentimeter ausgesetzt, unter welchem an den Böden und an einer Stelle der
Längsnaht zwischen der zweiten und vierten Niete Lecke entstanden. Es muss bemerkt
werden, dass die Lecke immer zwischen den Nieten und nicht um die Niete herum
entstehen, woraus erhellt, dass die Dichtheit an den Nieten vollkommen ist, dass
jedoch auch durch das energische Zusammenpressen der Niete die Blase zwischen den
letzteren ausgedehnt und leicht gewölbt werden kann, wovon man sich durch
Besichtigung der Kanten der Bleche überzeugen kann.
Mittels eines Stahlmasses von 0,3 mm Dicke wurde die Tiefe dieser Wölbungen
untersucht, wobei sich herausstellte, dass auf der ganzen Länge das Mass auf 13 mm
eindrang. An den Deckeln waren die Wölbungen nicht gleich und schwankten zwischen 9
und 28 mm Tiefe.
Im allgemeinen kann man annehmen, dass die Dichtheit an der Längsnaht durch das
Nieten selbst gesichert war, während die Vernietung der Böden selbst nicht
ausreichte und ein Verstemmen erfolgen musste. Es erklärt sich dies daraus, dass die
in der Presse aufgetriebenen Böden auf ihrem ganzen Umfange Streifen aufweisen,
welche bei dem Auftreiben selbst entstehen und ein vollkommenes Aufsetzen der Böden
verhindern.
Zweiter Versuch. Derselbe Versuch ist bei einem
Dampferzeuger von 0,650 m Durchmesser und 7,80 m Länge angestellt worden.
Der Kessel bestand aus drei Schüssen von 12 mm Blechdicke; die Längsnähte hatten
doppelte, die Quernähte einfache Nietung. Beim Bau waren die Nietlöcher 6 mm unter
dem Durchmesser gebohrt und nach dem Zusammenfügen auf die erforderliche Grösse
erweitert worden. Das Nieten war mit der Hand geschehen. Der Druck betrug bei dem
Versuche 12 kg/qcm.
Der Versuch konnte nicht als abschliessend angesehen werden, da er im Winter während
grossen Frostes stattfand und der Kessel sich in einem Hofe befand; infolgedessen
gefror das Wasser in der Leitung und der Manometer konnte nur bis 3 kg steigen.
Nachdem unter der Manometerleitung ein Wärmeapparat angebracht worden, sprang die
Nadel des Manometers plötzlich bis zum Ende der Skala; man hatte also einen
unbestimmbaren und übermässigen Druck erhalten und es waren sowohl an der ganzen
Längsseite als auch an den Querseiten Lecke entstanden. Ungeachtet dessen konnte
festgestellt werden, dass die Lecke an den Nieten, welche die Riegelbolzen
vertraten, am grössten waren, was sich durch die Ausdehnung der Bleche zwischen zwei
Riegelbolzen erklärt, welche durch das Nieten selbst entstanden war. Eine
Schlangenkrümmung an den Kanten wurde nicht wahrgenommen.
Dritter Versuch. Derselbe Versuch wurde bei zwei Siedern
von 0,800 m Durchmesser und 5,500 m Länge vorgenommen. Sie bestanden aus zwei
Schüssen; der erste aus zwei, der andere aus einem Blech; die Verbindungsnähte waren
doppelt genietet.
Die Nietlöcher waren ebenfalls 6 mm dem
Durchmesser vorgebohrt und nach der Verbindung erweitert worden; das Nieten war
ebenfalls mit der Hand geschehen. Der Druck sollte 14 kg/qcm betragen.
Bei diesem Druck blieben sowohl die Längs- als Quernähte dicht und nur an den
Zweigstellen zeigten sich Lecke.
Vierter Versuch. Bei zwei Siedern von 0,80 m Durchmesser
und 7 m Länge wurden dieselben Resultape wie bei den vorhergehenden erzielt. Die
Röhren aus Stahlblech bestanden aus drei Schüssen; der erste aus zwei Blechen, die
beiden anderen aus je einem Bleche. Die Nähte waren doppelt genietet. Die Lecke an
den Verbindungsstellen waren sehr bedeutend und konnte der Druck nur auf 10 kg/qcm erhöht
werden. Die Vernietung hatte hydraulisch stattgefunden, ausser der hinteren Naht des
ersten Schusses, welcher von der Hand erfolgt war, da die Maschine nicht die
genügende Länge erreichen konnte.
Die hintere Naht des ersten Schusses bei dem einen Flammrohrkessel war vollkommen
ausreichend, so dass der andere sich als überflüssig erwies. Ein Stahlmass von 1,5
mm drang auf 2 bis 5 mm ein, so dass nach dem Verstemmen auf absolute Dichtheit
gerechnet werden konnte.
Fünfter Versuch. Unter denselben Bedingungen ist ein
Versuch mit einem Kesselrohr mit fester Feuerung angestellt worden.
Dasselbe bestand aus drei Schüssen zu zwei Blechen; die Nähte waren stufenweise
angebracht und nicht immer in der Verlängerung zu einander. Sie waren doppelt
genietet, ausser dem hinteren Deckel und der vorderen Verstärkungsrippe. Die
Vernietung war ausser den beiden letzteren hydraulisch erfolgt.
Auch hier konnte wegen der Bedeutung der Lecke an den Verbindungsstellen der reguläre
Druck nicht erreicht werden; ausser an der Längsnaht des vorderen Ringes wurden
keine bedeutenden Lecke wahrgenommen.
Es wurden indessen interessante Feststellungen mittels des Masses gemacht. In diesem
besonderen Falle hatte das Stahlmass 2/10 mm Dicke und 8 mm Breite.
An dem hinteren verstemmten Deckel betrug das Eindringen 10 bis 15 mm und bewährte
sich infolgedessen die Vernietung nicht. Dasselbe fand bei den anderen Nähten,
ausser bei zweien statt, und zwar: der Längsnaht rechts, welche stark leckte, und
der hinteren Rundnaht des ersten Schusses, welcher sonst dicht blieb. Im ersten
Falle schwankte das Eindringen des Masses zwischen 30 und 50 mm und ging daher bis
an die zweite Nietenreihe; im zweiten Falle schwankte dasselbe zwischen 30 und 40 mm
und ging bis hinter die erste Nietenreihe, ohne jedoch die zweite zu erreichen; bei
diesen beiden Nietungen lag daher ungenügendes Zusammenpressen vor.
Auf Grund dieser Versuche kann daher angenommen werden, dass eine gut ausgeführte
Vernietung allein die Dichtheit der Verbindungsstellen sichern kann, abgesehen von
den Kreuzungsstellen der Bleche, an welchen das Strecken der Ränder zu einer
vollkommenen Dichtung nicht ausreicht. Infolgedessen kann das Verstemmen der Ränder
und der Nietstellen bei sorgfältiger Ausführung und als Nachbesserung der Nietung
und nicht als unumgängliche Massregel angesehen werden.
Das Nachstemmen muss daher ohne das Metall anzugreifen erfolgen und dient eigentlich
nur zum Ausgleichen der Ränder und um dem Ganzen ein gutes Aussehen zu geben.
Das Ausbessern der Kessel. – Nachstemmen beim Lecken.
Das, was vom Bau der Kessel gesagt worden ist, bezieht sich gleichzeitig auch auf
die Reparaturen derselben. Besonders betrifft dies das Nachstemmen im Falle des
Auftretens von lecken Stellen..
Die Frage des Nachstemmens ist besonders seit einiger Zeit infolge von Explosionen,
welche durch Risse an den Längsseiten der Verbindungen entstanden waren, geprüft
worden.
Der Bergingenieur Walkenaer behandelte 1896 zuerst in
einer Abhandlung besonders drei Fälle von Explosionen, welche von Rissen an den
Längsnähten der Kessel herstammtenAnnales des Mines, September 1896..
Hierauf berichtete Frémont in seinen Studien über Kesselschmiedearbeiten im Jahre 1897Veröffentlicht im Bulletin de la Société des
ingenieurs civils de France, November 1897. über zwei
Fälle von Explosionen. Ein analoger Bericht über nach einer Explosion gemachte
Beobachtungen befindet sich in dem American Machinist
vom 16. September 1897. Schliesslich stellte in dem Génie
civil vom 16. Dezember 1897; 16. Juli 1898 und 16. Januar 1899 der
Ingenieur Boclé die Ergebnisse über bei verschiedenen
Explosionen gemachte Beobachtungen zusammen. Die Schuld an den Explosionen wird
teils dem Verstemmen, teils dem Biegen und grösstenteils der Vernietung
beigemessen.
In allen Fällen war das Metall von geringer Qualität, mit einer einzigen
Ausnahme und zwar bei der Explosion von Roubaix 1885,
welcher Fall andererseits jedoch nicht aufgeklärt worden ist; er beschränkte sich
auf einen Sprung von 1,20 m Länge in der linken Längs Verbindung des rechten
Siederohres und zeigten die Bruchstellen ein genügend dehnbares Metall.
Ein ähnlicher Fall ist auf dem 23. Kongress des Verbandes von Dampfkesselbesitzern
besprochen worden, welcher bei einem Kessel aus extraweichem Stahlblech von sehr
guter Beschaffenheit vorgekommen ist.
Der Kessel war halbröhrig mit zwei Siederohren; die Vernietung doppelt; nach dem Bau
war der Kessel am 11. Februar 1893 auf 7 kg/qcm gestempelt. Das Metall war extraweiches
Stahlblech aus den Werkstätten von Denain und entsprach
vollkommen den Vorschriften. Gleichfalls den Vorschriften entsprechend waren die
Nietlöcher nach dem Biegen bei beiden Blechen gleichzeitig von einem vorläufigen
Durchmesser von 6 mm auf den entsprechenden der Mete erweitert worden.
Bei einem Besuch, welchen der Berichterstatter in einer anderen Angelegenheit der
Fabrikanlage, in welcher sich dieser Kessel befand, abstattete, bemerkte er bei
demselben ein Leck an der linken Seite der Längsverbindujg, um welches herum sich
aussen eine Ablagerung von Kesselstein gebildet hatte. Der Kessel wurde hierauf
ausser Betrieb gesetzt und durch einen Beamten einer inneren Revision behufs
Feststellung der Ursachen des Leckes unterzogen. Hierbei ergab sich, dass die
Vernietung innen mit einer 6 bis 7 mm dicken Lage von Kesselstein bedeckt war; die
innere Kante stand ab und der Kesselstein, welcher dieselbe bedeckte, war zum Teil
abgesprungen. Die Niete waren ausser zweien an der Vorderseite des Leckes nicht
gelockert.
Aus der ersten Untersuchung könnte man annehmen, dass die Nietung überhitzt worden
wäre, um so mehr als beim Wahrnehmen des Leckes der Rost mit Spänen von sehr
trockenem Holze angefüllt war, während bis dahin die Heizung mittels Kohlen
stattfand; überdies war das Leck über der Feuerbrücke entstanden. Schliesslich war
der Kesselstein innen und rechts vom Leck abgebröckelt. – Soviel man infolge
des vorhandenen Kesselsteines erkennen konnte, schien kein weiterer Bruch vorhanden
zu sein und schien ein gewöhnliches Nachstemmen zur Sicherheit ausreichend gewesen
zu sein. Die Untersuchung wurde jedoch fortgesetzt und die Entfernung der beiden
losen Niete, sowie das vollständige Ablösen des Kesselsteines angeordnet. Nach Lösen
des ersten Nietes zeigte sich innen ein Riss, welcher durch die ganze Dicke des
Bleches ging und in dem Nietloch sichtbar war. Dieser Riss zog sich nach rechts und
links bis zum nächsten Niet, war jedoch mit dem blossen Auge nicht sichtbar und erst
unter der Lupe zu erkennen. Nach Lösen der benachbarten Niete rechts und links
zeigte es sich, dass der Riss sich über vier Nietlöcher erstreckte.
Es ist in diesem Falle auf die näheren Umstände eingegangen worden, um folgende
praktische Schlüsse hinsichtlich des Nachstemmens zu ziehen; der verunglückte Kessel
zeigte zum erstenmal Lecke, welche nur dadurch entstehen konnten, dass nur ein
gewöhnliches Verstemmen an den Kanten stattgefunden hatte, ohne dass man sich von
dem Vorhandensein eines inneren Sprunges überzeugte; nur die Lage der undighten
Stelle an der Längsnaht konnte einen Riss verursachen.
Bleibt jedoch der Riss auch bei wiederholtem Nachstemmen bestehen, so ist ein
Entfernen der Niete behufs genauer Untersuchung unumgänglich notwendig, ob nicht
auch ein innerer Riss vorhanden ist; es können dies dann möglicherweise nur alte
ungefährliche Risse sein.
Die Risse an den Nietstellen, welche von dem Abschärfen der Aufbiegungen, dem Bohren
der Nietlöcher, dem ungleichen Einführen der Niete, was leider noch öfters vorkommt,
dem zu starken Nachstemmen oder schliesslich durch den Gebrauch selbst herrühren,
machen sich nach kürzerem oder längerem Gebrauch bemerkbar, wenn sie die ganze Dicke
des Metalls durchdrungen haben.
Bei Reparaturen darf daher das Nachstemmen nur mit grosser Vorsicht ausgeführt werden
und bei bleibenden Rissen ist ein Nachsehen der Nietung durch Auslösen eines oder
mehrerer Niete durchaus erforderlich.