Titel: | Die Schreibmaschine vom Standpunkt der Zweckmässigkeit ihrer Konstruktion. |
Autor: | A. Beyerlen |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 800 |
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Die Schreibmaschine vom Standpunkt der
Zweckmässigkeit ihrer Konstruktion.
(Fortsetzung von S. 764 d. Bd.)
Von A. Beyerlen, Ingenieur.
Die Schreibmaschine vom Standpunkt der Zweckmässigkeit ihrer
Konstruktion.
Ueber den Gebrauch der Schreibmaschinen.
Betriebskraft, elektrische Maschinen.
Die motorische Kraft, welche die Schreibmaschine in Betrieb setzt, ist die
menschliche Muskelkraft. Versuche, diese zu entlasten bezw. zu unterstützen,
durch Verwendung von Elektrizität, haben den Bau elektrischer Schreibmaschinen,
auch pneumatischer Maschinen veranlasst. Was bis jetzt auf diesem Wege erreicht
worden ist, ist so unbedeutend und so wenig vollkommen und befriedigend, dass es
hier kaum erwähnt zu werden verdient; auch haben diese Versuche gelehrt, dass
der Aufwand für Anbringung der Einrichtung für elektrischen Betrieb und der
Stromverbrauch, sowie die Umständlichkeit, welche ein solcher Betrieb wegen der
dazu erforderlichen Stromquelle erfordert, durchaus nicht im Verhältnis zu dem
gehofften Nutzen steht, um als zweckmässige Verbesserung zu gelten.
Denn die Finger des Schreibers müssen doch die Tasten niederdrücken und sei es
auch nur, um den Kontakt der einzelnen Stromleitungen herzustellen. Die Meinung,
als ob ein sehr kurzer Tastentiefgang mit sehr geringer Federspannung ein
Vorteil wäre, ist irrig. Die Taste muss, wie schon gezeigt, erstens einen Weg
machen, welcher in einem angemessenen Verhältnis zur Hebellänge der Finger des
Schreibenden steht, nicht zu gross, aber auch nicht zu klein, denn die
Ausführung jedes Tastenniederdruckes muss dem Schreiber in demselben Mass zum
Bewusstsein kommen, wenn auch nur reflexartig, in welchem ihm auch die
Vorstellung des geschriebenen oder nur gedachten Schriftzeichens zum Bewusstsein
kommt. Ist aber der Tastentiefgang zu seicht und die darauf verwendete
Anschlagskraft zu gering, so prägt sich die auf die Herstellung des einzelnen
Schriftzeichens verwendete Arbeit nicht genügend in der Vorstellung des
Schreibers aus, beim schnellen Schreiben verliert der Schreiber die Kontrolle
über seine Thätigkeit.
Auch ist in diesem Falle von einer Entlastung der arbeitenden Fingermuskeln
deswegen nicht die Rede, weil bei den schwach gespannten seichten Tasten ein
wesentlicher Faktor für die Leichtbeweglichkeit der Finger verloren geht,
nämlich die rückfedernde Kraft, welche die plötzliche Umkehr in der
Kraftrichtung beim Heben der niedergedrückten Finger bewirkt. Fällt diese
rückfedernde Kraft fort, so muss ein besonderer Muskelreiz aufgewendet werden,
um den Finger nach erfolgtem Niederdruck wieder zu heben, während die
rückfedernde Taste die Rückbewegung von selbst einleitet.
Dasselbe ist der Fall bei pneumatischen Maschinen, wenn der Tastendruck nur das
Oeffnen oder Schliessen von Luftwegen bewirkt. Es wird daher auf diesem Wege nur
etwas Brauchbares erreicht werden, wenn Tiefgang und Spannung dieselbe bleibt
wie bei den jetzigen guten Maschinen, angemessen gestellt oder justierbar. Dann
ist aber ein Grund zur Einschaltung einer anderweitigen Motorkraftals
derjenigen der Muskeln nicht einzusehen, weil eben gerade die den Fingern
angemessenste Kraftäusserung vollkommen genügt, um den nötigen Typendruck zu
erzeugen.
Es könnte sich höchstens darum handeln, für einen stärkeren Anschlag, wie er
beispielsweise bei der Herstellung vieler Durchdruckskopien oder von sogen.
Stenzils (Schablonen) für das mimeographische Verfahren erforderlich ist, eine
Erleichterung zu schaffen. Diese Verwendungsart der Schreibmaschinen ist aber
doch eine nur in gewissen Grenzen vorkommende, so dass sich allein für diesen
Zweck eine Verteuerung der Maschinen um das Doppelte der sonstigen
Anschaffungskosten kaum lohnt. Deswegen haben nach Ansicht des Verfassers alle
Versuche zur Herstellung elektrischer Schreibmaschien wenig Aussicht auf
Erfolg.
Unterricht im Maschinenschreiben.
Aus dem Vorstehenden wie aus dem früher Gesagten lässt sich leicht erkennen, dass
der mehr oder weniger zweckmässige Betrieb von Schreibmaschinen im engsten
Zusammenhang mit deren mechanischem Bau steht, und dass dieser Zusammenhang bei
der Erlernung des Schreibens auf der Maschine gebührend beachtet werden muss.
Derjenige, welcher eine Schreibmaschine in Verwendung nimmt, muss also, falls er
selbst schreibt, sich gehörig mit den Eigenschaften der Maschine vertraut
machen, mindestens sollte er die wichtigsten Konstruktionsteile der Maschine und
die Art, wie die Arbeit der Maschine geleistet wird, kennen oder kennen zu
lernen sich bemühen. Thut er das nicht oder sieht er nicht darauf, dass
diejenigen Personen, welche die Maschinen in seinem Dienste handhaben, solche
Kenntnisse speziell derjenigen Maschine haben oder erwerben, welche er
eingeführt hat, so ist die Folge die, dass die Maschine unrichtig behandelt
wird, und dass Störungen eintreten, die sich vergrössern und wiederholen, je
mehr der mit der Maschine nicht Vertraute versucht, die Störungen durch
ungeeignete Eingriffe in die Maschine selbst zu beseitigen.
Daraus hat sich die Notwendigkeit eines fachkundigen Unterrichtes ergeben, aber
nicht bloss daraus, sondern auch daraus, dass viele, welche die Absicht haben,
sich berufsmässig mit Maschinenschreiben zu befassen, nicht im Besitz einer
Maschine sind. Letzterer Umstand ist der häufigere und es ist daher nicht zu
verwundern, dass bis jetzt der Schreibmaschinenunterricht seine Aufgabe für
erfüllt ansah, wenn nur der Lernende dadurch in die Lage gesetzt wird, eine
Maschine, gleichgültig welche, unter die Finger zu bekommen, mag er damit fertig
werden wie er will. Es ist daher leicht einzusehen, dass ein solcher Unterricht
wenig oder gar keinen Wert hat.
Bei näherer Erwägung ergibt sich auch die Notwendigkeit, dass der Unterricht in
einer Klasse nicht mit Maschinen verschiedener Konstruktion gegeben werden soll,
sondern durchweg nur mit einerlei Maschinen, was ausserdem aus pädagogischen
Gründen einleuchtet, und weil weder der Lehrer noch der Lernende die genaue
Kenntnis mehrerer Maschinen unter gewöhnlichen Verhältnissen sich aneignen kann,
und die Möglichkeit, dass der Schüler im praktischen Leben an eine Maschine
gesetzt wird, die er nicht gelernt hat, auch dadurch nicht ausgeschlossen ist,
wenn er beispielsweise im Unterricht mehrere Maschinen kennen lernt, da, wie
oben bemerkt, heutzutage etwa 38 verschiedene Arten von Maschinen in Gebrauch
sind.
Gelernt muss und kann gründlich nur auf einer
Maschine werden. Die gründliche Kenntnis und Fertigkeit einer Maschine befähigt
aber jeden, eine andere Maschine ebenfalls im Bedarfsfalle zu studieren und sich
auf deren Gebrauch nach kurzem Studium einzurichten und die besonderen
Eigenschaften jener Maschine beim Arbeiten in geeigneter Weise zu
berücksichtigen.
Schnellschreiben.
Die wichtigste Eigenschaft der Schreibmaschinen ist das Schnellschreiben. Es ist
dies noch viel zu wenig gewürdigt. Nächst dem Schnellschreiben ist das
Schönschreiben ins Auge zu fassen. Alles andere ist weniger wichtig.
Am schnellsten schreibt man fraglos mit denjenigen Maschinen, welche keine
Umschaltung haben, denn die Umschaltung bedingt ja, wie wir gesehen, bei allen
denjenigen Maschinen, welche einö solche haben, eine Verschiebung entweder des
Druckpunktes, d.h. des Papieres bezw. der Schreibwalze, oder aber des
Typenmechanismus, sei es nun Typenhebelkorb oder Typencylinder u.s.w., um eine
Strecke, welche mindestens 7 bis 9 mm beträgt. Zu dieser Verschiebung bedarf es
Zeit, und zwar mindestens ebensovieler Zeit, als zu einem Typenanschlag nötig
ist. Die Erfahrung lässt sogar vermuten, dass diese Zeit grösser ist als
diejenige, welche zu einem Typenanschlag nötig ist. Letztere ist verschieden, je
nachdem der Schreiber schnell oder langsam schreibt. Die Umschaltezeit lässt
sich nicht beliebig oder durch Uebung verkürzen, sie muss auch vom schnellsten
Schreiber eingehalten werden, denn, wie oben bereits ausgeführt und wie auch
schon in D. p. J. 1900 315 2 meines dortigen Aufsatzes ausgeführt, würde ein Nichtabwarten
der Umschaltebewegung sowohl vor als nach dem Anschlag des umgeschalteten
Buchstabens ein unrichtiges Eintreffen dieses oder des nächstfolgenden
Buchstabens bewirken. Auf 20 Buchstaben im Deutschen kommt immer ein grosser
Buchstabe. Da aber auch andere Zeichen als nur die grossen Buchstaben in der
Umschaltung liegen, namentlich bei solchen Maschinen mit zwei Umschaltungen, wo,
wie z.B. bei Oliver, auch die kleinen Buchstaben x
und y in der Umschaltung liegen, so vergrössert sich der Prozentsatz der
Umschaltungen gegenüber den einfachen Anschlägen. Das Mindestmass der
Schriftverzögerung infolge der Umschaltung beträgt also auf 20 Buchstaben zwei
Zeiten, welche der Umschaltung zum Opfer gebracht werden müssen, d.h. also das
Mindestmass der Schreib Verzögerung durch Umschalten beträgt 10%.
Bei Maschinen ohne Umschaltung ist das durchschnittliche Mass von Schnelligkeit
gewandter Maschinenschreiber 130 bis 140 Silben pro Minute, bei Maschinen mit
einfacher Umschaltung 100 bis 110 und bei Maschinen mit zwei Umschaltungen 80
bis 90 Silben in der Minute. Aus dem Vorangegangenen ist auch einleuchtend, dass
die prozentuale Schriftverzögerung durch Umschalten um so grösser ist, je
gewandter ein Schreiber arbeitet, während sie bei langsamem Arbeiten nicht so
sehr ins Gewicht fällt.
Was nun die Schreibgeschwindigkeit im Vergleich zur Feder anbelangt, so beträgt
die durchschnittliche Schnelligkeit eines gewandten Federschreibers ungefähr 30
Silben in der Minute, immer glatten Text vorausgesetzt und die Unterbrechungen
durch Ablesen von Konzept, Stenogramm u.s.w. abgerechnet. Da aber solche
Unterbrechungen nie ausbleiben und beim Maschinenschreiber, der in gleicher Zeit
eine grössere Menge Stoff bewältigt, begreiflicherweise nicht bloss an sich
häufiger in gleicher Zeit sind, sondern prozentual noch grösser sind, so ist die
Folge die, dass ein Maschinenschreiber, welcher effektiv zweimal soschnell
schreibt als ein Federschreiber, d.h. 60 Silben in der Minute, in seiner
Gesamtleistung nicht das Doppelte des Handschreibers erledigen kann. Um also die
wünschenswerte Doppelleistung mit der Maschine gegenüber dem Handschreiber zu
erhalten, muss der Maschinenschreiber effektiv mindestens dreimal so schnell
arbeiten können als der Handschreiber, d.h. mindestens 90 Silben in der Minute.
Dies ist, wie wir gesehen, die Höchstleistung einer Anzahl von
Umschaltemaschinen. Es hat also gewiss seine Berechtigung, wenn auf die
Möglichkeit, eine effektiv höhere Geschwindigkeit zu erreichen, Wert gelegt
wird, da begreiflicherweise auch in denjenigen Fällen, wo eine Mehrleistung als
effektiv 90 Silben nicht verlangt wird, die Erreichung des Verlangten jedenfalls
viel leichter und mit weniger Anstrengung erreicht wird als dann, wenn das
Verlangte durchweg immer die Höchstleistung bildet.
Wenn aber ohne Anstrengung das Doppelte der Feder geleistet wird, dann ist der
Wert der Schreibmaschine so sehr in die Augen springend, dass es gewiss
verwunderlich ist, dass nicht jedermann, welcher mit der Feder zu arbeiten hat,
die kleine Mühe des Erlernens auf sich nimmt, um sich späterhin das
Vieltausendfache an Zeit und Arbeit zu sparen von dem, was er auf das Erlernen
verwendet.
Es möge daher bei dieser Gelegenheit die Erlernung des Maschinenschreibens
jedermann angelegentlichst empfohlen sein, ob Prinzipal oder Angestellter, Chef
oder Unterbeamter, schon aus dem Grunde, weil der sachverständige Vorsteher
eines Bureaus die Arbeiten seiner Untergebenen viel richtiger zu bewerten
versteht, wenn er selbst ihre Thätigkeit nach seiner eigenen Erfahrung
beurteilen und auch den Wert der zu verwendenden Instrumente demgemäss richtiger
bemessen kann als derjenige, welcher entweder auf die Empfehlung interessierter
oder untergeordneter Personen angewiesen ist, wenn es sich um die Wahl der
Maschinen oder des Arbeitspersonals handelt.
Psychologisches.
Auch die seelische Thätigkeit beim Maschinenschreiber im allgemeinen sowohl, als
nach der Art, wie sie durch die Eigentümlichkeiten des Baues und der
Beschaffenheit der von ihm verwendeten Maschine beeinflusst wird, bildet einen
nicht unwesentlichen Punkt für die Beachtung bei einer kritischen Behandlung der
Schreibmaschinen.
Zunächst muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Vorgang beim
Maschinenschreiben, nicht nur äusserlich betrachtet, sondern auch geistig, ein
vom Federschreiben gänzlich verschiedener ist. Der Uebergang von der alten Art
des Schreibens zur Maschinenschreiberei bringt daher ausser der Einlernung des
Griffbrettes und der Art der Handhabung der Maschine verschiedene
Schwierigkeiten mit sich, die auf rein geistigem Gebiete liegen. Diese zu
überwinden, bedarf naturgemäss längerer Zeit als diejenigen, welche sich aus der
rein mechanischen Behandlung der Maschine ergeben, ja sie werden in vielen
Fällen erst nach langer Zeit, manchmal gar nicht überwunden.
Ein solcher Maschinenschreiber wird immer sklavisch an den Tasten hängen bleiben,
er fühlt sich stets gezwungen, beim Anschlag jeder Taste gewissermassen zu
prüfen, ob er auch wirklich die richtige Taste gegriffen hat, er wird sich
veranlasst fühlen, jeden Augenblick nachzusehen, ob alles richtig ist, was er
geschrieben hat, und empfindet es als eine Wohlthat, wenn er das Geschriebene
sehen kann, weshalb auch sehr viele diejenigen Maschinen mit sichtbarer Schrift
trotz der augenscheinlichsten mechanischen Mängel vorziehenDie Zahl der mangelhaft ausgebildeten
Maschinenschreiber ist jetzt noch verhältnismässig gross und es mag sich
daraus erklären, dass sichtbar schreibende Maschinen noch Anklang finden
und gebaut werden..
Allein jedermann wird auch einsehen, dass eine solche Arbeit kaum eine
Erleichterung ist und dass offenbar der gute und richtige Maschinenschreiber
ganz anders arbeiten muss, um mit der Maschine ebenso frei und vom mechanischen
Geschäft des Schreibens unabhängig, wie der gewandte Federschreiber, sich bei
der Arbeit rein seiner geistigen Thätigkeit widmen zu können.
Man wird einwenden, dies sei die Folge langer Gewohnheit und Uebung. Meist
wird das Maschinenschreiben in dieser Vollkommenheit für schwieriger gehalten
als das Federschreiben, dabei aber wird ganz vergessen, dass es schon in den
ersten Jahren des Bestehens der Schreibmaschinen solche fertige Schreiber
gegeben hat und dass seit einem Jahrzehnt die Zahl der fertigen
Maschinenschreiber schon nach Millionen zählt, die sich alle in einer Zeit zu
solchen herangebildet haben, die ein verschwindendes Minimum gegenüber
derjenigen Zeit ist, die ein normaler Mensch dazu braucht, um eine sogen,
ausgeschriebene Handschrift zu besitzen.
Die Sache muss also doch nicht so schwierig sein, als sie vielfach angesehen
wird, und sie ist es auch in der That nicht, wenn es nur richtig angegriffen
wird.
Das erste ist, sich klar zu werden, dass mit jedem Fingerdruck auf eine Taste ein
vollständiger Buchstabe auf dem Papier erscheint, für dessen richtige und
formgerechte Ausführung der Schreiber nicht zu sorgen braucht. Ausser dem
Fingerdruck besorgt alles die Maschine, auch die Aneinanderreihung der
Buchstaben zum Wort besorgt selbstthätig die Maschine. Die Einhaltung der
geraden Zeile, die Abstände der Linien, alles wird selbstthätig besorgt. In
diesem Laisser faire liegt eines der wesentlichsten Momente, wodurch sich das
Maschinenschreiben vom Handschreiben unterscheidet. Dieses Tasten der richtigen
Buchstaben nacheinander, ohne Sorge um das, was auf dem Papier entsteht, dieses
Sichlostrennen von allem demjenigen, was das Federschreiben erfordert, darin
liegt eines der wichtigsten Erfordernisse beim Erlernen des Maschinenschreibens.
Dies kann aber nur dadurch gewonnen werden, dass man bei den ersten Versuchen
oder Uebungen im Maschinenschreiben dafür sorgt, dass diese Sorge um das, was
auf dem Papier steht, gänzlich ausschaltet, und seine Aufmerksamkeit nur und
ausschliesslich auf das richtige Tasten richtet so lange, bis diese letztere
Thätigkeit ebenso geläufig ist, dass auch hierauf keine Sorgfalt mehr verwendet
werden muss, dass kein Besinnen mehr notwendig ist, wo diese oder jene Taste
liegt. Will man aber die Sorge um den Inhalt und die Form des Geschriebenen
gänzlich unbeachtet lassen, so kann dies nur dadurch geschehen, dass man ein
beliebiges, am besten ein kurzes Wort vornimmt und dasselbe so lange tastet, bis
dieses Tasten gänzlich ohne jedes Besinnen vor sich geht, rein mechanisch,
reflexartig.
Und damit kommen wir dem geistigen Vorgang näher, welcher sich dabei
vollzieht.
Wer diese Uebung macht, wird bewusst oder unbewusst nicht mehr das geschriebene
Wort in erster Linie vor seinem Bewusstsein haben, sondern es bildet sich immer
mehr eine neue Vorstellung aus, nämlich eine Vorstellung von Raum und Zeit, das
geschriebene Wort verwandelt sich gewissermassen in eine geometrische Figur,
deren Ecken durch die Tasten des Griffbrettes dargestellt sind, und diese Figur
beschreibt er mit den auf den Tasten spielenden Fingern. So oft dasselbe Wort
wiederkehrt, bildet sich sofort wieder diese Vorstellung und vereinigt sich auf
diese Weise zu einer gemischten Vorstellung, von welcher das Wort und dessen
geistige Vorstellung nur den Anreiz gibt für die Finger, das angewohnte mit
diesem Wort verbundene Bild in richtiger Folge auf den Tasten zu erzeugen. Durch
Einübung verschiedener Worte auf diese Weise mehrt und vervollständigt sich die
Zahl dieser Wortvorstellungen auf den Tasten, und hat man erst so viele einzelne
Worte geübt und die Vorstellungen sich eingeprägt, so reihen sich die folgenden
Formen immer leichter und leichter an, bis sich zuletzt das ganze Schreiben in
lauter derartige Gebilde auflöst, deren Ausführung die Finger ebenso unbewusst
folgen, wie sie mit der Feder dem der Vorstellung des Schreibers vorschwebenden
Bild des geschriebenen Wortes auf dem Papier folgen, ohne dass er sich auf die
einzelnen Buchstabenzeichen besinnen muss, aus welchen die Worte bestehen.
Nach dem Vorstehenden ist daher auch, ganz klar, dass ein geübter
Maschinenschreiber auch nicht mehr die Schriftzeichen auf den Tasten beachtet,
sondern nur noch deren Lage. Auf einer Maschine mit lauter schwarzen Tasten ohne
jede Bezeichnung wird er daher ebensogutund -richtig schreiben können als
auf den mit Buchstaben bezeichneten Tasten oder z.B. im Dunkeln oder blind.
Noch weniger aber, als er notwendig hat, die Zeichen auf den Tasten zu sehen, hat
er nötig, zu sehen, was auf dem Papier steht, es sei denn, um einmal
nachzusehen, wenn er unterbrochen wurde, wo er stehen geblieben ist, oder wenn
ihm die Gedanken ausgegangen sind. Wird er aber nicht unterbrochen, so kann er,
ohne die Tasten oder das Geschriebene anzusehen, ganze Seiten lang
weiterschreiben, geistig nur mit dem Inhalt seiner dargestellten Gedanken
beschäftigt, indem die Finger die mit den gedachten Worten innig verbundenen
Vorstellungen der Gebilde auf dem Griffbrett verfolgen und ausführen.
Eine Maschine mit sichtbarer Schrift ist daher keineswegs notwendig, im
Gegenteil, sie hindert nur an der frühzeitigen Entwöhnung von den Fesseln und
den Eigenarten der altgewohnten Federschreiberei.
Je früher aber der Maschinenschreiber von diesen Gewohnheiten des Federschreibens
sich losmacht, um so rascher erlangt er die erforderliche Fertigkeit im
Maschinenschreiben.
Eine weitere Schlussfolgerung ergibt sich aus der vorstehenden Betrachtung über
die geistige Seite des Maschinenschreibens: Der Maschinenschreiber soll
möglichst wenig durch Nebenverrichtungen gestört und im Schreiben unterbrochen
werden, wie z.B. die Sorge um die Bandführung, Umstellen desselben u.s.w.
Maschinen ohne Band sind daher auch mit Rücksicht auf das Erlangen grösserer
Fertigkeit vorteilhafter. Natürlich gehört hierher auch wieder das Umschalten,
das ebenfalls eine wenn auch geringe, aber um so häufiger wiederkehrende
Unterbrechung des glatten Schreibens ist. Maschinen ohne Umschalten lassen den
Schreiber schneller zu voller Schnelligkeit gelangen.
Dann alle die Störungen und Rücksichten, welche den Maschinenschreiber aufhalten,
wenn seine Maschine ausgelaufen ist. Er muss sich dabei nicht selten stets in
acht nehmen, gewisse Tasten nicht zu schnell in Verbindung mit anderen
anzuschlagen, um nicht Kollisionen zu bekommen, die Einstellungen passen nicht
mehr genau u.s.w., kurz eine solche ausgelaufene Maschine bringt so viele
Unannehmlichkeiten, dass das Schreiben ausserordentlich erschwert wird.
Daher ist es von grösstem Werte, darauf zu sehen, solche Maschinen zu bekommen,
welche korrekt gebaut sind und möglichst lange in gutem, gebrauchsfähigen
Zustande erhalten werden können.
Zehnfingerschreiben.
Eine Art Sport unter den Maschinenschreibern ist das sogen. Zehnfingerschreiben.
Die beiden Daumen sollen die Spatiumtaste greifen und mit allen anderen Fingern
sollen die Buchstabentasten gegriffen werden. Man glaubt damit den höchsten Grad
von Gewandtheit erzielen zu können. Allein es wird gewiss von niemanden
bestritten werden können, dass z.B. die kleinen Finger sich wenig eignen
namentlich für Arbeiten, bei welchen ein etwas stärkerer Tastenanschlag
erforderlich ist. Der Goldfinger ist auch wenig geübt und wird daher seltener
gebraucht, während die beiden Zeigefinger und Mittelfinger beim
Maschinenschreiben stets am meisten verwendet werden. Es ist daher kaum
einzusehen, weshalb gerade die Verwendung von kleinem und Mittelfinger, die an
sich wenig geeignet sind, besonders lohnend sein soll, namentlich wenn man
bedenkt, dass bei der Schreibmaschine zu gleicher Zeit (mit Ausnahme der
Umschaltemaschinen) doch immer nur ein Finger in Thätigkeit ist. Etwas anderes
ist es beim Klavierspiel, wo mehrere Finger jeder Hand gleichzeitig anschlagen
müssen und grosse Läufe auf einem langgestreckten Griffbrett ausgeführt werden
müssen. Hier sind die kleinen Finger allerdings unentbehrlich. Das
Zehnfingerschreiben wird daher schwerlich jemals ernst genommen werden
können.
Gesundheit, Haltung beim Schreiben.
Zu den schlimmsten Folgen von vielem Federschreiben gehören ausser dem
Schreibkrampf, welcher seinen Grund in der einseitigen Ueberanstrengung
einzelner Muskelgruppen der beiden die Feder haltenden Finger hat, alle
diejenigen Krankheitserscheinungen, welche von der gebückten Haltung des
Oberkörpers und dadurch von der beständigen Zusammenpressung der Lungen und des
Magens u.s.w. herrühren. Auch die Augen werden durch das beständige Hinsehen auf
die weisse Papierfläche meist sehr stark angestrengt und frühzeitig
geschwächt.
Alle diese üblen Folgen kann das Maschinenschreiben, auch wenn es noch so streng
betrieben wird, verhüten. Aber auch hier muss Rücksicht auf den Bau der
betreffenden Maschinen genommen werden.
Frühzeitige Gewöhnung an das Nichthinsehen, das Schreiben ohne Rücksicht auf das,
was auf dem Papier steht, gestatten beim Maschinenschreiben den Oberkörper stets
vollkommen aufrecht zu halten.
Aber auch beim Hinsehen aufs Papier ist es nicht notwendig, den Körper vornüber
zu beugen, wenn die Schrift beim Aufstellen des Schlittens recht deutlich offen
und übersichtlich gesehen werden kann.
Steht aber die Schrift irgendwie versteckt, schwer zugänglich oder an solcher
Stelle, dass der Körper vorgebeugt werden muss, so ist eine solche Maschine
natürlich vom gesundheitlichen Standpunkte aus weniger zu empfehlen.
Die strenge Befolgung aller der über das Erlernen gegebenen Regeln und Ratschläge
ist zugleich auch das beste Mittel, alle Vorteile, welche die Schreibmaschine
mit Rücksicht auf die Erhaltung der Gesundheit gegenüber dem Federschreiben
bietet, in vollem Masse auszunutzen.
Es haben ängstliche Leute auch schon vermutet, das Maschinenschreiben sei an sich
der Gesundheit nicht zuträglich wegen der fortwährenden Achtsamkeit, die man auf
das richtige Tasten richten müsse, und wegen der Tausende von raschen und mit
einer gewissen Erschütterung ausgeführten Fingerbewegungen, auch das Suchen nach
den Tasten und die gleichzeitige geistige Anstrengung müsse nervös machen.
Dies ist aber glücklicherweise nur dann richtig, wenn das Maschinenschreiben
nicht richtig gemacht wird, und wenn ungeeignete Maschinen verwendet werden.
Wenn das Maschinenschreiben aber richtig erlernt wird und möglichst vollkommene
Maschinen verwendet werden, dann zeigt sich gerade das Gegenteil von den
befürchteten Uebeln. Was die fortwährende Beachtung des richtigen Tastens neben
der geistigen Thätigkeit betrifft, so ist das Nötige schon oben bemerkt. Das
Aufsuchen der Tasten scheidet bekanntlich nach richtigem Erlernen vollständig
aus, die vielen Fingerbewegungen sind nicht nur nicht schädlich, sondern wegen
der Verteilung der beim Schreiben in die Finger verlegten Nerventhätigkeit auf
eine Reihe von Fingern so ausgeglichen, dass kein einzelner Finger oder einzelne
Muskelgruppe überanstrengt ist, die Anspannung jedes Fingers wird auch immer
wieder ausgelöst, weil die einzelnen Finger in ihrer Thätigkeit sich beständig
ablösen.
Würde aber jemand nur mit einem einzigen Finger angestrengt schreiben wollen oder
niemals Uebungen machen, so dass er immer nach den Tasten suchen muss, und dazu
ein ungenügendes, unvollkommenes Instrument nehmen, ausserdem nach jedem Wort
wieder aufs Papier sehen, dann könnte es freilich der Fall sein, dass er sich
übermässig anstrengt und seiner Gesundheit schadet.
Solche offenbare Ungeschicklichkeiten Einzelner können aber natürlich nie
verallgemeinert und gegen die Schreibmaschine angewendet werden.
Vervielfältigung.
a) Mittels
Durchschlag.
Diese Vervielfältigungsart bildet neben dem Schnellschreiben und der
Schönheit der Schrift eine derjenigen Eigenschaften, durch welche sich die
Schreibmaschine als praktisches Bureauhilfsmittel eingeführt hat.
Bekanntlich erhält man durch Einlegen von färbenden Blättern zwischen weisse
Blätter infolge des scharfen Druckes harter Stahllettern einen Durchdruck
auf den mit Farbblättern (sogen. Karbonpapieren) durchschossenen Einlagen,
welcher natürlich um so schärfer ist, je dünner dieweissen sowohl als
die färbenden Blätter sind. Denn die Durchschlagskraft hat ihre natürliche
Grenze nicht allein in der Kraft, welche beim Schreiben ausgeübt wird, d.h.
in der Kraft, mit welcher die Lettern aufs Papier schlagen, sondern
namentlich in der Beschaffenheit des Materials, sowohl des Materials der
Lettern als demjenigen des Papiers. Die Lettern werden daher meist aus Stahl
gemacht. Die Unterlage unter der Papiereinlage muss widerstandsfähig sein,
daher sind die Schreib walzen meist aus ziemlich hart vulkanisiertem
Kautschuk und das Papier, welches die Durchschläge durch möglichst viele
Einlagen hindurch fortpflanzen soll, muss möglichst wenig widerstandsfähig
sein. Also dünn, weich, geschmeidig. Dickes und hartes Papier eignet sich
wenig für Durchschläge. Mit dem dünnsten (sogen. Zwiebelhautpapier) und
einem auf beiden Seiten färbenden Karbonpapier hat man es schon bis auf 30
Durchschläge gebracht. Dieses ganz dünne Papier muss aber wegen seiner
Feinheit zum Gebrauch, nachdem es beschrieben ist, erst auf ein stärkeres
Papier aufgezogen (cachiert) werden.
Solche Papiere, welche im Verkehr noch brauchbar sind, wie die dünnen
überseeischen Postpapiere, geben 12 bis 15 Kopien mit Durchschlag,
gewöhnliche leichte Schreibpapiere 6 bis 8, stärkere 3 bis 4 gute
Kopien.
Die Zahl der Durchdrücke hat ihre Grenze nicht allein in der Kraft des
Anschlags und der Fortpflanzungsfähigkeit des deutlichen Druckes, sondern
auch in der Widerstandsfähigkeit des Papieres gegen Zerstörung. Denn es ist
einleuchtend: Je weicher das Papier und je schärfer die Stahllettern, desto
leichter wird das Papier aber auch durchbohrt von den scharfen Lettern.
Man kann daher die obigen Zahlen niemals mehr übertreffen, Fortschritte in
dieser Richtung über das bereits Erreichte sind nicht denkbar.
Voraussetzung für beste Durchdrücke ist der scharfe, möglichst senkrechte
Druck der Lettern auf widerstandsfähiger Unterlage. Die besten Durchdrücke
liefern daher die Typenhebelmaschinen mit senkrechtem Typenaufschlag ohne
Band.
b) Mittels
Mimeograph.
Das von Edison erfundene Verfahren, durch
perforierte Papiere hindurch Schriftzüge auf darunterliegende Blätter
durchzupausen, indem man über die Schablone Druckfarbe walzt, welche durch
die Poren auf das darunterliegende Blatt durchdringt, ist auch auf die
Schreibmaschine angewendet worden. Mit Wachs getränkte dünne japanische
Papiere werden mit der Schreibmaschine beschrieben. Unter das Wachspapier
wird dabei aber ein Blatt Seidengewebe gelegt, in dessen feine Maschen sich
das durch den Stempeleindruck verdrängte Wachs des Wachspapiers einpresst,
so dass beim Entfernen des geschriebenen Wachspapiers von dem unten
liegenden Seidenstoff das Wachs im Seidenstoff hängen bleibt, während das
Wachspapier die eingepressten Schriftstellen von Wachs frei lässt.
Mit einem so beschriebenen Wachspapier (Stenzil) lassen sich eine grosse
Anzahl von Exemplaren der Schrift auf die beschriebene Weise durchpausen.
Das Wachspapier wird dazu in einen Rahmen glatt gespannt. Der ganze Apparat
heisst Mimeograph, auch Duplikator.
Das beschriebene Verfahren erfordert wiederum scharfen Druck. Die Farbbänder
von Farbbandmaschinen müssen dabei entfernt werden, damit nur die blanken
Lettern auf das Wachspapier einschlagen. Also auch hier ist das erste
Erfordernis ein präziser, scharfer Schlag von harten Lettern.
Wegen der Umständlichkeit des jeweiligen Entfernens des Bandes sind hierfür
Maschinen ohne Band vorzuziehen, auch deswegen, weil die Schrift von
Bandmaschinen nach Entfernung des Bandes farblos ist und nur bei ganz guter
Beleuchtung als schwache Eindrücke auf der Oberfläche des Wachspapiers
sichtbar ist, während das Farbkissen bei bandlosen Maschinen nicht entfernt
zu werden braucht, und die Schrift mit der gewöhnlichen Farbe erscheinen
lässt.
c) Mittels
Hektograph.
Das Verfahren mit Gelatineplatten, Hektographen oder Hektographblättern,
Schapirograph u.s.w. ist bekannt. Es setzt voraus, dass die Schriftfarbe in
genügender Menge in die Masse der Gelatineplatte eindringt, um von da abgezogen zu
werden und eine Anzahl von Abdrücken zu liefern.
Hierzu eignen sich satt gefärbte Bänder am besten und solche Maschinen, bei
welchen das Band ohne Umständlichkeit aus der Maschine entfernt und durch
ein anderes ausgewechselt werden kann.
Als besonders zweckmässig hat sich hierfür die früher erwähnte
Bandvorrichtung für die Yost-Maschine erwiesen.
d) Mittels
Steindruck.
Diese Vervielfältigung setzt eine Schrift voraus, deren Farbe Fettstoffe in
genügender Konsistenz enthält.
Hierfür werden besondere Farbbänder gefertigt, die ebenfalls womöglich leicht
ausgewechselt werden müssen. Fettstempelfarben können von
Farbkissenmaschinen direkt verwendet werden und haben den Vorteil, dass die
Schrift, die beim autographischen Verfahren ohnehin leicht dick und breit
wird, schärfer erscheint.
Fetthaltende Karbonpapiere liefern ebenfalls Abdrücke, die auf Stein
übergezogen werden können.
Geräusch beim Schreiben.
Eine geräuschlos arbeitende Schreibmaschine ist bis jetzt noch nicht erfunden
worden. Dieses Problem zu lösen wird auch schwerlich jemals gelingen. Dass das
Geräusch beim Schreiben nicht gerade zu den Annehmlichkeiten des
Maschinenschreibens gehört, muss zugegeben werden, allein hier müssen doch
gewisse Unterscheidungen gemacht werden, auch darf das Urteil so nervöser
Personen, welche auch schon das Kratzen der Feder auf dem Papier stört, nicht
als massgebend bezeichnet werden. Selbstverständlich müssen die Stempel hart
sein, abdrücken müssen sie auch, die Unterlage muss, wie wir sahen, immer
genügende Widerstandsfähigkeit besitzen, ein Geräusch lässt sich also nicht
vermeiden, allein es lässt sich beim gewöhnlichen Schreiben sehr vermindern.
Schreibt man nur ausgezeichnet ein Exemplar, also
ohne Durchdruck und namentlich mit Maschinen ohne Band, so genügt die leichteste
Berührung des gefärbten Stempels, um einen Abdruck aufs Papier zu bringen. Die
Unterlage kann in diesem Falle eine weiche sein, etwa ein Löschblatt, die
Maschine kann auf Filzunterlagen gestellt werden, welche den Schall nicht
fortpflanzen, die Spannungen der beweglichen Teile der Maschine können, falls an
der Maschine die nötigen Justiervorrichtungen vorhanden sind, auf ein Minimum
gestellt werden. Auf diese Weise wird das Geräusch derartig abgedämpft, dass von
einer Störung wohl kaum mehr gesprochen werden kann, welche durch das Geräusch
der Maschine veranlasst wird. Sollen aber Durchdrücke gemacht werden, so müssen
die harten Stempel auf möglichst harter Unterlage möglichst kräftig aufschlagen
und da lässt sich das Geräusch nicht vermeiden.
Mit diesem Geräusch ist es aber wie mit jedem anderen gewohnheitsmässig gehörten
Geräusch, es wird gänzlich vergessen, überhört, nicht mehr beachtet, wie sich
jedermann überzeugt, der in der Nähe eines maschinellen Betriebes
gewohnheitsmässig zu arbeiten hat, auch ist eine eigentümliche Wahrnehmung die,
dass das Geräusch mehrerer Schreibmaschinen, welche zugleich im Betrieb sind,
weniger störend ist als das Geräusch nur einer einzigen Maschine.
In einem grossen Saal des Allgemeinen Deutschen
Versicherungsvereins in Stuttgart stehen z.B. 34 Yost-Maschinen im
Betriebe. Diese werden fast alle gleichzeitig zur Herstellung von Durchdrücken
verwendet, das Geräusch ist nicht unbedeutend, aber es ist ein gleichmässiges
andauerndes Geräusch, bei dem die einzelnen Anschläge kaum zu unterscheiden
sind, und die Erfahrung ist die, dass keine der 34 Damen, welche mit den
Maschinen arbeiten, durch das allgemeine Geräusch irgendwie störend beeinflusst
wird.
Es ist alles nur Gewohnheit und auch da, wo nur eine oder wenige Maschinen im
Betriebe sind, haben sich die anwesenden Personen in kurzer Zeit an das Ticken
der Schreibmaschine gewöhnt und werden nicht gestört.
Einen Vorteil hat das Geräusch aber doch. Der Chef eines Bureaus braucht über den
Fleiss seines Maschinenschreibers keinerlei andere Kontrolle als eben dieses
Geräusch, auch kann er nach der Schnelligkeit der einzelnenTypenanschläge
genügende Schlüsse über die Emsigkeit ziehen, mit welcher der Maschinenschreiber
seiner Arbeit obliegt.
Sparsamkeit des Betriebes.
Das Teuerste ist immer das Billigste. Dieser bekannte, scheinbar paradoxe Satz
gilt insbesondere bei den Schreibmaschinen und da, wo es sich um die Einrichtung
eines dauernden und zweckmässigen Betriebes handelt.
Billige Schreibmaschinen sind immer unvollkommene und vielfach ausserdem
mangelhaft ausgeführte Apparate, welche früh auslaufen, schlechte Arbeit liefern
und, anstatt die Arbeit zu fördern, dieselbe hemmen. Vor allem also wird es
rätlich sein, die denkbar solidesten Maschinen einzustellen. Die Beurteilung der
vorgelegten Maschinen wird nach dem vorstehenden nicht schwer sein. Im
nachfolgenden werden die Maschinen nach dem Alphabet aufgeführt mit ihren
bezeichnendsten Merkmalen unter Hinweis auf das im allgemeinen Teil über die
Konstruktion Gesagte.
Ausser der eigenen Kritik auf Grund der Untersuchung der Konstruktion ist die
Beachtung der Empfehlungen, die einem Fabrikat zu Gebote stehen, nicht
unwesentlich, nur ist vom Standpunkt der Oekonomie aus ja zu beachten, aus
welcher Zeit die Urteile über eine Maschine stammen, ob aus der ersten Zeit des
Betriebes oder nach längerem befriedigenden Betriebe oder aus einer sehr langen
Betriebszeit. Je höher die Ziffer der Betriebsjahre ist, während welcher die
Maschine befriedigend gearbeitet hat oder noch arbeitet, desto wertvoller ist
das Zeugnis oder Urteil. Aus den ersten Betriebsjahren sind immer nur gute
Zeugnisse vorhanden, schlechte werden nicht vorgelegt, wenn aber eine fünf- und
mehrjährige Betriebszeit einen unbefangenen Urteiler zu einer lobenden
Aeusserung veranlasst, so gehört die betreffende Maschine schon zu den
empfehlenswerten, denn die meisten Schreibmaschinen sind nach drei-, vier-,
fünfjährigem Betriebe schon stark ausgelaufen und nur wenige Fabrikate halten
eine längere Dauer bei befriedigender Leistung aus. Zehn- und zwölfjährige
Leistungsdauer bei guter Arbeit ist das Beste, was bisher erreicht wurde.
Wenn nun der Preis einer Maschine zwischen 400 und 500 M. beträgt, so handelt es
sich darum, festzustellen, wie hoch sich die jährliche Abnutzung berechnet.
Diese darf nicht dadurch erhoben werden, dass einfach mit der Zahl der
Betriebsjahre in die Ziffer der Anschaffungskosten dividiert wird, denn der
Wert, welchen die ausgelaufene Maschine immer noch darstellt, wenn sie durch
eine neue ersetzt wird, muss zuvor von dem Anschaffungspreis abgezogen werden.
Wird also eine Maschine nach 3 Jahren gegen eine neue ausgewechselt und die alte
Maschine, die neu 450 M. gekostet hat, etwa zu 150 M. vom Verkäufer in Zahlung
genommen, so beträgt die Abnutzung für 3 Jahre 300 M., der Aufwand für 1 Jahr
also nur 100 M. Diese Ziffer ist bei der grössten Mehrzahl der Maschinen die
erfahrungsmässige.
Tritt ein früherer Verschleiss ein, so dass eine Auswechselung früher stattfinden
muss, und wird die gebrauchte Maschine eventuell auch nicht mehr so bewertet,
dass ein jährlicher Aufwand von 100 M. eintritt, dann ist von einer solchen
Maschine entschieden abzuraten.
Umgekehrt natürlich steigt die Maschine an Betriebswert, wenn die Leistungsdauer
bis zur notwendigen Auswechselung höher als 3 Jahre ist und der Rückkaufspreis
gleich hoch bleibt. Das Maximum, was hier erreicht wird, ist das, dass nach
einer 6jährigen Betriebsdauer die gebrauchte Maschine mit einer Aufzahlung von ⅓
des Ankaufspreises durch eine neue ersetzt wird. In diesem Falle ist der
jährliche Abnutzungsaufwand nur 50 M.
Je nach den auf die bezeichnete Weise gefundenen Werten unter gleichzeitiger
Beachtung der Beschaffenheit der Leistungen bezw. der Erzeugnisse der Maschine
ist die ökonomische Seite einer Maschine zu bewerten.
Ausser den Kosten für Abnutzung sind aber auch noch die Kosten für Verbrauchs-
und Ergänzungsteile ins Auge zu fassen. Diese können unter Umständen ebenso hoch
oder noch höher sein als die Kosten der Abnutzung der Maschine selbst.
Hier ist nun etwa die Summe von 25 bis 30 M. pro Jahr die
erfahrungsmässig beste Ziffer. Wenn der Verbrauch der Utensilien, Farbe, Oel,
Ergänzungsteile einschliesslich der Arbeit des Mechanikers diesen Betrag nicht
überschreitet, so ist der Aufwand normal.
Es ist deswegen nicht unzweckmässig, sich diesen Aufwand garantieren zu
lassen.
Ebenso zweckmässig ist es, sich die Abnutzung der Maschine nach obiger
Aufstellung garantieren zu lassen, also etwa so, dass die Maschine nach so und
so vielen Jahren mit der und der Aufzahlung durch eine neue ersetzt wird. Auf
diese Weise kann der Schreibmaschinenbetrieb wie jeder andere Betrieb kalkuliert
und entsprechend eingerichtet werden.
Das letzte Moment zur Berechnung der Betriebskosten ist der Gehaltsaufwand für
das Personal. Hier treten natürlich Schwankungen ein, je nach der sonstigen
Ausbildung des für gewisse Arbeiten verwendeten Personals. Gewöhnlich wird in
Verbindung mit der Schreibmaschine Stenographie verlangt. Die Arbeiten werden
diktiert, stenographisch aufgenommen und auf der Maschine abgeschrieben und
eventuell vervielfältigt. Auch wird in gewissen Fällen der Phonograph
zweckmässig dabei angewendet.In anderen Fällen wird nur abgeschrieben, so
dass eine weitere Befähigung als eine gute Handhabung und Schreibfertigkeit auf
der Maschine nicht notwendig ist. Hier richtet es sich dann nach der
nachgewiesenen Minutenleistung bei korrekter, fehlerloser Arbeit. Häufig, ja in
der Mehrzahl der Fälle wird die Schreibarbeit mit der Schreibmaschine durch
weibliches Personal besorgt. Auch das ändert die Sätze.
Es lässt sich daher nur eine untere und eine obere Grenze der Kosten angeben,
welche für das Schreibmaschinenpersonal angelegt werden muss, und diese Grenzen
sind von 50 bis 60 M. pro Monat bis zu 120 bis 150 M. pro Monat. Der Ausgleich
findet in der Menge und Güte der Arbeitsleistung statt. Das Mittel von etwa 80
bis 90 M. wird hier das Richtigste sein, so dass der sparsamste Betrieb einer
Schreibmaschine auf ungefähr 1000 bis 1100 M. pro Jahr berechnet werden kann.
Dafür wird aber mindestens das Doppelte geleistet von dem, was eine noch so
gewandte Arbeitskraft mit der Feder leistet. Die ökonomischen Vorteile der
Schreibmaschine sind also unter allen Umständen ausser Zweifel stehend.
(Schluss folgt.)