Titel: | Neuerungen an Trambahngeleisen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 463 |
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Neuerungen an Trambahngeleisen.
Neuerungen an Trambahngeleisen.
Französische Fachblätter sprechen viel und günstig von den Leon Francq'schen Rillenschienen für Trambahngeleise.
Es sind dies, wie die Fig. 1 bis 3 ersehen lassen, Zwillingsschienen, d.h. sie bestehen
aus zwei parallel nebeneinander gelegten 10 m langen Gegenschienen P und Q, die in Abständen
von 2 zu 2 m durch Flacheisen F (Fig. 1), welche rechts wie links, nach vorn und
rückwärts, zusammengenommen also mit vier aus Winkelblechen w hergestellten Flanschen versehen sind, sowohl untereinander als mit dem
zweiten Schienenstrang des Geleises in steiferVerbindung stehen. Die Verbindung
zwischen jedem Schienenstrang PQ und den beiden Winkeln
w geschieht mittels vier Schraubenbolzen b und einer gewalzten, 360 mm langen Zwischenlasche Z. Je nach Belieben und Bedürfnis kann der
Schienenstoss gleich mit einer der Querverbindungen des Geleises zusammengelegt oder
getrennt für sich ausgeführt werden. Francq selber
zieht es vor, sowohl aus wirtschaftlichen Gründen als um die Schwächung der
Schienenstege durch weitere 4 oder 6 Bolzenlöcher zu ersparen, den Schienenstoss
regelmässig mit dem mittleren Querverband zusammenzulegen, und zwar derart, dass
ersterer abwechselnd nur für P oder für Q durchgeführt wird, demgemäss sich die Stösse im
Geleise gleichsam wie die Sprossen einer Leiter verteilen. Aeussere Seitenlaschen
sind bei den Schienenstössen ebensowenig benutzt, wie bei den sonstigen Anschlüssen
der Querverbände. Alles, was zum Schütze gegen Schraubenlockerung vorgesehen ist,
besteht in den Ringplättchen aus weichem Eisen, welche unter den Schraubenmuttern
der Verbindungsbolzen b eingelegt werden, die natürlich
stets auf der Aussenseite der Schienenstränge ihren Platz erhalten. Das Profil der
beiden Schienenstranghälften P und Q ist so gewählt, dass ihre halbbreitfüssigen
Unterteile – in der Geraden wenigstens, sowie in flachen Bögen – dicht aneinander
schliessen und zusammen ein ganz ansehnliches Auflager bilden, mit dem sie sowohl
auf Quer- oder Längsschwellen, als auch unmittelbar auf guten Strassenuntergrund
oder auf Untermörtelungen verlegt werden können.
Textabbildung Bd. 316, S. 464
Fig. 1.
An der Oberkante sind die beiden Teilschienen P und Q in gleicher Höhe wagerecht abgegrenzt; zugleich ist
die innere Schiene P bei c
hakenförmig gekrümmt, was es mit sich bringt, dass der oberen Oeffnung der Rille des
Schienenstranges die allergeringste Weite gegeben werden kann. Vermöge dieser beiden
zuletzt angeführten Anordnungen ist den Strassenfuhrwerken das Ueberqueren des
Tramwaygeleises wesentlich erleichtert und bis zu einem sehr spitzen Kreuzungswinkel
anstandslos ermöglicht. Wo, wie etwa in schärferen Krümmungen der Bahnlinie, die
Rille eine Erbreiterung erhalten muss, sind deshalb doch keine besonderen Schienen
erforderlich, sondern die gewünschte Erweiterung wird lediglich mit Hilfe der
Innenlaschen Z bewirkt, welche zu diesem Zwecke in
mehreren verschiedenen Stärken bezw. Querschnittabmessungen angefertigt werden. Die
Laschen Z haben nämlich an ihren beiden Hauptflächen
der ganzen Länge nach, rechts wie links, symmetrisch drei rippenförmige
Verstärkungen angewalzt, deren Dicke für die Hauptsorte so bemessen ist, dass die
Füsse von P und Q, wie
bereits weiter oben erwähnt wurde, genau aneinander treffen. Für die scharfen
Krümmungen werden nun einfach Zwischenlaschen benutzt, bei welchen die Seitenrippen
dem Bogenhalbmesser entsprechend stärker gehalten sind.
Textabbildung Bd. 316, S. 464
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 316, S. 464
Fig. 3.
Wenn Francq'sche Geleise der hier geschilderten Form
mittels elektrischen Betriebes befahren werden und als Rückleitungen zu dienen
haben, kommen zur Sicherung der Leitungsfähigkeit Kupferüberbrückungen zur
Benutzung, welche in zweierlei Anordnungen ausgeführt und in der Regel an einer der
Querverbindungsstellen angebracht werden. Für gewöhnlich bringt man solche
Kontaktsicherungen in Abständen von 5 zu 5 m, abwechselnd einmal im rechten, dann im
linken Schienenstrang an. Bei der einen Form sind in der Zwischenlasche Z (Fig. 2) rechts und
links konische Vertiefungen, mit der breiteren Basis nach innen, ausgespart, in
welche eine mit Bolzenstumpf versehene Kupferscheibe k1 bezw. k2 verstaucht wird. Für die beiden Bolzenstumpfe sind
in P und Q Löcher gebohrt,
in welche die ersteren eingesteckt, und wo sie schliesslich von aussen her kalt
vernietet werden. Eine zweite, einfachere Form besteht darin, dass an Z (Fig. 3) ein etwa 35
mm breites Stück der Mittelrippe weggefräst ist, und hier als Ersatz je ein
Kupferstreifen s1 bezw.
s2 zwischen P und Z, sowie zwischen
Z und Q eingeschoben
wird, der den ganzen Hohlraum von der obersten Längsrippe von Z bis zur untersten vollständig ausfüllt, sobald die
Bolzenschrauben gehörig festgezogen sind. Diese beiden
Leitungssicherungen,welche den Vorzug besitzen, ganz geschützt im Inneren des
Verbandes untergebracht zu sein, lassen sich leicht und rasch herstellen, namentlich
die zweitangeführte Form; alle beiden Arten sollen sich gut bewähren, besonders aber
die zuerst geschilderte. Ueberhaupt wird den in Rede stehenden Francq'schen Schienen bezw. Geleisen grosse
Haltbarkeit, leichte Herstellung, besondere Lagerhaftigkeit, bequeme Anpassung an
die Strassenpflasterung, und endlich noch der Vorzug nachgerühmt, dass sie dem
Verkehr der Strassenfuhrwerke weit geringere Schwierigkeiten bereiten als die
meisten anderen Rillenformen. Die Reinigung der Rille geschieht in gewöhnlicher
Weise regelmässig mit der Schabkrücke und, falls es etwa angezeigt erschiene, mit
der Strassenschlauchspritze. Der Aufwand an Stahl und Eisen, wonach die Hauptkosten
des Geleises leicht ausgemittelt werden können, belauft sich hinsichtlich eines
vollständigen Stückes von 10 m Länge auf:
560
kg
für
2
Schienenstranghälften
Q,
450
„
„
2
„
P,
54
„
„
20
Zwischenlaschen Z,
28
„
„
5
Verbindungsbleche F nebst den
Winkel-laschen w,
22
„
„
40
Schraubenbolzen samt Unterlagsringen.
Demnach sind im ganzen 1114 kg Eisen und Stahl erforderlich
und der laufende Meter Francq-Geleise wiegt mithin 111,4 kg.
Eine vielversprechende Zukunft scheint, soweit die bisherigen Erfahrungen reichen,
einer neuen Scheinig-Hofmann'schen
Schienenstossverbindung in Aussicht zu stehen, mittels welcher die
zusammentreffenden Schienenenden in einer Weise steif und haltbar aneinander gefügt
werden, dass einseitige Durchbiegungen am Stosse in der That vollständig
ausgeschlossen sind. Das entspräche eben der idealen Aufgabe aller
Schienenstossverbindungen, denn nur unter der Bedingung eines vollständig glatten,
sich ohne Niveauänderung, d.h. ohne Schienenabbiegung vollziehenden Radüberganges an
den Schienenstössen wird die Oberbauunterhaltung eine wirtschaftliche, die
Schienenabnutzung eine geringe, und die während der Fahrt auftretende üble,
stossende Rückwirkung auf Fahrzeuge und Fahrgäste ein Minimum. Als das Aeusserste,
was in dieser Richtung erreicht wurde, galt bisher die Verschweissung der
Schienenenden, ein Verfahren, das aber trotz seiner unleugbaren aussergewöhnlichen
Vorzüge doch auch seine Schattenseiten besitzt, und im allgemeinen nur bei
schwächeren Schienenprofilen gut benutzt werden kann. Mit der
Schienenstossschweissung hat das Scheinig-Hofmann'sche
Verfahren immerhin etwas Verwandtes, doch entbehrt letzteres aller Schwierigkeiten
bei der Schienenauswechselung, während es gleichzeitig weitaus billiger als das
erstere und für jedes Schienenprofil anwendbar ist.
Textabbildung Bd. 316, S. 464
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 316, S. 464
Fig. 5.
Die genannte Verbindung besteht nur aus drei Teilen, nämlich aus einer Unterlagplatte
AA (Fig. 4), einem
Klemmbackenstücke B und einem Keil C. Die Breite dieser drei aus Guss- und Martin-Stahl
hergestellten Teile ist natürlich mehr oder minder vom Schienenprofil abhängig,
beträgt aber für A bei Breitfussschienen im allgemeinen
das Doppelte des Schienenfusses. Ebenso hängt die Länge der Verbindungsstücke von
der Höhe und Schwere der Fahrschienen ab, sowie davon, ob die
Schienenstossverbindung auch noch durch Laschen und Schraubenbolzen verstärkt ist,
wie es Fig. 5 zeigt, was namentlich dort vorkommen
kann, wo bestehende Geleise durch die neuen Stossverbindungen vervollkommnet werden
sollen. In diesen zuletzt gedachten Fällen macht man die Stücke AA und B 16 cm und G etwa 17,5 cm lang; sollen jedoch bei Schienen, wie
sie auf Strassenbahnen für gewöhnlich in Verwendung kommen, bloss neue
Stossverbindungen ohne Laschen und Schraubenbolzen hergestellt werden, dann erhalten
die Teile AA und B eine
Länge von 20 cm und der Keil G eine solche von 22 cm.
Bei der Herstellung einer der in Rede stellenden Verbindungen werden zuvörderst die Stösse
der beiden Nachbarschienen, nachdem diese an ihren Enden entsprechend der
Verbindungslänge gereinigt werden, dicht aneinander gebracht und sodann wird das
Klemmbackenstück B an den Schienenfuss fest
angeschoben, derart, dass die Längsmitte von B mit der
Stossfuge der Schienen zusammenfällt. Weiter erfolgt auf der anderen Seite, genau
gegenüber von B, das ähnliche Anlegen der vorher in
einer Feldschmiede mittels Holzkohlen rotglühend gemachten Unterlagplatte AA. Dieses Anlegen geschieht mit Hilfe von
Schmiedezangen und namentlich eines eigens angeordneten, mit zwei bogenförmigen
Klauen versehenen Presshebels. Letzterer, eigentlich eben nichts anderes als ein
grösserer Geissfuss, wird mit der einen, etwas schärfer eingebogenen Klaue bei n unter dem Schienenkopfe angelegt und mit der zweiten
Klaue gegen m gestemmt; durch Niederdrücken des
Geissfusshebels schiebt also der betreffende Arbeiter die Klemmbacke der glühenden
Unterlagplatte AA mit grosser Kraft auf den
Schienenfuss, während gleichzeitig ein zweiter Arbeiter den Keil C
„kalt“ zwischen A und B eintreibt. Vermöge des gewählten Keilquerschnittes werden nicht nur die
Klemmbacken von A und B
dicht auf den Schienenfuss gepresst und zu einem einzigen Ganzen vereinigt, sondern
gleichzeitig auch die Platte AA gegen oben gedrückt, so
dass ein vollständig gleichmässiges Auflager für die Schienenenden gesichert ist. Um
diese beiden Wirkungen zu erzielen, ist eben der Winkel β (Fig. 4), Welcher die Fuge zwischen B und G bildet, kleiner
gewählt als 90°, und der die Stossfuge zwischen A und
G bestimmende Winkel a
wieder etwas kleiner angeordnet als β. Die feste
tadellose Verbindung wird übrigens selbstverständlich nicht bloss durch den Keil an
sich, sondern insbesondere durch die Zusammenziehung der erkaltenden Unterlagplatte
AA mit bewirkt. Von dem Augenblicke an gerechnet,
in welchem die rotglühenden Unterlagplatten aus der nebenstehenden Feldschmiede
entnommen werden, bis zur Vollendung des Verbandes dauert die ganze Arbeit 2½ bis
höchstens 3 Minuten. Schienenstossverbindung aus 20 cm langen Unterlagplatten
erfordern keine weiteren Nebenverbindungen aus Laschen und Schraubenbolzen, und
erhöhen bei alledem die Festigkeit und Widerstandsfähigkeit des Geleises im
allgemeinen, namentlich wenn – was als Regel durchgeführt werden soll und sich
sozusagen von selbst ergibt – jener Teil des Verbandes, in welchen der Keil
eingetrieben ist, durchweg auf die Aussenseite der Geleise verlegt wird, wobei es
zur Erleichterung der Montierungs- oder Demontierungsarbeiten auch noch
empfehlenswert erscheint, die sämtlichen Keilköpfe des einen Schienenstranges der
Anfangsstation und jene im zweiten Schienenstrange desselben Geleises der Endstation
zuzukehren.
Es bedarf kaum eines besonderen Hinweises, dass, wie bereits weiter oben
hervorgehoben wurde, die gleichzeitige Anwendung des Scheinig-Hoffmann'schen Verbandes mit jedem der landläufigen Laschen
Verbindungen keine Schwierigkeit bietet, dem Geleise aber für alle Fälle
ausserordentlich zum Vorteil gereichen wird. Sind die Stosslaschen des
Bolzenverbandes flach oder überhaupt am Fussende nicht besonders verstärkt, wie es
das in Fig. 5 gekennzeichnete Vignol-Schienenbeispiel
zeigt, so wird einfach nach Fertigstellung der Scheinig-Hofmann'schen Stossverbindung in gewöhnlicher Weise die
Schraubenbolzenverbindung durchgeführt. Haben die zu verwendenden Verbindungslaschen
jedoch unten eine Ausbiegung oder eine angewalzte Rippe, welche der Fussplatte AA und dem Klemmbackenstück B im Wege stünde, so wird dieselbe einfach auf die erforderliche Breite
abgemeisselt, weggefräst, abgestanzt o. dgl., und bei der Herstellung der
Schienenstossverbindungen wieder dieselbe Reihenfolge eingehalten, wie im
vorbesprochenen Falle. Kurz, der Scheinig-Hofmann'sche
Verband lässt sich – lediglich abgesehen von Anordnungen eisernen Oberbaues – jedem
System breitfüssiger Schienen anpassen und zum ersichtlichen Vorteil der Geleise
beiordnen. Auch kann die Scheinig-Hofmann'sche
Schienenstossverbindung stets wieder mit Hilfe eines Setzhammers unter Aufwendung
weniger kräftiger Hammerschläge durch Zurücktreiben des Keiles ohne jegliche
Deformation der einzelnen Teile gelöst werden, so dass sich die letzterenohne
weiteres für neue Verbindungen wieder verwenden lassen. Alle diese Umstände sind so
günstig, dass sie auch von Seite der über den Charakter von Trambahnen
hinausreichenden Eisenbahnanstalten Beachtung verdienen, um so mehr als sich auch
solchen Bahnen die Kosten für die neuen Stossverbände voraussichtlich durch die
wirtschaftlich günstigen Rückwirkungen auf die Oberbau- und Wagenunterhaltung
ehestens hereinbringen würden.
Nach den seitens der Linzer elektrischen Tramway
bekanntgegebenen Daten stellen sich die Kosten der Verbandausführung – Arbeit und
Holzkohlenverbrauch – pro Stück auf 17,5 Pfg. Die Beschaffungskosten eines
vollständigen Verbandes belaufen sich ab Stahlwerk für 16 cm lange Sätze auf rund 8
Mk., für 20 cm lange auf 11,65 Mk. Die Teile A und B bestehen aus Gussstahl von 56 kg Festigkeit und 10
bis 12 ‱ Dehnung; die Keile sind aus Martinstahl hergestellt. Scheinig-Hofmann'sche Schienenstossverbindungen sind
unseres Wissens zur Zeit auf der elektrischen Pässlingbergbahn und bei der Linz-Urfahr
elektrischen Stadtbahn eingeführt, bei einer Reihe anderer Bahnen, darunter
auch auf den Linien der Münchener
Trambahnaktiengesellschaft werden damit Versuche gemacht.
Es darf schliesslich eines Vorzuges der geschilderten Schienenverbindungen nicht
vergessen werden, durch den sie besonders allen jenen elektrischen Bahnen wertvoll
gelten darf, welche sich der Geleise als Rückleitung oder sonstwie als Stromführung
bedienen. Die Scheinig-Hofmann'sche Anordnung stellt
sich nämlich, vorausgesetzt, dass die Schienenenden vor der Herstellung der
Verbindung gehörig gereinigt worden sind, erfahrungsmässig weit leitungsfähiger
heraus, als die gewöhnlichen, mit Kupferüberbrückungen versehenen
Laschenverbindungen. Diesen Umstand hat Oberingenieur E.
Hutter auch durch vergleichende Messungen festgestellt. Die hergebrachten
oder sonst eben unerlässlichen Kupferüberbrückungen können sonach bei den Scheinig-Hofmann'schen Schienenstossverbindungen ohne
weiteres wegbleiben, vorausgesetzt, dass die bisherigen freilich noch ziemlich
jungen Erfahrungen auch in späterer Zeit gleich günstig bleiben, was mit grosser
Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden darf.
Textabbildung Bd. 316, S. 465
Fig. 6.
Als die Verbesserung einer alten, von Demerbe schon Ende
der siebziger Jahre für Pferdebahnen angegebenen Schienenform, stellt sich eine
Anordnung dar, nach welcher im Jahre 1894 ein 6 km langes Stück der Bradforder Stadtbahn ausgeführt worden ist, und für die
laut Mitteilung des Engineering, welcher wir auch im
nachstehenden folgen, die günstigsten Erfahrungen vorliegen sollen. Bei dieser
Anordnung, welche Fig. 6 durch einen Querschnitt der
Schienenstossverbindung erläutert, besitzen die mit einer Rille versehenen
Fahrschienen S, ähnlich wie Schienen für eisernen
Oberbau mit Längsschwellen, die Form eines umgestürzten Troges, der auf einer aus
Beton hergestellten Untermauerung oder, besser gesagt, Längsschwelle B ruht, welche unmittelbar auf dem Strassengrund,
nämlich auf den in den englischen Städten allgemein üblichen Betonkörper M der Strasse ausgeführt wird. Diese gemauerten
Schwellen erhalten zuförderst nur jene Höhe, welche sie haben müssen, um den beiden
Schienenfüssen n1 und
n2, sowie den in
der Abbildung nicht ersichtlich gemachten die Spurweite sichernden Querverbindungen
des Geleises das gehörige Auflager zu gewähren. Sind die Querverbindungen
(Spurstangen) verlegt, erfolgt erst darüber das Auslegen der Fahrschienen S, deren Hohlräume sodann nach genau durchgeführtem
Richten unter Beihilfe eigener Werkzeuge mit Beton derart ausgefüllt oder
ausgegossen werden, dass hierdurch homogene Längsschwellen unter den Schienen
entstehen, die mit den letzteren sozusagen einen einzigen Körper bilden. Hierin
liegt eben das Neue und Verbesserte, denn thatsächlich sollen die bisherigen
Erfahrungen nachgewiesen haben, dass die mit Beton ausgefüllten Demerbe-Fahrschienen, obwohl ihr Gewicht pro laufenden
Meter bloss 29,3 kg beträgt, ohne jeglicher Gefahr einer Deformation dem stärksten
Raddrucke zu widerstehen vermögen. So konnte beispielsweise im Herbste verflossenen
Jahres eine der
1894 verlegten Denterbe'schen Schienen gelegentlich
einer Untersuchung erst durch wiederholte, mit einem schweren Hammer ausgeführte,
kräftige Schläge von der Betonschwelle losgelöst werden und selbst nach dem
gewaltsamen Aufheben blieb noch ein beträchtlicher Teil des eingegossenen Cementes
im Schienenhohlraume festsitzend zurück. Obwohl für die Unterhaltung des
betreffenden Geleises seit den sechs Jahren des Bestandes gar nichts gethan worden
war, zeigten sich bei obiger Untersuchung doch alle Teile desselben, nämlich
Schiene, Stossverbindungen und Spurstangen, im tadellosesten Zustande. Der in Bradford zur Verwendung gekommene Beton bestand aus
einer Mischung von vier Teilen Granitgriess und einem Teil Portlandcement.
Sehr einfach sind auch die Schienenstossverbindungen; dieselben bestehen nämlich
lediglich aus einer sattelförmigen, stählernen 23,4 kg schweren Stosslasche U (Fig. 6), die genau in
das innere Profil der Fahrschiene S passt, und auf der
die Enden der beiden aneinanderzufügenden Fahrschienen im gleichen Ausmasse
aufliegen. Etwa 10 cm und 20 cm vor und hinter der Stossfuge der Schienen, welche
einfach durch möglichst enges Aneinanderrücken der Schienenstösse entsteht, wobei
auf die Dilatation weiter keine Rücksicht genommen wird, befinden sich in den
Schienenwänden, sowie in der Verbindungslasche U
vierkantige Löcher, durch welche als Abschluss der Schienenstossverbindung zwei
stählerne Keilnägel K1
und K2 übereinander,
einer von rechts, einer von links, durch die noch feuchte Betonmasse getrieben
werden. Diese Nägel werden schliesslich an ihrem schwachen, durch und über die
Schienenwand hinausreichenden Ende umgebogen und mit einem Presshebel fest an die
Aussenwand der Schiene festgepresst.
Zur Sicherung der Geleisweite dienen die schon oben erwähnten, aus stehendem
Flacheisen hergestellten Spurstangen, welche an ihren beiden Enden zum Erfassen
derSchienenfüsse n1 und n2 mit
zwei Schlitzen versehen sind, von denen der äussere die genaue Stärke und Schräge
des äusseren Schienenfusses besitzt, wogegen der innere Schlitz wohl die Schräge des
inneren Schienenfusses aufweist, dabei aber etwa dreimal so weit als die
Schienenwand stark ist. Jener Spielraum, der nach dem Aufsetzen der Schienen auf die
Spurstangen im inneren, breiteren Schlitz entsteht und der schon deshalb vorgesehen
sein muss, um die Schienen in die Spurkranzschlitze überhaupt hineinbringen zu
können, wird mittels eines Keiles aus weichem Stahl scharf verklemmt. Schienen,
Laschen und Spurstangen werden schon in der Fabrik für die gerade Bahn, sowie für
die Krümmungen jener Halbmesser, welche bei der Bradforder
Stadtbahn im Gebrauch stehen, zurecht gebracht bezw. den betreffenden
Geleis weiten entsprechend geschlitzt.
Da das Demerbe-Geleise in der That nur aus wenigen Teilen und zwar nur aus Teilen
besteht, an denen weder Schrauben noch Muttern vorkommen, so erklären sich hieraus
leicht die geringen Anforderungen an Unterhaltung, welche man der Anordnung
nachrühmt. Angeblich soll aber auch die Herstellung sich sehr billig stellen und
rascher als bei anderen Trambahngeleisen ausgeführt werden können, was doch nur
relativ richtig sein dürfte, schon mit Rücksicht auf den Umstand, dass die
Strassenpflasterung immer erst der Schräge der Schienenfusswände angepasst werden
muss. Gerade in diesen schrägen Fugen zwischen Schienen und Pflastersteinen lag nach
den alten, mit Demerbe- und ähnlichen Schienen gemachten Erfahrungen ein erheblicher
UebelstandVgl. Blum, Zentralblatt der Bauverwaltung vom 11.
Mai 1901, Nr. 37, S. 235., der vorliegendenfalls wohl nur dadurch
abgeschwächt und beseitigt werden konnte, wenn die Betonschwellen sich wirklich
einerseits mit dem Strassengrund, andererseits mit der Schiene zu einem einzigen,
fest zusammenhängenden Körper bindet.