Titel: | Der Kanalofen und sein Wert für die Hüttenindustrie. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 421 |
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Der Kanalofen und sein Wert für die
Hüttenindustrie.
Der Kanalofen und sein Wert für die Hüttenindustrie.
Der Kanalofen stellt das umgekehrte Prinzip des bekannten Ringofens dar. Während
bei letzterem die in die Ofenkammern eingetragene Ware feststeht, und das Feuer von
Kammer zu Kammer weiter wandert, wird beim Kanalofen die Ware in ununterbrochenem
Betriebe einer an feststehender Stelle ununterbrochen brennenden Flamme entgegen-
und durch sie durchgeführt. Der Ofenkanal ist stets gerade angelegt. Das Feuer wird
in der Mitte unterhalten. Die Brennware tritt am Schornsteinende in den Kanal
hinein, erwärmt sich hier an den zum Schornstein abziehenden Brenngasen, tritt dann
rotglühend in die Feuerzone ein, wird in ihr fertig gebrannt, und gelangt in den
Abkühlungsraum, wo sie die in ihr noch aufgespeicherte Wärme allmählich an die zu
den Feuerungen strömende Verbrennungsluft abgibt.
Die Heizgase können auf Feuerungen mit Rosten im Ofenkanal oder in besonderen,
ausserhalb des Ofens liegenden Generatoren erzeugt werden. Oder man führt, ähnlich
wie beim Ringofenbetriebe, kleinkörnigen Brennstoff durch Schlitze im Gewölbe zu und
macht dadurch die Anlage besonderer Feuerungen entbehrlich (Schüttfeuerung von der
Decke aus).
Soll die Brennware mit den Feuergasen nicht in Berührung kommen, weil eine
unangenehme chemische Einwirkung durch Gase, Flugasche u.s.w. zu befürchten ist,
dann sind letztere durch Kanäle im Boden und an den Seitenwandungen des Ofenkanals
zu leiten, wodurch, allerdings unter Wärmeverlust, erreicht wird, dass die Brennware
nur von durchstrahlender Wärme getroffen wird.
Textabbildung Bd. 316, S. 421
Fig. 1.
Charakteristisch für den Kanalofen ist die Art und Weise, wie das Brenngut fortbewegt
wird. Dasselbe wird nämlich auf Wagen gelagert, deren Oberteil aus mehreren Lagen
feuerfesten Materials b (Fig.
1) hergestellt ist. Dieser Oberteil der zusammengeschobenen Wagen bildet
zugleich die Sohle des Kanalofens. Zur Abdichtung der Fugen zwischen den einzelnen
Wagen sind die Oberteile vorn und hinten mit Feder und Nut versehen und so gestellt,
dass die Feder des Oberteils des einen Wagens in die Nut des Oberteils des anderen
Wagens eingreift. Die Nuten werden vorher mit Lehm ausgestrichen, in den sich die
Federn einlegen, wodurch die Abdichtung des Verschlusses an diesen Stellen eine
vollkommene ist.
Die seitliche Abdichtung der Wagen gegen die Wände des Ofenkanals wird durch
Sandverschlüsse gebildet. An die Wagen sind nämlich senkrecht herabgehende
Flacheisen angenietet, welche in eiserne Rinnen a (Fig. 1) entsprechend tief und stets so eintauchen,
dass alles Eisen durch Sand überdeckt und dadurch gegen die Ofenglut geschützt ist.
Die seitliche Abdichtung kann aber auchnoch durch Feder und Nut erfolgen, wie
wir später sehen werden.
Der Wagenzug bewegt sich auf Schienen d (Fig. 1). Zur Förderung dienen Stoss- oder
Zugvorrichtungen (Ketten, Seile). Oder man gibt dem Schienengeleise ein
entsprechendes Gefälle, wodurch die Wagen selbstthätig vorwärts gebracht werden.
Unter dem Wagenzuge wird passend ein Längskanal m
angebracht, durch welchen die Bedienungsmannschaften hindurchgehen, und den Wagenzug
während des Betriebes beobachten können.
Ist für die Behandlung von Brenn-, Rost- oder Trockengut nur ein geringeres Mass von
Wärme erforderlich, brauchen also die Eisenteile des Wagenzuges nicht geschützt zu
werden, dann führt man natürlich bequemer die ganzen Wagen durch den Ofenkanal, wie
das später besprochen werden wird (vgl. Fig. 2).
In den Wandungen des Kanalofens werden ebenso wie bei anderen Oefen Schau- und
Probierlöcher angebracht. Erstere dienen zur Beobachtung des Feuers, letztere zum
Einsetzen und Herausnehmen von Brennproben.
Als geeignete Masse für die Ausführung von Kanalöfen gibt E.
Heusinger v. Waldegg, Die Ziegel- und Röhrenbrennerei, 4. Aufl., Leipzig
1891, S. 634, folgende an: Länge 50 bis 65 m, Breite 1 bis 1,5 m, Höhe 1 bis 1,4 m.
Die höchsten Werte führt er als Maximalgrösse an, ohne einen Grund hierfür
darzulegen. Bei den heute zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln der Technik ist man
an diese Grössen nicht gebunden.
Die hohe Leistungsfähigkeit der Kanalöfen und ihr billiger Betrieb ist von allen
Seiten anerkannt worden. Otto Bock, der das Verdienst
hat, den Kanalofen für die Praxis erst brauchbar gemacht zu haben, gibt die durch
ihn zu erzielenden Vorteile dem bekannten Ringofen gegenüber, der selbst eine
gänzliche Umwälzung auf dem Gebiete der Brennöfen hervorgerufen hat, folgendermassen
an (O. Bock, Die Ziegelei als landwirtschaftliches und
selbstständiges Gewerbe, Berlin 1898 S. 132):
1. Da das Feuer sich immer an einer und derselben Stelle des Kanalofens befindet, so
ist es nur notwendig, diesen Teil in feuerfestem Mauerwerk auszuführen; eine
Abnutzung durch Heiss- und Kaltwerden des Mauerwerks findet nicht statt, da die
einzelnen Zonen des Ofens nach stattgefundener Inbetriebsetzung immer in gleicher
Temperatur bleiben.
2. Da die Dimensionen des Kanalofens, namentlich die Breite und Höhe bedeutend
geringer sind, als in einem Ringofen mit gleicher Tagesleistung, so ergibt sich eine
sehr geringe Ausdehnung des Gebäudes, besonders in der Breite, und eine so geringe
Belastung der zu brennenden Waren, dass z.B. Falzziegel, Klinker und Verblender fast
ausnahmslos als nur erster Sorte gebrannt werden können.
3. Da ein Abkühlen und Wiedererwärmen des Mauerwerks nicht stattfindet, so nimmt der
Brennturnus weit weniger Zeit in Anspruch als im Ringofen; in vielen Fällen
beschränkt sich der ganze Brennprozess auf nur 2 bis 3 Tage.
4. Da das Beladen und Entladen der Wagen ausserhalb des Ofens stattfindet, so fällt
die unangenehme Belästigung der Arbeiter durch Hitze und Staub weg.
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Fig. 2.
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Fig. 4.
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Fig. 5.
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Fig. 6.
Diesen Ausführungen ist durchaus beizustimmen, und es ist nur zu verwundern, dass der
Kanalofen nicht schon weitere Verbreitung nicht nur in der keramischen Industrie,
sondern auch in anderen Betrieben, z.B. in der Hüttenindustrie, gefunden hat. Denn
der Kanalofen eignet sich für viele Zwecke, bei denen ein Brennen, Glühen, Trocknen
oder Rösten von Produkten stattfinden soll. Er besitzt den ausgezeichneten Vorzug,
dass die Abkühlung des Gutes eine geregelte ist, und die Abhitze in einfacher und
doch ausgiebiger Weise wieder nutzbar gemacht wird. Der Hüttenmann insbesondere wird
den Kanalofen vorteilhaft zum Brennen von Chamottesteinen, Retorten, Röhren u.s.w.
heranziehen. Sämtliche Temperprozesse lassen sich in ihm ausführen, das Tempern von
Schlacke, von Schlacken- und Glassteinen, das Tempern von Eisen und Stahl u.s.w.
Gerade die bis jetzt angewandten Temperöfen lassen, was Wärmeausnutzung anbetrifft,
bedeutend zu wünschen übrig. Das Gleiche gilt von Tiegelöfen, in denen Metalle und
Legierungen eingeschmolzen werden. Deswegen haben die Metallschmelzereien ein
lebhaftes Interesse an der Nutzbarmachung des Kanalofens für ihre Betriebe.
Aehnlich steht es mit dem Ausglühen von Metallen, Blechen und Drähten, ferner mit dem
Emaillieren von Metallen. Soll das Glühen und Einbrennen von Email im Kanalofen
vorgenommen werden, dann setzt man die mit den Waren gefüllten Kästen oder Retorten
auf die Wagen. Handelt es sich um das Emaillieren von Metallen, dann kann man die zu
behandelnden Gegenstände auch auf die Wagen selbst stellen. In diesem Falle muss
freilich die Flamme in den Seitenwandungen und in der Decke des Ofenkanals geführt
werden, damit sie nicht mit den Gegenständen in Berührung tritt.
Ebenso wie das Ausglühen von Metallen vollziehen sich im Kanalofen auch andere
Glühvorgänge, z.B. das Ausglühen von Kohlenstiften, Kohlenelektroden für die
Elektrolyse u.s.w.
Ein weiteres Gebiet, das sich der Kanalofen noch zu erobern hat, ist die
Brikettherstellung. Für Heizbriketts gilt der Satz nur in beschränktem Masse,
nämlich nur insoweit, als bei dieser Art Briketts infolge der Wahl besonderer
Bindemittel, wie Kleister, Thon, Aetzkalk u.s.w., oder besonderer Heizstoffe, wie
Torf oder nasser Kohlenschlamm, noch Trockenprozesse erforderlich sind. Dagegen
dehnt sich die Herstellung von Erzbriketts immer weiter aus, und bei ihnen kommen
wegen der gewählten Bindemittel nicht nur Trockenprozesse, sondern häufig auch
Brenn- und Glühprozesse in Betracht. Es sei erinnert an das Sintern von Presssteinen
aus Kiesabbränden, Gichtstaubund eisenhaltigen Rückständen der chemischen
Fabriken, um sie für die Verhüttung geeignet zu machen, nach den deutschen Patenten
Nr. 61061, 61062 und 69345 des Georg- und Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins zu
Osnabrück, an die Herstellung von Eisenerzbriketts aus Eisenverbindungen und
Reduktionsmitteln unter teilweiser Reduktion der Eisenverbindungen zu Eisenschwamm
nach dem Patent Nr. 90292 von Jacobi und Petersen in
Stockholm, an die Herstellung von Briketts aus pulverförmigen Eisenverbindungen und
Brauneisenstein nach dem Patent Nr. 111913 von Kleist
in Hubertushütte in Oberschlesien, an das Darren von Erzbriketts nach dem Patent Nr.
117191 von E. Cramer in Berlin. Für alle diese Prozesse
ist der Kanalofen vorteilhaft zu verwenden.
In folgendem wird uns nun die nähere Betrachtung einiger neuerer Kanalöfen
beschäftigen, die durch Sondereinrichtungen für verschiedene Zwecke geeignet gemacht
sind.
Um die Aussenluft von dem Eindringen in das Ofeninnere abzuhalten, können an den
Kanal Vorkammern angesetzt und dieselben mit Thüren versehen werden, durch welche
sie sowohl gegen die Aussenluft, als auch gegen das Ofeninnere abzuschliessen sind.
Derartige Anordnungen werden nach den Ausführungen von Joseph Postinett in Königswinter erst dadurch zweckentsprechend
hergestellt, dass man die Thüren zwangläufig miteinander verbindet, derart, dass das
Oeffnen der einen Thüre einer Vorkammer erst dann beginnt, wenn die Schliessung der
anderen Thüre beendet ist. Die Einrichtung ist in Fig.
6 in Seitenansicht, in Fig. 2 in einem
Längsschnitt, in Fig. 4 und 5 in verschiedenen Anordnungen des Windwerks, durch welches die Thüren
bewegt werden, in Vorderansicht dargestellt. Fig. 3
zeigt die Winde selbst.
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Fig. 3.
An den Brenn- oder Trockenkanal a0, der durch schlangenförmig unter dem Boden und
nach Bedarf auch in den Seitenwänden verlaufende Feuerkanäle a beheizt wird, sind die Vorkammern b0 und c0 angesetzt. Für gewisse Steinsorten, die mit
feuchtwarmer Luft, Kohlensäure u. dgl. behandelt werden müssen – gedacht ist an
Kalksandsteine, Cementwaren, Schlackensteine –, können unter dem Boden, der in
diesem Falle mit Oeffnungen versehen ist, flache Wasserbehälter c vorgesehen werden,
deren Füllung während des Betriebes von aussen erfolgt. Zur Absperrung der beiden
Vorkammern gegen die Aussenluft sind die beiden Thüren e0e1, zur Absperrung gegen den inneren Ofenraum die
Thüren d0d1 vorgesehen. Je zwei
Thüren e0d0 und c1d1 sind durch Ketten
zwangläufig miteinander verbunden und werden durch Windwerke h derartig bewegt, dass erst nach dem Schliessen der einen Thüre die
andere geöffnet werden kann. Die Länge der Kette ist nämlich so bemessen, dass wenn
man eine offenstehende Thüre, z.B. e0, durch Nachlassen der Kette f schliesst, beim Drehen der Winde h zunächst die Kette g nur
angespannt wird,
ohne die Thüre d0 zu
bewegen. Ist die Thüre e0 vollständig geschlossen, dann sind beide
Ketten f und g, letztere
in der Lage g1, (Fig. 6), gespannt. Wird jetzt die Winde weiter
gedreht, so wird mittels der Kette g die Thüre d0 geöffnet, während
die Kette f sich abrollt, und die durch die punktierte
Linie f1 (Fig. 6) angedeutete Lage einnimmt. Zum Schliessen der
Thüre d0 und Oeffnen
der Thüre e0 muss die
Winde h in entgegengesetztem Sinne gedreht werden,
wobei sich der Vorgang in umgekehrter Weise wiederholt. Man sieht, dass durch eine
derartige Einrichtung das Eindringen von kalter Aussenluft wesentlich eingeschränkt
werden kann. Die mit dem Brenn- oder Trockengut beladenen Wagen i werden durch die Transportkette k in die Kammer b0 gezogen. Soll neu beschickt werden, dann schliesst
man die Aussenthüren e0e1 und
öffnet die Innenthüren d0d1. Mittels
der Transportkette werden nun frische Wagen i aus der
Vorkammer b0 in die
Kammer a0 und ebenso
viele Wagen aus letzterer in die Aussetzkammer c
befördert. Hierauf schliesst man die Innenthüren wieder und öffnet die Aussenthüren
und kann jetzt eine frische Reihe von Wagen nach der Vorkammer b0 einführen und die
Wagen mit Fertiggut aus der Kammer c entfernen.
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Fig. 7.
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Fig. 8.
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Fig. 9.
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Fig. 10.
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Fig. 11.
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Fig. 12.
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Fig. 13.
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Fig. 14.
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Fig. 15.
Eine weitere Ausführungsform eines Kanalofens ist in den Fig. 7 bis 9 dargestellt, und zwar zeigt
Fig. 7 denselben im Längsschnitt, Fig. 8 im Grundriss, und Fig.
9 im Querschnitt. Der Ofen hat vom Eingang nach dem Ausgang zu Gefälle, um
die selbstthätige Fortbewegung der einzelnen mit Brennware beladenen Wagen zu
ermöglichen. Jeder einzelne Wagen trägt Chamotteformplatten, welche mit zwei oder
mehreren seitlichen Ansätzen a versehensind. Diese
Ansätze greifen in Nuten, welche in den Chamottewandungen b des Ofens. vorgesehen sind, so dass eine möglichst weitgehende
Abdichtung erzielt wird.
Der Ofen selbst besteht aus dem Einführraum a0, dem Vorwärmraum b0, dem Brennraum c, dem
Glutraum d und dem Abkühlraum e. Im Brennraum c sind zwei regulierbare
Feuerungen beliebiger Art angebracht. Am Ende dieses Raumes befinden sich zu beiden
Seiten je zwei durch Schieber regulierbare Abzugskanäle für die Rauchgase und hinter
dem Vorwärmraum ein weiterer Abzugskanal. Letzterer zieht nur den während der kurzen
Zeit der Weiterbewegung nachdrückenden Rauch ab. Alle Kanäle führen in einen
gemeinsamen Sammelkanal, der mit dem Schornstein in Verbindung steht.
Die einzelnen Ofenabteilungen sind voneinander durch Chamotteschieber getrennt, die
sich durch eine Vorrichtung gleichzeitig heben und senken lassen. Der Schieber x zwischen Vorwärmer und Feuerraum ist mit Löchern x1 versehen, durch
welche dem Vorwärmraum Wärme zugeführt wird.
Zur weiteren Abdichtung können nach dem Vorschlage J.
Ulbrich's in Morchenstern (Böhmen) den Wagen noch weitere Schieber y mitgegeben werden, um das Eindringen von kalter Luft
durch den Eingangsraum durchaus zu verhüten. Die Schieber y sind aus Eisen gefertigt. Sie können von der Seite des Ofens aus,
während der Ofen durch die Chamotteschieber geschlossen ist, an besonders
vorgesehenen Stellen eingebracht oder entfernt werden.
Die Fig. 7 und 9
zeigen, dass die Wagen im vorliegenden Falle mit Muffeln (Kapseln) besetzt sind, in
welchen sich das Brenngut befindet. Die Muffeln dienen zum Schütze gegen die
Einwirkung von Brenngasen und Flugstaub.
Eine sehr praktische Anordnung zur Ausnutzung der Wärme stellt der Kanalofen der Société anonyme des Faienceries de Creil et Montereau
und des Ernest Gabriel Faugeron in Montereau
(Frankreich) dar. Die Fig. 10 zeigt einen senkrechten
Längsschnitt, Fig. 11 einen wagerechten Schnitt durch
den ganzen Ofen, Fig. 12 in grösserem Massstabe einen
Querschnitt an der Stelle der Feuerungen nach der Linie 3 bis 3 der Fig.
11, Fig. 13 einen Querschnitt nach der
Linie 4 bis 4 und Fig. 14 einen Querschnitt nach der Linie 5 bis 5 der Fig. 10.
Die mit dem Brenngut beladenen Wagen laufen in der Fig.
10 links in den Kanal ein und verlassen ihn rechts. Jeder Wagen trägt eine
feuerfeste Scheidewand, deren Umriss gleich ist dem inneren Umfange des Kanals an
dem Eingang und an den flacher gewölbten Stellen t1uvxyz. Diese
Scheidewände dienen an den genannten Stellen als Abschlusswände. Sie können aus
einem oder mehreren Stücken gemacht oder von den entsprechend aufgestellten Waren,
Retorten oder Kapseln gebildet sein.
Der Abschluss des Kanals am Eingange muss so vollkommen wie möglich sein, um den
Eintritt kalter Luft zu verhindern, ebenso an der Stelle v des Kanals, um denjenigen Teil des Ofens, in welchem das Brennen vor
sich geht, von dem kühl gehaltenen Teil des Ofens abzusperren. Zur Erreichung des
erstgenannten Ziels bekleidet man den Eingang des Ofens mit Platten und baut den
Eingangsteil c0c1c2d2d1d0 so lang, dass er
stets durch eine grössere Anzahl von Scheidewänden abgesperrt wird.
Die auf den Feuerungen a0a0
entwickelten Heizgase gelangen durch die Feuerzüge cc,
die in den Seitenwänden über der feuerfesten Plattform der Wagen 66 angebracht sind, in den Ofen und treten unter die zu
brennenden Waren, weil letztere auf Unterlagen z0 (Fig. 15) ruhen.
Die Flammen teilen sich, bespülen die Waren in ihrer ganzen Höhe und vereinigen sich
wieder unter dem Gewölbe, um über die Scheidewände hinwegzugehen. Aber da sich unter
dem Gewölbe u stets eine abschliessende Scheidewand g0 befindet, können die
Flammen zum grössten Teile nur durch die Kanäle c1c1 weiter ziehen, die in der Höhe der Wagen 55 angebracht sind. Die Flamme durchstreicht also jetzt
die auf diese Wagen gestellten Waren von oben nach unten, wobei sie eine weitere
Menge ihrer Wärme abgibt.
Ein Sammelzug a verbindet die Züge c1c1 mit den Zügen c2c2, und die Flamme
gelangt daher unter die Waren der Wagen 44. Sie macht
dieselben Bewegungen wie vorhin, wird durch die Scheidewand e0 gehemmt und in den Zug a2 geleitet.
Der linke Teil des Ofens ist muffelartig ausgebildet. Die heissen Gase streichen bei
r über das dünne i
Gewölbe s und ziehen zu beiden Seiten desselben hinter
den Trennungswänden kk durch senkrechte, aus
Hohlziegeln gebildete Kanäle q abwärts (vgl. Fig. 16). Letztere; führen zum Kanal a3, aus dem die Gase
nach dem Schornstein entweichen. In diesem Teile des Ofens wird die Sohle nicht
erhitzt.
Die Wagen, welche die Feuerungen passiert haben, kommen nach 7 7 unter den flacher gewölbten Teil v, der
keine Beheizung mehr erfährt. Die Scheidewände i0i1i2i3 schliessen diesen Teil des Ofens ab. Dann gelangen
die Waren in den eigentlichen Abkühlungsteil 8 9 des
Ofens u.s.w. bis 13.
Die Wärme der abkühlenden Waren wird wieder dadurch nutzbar gemacht, dass man sie zur
Erhitzung der Verbrennungsluft verwendet. Das geschieht in folgender Weise. Die
durch den Schornsteinzug angesaugte Luft dringt durch die Kanäle bb in den Hauptkanal ein, streicht durch die Waren der
letzten Wagen 13, fällt durch die Waren der Wagen 12 nach unten, zieht durch Schlitze c10 nach den Kanälen
b1, aus diesen
durch Schlitze c9 nach
den Wagen 11 und bestreicht, in ähnlicher Weise ihre
Bahn fortsetzend, nacheinander die Wagen 10 9 8. Auf
diesem Wege wird die Luft hoch erhitzt. Sie wird dann durch die Kanäle b3b4 nach den Feuerungen
geleitet, in welche sie durch Kanäle h unter, durch
Kanäle g mit den Schlitzen i über die Koste tritt. Die Eingangsöffnung der Feuerungen ist unter und
über dem Roste durch Blechthürenll1 dicht abgeschlossen, weil nur vorgewärmte
Verbrennungsluft zu den Rosten strömen darf.
Je nach Bedarf kann die Anzahl der Umkehrungen der Flamme und der Luft, die Anzahl
der Wagen und ihre Abmessungen verändert werden. Ferner kann man für jeden Wagen
mehr als eine Scheidewand anordnen.
Die Fuge zwischen den feuerfesten Sohlen der einzelnen Wagen ist durch halbe Spundung
oo (Fig. 11 links)
gebildet, welche man verschmieren kann. Der Wärmeverlust zwischen der Sohle und den
Wandungen des Ofens wird in bekannter Weise durch eine Reihe von Ziegeln m verhindert (Fig. 14
und 15), welche von jeder Seitenwand des Ofenkanals
hervorragen und in Nuten n eingreifen, die sich
seitlich in der feuerfesten Sohle des Ofens befinden. Ausserdem tragen die Wagen an
beiden Seiten noch Blechtafeln p, die in Rinnen q1 mit Sandfüllung
tauchen. Diese Rinnen sind auf der ganzen Länge des Ofenkanals vorgesehen. Der Sand
wird durch schräge Löcher t der Seitenwände (Fig. 14) eingefüllt.
Es empfiehlt sich, zwischen Brenn- und Abkühlraum eine möglichst ruhige Luftschicht
zu erzeugen, um den Uebertritt von Luft aus dem Abkühlraume in den Brennraum zu
verhüten. Dahin zielt folgende, von den Erbauern nachträglich vorgeschlagene
Verbesserung des Ofens, die in den Fig. 16a, b, c dargestellt ist.
Fig. 16a zeigt einen Längsschnitt durch den Ofen,
Fig. 16b einen Horizontalschnitt und Fig. 16c einen Querschnitt in etwas vergrössertem
Massstabe.
Textabbildung Bd. 316, S. 424
Fig. 16a.
Textabbildung Bd. 316, S. 424
Fig. 16b.
Textabbildung Bd. 316, S. 424
Fig. 16c.
Auf jeder Seite des Ofens sind Dampfstrahldüsen angeordnet, welche durch Rohre u in die Kanäle t Dampf
einblasen und dadurch die im Abkühlraum angewärmte Luft durch die Oeffnungen v und Kanäle o ansaugen
und teils durch die Kanäle x und y unter die Roste z des
Generators b, teils durch Kanal i, Leitungen g, Oeffnungen h, Wände e und Oeffnungen
f in den Feuerraum treiben und dadurch die zur
Gaserzeugung und zur Gasverbrennung nötige Luft liefern. Schieber s und k regeln den Zutritt
der Luft. Sie müssen so gestellt werden, dass zwischen Abkühl- und Brennraum
möglichst ein Gleichgewicht der Gase hergestellt wird. Es ist also peinliche Wartung
erforderlich.
Der für das Gebläse erforderliche Dampf wird in einem oberhalb der sich abkühlenden
Wagen befindlichen Dampfkessel n erzeugt. Ein
Schornstein saugt die zu seiner Erhitzung notwendige heisse Luft aus dem Abkühlraume
an.
Beim Inbetriebsetzen des Ofens schliesst man, weil der Abkühlraum noch keine Wärme
liefert, den Ofenkanal vorläufig durch eine Wand pq aus Ziegeln ab und
öffnet den Schieber r, damit ein Teil der aus den
Verbrennungskammern entnommenen heissen Gase zur Erhitzungdes Dampfkessels an
diesen gelangt. Später nimmt man die Wand pq fort und
schliesst den Schieber r wieder.
(Schluss folgt.)