Titel: | Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 150 |
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Die Dampfmaschinen der Pariser
Weltausstellung.
Von Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 119 d. Bd.)
Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung.
Eine liegende Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 300 PS stellte
die Maschinenfabrik Gebrüder Bromley in Moskau aus.
Textabbildung Bd. 316, S. 150
Fig. 56.Ventilsteuerung zur Dreifach-Expansionsmaschine von Gebrüder
Bromley
Die Maschine zeigt gute Abmessungen der Einzelteile und eine sorgfältige Durchbildung
derselben auch in konstruktiver Hinsicht. Ihre Hauptabmessungen sind folgende:
Durchmesser des Hoch- druckcylinders
340 mm
Durchmesser des Mittel- druckcylinders
550 „
Durchmesser des Nie- derdruckcylinders
820 „
Gemeinsamer Kolben- hub
810 „
Wie die Abbildungen (Fig. 55 bis 59) erkennen lassen, bilden Hochdruck- und
Mitteldruckcylinder die eine, der Niederdruckcylinder mit angehängtem Kondensator
die andere Maschinenseite. Sämtliche Cylinder, wie auch die zugehörigen Deckel sind
ummäntelt.
Die Kurbeln sind auf der Welle mit 90° Versetzung warm aufgezogen. Der mit gebohrter
Kreuzkopfführung versehene Rahmen jeder Maschinenseite liegt mit seinem
bajonettförmig gehaltenen Teile auf dem Fundament auf.
Die Lager der beiderseits geschlossenen Schubstangenköpfe sind durch Keile
nachstellbar; in dem aus Gussstahl hergestellten, mit gusseisernen Gleitschuhen
armierten Kreuzkopf ist der zugehörige Zapfen befestigt. Die zur Dampfverteilung der
Cylinder dienenden Doppelsitzventile werden zwangläufig bewegt.
Hierzu dient bei dem Hochdruckcylinderdie in Fig.
56 ersichtliche Steuerung, welche unter Mitwirkung eines Kugelregulators
veränderliche Füllungen – bis etwa 75% des Kolbenhubes – gestattet.
Die Stange a des für jedes Einlass- und zugehöriges
Auslassventil auf der Steuerwelle befestigten Exzenters bethätigt mittels der
angreifenden Zugstange f den auf der Mäche h (Fig. 59 s. S. 154)
wälzenden, mit der Spindel des Einlassventils verbundenen Hebel k. Sie wird durch zwei kurze Lenker l geführt, die ungefähr in ihrer Mitte angreifen, und
andererseits durch einen gemeinsamen Bolzen n mit den
senkrechten Armen zweier Winkelhebel d in Verbindung
stehen, die auf der Welle m mittels Stellschrauben
befestigt sind. Auf derselben Welle sitzt der bogenförmig gestaltete Doppelhebel c, an dessen äusserem Ende eineZugstange b angreift, die nach dem Regulator führt. Je nach der
Stellung desselben werden die Welle m und die auf ihr
befestigten Winkelhebel d entsprechend gedreht und es
erhalten die Lenker e eine andere Neigung hinsichtlich
der Exzenterstange. Infolgedessen ändert sich die Gestalt der vom Endpunkt der
letzteren beschriebenen Kurve und damit der Füllungsgrad der Maschine.
Textabbildung Bd. 316, S. 151
Fig. 55.Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 300 PS von
Gebrüder Bromley.
Textabbildung Bd. 316, S. 151
Cylinder zur Eincylindermaschine von Beer
An den wagerechten Armen der Winkelhebel d greift die
Kolbenstange einer Oelbremse an.
Die Auslassventile des Hochdruckcylinders werden in der in Fig. 59 ersichtlichen Weise ebenfalls von den beiden Exzentern der Steuerwelle
aus bethätigt. Die Bewegung der zum Mitteldruck- und Niederdruckcylinder gehörigen
Einlass- und Auslassventile wird von Nockenscheiben der Steuerwelle, die bei ihrer
Drehbewegung mit Rollenhebeln zusammentreffen, abgeleitet.
Die doppeltwirkende Luftpumpe des unter Maschinenflur liegenden Kondensators wird
mittels eines Winkelhebels von der verlängerten Kolbenstange des
Niederdruckcylinders angetrieben.
Textabbildung Bd. 316, S. 152
Fig. 57.Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 300 PS von
Gebrüder Bromley
Das Schmiermaterial wird den einzelnen Bedarfsstellen unter Druck zugeführt. Hierzu
dienen u.a. drei kleine Druckpumpen, die durch Stirnkurbeln bezw. ein besonderes
Exzenter der Steuerwelle betrieben werden.
Die Société anonyme Maison Beer in Jemeppes bei Lüttich
lieferte eine mit Rostschiebern in den Cylinderdeckeln arbeitende liegende
Eincylindermaschine von 350 mm Cylinderdurchmesser und 680 mm Kolbenhub, die mit 80
minutlichen Umdrehungen 50 bis 60 PSe entwickelt.
DerRahmen der in Fig.
60 bis 62 (s.
S. 155) ersichtlichen Maschine liegt in seiner ganzen Länge auf dem Fundament auf.
Die Schubstange hat einen geschlossenen Kopf für den Kurbelzapfen; am anderen Ende
ist sie gegabelt und durch Klemmschrauben mit dem Kreuzkopfzapfen verbunden. Das
Schwungrad hat 4380 mm Durchmesser bei 320 mm Breite. Ein über dasselbe gelegter
Riemen diente zum Betreiben einer Dynamo, Bauart Beer,
mit 750 minutlichen Umdrehungen.
Der von einem Dampfmantel umgebene Cylinder (Fig. 63 und 64 s. S. 151) ist
freischwebend am Rahmen befestigt. Auf rostartig durchbrochenen Flächen der
beiderseitigen hohlen Deckel gleiten die von Nockenscheiben der Steuerwelle
bethätigten, mit entsprechenden Schlitzen versehenen Einlass- und Auslassschieber
mit verhältnismässig kurzen Hüben. Jeder Deckel steht durch vier Oeffnungen mit dem
Mantelraum des Cylinders in Verbindung, so dass nach Oeffnen des seitlich am
Cylinder und zwar in der Mitte desselben angeordneten Absperrventils Frischdampf in die oberen
Deckelräume, von hier, nachdem der betreffende Einlassschieber die Oeffnungen in dem
einen oder anderen Schieberspiegel freigelegt hat, in den Cylinder gelangt. Der in
diesem wirksam gewesene Dampf strömt durch die schlitzartigen Oeffnungen der
Auslassschieber in die unteren Deckelräume, von hier durch angegossene Rohrstutzen
in ein gemeinsames Abdampfrohr. Behufs bequemerZugänglichkeit der Schieber und
deren Grleitflächen sind die Cylinderdeckel mit entsprechenden, durch aufgeschraubte
Platten geschlossenen Oeffnungen versehen.
Textabbildung Bd. 316, S. 153
Fig. 58.Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 300 PS von
Gebrüder Bromley
Durch die Verlegung der Schieber in die Cylinderdeckel werden die schädlichen Räume,
wie auch ferner, da der Frischdampf bei seinem Eintritt in den Cylinder direkt mit
der geheizten Kolbenfläche in Berührung kommt – wovon noch weiter unten die Rede
sein wird –, die im
Textabbildung Bd. 316, S. 154
Fig. 59.Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 300 PS von
Gebrüder Bromley
Textabbildung Bd. 316, S. 155
Eincylindermaschine von der Société anonyme Maison Beer.
Cylinder auftretenden Kondensationsverluste erheblich
herabgemindert. Die schädlichen Räume betragen im vorliegenden Falle 1,34% des vom
Kolben beschriebenen Cylindervolumens.
Textabbildung Bd. 316, S. 156
Fig. 65.Steuerung der Eincylindermaschine von Beer.
Eine von der Stellung des Regulators abhängige, durch ein kleines Exzenter bethätigte
Klinke bewirkt die Auslösung der Einlassschieber, so dass veränderliche Füllungen
bis etwa 80% des Kolbenhubes erreicht werden. Fig. 65
zeigt den äusseren Steuerungsmechanismus, während die Auslösevorrichtung in Fig. 66 und 67 nochmals besonders im
Schnitt dargestellt ist.
Textabbildung Bd. 316, S. 156
Auslösevorrichtung der Steuerung der Eincylindermaschine von Beer.
Um ein schnelles Schliessen der Einströmschieber herbeizuführen, stehen durch die
verstärkten Schieberstangen gebildete Kolben unter Dampfwirkung. Behufs
Gewichtsverminderung der bewegten Massen sind diese Kolben hohl ausgeführt.
Die Ausströmschieber werden je durch zwei voneinander unabhängige stellbare
Nockenscheiben gesteuert, von denen die eine das Oeffnen, die andere das Schliessen
der Schieber bewirkt. Hierdurch wird eine beliebige Einstellung der Vorausströmung
und der Kompression, und zwar beides unabhängig voneinander ermöglicht.
Eine Regelung der Kompression ist z.B. dann vorzunehmen, wenn die Maschine einmal mit
Kondensation, das andere Mal mit freiem Auspuff arbeiten soll.
Fig. 68 zeigt den als Hohlkörper ausgebildeten Kolben
mit drei federnden Ringen samt der zugehörigen, nach hinten verlängerten Stange.
Letztere ist in den Kolben eingeschraubt und mit zwei Bohrungen für den Eintritt des
Frischdampfes bezw. den Austritt des Kondenswassers versehen.
Durch die hierdurch bewirkte Kolbenheizung sollen, wie schon bemerkt, die
Innenkondensationen des Dampfes im Cylinder herabgemindert werden. Die Lager der
Kurbel- und Steuerwelle haben Ringschmierung. Der Kurbelzapfen wird durch einen
Zentrifugalöler geschmiert.
Der Cylinder und die Schieber erhalten das Schmiermaterial unter Druck zugeführt.
Hierzu dient eine mittelsExzenter der Steuerwelle betriebene Doppelplungerpumpe
mit sichtbarer Tropfenbildung.
Mittels einer einfachen Vorrichtung lässt sich das Auslösen der Verteilungsschieber,
falls der Regulator aus irgend welchem Grunde in seine tiefste Lage gelangt, von
Hand bewirken. Die
weitere Dampfzufuhr ist dann abgeschnitten und die Maschine kann nicht
durchgehen.
Textabbildung Bd. 316, S. 157
Fig. 68.Dampfkolben der Eincylindermaschine von Beer.
Eine zweite mittels Exzenter der Stenerwelle betriebenePumpe fördert das aus den
Mänteln des Cylinders und der Deckel, sowie aus dem Kolbenkörper einem
Sammelbehälter zufliessende Kondenswasser in den Kessel zurück.
(Fortsetzung folgt.)