Titel: | Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 541 |
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Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren.
Von J. M. Eder und E. Valenta.
(Fortsetzung von S. 523 d. Bd.)
Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren.
Entwicklung des Latenten Bildes, Fixieren, Verstärken und Abschwächen des Negatives.
Die Konkurrenz der Fabriken chemischer Produkte erstreckt sich heute auch bereits auf Entwicklerpräparate und es wird auf
diesem Gebiet so lebhaft gearbeitet, dass jedes Jahr eine Anzahl Patente auf neue Entwicklersubstanzen, der aromatischen Reihe
angehörig, genommen werden.
Die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation bringt das saure Natriumsalz der Amidonaphtholdisulfosäure, welches zum Eikonogen in naher Beziehung steht, unter dem Namen
„Diogen“ in den HandelEder's Jahrb. f. Photogr., 1899 S. 522..
Die Gebrüder Lumière erzeugen unter der Bezeichnung „Hydramin“ eine Verbindung von Hydrochinon mit Paraphenylendiamin, welche mit Sulfit und Lithion in Wasser gelöst einen klar arbeitenden
Entwickler für Bromsilbergelatineplatten abgibtBull. Soc. Franç., 1899 S. 135..
Unter dem Namen „Adurol“ bringen die Chemische Fabrik auf Aktien vorm. Scheering in Berlin und die Firma J. Hauff in Feuerbach Monobrom- resp. Monochlorhydrochinon als neue Entwicklersubstanzen in den Handel. Diese neuen Entwickler haben vor dem Hydrochinon den Vorteil voraus, dass dieselben
viele der guten Eigenschaften des Hydrochinons besitzen, dabei aber die häufig erwünschte Eigenschaft haben, das Bild beim
Entwickeln rascher erscheinen zu machen, ohne dass hierzu die Anwesenheit von kaustischen Alkalien erforderlich wäre, ferner,
dass sie etwas weicher arbeiten als Hydrochinon, und endlich, dass Adurol es gestattet, ohne Benutzung von kaustischen Alkalien
konzentrierte Entwickler herzustellen, welche Entwickler oft nacheinander gebraucht werden können und sehr gut haltbar sindGutachten der k. k. graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien vom 27. Mai 1900; siehe Photogr. Korresp., 1900 S. 464..
Das „Hydrochinon B. R.“ der Berl. Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation ist ein Gemisch von Hydrochinon mit Alkalibromid; es wirkt ähnlich, ist aber keineswegs identisch mit Adurol.
EderPhotogr. Korresp., 1899. empfiehlt zur Tonung und Verstärkung von Bromsilbergelatinebildern die Verwendung von Kupferammoniumkarbonat und Kaliumferricyanid. Zwecks Herstellung des Tonbades wurden 5 g krystallisiertes Kupfervitriol in 1 l destillierten Wassers
gelöst und dann wurde eine gesättigte Lösung von kohlensaurem Ammoniak (Ammoniumsesquikarbonat) so lange zugesetzt, bis der anfangs entstehende hellblaue Niederschlag von Kupferkarbonat sich im
Ueberschuss des Ammonkarbonates wieder auflöste. Dann wurde eine Lösung von 12 g rotem Blutlaugensalz in 700 cm3 Wasser beigemischt, wobei ein reichlicher Niederschlag entstand. Es war somit die zugesetzte Menge von Ammoniumkarbonat nicht
genügend, um das entstehende Kupferferricyanid in Lösung zu
erhalten. Deshalb fügte Eder so lange gepulvertes Ammoniumkarbonat zu (Mischen in der Reibschale), bis der Niederschlag sich zu einer klaren dunkelblauen
Flüssigkeit löste. Diese Flüssigkeit, welche eine Auflösung von Kupferferricyanid in kohlensaurem Ammoniak darstellt, ist
das Kupfer-, Ton- oder Verstärkungsbad.
Die Gebrüder Lumière in Lyon erzeugen ein Verstärkerpräparat, welches aus einem Gemenge von Natriumsulfit und Quecksilberjodid besteht und in Wasser gelöst sofort einen sehr kräftig wirkenden Verstärker gibt. Lumière und SeyewetzEder's Jahrb. f. Photogr., 1900 S. 26. geben als beste Vorschrift zurHerstellung dieses Präparates folgende: 10 g wasserfreies Natriumsulfit, 1 g Quecksilberjodid werden gemischt und zum Gebrauche
in 100 Teile Wasser gelöst.
Das Bild wird in dieser Lösung allmählich intensiver, indem es eine dunkelbraune Färbung annimmt. Man kann Schritt für Schritt
das Fortschreiten der Verstärkung verfolgen und dieselbe an jeder gewünschten Stelle abbrechen. Es kann diese Operation unmittelbar
nach dem Fixieren des Bildes vorgenommen werden, wobei ein oberflächliches Auswaschen völlig ausreicht. Wenn man diese Lösung
verdünnt oder besser noch bei demselben Sulfitgehalt immer geringere Mengen von Quecksilberjodid zur Anwendung bringt, so
gestaltet sich die Verstärkung immer langsamer, dagegen wird die Intensität des Bildes in dem Masse eine immer stärkere, wie
die Dauer der Operation verlängert wird. Andererseits kann man mehr und mehr eine beschleunigte Wirkung erzielen, indem man
allmählich den Gehalt an Quecksilberjodid erhöht, ohne über den Maximalbetrag von 2 g auf 100 g Wasser und 20 g wasserfreies
Sulfit hinauszugehen.
Da das so verstärkte Bild bei längerem Liegen im Wasser grüngelb wird, sowie nach dem halbstündigen Waschen und Trocknen an
feuchter Luft allmählich eine gelbe Färbe annimmt, so empfehlen die Genannten es nur kurz zu waschen und dann mittels eines
Entwicklers (p-Amidophenol, Amidol, Hydrochinon, Hydramin u.s.w.) das Jodsilber zu reduzieren, wodurch völlig unveränderliche
Bilder erhalten werden.
Die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation bringt unter dem Namen „Agfaverstärker“ eine Verstärkerflüssigkeit für Bromsilbergelatinenegative in den Handel, welche nach dem betreffenden Patente aus einer Lösung
von Quecksilberrhodanid in Rhodanalkaliverbindungen besteht. Die Herstellung geht aus folgenden Beispielen hervorPatentbeschreibung aus dem Dezember 1899 angemeldeten D. R. P., siehe Eder's Jahrb. f. Photogr., 1900 S.
19.:
1. Man löst 10 Teile Merkurirhodanid und 8 Teile Rhodankalium in 100 Teile destilliertem Wasser. Zum Gebrauch wird diese haltbare
Vorratslösung mit 10 Teilen Wasser verdünnt und das zu verstärkende Negativ oder Positiv in die Lösung gelegt. Unter Bewegen
der Schale wird dasselbe darin belassen, bis der gewünschte Grad der Verstärkung, der stets mit Leichtigkeit getroffen werden
kann, erreicht ist. Das verstärkte Negativ oder Positiv wird nun gewässert und alsdann getrocknet.
2. An Stelle der Verstärkungslösung des vorstehenden Beispieles kann man eine Lösung des Doppelsalzes von Merkurirhodanid
und Ammoniumrhodanid verwenden, welche aus 10 Teilen Merkurirhodanid, 6 Teilen Ammoniumrhodanid und 100 Teilen destilliertem
Wasser hergestellt ist.
3. In gleicher Weise kann man zum Verstärken das Doppelsalz des Merkurirhodanids und Baryumrhodanids verwenden; eine solche
Lösung entsteht z.B. durch Auflösen von 10 Teilen Merkurirhodanid, 12,7 Teilen Baryumrhodanid in 100 Teilen destilliertem
Wasser.
Der Agfaverstärker liefert, ohne dass ein zweites Bad nötig würde, tadellose, sehr kräftige Verstärkungen.
Die bisher verwendeten Abschwächungsmittel für Silberbilder wirkten in der Weise, dass das Bild gleichmässig abgeschwächt
wird. Das von A. und L. Lumière in Lyon empfohlene AmmoniumpersulfatPhotogr. Korresp., 1898 S. 466., welches sich heute bereits in der Praxis als Abschwächungsmittel eingebürgert hat, besitzt dagegen die Eigenschaft, dass
es zuerst die am stärksten gedeckten Stellen des Silberbildes angreift; es eignet sich daher, in wässeriger Lösung angewandt,
ganz vorzüglich als Abschwächungsmittel für kurz exponierte harte Negative, wie alle Experimentatoren konstatiertenSiehe Eder's Artikel Photogr. Korresp., 1898..
A. und L. Lumière fanden ferner, dass Cerisulfat, eine Verbindung, welche heute bei der Verarbeitung des Rohmateriales für die Gewinnung von Edelerden zur Glühstrumpferzeugung
als Abfallprodukt erhalten wird und demzufolge stark im Preise gesunken ist, in 5 bis 10 % iger, 2 % schwefelsäurehaltiger
Lösung ein vorzügliches Mittel zur Abschwächung von Bromsilbergelatinenegativen bildet. Die Wirkung ist eine sehr gleichmässige
und der Abschwächer hat wohl die Vorzüge, nicht aber die Nachteile des Farmer'schen AbschwächersMischung einer Lösung von rotem Blutlaugensalz mit einer solchen von Fixiernatron. (ungleiches Abschwächen, Fleckenbildung).
Photographische Papiere, Kopierprozesse, Tonung von Papierblidern.
A. Blank empfahl an Stelle der gebräuchlichen Chlorverbindungen bei Herstellung von Aristopapier (Chlorsilbergelatinepapier) Kobaltchlorid
zu verwenden. Man erhält mit den von BlankBull. Soc. Franç. Photogr., 1899 S.
450. gegebenen Vorschriften zwar sehr klar arbeitende, aber dabei ziemlich unempfindliche EmulsionenValenta, Photogr. Korresp.,
1900..
Ein neues Kopierpapier von hoher Empfindlichkeit führte
E. ValentaPhotogr. Korresp., 1900. in die Photographie ein. Dasselbe ist ein Kollodionkopierpapier, enthält aber an Stelle des Chlorsilbers, wie es in den Celloidinpapieren
sich findet, Silberphosphat, welches durch direktes Umsetzen von Silbernitrat mit Phosphorsäure in Kollodion dargestellt wird.
Das Papier zeichnet sich durch grosse Tonabstufung (Gradation), hohe Empfindlichkeit und durch den Umstand aus, dass es ohne
Gold- oder Platintonbäder nach dem Fixieren schon dunkelbraune Bilder liefert, welche bezüglich Verteilung von Licht und Schatten
den Charakter der Albuminbilder zeigen.
Selbsttonendes Celloidinpapier. Unter diesem Namen bringt die Fabrik photographischer Papiere von Oskar Raethel in Berlin ein durch D. R. P. Nr. 110089 geschütztes Celloidinpapier in den Handel, dessen wesentlicher Unterschied den anderen
Handelssorten gegenüber darin besteht, dass das zur Tönung nötige Gold in Form von Chlorgoldbaryum in der Schicht des Papieres
enthalten ist. Das Papier soll gut haltbar sein. Die Behandlung seines Papieres ist einfach, da dasselbe nur in kochsalzhaltigem
Wasser gewaschen zu werden braucht, hierin jeden gewünschten Ton je nach Länge des Waschens erhält und nachher wie gewöhnlich
fixiert wird (Photogr. Chronik,
1899 Nr. 23).
Selbsttonendes Chlorsilberpapier bringt (1900) unter dem Namen „Autopapier“ die Firma Lüttke und Arndt in Hamburg in den Handel.
J. Meyer in BrooklinBrit. Journ. of Photogr., 1899 S. 714, 721 und
1900 S. 132 und 134. fand, dass Silberphosphat in Zitronen- oder Weinsäure in gewissem Verhältnisse gelöst eine gallertartige Masse gibt, welche
auf Papier, Seide u.s.w. gestrichen, ohne Goldbäder hübsche braune Kopien liefert. Dieselben werden in schwachem Fixiernatron,
dem man etwas Natriumbichromat zusetzt, fixiert.
Ein Kopierverfahren mit Quecksilber salzen veröffentlichte E. ValentaPhotogr. Korresp., 1899 S. 404.. Dasselbe beruht auf der Thatsache, dass Quecksilberchlorid mit Ferriammoniumnitrat oder -Tartrat, in wässerige Lösung auf
Papier aufgetragen, lichtempfindliche Schichten gibt, welche bei geeigneter Belichtung und Entwickelung blauschwarze Bilder
liefern.
Vorschriften zur Bereitung von sogen. KallityppapierSiehe unsere früheren Referate. gibt BrownAmateurphotographer, 1899 S. 509 u.a. Hübl in Lechner's
Mitteilg., 1899 S. 97. Ueber Kallitypie siehe auch Brooke, „Phot. Mitt.“ Bd. 36 S. 160.. Nach diesen werden 85 ccm 20 % ige Ferrioxalatlösung mit 7 g Silbernitrat in 15 ccm Wasser gelöst, vermischt und mittels
Schwammes kreuzweise auf Papiergestrichen; das Papier wird in der Wärme getrocknet. Beim Kopieren legt man ein Blatt Wachsleinwand dahinter, um Feuchtigkeit
abzuhalten. Die Empfindlichkeit ist etwas grösser als bei Celloidinpapier.
Entwickler für
Schwarze Töne
Purpurtöne
Sepiatöne
Borax
10 g
3 g
–
Seignettesalz
7,5 „
10 „
5 g
Wasser
100 ccm
100 ccm
100 ccm
Einprozentige Kalium- bichromatlösung
10 „
10 „
6 „
Flaue Kopien werden mittels grösseren Zusatzes von Chromat entwickelt. Die Bilder legt man mit der Bildseite nach oben in
den Entwickler; Zeitdauer ¼ bis 2 Stunden. Fixierbad: 1 Teil Ammoniak und 50 Teile Wasser (10 Minuten lang); wird einmal gewechselt.
Für die Zwecke der Platintonung von Silberbildern auf matten Papieren (Celloidin- oder Aristomattpapier) empfiehlt E. ValentaPhotogr. Korresp., 1899 S. 108. die Verwendung von m-Phenylendiaminplatintonbädern:
Wasser
100
Teile
Kaliumplatinchlorürlösung (1 : 100)
5–10
„
m-Phenylendiaminlösung (1 : 100)
5–10
„
Die mit weichem Wasser kurz gewaschenen kräftigen Kopien werden in dieses Bad gebracht, worin sie rasch einen intensiven Platinton
annehmen. Man fixiert mit 10 % iger Fixiernatronlösung und wäscht gut in fliessendem oder öfters gewechseltem Wasser. Der
Ton der erhaltenen Bilder ist ein intensives Schwarz bei sehr reinen Weissen. Wünscht man blauschwarze Töne, so ist die Einschaltung
eines Boraxgoldtonbades (z.B. Wasser 1000 ccm, Borax 10 g, essigsaures Natron
[geschmolzen] 10 g, Goldchloridlösung [1 : 100] 40 ccm) zwischen das erste Auswässern und das Platintonbad zu empfehlen,
wobei zu bemerken ist, dass das Goldtonbad nur kurze Zeit wirken gelassen werden darf und die Kopien nochmals gut mit Wasser
gespült werden müssen, bevor man sie in das Platinbad bringt, da sonst die Weissen des Bildes leiden würden, indem das dem
Bilde anhaftende Goldchlorid vom m-Phenylendiamin des Platintonbades zersetzt wird.
An Stelle von Platinsalzen wurden wiederholt von verschiedenen Seiten Palladiumverbindungen zu Tonungszwecken für matte Silberbilder empfohlen. ArdaseerBrit. Journ. Photogr., 1899 S. 200. gibt folgende Vorschriften zur Herstellung von Palladiumtonbädern:
Palladiumchloridlösung (1 : 48)
30 Tropfen,
Zitronensäure
1 ½ g,
Chlornatrium
2 g,
Wasser
300 ccm.
Die Silberkopien müssen zuerst in ein Bad von Kochsalzlösung gebracht werden, damit das freie Silbernitrat in Silberchlorid
übergeführt wird. Nachdem die Kopien gut ausgewaschen wurden, bringt man sie in das Tonbad, in welchem sie so lange liegen
bleiben müssen, bis die Oberfläche der Bilder einen warmen Purpurton aufweist. Danach bringt man sie in ein Bad von Waschsoda
(1 Teil auf 40 Teile Wasser), um die Säure zu neutralisieren und die Schwefeltonung zu verhindern. Als Fixierbad verwendet
man eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron 1 : 10. Im Fixierbade ändern die Bilder ihr Aussehen wesentlich, jedoch zeigen
sie nach dem Auswässern und Trocknen, den erwähnten warmen braunen oder Sepiaton.
Ein zweites von Ardaseer empfohlenes Tonbad ist ohne Vorbaden der Kopien in Kochsalzlösung vor dem Tonen zu gebrauchen. Es hat folgende Zusammensetzung:
Palladiumchloridlösung (1 : 48)
15 Tropfen,
Zitronensäure
¾ g,
Wasser
300 g.
Das Bad ist für wärmere Töne bestimmt, jedoch erleiden die Bilder in demselben eine bedeutende Reduktion.
Diese von Ardaseer angegebenen Tonbäder wurden von
KesslerPhotogr. Korresp., 1900, siehe ferner Eder's Jahrb. f. Photogr., 1900 S. 62. versucht und hierzu verschiedene Silberpapiere verwendet. Die Versuche ergaben eine ziemliche Uebereinstimmung mit dem von
Ardaseer Gesagten, jedoch nur in Bezug auf die Anwendung von Kopien auf matten Silberpapieren, während sich die Wirkung dieser Tonbäder
auf Silberpapieren mit glänzender Oberfläche als sehr gering erwies und keine allgemein verwendbaren Farbentöne lieferte.
Vergleichsweise versuchte Kessler auch das von Herder angegebene Palladiumtonbad, bestehend aus:
Palladiumchlorid
2
Teile
Chlornatrium
2
„
Wasser
1000
„
Essigsäure
20
„
Dieses Bad hat die Eigenschaft, Silberkopien mit matter Schicht unmittelbar nach deren Eintauchen in dasselbe braunschwarz
zu färben und nach längerem Liegenlassen im Bade nicht weiter zu verändern. Nahezu denselben Ton, welcher sich beim Tonen
eingestellt hat, behält das Bild auch nach dem Fixieren, Waschen und Trocknen bei.
Wie H. Kessler nachwies, haben die Palladiumtonbäder für Silberbilder vor den Platintonbädern den Vorzug einer vollkommeneren Umwandlung
des Silberbildes und ergeben daher grössere Haltbarkeit der getonten Bilder.
J. Keiley schreibt über die Verwendung des Zusatzes von Glycerin beim Entwickeln von Platinbildern. Er erwähnt, dass Zusätze von Glycerin zum Kaliumoxalat beim Entwickeln von Platinotypien wiederholt empfohlen wurden, um
reine Weissen zu erhalten; leider leiden die Halbtöne dabei. Sehr gute Resultate erhielt er jedoch, wenn er die Platinkopien
gleichmässig mit einer dünnen Schicht von reinem Glycerin bestrich. Es ist erforderlich, jeden Ueberschuss des Glycerins zu
beseitigen (mittels Fliesspapier). Dann wird mit Oxalat entwickelt und auch hier durch Beseitigen des Oxalats an den stärker
entwickelten Stellen durch Fliesspapier der Fortgang der Entwickelung reguliert (Bull Assoc. beige Phot., 1900 S. 35).
Als „Platonapapier“ bezeichnet die Ilford Comp. in London eine von ihr erzeugte (1899) Handelssorte von Platinpapier. Es wird, wie gewöhnlich, in Chlorcalciumbüchsen versendet.
Die Präparation besteht gleichfalls aus Ferrisalz und Platinsalz. Das Platonapapier ist ein Kaltentwickelungspapier, welches
mittels einer Lösung von ½ Teil Kaliumphosphat, 2 Teilen Kaliumoxalat und 28 Teilen Wasser entwickelt wird. Man kann auch
Vorratslösungen mit der halben Menge Wasser herstellen und dann vor dem Gebrauch verdünnen. Das Fixieren geschieht in verdünnter
Salzsäure (1 : 80).
R. RappPhotogr. Corresp., 1899 S. 198. benutzt Gemenge von Gallussäure-, Essigsäure- und Silbernitratlösung zum Verstärken von Platindrucken. Das mechanisch niedergeschlagene Silber wird dann durch ein Platintonbad in Platin übergeführt.
Unter dem Namen „Ozotypie“ veröffentlichte Manly ein Kopierverfahren, welches, wie die Chromatverfahren überhaupt, auf der Zersetzung der Chromsäure durch Lichtwirkung bei
Gegenwart von organischer Substanz in Chromsesquioxyd und Sauerstoff beruht. Der frei werdende Sauerstoff wirkt bei diesem
Prozesse auf gleichzeitig anwesendesManganoxydulsalz ein und bewirkt das Entstehen von Manganoxyden. Man kann nun das aus Chromsesquioxyd und Manganoxyden bestehende
Bild durch Behandeln mit verschiedenen Phenolderivaten u. dgl., welche durch Oxydation Farbstoffe liefern, beliebig färben
oder kann, indem man dasselbe in einem Eisessig und Hydrochinon haltigen Bade mit Pigmentpapier in Kontakt bringt, dann auf
eine Glasplatte aufquetscht, trocknen lässt und nach dem ½ stündigen Quellenlassen in kaltem Wasser mit warmem Wasser behandelt,
ein Pigmentbild herstellenVgl. Eder's Jahrbuch für Photographie für 1900, S.
50..
Th. R. WestPhotogr. Mitteilungen, Bd. 36 S.
322. nahm ein amerikanisches Patent auf ein Kopierverfahren mit Nitroprussidnatrium. Dasselbe besteht in einer Präparation des
betreffenden Rohpapieres mit einer Lösung von Nitroprussidsalz (25), Ammoniumferricitrat (30) in Wasser (100 Teilen).
Zu dieser Lösung kann man, um den Ton der Bilder zu modifizieren, kleine Mengen anderer zitronensaurer Salze hinzufügen, z.B.
zitronensaures Magnesium für kupferdruckschwarze Töne, oder zitronensaures Zink für braune Töne. Diese Zusätze sind jedoch
nicht unbedingt erforderlich.
Papier, welches mit obiger Lösung präpariert ist, färbt sich am Lichte braun oder schwarz. Die Kopien werden 2 oder 3 Minuten
lang in Wasser gewaschen, um die überflüssigen Chemikalien zu entfernen, und dann 5 Minuten lang in ein Bad von
Bleiacetat
2
g
Wasser
100
ccm
gebracht, um die Kopien haltbar zu machen, worauf man kurze Zeit wäscht.
Nach den Versuchen Valenta's gelingt es nicht, damit kupferdruckartige Bilder zu erzielen, sondern man erhält im besten Falle Bilder, welche den Eisengallusbildern
ähnlich sehen.
ValentaPhotogr. Corresp., 1899 S. 652. studierte die chemischen Vorgänge bei der Belichtung des Nitroprussidpapieres und konstatierte, dass das Bild bei diesem
Prozesse aus Berlinerblau und unzersetztem Ferronitroprussid besteht.
Das arabische Gummi hat bekanntlich wie alle anderen wasserlöslichen Gummiarten die Eigenschaft, in wässeriger chromathaltiger
Lösung auf organischer Unterlage aufgetragen, nach dem Trocknen lichtempfindliche Schichten zu geben. Chromatgummi wird nämlich
bei der Belichtung in Wasser unlöslich und man erhält daher unter geeigneten Negativen nach dem Auswaschen des löslich gebliebenen
(unbelichteten Teiles) ein Bild. Dieses Verhalten des Gummis wird zur Bildherstellung bei einigen photographischen Verfahren
schon seit langer Zeit benutzt. Das neueste Gummikopierverfahren ist der sogen. „Gummidruck“. Es ist dies ein Verfahren, welches seit 2 Jahren insbesondere in Amateurkreisen stark kultiviert wird, und unter Umständen
wirklich künstlerisch schöne Bilder liefert. Zur Herstellung von solchen Bildern wird eine Gummichromatlösung mit geeigneten
Aquarellfarben versetzt, auf Papier aufgetragen und nach dem Trocknen unter einem entsprechenden Negative kopiert, das Bild
mit Wasser entwickelt u.s.w.Ueber Gummidruck erschien eine übersichtliche Schilderung von Baimund Rapp; Praktische Anleitung zur Ausübung des Gummidruckes, Wien
1900.
(Schluss folgt.)