Titel: | Beleuchtung.Spiritusglühlicht. |
Autor: | Kr. |
Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 111 |
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Beleuchtung.Spiritusglühlicht.
Mit Abbildungen.
Spiritusglühlicht.
Seit einigen Jahren sind vielfache Versuche gemacht worden, den Alkohol zu
Beleuchtungszwecken heranzuziehen, und sind zu diesem Zwecke verschiedene Glühlampen
construirt worden. Diesen Lampen wird allgemein eine grosse Zukunft in Aussicht
gestellt und dürften diese Erwartungen durch das Sinken der Spirituspreise im
Vergleiche zum Erdöl gerechtfertigt erscheinen.
Die Versuche, Spiritus zur Beleuchtung zu verwenden, lassen sich bis in das Jahr 1847
verfolgen, in welchem zuerst ein gewisser Frankenstein
eine Spirituslampe construirte, und weist die Patentlitteratur in England und
Deutschland eine Menge derartiger Lampen auf, so dass es zu weit führen würde, alle
aufzuzählen. Alle diese Constructionen erzielten jedoch nicht den erhofften
Erfolg,da sie
theilweise zu complicirt waren, theilweise der Spiritus beim Brennen ein höchst
unangenehmes Geräusch hervorbrachte, abgesehen davon, dass sie ein flackerndes,
unruhiges Licht erzeugten. Die neueren Versuche auf diesem Gebiete erstrecken sich
nun alle in erster Linie auf die Beseitigung dieser Uebelstände, in zweiter auf die
Verbesserung des Lichtes durch Nutzbarmachung des Auer'schen Glühstrumpfes.
Ueber die Vortheile des Spiritusglühlichtes gegenüber dem Erdöl äussert sich Dr. L. Jannasch im Export
folgendermaassen:
„Die Lampen, welche Spiritusglühlicht brennen, zeigen gegenüber dem Erdöl folgende
Vortheile: Das Licht ist sehr hell, ebenso hell wie elektrisches Licht,
Lampenschirme aus dunklem Papier oder mattem Glase sind daher empfehlenswerth.
Die untere Vergasungsflamme muss niedrig gehalten werden. Beginnt das Gas zu
'kochen', so beweist dies, dass die Vergasungsflamme zu hoch ist. Die Regulirung
derselben ist sehr einfach. Die Hitze, welche die Spiritusglühlichtlampen
entwickeln, ist gering, so dass die Augen nicht wie bei den Erdöllampen von der
Hitze leiden. Wenn die Spiritusglühlichtlampen rechtzeitig angebrannt werden,
riechen sie nicht. Russ entwickeln sie überhaupt nicht. Sie brauchen nur selten
– höchstens jede Woche einmal – geputzt zu werden.... Jede der von mir benutzten
Lampen brennt 6 bis 7 Stunden und jede Füllung beansprucht 0,5 l denaturirten
Sprit. Die Güte des Spiritus ist für die Leuchtkraft der Flamme entscheidend....
Der Behauptung, dass die Spiritusglühlichtlampen feuergefährlicher als
Erdöllampen sind, muss ich auf Grund zahlreicher und sorgfältig angestellter
Versuche entschieden widersprechen.“
Einen anderen Standpunkt nimmt allerdings in dieser Hinsicht der Chemiker H. Schreib in der Chemiker-Zeitung ein. Nachstehend einige Aeusserungen desselben:
„Wenn das Spiritusglühlicht einen wirklichen Erfolg haben soll, so muss es sich
mindestens ebenso billig stellen, wie die in Gebrauch befindlichen
Beleuchtungsarten (vom Vergleich mit dem elektrischen Licht abgesehen), oder
aber bei höherem Preise besondere andere Vortheile bieten. Gas ist jedenfalls
viel bequemer, darüber braucht man kaum ein Wort zu verlieren, und auch die
Erdöllampe ist einfacher in der Handhabung als eine Glühlichtlampe mit einem
jedenfalls recht difficilen Glühkörper. Ein Vergleich des Kostenpunktes ergibt
Folgendes: Bei der gewöhnlichen Art der Beleuchtung wird das Licht erzielt durch
den in der Flamme glühenden Kohlenstoff, welcher aus dem Brennmateriale selbst
stammt; zur Erzielung eines möglichst hohen Lichteffectes kommt es dabei neben
der Form des Brenners wesentlich auf die innere chemische Structur des
brennenden Gases oder Oeles an. Anders ist es beim sogen. Glühlicht; hier
erzielt man den Lichteffect dadurch, dass ein in die Flamme gehängter Körper zum
Glühen gebracht wird; das verbrennende Material hat nur die nöthige Wärme zu
liefern. Man kann daher den Effect der verschiedenen Stoffe, durch deren
Verbrennung der Glühkörper erhitzt wird, direct nach ihrem Brennwerth, d.h. also
nach der von ihnen beim Verbrennen erzeugten Wärmemenge bemessen. Vergleichen
wir nun in dieser Hinsicht Spiritus mit gewöhnlichem Leuchtgase, so zeigt
sich, dass 1 l Sprit von 96° rund ebenso viel Wärme liefert, wie
durchschnittlich 1 cbm Leuchtgas, nämlich 5500 Cal. Der Preis des denaturirten
Spiritus ist im Ladenverkauf rund 30 Pf. für 1 l, der mittlere Preis des
Leuchtgases beträgt 20 Pf. für 1 cbm. Demnach ist der Brennwerth im Sprit um 50
Proc. theurer als im Leuchtgase.“
„Der Leuchtwerth des Erdöls kann gegenüber dem des Spiritusglühlichts nur durch
vergleichende Messungen bestimmt werden. Allgemein gilt die Beleuchtung mit
Erdöl als billiger gegenüber der Gasbeleuchtung. Da letztere nun billiger ist
als Spiritusglühlicht, so dürfte die Concurrenz des Sprits mit dem Erdöl ebenso
wenig erfolgreich sein, wie mit Leuchtgas. Diese Schlussfolgerung gilt natürlich
nur bei den heutigen Preisen; die Sache liegt sofort anders, wenn Sprit
erheblich billiger wird.... Und so könnte eine Einführung der Spiritusglühlampe
möglich werden. Mag das nun eintreten oder nicht, jedenfalls muss die Thatsache,
dass man heute am Ende des 19. Jahrhunderts ganz ernsthaft versucht, mit
Spiritus gegen Gas und Erdöl zu concurriren, den Chemiker zu Betrachtungen
anregen.“
Wir haben die Betrachtungen, durch welche H. Schreib zu
dieser Schlussfolgerung gekommen ist, übergangen, jedenfalls bestätigt dieselbe das
im ersten Absatz dieses Artikels bereits Gesagte. Der beste Beweis hierfür ist die
sich immer mehr verbreitende Fabrikation von Lampen verschiedener Construction für
Spiritusglühlicht. Schreiber dieses hat Gelegenheit gehabt, einige solcher Lampen
während einer längeren Brennzeit zu beobachten und muss zugeben, dass sie sowohl
hinsichtlich der Leuchtkraft, als auch eines ruhigen Brennens, kaum etwas zu
wünschen übrig liessen. Das Einzige, was wohl der breiteren Einführung dieser Lampen
noch im Wege steht, ist unseres Erachtens das noch umständliche Anzünden der Lampen
bezw. der Umstand, dass es immer einige Zeit dauert, ehe die Flamme zur vollen
Entwickelung kommt.
Textabbildung Bd. 310, S. 112
Fig. 1. Spiritusglühlichtlampe der Deutschen
Glühlicht-Actiengesellschaft.
Im Nachstehenden führen wir einige neue Systeme von Spiritusglühlichtlampen an und
beginnen mit dem Spiritusglühlicht der Deutschen
Glühlicht-Actiengesellschaft (Fig. 1). Der
Brenner bezw. das Dochtrohr ist mit Normalgewinde n
versehen und besteht aus einem seitlich aufgeschlitzten, im Durchschnitt
hufeisenförmigen Rohr c, das an seinem oberen Ende den
Sammelbehälter e für die entwickelten Gase trägt,
welcher mit einem feingelochten Rohr d für den
Gasaustritt versehen ist. Die in mittlerer Höhe des Dochtrohres c befindliche Verschlussmutter h trägt in ihrer Mitte das Röhrchen f mit
Docht f1 für die
Hilfsflamme f2, mittels
welcher die Vorwärmung des aufsteigenden Spiritus eingeleitet wird. Ein Verkohlen
oder Austrocknen des oberen Dochtendes ist hierbei ausgeschlossen. Zur leichten
Einstellung der Flamme f2ist eine
besondere Vorrichtung g angebracht; nach einmaligem
Einstellen der Vergaserflamme gibt die Lampe ein ruhiges Licht. Um die erforderliche
Luft zu Strömung zu ermöglichen, erhält der Gewindetheil n der Verschlussmutter h eine Nuth. Zum
Anzünden des Dochtes f ist in dem Mantel des
Brennerrohres eine Oeffnung angebracht. – Das Brennen der Lampe ist geräuschlos und
empfiehlt sich dieselbe besonders dort, wo eine Gasleitung nicht vorhanden ist. (Metallarbeiter.)
Eine andere Construction hat die Lampe der Spiritusglühlicht-Gesellschaft „Phöbus“, Beese und Co. in Dresden.
Dieselbe hat nach dem Metallarbeiter bei einem
Preisausschreiben des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland, betreffend
eine Spiritusglühlampe für den Hausbedarf, den ersten Preis erhalten. Fig. 2 stellt die Lampe im Längsschnitt dar.
Der Phöbus-Brenner passt auf jede Erdöllampe von 14''' Gewinde (40 mm lichter
Durchmesser) aufwärts und bildet, wie aus der Figur ersichtlich, durch seine
gedrungene Form selbst für Luxuslampen einen Schmuck im Gegensatz zu den sonst
verwendeten hoch gebauten Hilfsflammenbrennern. Hierbei besitzen, nach dem Urtheil
des Preisgerichts, diese Lampen Vorzüge in der Handhabung, verbunden mit einem
geringen Verbrauch an Spiritus bei bedeutender Lichtstärke.
Textabbildung Bd. 310, S. 113
Fig. 2. Lampe der Spiritusglühlicht-Gesellschaft „Phöbus“, Beese und
Co.
Der Brenner wird mittels eines Streichholzes oder eines Anwärmfläschchens, welches
jeder Lampe beigegeben wird, durch die Oeffnung a und
das kleine Rohr b erwärmt. Aus den Schlitzen dieses
Rohres brechen alsbald kleine Flammen hervor und gleichzeitig steigt eine geringe
Menge des in b gebildeten Spiritusdampfes durch ein an
b angeschlossenes Röhrchen empor, um beim Austritte
aus s durch Einführung der Flamme des
Anwärmefläschchens oder Streichholzes in die in der Cylindergallerie befindliche,
durch eine kurze Drehung der letzteren zu öffnende Oeffnung z entzündet zu werden, wo derselbe eine kleine Flamme bildet.
Durch die aus b heraustretenden, vorstehend erwähnten
Flammen ist unterdessen der Vergaser i so weit erwärmt
worden, dass der von den Saugdochten d zugeführte
Spiritus hier in Dampf verwandelt wird und in Dampfform durch die
Verbindungsröhrchen a in das Rohr h eintritt. Hier steigt er aufwärts und durch das
centrale Röhrchen c abwärts in die Düse p und aus dieser in Gestalt feiner Strahlen in den
Mischraum, in welchem er sich innig mit Luft vermischt. Das Gemisch gelangt hierauf
in den Brennerkopf, aus welchem es aus der ringförmig gelochten Brandplatte g austritt, sich an der bei s brennenden Flamme entzündet und hier eine lichtlose,
heisse, kegelförmige Flamme bildet, von welcher der Auer-Strumpf bald in Weissglut
geräth. Der ganze Vorgang dauert ungefähr 5 Secunden, worauf die im Röhrchen b brennenden Flämmchen verlöscht werden und die Flamme
mittels des Hebels f regulirt wird.
Dieser Hebel regulirt den Luftzutritt in die Mischkammer. Letzterer hängt von der
Stärke des verwendeten Spiritus ab, wodurch die Benutzung verschiedener
Spiritussorten, von 80 Proc. aufwärts, ermöglicht wird. Bei den neuesten Lampen
fällt diese Hebelregulirung fort. In Folge einer kleinen Aenderung der Düse kann
jedoch hoch- und niedriggradiger Spiritus verwendet werden.
Das Auslöschen der Lampe erfolgt durch Linksdrehen des Knopfes m, wodurch gleichzeitig ein Ventil geöffnet wird,
welches vorher das in den Vergaser führende Rohr k
abschloss. Durch Oeffnen des Ventils erhalten die im Vergaser sich bildenden Dämpfe
einen bequemen Abzug nach dem Behälter, in welchem sie sich wieder zu Spiritus
verdichten. Die Lampe erlischt hierauf sofort, ohne einen Geruch zu hinterlassen.
Das Füllen der Lampe geschieht durch den Füllstutzen e
ohne Abschrauben des Brenners vom Behälter.
Nach der von Prof. Hayduck in Berlin vorgenommenen
Prüfung ergab die Phöbus-Lampe eine Helligkeit von 34,5 HK, und waren die
Spirituskosten etwa um den vierten Theil niedriger, als die einer Erdöllampe von
gleicher Leuchtkraft.
Ferdinand Schuchhardt in Berlin wendet bei seiner unter
dem Namen „Sphinx“ im Handel befindlichen Spiritusglühlichtlampe zur
Verdampfung des Spiritus spiralförmig gewundene Röhren an, die in einander gelegt
und beide von der Hilfsflamme gemeinsam beheizt werden.
Textabbildung Bd. 310, S. 113
Fig. 3. Spiritusglühlichtlampe „Sphinx“ von Schuchhardt.
Die Lampe (Fig. 3) besteht aus einem ringförmigen
Spiritusbehälter a und einem darunter liegenden
Verbindungskessel, der vom Behälter aus seine Speisung mittels zweier Knierohre k empfängt. Von hier steigt in der senkrechten
Mittelachse des Hohlringes im Spiritusbehälter, und von letzterem durch eine
Luftschicht getrennt, ein Hauptvergasungsrohr d auf,
welches sich oben zu einem Dampfdom erweitert und in die Brennerdüse mündet. Neben
diesem Hauptvergasungsrohr und an dieses anlehnend befindet sich ein zweites
Nebenvergasungsrohr f, welches unter dem Dampfdom
umgebogen ist und von hier abwärts bis fast auf den Verbindungskessel reicht und
hier in einem kurzen nach aufwärts gebogenen Stutzen endet. Dieses Rohr ist in
seinem ersten aufwärts gerichteten Theil noch mit einer besonderen Erweiterung
versehen, die einen Dampfkessel für die zur Unterhaltung der Heizflamme dienende
Flüssigkeit bildet. Der Spiritusbehälter,der Verbindungskessel und das Haupt- und
Nebenvergasungsrohr bilden unter einander ein System communicirender Röhren; der
Spiritus muss also in den beiden Vergasungsrohren in der gleichen Höhe stehen wie in
dem Vorrathsbehälter.
Nachdem durch eine unter der Mündung des Rohres f
befindliche Anheizflamme der Spiritus in dem Rohr vorgewärmt worden ist und die aus
dem Stutzen austretenden Dämpfe sich an der Flamme entzündet haben, geht die
Verdampfung selbsthätig weiter. Der Stutzen des Rohres f ist nämlich so gerichtet, dass die Heizflamme sowohl das Rohr d, als auch die Erweiterung des Rohres f bespült. Der Vorgang ist hierbei folgender:
Wenn in den Rohren d und f
die Flüssigkeit zunächst so hoch stand, wie in dem Behälter a, so wird durch die aus dem Stutzen brennende Flamme eine
Dampfentwickelung in beiden Rohren hervorgerufen, in Folge deren die Flüssigkeit
weit herunter gedrückt wird. Mit der Zeit treten in d
und f Gleichgewichtszustände ein, die bestimmt werden
einerseits durch den Dampfdruck, andererseits durch den Druck, unter dem die
Flüssigkeit steht, etwa den hydrostatischen Druck der in dem erhöhten Behälter
befindlichen Flüssigkeit. Die Verhältnisse sind so abgemessen, dass beim dauernden
gleichmässigen Betriebe der Spiritus in d tief
hinabgedrückt bleibt, da fast das ganze Rohr d mit
Dampf gefüllt ist, der darin durch die stetig wirkende Heizflamme stark überhitzt
wird. Dagegen befindet sich in dem Rohr f bezw. der
Erweiterung desselben so viel Spiritus, dass der Betrieb regelrecht unterhalten
wird. Es wird dadurch selbsthätig für eine ununterbrochene ausgiebige Speisung der
Heizflamme gesorgt. Dadurch, dass in dem ganzen Rohr d
nur Gas und keine Brennflüssigkeit sich befindet, wird das Mitreissen von
Flüssigkeitstheilchen in die Leuchtflamme vollkommen ausgeschlossen. Zur Regulirung
der Verdampfung dient eine über der Erweiterung von f
angebrachte Stiftschraube g, welche nach einmaliger
Einstellung ihre Stellung beibehält.
Das Ventil b stellt einen Zweiwegehahn dar und es kann
durch eine einmalige Umdrehung aus der vorgeschriebenen wagerechten in die
senkrechte Lage jedesmal nur so viel Spiritus ausfliessen, als der hohlgebohrte
Konus Inhalt hat. Diese Bohrung ist genau für die erforderliche Menge Spiritus
tarirt. Das Ventil b empfängt seine Luftzuführung
mittels eines durch die Füllschraube aufsteigenden Röhrchens.
Nachstehend führen wir noch einige in Frankreich in den Gebrauch gelangte Systeme von
Spiritusglühlichtlampen an.
Textabbildung Bd. 310, S. 114
Fig. 4. Französische Spiritusglühlichtlampe.
In Fig. 4 befindet sich der Spiritusbehälter a in einem Wasserbehälter d. Der Spiritus steigt in dem Dochtrohre b
aufwärts, wo er von den Flammen der inliegenden Dochte c vergast wird und die hier erzeugte Flamme die weitere Vergasung
besorgt.
Nach Fig. 5 steigt der
Spiritus aus dem Behälter a in dem Dochtrohr b, welches zur Vermeidung der Erhitzung des in dem
Behälter befindlichen Spiritus doppelwandig ist, in die Höhe. Hier gelangt der
Spiritus in ein kleines Reservoir e, welches durch eine
kleine Flamme erhitzt wird. Die hier erzeugten Dämpfe gelangen in den von einem
Glühstrumpf überdeckten Bunsen-Brenner f, wo sie
entzündet werden. Durch ein als Träger für f dienendes,
in den Behälter a hinabreichendes Rohr h werden die in dem Behälter entwickelten Dämpfe nach
f geleitet. Fig. 6 ist eine
Abänderung der vorherigen Construction.
Textabbildung Bd. 310, S. 114
Französische Spiritusglühlichtlampen.
Fig. 7 zeigt eine Spiritusglühlichtlampe der Société d'Éclairage Calophane in Paris. Der Spiritus
steigt durch ein System von Dochtröhren a nach dem
Bunsen-Brenner. Unter der Verbindungsstelle dieser Röhren befindet sich die
Vorwärmflamme b zum Vergasen des aufsteigenden
Spiritus. Die Dämpfe steigen von hier nach oben, mischen sich mit der durch die
Oeffnungen c eintretenden Luft und gelangen in den
Brenner, wo sie eine hell leuchtende Flamme bilden.
Textabbildung Bd. 310, S. 114
Fig. 7. Spiritusglühlichtlampe der Société d'Éclairage Calophane.
Die letztere Lampe braucht nach der Revue de chimie
industrielle in der Stunde ungefähr 50 g Spiritus und erzeugt eine dem Auer'schen Gasglühlicht gleiche Flamme. Mit dieser
Lampe bezw. deren Einführung und Verbreitung beschäftigt sich besonders das Syndicat
der Distillerie agricole in Paris, welche sich von ihr
ein weiteres Absatzfeld für Spiritus verspricht.
Zu den Spiritus-Glühlichtlampen gesellt sich seit einiger Zeit eine neue von Schuchhardt und Co. in Berlin unter dem Namen
„Schwerdt“-Lampe, deren sinnreiche Construction und bedeutende
Lichtstärke bereits allgemeineAnerkennung gefunden hat. Die Lampe hat bereits
mehrfache Verbesserungen erfahren, welche hauptsächlich darin bestehen, dass in der
Lampe schwacher 86procentiger Spiritus gegenüber dem früher nothwendigen
94procentigen verwendet werden kann, ohne die Leuchtkraft der Lampe zu
beeinträchtigen.
Textabbildung Bd. 310, S. 115
Fig. 8. „Schwerdt“-Lampe von Schuchhardt und Co.
Die Lampe ist in Fig. 8 im Durchschnitt dargestellt;
die Einrichtung und Wirkungsweise derselben ist nach der Zeitschrift für Spiritusindustrie folgende:
Der Behälter n wird durch die Oeffnung u bei geschlossenem Hahn h
mit Spiritus gefüllt. Zum Anzünden der Lampe wird der Doppelhahn h geöffnet, wodurch erstens die Verbindung des
Behälters durch das Rohr k mit dem Vergaser a und zweitens die Füllung des ringförmigen, mit Asbest
gefüllten Vorwärmers g durch das Ablaufrohr i mit einer bestimmten Menge Spiritus bewirkt wird. Man
öffnet hierauf die Verschlusskappe x des Zündtrichters
l und entzündet den in dem Vorwärmer befindlichen
Spiritus. Der in dem Vergaser befindliche Spiritus wird durch die Flamme im
Vorwärmer zum Sieden erhitzt, und der Spiritusdampf tritt durch das Rohr d
und die Kugel z in den Brenner und entzündet sich
oberhalb des Cylinders an dem im Vorwärmer noch brennenden Spiritus. Die weitere
Verdampfung des Spiritus erfolgt nun durch die Hitze der Leuchtflamme. Die Lampe
brennt nach dem Anzünden etwas unruhig und mit Geräusch, dies hört jedoch nach
kurzer Zeit vollkommen auf und die Lampe brennt während der ganzen Brenndauer ruhig
und geräuschlos. Der Sicherheitshebel q gestattet
vermöge seiner Stellung das Füllen des Behälters n nur
bei geschlossenem Hahn. Im Vergasungsrohr a befindet
sich ein mit Asbest gefülltes Rohr aus Drahtgaze, wodurch ein heftiges Aufwallen des
in dem Vergaser siedenden Spiritus verhindert und eine gleichmässige
Dampfentwickelung bewirkt wird. Eine am unteren Ende des Vergasers angeordnete
Verschraubung b, welche entfernt werden kann, dient zur
etwa nöthigen Reinigung oder Erneuerung der Asbestfüllung; eine Verschraubung p am oberen Ende des Vergasers verbindet letzteren mit
dem Brennerrohr d. In der Kugel z befindet sich ebenfalls eine in Drahtgaze eingehüllte Asbestfüllung,
welche die beim Beginne der Vergasung sich zu Flüssigkeit condensirenden Dämpfe
aufnimmt, welche jedoch in Folge der bald eintretenden Erwärmung der Kugel wieder
verdampft werden.
Das Auslöschen der Lampe geschieht durch Herunterziehen des Ringes, wodurch der Hahn
h geschlossen und der Spirituszufluss zum Vergaser
abgesperrt wird. Die Lampe brennt dann noch kurze Zeit weiter, bis der im
Vergasungsrohr noch enthaltene Spiritus verdampft ist.
Die durch Prof. Hayduck vorgenommene Prüfung der Lampe
ergab folgende Resultate:
Es wurde gefunden, dass bei längerer Brenndauer und dementsprechend erheblich
vermindertem Spiritusquantum im Behälter die Lichtstärke sowohl wie der
Spiritusverbrauch nachlässt, die Lichtentwickelung jedoch eine ausserordentlich
starke blieb. Die Lichtmessungen wurden zuerst bei gefülltem Spiritusbehälter
ausgeführt und während einer längeren Brenndauer der Lampe mehrmals wiederholt, ohne
den verbrauchten Spiritus durch erneute Füllung zu ergänzen. Bei den Versuchen wurde
86volumenprocentiger Spiritus verwendet. Es ergaben sich nun folgende Zahlen:
Lichtstärkein HK
DurchschnittlicheVerbrennungvon
Spiritusin 1 Stunde
Verbrauch von Spirituszur Erzeugung
einerLichtstärke von 10 HKin 1 Stunde
cc
cc
1)
82,4
153,5
18,6
2)
69,8
134,2
19,2
3)
61,7
127,0
21,0
Aus den vorstehenden Versuchszahlen ergibt sich als durchschnittliche Leistung der
Lampe während einer 10stündigen Brenndauer folgendes Resultat:
Lichtstärke
71,3
HK
Spiritusverbrauch in 1 Stunde
138,2
cc
Spiritusverbrauch zur Erzeugung einer Lichtstärke von
10 HK in 1 Stunde
19,6
cc
Es folgt hieraus, dass die Leistungen der „Schwerdt“-Lampe ganz vorzügliche
sind, und dieselbe an Lichtstärke die bisherigen Spiritusglühlichtlampen bedeutend
übertrifft; auch die Brennkosten sind verhältnissmässig gering. Es ergibt sich dies
aus dem Vergleich mit zwei bis jetzt an der Spitze stehenden Systemen, welche dem
Erdöllicht bedeutend überlegen sind.
Zur Erzeugung einer Lichtstärke von 10 HK in 1 Stunde wurden verbraucht:
bei
der
„Phöbus“-Lampe
27,4 cc
Spiritus
von
86
Vol.-Proc.
„
„
„Auer“-Lampe
23,4 cc
„
„
86
„
„
„
„Schwerdt“-Lampe
19,6 cc
„
„
86
„
Mit dem Gasglühlicht, welches die „Schwerdt“-Lampe ebenfalls an Lichtstärke
übertrifft, würde dieselbe hinsichtlich der Kosten nur bei sehr niedrigen
Spirituspreisen concurriren können.
Zur Beleuchtung von Sälen hat die Lampe bereits weite Verbreitung gefunden und zwar
nicht nur wegen des reinen intensiven Lichtes, sondern auch wegen der Möglichkeit
der Verwendung von nur 86procentigem Spiritus und des geringen Verbrauches von
Brennstoff. Dabei ist in Folge der Construction jede Feuersgefahr ausgeschlossen.
Besonders hervorzuheben ist noch, dass bei dieser Lampe die Anwendung von Dochten
vermieden ist.
Kr.