Titel: | C. Lorenz' Vorrichtung zur selbstthätigen Sicherung der Bahnhofseinfahrten. |
Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 94 |
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C. Lorenz' Vorrichtung zur selbstthätigen
Sicherung der Bahnhofseinfahrten.
Mit Abbildungen.
Lorenz' Vorrichtung zur selbstthätigen Sicherung der
Bahnhofseinfahrten.
Im Allgemeinen beschränkt sich die verkehrssichernde Hauptaufgabe der Weichen- und
Signalstellwerke darauf, dass sie das Ziehen eines Einfahrtsignals, d. i. die
Freigabe einer Zugseinfahrt nur dann gestatten, wenn die feindlichen Signale sich
auf Halt befinden, ferner die betreffenden Weichen
richtig gestellt und endlich die Stellhebel aller dieser Signale und Weichen
festgelegt sind. Diese Verriegelung wird von der sogen. Fahrstrassenschiene des
Stellwerkes bewirkt, welche gewöhnlich bei ihrer Mittellage den Einfahrtsignalhebel
verriegelt hält, während die Stellhebel der feindlichen Signale und der Weichen
unversperrt bleiben; nach links oder rechts bewegt, verriegelt sie jedoch die
feindlichen Signalhebel in der Haltlage, sowie die richtig eingestellten
Weichenhebel und wird ihrerseits durch den gezogenen Hebel des Einfahrtsignals
verriegelt. Was den Anlagen dieser Art noch fehlt und doch ein wichtiges
Erforderniss bildet, ist eine Anordnung, vermöge welcher die vorgedachte, nach dem
Ziehen eines Einfahrtsignals eingetretene Verriegelung nicht wieder aufgehoben
werden könne, bevor sich der einfahrende Zug nicht thatsächlich in Sicherheit
befindet. Zu dem Ende muss es dem Weichensteller unmöglich gemacht sein, in der
Zeit, wo der Zug noch durch die Weichen fährt, das gezogene Einfahrtsignal wieder
auf Halt zurückzubringen, womit ja auch die
Entriegelung der Weichen der betreffenden Fahrstrasse verbunden und daher die
Möglichkeit eingetreten ist, dass eine Weiche umgestellt würde, während sie
noch der Zug befährt. Es kann ausserdem unter gewissen örtlichen oder
meteorologischen Verhältnissen vorkommen, dass seitens des Weichenstellers zufolge
behinderten Ausblickes ein Signal auf Frei gezogen
wird, obwohl die bezügliche Weichenstrasse an irgend einer Stelle noch mit
Fahrzeugen verstellt ist. Gegen diese offenen Gefahren kann durch die in der
Aufschrift genannte Vorrichtung, welche aus zwei elektrisch mit einander in
Verbindung gebrachten Haupttheilen, nämlich aus einer oder mehreren ins Geleise
verlegten Druckschienen und einem am Stellwerke anzufügenden Verschlussapparat,
besteht, Abhilfe geschaffen werden.
Textabbildung Bd. 310, S. 94
Fig. 1. Lorenz' Sicherung.
Die Druckschiene besteht aus einem elastisch befestigten
⋃-Eisen D, Fig. 1, das
ausserhalb des Schienenstranges parallel neben der Fahrschiene so angebracht ist,
dass es die Oberkante der letzteren beiläufig 10 mm überragt; ihre Länge kann
beliebig, d.h. ganz nach Bedarf gewählt werden, soll aber mindestens nicht kürzer
sein, als der grösste Radstand der die Stelle passirenden Eisenbahnfahrzeuge. Um das
Auffahren der Räder auf die Druckschiene ganz sanft zu gestalten, sind sowohl das
vordere als das rückwärtige Ende der ⋃-Eisenschiene als schiefe Ebene angeordnet,
die mit einer Neigung von 1 : 200 abfällt. Getragen wird die eigentliche
Anlaufschiene D von gelenkartig angeordneten
Lagerstühlen PFG, wie sie Fig.
1 im Durchschnitt darstellt, welche in Abständen von etwa 3 m von einander
mittels Fussplatten P und je zweier Schraubenlaschen am
Fusse der Fahrschiene festgeklemmt werden. Auf der Fussplatte P steht die gusseiserne, vorn durch eine abschraubbare
Deckelplatte verschlossene Büchse F fest auf, wogegen
die etwas weitere, F übergreifende gusseiserne Büchse
G sich mit dem Bolzen B drehen kann, welcher durch beide Büchsen hindurchreicht, derart, dass er
in den Seitenwänden von G festgenietet, in jenen von
F aber beweglich gelagert ist. Es bildet also P und F den festen, D und G den beweglichen
Theil eines Gelenkes, wobei die gewöhnliche Lage von DG
durch eine in G eingesetzte, sich auf F stützende Feder T
bestimmt wird, welche so kräftig ist, dass nur die Belastung durch ein
Eisenbahnfahrzeug das ⋃-Eisen so tief niederzudrücken vermag, wie es Fig. 1 ersehen lässt; hört die Belastung auf, dann
hebt T den Theil G sammt
der Druckschiene D wieder etwa 10 mm in die Höhe. In
der Büchse F jedes Lagerstuhles befindet sich in einer
besonderen, staubdicht geschlossenen Blechkapsel ein Stromschliesser, bestehend aus
den beiden isolirt angebrachten Contactfedern f1 und f2 , mit welchen die Zuleitungsdrähte L1 und L2 durch
Schraubenklemmen verbundensind. Die natürliche Federung von f1 ist so gewählt, dass sich die letztere stets von
f2 zu entfernen und
die in Fig. 1 da2gestellte Lage anzunehmen trachtet,
wobei ein auf der Achse w steif angebrachter Arm h1 mit in die Höhe
gehoben wird. Auf w, welche Drehachse aus der
Contactkapsel etwas vor und in den noch vorhandenen Hohlraum der Büchse F hineinreicht, sitzt hier noch ein zweiter Arm h2 fest, welchem ein
Arm H gegenüberliegt, der seinerseits an dem
Gelenksbolzen B festgeschraubt ist. Während die
Druckschiene sich in unbelasteter Lage befindet, unter welcher Voraussetzung die
Feder T ihre volle Ausdehnung besitzt, drückt die in
h vorhandene, entsprechend eingestellte Schraube
s in Folge der Verdrehung des Bolzens B genau in dem Maasse auf h2, dass h1 die Feder f1 genügend tief herunterdrückt, damit diese mit f2 in gute leitende
Verbindung tritt. Ganz in gleicher Art sind sämmtliche zwei, drei oder mehrere
Lagerstühle, welche eine Druckschiene tragen, angeordnet und hinter einander in
dieselbe elektrische Drahtleitung eingeschaltet. Letztere wird mithin in der
Druckschiene, solange diese von keinem Fahrzeug befahren ist, geschlossen, hingegen
bei belasteter Druckschiene unterbrochen sein. Eine solche Unterbrechung wird stets
so lange andauern, als sich irgend ein Theil eines Zuges auf der Vorrichtung
befindet, weil die Elasticität der Federn T und des
⋃-Eisens so gewählt ist, dass auch in jenen Momenten, wo etwa kein Lagerstuhl
direct, sondern nur die Mitte zwischen zwei Stühlen belastet wird, diese beiden
zuverlässlich ansprechen. Da sich aber andererseits zufolge vorzüglicher Biegsamkeit
des ⋃-Eisens die flache Durchbiegungscurve nur auf die Nähe jedes einzelnen
Fahrzeugrades erstreckt und die ganze Druckschiene fast so elastisch wie eine Feder
den Rädern sich anschmiegt, eignet sich die Vorrichtung denn auch ganz treiflich zur
Befahrung durch Schnellzüge. Je nach Maassgabe des örtlichen Bedürfnisses sind bloss
für eine Fahrstrasse oder auch für die Ablenkung je eine oder mehrere Druckschienen
an den geeigneten Gleisstellen einzulegen und daran sämmtliche Stromschliesser durch
eine isolirte Drahtleitung mit dem am Weichen- und Signalstellwerk anzubringenden
Fahrstrassenverschlussapparat in den Stromkreis einer galvanischen Batterie
einzuschalten.
Der Fahrstrassenverschlussapparat, von dem Fig. 2 einen Längsschnitt
und Fig. 3 einen
Querschnitt ersichtlich macht, befindet sich innerhalb eines allseitig
verschlossenen prismatischen Metallkastens und besteht aus zwei Haupttheilen,
nämlich fürs erste aus der elektrischen Aus- und Einlösung nebst einem mechanischen
Uhrwerk und den zur Hervorrufung eines sichtbaren und hörbaren Controlzeichens
dienenden Nebentheilen, und fürs zweite aus dem Verschlussriegel nebst den für die
gegenseitige Abhängigkeit zwischen dem Apparate und dem Weichen- und Signalstellwerk
erforderlichen Kuppelungstheilen. Die Ein- und Auslösung geschieht durch den
Anker m (Fig. 2) des mit den
Druckschienencontacten zusammengeschalteten Elektromagnetes M. Der angemessen drehbare Ankerhebel hat nämlich nebst dem Arm, an dem
die Abreissfeder g angreift, noch einen zweiten, schräg
nach aufwärts gekehrten Arm, der mit einer nach vorn vorstehenden Nase v versehen ist. Von v wird
die halb weiss, halb roth bemalte, auf einer Drehachse W festsitzende Scheibe Z durch Vermittelung
der aus ihr hervorstehenden Daumen P und O festgehalten, obwohl die von einem Laufwerke
angetriebene Welle W das Bestreben hat, die Scheibe
stetig in der vom Pfeil in Fig. 2 gekennzeichneten Richtung zu drehen. Von den beiden sich in
demselben Scheibendurchmesser gegenüber liegenden Daumenstiften P und O steht der erstere
dem Scheibenrande ein wenig näher als der letztere, so dass bei der Umdrehung von
Z der Daumen P den
durch den weiteren Kreis β, und O den durch den engeren Kreis α angedeuteten
Weg nimmt.
Textabbildung Bd. 310, S. 95
Lorenz' Sicherung.
Die Entfernung zwischen β und α, d.h. der Unterschied in der Lage der beiden Daumen
ist derart bemessen, dass sie bezw. genau der Lage der Fangnase v bei angezogenem und bei abgerissenem Anker m entspricht. Angenommen, es sei – wie es während der
normalen Ruhelage stets der Fall sein wird – der Elektromagnet M stromdurchflossen, dann steht der Ankerhebel mit der
Fangnase v vor P und
verhindert auf diese Weise den Umlauf der Scheibe Z,
von welcher die weissgestrichene Hälfte oben liegt, weshalb das vor derselben in der
Kastenwand ausgeschnittene, verglaste Fenster (Fig. 3) weiss geblendet
erscheint. Erfolgt die Unterbrechung des Stromes, so reisst m ab, v lässt, nach rechts ausweichend, P los und das Uhrwerk dreht nun die Scheibe so lange,
bis diese mit den Daumen O vor v gelangt und hierdurch wieder zum Stillstehen gezwungen ist. Auf diese
Weise hat die Scheibe eine halbe Umdrehung vollzogen und es liegt nun die vorher
unten gewesene Hälfte oben vor dem Fenster, das sonach Roth zeigt. Ueberdem hat
während der halben Scheibenumdrehung einer von zweien, einandergegenüber auf W sitzenden Hebedaumen den federnden Klöppel einer
Glocke x gehoben und wieder losgelassen, so dass der
Farbenwechsel im Fenster auch noch von einem Glockenschlag begleitet wurde. Wird
später der durch M geführte Stromkreis wieder
geschlossen, verliert O den Halt bei v, weil diese Nase nach links ausweicht; die Scheibe
macht neuerlich eine halbe Umdrehung und wird dann durch v und P gehemmt. Es ist nun das Fenster unter
Begleitung eines Glockenschlages von Roth wieder in Weiss zurückgewandelt worden und
überhaupt das ursprüngliche Verhältniss wieder hergestellt. Die bei diesen Aus- und
Einlösungen vom Elektromagneten aufzuwendende Kraft beläuft sich auf kaum 60 g, ist
also äusserst gering und leicht zu gewinnen. Das Laufwerk ist von einem Gewichte
angetrieben, dem in der Regel eine Fallhöhe von 1 m gegeben wird, was bei der
angewandten Uebersetzung von 1: 64 und dem Schnurtrommeldurchmesser von 60 mm
genügt, um für 640 Auslösungen, also für 320 Züge mit dem einmaligen Aufziehen des
Gewichtes das Auslangen zu finden. Damit aber das rechtzeitige Aufziehen des
Laufwerkes nie vergessen werden könne, ist in dem Weg des Treibgewichtes eine
Contactvorrichtung angebracht, welche vom niedergehenden Gewicht, sobald dasselbe
eine gewisse Tiefe erreicht hat, thätig gemacht wird. Hierdurch erleidet die durch
M gehende Leitung eine Unterbrechung, welche
bewirkt, dass sich der Apparat selbsthätig auf Roth,
d.h. in die gefahranzeigende Lage umstellt; gleichzeitig beginnt ein Alarmwecker zu
läuten und läutet so lange, bis das Laufwerk wieder aufgezogen wird. Das ist die
Anordnung, welche weiter oben als der erste Haupttheil der Verschlusseinrichtung
bezeichnet wurde. Es werden übrigens auch derartige Apparate, welche gar keinen
eigentlichen Verschluss enthalten, sondern bloss aus der eben geschilderten
Controlzeicheneinrichtung bestehen, geliefert, um in den Dienstzimmern solcher
Bahnhöfe aufgestellt zu werden, wo die Stationsbeamten fortlaufend darüber genau
unterrichtet sein sollen, ob die mit Druckschienen versehenen Gleisstrecken frei
oder besetzt sind.
Bei Apparaten, welche die Bestimmung haben, an Weichen- und Signalstellwerken
angebracht und mit diesen verbunden zu werden, ist selbstredend der zweite
Haupttheil von besonderer Wichtigkeit, allein auch die Zeichengebung erhält unter
Umständen noch eine Vervollständigung, die vorerst noch Erwähnung finden möge. Es
lässt sich nämlich in Anbetracht der grossen Mannigfaltigkeit der Stellwerke,
namentlich mit Rücksicht auf die ungleiche Lage der Fahrstrassenschienen im
Stellwerke, der Apparat häufig nicht so anbringen, dass die vordere Längsseite mit
dem Scheibenfenster dem Stellwerkswärter zugewendet und gut sichtbar ist; in solchen
Fällen bleibt dieses Fenster ganz weg und dafür wird dem Apparate eine eigene, von
einem Röhrenständer getragene, mit einem halbrunden Fensterchen versehene
Scheibentrommel beigefügt, in welcher eine halb weiss, halb roth bemalte
Blechscheibe Z1 (Fig. 2 und 3) vermittels einer von
der Welle W angetriebenen Kegelradübertragung s1
s2
s4
s3 genau so bewegt
wird, wie die Scheibe Z. Der Scheibe Z1 lässt sich
ersichtlichermaasen ganz unabhängig von der Lage des Apparatkastens jede beliebige,
für den Weichenwärter günstigste Stellung ertheilen.
Was endlich die Verbindung zwischen Fahrstrassenverschlussapparat und Stellwerk
anbelangt, so überträgt der drehbare, einerseits an der Fahrstrassenschiene des
Stellwerkes angelenkte, andererseits mit der Riegelschiene R des Apparates im Gabeleingriff stehende, zweiarmige Hebel H die Bewegung der ersteren auf die letztere derart,
dass der Hub, welchen R erfährt, genau dem Hube der
Fahrstrassenschiene entspricht. Die Riegelschiene R
gleitet zwischen Führungsstücken, parallel zur Fahrstrassenschiene des Stellwerkes,
und in ihrer Mitte ist oben eine prismatische Klinkenfalle Ausgeschnitten, wie es
die Nebenzeichnung des Riegels R (Fig. 5) ersehen lässt.
Ueber dieser Falle schwebt während der normalen Ruhelage der Verschlusshebel B2, das ist der eine
durch ein Gewicht c (Fig. 2 und 5) belastete Arm eines um
den Zapfen h drehbaren Stahllineals, das mit dem Ende
des zweiten Armes B1
unter den auf W sitzenden Daumen e greift, der dem Hebel B1
B2 die in Fig. 2 dargestellte Lage
aufzwingt. Wenn jedoch durch eine Stromunterbrechung die Auslösung des
Scheibenlaufwerkes erfolgt, weicht der Daumen e zur
Seite, weshalb sich B1
hebt und B2 senkt, so
dass sich das vordere Ende von B2 in den Falleneinschnitt des Riegels R legt und sonach jede weitere Verschiebung des
letzteren so lange verhindert, als die Scheibe auf Roth eingelöst ist.
Textabbildung Bd. 310, S. 96
Lorenz' Sicherung.
Würde später der in Betracht kommende Stromkreis wieder
geschlossen, dann erfolgt die nächste halbe Scheibenumdrehung, wobei der Daumen e schon innerhalb der ersten 90° Drehung die Klinke B1
B2 aushebt und mithin
die festgelegt gewesene Riegelschiene R wieder
freigibt. Es wird also die Fahrstrassenschiene am Stellwerk, welche doch nur bewegt
werden kann, wenn auch der Riegel R frei beweglich ist,
solange der Apparat Roth zeigt, d.h. solange als irgend einer der mit dem Apparate
verbundenen Druckschienencontacte unterbrochen ist, keine Verschiebung erfahren
können, und unter den angeführten Voraussetzungen wird sonach auch das Ziehen eines
Fahrsignals überhaupt unmöglich sein. Etwas umständlicher geschieht die Verriegelung
der gezogenen Fahrstrasse. Zu dem Ende wird die
Riegelschiene R während ihrer Ruhelage durch die zwei
an den Drehbolzen F1
und F2 sitzenden
Sperrklinken v1 und v2 (Fig. 3 und 5) festgehalten, deren
richtigen Eingriff die zwischen zwei kleinen, auf den Achsen F1 und F2 angebrachten Armen eingespannte Spiralfeder k (Fig. 4) sichert. Auf den
Drehbolzen Fq und F2 sitzen auch noch die
Daumen s1 und s2, welche sich gegen
ein schmetterlingförmiges Stück o1
o2 lehnen, das auf
einer Welle D festgeklemmt ist. Letztere dient als
Drehachse für eine Steuerungskurbel S (Fig. 2 und 4), welche immer erstnach rechts oder
links umgelegt werden muss, bevor die mit der Fahrstrassenschiene gekuppelte
Riegelschiene E nach der der betreffenden Einfahrt
entsprechenden Seite verschoben werden kann. Wird die Steuerungskurbel in gedachter
Weise umgelegt, so trifft das Stück o1
o2 (Fig. 4) den im Wege
befindlichen Daumen s1
oder s2, wodurch der
Daumen gehoben und zugleich die betreffende Klaue v1 oder v2 (Fig. 3 und 5) ausgeklinkt und sonach
der Riegel R einseitig freigegeben wird. Hierauf stellt
der Stellwerkswärter den Fahrstrassenhebel des Stellwerkes und verschiebt die
Fahrstrassen- und Riegelschiene in eine Endlage, womit die Weichen der
Einfahrtstrasse in richtiger Stellung verriegelt worden sind. Hierbei ist der
Verschlusshebel B2 über
den in der Bewegungsrichtung der Riegelschiene R
befindlichen Zahn hinweggeglitten und hinter demselben wieder eingeklinkt,
demzufolge keine Zurückstellung des Riegels R mehr
erfolgen kann. Bei der Verschiebung von E wurde aber
auch der Zapfen einer Kurbel l2 (Fig. 2, 3 und 4) ein wenig gedreht,
weil dieser Zapfen in einen bogenförmigen Schlitz r
eingreift, der im Riegel R ausgeschnitten ist. Diese
Drehung wird stets in demselben Sinne erfolgen, mag die Steuerungskurbel S rechts oder links umgelegt worden sein; für alle
Fälle wird hierdurch ein auf dem anderen Ende der Kurbelachse sitzender Arm l1 gegen die Scheibe
Z bewegt und demzufolge ein federnder Sperrarm 1 so verschoben, dass sein äusserstes Ende in den Kreis
β, nämlich in den Weg des Scheibendaumens O gelangt. Ausserdem wurde gelegentlich der Umstellung
der Steuerungskurbel, bezw. durch die Verschiebung von R auch noch ein an seinen beiden Enden kegelförmig zugespitzter Stift l (Fig. 2) aus dem
gewöhnlichen Eingriffe in R herausgeschoben und dafür
mit dem anderen Ende in ein an entsprechender Stelle des Steuerhebels S vorgesehenes Loch hineingedrückt, so dass auch dieser
nicht mehr bewegt und also an der ganzen Anordnung nichts mehr geändert werden kann.
Gelangt nun der einfahrende Zug auf eine Druckschiene, so erfolgt die schon mehrfach
besprochene Auslösung der Scheibe Z und diese macht
eine halbe Umdrehung, worauf sie durch den Daumen O und
v (Fig. 2) angehalten wird.
Durch diesen von einem Glockenschlag begleiteten Vorgang ist das Apparatfenster roth geworden. Verlässt das letzte Bad des Zuges die
Druckschiene, so erfolgt auch wieder der Stromschluss und sonach die neuerliche
Scheibenauslösung. Die Scheibe beginnt wieder ihre Umdrehung, kann aber diesmal
nicht einen Weg von 180°, sondern nur von 90° machen, weil sie jetzt durch den Arm
I angehalten wird, der früher gelegentlich der
Verschiebung des Riegels R in den Weg des Daumens O gerückt worden war. Die Vierteldrehung der Scheibe
hat jedoch hingereicht, dass der Verschlusshehel B1
B2 hochgehoben und
sonach die bestandene Sperrung des Riegels R behoben
wurde; zugleich ist das Fenster halb roth, halb weiss geworden. Der Wärter erkennt
durch dieses Zeichen, dass keine Druckschiene mehr von Fahrzeugen besetzt und dass
im Apparate der Fahrstrassenhebel entriegelt ist; er kann den letzteren sonach in
die Ruhestellung zurückbringen. Hierbei wird fürs erste der Riegel R in die Mittellage zurückgebracht; es senkt sich in
Folge dessen der in den bogenförmigen Schlitz des Riegels R eingreifende Arm l2 und die kleine Drehung der Kurbelachse rückt 1 wieder aus dem Bereiche des Scheibendaumens O. Die Rückstellung des Fahrstrassenhebels
veranlasst also eine neuerliche Auslösung der Scheibe, die nun erst die zweiten 90°
ihres Weges vollendet und diesmal in normaler Weise durch den Daumen P angehalten wird; die Bückstellung bewirkt ferner,
dass auch der durch eine Spiralfeder passend beeinflusste Stift l wieder aus dem Kurbelarm S heraus- und dafür in die Vertiefung des Riegels R zurücktritt. Stellt der Wärter schliesslich die Steuerungskurbel S gleichfalls in die Ruhelage zurück, so haben
sämmtliche Theile die in Fig.
2 und 3
dargestellte Normallage wieder gewonnen.
Zu dieser wesentlichsten Anordnung reihen sich noch einige weitere, unter welchen
besonders jene hervorzuheben ist, welche es ermöglicht, die bei den laufenden
Rangirbewegungen vorkommenden Befahrungen von Druckschienen wirkungslos zu machen.
Zu dem Behufe trägt die Achse D (Fig. 2 und 4) der Steuerungskurbel
S auf einem isolirten Mantel die Metallstücke q1 auf welchen die mit
den Enden der Leitungsdrähte verbundenen Contactfedern u schleifen. Solange die Kurbelachse D sich
in ihrer genauen Ruhelage befindet, sind, wie die schematische Darstellung der
betreffenden Stromwege in Fig. 6 ersehen lässt, durch
den Umschalter die zu den Druckschienen S1 und S2 führenden Leitungen L1 und L2 unterbrochen und dafür die Batterie b über dem Elektromagneten M des Apparates kurz geschlossen; wird jedoch die Achse D rechts gedreht, dann hört der Kurzschluss über y2 auf und dafür findet
der Batteriestrom einen geschlossenen Weg über die Erdleitung e1
e3, dann über s2, L2, D, y1 und M. Ganz übereinstimmend geschieht die Einschaltung der
Leitung L1, wenn die
Steuerungskurbel nach links gelegt wird. So oder so erfolgt die Einschaltung
unverzüglich, nachdem die Kurbelachse aus der Mittellage gebracht ist, und stets
früher, bevor das Stück o1
o2 (Fig. 4) den Sperrhaken
des Riegels R aushebt, damit in dem Falle, als etwa zur
Zeit noch Fahrzeuge auf den maassgebenden Druckschienen stünden, sofort der
Verschluss im Apparate sich vollziehe, bevor noch die Fahrstrassenschiene
freigemacht wurde. Um ein etwa irrthümlich oder überflüssig freigegebenes
Einfahrtsignal wieder einziehen zu können, ist in dem zum Elektromagneten M gehenden Leitungsstück ein Unterbrechungstaster y1 eingeschaltet, mit
dessen unter Bleiverschluss liegendem Druckknopf sich die Stromleitung bei jeder
Umschalterlage unterbrechen lässt, worauf die Fahrstrassenschiene wieder entriegelt
werden kann.
Textabbildung Bd. 310, S. 97
Fig. 6. Lorenz' Sicherung.
Ist das mit einem Verschlussapparat in Verbindung gebrachte Einfahrtsignal in die
Streckenblockirung mit einbezogen, so lässt sich der vorhergehende Blockabschnitt
natürlich nur dann freigeben, wenn die Fahrstrassenschiene im Verschlussapparate
ihre Mittellage richtig einnimmt. Um es nun bei sehr langen Güterzügen, deren Enden
die Druckschienen nicht völlig überfahren können,nichtsdestoweniger zu
ermöglichen, dass ein Folgezug über die vorhergehende Blockstrecke bis zum
Einfahrtsignal vorgenommen werden könne, ist in der oben erwähnten
Kurzschlusschleife ein gleichfalls mit Bleisiegel verschlossener Stromschliesser y2 (Fig. 6) eingeschaltet, durch dessen Bethätigung der
Strom über M geleitet wird, obwohl die betreffende an
D verbundene Leitung L1 oder L2 in s1 bezw. s2 durch den gedachten langen Güterzug unterbrochen
bleibt. Durch das Niederdrücken des Handtasters y2 wird sonach die Fahrstrassenschiene in gezogener
Stellung entriegelt und sie kann in die Mittelstellung zurückgebracht werden; nach
Loslassen des Tasters y2 tritt wieder die Unterbrechung und das Zeichen Besetzt ein, welch letzteres sich erst dann in Frei verwandelt, wenn der Güterzug so weit vorgerückt ist, dass sich auf
keiner Druckschiene mehr ein Fahrzeug befindet. Nach Befinden wird es sich leicht
durchführen lassen, neben den Verschlussapparaten im Stellwerk auch noch einfache
Controlapparate, wie sie eingangs schon in Betracht gezogen worden sind, im
Dienstzimmer der Stationsbeamten einzustellen, wodurch die letzteren in die Lage
gebracht wären, alle Vorgänge im Stellwerke und auf den Druckschienen des Bahnhofes
direct zu beobachten. Ebenso bedarf es nur einer entsprechenden Verlängerung der
Leitungen, um die beiden nur für aussergewohnliche Fälle vorgesehenen Taster y1 und y2 im Dienstzimmer der
Stationsbeamten anzubringen und sonach deren Handhabung lediglich den letzteren
vorzubehalten. Es erscheint schliesslich wohl auch der Fall nicht ausgeschlossen,
dass man in Stationen, wo die Notwendigkeit der Anbringung von Druckschienen weniger
geboten erscheint, weil der Stationsbeamte die Stellung der Züge gut übersehen kann,
die geschilderten Fahrstrassenverschlüsse an den Stellwerken anbringen lässt, um sie
mit Hilfe eines im Dienstzimmer angebrachten Contactes, dem natürlich auch
Controlapparate der mehrmals erwähnten Anordnung beigegeben sein müssen, ebenso zu
lenken, wie dies sonst durch die Druckschienenvermittelung selbsthätig geschieht.
Bei dieser Verwendungsweise würden die Verschlussapparate an den Stellwerken
gleichsam den Charakter von Stationsblockwerken annehmen und diese ersetzen
können.
Der vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen mit einem
Preise ausgezeichnete Fahrstrassenverschlussapparat der Firma C. Lorenz (Telegraphen- und Signalbauanstalt in Berlin)
arbeitet ersichtlichermaasen bei jedem einfahrenden Zuge in allen Theilen mit,
weshalb etwaige Mängel sofort zu Tage treten. Würde die Leitung zerstört oder der
Ruhestrom unzulässig schwach, so tritt selbsthätig die Verriegelung der Stellung Besetzt ein. Die Anwendung von
Fahrstrassenverschlussapparaten in Verbindung mit Druckschienen ermöglicht es, die
Stellwerksbezirke wesentlich auszudehnen und lässt sonach unter Umständen an
Personalkosten Ersparungen erzielen.