Titel: | Faserstoffe.Neuerungen an mechanischen Buckskinstühlen. |
Autor: | A. Braulik |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 88 |
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Faserstoffe.Neuerungen an mechanischen
Buckskinstühlen.
Eine Studie von Ingenieur A.
Braulik.
(Fortsetzung des Berichtes S. 71 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an mechanischen Buckskinstühlen.
Eine der einfachsten Schützenwechselvorrichtungen für vierzellige Schützenkästen ist
die Construction von Hacking des sogen.
Hacking-Wechsels, wobei die beiden Huborgane (zwei Excenter) r so angeordnet sind, dass das kleinere Excenter (für eine Zellenhöhe) in
das grössere Excenter (für zwei Zellenhöhen) eingelegt ist. Diese Construction
erscheint unter D. R. P. Nr. 76178 beschrieben und wurde in der oben angeführten
Studie vom Jahre 1895 bereits genügend besprochen.
G. A. Falke in Oberlangenbielau in Schl. hat unter
D. R. P. Nr. 80592 sich einen Hacking-Wechsel für sechszellige Schützenkästen
patentiren lassen; die Wirkungsweise dieser Vorrichtung ist aus Fig. 12 ersichtlich. e1 ist das kleine Excenter, welches in das Excenter
e2 eingelegt ist,
wobei der Excenterring r mit dem einarmigen Hebel toa im Punkte o
verbunden ist. Denken wir uns sonst nichts mehr gezeichnet, und im Punkte a irgendwie die Schützenkastenstange angebracht, so
haben wir den einfachen Hacking-Wechsel, indem durch die Verdrehung des Excenters
e1 oder e2, oder endlich beider
zugleich um je 180° der Punkt a in die Stellungen 2, 3 und 4 gelangen wird,
welche den Zellenhöhen im Schützenkasten entsprechen.
Textabbildung Bd. 309, S. 89
Fig. 12Schützenwechselvorrichtung von Falke für sechskästige
Wechselladen.
Denkt man sich nun noch ein drittes Excenter e3 angeordnet und dessen Excenterring r1 mit dem Hebel ps verbunden, welcher Hebel um den Punkt a drehbar gemacht ist, so erhalten wir die neue
Einrichtung für sechs Kästen.
Die Verdrehung des Excenters e1 um 180° hebt oder senkt den Punkt s um eine
Zellenhöhe. Die Verdrehung des Excenters e2 oder des Excenters e3 hebt oder senkt den Punkt s um ein Stück, das zwei Zellenhöhen entspricht.
Werden nun diese drei Bewegungen combinirt, so gelangt der Punkt s in sechs Höhenlagen, die den Zellenhöhen des
Schützenkastens entsprechen.
Es
ist
für
Kasten
I:
e1 oben, e2 oben, e3
unten.
„
„
„
„
II:
e1 unten, e2 oben, e3
unten.
„
„
„
„
III:
e1 oben, e2 unten, e3 unten
oder e1 und e2 oben, e3 oben.
„
„
„
„
IV:
e1 und e2 unten, e3 unten
oder e1 unten, e2 oben, e3 oben.
„
„
„
„
V:
e1 oben, e2 unten, e3 oben.
„
„
„
„
VI:
e1 unten, e2 unten, e3 oben.
Die Wirkungsweise bleibt dieselbe, wenn man die Verbindung der Excenterringe umändert
in der Art, dass der Excenterring r mit dem Punkte p des Hebels ps und
der Excenterring r1 mit
dem Punkte o des Hebels ta verbunden wird.
Diese Anordnung ist aus Fig. 13 ersichtlich; sie
eignet sich für die praktische Verwendung weniger. Aus Fig.
12 und 13 ist ferner zu entnehmen, dass für
die Einstellung der mittleren Kästen III oder IV zwei Arten von Bewegungen je in eine Höhenlage
zusammenfallen.
Darin ist die Ursache begründet, dass man diese Vorrichtung durch entsprechende
Aenderung des Hubes von e3 (vgl. Fig. 12) sehr leicht für eine
achtkästige Lade umändern kann.
Wird in Fig. 14 das Excenter e3 durch einen Kurbelzapfen e3 ersetzt und der
Kurbelradius so gross gemacht, dass eine Umdrehung um 180° den Punkt s des Hebels sap um
vier Zellenhöhen hebt oder senkt, so erhalten wir die Vorrichtung für achtzellige
Kästen. Combinirt man die Bewegung von e3 mit e1, kommt Kasten VI,
e3 mit e2 bringt den Kasten VII
an die Ladenbahn, und endlich die Bewegungen von e1, e2 und e3 zusammen bringen Kasten VIII zur Bahn.
Textabbildung Bd. 309, S. 89
Fig. 13.Abänderung zur Schützenwechselvorrichtung von Falke.
Aus Fig. 8 und 14 (vgl. 1895 295 100) ist
ersichtlich, dass eine Schützenwechselvorrichtung für vierzellige Schützenkästen
durch Combination mit einem dritten Huborgan in der Art, dass dieses den
Schützenkasten in vier Zellen heben oder senken kann, leicht zu einem Mechanismus
für achtzellige Kästen ergänzt werden kann. Durch eine entsprechende Aenderung der
Hubgrösse an den einzelnen Huborganen können dann mehrere Combinationen von
Bewegungen je eine Höhenlage des Schützenkastens bedingen, und man erhält auf diese
Weise die Vorrichtung für eine kleinere Zellenzahl.
Textabbildung Bd. 309, S. 89
Fig. 14.Schützenwechselvorrichtung für acht Kästen ergänzt.
Nehmen wir einen ganz beliebigen vierkästigen Schützenwechsel, so z.B. das D. R. P.
Nr. 68647 (vgl. Fig. 15 1895 295 101) mit zwei gleichgrossen Excentern lund II in Fig. 15, die auf
einer festen Welle sitzen, und deren Excenterringe mit den Punkten a und b des zweiarmigen
Hebels abc verbunden sind. Wird der Punkte mit
dem Schützenkasten verbunden, so entsprechen seine vier Höhenlagen c, 2, 3 und 4 den vier
Höhenlagen des Schützenkastens.
Wird nun auf den Punkt e ein Winkelhebel dce als Zwischenglied gelagert, sein Ende c mittels Zugstange an das dritte Huborgan, den
Kurbelzapfen III, gebracht, so wird eine Umdrehung des
letzteren um 180°, d.h. nach III1, den Punkt d nach (5)
bringen, also um vier Zellenhöhen heben oder senken, wenn der Schützenkasten mit dem
Punkte d in Verbindung steht.
Textabbildung Bd. 309, S. 90
Fig. 15.Schützenwechselvorrichtung für acht Kästen ergänzt.
Kommt
a nach a1,
gelangt
c
nach
2, e
nach
2
und
d
nach
(2).
Kasten
II
an
der
Ladenbahn.
„
b „ b1,
„
c
„
3, e
„
3
„
d
„
(3).
„
III
„
„
„
„
a „ a1, b nach b1,
„
c
„
4, e
„
4
„
d
„
(4).
„
IV
„
„
„
„
III nach III1,
„
e
„
5
„
d
„
(5).
„
V
„
„
„
„
a nach a1, III nach III1,
„
c
„
2, e
„
6
„
d
„
(6).
„
VI
„
„
„
„
b „ b1, III „
III1,
„
c
„
3, e
„
7
„
d
„
(7).
„
VII
„
„
„
„
a „ a1, b nach b1, III nach III1,
„
c
„
4, e
„
8
„
d
„
(8).
„
VIII
„
„
„
Die Verbindung der bestehenden Schützenwechselvorrichtungen für vierkästige Lade mit
dem dritten Huborgan, um die Vorrichtung für achtkästige Laden zu erhalten, lässt
sich in der verschiedensten Art anbringen, und bietet dem Constructeur eine
interessante Auswahl.
So wurde das Princip des vierkästigen Wechsels (vgl. Fig. 8 1895 295 99) von der Webstuhl- und
Maschinenfabrik vorm. May und Kühling in
Chemnitz mit einem dritten Huborgane in einer besonderen Art combinirt, und eine
Wechselvorrichtung unter D. R. P. Nr. 69663 gewonnen, die für Rollen- und Pappkarte
construirt wurde. In Fig. 16 ist diese Construction
skizzirt.
Textabbildung Bd. 309, S. 90
Fig. 16.Schützenwechselvorrichtung (D. R. P. Nr. 69663).
Eigenthümlich ist ein concentrisch geschlitzter, um den Punkt a schwingender Kastentraghebel r, der mit dem
Schützenkasten in x verbunden wird. Die Bethätigung des
Kastenhebels erfolgt unter Vermittelung von Kurbeln und von einem im Kastentraghebel
sich selbst führenden bezw. hängenden Differentialgetriebe k. Ist nun, wie bekannt,
\overline{a\,b}=2\,\overline{b\,c} , so hat man die
Stellungen für die ersten vier Kästen durch die Bewegung der Kurbeln h und h1 einzeln oder zusammen um 180°. Mit b, welcher Punkt in die Lagen 2, 3 und 4 gelangt, ist eine Zahnstange s verbunden, die in k
eingreift, und kann daher der Punkt x in die Stellungen
(2), (3) und (4) gelangen. Kommt nun aus der gezeichneten Lage h2 bezw. g nach g1 oder e nach e1, so kommt, da das
Getriebe k durch Stange m
an Hebel efg hängt, der Punkt x nach (5). Kommen hierzu noch die früheren Bewegungen
von h und h1, so erhält man die Stellungen (6), (7) und (8) des Punktes x. Zu
bemerken ist noch, dass das Rad k in den verzahnten
Kastenhebel r eingreift, und die Achse dieses Rades k, welche durch das dritte Huborgan h2 beeinflusst wird, in
einem concentrischen Schlitz des Kastenhebels r geführt
ist.
Es kann nicht geleugnet werden, dass die Construction nach Fig. 16 etwas complicirt, und bei grossen Zellenhöhen (wie dies bei
Buckskinstühlen ja üblich) der Kastenhebel r massig
wird und dadurch störend wirkt, wenn auch die ganze Vorrichtung das Gute hat, dass
der ganze Mechanismus in einer Ebene aufgebaut erscheint, und der Angriffspunkt auf
die Kastenreihen vollständig im Mittel der Kastenstange erfolgt.
Denselben Zweck würde man auf die einfache Art auch erfüllt haben, wie sie in einer
Abänderung Fig. 17 gezeichnet erscheint. Neu ist hier
die Stange bcd, welche durch Stange s mit dem vierkästigen Mechanismus verbunden ist und
die Stellungen des Punktes c für Kasten 1 bis 4 bedingt; ferner
die Stange m, welche die Stange bcd mit dem dritten Huborgan verbindet.
Textabbildung Bd. 309, S. 90
Fig. 17.Abänderung zu Schützenwechselvorrichtung Fig. 16.
Dieses allein stellt den Punkt in die Lage für Kasten 5,
und in Combination mit Bewegung der Stange s werden die
anderen drei Stellungen für Kasten 6, 7 und 8 in der ersichtlichen Weise erzielt. Diese
Verbindungwäre
einfacher, da nur Hebel und Stangen in Verwendung gelangen, und ein genaues
Einstellen durch Klemmschrauben in Schlitzlöcher erfolgt.
Denselben Zweck würde auch die Variante (Fig. 18) wohl
erfüllen, wobei die Verbindung des dritten Huborgans mit dem Mechanismus für eine
vierkästige Lade nach der Art wie in Fig. 15
stattfinden kann. Diese Abänderung wäre noch einfacher als die in Fig. 17; sie ist nahe verwandt der Lösung nach Fig. 8 und D. R. P. Nr.
85277.
Textabbildung Bd. 309, S. 91
Fig. 18.Abänderung zu Schützenwechselvorrichtung Fig. 16.
Adolphe Winckler in Verviers (Belgien) hat sich unter D.
R. P. Nr. 45884 eine Schützenwechselvorrichtung patentiren lassen, welche auch, wenn
ich nicht irre, schon in der Pariser Ausstellung 1889 an den Stühlen der
Gesellschaft vormals Houget et Teston in Verviers
Anwendung gefunden. Diese Construction führe ich nur aus dem Grunde an, um ihre
grosse Aehnlichkeit mit der vorangehenden zu vergleichen, und die Betrachtung zu
ergänzen.
In Fig. 19 wird die erforderliche Zahl der Stellungen
des Schützenkastens dadurch herbeigeführt, dass ein mit seinem Drehpunkt schwingend
aufgehängter doppelarmiger Hebel s (kann gleicharmig
sein), dessen eines Ende e in verschiedenartiger Weise
mit dem Schützenkasten verbunden werden kann, durch Hebel r (\overline{a\,b}\,:\,\overline{b\,c}=1\,:\,2 oder
auch nicht), Stangen o, p und q, sowie Kurbelzapfen k1, k2 und k3 verschieden grosse Schwingungen erfährt.
Nach der früheren Beschreibung ist die Einstellung der einzelnen Schützenzellen aus
der Zeichnung leicht zu entnehmen; es ist auch richtig, dass, nach der gezeichneten
Anordnung (laut Patentblatt), höchstens siebenzellige Schützenkästen mit diesen drei
Huborganen beherrscht werden können. Die Ursache liegt in der Annahme, dass Kurbel
k3, um 180°
verdreht, nicht um vier, sondern um drei Zellen den Schützenkasten heben oder senken
kann; es entsprechen daher für Kasten IV zwei
Bewegungscombinationen. In der Patentzeichnung ist das Hebelende e durch eine über Rollen laufende Kette mit der
Schützenkastenstange verbunden.
Textabbildung Bd. 309, S. 91
Fig. 19.Schützenwechselvorrichtung.
Soll der Schützenwechselmechanismus nicht nur die Hebung der Kästen bewirken, sondern
positiv arbeiten, so müsste die Anordnung der Hebel etwas geändert werden, um
gleiche Hubhöhen zu erhalten.
In Fig. 20 ist derselbe Wechsel in der Art gezeichnet,
dass die drei Huborgane k1, k2 und k3 vollkommen
ausgenutzt werden und achtkästige Laden in Verwendung zu bringen gestatten. Die
Anordnung ist ferner so getroffen, dass der Punkt e in
starrer Weise mit der Schützenkastenstange verbunden werden kann, und die
Vorrichtung bei gleichen Hubhöhen positiv arbeitet.
Die getroffene Aenderung entspricht der Art und Weise wie in Fig. 14 bereits gezeigt wurde, so dass eine nähere Beschreibung der
Variante in Fig. 20 überflüssig wird.
Es ist eine natürliche Erscheinung, dass mit der Steigerung der Leistungsfähigkeit
der Webstühle in erster Linie die Schützenwechselvorrichtungen eine Aenderung in
ihrer Construction erlitten haben. Es ist ja unbedingt nöthig, dass der Mechanismus
ganz genau arbeitet; daher wird die ganze Vorrichtung zwangläufig angeordnet.
Textabbildung Bd. 309, S. 91
Fig. 20.Abänderung zu Schützenwechselvorrichtung Fig. 19.
Das früher schon beschriebene (1895 295 97) Knowles-Getriebe besitzt Vorzüge, die dafür maassgebend
waren, dass man dieses Detail an den Schützenwechselvorrichtungen gegenwärtig bei
modernen Webstuhlconstructionen sehr oft, bei Schaftmaschinen oft angewandt hat.
Die Antriebsart, die leichte Verbindung des Getriebes mit den verschiedensten Formen
der Huborgane, die sich ergebende Möglichkeit, verschiedene zweckentsprechende
Verbesserungen anzubringen, und die Leistungsfähigkeit eines Wechselstuhles beinahe
auf die Höhe der glatten Stühle zu bringen, dies alles waren Vortheile, welche die
amerikanische Erfindung bei uns vollkommen einbürgern liessen.
Textabbildung Bd. 309, S. 91
Fig. 21.Schützenwechselvorrichtung von Schönherr.
Paul Schönherr in Chemnitz hat sich unter D. R. P. Nr.
68433 einen vierkästigen Schützenwechsel mit Knowlesschem Schaltgetriebe patentiren lassen; das Princip dieser Construction
ist aus Fig. 21 ersichtlich. Da die Einwirkung der
Rollenkarte auf diese Schaltgetriebe als etwas Bekanntes vorausgesetzt werden kann,
so ist eine nähere Beschreibung unnöthig. Die Kurbelzapfen sind durch Arme g1
g2 mit je einem
Zahnsector verbunden, und zwar der eine Kurbelzapfen durch g2 mit s1 (einem aussen gezahnten), der andere durch g2 mit s2 (einem innen
gezahnten) von doppelt grossem Radius. Neben den beiden Zahnsectoren ist auf
derselben Achse ein Winkelhebel p angebracht,der einerseits das
Stirnrädchen o trägt, welches mit beiden Sectoren in
Eingriff steht, und andererseits durch die Stange t mit
dem Kastenheber verbunden wird.
Die Wirkungsweise ist nun sehr einfach: Wird der Punkt b
des Sectors s1 aus der
gezeichneten Lage nach b1 gebracht, so gelangt der Punkt a des
Winkelhebels p nach (2).
Kommt der Punkt b2 des
Sectors s2 aus der
gezeichneten Lage nach b2, so gelangt der Punkt a nach (3). Erfolgen nun diese beiden Bewegungen gleichzeitig,
so kommt a nach (4). Diese
Stellungen a, (2), (3) und (4) entsprechen
vier gleichen Zellenhöhen des Schützenkastens.
Um ein sicheres Eingreifen der Zähne des Kurbelrades k
mit den theilweise gezahnten Walzen zu bewirken, und die Lage des Kurbelzapfens in
den Ruhestellungen zu sichern, ist bei den Knowles-Stühlen auf die Zugstangen oder
Arme g ein um eine Achse schwingendes cylindrisches
Gewicht angebracht.
Die Grossenhainer Webstuhl- und Maschinenfabrik vorm.
Ant. Zschille hat sich unter D. R. P. Nr. 79881
eine Einrichtung zur Sicherung des Zahneingriffes der Kurbelräder von
Knowles-Getrieben patentiren lassen, welche aus Fig.
22 ersichtlich ist.
Sie besteht darin, dass Federn f am Radhebel r0 befestigt sind, die
mit ihren Rollen auf die Kurbelstangen z drücken,
welche mit dem Kurbelzapfen in Verbindung stehen.
Der Druck lässt aber sofort nach, wenn die Kurbelzapfen die Ruhestellung verlassen.
Um diese Druckaufhebung herbeizuführen, ist die Kurbelstange z entsprechend abgekröpft. Beim höchsten Stand des Zapfens a läuft die Rolle auf der tiefsten Stelle der
Auskröpfung.
Bekanntlich müssen die Radhebel r0 (vgl. Fig. 21)
während der Zeit, in welcher die Räder k mit den
Zahnwalzen in Eingriff stehen, in ihren entsprechenden Stellungen festgehalten
werden. Diese Sperrung besteht gewöhnlich aus einer Schiene, welche im geeigneten
Moment sämmtliche vorhandenen Radhebel absperrt oder freilässt. Die Form der
Radhebel an dieser Schliessungsstelle, sowie die Form der Schiene ist so beschaffen,
dass eine selbstthätige Oeffnung des Messers in Folge seitlichen Druckes, wie
solcher bei der Arbeit während der Drehung der Kurbelräder vorhanden ist,
vollständig ausgeschlossen bleibt.
Die Folge davon ist, dass in Fällen, wo sich der Bewegung der Kurbelräder irgend ein
Hinderniss entgegenstellt, Theile des Getriebes zerbrechen.
Textabbildung Bd. 309, S. 92
Fig. 22.Sicherung des Zahneingriffes von der Grossenhainer Webstuhl- und
Maschinenfabrik.
Zur Verhinderung dieses Uebelstandes hat die Sächsische
Webstuhlfabrik in Chemnitz eine Schutzvorrichtung gegen Bruch für
Knowles-Wechselgetriebe construirt und unter D. R. P. Nr. 77371 patentiren lassen,
welche Neuerung in Fig.
23 gezeichnet erscheint.
Die ältere Sperrvorrichtung bildet einen Rahmen, dessen Rollenhebel mittels einer
einzigen Feder 18 mit dem Excenter 19 stets in Berührung gehalten wird. Nur mittels der
Excenter wird der Rahmen 17 in oscillirende Bewegung
versetzt, wodurch die Hebel 12 gesperrt und geöffnet
werden. Diese Oeffnung geschieht für die ganze Reihe von Hebeln gemeinschaftlich.
Bei der neuen Anordnung erfolgt das Oeffnen der Sperrvorrichtung mittels des
Excenters 19 ebenfalls gemeinschaftlich, allein die
Sperrung bildet keinen geschlossenen Rahmen, sondern es sind so viel einzelne
Sperrhebel vorhanden, als Radhebel im ganzen Mechanismus in Anwendung kommen.
Textabbildung Bd. 309, S. 92
Schutzvorrichtung gegen Bruch von der Sächsischen Webstuhlfabrik.
17 a ist ein auf einem festen Bolzen schwingender
Rahmen, und an Stelle des Sperrmessers tritt eine Anzahl Hebel 17 b. Der Rahmen 17 a
dient zur Führung dieser Hebel und enthält keine
Rückzugfeder, sondern jeder einzelne Hebel 17 b ist mit
einer Feder 18 versehen. Die Hebel 17 b sind in den Rahmen 17
a so eingesetzt, dass deren Bewegung durch diesen nur oben begrenzt wird,
und die Zugfedern diese Hebel an den Rahmen anpressen, zugleich auch den Rahmen
gegen 19 drücken. Tritt nun bei der Arbeit einem der
Kurbelräder 13 ein Hinderniss in der Bewegung entgegen,
so entfällt auf die Sperrung ein aussergewöhnlicher Druck; da die Sperrflächen des
Hebels 12 und Hebels 17 b
keilförmig angeordnet sind, drängt der Hebel 12 den
Hebel 17 b selbsthätig zurück, und das betreffende Rad
tritt ausser Eingriff der Zahnwalze. Die übrigen Räder, denen sich kein Hinderniss
entgegensetzt, bleiben normal.
Fig. 24 zeigt eine
zweite Ausführungsform der Sicherheitsvorrichtung in der Art, dass 17 a einen Rahmen bildet, in welchem eine Reihe von
Nasenstelleisen 17 b auf einem gemeinschaftlichen
Bolzen gelagert ist, welche mittels der Stempel 18 a
und der Pressfedern 18 in Winkelstellung zum Rahmen
gehalten werden.
17 b setzen sich bei der Sperrung der Hebel 12 unter oder über diese.
Die Pressung der Feder 18 an den Stempel 18 a und durch diesen an 17
b ist stark genug, um dem Druck der Kurbelräder bei normalen Verhältnissen
zu widerstehen, gestattet aber dem Stelleisen 17 b,
sich bei aussergewöhnlichemDruck auf seinem Lagerbolzen um einen gewissen Winkel zu verdrehen; das
Kurbelrad kann sich demnach ebenfalls selbsthätig ausser Eingriff setzen.
Man kann mit den Sperrvorrichtungen, ob nun diese geschlossene (wie bisher) oder
lösbare Rahmen (wie in Fig.
23 und 24)
bilden, die Radhebel erst dann heben oder senken, wenn die Sperrvorrichtung mit den
Radhebeln nicht mehr in Verbindung ist. Es muss zunächst das Excenter (z.B. 19 in Fig. 23) etwa ¼ Drehung
machen, dann wird durch die Einwirkung der Rollenkarte der Radhebel gehoben oder
gesenkt, und dann wieder die Sperrung veranlagst. Es geht dadurch Zeit verloren, und
man kann demzufolge nicht mit vollster Sicherheit so schnell arbeiten, wie es in
Wirklichkeit der Fall sein soll.
Um die Verschiebung und Sperrung des Radhebels in einem Tempo zu veranlassen, hat Franz Wächter in Dülken b. M.-Gladbach unter Nr. 94119
sich eine Vorrichtung patentiren lassen, bei welcher die Radhebelsperrung durch
Einschalten eines selbstsperrenden Maschinenelementes in die Verbindung zwischen
Karte und Radhebel bewirkt wird, und zu gleicher Zeit durch eine mit diesem Element
in Verbindung stehende Federkuppelung eine Sicherung gegen Bruch erzielt wird.
Dieses Maschinenelement kann eine verschiedenartige Gestalt haben, und die
Vorrichtung z.B. nach Fig.
25 angeordnet sein.
Textabbildung Bd. 309, S. 93
Vorrichtung von Wächter.
Der Zahnsector 5 ist um den Bolzen 4 drehbar und bei x mit
einem Drahte 3 verbunden. Ist in der Rollenkarte eine
Rolle, so wird x gehoben, Feder 43 gespannt; bei einer Hülse in der Rollenkarte kommt der Sector in die
gezeichnete Lage zurück. Mit dem Zahnsector ist ein Rädchen 7 in Eingriff, welches um 180° verdreht wird und einen Kurbelzapfen trägt,
der mit dem Radhebel 9 durch Zugstange verbunden ist.
Durch diese Verbindung wird das Kurbelrad 12 mit der
oberen oder mit der unteren gezahnten Walze in Eingriff gebracht und um 180°
verdreht.
Zur Sicherung gegen Bruch der Wechseltheile bei einem unrichtigen Eingriff des
Kurbelrades 12 mit einer der Walzen oder beim
Festsitzen des Wechselkastens u.s.w. wird das auf einem Bolzen des Hebels 15 sitzende Rädchen 7
angeordnet.
Dieser Hebel befindet sich hinter 5 auch auf dem Bolzen
4 und wird durch die Feder 20, Winkelhebel 18 und Rolle 17 in einem Einschnitt gegen Verdrehung gesichert. Ein
Bolzen 42 des Sectors 5
ist in einem Schlitz des Hebels 15 geführt; dadurch ist
die Grösse des Hubes von Punkt x so begrenzt, dass
Rädchen 7 eine Umdrehung um nicht mehr oder weniger als
180° vollführen kann.
Tritt nun z.B. der Fall ein, dass am Hebel 9 eine
aussergewöhnlich grosse Kraft in der Richtung des Pfeiles 22 wirkt, so wird die Rolle 17 aus dem im
Hebel 15 befindlichen Ausschnitt gedrückt, der Sector
in der Pfeilrichtung 23 gedreht und der Hebel 9 so hoch gehoben, dass das Kurbelrad 12 mit der Walze ausser Eingriff kommt. Nach Fig. 26 wird die
Verschiebung des Radhebels 9 durch ein mit Hebelarm und
Gewicht 35 (oder Feder 42
in Fig. 27)
ausgerüstetes Excenter 39 besorgt, dessen Excenterring
mit Stange 36 verbunden ist; das Ende derselben ist
durch ein sogen. Sicherheitszugband, bestehend aus der Klammer 37, Bolzen 38, Feder 47, Bolzen 45, mit dem
Radhebel 9 durch Bolzen 41
lösbar vereinigt.
Bei einem Hinderniss wird die Feder 47 zusammengedrückt,
und Bolzen 41 kann aus 37
herausgelangen.
(Schluss folgt.)