Titel: | Landwirthschaftliche Maschinen.Einiges über Säemaschinen. |
Autor: | Victor Thallmayer |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 251 |
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Landwirthschaftliche
Maschinen.Einiges über Säemaschinen.
Von Victor Thallmayer,
Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg.
(Fortsetzung des Berichtes S. 227 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Einiges über Säemaschinen.
Eine deutsche Düngerstreumaschine, die sich in der Praxis seit 1885 gut bewährt hat,
ist die von Schlör (D. R. P. Nr. 34385).
Durchschnitte des Säekastens dieser Düngerstreumaschine führen die Fig. 234 bis 238 vor Augen. Eine mit
Stacheln besetzte Streuwelle schafft, während sie rotirt, den Künstdünger über die
Kante der festen Wand r des Säekastens, während der
Boden und die andere Wand desselben sich allmählich heben, um der Streu welle stets
Künstdünger zuzuführen. Das Heben des Säekastens geschieht mit Hilfe von Getrieben
g und Zahnschienen Z.
In Fig. 235 ist die Stachelwelle um das Scharnier m in die Höhe geklappt und der Deckel um das Scharnier
n
niedergeklappt zu sehen, was wegen leichten und bequemen Füllens des Säekastens
wünschenswerth erscheint. Mit B ist ein Schutzbrett
oder Schutzblech bezeichnet, welches deshalb angebracht ist, damit beim
Herüberfallen über die Säekastenwand die oft staubförmigen Düngemittel nicht vom
Winde hinweggefegt werden.
Fig. 236 zeigt den
verschiebbaren Theil des Säekastens entleert in seiner höchsten, Fig. 237 in seiner
tiefsten Lage mit voller Füllung.
Textabbildung Bd. 307, S. 251
Fig. 234.Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von
Schlör.
Das in die Zahnschienen Z eingreifende Getriebe g wird vom Schneckenrade S1 und dieses wieder vom Schneckenrade S gedreht. Mit der Handkurbel K wird der Säekasten allemal dann in seine tiefste Lage gebracht, wenn er
von Neuem gefüllt zu werden hat.
Textabbildung Bd. 307, S. 251
Fig. 235.Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von
Schlör.
Der Hauptantrieb geschieht (Fig. 238) vom Nabenrade a aus, welches mit
Uebersetzungsrädern sowohl die Stachelwelle W, als auch
die Welle des Zahnrades e2 treibt, an deren anderem Ende (an der zweiten Stirnwand des Säekastens)
sich das Schneckenrad e befindet (Fig. 239), durch
welches der Antrieb der den Säekasten hebenden Getriebe g und der Zahnschienen Z erfolgt. Der Hebel
H ist der Ein- und Ausrückhebel für das Triebwerk.
Das Triebwerk bilden also auf der einen Stirnwand des Säekastens Zahnräder, auf der
anderen Schneckenräder; verbunden sind diese beiden Theile des Triebwerkes durch den
Schaft, der von e2 bis
e sich erstreckt.
Das langsamere oder schnellere Heben ist maassgebend für das auszustreuende
Quantum.
Je langsamer das Heben des Kastenbodens erfolgt, desto kleiner, je schneller, desto
grösser fällt die Ausstreuung aus. Um diese Geschwindigkeit des Hebens des
Kastenbodens und dadurch die Menge des auszustreuenden Düngers ganz nach Bedarf
reguliren zu können, werden der Maschine 13 verschiedene Zahnräder und zwei
Schnecken, eine einfache und eine doppelte, beigegeben. Auf diese Weise ist es
möglich, die Streumenge für 1 ha zwischen 50 und 1250 k zu variiren. Ganz in dem
Maasse, als das Heben des Kastenbodens langsamer oder schneller erfolgt, heben die
Stäbe der rotirenden Streuwelle eine kleinere oder grössere Menge des Düngers von
oben ab, sei derselbe trocken oder feucht, und werfen ihn über die fixe Hinter wand
r des Säekastens.
Textabbildung Bd. 307, S. 252
Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von Schlör.
Sobald der Kasten bis auf etwa 1 cm Düngerschicht entleert ist, zeigt dies eine an
der Vorderwand des Kastens angebrachte Signalvorrichtung an. Hierauf wird
angehalten, der Kasten mittels der Kurbel K auf seine
tiefste Stellung gebracht, wieder gefüllt und die Arbeit fortgesetzt.
Textabbildung Bd. 307, S. 252
Durchschnitt des Säekastens bei der Düngerstreumaschine von Schlör.
Mit der Schlör'schen Maschine können alle gangbaren
Kunstdünger, als: Bakerguano, Peruguano, roh und aufgeschlossen, Ammon,
Superphosphat, Knochenmehl, Thomas-Präcipitat, Knochenaschensuperphosphat,
Thomas-Schlackenmehl, Kainit und Chilisalpeter, breitwürfig ausgestreut werden.
Die Deichsel für Zugthiere ist an dem vor dem Säekasten befindlichen und in den
Fig. 236 und 237 im Durchschnitte
ersichtlichen Querbalken befestigt.
In Amerika, wo zu den Hauptfeldfrüchten der Boden überhaupt nicht besonders gedüngt
wird und Kunstdünger nur bei den in geringerer Ausdehnung cultivirten Producten, wie
z.B. bei Erdäpfeln und bei Tabak, angewendet wird, ist die Verwendung von
Kunstdünger verhältnissmässig noch unbedeutend, weshalb auch dort die Fabrikation
selbständiger eigentlicher Düngerstreumaschinen kaum in Betracht kommt; von
Bedeutung ist dort nur die Combinirung der einreihigen Drill- und Dibbelmaschinen,
die zum Anbau von Kartoffeln und der verschiedenen Gartensämereien vielfach
gebraucht werden, mit Düngerstreukasten.
Ausserdem baut jede amerikanische, grössere Säemaschinen erzeugende Firma auch mit
Düngerstreuern versehene Getreidedrills, die sämmtlich darauf eingerichtet sind, den
Dünger in die Saatrille ein- und nicht auf die Oberfläche auszustreuen; dort hat
diese Art der Düngung bei Getreide insofern Sinn, als dort auch bei Getreide eine
grössere Reihenweite eingehalten wird als bei uns, indem nämlich die amerikanischen
Getreidedrills alle auf eine Reiheweite von 7 bis 9 Zoll engl. (18 bis 22 cm)
eingerichtet sind; diese mit Düngerstreuern versehenen Drills sind aber auch in
Amerika weitaus nicht so verbreitet, als die gewöhnlichen einfachen
Getreidedrills.
Als Hackmaschine verwendbare Säemaschinen.
Gegen das Verunkrauten der Reihenzwischenräume beim Hackfruchtbaue schützt sich
der Landwirth durch das Behacken und durch die Hackcultur und damit man diese
bei grösserer Reihenweite unerlässliche Arbeit statt mit Handarbeit mit
geringeren Kosten mit Maschinenarbeit verrichten könne, haben manche von den
Maschinenfabrikanten die Reihensäemaschinen so construirt, dass dieselben nach
Vornahme geringer Umänderungen zugleich auch als Hackmaschine gebraucht werden
können.
Zur Verwendbarmachung der Säemaschine bei der Hackcultur dürften die Fabrikanten
durch die Verwandtschaft, welche zwischen Reihensaat und Reihencultur ohnehin
besteht, geführt worden sein.
Thatsächlich unterliegt es gar keinen technischen oder sonstigen Schwierigkeiten,
eine Reihensäemaschine derart einzurichten, dass dieselbe auch als Hackmaschine
brauchbar sei, weil zu diesem Behufe es bloss nothwendig ist, dass die Säeschare
mit Hackeisen vertauscht werden, was immer leicht möglich ist, wenn die
Scharhebel eine zur Aufnahme der Hackeisenstiele geeignete Form haben.
Wenn wir die Reihensäemaschine als Hackmaschine verwenden, nehmen wir den
Saatkasten herab; ebenso ist leicht einzusehen, dass, um beim Behacken nicht in
die Pflanzenreihen mit den Messern hineinzuschneiden, die Hackmaschine mit dem
Vordersteuer gerade so präcise gesteuert werden muss, wie die
Reihensäemaschine.
Auf die Form der Reihensäemaschine gebaute 7- bis 11reihige Hackmaschinen haben
die Engländer schon in den 50er Jahren zum Behacken des Getreides verwendet,
welches, wenn es der Hackcultur theilhaftig gemacht werden soll, auf 9 Zoll
Reihen weite gebaut werden muss; später wurden auch in Deutschland mehrfach
Hackmaschinen gebaut, die dort hauptsächlich bei der Rübencultur Verwendung
finden.
Unter jenen Fabrikanten, welche es sich haben angelegen sein lassen, die
Säemaschine auch als Hackmaschine verwendbar zu machen, muss an erster Stelle
R. Sack in Plagwitz-Leipzig genannt werden.
In Ungarn werden Hackmaschinen von den Fabrikanten noch nicht allgemein gebaut,
weil der Absatz solcher noch gering ist.
Textabbildung Bd. 307, S. 253
Fig. 240.Transport der Säemaschine auf Strassen.
Transport der Säemaschine auf Strassen.
Damit man die Säemaschine, wenn dieselbe vom Hofe nach den Feldern oder von dort
zurück geschafft werden soll, leicht hinten an den Wagen ankuppeln könne, dient
das in Fig. 240 abgebildete gabel- oder
zangenförmige Eisen. Gewöhnlich wird die Säemaschine an jenen Wagen gehängt,
welcher die Säcke mit dem Saatgut auf die Felder fährt.
Auf Wunsch kann zu jeder Säemaschine auch eine Deichsel geliefert werden (Fig. 241). Auf ebenem Terrain bedarf es einer
Deichsel nicht, auf gebirgigem Terrain ist dieselbe jedoch, besonders, wenn in
der Richtung des Gefälles und der Steigung mit der Maschine angebaut wird,
unerlässlich. Natürlich kann, wenn die Deichsel verwendet wird, das
Vordergestell von Hand aus nicht gesteuert werden.
Textabbildung Bd. 307, S. 253
Fig. 241.Transport der Säemaschine auf Strassen.
Materialien zur Säemaschinenfabrikation.
Zur Fabrikation der Säemaschinen und einzelner ihrer Theile dienen hauptsächlich
folgende Materialien:
Gusseisen, aus welchem Schare, Fahrradnaben,
Wechselräder, Aufhängegewichte, Löffel, Schöpfräder, Streuräder und Säegehäuse
gegossen werden.
Schmiedeeisen, aus welchem Scharhebel, Gestelltheile
(aus Winkel-, Rohr- und anderem Façoneisen), Säe wellen und Radreifen gemacht
werden.
Gusstahl und Hartguss, aus welchen einsetzbare Scharsohlen gegossen werden.
Schmiedbares Gusseisen (malleable iron), welches zur
Erzeugung von Hebeln und vielen anderen Kleineisentheilen dient, die ihrer Form
nach durch Guss leichter hergestellt werden können, als durch Schmiedearbeit,
aber doch ihrer Inanspruchnahme nach die Zähigkeit des Schmiedeeisens
verlangen.
Schwarz- sowie Weissblech, aus welchem Material man die Schare und
Saatleitungstrichter herzustellen pflegt.
Stärkere Blechplatten dienen auch zur Herstellung
der Saatkasten.
Ketten verschiedener Stärke bei den
Saatleitungsrohren und den Scharhebeln.
Ausser dem oben angeführten Eisenmateriale bedarf es bei der Erzeugung der
Säemaschinen noch verschiedener Holzarten. Buchenholz wird zu Radfelgen verwendet, auch zum Gestell, wenn
dasselbe aus Holz gemacht wird; Ulmenholz benutzt
man zur Erzeugung der Radnaben; Eschenholz zur
Herstellung der Speichen; Nadelholz zur Erzeugung
der Saatkasten.
Ausserdem wird noch Kautschuk, theils zu
Saatleitungen in Rohrform, theils als Ueberzug für Säewalzen, theils für
Abstreifplatten verwendet. Der Kautschuk muss von besonders guter Qualität sein,
damit er nicht bald hart und rissig werde; am besten ist es, womöglich ganz von
der Verwendung von Kautschuk abzusehen.
Dass die mit Kautschuk überzogenen Säescheiben wenig taugen, haben wir an der „Berolina“-Säemaschine erfahren; wir mussten
die Kautschukringe oft erneuern. Uebrigens war der „Berolina“-Drill nicht
die erste Maschine, welche mit Kautschukscheiben arbeitete; solche Maschinen sah
ich schon 1876 in Philadelphia, doch auch damals konnten dieselben keine rechte
Verbreitung finden. Damals waren in Philadelphia Maschinen mit
Kautschuksäewalzen von der Firma J. B. Crowell
Company (Greencastle, Pennsylvania), weiter von der Hagerstown Manufacturing Company (Hagerstown,
Maryland) ausgestellt.
Die Verwendung von Kautschuk bei landwirthschaftlichen Maschinen, die den
Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, ist eine prekäre Sache, und es darf
einem nicht wundernehmen, wenn der Landwirth die Nase rümpft, so oft er bei
landwirthschaftlichen Maschinen Kautschuk angewendet findet.
Zum Anstrich der Säemaschinen werden gute Oelfarben verwendet; kleinere,
besonders Gusstheile, werden in Amerika gewöhnlich nicht auf die übliche Weise
mit dem Pinsel angestrichen, sondern dieselben werden nach dem Tunkverfahren in
verschiedene Farbflüssigkeiten oder Farbbehälter getaucht, damit sie, von einer
dünnen Schichte Farbstoff überzogen, dem Rosten gut zu widerstehen vermögen.
Dieser Vorgang wird in Amerika „dipping
process“ (Tunkverfahren) genannt, und wegen seiner Schnelligkeit
und Billigkeit besonders bei der Fabrikation im Grossen angewendet.
Der sogen. „Inoxydationsprocess“, durch
welchen man besonders Pumpentheile gegen Rost schützt, könnte auch bei den aus
Gusseisen hergestellten Streuelementen der Säemaschinen Anwendung linden, doch
ist mir kein Etablissement bekannt, welches inoxydirte Streuräder oder andere
inoxydirte Streuelemente verwenden würde.
Bei den älteren amerikanischen Maschinen, wenn dieselben lange im Gebrauche
standen, kam es vor, dass die Streuräder so in die Gehäuse sich einrosteten,
dass dadurch die Drehung der Säewelle unmöglich gemacht wurde. Es war dies z.B.
bei der alten „Buckeye“-Säemaschine der Fall, welche Anfang der 70er
Jahre in der Gutswirthschaft der Akademie und auch in anderen Wirtschaften
Ungarns in Verwendung war.
Die Streuräder und Schubwalzen bleiben am besten unangestrichen, damit dieselben
ihre Glätte nicht verlieren und in Folge dieses Umstandes, oder weil die Farbe
nicht gehörig trocknet, nicht einzelnen Körnern Gelegenheit bieten,
festzuhaften. Das zum Baue des Gestelles und Saatkastens verwendete Holz muss
vollkommen ausgetrocknet sein, weshalb wir es gerne sehen, wenn in den
Localitäten eines Säemaschinenfabrikanten ein grosses Lager von Holz
aufgestapelt ist, so dass nur immer solches unter die Holzbearbeitungsmaschinen
kommt, welches schon durch einige Jahre gelegen hat; solches Holz, wenn mit
Oelfarbe gut angestrichen, bleibt auch nach fünf Jahrzehnten unverändert und
gut; nicht genug ausgetrocknetes hingegen verdirbt unter dem Oelfarbenanstrich
von innen nach aussen, weil in diesem Falle der Luftabschluss durch die
Oelfarbeschicht das Verderben des Holzes befördert.
Dass man heutzutage gerne Façoneisen zu den Gestellen der Säemaschinen nimmt,
findet seine Erklärung darin, dass es viel leichter ist, gutes Eisenmaterial zu
bekommen als Holzmaterial; ferner ist der wenig kapitalkräftige Fabrikant oft
nicht in der Lage, grosse Mengen von Holz am Stapel zu haben, weil darin viel
Geld investirt werden muss.
Hilfsmaschinen zur Säemaschinenfabrikation.
Anfangs, als die technische Ausführung der Säemaschinen noch sehr den Stempel der
Unvollkommenheit an sich trug, war es leicht, Säemaschinen zu bauen.
Damals konnte jeder Dorfschmied, wenn er sich mit einem Wagner und Klempner
verband, bloss mit Hilfe seiner Gesellen und der gewöhnlichen Handwerkzeuge
Säemaschinen bauen, und war es nur nöthig, die Gussbestandtheile, als: Löffel,
Schare, Gewichte und Zahnräder, aus einer Giesserei zu beziehen.
Seither haben der Fortschritt in der Construction der Säemaschinen, theilweise
auch die grosse Nachfrage nach denselben, die Verhältnisse ganz anders
gestaltet, so dass die Säemaschinenfabrikanten, wenn sie leistungs- und
concurrenzfähig bleiben wollen, nicht mehr sich allein jener primitiven Behelfe
bedienen können, welche schon den ersten in diesem Zweige des Maschinenbaues
Thätigen bekannt waren, sondern es ist unerlässlich, dass dieselben ihre
Werkstätten, wie es die Fabrikation im Grossen verlangt, mit den nöthigen,
mitunter sehr kostspieligen Hilfsmaschinen versehen.
So z.B. ist heutzutage in der Giesserei neben dem gewöhnlichen Schmelz- auch noch
ein solcher Ofen nöthig, in welchen das gegossene Kleineisenzeug, um es weich
und schmiedbar zu machen, eingesetzt werden kann.
Ausserdem sind in der Giesserei Formmaschinen nothwendig, welche zum Formen der
Wechsel- und Schöpfräder, sowie der übrigen Kleineisenbestandtheile der
Säemaschinen zu dienen haben, damit das Modelliren flott vor sich gehe und die
Stücke einer und derselben Gattung vollkommen congruent mit einander
ausfallen.
In der Tischlerei und der Wagnerwerkstätte sind ausser gewöhnlichen
Hobelmaschinen auch noch Maschinen zum Bohren der Holznaben und aridere zur
Räderfabrikation nothwendige, sowie Maschinen zur Erzeugung der Speichen
unentbehrlich; mit letzteren können vier bis acht Speichen auf einmal auf die
richtige Form abgedreht werden.
In der Schmiede- und Maschinenwerkstätte sind nothwendig: Gesenke und Pressen zum
Herstellen der Schartrichtertheile, zur Formgebung der Scharhebel, eventuell
Bohrvorrichtungen zum Ausfräsen der Schöpfräderzellen auf vollkommen gleiches
Maass.
Alles dies ist nothwendig, um die einzelnen Bestandtheile einer und derselben
Gattung Säemaschinen vollkommen congruent zu bekommen, und auch die
Herstellungskosten auf ein Minimum zu bringen.
Wo ist die Fabrikation die vollkommenste? Wenn wir
diesbezüglich unter den Säemaschinen Umschau halten, so kommen wir bald zur
Ueberzeugung, dass, sowohl was Eleganz als auch Güte der technischen Ausführung
anbelangt, die Erzeugnisse der grossen amerikanischen Firmen obenan stehen; es
ist dies jener weitgehenden Arbeitstheilung und Specialisirung zu verdanken,
welche die amerikanische Fabrikation charakterisiren und dort auf allen Gebieten
zu Hause sind. Bei den amerikanischen Maschinen fällt besonders auf, der feine
und glatte Guss der Streuräder und deren Gehäuse, die feine Theilung der Zahn-
und Wechselräder, Dinge, die wir bei Maschinen, die nicht in Amerika erzeugt
wurden, vermissen.
Das Specialisiren in der Fabrikation hat in Amerika solche Hilfsmaschinen
hervorgerufen, mit denen die Erzeugung der einzelnen Säemaschinenbestandtheile
im Grossen und billig möglich ist, und welche es gestatten, dass, wenn aus den
einzelnen Theilen die Maschine zu einem Ganzen zusammengesetzt wird, das theure
Nacharbeiten, Nachrichten und Zusammenpassen, welches bei der Fabrikation ohne
Specialhilfsmaschinen mit Handarbeit geschehen muss, erspart bleibt.
Wir sind auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Maschinenfabrikation wohl noch
weit von der Specialisirung entfernt, doch können, was gute Ausführung und
Gefälligkeit der Formen anbelangt, unsere Säemaschinen ehrenvoll den Platz neben
den amerikanischen einnehmen.
Dass bei uns die landwirthschaftliche Maschinenfabrikation sich noch nicht auf
die Erzeugung nach dem Specialisirungssystem herausgebildet hat, mag zum Theile
auch darin seine Begründung finden, dass wir keinen rechten Export von
landwirthschaftlichen Maschinen haben, und dass die meisten Abnehmer solcher
Maschinen gewohnt sind, alle Maschinen, vom Pfluge angefangen bis zur
Dreschmaschine, von einer Firma zu beziehen, so dass der Fabrikant gezwungen
ist, alle Gattungen landwirthschaftlicher Maschinen zu erzeugen, was vielleicht
manchmal auch auf Kosten jener Vollkommenheit geschieht, welche sonst nur bei
der Specialfabrikation zu erreichen möglich wäre.
In Amerika sind, nach dem Princip der Arbeitstheilung, Fabrikation und Vertrieb
gewöhnlich nicht in einer Hand; dort befassen sich gewisse Firmen nur mit dem
Verkaufe landwirthschaftlicher Maschinen, welche dieselben von den
Specialfabriken beziehen, so dass sich diese bloss um die Fabrikation und darum
zu kümmern haben, dass dieselbe so vollkommen und so billig als nur möglich
ausfalle.
In England, wo die Fabrikation von Säemaschinen noch nach den alten Mustern
geschieht, werden hauptsächlich Maschinen mit Löffelscheiben gebaut und zwar in
der die englischen Erzeugnisse charakterisirenden festen und tadellosen
Ausführung.
Bei der französischen Säemaschinenfabrikation finden wir gar nichts Derartiges
vor, was besonders bemerkens- oder nachahmenswerth wäre; es kann ganz im
Allgemeinen gesagt werden, dass, die Trieurs und Zerstäubungsapparate
ausgenommen, die französischen landwirthschaftlichen Maschinen nicht als
Mustermaschinen dienen können; es ist dies um so mehr auffallend, als sonst die
Technik in Frankreich auf hoher Stufe steht.
In Deutschland, wo die Technik unbestreitbar auf hoher Stufe steht, befremdet an
den Säemaschinen häufig das Gekünstelte in der Construction und die Sucht, die
Dinge eher zu vercompliciren als zu vereinfachen, ausserdem ist die Ausführung
mitunter eine rohe und zeigt häufig wenig guten Geschmack in den Formen und der
Formgebung.
(Fortsetzung folgt.)