Titel: | Flüssigkeitshebemaschinen.Neuerungen an Pumpen. |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 242 |
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Flüssigkeitshebemaschinen.Neuerungen an Pumpen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Pumpen.
Ueber unabhängige, von ihrem eigenen Motor betriebene Luftpumpen amerikanischer
Kriegsschiffe berichtet Le Génie civil, 1897 S.
329:
Die Vorzüge, welche derartige Pumpen gegenüber den mit den Hauptmaschinen direct
gekuppelten Luftpumpen besitzen, und hauptsächlich in der grösseren Raumersparniss,
der bequemeren Zugänglichkeit, sodann in der Möglichkeit bestehen, die Pumpen beim
Anhalten des Schiffes in Gang halten und ferner je nach Bedürfniss eine Aenderung
ihrer Geschwindigkeit vornehmen zu können, haben zu einer immer häufigeren
Verwendung derselben geführt.
Als die Marineverwaltung der Vereinigten Staaten Nordamerikas vor einer Reihe von
Jahren die Einstellung neuer, schnell fahrender, erstklassiger Panzerschiffe und
Kreuzer für den Küstenwachtdienst, unter denen die Columbia,
Minneapolis, Brooklyn bezieh. Indiana,
Massachusetts und Oregon in erster Linie zu
nennen sind, ins Auge fasste, sah man sich in Anbetracht der für die grossen
Geschwindigkeiten erforderlichen bedeutenden Maschinenleistungen veranlasst,
letztere zu theilen und an Stelle einer einzigen Schiffsschraube zwei, auch drei
derartige Schrauben anzuordnen, die je von einer besonderen Maschine betrieben
werden. Aus diesem Grunde erhielten Columbia und Minneapolis drei Schiffsschrauben, deren Antrieb durch
je eine Dreifach-Expansionsmaschine erfolgt, während Brooklyn und Massachusetts je zwei Schrauben
besitzen, von denen die eine unabhängig von der anderen betrieben wird.
Die Aufstellung mehrerer Schiffsmaschinen an Stelle einer einzigen bedingte die
Einführung hoher Umdrehungsgeschwindigkeiten (bei den angeführten Maschinen im
Mittel 130 minutliche Umdrehungen), sowie die Beschaffung unabhängiger Luftpumpen
für die mit Condensation arbeitenden Maschinen.
Man fürchtete nicht mit Unrecht, dass Luftpumpen, deren Klappenventile etwa 260
Pulsationen in der Minute auszuführen haben, häufige Reparaturen erfordern und, um
bei derartigen schnell laufenden Maschinen ein hohes Vacuum halten zu können, deren
Abmessungen entsprechend gross gewählt werden müssen, was wiederum eine Erhöhung der
zu ihrem Betreiben erforderlichen Kraft nach sich zieht.
Da Pumpmaschinen mit Schwungrädern im vorliegenden Falle keine Verwendung finden
konnten, benutzte man zuerst solche mit einer directen Wirkung des Arbeitsdampfes.
Diese Pumpen wurden jedoch ihres hohen Dampfverbrauches wegen bald durch
gekuppelte, einfach wirkende Pumpmaschinen stehender Anordnung verdrängt. Fig. 11 zeigt die Construction einer derartigen
unabhängigen Luftpumpe. Sie besteht aus zwei Seite an Seite liegenden
Pumpencylindern, deren Kolbenstangen die directe verstärkte Verlängerung derjenigen
der darüber stehenden Dampfcylinder ll1 bilden. Die Pumpen saugen das ihnen aus den
Oberflächencondensatoren zufliessende Gemisch von Luft und Condenswasser an, um
dasselbe in den oberen Theil der Maschine zu heben.
Textabbildung Bd. 307, S. 241
Fig. 11.Unabhängige, gekuppelte Luftpumpe.
Zur Dampfvertheilung dient ein kleiner sogen. Servomoteur mm1; derselbe besteht aus einem wagerecht
angeordneten Steuercylinder, in dem sich ein Kolben hin und her bewegt, der mittels
Hebel und Stangen die Vertheilungsschieber bethätigt. Die Bewegung des Steuerkolbens
wird von der Schwingachse eines Balanciers mittels Hebels d der Stange a und des Winkelhebels f abgeleitet.
Durch die getroffene Einrichtung sollen Stösse beim Hub Wechsel vermieden, ein von
der Geschwindigkeit der Maschine unabhängiger selbsttätiger Gang gesichert und ferner ein
Ingangsetzen der Maschine in jeder Kolbenstellung erreicht werden.
Der mit den Kolbenstangen durch kurze Lenkstangen verbundene Balancier dient zur
Verbindung der beiden Pumpenkörper und zur gleichförmigen Uebertragung der auf die
Dampfkolben ausgeübten Drücke.
Die nachstehenden Ergebnisse von Versuchen, die mit Luftpumpen, welche der
vorbeschriebenen Type ähnlich sind, angestellt wurden, sind dem Journal of the American Society of Naval Engineers
entnommen.
Die Minneapolis hat drei Maschinen mit dreifacher
Expansion des Arbeitsdampfes, deren Hauptabmessungen die folgenden sind:
Durchmesser der Hochdruckcylinder
1,067
m
„ „ Mitteldruckcylinder
1,499
m
„ „ Niederdruckcylinder
2,336
m
Gemeinschaftlicher Kolbenhub
1,067
m
Mittlere Umdrehungszahl in der Minute
132
Gesammte Leistung der Maschinen
20400
i
Jede Maschine steht mit einer unabhängigen Luftpumpe der vorbesprochenen Construction
von 0,381 und 0,800 m Durchmesser der Dampf- bezieh. Pumpencylinder und 0,533 m
gemeinschaftlichem Kolbenhub in Verbindung.
Bei 15 Doppelhüben in der Minute entwickelten die drei Pumpmaschinen eine Leistung
von 30 i, d.h. ungefähr 1/7 Proc. der
Leistung der Hauptmaschinen. Das Verhältniss der vom Niederdruckkolben und
Luftpumpenkolben beschriebenen Volumina stellt sich wie 72 zu 1.
Die Massachusetts hat zwei Dreifach-Expansionsmaschinen
mit folgenden Abmessungen:
Durchmesser der Hochdruckcylinder
0,876
m
„ „ Mitteldruckcylinder
1,219
m
„ „ Niederdruckcylinder
1,905
m
Gemeinschaftlicher Kolbenhub
1,067
m
Mittlere Umdrehungszahl in der Minute
133
Gesammte Leistung der Maschinen
10200
i
Die zu jeder Maschine gehörige unabhängige Luftpumpe hat Dampfcylinder von 0,305,
Pumpencylinder von 0,635 m und 0,457 m gemeinschaftlichen Hub.
Bei 16 Doppelhüben in der Minute entwickelten beide Pumpmaschinen 12,5 i, d.h. ungefähr ⅛ Proc. der Volleistung der
Hauptmaschinen. Das Verhältniss der vom Niederdruckkolben und Luftpumpenkolben
beschriebenen Volumina stellt sich wie 88 zu 1.
Die Brooklyn hat vier Dreifach-Expansionsmaschinen mit
nachstehenden Abmessungen:
Durchmesser der Hochdruckcylinder
0,812
m
„ „ Mitteldruckcylinder
1,192
m
„ „ Niederdruckcylinder
1,829
m
Gemeinschaftlicher Kolbenhub
1,067
m
Mittlere Umdrehungszahl in der Minute
136,5
Gesammte Leistung der Maschinen
18250
i
Die Abmessungen der zugehörigen unabhängigen Luftpumpen sind:
Durchmesser des Dampfcylinders
0,305
m
„ „ Pumpencylinders
0,635
m
Gemeinschaftlicher Kolbenhub
0,457
m
Bei zehn Doppelhüben in der Minute entwickelten die vier Pumpen 17 i, d.h. ungefähr 1/10 Proc. der Gesammtleistung der
Hauptmaschinen.
Das Verhältniss der vom Niederdruck- und Luftpumpenkolben beschriebenen Volumina
beträgt in diesem Falle 140 zu 1. Dasselbe stellt sich bei Schiffsmaschinen mit
direct gekuppelten Luftpumpen durchschnittlich wie 36 zu 1, während es in den
vorgenannten Fällen 72 bezieh. 88 bezieh. 140 zu 1 beträgt. Es nimmt also
dieses Verhältniss mit der Abnahme der Geschwindigkeiten der Pumpmaschinen zu.
Gleichzeitig verringern sich mit der Geschwindigkeit der letzteren aber auch deren
Arbeitsleistungen, die in den genannten Fällen zu 1/7, ⅛ und 1/10 Proc. der Gesammtleistung der
Hauptmaschinen ermittelt wurden.
Bei dem neuen von der Maschinenbau-A.-G. Vulkan in
Stettin erbauten Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd,
„Kaiser Wilhelm der Grosse“, erfordern die unabhängigen
Luftpumpen ähnlicher Construction, wie sie auf Minneapolis und Brooklyn Aufstellung gefunden
haben, sogar nur 1/12 Proc. der von den Schiffsmaschinen entwickelten Gesammtleistung von
28000 i zu ihrem Betreiben.
Die Maschinen des Dampfers „Kaiser Wilhelm der
Grosse“ haben je Cylinder von 1,30, 2,50 und zwei von 2,45 m
Durchmesser für 1,475 m gemeinschaftlichen Hub. Der Kesseldruck beträgt 13 at, die
Anzahl der Umdrehungen 77 in der Minute. Das Schiff hat zwei Schrauben. Die beiden
zu den Hauptmaschinen gehörigen unabhängigen Luftpumpen haben zwei doppelt wirkende
Dampfcylinder von je 0,425 m und zwei einfach wirkende Luftcylinder von je 1,10 m
Durchmesser; der gemeinschaftliche Hub beträgt 1,20 m. Bei Versuchen wurde ein
Vacuum von 0,71 m erzielt; die Temperatur des Condensationswassers betrug hierbei
26° C. Die Pumpen arbeiteten selbst bei 75 Doppelhüben in der. Minute ohne irgend
welche Stösse und Erschütterungen.
Was den Dampfverbrauch der unabhängigen Luftpumpen der besprochenen Type anbelangt,
so wird dieser etwa 25 k für 1 i/Std.
betragen. Nehmen wir an, dass die Schiffsmaschinen 6 k Dampf für 1 i/Std. erfordern, so ergibt sich nach Vorstehendem,
dass die unabhängigen Luftpumpen in Rücksicht auf ihren Dampfverbrauch etwa ½ Proc.
der gesammten Maschinenleistung zu ihrem Betreiben nöthig haben. Es unterliegt
keinem Zweifel, dass analoge Zahlenwerthe bei den mit den Hauptmaschinen direct
gekuppelten Luftpumpen nicht erreicht werden.
Eine liegende, doppelt wirkende Luftpumpe von J. H. King and
Co. in Nailsworth, Gloucestershire, mag bei dieser Gelegenheit kurze
Erwähnung finden. Dieselbe dient nach Engineering vom
30. April 1897, S. 587, zum Verdichten des Abdampfes einer wagerechten
Tandem-Verbundmaschine mit Cylindern von 203 bezieh. 356 mm Durchmesser für 406 mm
Hub. Die Umdrehungszahl beträgt 150 in der Minute.
Wie Fig. 12 und 13 ersichtlich, arbeitet
der Plungerkolben in geräumigen Kammern an jedem Ende des Pumpengehäuses, die mit
Wasser angefüllt sind, dessen Oberfläche den eigentlichen Arbeitskolben bildet. Die
Saugventile liegen geneigt und die wagerecht angeordneten Druckventile öffnen einen
der ganzen Länge des Gehäuses nach durchgeführten Heisswasserkasten, der durch einen
Kanal von rechteckigem Querschnitt mit dem Ausgusstutzen am unteren Theile des
Pumpengehäuses in Verbindung steht. Ein auf den letzteren gesetztes Abzugsrohr
verhütet Druckspannungen im Inneren der Heisswasserkammer. Die Brause für das
Einspritzwasser ist Fig.
12 ersichtlich. Durch genügend grosse Oeffnungen in den Wandungen der
Pumpenkammern und in der Deckplatte des Gehäuses sind die einzelnen Ventile bequem
zugänglich. Die
Ventile bestehen aus gewöhnlichen Kautschukscheiben, die auf rostartig
durchbrochenen Sitzen liegen. Bei einem dichten Schliessen der Stopfbüchsen des
Niederdruckcylinders lässt sich bei diesem Condensator ein Vacuum von 0,736 m
Quecksilbersäule erreichen. Die in den Abbildungen ersichtlichen Maasse beziehen
sich auf Zoll (engl.).
Textabbildung Bd. 307, S. 243
Liegende doppelt wirkende Luftpumpe von King and Co.
Pumpen mit Schwungrad.
Eine Zwillings-Kolbenpumpe ohne Ventile mit sich gegenseitig steuernden Kolben,
System Vogel, der Maschinenfabrik und Eisengiesserei
Ortenbach und Vogel in Bitterfeld zeigt Fig. 14.
Textabbildung Bd. 307, S. 243
Fig. 14.Zwillings-Kolbenpumpe, System Vogel, der Maschinenfabrik und
Eisengiesserei Ortenbach u. Vogel.
Die Kolben werden durch den Kurbelmechanismus, dessen Kurbeln unter 90° versetzt
sind, zwangläufig bewegt. An jeder der beiden Kolbenstangen sind zwei Kolben
befestigt, von denen der eine den doppelten Flächeninhalt des anderen hat. Die
Cylinderräume sind nun derart mit einander verbunden, dass das Kolbenpaar des einen
Cylinders durch den kleinen Kolben des anderen Cylinders gesteuert wird und
umgekehrt. Hierbei arbeitet jedes Kolbenpaar wie der Kolben einer doppelt wirkenden
Pumpe, d.h. es wird bei der Aufwärtsbewegung dieselbe Wassermenge angesaugt und
fortgedrückt, wie bei der Abwärtsbewegung. In Folge der rechtwinkligen Versetzung
der Kurbelzapfen fällt die Todtpunktlage des einen Kolbenpaares stets mit der
grössten Leistung des anderen zusammen, so dass beide Seiten gemeinschaftlich, wie
zwei an einander gekuppelte, doppelt wirkende Pumpen mit um 90° gegenseitig
versetzten Kurbeln arbeiten. Die Wirkung während einer Umdrehung ist demnach eine
vierfache. Da es wegen der symmetrischen Anordnung gleichgültig ist, auf welcher
Seite der Maschine die Flüssigkeit ein- oder austritt, wird dieselbe, wenn man die
Riemenscheibe durch eine Transmission, in Bewegung setzt, als Pumpe arbeiten;
lässt man dagegen das Wasser unter Druck in die Maschine einströmen, so arbeitet
dieselbe ohne weiteres als Wasserkraftmotor.
Die Pumpen werden auch für Dampfbetrieb und zwar je nach den vorhandenen Dampf- und
Wasserdrücken sowohl als Zwillings-, wie als Verbundpumpe gebaut.
Die C. Schey in Kaiserslautern unter Nr. 11785/1897 in
England patentirte Zwillings-Kolbenpumpe arbeitet ebenfalls ohne Ventile. Zur
Steuerung dienen zwei konische Hähne, die von dem Arbeitskolben des einen Cylinders
entsprechend verstellt werden.
Wie die Engineering, 1897, entnommenen Abbildungen (Fig. 15 und 16) erkennen lassen,
bewegen sich in den beiden Cylindern, die in einem gemeinschaftlichen Gehäuse
untergebracht sind, zwei Kolben A und A1, von denen der
erstere mit Anschlägen B1B2 aus
hartem Kautschuk versehen ist. Zwischen den Cylindern liegen die Kammern E1E2, in denen konische
Hähne D1D2 mit Umsteuerbolzen
C1C2 untergebracht sind.
Die Kolben AA1 erhalten
ihre Bewegungen von um 180° gegenseitig versetzten Kurbeln, so dass, wenn der eine
Kolben in der linken, der andere in der rechten Todtpunktlage steht. Die Hähne D1D2 sind durch ein
äusseres Gestänge mit einander verbunden, welches auch durch einen Handhebel
bethätigt werden kann.
Bevor der Kolben A seine äussersten Endstellungen
erreicht, kommt der eine oder andere Anschlag desselben mit den Hebeln C1C2 in Berührung und
bewirkt die Umstellung der beiden Hähne D1D2, wodurch die Druckkanäle G1G2 bezieh. die Saugkanäle H1H2 abwechselnd geöffnet oder geschlossen werden.
Mittels des erwähnten Handhebels lassen sich die Hähne für den Stillstand der Pumpe
in ihre Mittellagen bringen, in der sie die Saug- und Druckkanäle geschlossen
halten.
Textabbildung Bd. 307, S. 243
Zwillings-Kolbenpumpe von Schey.
Die vier seitlichen durch Schrauben J1J2 geschlossenen Oeffnungen in den Wandungen der
Cylinder AA1 dienen zur
Entfernung der Umsteuerhebel C1C2.
Eine mittels Elektromotors betriebene, schnell laufende Kolbenpumpe von Merryweather and Sons, Limited, in Greenwich beschreibt
Engineering vom 7. Mai 1897, S. 621.
Wie Fig. 17 ersichtlich, sind drei einfach wirkende
Pumpen von grossem Durchmesser aber kurzem Hub, die mit den zugehörigen Ventilkasten
und Verbindungskanälen ein einziges aus Kanonenmetall gefertigtes Gusstück bilden,
in gleichen Abständen rund um die Motorwelle gruppirt. Die aus Kautschuk
hergestellten Ventile haben reichliche Durchgangsquerschnitte und verhältnissmässig
kleinen Hub. Um das
Anlassen des Motors zu erleichtern, ist zwischen den Saug- und Druckkanälen ein
Absperrventil eingeschaltet. Sobald dasselbe geöffnet, ist die Belastung des Motors
nur eine geringe und es lässt sich derselbe ohne Funkensprühen in Gang setzen.
Textabbildung Bd. 307, S. 244
Fig. 17.Mittels Elektromotors betriebene, schnell laufende Kolbenpumpe
von Merryweather and Sons.
Die vielfach zur Lieferung von Druckwasser für Wohnhäuser u. s. w, gebauten Pumpen
laufen mit sehr hohen Geschwindigkeiten. Die Umdrehungszahl des Fig. 17 ersichtlichen Pumpensatzes beträgt 700 in der
Minute.
Eine schnell gehende, aus mehreren Pumpen in einer Leitung zusammengekuppelte
Kolbenpumpe von Constantyn Pieter Holst, Gzoon, in
Amsterdam, bei der die Flüssigkeit ohne Verwendung von Windkesseln, Saug- und
Druckventilen in einem ununterbrochenen Strome mit gleichbleibender Geschwindigkeit
fortbewegt wird, beschreibt Le Génie civil, 1897 S. 105
u. ff.
Textabbildung Bd. 307, S. 244
Fig. 18.Schnell gehende, aus mehreren Pumpen in einer Leitung
zusammengekuppelte Kolbenpumpe von Constantyn Pieter Holst, Gzoon.
Zur Erreichung des genannten Zweckes ist, wie Fig. 18
an der einen Pumpe einer mit drei Kolben arbeitenden Pumpenanlage darstellt,
zwischen Antriebskurbel und Pumpenkolbenstange ein eigenartiges Getriebe
eingeschaltet, welches für jeden Kolben eine während des wirksamen Theiles seines
Hubes gleichbleibende Kolbengeschwindigkeit vermöge eines starren, mit einem Punkte
c im Kreisbogen geführten Dreieckhebels abc sichert, dessen Angriffspunkt a an die Antriebsstelle (Kurbel, Kreuzkopf o. dgl.) und
dessen Gelenkpunkt b durch eine Schubstange d an die Pumpenkolbenstange angeschlossen ist, so dass
die von sämmtlichen Kolben nach einander wirksam durchlaufenen Kolbenwegtheile
zusammen einer vollen Kurbelumdrehung entsprechen. Der Antrieb der Pumpenanlage
findet von drei auf einer Welle um 120° versetzten Kurbeln statt. Die Pumpenkörper
sind derart unter sich verbunden, dass die Ausflussöffnung der einen Pumpe durch
einen Kanal unmittelbar an die Saugöffnung der nächstfolgenden Pumpe anschliesst,
das Ganze demnach eine zusammenhängende Leitung bildet.
Bei der in Fig. 19 und
20 dargestellten
vierfachen Pumpenanlage sind je zwei Kolben auf je einer Stange dd1 unmittelbar mittels
des vorerwähnten Getriebes (Fig. 18) an die
verlängerten Dampfkolbenstangen einer Zweicylinder-Dampfmaschine angeschlossen.
Die Pumpen sind hinter einander aufgestellt, und zwar die Pumpenkolben m und n auf der einen,
diejenigen o und p auf der
anderen Stange; sie sind durch geeignete Anschlussrohre qrs unter einander verbunden, so dass das Ganze eine zusammenhängende
Leitung bildet, in der die Flüssigkeit, bei t
eintretend, in den Fig.
20 ersichtlichen Pfeilrichtungen die Pumpe durchfliesst und bei u ausgetrieben wird. Damit die Querschnittsfläche des
Flüssigkeitsstrahles durch die Pumpe stets dieselbe bleibt, sind die
Pumpenkolbenstangen plungerartig ausgeführt.
Textabbildung Bd. 307, S. 244
Vierfache Pumpenanlage.
Fig. 18 veranschaulicht einen Kolben mit geschlossenem
Ventil.
Die Ventile der Kolben m, n, o und p sind entgegengesetzt zu einander angeordnet.
Zweckmässig wird der Zapfen am Scheitelpunkt c (Fig. 18) des Dreiecks abc
derart verlängert, dass letzteres in einem doppelten Schwinghebel f aufgehangen werden kann.
In Folge Einschaltung des neuen Getriebes zwischen Dampfkolben- und
Plungerkolbenstangen durchlaufen die Kolben jeder Stange wechselweise ihren
wirksamen Hub mit gleicher constanter Geschwindigkeit, so dass, weil die beiden Kurbeln um 90°
versetzt sind, die vier Kolben auf einander folgend während je einer
Viertelumdrehung der Welle ihren wirksamen Hub vollziehen.
Bei dem eingehenden Hube nach rechts des durch Kurbel l
getriebenen Kolbens n (siehe die Pfeilrichtung in Fig. 19) wird also die
Flüssigkeit während einer Viertelumdrehung der Welle mit constanter Geschwindigkeit
in das Zwischenrohr q getrieben und es durchfliesst die
weiterhin im Pumpenkörper stehende Flüssigkeit unter Benutzung der Verbindungsrohre
r und s die Ventile
der Kolben p, m und o, die
sich sämmtlich in Richtung des Flüssigkeitsstromes öffnen, weil während dieser
Periode die Geschwindigkeit der Flüssigkeit grösser ist als die der Kolben o und p, und das Ventil
des sich mit gleicher Geschwindigkeit aber in entgegengesetzter Richtung bewegenden
Kolbens m sich gegen diesen Strom öffnet. Nach der
Viertelumdrehung übernimmt der von der Kurbel i
betriebene Kolben p die Pumparbeit (ausgehender Hab der
Kurbel i). Bei dem ausgehenden Hube der Kurbel l findet der wirksame Hub des Kolbens m statt, und schliesslich wird die Flüssigkeit während
des eingehenden Hubes des Kolbens i, welchem die letzte
Viertelumdrehung der Maschinenwelle entspricht, durch die Ausflussöffnung u aus der Pumpe getrieben. Man ersieht, dass alle
Kolben während ihres wirksamen Hubes sich mit gleicher constanter Geschwindigkeit
bewegen und ferner jeder Kolben während einer Viertelumdrehung der Welle die Arbeit
der Pumpe allein übernimmt, während die Flüssigkeit durch die sich öffnenden Ventile
der anderen drei Pumpen frei durchfliesst. Da dieselbe demnach während der ganzen
Wellenumdrehung mit gleichbleibender Geschwindigkeit die Pumpe durchströmt, wird ein
vollkommener ununterbrochener, gleichmässiger Flüssigkeitsstrom ohne Beschleunigung
geliefert, der eine grössere Geschwindigkeit und höhere Tourenzahl als bei
gewöhnlichen Pumpenanlagen anzuwenden ermöglicht.
Die Ergebnisse von Versuchen, welche am 5. und 6. Mai 1896 an einer mit drei Kolben
arbeitenden Pumpenanlage der Nederlandsche Fabriek van
Werktuigen en Spoorwagen material in Amsterdam angestellt wurden, sind
nachstehend gegeben.
Die Hauptabmessungen der Pumpe sind folgende:
Kurbelhalbmesser
0,100
m
Wirksamer Hub der Kolben
0,150
m
Querschnitt des Flüssigkeitsstrahles
50
qc
Durchmesser der Pumpencylinder
0,128
m
„ „ Saug- und Druckrohre
0,080
m
„ „ hohlen Pumpenstangen
0,100
m
Versuchsergebnisse.
Nummer desVersuches
MinutlicheUmdrehungs-zahl
derKurbelwelle
Dauer desVersuches
inMinuten
Luftleerebeim Saughübein
at
Druckspannungin at
GesammteFörderhöhein m
Fördermenge in l in 1 Minute
Wirkungsgrad
Theo-retisch
InWirk-lichkeit
1
160
4,13
0,5
0,9
14
359,4
356,6
99,2
2
160
4,20
0,6
2,2
28
360,0
353,16
98,1
3
160
4,20
0,6
3,0
36
359,4
352,6
98,1
4
160
4,25
0,6
4,75
53,5
360,5
352,9
97,9
5
220
3,04
0,6
2,6
32
492,2
481,4
97,8
6
240
2,78
0,6
2,8
34
539,0
529,3
98,2
7
240
2,72
0,6
3,0
36
539,3
532,8
98,8
8
100
7,20
0,5
2,0
25
225,0
223,7
99,4
Die Wirkungsgrade der Pumpenanlage liegen hiernach ungewöhnlich hoch!
(Fortsetzung folgt.)