Titel: | Kraftmaschinen.Neuerungen an Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 25 |
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Kraftmaschinen.Neuerungen an Dampfmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 1 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Dampfmaschinen.
Eine kleine dreistufige Dampfmaschine mit nur einem beweglichen Kolben von Ph. Porges und O. Franiek
in Brunn, die auch ein Betreiben mittels stark überhitzten Dampfes gestattet, zeigt
Fig. 16.
Der feststehende Hochdruckkolben k ist mit dem Deckel
d des am Maschinenrahmen befestigten
Niederdruckcylinders n0
mittels Schrauben t verbunden und mit einem
Steuerungsorgan versehen. Der Ansatz k'o des grossen Kolbens k bewegt sich in dem Hohlraum d1 des Cylinderdeckels d, sowie längs der äusseren Wandung des feststehenden
Kolbens k0 und bildet
den Hochdruckcylinder I. Concentrisch mit der Wandung
des Hohlraumes d1 ist
im Deckel d ein Kanal r
angeordnet, der als Aufnehmer dient.
Textabbildung Bd. 307, S. 25
Fig. 16.Dreistufige Dampfmaschine von Porges und Franiek.
Der im Hochdruckcylinder I wirksam gewesene Dampf tritt
durch den Kanal k1 des
Hochdruckkolbens in den Aufnehmer r. In dem
Cylinderdeckel d befindet sich ferner das
Drehschiebergehäuse s0,
dessen zugehöriger Schieber s'0 den Dampf üb er tritt aus dem Aufnehmer r in den Mitteldruckcylinder II gestattet. Letzterer wird durch den oberen bezieh. hinteren Theil des
Cylinders n0 gebildet.
Die wirksame Fläche des Mitteldruckcylinders ergibt sich aus dem Flächenunterschiede
des Kolbens k0 und
seines Ansatzes k'0.
Der Cylinder n0 ist mit
dem Rundschiebergehäuse s1 ausgestattet, dessen Schieber s2 den Uebertritt des Dampfes von der Vorder- auf die
Hinterseite des Kolbens k0 und den Austritt gestattet. Der untere bezieh. vordere Theil des
Cylinders n0 bildet den
Niederdruckcylinder III.
Die Wirkungsweise der Maschine ist folgende:
Ist das Einlassorgan in Folge Bethätigung einer Zugstange desselben durch eine
Steuerung eingestellt, so strömt der hochgespannte oder überhitzte Dampf durch e in den Hochdruckcylinder I, nach vollbrachter Arbeit in diesem durch den Kanal k1 des Hochdruckkolbens
k in den Aufnehmer r
und von hier bei entsprechender Stellung des Schiebers s'0 durch den Kanal n in den Mitteldruckcylinder II. Hier expandirt der Dampf zum zweiten Mal, um danach durch den Schieber
s2 in den Raum III des Niederdruckcylinders n0 überzutreten. Aus diesem entweicht der
Dampf schliesslich, nachdem er eine abermalige, jedoch nur unbedeutende
Expansionsarbeit geleistet hat, durch den Auspuff a ins
Freie bezieh. einen Condensator. Die Vortheile dieser Construction bestehen
angeblich darin, dass die gesammte Leistung eines dreistufigen Motors, wie bei
Eincylindermaschinen, durch ein einfaches Gestänge auf die Kurbelwelle übertragen
wird und ferner bei Verwendung von überhitztem Dampfe der Cylinder I, in welchen dieser zunächst eintritt, durch den
Cylinder II gekühlt wird. Letzteres hat nicht nur ein
längeres Dichthalten der Kolbenringe, sowie eine grössere Dauerhaftigkeit der
Cylindergleitflächen, sondern auch eine leicht erreichbare wirksame Schmierung zur
Folge, da sich das Oel selbst bei Temperaturen des überhitzten Dampfes von 280 bis
350° C. in Folge der Kühlung noch nicht verflüchtigt. Die dem Hochdruckcylinder I entzogene Wärme heizt wieder den Mitteldruckcylinder
II. Die Maschine kann sowohl stehend als auch
liegend gebaut werden.
Eine Steuerung für schnell laufende Dampfmaschinen, bei welcher behufs Verminderung
der schädlichen Räume dreiwegige Einsatzbüchsen als Träger der vereinigt eingebauten
und parallel jeder Büchsenachse beweglichen Ein- und Auslasschieber dienen, wurde
Edward Kittredge Hill und J. Hinson Webster Hoadley in Worcester und Chicago unter Nr. 90701 im
Deutschen Reiche patentirt. Wie Fig. 17 bis 19 erkennen lassen, ist
der Cylinder a0 mit dem
Einströmkanal a und Ausströmkanal b zusammengegossen; ersterem wird der frische Dampf
durch ein Ventil d0
zugeleitet. Die an den Cylinderenden liegenden Einsatzbüchsen haben je drei längs
der Achse durchgehende Stege, die den Wandungen des Cylinders entsprechen. In dem
Hohlraum jeder Büchse liegt ein Ein- und ein Auslasschieber mit Spindel, ferner ein
die Oeffnung nach dem Cylinderende hin ausfüllendes Versteifungsgitter. Mittels
Unterlagscheibe und Mutter wird jede Büchse an ihrem geschlossenen Ende gehalten.
Die Schieber bewegen sich in der Längsrichtung der Büchsen auf rostartig
ausgebildeten Gleitflächen. Die Enden der Spindeln treten durch Stopfbüchsen nach
aussen; ihre Verlängerungen sind in einem äusseren, haubenartigen Gestell geführt.
Dem Cylinder a0
parallel ist die Steuer welle gelagert, von welcher die beiden Schieberpaare
jeder Einsatzbüchse ihre Bewegung durch Excenterstangen ableiten. Die Drehung der
Steuerwelle erfolgt unter Vermittelung einer mit dem Schalthebel c unter Umständen ausrückbaren Zahnkuppelung und
mittels einer anschliessenden Universalkuppelung von einer Welle aus, die durch ein
Stirnräder-, sowie ein konisches Räderpaar von der Kurbelwelle aus betrieben wird.
Das Excenter d dient mittels einer Stange zur Eröffnung
des Einlasschiebers, das Excenter e mittels Stange zur
Bewegung eines Kniegelenkes fg zur Bethätigung des
Auslasschiebers. Um die Excenterscheiben an den Stirnscheiben der Wellenmuffen
verstellbar festlegen zu können, ist jede derselben mit einem in einen Schlitz h der Stirnscheibe greifenden Bolzen mit Mutter
versehen. Zum Zwecke einer vom Regulator abhängigen Eröffnungsbewegung des
Einlasschiebers greift die Excenterstange i gelenkig an
den auf der Welle l befestigten Kurbelarm k an. Auf dieser Welle ist ferner mittels Stellschraube
eine Daumenscheibe mit Anschlag aus gehärtetem Stahl befestigt, der auf einen
senkrecht verschiebbaren, von der Spindel des Einlasschiebers geführten bezieh. mit
Gegenanschlag versehenen Bolzen m wirkt. Der Bolzen ist
innerhalb eines Kuppelungstheiles gelagert, der an geschlitzten, mittels Schrauben
zusammenspannbaren Backenansätzen die nachstellbare Verschraubung der
Schieberspindel mit einem zur Führung dienenden Wellentheil ermöglicht; er trägt
ferner an seinem unteren Ende einen gebogenen Arm, der sich zum Zwecke der
Veränderung seiner Höhenlage gegen einen vom Regulator eingestellten Konus legt. Je
nach seiner Hubstellung wird der Bolzenanschlag in kürzerem oder längerem
Schwingungsbereich von dem an der Hin- und Herbewegung des Excenters theilnehmenden
Anschlag o gefasst, so dass der Wiederabschluss des
Auslasschiebers früher oder später erfolgt. Der Winkelhebel des Regulators
veranlasst die Verschiebung der zwischen Röllchen des Lagers p geführten Spindel q, gegen dessen Konus
sich der untere Theil des Armes r legt. Der Konus wird
auf der Spindel q durch ein mittels Schraube
festgestelltes Lager t gehalten, welches noch mit einer
Nase u versehen ist, die beim Defectwerden des
Regulators auf den Bolzen m einwirkt. Damit das
Schliessen des Einlasschiebers in Folge des Dampfdruckes nicht allzu plötzlich
erfolgt, ist hinter dem Kolben v eine Feder und ferner
im Deckel der Haube eine Oeffnung angeordnet, deren Querschnitt durch eine Schraube
w mehr oder weniger verengt werden kann.
Die unabhängige Kuppelung der Spindel des Einlasschiebers und seiner zum
Hemmungskolben v führenden Verlängerung soll, wenn
nöthig, dem Schieber eine grössere oder geringere Voreilung geben, da derselbe
leicht durch die Spindel x entsprechend eingestellt
werden kann.
Zur Bethätigung des Auslasschiebers greifen an den auf der Sohlplatte der Haube y befestigten Lagern Gelenke f und an einem auf der Schieberspindel aufgeschraubten Theil, der mittels
einer Mutter festgelegt ist, Gelenke an, deren andere Enden mit dem Gusstück z1 verbunden sind, so
dass ein Kniegelenk entsteht, mittels dessen der Auslasschieber nach beiden
Richtungen hin bewegt werden kann. Die hierzu erforderliche Kraft wird durch die
Excenterstange von dem Excenter abgeleitet.
Textabbildung Bd. 307, S. 26
Steuerung für schnell laufende Dampfmaschine von Hill und Hoadley.
Bei der J. M. Walter in Charlottenburg patentirten
Lenkersteuerung (D. R. P. Nr. 91618) für Dampfmaschinen, Gasmotoren und ähnliche
Kraftmaschinen, gleichviel ob mit oder ohne Umsteuerung, werden die als
Corliss-Schieber (Flachschieber oder Ventile) ausgebildeten Steuerungsorgane in der
Weise bethätigt, dass Compression und Vorausströmung bei allen Füllungen zwischen
Null und 90 Proc. des Kolbenhubes unverändert bleiben. Zu dem Zwecke wird durch den
Mechanismus ein den Steuerungsantrieb von einem sich nach einer geschlossenen Curve
bewegenden Antriebspunkte aufnehmendes und die empfangene Bewegung dem
Steuerungsorgan übermittelndes Glied so geführt, dass es, wenn der genannte
Angriffspunkt in diejenigen Punkte der Antriebscurve zu liegen kommt, bei welchen
die Compression und Vorausströmung eintreten sollen, immer die gleiche, durch
genaues oder angenähertes Schneiden eines von diesen Curvenpunkten gleich weit
entfernten Punktes gekennzeichnete Lage erhält, also den Steuerungsmechanismus in
die davon abhängige Lage für constante Compression und Vorausströmung bringt,
gleichviel welche der Füllungen von Null bis 90 Proc. der Regulator dabei
veranlasst.
Eine einfach wirkende schnell laufende Zweifach-Expansionsmaschine stehender
Anordnung von Demerliac, bei der die Dampfvertheilung
beider Cylinder durch ein einziges Steuerorgan geregelt wird, zeigen die Revue industrielle vom 19. December 1896, S. 501,
entnommenen Abbildungen (Fig.
20 bis 22).
Behufs Erzielung einer möglichst gleichförmigen Bewegung war man bei Construction der
Maschine darauf bedacht, die Massenwirkungen der bewegten Theile vollständig in
Wegfall zu bringen. Zu dem Zwecke arbeiten die Kolben der concentrisch in einander
liegenden Cylinder auf eine Welle, deren Kurbeln um 180° gegenseitig versetzt sind und zwar steht
der Hochdruckkolben durch eine am Zapfen a desselben
angreifende Treibstange b mit der mittleren Kurbel, der
Kolben des Niederdruckcylinders durch zwei an Zapfen a1a2 desselben angreifende Treibstangen b1b2 mit den beiden
seitlichen Kurbeln der Schwungradwelle in Verbindung. Dabei sind die Abmessungen so
gewählt, dass sich die Gewichte der Kolben und Treibstangen beider Cylinder
vollständig ausgleichen. Das als Hahnschieber ausgebildete Steuerungsorgan regelt
gleichzeitig die Ein- und Ausströmung des Dampfes für beide Cylinder; es wird von
dem Excenter e bethätigt, welches von einem Regulator
auf veränderlichen Hub eingestellt werden kann. Auf dem allseitig geschlossenen
Maschinenständer ist der Niederdruckcylinder direct befestigt. Ein in denselben
tretendes Rohr t bildet den Hochdruckcylinder. Der
Kolben p1 des
Niederdruckcylinders bildet demnach einen ringförmigen Körper, der auf der äusseren
Umfläche des mittleren Rohres t gleitet. Letzteres ist
auf seinem oberen Theile von einem Dampfmantel umgeben und mit dem Schiebergehäuse
zusammengegossen. Den oberen Verschluss des Rohres t
bildet ein Deckel k. Der Hochdruckkolben p ist ein einfacher Plungerkolben, dessen bedeutende
Länge eine gute Führung sichert, wie auch schnelle Abnutzungen der Gleitflächen
verhindert. Behufs Aufbringen der Dichtungsringe ist der Kolben mit einem
abnehmbaren Deckel versehen. Der Schieber d gestattet
im gegebenen Augenblicke die Einströmung des frischen Kesseldampfes in den
Hochdruckcylinder, die Ausströmung des in der Maschine wirksam gewesenen Dampfes aus
dem Niederdruckcylinder und das Ueberströmen des Dampfes aus dem ersteren in den
letzteren.
Die beiden inneren Kurbelarme der Schwungradwelle sind kreisförmig ausgebildet und
stützen sich auf entsprechend gestaltete Leisten eines mittels Druckschraube
nachstellbaren Supportes s. Bei Berechnung der Welle
ist jedoch auf diese Unterstützung keine Rücksicht genommen; sie dient lediglich als
Sicherheitsvorrichtung zur Verhütung etwaiger durch Wasserschläge oder andere
unvorhergesehene Stösse hervorgerufenen dauernden Formänderungen der Welle. Der
Support wird so eingestellt, dass er die Kurbelarme eben berührt, womit irgend
welche Reibungen vermieden sind. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass er in
einem Oelgemisch liegt, welches die Kammer bis auf eine gewisse Höhe anfüllt. Die
Kurbelwelle bewegt sich in zwei langen, am Maschinenständer angeschraubten Lagern.
Zur Bewegungsübertragung der von der Maschine entwickelten Arbeit dienen zwei
Riemenscheiben. Zur Entfernung des Condenswassers u.s.w. aus den Cylindern dienen
Ablasshähne bezieh. kleine federbelastete Ventile.
Um das Ingangbringen der Maschine zu erleichtern, kann der Kesseldampf nach Oeffnen
eines besonderen Hahnes auch direct in den Niederdruckcylinder einströmen. Das
Dichthalten des grossen Kolbens auf seiner Innenfläche wird durch drei in Nuthen des
Rohres t liegende Ringe s1 vollkommen erreicht.
Die Maschine lässt sich auch mit Condensation betreiben.
Textabbildung Bd. 307, S. 27
Expansionsmaschine von Demerliac.
Bei Ausführung der Maschine mit dreistufiger Expansion liegt der dritte Cylinder über
den beiden anderen Cylindern auf gemeinschaftlicher Achse. Das zweite
Steuerungsorgan wird durch denselben Mechanismus bethätigt, der die Hin- und
Herbewegung des ersten Steuerungsorganes bewirkt. Die den kleinen mit dem nächst
grösseren Kolben verbindende Stange trägt Dichtungsringe und gleitet in einer langen
Büchse zwischen den beiden Cylindergruppen.
Textabbildung Bd. 307, S. 27
Fig. 23.Hahnsteuerung von Marshall and Wigram.
Der Dampfverbrauch der Maschine soll je nach der Leistung zwischen 10 und 15 k für 1
i und Stunde liegen.
Eine neuere Hahnsteuerung von Marshall and Wigram in
Leeds mit zwei im unteren Theile des Cylinders angeordneten Steuerungsorganen zeigen
die dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, Mai 1896, entnommenen Abbildungen (Fig. 23 und 24).
Textabbildung Bd. 307, S. 28
Fig. 24.Hahnsteuerung von Marshall and Wigram.
Jedes Steuerungsorgan setzt sich aus zwei in einander liegenden Rundschiebern
zusammen, von denen der eine – der Hauptschieber b0
– die Ein- und Ausströmung des Dampfes regelt, der
andere – der Hilfsschieber c0
– die Dampfzufuhr in den Cylinder je nach der Stellung
des Regulators früher oder später abschneidet. Der Hauptschieber b0 wird durch den
Dampfdruck auf seiner Gleitfläche gehalten und bewegt sich zwischen zwei durch einen
Steg b4 mit einander
verbundenen Scheiben b1
und b3 (Fig. 24), von denen b1 mit einer Hohlspindel b2 verbunden ist, die von dem
Vertheilungsexcenter aus bethätigt wird. In der Hohlspindel liegt eine mit ihrem
rechteckig ausgebildeten Theil c1 in Lappen c2 des Expansionsschiebers greifende Stange
c, die behufs Abdichtung mittels einer
Schraubenfeder einen Bund des vorgenannten Schiebers gegen eine in den vorderen
Deckel des Schiebergehäuses eingetriebene Bronzebüchse presst. Eine andere
Schraubenfeder wirkt mittels einer über die Stange c
gelegten Scheibe auf eine zweite Bronzebüchse im hinteren Deckel des
Schiebergehäuses. Der Expansionsschieber wird durch Federn auf den Rücken des
Vertheilungsschiebers gedrückt.
Textabbildung Bd. 307, S. 28
Fig. 25.Aeusserer Steuerungsmechanismus der Expansionsschieber.
Den äusseren Steuerungsmechanismus der Expansionsschieber veranschaulicht Fig. 25. Dieselben werden durch eine Stange e1 bethätigt, deren
vorderes Ende einen Gleitklotz e trägt, der sich in
einer am Drehzapfen k befestigten Coulisse e0 führt. Eine zweite
ebenfalls auf dem Zapfen k sitzende Coulisse f0 wird mittels der
Stange g mit Gleitklotz f
von dem Expansionsexcenter aus bethätigt. Bei zunehmender Geschwindigkeit der
Maschine bewegt der Regulator i mittels Hebels h und Stange g1 den Gleitklotz f
nach abwärts und hebt gleichzeitig den Gleitklotz e
mittels der Stange e2
an. Die Folge dieser beiden Bewegungen ist eine Verringerung des
Expansionsschieberhubes.
In der vorgenannten Zeitschrift ist ferner eine Steuerung von J. Mac Culloch mit einem durch Dampf bewegten Hahnschieber
beschrieben.
Der Hahn gestattet je nach seiner Stellung den Eintritt frischen Kesseldampfes durch
einen mittleren Durchlasskanal nach dem einen oder anderen Ende des Cylinders
bezieh. die Ausströmung des in dem letzteren wirksam gewesenen Dampfes durch zwei
symmetrisch zur Mitte des Schiebers liegende seitliche Durchbrechungen in den
Hohlraum des Schiebers, von hier durch eine Auspufföffnung ins Freie.
Textabbildung Bd. 307, S. 28
Fig. 26.Steuerung von Mac Culloch.
Die hin und her gehende Bewegung des Hahnes wird, wie Fig.
26 ersichtlich, durch einen Balancier ii1 und zwei Kolben g und
g1 bewirkt, welche
letztere am Ende des Kolbenhubes durch Kanäle hh1 abwechselnd mit dem einströmenden, dann mit dem
ausströmenden Dampfe in Verbindung treten.
Ueber eine auf der vorjährigen Ausstellung in Brüssel vorgeführte sogen.
Universaldampfmaschine mit direct auf der Kurbelwelle sitzenden Dynamomaschine von
John S. Raworth, Ingenieur der Brush Electrical Engineering Company, berichtet das Organ des Centralverbandes der preussischen
Dampfkessel-Ueberwachungsvereine vom 15. November 1897, S. 523.
Die bereits 1896 300 * 197 erwähnte Maschine unterscheidet
sich von den bisherigen Ausführungen durch eine Vergrösserung des den
Hochdruckcylinder umhüllenden Mantels, der jetzt haubenartig über den ersteren
greift, sowie durch die verbesserte Construction des Vertheilungshahnes für den
Hochdruckcylinder, der jetzt als Kolbenschieber ausgebildet und mit zwei Schlitzen
finden Einströmdampf versehen ist. Zur Steuerung des Hochdruckschiebers dient ferner
bei den neueren Maschinen ein Achsenregulator, der Füllungen von Null bis ⅝ des
Kolbenhubes gestattet. Derselbe besteht aus einer auf der Kurbelwelle aufgekeilten
Scheibe mit zwei diametral gegenüberliegenden Pendeln, die mittels stellbarer Mutter
und Schraube mit je einer Spiralfeder verbunden sind, deren anderes Ende am Umfange
der Scheibe befestigt ist. Das von der Kurbelwelle unabhängige Excenter fasst
mittels zweier Ansätze die hinter der Scheibe herausragenden Drehzapfen der Pendel
und wird der Geschwindigkeit der Maschine entsprechend eingestellt. Durch die
Spannschrauben der Spiralfedern lassen sich Veränderungen der Umdrehungszahl der
Maschine zwischen 1 und 5 Proc. erreichen. Um dieses auch während des Ganges
vornehmen zu können, hat Raworth auf jedem Pendel noch
eine durch die kurze Stange eines kleinen Excenters beeinflusste Ergänzungsfeder angebracht. Das
Excenter sitzt auf dem einen Rade eines mit Hilfe eines Hebels auch während des
Ganges verstellbaren Differentialräderpaares, wovon das eine Rad einen Zahn mehr
besitzt als das andere. Die Ergänzungsfedern unterstützen oder vermindern die
Wirkung der Hauptfedern.
Nachstehende Tabelle gibt die Hauptverhältnisse der von der Erbauerin in den Handel
gebrachten Maschinen an:
LeistungderDynamoin Kw.
Leistung
Um-drehungs-zahl
inderMinute
Weg derPleuel-stange in
m
Kolben-geschwin-digkeit in min
1 Sec.
Durch-messer
desNieder-druckcyl.in m
indic.HP
effect.HP
15
28
25
500
0,127
2,10
0,305
25
45
40
450
0,152
2,30
0,368
35
59
53
420
0,171
2,40
0,406
50
84
75
385
0,190
2,45
0,470
75
120
114
340
0,228
2,60
0,565
100
167
150
300
0,266
2,65
0,635
150
250
225
275
0,304
2,80
0,762
200
333
300
250
0,355
2,90
0,803
300
500
455
212
0,431
3,05
1,040
Die in Brüssel ausgestellte Maschine hatte Cylinder von 250 bezieh. 368 mm
Durchmesser, 153 mm Hub und leistete bei angestellten Versuchen mit 450 minutlichen
Umdrehungen bei 8,3 at Kesselspannung 33,4 (etwa ⅔ der Normalleistung der Maschine)
und 43 i.
Der Dampfverbrauch bei diesem Versuch wurde für volle Belastung, ohne Condensation,
zu 9 k und bei ⅔ Belastung zu 9,12 k für 1 i/Std. ermittelt.
(Fortsetzung folgt.)