Titel: | Holzbearbeitung.Neuere Werkzeuge zur Holzbearbeitung. |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 9 |
Download: | XML |
Holzbearbeitung.Neuere Werkzeuge zur Holzbearbeitung.
Mit Abbildungen.
Neuere Werkzeuge zur Holzbearbeitung.
Die eigensinnige Beharrlichkeit des deutschen Handwerkes bringt die eigenthümliche
Erscheinung mit sich, dass neue Werkzeugformen bei uns keine Einführung finden. Der
Handwerker ist einerseits zu sehr an die alten vorväterlichen Formen seines
Handwerkzeuges gewöhnt und nicht elastisch genug, um seine Arbeitsgewohnheit neuen
Formen anzupassen, andererseits ist er nicht wohlhabend und wagemuthig genug, um
Geld zur Beschaffung und Erprobung neuer Werkzeuge zu verwenden, so dass es bei der
Benutzung altgewohnter Stücke bleibt, trotzdem deren Mangelhaftigkeit erkannt
wird.
Die vielfachen neuen Werkzeuge, welche dem amerikanischen Holzarbeiter zur Verfügung
stehen, haben deshalb hierorts keine Einführung gefunden. Es wird schon als ein
Fortschritt anerkannt, wenn sich offensichtliche Verbesserungen in der Bauart des
gewohnten Handwerkzeuges einführen, wobei es immer Vorbedingung bleibt, dass die
übliche alte Form thunlichst gewahrt wird.
Die uns vorliegenden neuen Patentschriften weisen nur Ausbildungen des üblichen
Handwerkzeuges auf, da bei der angedeuteten Sachlage die Erfindungsthätigkeit
keinen Lohn findet, so weit sie sich über diesen enggezogenen Rahmen hinaus
begibt.
Einspannvorrichtungen.
Von H. Andrews in Flensburg (D. R. P. Nr. 73598) wird
die in Fig. 1 bis 3 dargestellte
Einspannvorrichtung für Hobelbänke zum Befestigen des Werkstückes auf der
Hobelbankplatte (Blatt) angegeben. Die das Werkstück haltenden Bankhaken oder
Bankeisen wurden bis jetzt in besondere Stützenlöcher eingesteckt und dann durch
Anziehen der Spannschraube (Hinterzange) einander genähert, um das zwischenliegende
Werkstück festzuklemmen. Diese Art des Festlegens des Werkstückes ist jedoch
umständlich und zeitraubend, besonders bei Bearbeitung verschieden langer
Werkstücke, da dann jedesmal eine Umsteckung der Bankeisen und eine mehr oder minder
lange Bethätigung der Spannschraube in der einen oder der anderen Richtung
erforderlich wird. Die Ermöglichung eines leichten und schnellen Einspannens der
Werkstücke ohne Bethätigung der Spannschraube wird nun dadurch erreicht, dass man
die Bankeisen in Nuthen verschiebbar und in beliebiger Stellung feststellbar
einrichtet. Die Hobelbankplatte a ist der Länge nach
mit einer Nuth c versehen, welche sich auch über den
beweglichen Klotz b der Hinterzange erstreckt. In
diesen Nuthen c der Platte und des Klotzes befinden
sich die verschiebbaren Bankeisen d angeordnet (Fig. 1). Die letzteren
sitzen auswechselbar in einem in der Nuth c gleitenden
Block e, der zu diesem Zweck mit einer geeigneten
Durchlochung versehen ist. Die Nuth c ist zum Theil
durch Leisten f zugedeckt, welche nur einen schmalen
Führungsschlitz für das Bankeisen offen lassen (Fig. 3). Die Unterseiten
der Leisten oder Steifen f tragen Zähne f1, in welche ein in
dem Block e angeordneter Federriegel g mit entsprechenden Zähnen g1 einfasst und dadurch den Block mit dem
Bankeisen feststellt. Zum Auslösen des Federriegels dient, ein Druck- oder
Fingerstück h, welches von der Führungsstange i des Riegels g getragen
wird.
Textabbildung Bd. 307, S. 9
Einspannvorrichtung von Andrews.
Durch Niederdrücken des Druckstückes h wird die Stange
i und der mit derselben verbundene Riegel gegen den
Druck der Feder k nach unten gedrückt, so dass die
Zähne g1 und f1 ausser Eingriff
kommen und der Block e mit dem Bankeisen unbehindert in
der Nuth c hin und her bewegt werden kann.
Das in der Nuth des Klotzes b befindliche Bankeisen
ist ebenso eingerichtet, nur mit dem Unterschiede, dass der Gleitblock umgekehrt
eingesetzt ist und die Zähne f1 und g1 eine entgegengesetzte Form haben.
Das Einspannen eines Werkstückes geschieht in der Weise, dass man dasselbe zwischen
die Bankeisen d legt, diese dicht an die Enden des
Werkstückes in der oben beschriebenen Weise heranrückt und dann durch ein kurzes
Andrehen der Spannschraube l festklemmt.
Das Abnehmen des Werkstückes geschieht in umgekehrter Weise. Man hat also sowohl beim
Festklemmen wie beim Losnehmen immer nur einen geringen Druck auf die Spannschraube
in der einen bezieh. der anderen Richtung auszuüben, worauf sich die Bankeisen nach
Auslösen der Federriegel beliebig verschieben lassen. Beim Bearbeiten runder
Werkstücke bietet der Führungsschlitz zwischen den Leisten f eine gute und verlässliche Auflage und sichert denselben eine gerade
Lage. Zum Auswechseln der Bankeisen d zieht man die
Blöcke e aus den Nuthen c
nach den Seiten hin heraus, zu welchem Zwecke die Nuthen an den Enden offen
sind.
Der in Fig. 4 dargestellte Spannknecht von K. Pamperin in Leipzig-Kleinzschocher (D. R. P. Nr.
70166) bezweckt den Ersatz der Schraubenzwingen.
Textabbildung Bd. 307, S. 10
Fig. 4.Spannknecht von Pamperin.
Derselbe besteht aus dem starren Winkel aa1, dem darauf verschiebbaren Gleitstück b mit gezahnter Schiene h
und aus dem gabelförmig über das Gleitstück b
greifenden und mit demselben durch die Glieder g
gelenkig in Verbindung stehenden Hebel d mit
Sperrklinke i. Das Gleitstück b erhält beim Verschieben auf dem Schenkel a
des Winkels aa1 durch
die Zapfen n, sowie die Platten c mit ihren umgebogenen Enden in Längsnuthen des Schenkels a Führung. Der Hebel d
greift ausser über das Gleitstück b über den Schenkel
a und der die beiden freien Enden des Hebels d verbindende, den Drehpunkt desselben bildende Bolzen
f ist am Rücken des Schenkels a in Vertiefungen gegen Verschieben festlegbar
angeordnet. Die Sperrklinke i ist am Hebel d derart angebracht, dass sie in jeder Stellung des
letzteren mit der auf dem Gleitstück b befindlichen
gezahnten Schiene h in Eingriff gebracht werden
kann.
In der Hauptsache dient der Spannknecht für das Verleimen von Gegenständen, welches
bisher entweder mittels Schraubzwinge, Schraub- oder Keilknecht u.s.w. geschehen
ist. Die Schraubzwingen und Schraubknechte haben aber die Uebelstände, dass deren
aus Holz bestehende Schraubspindeln nach kurzem Gebrauch krumm werden, das Gewinde
derselben leicht ausbricht und dadurch nur kurze Zeit zu verwenden sind.
Ausserdem ist das Einstellen derselben für einen zu verleimenden Gegenstand höchst
unbequem, da dies nur durch langweiliges Drehen der Schraubspindel in oder aus der
Mutter geschehen kann. Nicht minder unbequem ist das Einstellen der für gleichen
Zweck benutzten Keilknechte, da hierzu aus einem Keilvorrath, welcher, um alle
Grössen zu haben, ziemlich gross sein muss, die passenden Keile erst herauszusuchen
sind.
Für das Festklemmen eines Gegenstandes auf dem Spannknecht oder Festaneinanderpressen
zweier Gegenstände mittels desselben sind die Gegenstände auf dem Winkel aa1 zwischen den
Schenkel a1 und das
Gleitstück b zu bringen, letzteres so weit auf dem
Schenkel a nach dem Schenkel a1 hinzuschieben, dass die Gegenstände von
dem Gleitstück b und Schenkel a1 gefasst werden. Nachdem der Bolzen f in eine der Stellung des Gleitstückes b entsprechende Vertiefung gebracht ist, lassen sich
durch Ausüben eines Druckes auf das freie Ende des Hebels d in der Richtung des Pfeiles, in Folge der damit bewirkten Drehung
desselben um die Achse des Bolzens f, die von dem
Gleitstück b und Schenkel a1 gefassten Gegenstände fest an einander
pressen und durch Legen der Sperrklinke i in eine
Zahnlücke der Schiene h die Gegenstände zwischen
Schenkel a1 und
Gleitstück b fest gepresst halten.
Der Spannbock der Moore Carving Machine Company in
Minneapolis (D. R. P. Nr. 78039) soll besonders zum Halten von Tischplatten dienen,
während dieselben von Hand oder mit Maschinen bearbeitet und polirt werden. Der Bock
gestattet aber auch das Einspannen ganz grosser Stücke, wie ganzer Pulte.
Im Wesentlichen besteht der Bock aus einem zweckmässig auf Rädern ruhenden Gestell
a (Fig. 5 und 6), einem zweiten, gegen
ersteres in der Höhenlage einstellbaren Gestell b,
einer Tischplatte oder einem Rahmen c, welcher
abnehmbar auf dem Gestell b angeordnet ist, und
schliesslich aus den Stell- und Klemmvorrichtungen. Der Bock ist in der
Längsrichtung quer zur Bewegungsrichtung des Polirwerkzeuges oder Polsters mit
seinen Rädern 11 auf ⊤-Eisenschienen 12 fahrbar.
Das Gestell a ruht unmittelbar auf den doppelt
gekröpften Achsen 10 und besteht aus Seitenbalken,
Endbalken und Eckpfeilern, an welchen letzteren das Gestell b in der Höhenlage teleskopartig verschiebbar ist. Diese vorzugsweise
rechteckigen Gestelle umschliessen einen möglichst grossen Raum, um
verhältnissmässig grosse Möbel aufnehmen zu können.
Das Heben und Senken des Gestelles b geschieht mittels
Schraubenspindeln 13 und 131, deren Fusslager am Gestell a angebracht sind. Die Spindeln 13 besitzen je ein gleichfalls am Gestell a
angebrachtes oberes Halslager 21 und werden gegen
Hochheben durch einen Bund oder einen Ring 20
geschützt, welcher unmittelbar unter dem Halslager 21
zweckmässig durch Klemmschrauben an der Spindel festgemacht ist. Das Hochheben der
Spindeln 131, welche
oben nicht am Gestell a gelagert sind, wird jeweilig
durch eine Schraube 19 verhindert, welche sich in dem
Fusslager 18 befindet und in eine entsprechende
Ringnuth am Fussende der Spindel eingreift.
Für jede Spindel 13 und 131 ist am Gestell b ein Arm 14 befestigt, welcher mit seinem
hülsenartig ausgebildeten Ende die Spindel lose umgibt. Unterhalb dieses Armes sitzt auf der Spindel
eine Mutter 15, welche einen Ansatz besitzt, der
zwischen zwei entsprechende Ansätze am Arm 14
eingreift, so dass die Mutter 15 gegen Drehung
gesichert ist und bei der Drehung der Schraubenspindel das Heben und Senken des
Armes 14 und somit des Gestelles b veranlasst. Unten sind die Spindeln 13 und 131 mit Kettenrädern 26
ausgerüstet und stehen durch Ketten 27 mit einander in
drehbarer Verbindung. Auf den Schraubenspindeln 13
sitzen oberhalb der Halslager 21 Stirnräder 22, welche mit Trieben 23
im Eingriff stehen, die auf abnehmbaren kleinen Wellen 24 angeordnet sind. An letzteren befindet sich je eine abnehmbare
Handkurbel 25, so dass das Gestell b nach Belieben von Hand in seiner Höhenlage
eingestellt werden kann.
Der Rahmen c, welcher länger ist, als die Breite des
Gestelles b beträgt, ruht auf diesem und ist mittels
Dübel 28 abnehmbar befestigt. Dieser Rahmen besitzt
oben eine abnehmbare Lattentafel 29, welche zur
Aufnahme zu polirender flacher oder dünner Gegenstände, wie Paneelthüren, abnehmbare
Pulttafeln, Tischplatten o. dgl., bestimmt ist.
Textabbildung Bd. 307, S. 11
Spannbock der Moore Carving Machine Company.
Sollen dickere oder höhere Gegenstände, beispielsweise Schreibtische, polirt oder
bearbeitet werden, so wird die Lattentafel 29
abgenommen und auf Seiten- oder Endschienen oder Leisten weiter nach unten gebracht.
Auch kann dann eine andere abnehmbare Lattentafel benutzt werden. Es kann dann jede
Art Möbel mit der zu polirenden Fläche auf geeignete Höhe in den Bereich des
Polirwerkzeuges gebracht werden.
Zum Festlegen des Gegenstandes auf dem Bocke sind drei von einander unabhängig
einstellbare Klemmvorrichtungen vorhanden. Die eine Vorrichtung besteht aus zwei
parallelen Klemmstäben 30, welche im gleichen Abstand
von der Längsmittellinie und parallel zu derselben liegen. An den Enden sind
die Stäbe 30 mit Zapfen ausgerüstet, welche mit den
Platten aus einem Stück gefertigt sind, die an den Stäben 30 befestigt werden. Die Zapfen greifen in entsprechende Zapfenlöcher an
den Laufmuttern 33, welche auf den mit Links- und
Rechtsgewinde versehenen Schraubenspindeln 34 sitzen.
Diese Spindeln 34 sind wagerecht am Rahmen c gelagert und tragen an einem Ende ein Kettenrad 35 und am anderen Ende eine Handkurbel 37. Die beiden einander gegenüberstehenden Kettenräder
35 sind durch eine Kette 35 verbunden. Die Laufmuttern 33 haben eine
abgeflachte Seite, mit welcher sie sich an den Rahmen c
anlegen, wodurch sie auch bei abgenommenen Klemmstäben 30 verhindert sind, sich auf ihren Spindeln zu drehen. Durch Drehen einer
Handkurbel 37 wird nicht nur die unmittelbar an ihr
befindliche Spindel 34 gedreht, sondern auch die andere
Spindel unter Vermittelung des Kettengetriebes, so dass der zu behandelnde
Gegenstand stets in der Mittellinie des Bockes festgelegt werden kann.
Eine ähnliche Klemmvorrichtung ist unter rechtem Winkel zu dieser angeordnet. Die
beiden Querstäbe 38 liegen gleich weit von und parallel
zu der Quermittellinie des Apparates. Diese Stäbe können wie die erstbeschriebenen
gleichzeitig mit Hilfe rechts- und linksgängiger Schraubenspindeln 39 von einander entfernt oder einander genähert werden.
Die Schraubenspindeln 39 sind gleichfalls am Rahmen
gelagert und stehen durch ein Kettengetriebe 40 mit
einander in Verbindung. Die Handkurbeln 41 dieser
Spindeln sind abnehmbar. Die Klemmstäbe 38 verhindern
die Längsverschiebung des aufgespannten Gegenstandes.
Das dritte Paar Klemmstäbe 42 ist an dem Gestell b unterhalb des Rahmens c
angebracht und wird für grössere oder dickere Gegenstände nach Entfernung der Tafel
29 oder auch bei vollständig abgenommenem Rahmen
c benutzt. Die Klemmstäbe 42 liegen parallel und symmetrisch zur Längsachse des Apparates und können
mit Hilfe rechts- und linksgängiger Schraubenspindeln 43, ähnlich wie die Stäbe 30, einander
genähert oder von einander entfernt werden. Die gleichzeitige Bewegung der Spindel
43 wird durch ein Kettengetriebe 44 vermittelt, während der Antrieb auch hier durch
Handkurbeln 45 erfolgen kann.
An den Enden des Apparates befinden sich Trittbretter 46, welche auf Consolen 47 am Gestell a befestigt sind und dem Wärter oder Arbeiter einen
Stand in geeigneter Höhe bieten.
(Fortsetzung folgt.)