Titel: | Ausbohrmaschinen – Ausbohrwerkzeuge. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 32 |
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Ausbohrmaschinen – Ausbohrwerkzeuge.
Mit Abbildungen.
Ausbohrmaschinen – Ausbohrwerkzeuge.
De la Vergne's Cylinderbohrmaschine.
In der Maschinenbauwerkstätte von De la Vergne in Port Morris, N. Y., ist eine grosse stehende
Cylinderbohrmaschine in die Gebäudemauern eingebaut, welche nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 41
und 42, bemerkenswerte Einzelheiten besitzt. An zwei Gebäudepfeiler sind zwei Führungsplatten a verankert
(Fig. 1 bis 6), an welchen durch Hängespindeln, die durch einen 1--Elektromotor
b bethätigt werden, der Querbalken c in der Höhenlage eingestellt und
verschraubt werden kann. In diesem Querbalken ist das Lagerauge für die 610 mm starke und 6100 mm lange Bohrwelle
f vorgesehen, während bei Verwendung einer zweiten schwächeren Bohrwelle von 305 mm Durchmesser dieses
Lagerauge durch eine Einsatzbüchse entsprechend verkleinert wird.
Textabbildung Bd. 306, S. 32
De la Vergne's Cylinderbohrmaschine.
An diesem Querbalken c ist ferner ein frei vorstehender Arm d winkelrecht
angegossen und das kreuzbildende Gegenstück e am Lagerdeckel angesetzt. In den unteren
Führungsschlitzen dieses Armkreuzes werden hängende Stellböckchen g zur Befestigung der
Cylinderwerkstücke angebracht, welche Abmessungen bis 3560 mm Durchmesser bei 4875 mm Höhe erhalten können, die durch
Vermittelung von
Unterstützungsböckchen auf der 5490 mm langen und 3050 mm breiten, 20 t schweren Bettplatte h stehen. Im
1,8 m hohen freien Raum unter der Bettplatte ist das aus zwei Räderpaaren k und i bestehende Triebwerk mit 63 bezieh. 38 mm Bogentheilung und (2743 : 305) bezieh. (2134 : 165) Theilkreisdurchmesser
untergebracht, welches durch eine 10pferdige Dampfmaschine betrieben wird. Das 305 mm starke massive Wellen-Stück
l lagert in der Bettplatte h und in einem Spurlager y (Fig. 5 und 6), besitzt am Kopf einen Zahnschnitt, welcher zur Verkuppelung der
Bohrwelle dient.
Textabbildung Bd. 306, S. 32
De la Vergne's Cylinderbohrmaschine.
In die 8,2 t schwere, 610 mm starke Bohrwelle f (Fig. 3 und 4) mit 3,26 t schwerem Bohrkopf wird ein Zapfenstück m zur Verkuppelung mit der Antriebwelle
l eingesetzt, sonst findet der Bohrkopf auf einer Bundbüchse o, welche
mittels Keilbeilage n in einer Längsnuth der Bohrwelle die Führung, mittels der Spindelmutter w aber die Schaltung erhält, seinen Sitz. Ebenso erhält die Bohrstange f
mittels einer Keilbüchse p ihre Führung im Lagerauge des Querbalkens c, an
dem ein Ring r (Fig. 4)
angeschraubt ist, welcher die Stifte t für das seitlich an der Bohrwelle angeordnete Sternrädchen s enthält, durch welches mittels der Steuerwelle u und Zahnräder v die in einer Mulde liegende Schraubenspindel w bethätigt und damit der
Bohrkopf gesteuert wird, wobei im Deckel x die Lager für Steuerwelle und Schraubenspindel vorgesehen
sind.
Je nach der Anzahl der Steuerstifte t (Fig. 4) wird die Stärke der Schaltung geregelt, wobei der äussere Stiftenkreis für den Schaltbetrieb nach oben, der innere
für denselben nach abwärts dient. Besondere Beachtung ist dem Spurlager y (Fig. 5 und 6) gewidmet, in welchem der Wellenzapfen l von 305 mm Durchmesser einsetzt. Vier Seitenbacken
geben diesem die Führung, während eine stählerne Spurplatte z mit Kugelauflage zur Stütze dient. In den
oberen Theil derselben ist eine seitliche Oelmulde von 157 mm Durchmesser und 3 mm Tiefe ausgefräst, während eine
12,7 mm starke, 305
mm grosse Scheibe aus Hartgummi die Spurplatte überdeckt, in welcher ein centrales, 9,5 mm grosses Loch die Oelzuleitung
besorgt. Wird
Eigengewicht der Bohrwelle und Schnittdruck mit 27 t angenommen, so ist die Spurplatte dieses Lagers bei Abrechnung
der Oelmulde mit
annähernd 50 k/qc belastet.
Willans-Robinson's bezieh. M. C. Bullock's Cylinder-Ausbohr- und Schlichtwerkzeuge.
Die von der M. C Bullock Manufacturing Co., Chicago, III., gebauten Zwillingsdampfmaschinen von Willans-Robinsonbestehen aus zwei
achsenrichtig angeordneten Cylindern für zweifache Expansionsstufe, in deren axialem Kolbenstangenrohr die Steuerkolben
sich bewegen.
Da nun sowohl der untere kolbenartige Kreuzkopf in einem cylindrischen Ansatzrohr geführt ist, als auch der beiden
Cylindern
gemeinschaftliche Kolbenschieber in einem kolbenförmigen Kreuzkopfe endigt, so wird bei dieser ausschliesslich auf
die Rohrform
gegründeten Bauweise auch die Dreh- und Ausbohrarbeit in der Hauptsache zur Anwendung kommen. Hierzu werden Drehbänke
verwendet, an
deren genügend grosser Planscheibe der auszubohrende Cylindertheil angeschraubt ist, während die Bohrstange durch
den Reitstockkolben
getrieben und in der hohlen Drehbankspindel geführt wird, wobei der Support zur Unterstützung der Bohrstange herangezogen
ist. Das
Eigenartige der Bohr- und Schlichtköpfe besteht in der besonderen Gruppirung des Schneidmessers zwischen zwei gehärteten,
auf den
Genaudurchmesser eingestellten Führungsleisten mit cylindrischer Rückenfläche, welche parallel zur Achsenebene der
Bohr welle liegen,
während die Schneidmesser eine Neigung von 3 bezieh. 10 bis 15° hierzu besitzen. Diese wichtige Eintheilung der Schneidmesser
ist erst
nach langwierigen, kostspieligen Versuchen ermittelt und als erprobt befunden worden.
Textabbildung Bd. 306, S. 33
Willans-Robinson's bez. Bullock's Cylinder-Ausbohr- u. Schlichtwerkzeuge.
Bei den nach American Machinist, 1895 Bd. 18 Nr. 33 * S. 642, in Fig. 7 bis 13 dargestellten Bohr- und Schlichtköpfen ist vorerst der Bohrkopf (Fig. 7 und 8) bemerkenswerth, in dessen Hauptkörper a die
Bohrstange eingeschraubt wird, und während das Schneidmesser b durch das Deckelstück c mittels zwei Schrauben d seine Befestigung findet, sind die
Führungsleisten f in die schwalbenschwanzförmigen Nuthen eingeschlagen. Beim Schlichtkopf g (Fig. 9 und 10) sind ebenfalls die Schlichtmesser h und
i in schwalbenschwanzförmigen Nuthen genau gegensätzlich unter einer Neigung von 3° gegen die
Achsenebene eingeschlagen, dagegen die Führungsleisten kk unter 45° abstehend symmetrisch zu je einem
Schlichtmesser angeordnet, so dass zwei selbständige Werkzeuggruppen gebildet werden. Bei dem nächstgrösseren Bohrwerkzeug
von d = 280 bezieh. 380 mm reinem Schnittkreisdurchmesser wird der gusseiserne Bohrkopf l (Fig. 11 bis 13) auf eine Bohrstange m nach
Kolbenstangenart fest angeschraubt, während in die schräganlaufenden Schwalbennuthen die Führungsleisten n parallel zur Achse, die Schneidmesser o aber, wie vorher bemerkt, schräg hierzu angelegt
sind. Diese Nuthen laufen in gebohrte Löcher p aus, wobei die Schneidmesser ihre Einstellung durch
Stellschrauben r erhalten. Hiermit ist in einfachster und billigster Weise eine Regelung nach dem
Durchmesser erreicht.
Cylinderbohrkopf.
Textabbildung Bd. 306, S. 33
Cylinderbohrkopf.
Der in Fig. 14 und 15 dargestellte, auf eine Bohrstange b
gekeilte Bohrkopf a enthält sechs Harthölzer c, welche auf der Drehbank nach
gegebenem Durchmesser abgedreht werden. In die siebente Keilnuth wird das Stahlmesser d mittels
Beilagkeiles in fester Lage eingesetzt, wobei der Schneidstahl mit der vorderen Kante arbeitet.
E. F. Woodhurst's Bohrstangen.
Textabbildung Bd. 306, S. 33
Woodhurst's Bohrstangen.
Bei der Bohrstange a (Fig. 16) ist
in einer Quernuth b das Bohrmesser c durch Rückenkeil d gehalten, während die symmetrische Einstellung des Messers durch den winkelrechten Zahnschnitt
gesichert wird. Wenn nun die Abflächung an der Bohrstange mit dem Zahnschnitt des Bohrmessers nicht genau übereinstimmt,
so wird die
Genaueinstellung unsicher. Um nun die verschiedenen Messer von dieser Fläche unabhängig zu machen, ist der Zahnschnitt
in die Mitte
des Messers f verlegt, wobei ein gehärteter Querstift h (Fig. 17) mit seiner Abflächung die Centrirung besorgt. Beim folgenden
Bohrkopf i (Fig. 18) mit
zunehmendem Bohrmesser k für cylindrische Bohrung treibt der Querkeil l das
Messer fest an die Brust, während durch den Querkeil m das Bohrmesser symmetrisch eingestellt wird. (American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 4 S. 31.)
Quirk's Bohrwelle.
Textabbildung Bd. 306, S. 33
Quirk's Bohrwelle.
Die Befestigung des doppelten mit den Ecken arbeitenden Bohrmessers a (Fig. 19) im Querschlitz der Bohrstange b
(Fig. 20) erfolgt am einfachsten durch Druckring c und Ringmutter d, wobei zur Begegnung der Schwierigkeit symmetrischer
Einstellung der Einschnitt im Messer a mit schrägen Kanten versehen ist (Fig. 19), während die Zahneinschnitte nach Fig. 21 rechteckig, sowie halbrund (Fig. 22) die genaue Einpassung erschweren. Selbstverständlich ist sowohl
die Schneidecke als auch die ganze Schneidkante mit abfallender Rückenfläche versehen. (American
Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 15 * S. 292.)
C. O. Griffin's Bohrwelle für lange Löcher.
Zwei Rundstähle a (Fig. 23) mit doppelten Endschneiden durchqueren die
Bohrstange b unter Winkelrechtstellung. Im Zwischenraum der Bohrwelle ist unter 45° Richtung eine Bohrung c durchgeführt, welche
die beiden anderen Bohrungen anschneidet. Wird nun in diese Mittelbohrung ein Stahlbolzen getrieben, so werden damit
gleichzeitig und
gleichmässig die beiden Schneidstähle festgelegt und centrirt, sofern die Schneidstähle in der Mitte eine Kerbe besitzen.
Mit diesem
Werkzeuge soll das Ausbohren 76 mm starker und 560 mm langer Löcher vorzüglich gelungen sein. (American
Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 47 S. 1091.)
Textabbildung Bd. 306, S. 34
Fig. 23.Griffin's Bohrwelle für lange Löcher.
C. O. Griffin's Ausbohrköpfe.
Textabbildung Bd. 306, S. 34
Griffin's Ausbohrköpfe.
Bei diesen Ausbohrköpfen können die aus Rundstahl angefertigten Schneidwerkzeuge paarweise verstellt und in dieser Einstellung
auf
einer Rundschleifmaschine genau nach dem Schnittkreisdurchmesser angeschliffen werden. Je nach der Gebrauchsweise
findet die
Befestigung der Schneidstähle in verschiedener Weise statt (American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 33 S.
758). Bei dem Bohrkopf a mit Führungszapfen b (Fig. 24 und 25) erfolgt die Festlegung der schräggestellten Werkzeuge c durch einen konischen Mittelstift d, welcher mittels der Schraube f nachgedrückt wird. Beim fliegenden Bohrkopf h (Fig. 26) werden die Bohrstähle i mit
Schrauben in der Stirnseite festgelegt. Dahingegen werden die Schneidstähle o im Bohrkopf k (Fig. 27 und 28) mit Zwischenkeil l festgehalten, welcher
in dem Mittelloch durchgeschlagen wird. Die seitlich erweiterten Bohrungen m und n dienen zum Einstecken der Bohrstange, je nach Bedarf für Rechts- und Linksantrieb. Bemerkenswerth ist hierbei, dass der
stärkere Theil des Bohrkopfes gehärtet und nach genauem Durchmesser der Bohrung des Werkstückes geschliffen ist,
so dass derselbe als
Führung wirkt. Selbstverständlich müssen die Schneidstähle o nach diesem Führungskopf eingestellt werden.
Da dieser Kopf kreist, so sind Klemmschrauben p vorhanden, während durch das Querloch q die Austreiberstifte geführt werden. Zur Führung des Bohrkopfes mit Zapfenstück dient das
Klemmfutter r (Fig. 29 und
30), in dessen Nabe die Büchse s frei drehbar eingesetzt ist. In derselben befindet sich ein Führungskeil, welcher in die Längsnuth des Zapfenstückes
passt. Damit nun der festgehaltene Bohrkopf die mit dem Spannfutter r kreisende Büchse s findet, ist am Stirnende des Zapfenstückes ein Schraubengang (Nebenfig. 24 links) angefräst, welcher
die Büchse s abfängt, so dass die Keilnuth die Keilnase trifft.
S. T. Freeland's Ausbohrwerkzeuge.
Textabbildung Bd. 306, S. 34
Freeland's Ausbohrwerkzeuge.
Am Theilkopf der Fräsemaschinen werden an der Theilscheibe zwei Stellzeiger gebraucht, zwischen welchen die Lochzahl eines
bestimmten
Lochkreises gefasst werden, wodurch Irrungen in den Einstellungen vermieden werden. Zum Ausbohren und Ausfräsen der
Naben werden die
in Fig. 31 bis 34 dargestellten, im Stichelthurm einer Drehbank untergebrachten Werkzeuge
mit Vortheil verwendet. Mit dem Fräsekopf a (Fig. 31) wird die Bohrung des auf der Nabe des zweiten Zeigers sitzenden
Zeigers ausgebohrt und mit einem ähnlichen Werkzeuge ausgerieben. Mit dem Werkzeuge b (Fig. 32) wird die kleinere Bohrung des zweiten Zeigers c ausgebohrt, wobei d Führungszapfen ist. Jedes dieser Werkzeuge schiebt
sich mittels Keil in eine in der Drehbankspindel angebrachte Führungsbüchse g ein. Nach dem Ausbohren
gelangt das bei d (Fig. 32)
eingespannte Messer zur Wirkung, durch welches der Nabenrand des Zeigers c angefräst wird. Ein zweites
Werkzeug wie b dient als Schlichtkopf zum Fertigmachen, so dass im Ganzen vier Köpfe gebraucht werden.
(American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 11 S. 206.)
Lodge-Davis' Bohrwelle.
Textabbildung Bd. 306, S. 34
Lodge-Davis' Bohrwelle.
Werden stehende Bohrmaschinen zum Ausbohren von Löchern gebraucht, wobei die Bohrwelle eine untere Führung in einer Büchse
erhält, so
stellt sich der Uebelstand ein, dass abfallende Späne, Staub und Schmutz sich in die Führungsbüchse verkeilen, den
Ruin derselben
herbeiführen und die Genauigkeit der Führung beeinträchtigen. Um diesem Uebelstande zu begegnen, führt die Lodge and Davis Machine Tool Co. die in Fig. 35 und
36 nach American Machinist,
1895 Bd. 18 Nr. 20 * S. 383, dargestellte Bohrwelle in der
ersichtlichen Form aus. Der in die Bohrspindel eingesetzte Bohrstab a mit quer durchgeführten Bohrmessern
bb ist zu einem schwächeren Zapfen c abgesetzt und durch ein Hülsenrohr
d umschlossen, welches in der Büchse f mit Keilnase geradgeführt ist.
Mittels einer Schlusscheibe g wird das Hülsenrohr gehalten und, indem dieses in einer eingedrehten Nuth
des Bohrstabes einsetzt, wird in einfachster Weise ein Schutzrand geschaffen. Eine centrale Bohrung h im
Bohrstabe c dient als Oelbehälter, das Loch i als Schmierstelle.
P. Lobben's Ausbohrwerkzeug.
Textabbildung Bd. 306, S. 35
Lobben's Ausbohrwerkzeug.
Ursprünglich zum Ausbohren der Gewehrläufe wird das in Fig. 37
bis 39 dargestellte Werkzeug zum Ausbohren der Fahrradnaben
mit Vortheil gegenüber den Spiralbohrern aus dem Grunde angewendet, weil mit diesem Bohrer es möglich ist, dem Arbeiter
mehrere
Maschinen gleichzeitig zur Bedienung zu übergeben. Der Bohrer besitzt eine gerade Schneidmulde a, deren
einzige Schneidkante b im Kegelmantel liegt. Um den Bohrspan zu zertheilen, wird der Spitzenkegel in zwei
oder drei Staffeln c (Fig. 38)
abgesetzt, was bei grösseren Löchern von grossem Vortheil ist. In den Bohrerrücken ist die mit eingelötheter Leiste
d abgedeckte Oelmulde f eingefräst, welche durch das Knie g mit der axialen Lochbohrung h im Bohrerschaft communicirt. Bei 1000
minutlichen Umläufen des Werkstückes wird ein 20,6 mm starkes und 305 mm tiefes Loch in 15 Minuten gebohrt, wobei
in dieser Zeit 6,6 l
Oel durchgetrieben werden. (American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 49 S. 1136.)
Reibahle für Träger- und Brückenarbeiten.
Textabbildung Bd. 306, S. 35
Fig. 40.Reibahle für Träger- und Brückenarbeiten.
In Fig. 40 ist der Querschnitt einer stark zunehmenden Reibahle vorgeführt, welche zum Ausreiben der
Nietlöcher in zwei und mehreren Plattenlagen sich bewährt hat. Diese mit Zapfenviereck versehene Reibahle ist stark
konisch, um in
wenig passende Löcher eingeführt werden zu können. Der volle Theil gewährt eine gute Rückenführung und, während drei
Schneidkanten
über den Begrenzungskreis der Rückenführung vorragen, liegt die vierte Kante im Kreise selbst. Da der Schneidwinkel
90° übersteigt, so
ist nur eine Schabwirkung möglich. In Amerika ist diese Reibahle unter dem Namen French reamer bekannt. Diese werden
von der Morse Twist Drill and Machine Co. in New Bedford, Mass., angefertigt.
Stellbare Reibahle.
Textabbildung Bd. 306, S. 35
Fig. 41.Stellbare Reibahle.
Dieses Ausreibwerkzeug (Fig. 41) besteht nach American Machinist, 1896 Bd.
19 Nr. 23 * S. 555, aus dem Hauptkörper a mit Zapfenstück b und Ausbohrung
c, in welche ein konischer Dorn d eingeschraubt wird. Im Hauptkörper
sind sechs auslaufende Schlitze mit Parallelwänden ausgefräst, deren Stirnwände unter 105° Neigung auslaufen. Ueber
den geschlossenen
Endzapfen ist ein Ring g mit Kegelfläche geschoben, welcher mittels Ringmutter h an die eingelegten Messer i angedrückt wird. Da nun diese Messer mit der inneren Leiste zum
Kegeldorn d passen, so werden ihre äusseren geraden Kanten parallel sich ausschieben, sobald der
Kegeldorn tiefer eingeschraubt wird. Bemerkenswerth sind die Schlüsselnuthen k im Dorn d.
O. C. Crane's Reibahle mit eingeschweissten Stählen.
Textabbildung Bd. 306, S. 35
Crane's Reibahle mit eingeschweissten Stählen.
Das günstige Verhalten von Schmiedeeisen gegenüber dem Härten war Veranlassung, dass grosse Reibahlen aus einem schmiedeeisernen
Kern
mit eingeschweissten Schneidleisten aus Stahl hergestellt wurden. Von O. C. Crane in New York wird die
Anfertigung einer solchen angegeben, welche nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 4 S. 81, in Fig. 42 und 43 vorgeführt ist. In dem Kernstück a sind
Kantstähle b in die vorgearbeiteten Nuthen eingesetzt und das Ganze Schweisshitze ausgesetzt bezieh.
verschweisst und ausgeglüht. Hierauf sind die Zahnriffen c angearbeitet, das Ganze erhitzt und gehärtet.
Während Reibahlen aus Stahl unrund, oval wurden bezieh. sich krummgezogen hatten, bleiben solche Reibahlen mit Schmiedeeisenkern
vollständig intact in der genauen Form. Vor Einführung der neueren Schleif verfahren wäre diese Reibahlenerzeugung
gewiss von
Bedeutung gewesen.
F. Richards' Reibwerkzeug für Ventilsitze.
Textabbildung Bd. 306, S. 35
Richards' Reibwerkzeug für Ventilsitze.
Diese Reibahle ist aus Hauptkörper a (Fig. 44 und 45) mit Reibriffen für die
Ventilführung mit angeschlossenen Gewindezapfen b und Schlussmutter c
zusammengesetzt, welche die Kegelscheibe d, die zum Ausreiben des Ventilsitzes dient, an die Schulter von a andrückt. Sofern genaue
Achsenrichtigkeit der beiden Werkzeuge a und d, sowie Geradheit der
geometrischen Achse beider und endlich genaue Kreislage sämmtlicher Zahnriffen vorhanden ist, wird dieses Reibwerkzeug
gute Dienste
leisten. Sowie aber bloss eine der angegebenen Bedingungen nicht erfüllt ist, wird schütternder Arbeitsgang und dementsprechend
wellige Beschaffenheit der Arbeitsflächen die Folge sein. Der Schneidwinkel der radialstehenden Zahnriffen beträgt
90°, so dass Schab
Wirkung vorherrscht. (American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 4 * S. 75.)
J. A. Rothwell's Reibwerkzeug für Ventilsitze.
Textabbildung Bd. 306, S. 36
Rothwell's Reibwerkzeug für Ventilsitze.
Ein Reibwerkzeug, deren Riffen auf Schnitt gestellt sind und wie eine Vollfräse arbeitet, ist in Fig. 46 bis 48 nach American Machinist, 1897 Bd. 20 Nr.
11 * S. 218, dargestellt. Die Riffenkanten sind zudem noch schräg nach einem Zugkreise gestellt, so dass dadurch
der Schneidwinkel
noch kleiner wird. An das eigentliche Werkzeug a ist der Führungszapfen b,
sowie der Schaft c mit Zapfenviereck unmittelbar angearbeitet. Weil die Riffen auf einer Fräsemaschine
bearbeitet, sowie diese auf einer Genauschleifmaschine zugeschärft sind, ist eine genaue Lage derselben im Kreise
und zur Achse des
Werkzeuges gesichert. In dieser Genauigkeit der Ausführung liegt der Arbeitserfolg desselben begründet.
Hohlfräser bezieh. Hohlbohrer.
Textabbildung Bd. 306, S. 36
Hohlfräser bezieh. Hohlbohrer.
Soll beim Ausbohren eines Loches ein Kern stehen bleiben, so werden Bohrröhren oder Kronenbohrer mit zwei, drei oder mehr
Zähnen
gebraucht, welche die in Fig. 49 und 50 angegebenen Zahnformen besitzen. Der Kronenbohrer a (α = 90°) wirkt bloss schabend, während der unterschliffene Schneidzahn
des Kronenbohrers b in Folge seines kleineren Schneidwinkels (α = 75°) Späne
bildet. Wichtig ist hierbei der Anstellungswinkel i, welcher auch auf der inneren Kante besonders
ausgeprägt sein muss. Da dieser Kronenbohrer nur mit der Schneidkante c arbeitet, so wird nur bei
Stumpfwerden der äussersten Ecke der Kante c die Schneide cd theilweise zur
Wirkung kommen. Ist dies aber der Fall, so wird die Neigung (Fig.
50) derselben von Vortheil sein.
Kronenbohrer für Wasserleitungsröhren.
Um die Anschlusslöcher für Zweigleitungen in den Hauptrohren der Wasserleitung auszubohren, werden tragbare Maschinen gebraucht,
welche
bei grösserem Durchmesser (900 mm) irgend welchen Kraftantrieb erhalten. Kleinere Werkzeuge bis 200 mm Durchmesser bestehen aus
einer gehärteten stählernen Trommel a (Fig. 51 und 52), in deren stärkerem Bodenstück
Spindelgewinde vorhanden ist. In die Krone dieser Trommel sind Schneidzähne b (Fig. 52) vor dem Härten angearbeitet, welche gleiche radiale Stärke
besitzen. Grössere Werkzeuge bestehen aus einer Stahlröhre, die auf einem gusseisernen Bodenstück mit Nabe befestigt
ist. In die Krone
sind Zahnschnitte c (Fig. 53) mit
doppeltem Schwalbenschwanz eingearbeitet, in welche die etwas breiteren, gehärteten Zähne d (Fig. 54) passen, welche mit Seitenstiften f gehalten werden.
Textabbildung Bd. 306, S. 36
Kronenbohrer für Wasserleitungsröhren.