Titel: | Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen. |
Autor: | Conr. Hesse |
Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 16 |
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Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen.
Von Conr. Hesse, Ingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen.
Neue Telephon-, Telegraphen- und Signaleinrichtungen.
Eine grosse Anzahl der Neuconstructionen aus dem Jahre 1895/96 – jedoch fast durchweg nur Berliner Erzeugnisse – sind bereits
in dem
Berichte „Die Schwachstromtechnik auf der Berliner Gewerbeausstellung“D. p. J. 1896 301 * 61. * 76. * 182. enthalten.
Bei der weiteren Beschreibung können nur die wesentlichsten Neuerungen, denen zugleich auch ein praktisches Interesse entgegengebracht
werden dürfte, Berücksichtigung finden, da die Anzahl derselben eine sehr grosse ist und da ferner von verschiedenen
Seiten oft nur
geringfügigere Abänderungen an bekannten Constructionen vorgenommen wurden.
Eingetheilt seien die Apparate, Verfahren, Schaltungsanordnungen u.s.w. in die Untergebiete:
Mikrophone, Telephone.
Fernsprechstationen und Zubehöre.
Gesprächszähler.
Fernsprechumschalter (Vielfachumschalter).
Typendruck-, Morse-, Copir-, Schreibtelegraphen.
Commandotelegraphen, Befehlsübertrager.
Feuertelegraphen und Meldeeinrichtungen.
Mikrophone, Telephone.
Bei den meisten neuen Fernsprechgebern werden Kohlenkörner benutzt. Nur vereinzelt findet man noch Neuconstructionen an sogen.
Kohlenwalzen oder anderen Geberapparaten. Als geeignetes Kohlenmaterial wird (von B. Münsberg, D. R. P.
Nr. 88717) ein Verkohlungsproduct von natürlichen Pflanzensamen, wie Raps, Senfsamen u. dgl. empfohlen. Mit diesen
Körnern, deren
natürliche Samenform selbst eine geeignete Gestalt der Kohlenkörner bildet, soll das Anhaftvermögen der bekannten
Kohlenkörner
beseitigt und eine gute Wirkung erzielt werden, da das so hergestellte Kohlenmaterial nach der Carbonisirung sich
als sehr
mikrophonisch und von sehr geringem Widerstand erweist.
Um das Anhaften und Zusammenballen der Kohlenkörner zu vermeiden oder wenigstens zu vermindern, sind schon verschiedene Schüttel-
u.
dgl. Vorrichtungen angewendet worden. So benutzen J. R. Watson und E. C.
Parker in London neuerdings einen drehbaren und mit den Körnern oder Kohlenfasern nahezu gefüllten Behälter. Der Behälter
besteht aus einem aus zwei Elektrodentheilen D1D1 (Fig. 1 und 1a) zusammengesetzten Metallrohr. Die beiden Elektroden werden durch einen
Isolirstoff, wie Goldschlägerhaut E, mechanisch mit einander verbunden. Die um D1D2 herumgewickelte Haut lässt
zwischen den inneren Enden dieser Theile einen Zwischenraum D3 (Fig. 1) frei. Der Behälter D ist in Lagern FF
an der Rückseite der aus Glimmer bestehenden Schallplatte drehbar befestigt. Die in einem Knopf G
endigende Spindel D4 des Behälters wird durch eine Seite des
Gebergehäuses hindurehgeführt.
Textabbildung Bd. 304, S. 16
Körnermikrophon mit drehbarem Behälter.
Dem Uebelstand, dass die durch mechanische Abnutzung oder durch Abbrennen sich bildenden Kohlenpulver leicht schädliche Strombrücken
zwischen der Schallplatte und der Rückplatte herstellen und so die Lautübertragung beeinträchtigen, soll dadurch
abgeholfen werden,
dass die Kohlenkörner nicht ganz eingeschlossen werden. Nach dem D. R. P. Nr. 86432 ist zu diesem Zwecke folgende
Anordnung getroffen:
Die Kohlenkörner sind wie üblich in einem ausgehöhlten Körper untergebracht. Dieser Körper ist mittels kleiner Säulen
auf der Fassung
der Membran – parallel zu dieser – derart befestigt, dass zwischen der Membran und dem Körnerkörper ein schmaler
Zwischenraum
entsteht. Letzterer ist so bemessen, dass nur der sich bildende Staub, nicht aber die Kohlenkörner selbst hindurchfallen
können. Die
Membranfassung und der Körnerkörper bezieh. dessen Säulen sind natürlich von einander isolirt.
Auch die A.-G. Mix und Genest hat in dem verflossenen Jahre einige Neuerungen unter den Mikrophonen zu
verzeichnen. Die eine betrifft die pendelnde Aufhängung des bekannten Hohlcylinders aus Filz, eine andere ein neues
Mikrophon für
transportable Apparate. Bei der erstgenannten Construction ist nach Art der Bell-Blake-Mikrophone ein im einen Ende
des Filzcylinders
eingebrachtes Kohlenklötzchen mit einer Blattfeder verschraubt und diese ist am Rande der Geberkapsel befestigt.
Eine in die Rückseite
der Kapsel eingeschraubte und an der Blattfeder anliegende Schraube gestattet eine genaue Regulirung des Mikrophons. Beim Anziehen der Schraube wird das offene und mit Kohlenkörnern
theilweise gefüllte Ende des Filzcylinders gegen die Membran gepresst und können hierdurch die Schwingungen der Membran
beliebig
gedämpft werden. Durch die zweite und in Fig. 2 veranschaulichte Construction soll die Schwierigkeit
gelöst werden, Körnermikrophone in allen Lagen zu benutzen und diese so für transportable Apparate verwendbar zu
machen. Der für die
Kohlenkörner bestimmte Raum wird einerseits von einem konisch ausgehöhlten Kohlenkörper K, andererseits
von einer Kohlenmembran M begrenzt, in welcher sich eine, der Aushöhlung des Kohlenkörpers entsprechende,
in diesen hineinragende Beule B befindet. Der Raum zwischen B und K ist mit den Kohlenkörnern ausgefüllt.
Textabbildung Bd. 304, S. 17
Fig. 2.Körnermikrophon für transportable Apparate von Mix und Genest.
Eine eigenartige Construction ist die von F. Schneider in Fulda (D. R. P. Nr. 89561). Bei dieser ist eine
trichterförmige Membran verwendet, die von einem grösseren gleichartig geformten Hohlkörper umgeben wird; dieser
zweite äussere Kölner
ist mit einem Ring versehen, der in der Holzplatte des Mikrophongehäuses eingepasst ist. Am Schalloche sind beide
Trichter durch einen
Isolirring derart verbunden, dass zwischen der Membran und dem äusseren Hohlkörper ein Zwischenraum entsteht. Dieser
Zwischenraum ist
bis ungefähr ¾ mit Kohlenpulver ausgefüllt. Der Membranentrichter ist an dem, dem Schallloche entgegengesetzten Ende
geschlossen, und
hier ruht eine Blattfeder, an welche die Stromleitung angeschlossen ist, auf der Membran auf. Der äussere Hohlkörper,
der die andere
Elektrode bildet, ist an seiner inneren und die Membran an der äusseren, den Kohlenkörnern zugekehrten Fläche in
Form von geraden oder
krummen Linien mit einer Isolation nach Art einer Perforirung versehen, um bei Drehung der Trichter viele Contactstellen
herstellen
und eine genaue Regulirung ermöglichen zu können.
Nach einem weiteren neuen Vorschlage werden die Kohlenkörnchen eines Körnermikrophons in einem im Querschnitt ein rechtwinkliges
Dreieck bildenden Raume untergebracht, dessen Basis von der Schallplatte, dessen zweite hierzu rechtwinklige Seite
durch eine
elastische Packung von Baumwolle, Wolle, Seide o. dgl. und dessen dritte Seite durch eine Abschrägung der Elektrode
gebildet wird.
Bezweckt soll hierdurch werden, dass die Körnchen durch die federnde Packung die schiefe Ebene der Elektrode hinauf
gegen die
Schallplatte gedrückt werden.
Auch diejenige Art der Körnermikrophone, bei welcher hinter der Membran nicht eine, sondern mehrere Elektroden angeordnet
sind, hat
durch Ch. Adams-Randale in London eine weitere Ausgestaltung erfahren. Hierbei sind acht röhrenförmige,
elastisch gelagerte, mit Kohlenpulver theilweise gefüllte Elektroden verwendet worden. Als zweckmässig wird angegeben,
jede Elektrode
mit einer besonderen Inductionsspule und einer besonderen Stromquelle zu verbinden. Die secundären Wickelungen der
Spulen sind
parallel geschaltet und die primären Wickelungen in sonst bekannter Weise mit den Elektroden und den Zinkpolen der
Batterien
verbunden. Die Kohlenpole der Batterien werden zu einer gemeinsamen Klemme geführt, die mit dem Ring der Membran
in Verbindung steht.
Die Lautwirkung soll durch diese Einrichtung erhöht werden. Allerdings geschieht dies auf Kosten des dadurch sehr vertheuerten
Mikrophons.
Bei einem in Fig. 3 in seinen wesentlichen Theilen abgebildeten neuen 'Körnermikrophon von Carbonnelle in Brüssel ist m die Membran, k ein
an dieser festgeklebtes hohles Kautschukrohr und M der Körnerbehälter. Der letztere besteht aus den
beiden Kohlenscheibchen p1p2 und einem elastischen hautartigen Rohr JJ, welches über p1p2
geschoben ist. Das Stromschlussblättchen D ist an die Membran m angelöthet,
das Blättchen E von dieser isolirt. Spiralförmig gewundene Drähte ff1 verbinden die Blättchen DE mit den Kohlenscheibchen p2p1 des
Körnerbehälters M. Die Membran mit den Blättchen DE wird in einer Fassung
gehalten und in den Stromkreis eingeschaltet.
Textabbildung Bd. 304, S. 17
Fig. 3.Körnermikrophon von Carbonnelle.
Durch ein neues Mikrophon der Firma R. Stock und Co. in Berlin (D. R. P. Nr. 90424) sollen die Vortheile
der Körner- und der Walzenmikrophone vereinigt werden. Aehnlich wie bei den Walzenmikrophonen die beiden Kohlenklötze,
so sind zwei zu
einem Rahmen vereinigte Ebonitklötze parallel im Abstand von einigen Centimetern angeordnet. In den zwei Bohrungen
der Ebonitklötze
sind dünnere Kohlenstäbe seitlich frei beweglich gelagert; jeder dieser Kohlenstäbe trägt eine Anzahl (sechs) Kohlenscheiben,
die auf
den Stäben lose aufgehängt sind. Dieses ganze System ist, wie ohne weiteres verständlich, unter bezieh. hinter der
Membran des
Mikrophons untergebracht. Die Einschaltung in den primären Stromkreis ist derart, dass der Strom in den einen Kohlenstab
eintritt, in
Parallelschaltung durch die sechs Kohlenscheiben zu der Membran übergeht, von dieser zur zweiten Serie der sechs
Kohlenscheiben und zu
dem zweiten Kohlenstab gelangt und von hier seinen Weg zurück zur Primärspule und Batterie nimmt. Durch eine geeignete
Stellvorrichtung kann die Membran mehr oder weniger gegen die Kohlenscheiben gedrückt werden. Beim Schwingen der
Membran sollen die
Scheiben eine Drehbewegung machen und so immer neue Stromschlusstellen zum Anliegen kommen. Wie ich höre, wird mit
diesem Mikrophon
eine vorzügliche Lautwirkung erzielt.
Von C. J. Schwarze in Adrian (Nordamerika) ist eine Fernsprecheinrichtung angegeben, nach welcher die
Telephonspulen gleichzeitig zur Signalgebung ausgenutzt werden sollen. Zu diesem Zwecke sind die Telephonspulen als
drehbarer Anker
N ausgebildet; dieser kann in bekannter Weise durch eine Kurbel gedreht und so ein Anruf bewirkt
werden. In Normalstellung stehen die Pole des Ankers N vor der Membran G und
dem Anker h des Läutewerks ikl.
Textabbildung Bd. 304, S. 17
Fig. 4.Gleichzeitig als Telephonspule, Klingelspule und Anker dienende Drahtwickelung.
Bei dem in Fig. 4 veranschaulichten Apparat sind ferner A permanente
Magnete und F die Magnetschenkel; G ist der Empfänger, E die Erd- und L die Fernleitung. Damit nun der Anker auch stets die
richtige Stellung einnimmt, ist das eine Ende der Armaturwelle mit einer Scheibe versehen, an der ein Hebel excentrisch befestigt ist. Ein in dem Hebel angeordneter Schlitz führt sich auf dem Stift
einer Stange, die aus dem Gehäuse der Fernsprechstation herausragt. Die Stange wird durch eine Spiralfeder nach oben
gezogen. Beim
Drücken auf die Stange wird nach erfolgter Drehung des Ankers der letztere in die Normalstellung gebracht. Somit
hat N gleichzeitig einen dreifachen Zweck, als Anker zum Anruf, als Spulen eines magneto-elektrischen
Telephonapparates und als Spulen des Läutewerkes.
Fernsprechstationen (Schaltung – Zubehöre).
Eine Schaltungsanordnung zum Hintereinanderschalten einer grösseren Anzahl Telephonstationen in eine Telegraphen- u. dgl.
Leitung wurde
von G. Zwilling in Berlin angegeben.D. R. P. Nr. 89676. Diese Anordnung besteht darin, dass
Inductionsspulen mit vier Wickelungen benutzt werden, von denen eine Wickelung mit stärkerem Draht und dementsprechend
verhältnissmässig geringem Widerstand bei einer grösseren Windungszahl in die Linienleitung eingeschaltet wird. Zur
Regulirung der
Inductionswirkung dieser Wickelung a soll eine zweite dienen, welche in der Abbildung Fig. 5 mit v bezeichnet ist. Neben dem Morse-Apparat M ist ein Condensator C angeordnet. Die Linienleitung L führt über hinter einander geschaltete Inductionsspulen der verschiedenen Telephonstationen zu dem
ebenso geschalteten zweiten Morse-Apparat, welcher bei d an Erde liegt. Der Anruf bei den
Telephonstationen erfolgt mittels eines Selbstunterbrechers U, der nebst der Batterie B und Taste R an Stelle des Mikrophons mit der dritten, hier primären
Wickelung p verbunden ist. Das Telephon zum Empfang des Rufzeichens ist in die, die vierte Wickelung
bildende Secundäre s eingeschaltet.
Textabbildung Bd. 304, S. 18
Fig. 5.Inductionsspule mit vier Wickelungen zur Hintereinanderschaltung mehrerer Sprechstationen in eine
Telegraphenleitung.
Die Wickelung v ist in Ruhestellung des Apparates über den Telephonhaken kurz geschlossen und wird in
diesem Stromkreis von sehr geringem Widerstand durch die Inductionswirkung des ankommenden Rufstromes ein hinreichend
starker Strom
erzeugt, um einen hörbaren Anruf bei einer grösseren Anzahl hinter einander geschalteter Stationen (nach Angabe des
Erfinders 20) zu
erlangen. Die angerufene Station unterbricht beim Abheben des Telephons den Stromkreis v, um während des
Gespräches im Empfangstelephon die volle Inductionswirkung zu erhalten. Aus diesem Grunde bleibt während des Hörens
der
Mikrophonstromkreis bei T geöffnet und wird nur durch Niederdrücken dieser Taste beim Hineinsprechen in
das Mikrophon geschlossen.
Die Sprachübertragung mittels einer einfachen Spule bezweckt eine Anordnung der A.-G. für
Fernsprechpatente (Nr. 86853).
An die Linienleitung L der Fig. 6 denke man sich noch eine zweite
ebenso eingerichtete Station angeschlossen. Bei den so geschalteten Apparaten geht, solange die Stromstärke in den
Hauptstromkreisen
unverändert bleibt, kein Batteriestrom über die verbindenden Leitungen, da die letzteren bei beiden Stationen an
den gleichen Polen
der Batterien liegen. Wächst nun die Stromstärke im Hauptstromkreise des einen (linken) Apparates, so wird bei der
anderen (rechten)
Station der Strom seinen Weg über R nehmen, da auf dem Wege über M die
elektromotorische Kraft der Batterie entgegenwirkt. Bei abnehmender Stromstärke im Apparat links wird der nach rechts
gehende
Stromimpuls so gerichtet sein, dass er mit der elektromotorischen Kraft der rechten Batterie in gleichem Sinne wirkt.
Es bedeutet in
Fig. 6
K den positiven Pol der Batterie, T das Telephon, M das Mikrophon, R die Selbstinductionsspule und B die Batterie.
Bei der praktischen Ausführung soll der Hauptstromkreis der Station (B M R) beim Abheben des Telephons
T durch den Umschaltehaken geschlossen und gleichzeitig an dem einen Ende von R über das Telephon mit der Leitung L verbunden werden.
Textabbildung Bd. 304, S. 18
Fig. 6.Anwendung einer einfachen (Selbstinductions-) Spule bei Telephonanlagen.
Im Ruhezustande bei angehängtem Telephon ist letzteres somit ausgeschaltet und die Leitung L über die
Spule R mit der Erde E in Verbindung. Als Selbstinductionsspule sollen die
Spulen des Läutewerkes benutzt werden.
Eine weitere Schaltungsanordnung, welche hier kurz zu nennen ist, betrifft den Verkehr von Zwischenstellen mit
Endstellen nach P. M. Justice in London. Zwei Endstellen sind durch drei Leitungen bezieh. zwei
Leitungen und Erde, beispielsweise abc, mit einander verbunden. Die Leitung a endigt auf der linken Station offen in einem zweiarmigen Umschalter und auf der rechten Endstelle unter Abzweigung zu
einem eben solchen Umschalter am Apparat. Bei Leitung b ist dasselbe in umgekehrter Folge der Fall,
während Leitung c die Endstellen ohne irgend welche Abzweigung direct verbindet. Die Zwischenstellen sind
von den Linienleitungen ab abgezweigt.
Beim Anruf einer Zwischenstelle melden beide Endstellen, und ein Gespräch findet ohne Benutzung der genannten Umschalter über
die
Linien ab statt. Wollen die Endstellen in Verkehr treten, so schalten sie sich gegenseitig mittels ihrer
Hebelumschalter zuvor in die Linie ein und verkehren über die Leitung ac bezieh. bc. An Stelle von Leitung c kann auch die Erde treten.
In Bezug auf constructive Ausführungen ist zu bemerken, dass insbesondere die Miniaturtelephonstationen sehr beliebt und modern
geworden sind. Diese werden hauptsächlich als Tisch- oder transportable Stationen gebaut. Bei ersteren ist vielfach
eine
Uhrständerform, bei letzterer Ausführung eine Dosen- oder Birnenform gewählt.
Zu diesen liefern interessante Beiträge die Firmen Töpffer und Schädel und Franz
Müller und Co. in Berlin.
Die äussere Gestalt der letztgenannten Apparate entspricht den in der Haustelegraphie bekannten Birnen. In einem kleinen aus
Hartgummi
verfertigten und aus zwei Theilen zusammengesetzten Gehäuse ist ein Mikrophon, Telephon und Morse-Taster untergebracht.
Der das
Mikrophon und den Taster enthaltende obere und niedrige Theil steht durch eine Leitungsschnur mit dem das Telephon
aufnehmenden anderen Theil in leitender Verbindung, von welchem seinerseits
eine Leitungsschnur zur Batterie und Fernleitung führt. Beim Aufstecken des Mikrophontheiles auf die Telephonkapsel
wird ein Stift
niedergedrückt, wodurch während des Ruhezustandes die Mikrophonbatterie aus- und in bekannter Schaltungsweise das
Läutewerk
eingeschaltet wird.
Auf die Mikrophonmembran ist eine durchlöcherte Metallscheibe zum Schütze der Membran aufgesetzt. Das Mikrophon besteht aus
einer mit
Erhöhungen versehenen und mit körniger Füllmasse gefüllten Kohlenscheibe. Das Telephon besitzt einen aufrecht stehenden
kräftigen
Hufeisenmagneten, auf dessen Polenden die Drahtspulen festgeschraubt sind. Die Ausführung der Firma Franz
Müller und Co. weicht im Wesentlichen von der vorbeschriebenen Töpfer und Schädel'schen
Construction durch die Anordnung der Schnüre, Ausbildung und Unterbringung des Morse-Tasters, Telephons und Mikrophons
ab. Ein Ring
zum Aufhängen der Birnenstation steht gleichzeitig mit dem Umschalter zum Ein- und Ausschalten in Verbindung. Sodann
befinden sich
Telephon und Taster in dem einen und das Mikrophon in dem anderen, mit dem Ring und Umschalter versehenen Theil der
Birne. Beide
Theile sind ebenfalls durch eine Schnur verbunden.
Auf eine praktische Maassnahme der Firma Hardegen und Co. sei hier hingewiesen. Um die alten, für
Gleichstromwecker eingerichteten Gehäuse der Wandstationen auch für Wechselstromläutewerke weiter verwenden bezieh.
aufbrauchen zu
können, wurde über der grossen Glockenschale des Gleichstromweckers, welche, wie bekannt, aus dem Gehäuse zum Theil
herausragt, im
Inneren des Gehäuses eine zweite, kleinere Glockenschale angeordnet, zwischen welchen Schalen der Klöppel des seitlich
sitzenden
polarisirten Elektromagneten schwingt.
Besondere Aufmerksamkeit haben Siemens und Halske auch der Ausbildung ihrer Fernsprechapparate geschenkt.
Hier sind besonders die Stationen für Bergwerksgruben, Tunnels u.s.w. zu nennen, welche gegen mögliche Beschädigungen
der
verschiedensten Art, als durch Feuchtigkeit, durch chemische Einwirkung von Gasen und durch mechanische Verletzungen
weitgehendsten
Schutz erhalten haben. So wird unter anderem das Gehäuse ganz in Gusseisen ausgeführt. Der Hakenumschalter reicht
nicht seitlich,
sondern unten aus dem Gehäuse hervor; die Contacte dieser Umschalter sind als Schleifcontacte ausgebildet. Die Glockenschalen
des
Wechselstromweckers sind durch ein Drahtnetz geschützt. Bei Apparaten mit Inductoranruf sind in das Gehäuse ein bis
zwei
Hellesen-Trockenelemente für das Telephon einmontirt. Die doppeladrige Leitungsschnur für den Fernhörer ist von einem
Gummischlauch
umgeben. Reiche Ausstattungen haben die Tischstationen dieser Firma erhalten. Bei einer Anzahl der letzteren Fernsprechstationen
ist
auf einem kastenartigen Unterbau von geringer Höhe, einseitig versetzt, ein Trommelgehäuse aus Bronzeguss befestigt,
über welchem ein
Mikrotelephon liegt. Dies Trommelgehäuse ist dazu bestimmt, den aus dem Kasten sonst hervorstehenden Inductor zu
verdecken. Hierdurch
konnte der Stationskasten niedriger gestaltet werden und eine geschmackvollere Form erhalten.
Die neueren Constructionen der A.-G. Mix und Genest lehnen sich an die bekannten schwedischen Ausführungen
an. Besonders zu nennen ist eine kleine Wandstation für Hausanlagen, deren Fernhörer in Dosenform auf die Fassung des Mikrophons
abnehmbar aufgesteckt und unterhalb des Läutewerkes auf einem schön profilirten Brett montirt ist. Das Körnermikrophon
ist mit einer
Schüttelvorrichtung und die Station mit einem selbsthätigen Umschalter ausgestattet.
Eine neue Fernsprechstelle mit Linienwähler construirte die Tucher Electrical Construction Company in New
York unter dem Namen Autotelephonsystem.
Durch diese in Fig. 7 und 7a dargestellte Construction wird der Electrical
Review in New York nach hauptsächlich angestrebt, einen möglichst compendiösen Linienwähler für eine grosse Anzahl von
Anschlüssen herzustellen. Die Hebel mit den zugehörigen Contacten sind wagerecht angeordnet (Fig. 7) und federnd gelagert. Zur Herstellung einer Verbindung wird der
zugehörige obere Hebel in den der Stationsnummer entsprechenden Einschnitt gebracht und hier dann durch einen im
Ring ausgestanzten
Haken festgehalten. Nach Schluss des Gespräches wird der Hebel freigelassen und bleibt ausgelöst in einer beliebigen
Stellung stehen.
Bei der Einrichtung nach Fig. 7 dient der obere Hebel für die Anschlüsse
1 bis 14 und der untere für die Stationen 15 bis 28.
Textabbildung Bd. 304, S. 19
Tucker's Fernsprechstelle mit Linienwähler.
Nach Fig. 7a ist die Wandstation nach Fig. 7 zu einer Tischstation ausgebildet und, wie zu ersehen, ist hier nur
ein Hebel angeordnet. Die übrige Einrichtung beider Stationen kann als im Wesentlichen bekannt vorausgesetzt werden.
(Fortsetzung folgt.)