Titel: | Einiges über Säemaschinen. |
Autor: | Victor Thallmayer |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 241 |
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Einiges über Säemaschinen.
Von Victor Thallmayer,
Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg.
(Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Einiges über Säemaschinen.
Entleerung des Saatkastens bei Samenwechsel, Bei
Samenwechsel wird bei Löffelscheiben- und Schöpfrädermaschinen, wenn dieselben eine
Stellvorrichtung haben, mit dieser der Kasten so weit nach rückwärts geneigt, dass
der darin befindliche Samen seinem Eigengewichte zufolge abrutschen und hinausfallen
kann (Fig. 117). Es ist dies eine der einfachsten
Arten der Saatkastenentleerung.
Textabbildung Bd. 303, S. 241
Fig. 117.Entleerung des Saatkastens.
Textabbildung Bd. 303, S. 241
Fig. 118.Entleerung des Saatkastens.
Zwecks Entleerung kann bei manchen Maschinen der Saatkasten nach hinten umgelegt oder
umgekippt werden, wie dies in Fig. 118 ersichtlich
gemacht ist. Es geschieht hier das Umlegen des Saatkastens um ein Scharnier O, welches den einen Fuss des Saatkastenseitentheiles
an das Gestell hält; der andere Fuss des Saatkastenseitentheiles wird beim
Anbau durch einen Riegel R nieder- und an das Gestell
gehalten. Der Riegel, den eine Feder am Zurückweichen hindert, ist auch im Detail
besonders herausgezeichnet. Mit B ist ein auf dem
Gestell befestigter Streifen Blech bezeichnet, an dem die Saatauffangtrichter
befestigt sind.
Das Umlegen geschieht in der Weise, dass man den Riegel zurückschiebt und den Kasten
in der Richtung des Pfeiles um das Scharnier O
umlegt.
Wir sind nicht besonders für diese Art der Saatkastenentleerung eingenommen, weil bei
jähem Umkippen der Saatkasten leicht Schaden nehmen kann.
Die Firma Umrath und Co. in Prag-Budapest verwendet an
ihren Bergdrills die in Fig. 118 dargestellte
Construction.
Die in Fig. 119 abgebildete Stellvorrichtung besteht
aus einem in einen gezahnten Bogen endigenden Ständer, in dem auch der Saatkasten
gelagert ist. Ein Hebel H, der an der
Saatkastenseitenwand angebracht ist, hält, mit seinem unteren Ende zwischen die
Zähne des Bogens eingreifend, den Saatkasten fest.
Hebt man den Hebel aus den Zähnen heraus, so kann der Saatkasten mit demselben vor-
und rückwärts geneigt oder wegen Entleerung auch ganz umgelegt werden.
Textabbildung Bd. 303, S. 241
Fig. 119.Entleerung des Saatkastens.
Diese Gattung Stellvorrichtung, die sich übrigens praktisch nicht besonders bewährt
hat, war eine Zeitlang an den Maschinen der Firma Pohl
in Steinamanger in Verwendung.
Die Entleerung des Saatkastens kann auf verschiedene Weise geschehen, beinahe jeder
Maschinenfabrikant benutzt hierzu eine andere Construction. Manchmal befinden sich
hierfür Löcher im Boden des Saatkastens, welche während des Anbaues von Klappen oder
von einer Schiene verdeckt gehalten werden.
Manchmal, besonders bei Maschinen mit amerikanischen Säeapparaten, geschieht das
Entleeren des Saatkastens durch Herausdrehen des Samens aus den Saatgehäusen mit
einer Handkurbel, welche an die Saatwelle gesteckt wird (Fig. 120). Vor dem Aufstecken der Steckkurbel wird das an der Saatwelle befindliche
Zahnrad (Fig. 121) herabgenommen. Diese Art der
Entleerung des Saatkastens verwendet die Firma Umrath und
Co. an ihren „Superior“-Bergdrills.
Die an den „Triumph“-Drills von Joseph Friedländer angewendete Art der
Saatkastenentleerung beruht, wie aus Fig. 122
entnommen werden kann, darauf, dass der Boden der die Streuwalzen aufnehmenden
Saatgehäuse klappenartig gestaltet ist. Ein Ruck mit dem Hebel H öffnet die Gehäuse und bewirkt in einfacher Weise die
Entleerung.
Textabbildung Bd. 303, S. 242
Fig. 120.Entleeren des Saatkastens durch Herausdrehen des Samens mittels
Handkurbel.
Aeusserst einfach gestaltet sich die Entleerung des Saatkastens bei den „Columbia“-Drills der Firma Clayton-Shuttleworth, bei welchen, wie dies in Fig. 123 ersichtlich gemacht ist, die Saatwelle W einfach etwas nach der Seite verschoben wird, wonach
dann aus den Saatbehältern der Same frei bis zum letzten Körnchen herausfallen
kann.
Textabbildung Bd. 303, S. 242
Fig. 121.Entleerung des Saatkastens der Firma Umrath und Co.
Bei den „Columbia“-Drills wird die Saatwelle von
Hängelagern T getragen. Solange der Haken H herabgelassen bleibt, sind die Streuräder an die
Saatbehälter angeschoben, schlägt man aber den Haken H
zurück, so kann die Saatwelle W vor- und dadurch die
Streuräder von den Saatbehältern abgeschoben werden. Mit S ist der am Saatwellenende befindliche Stellring, mit L ein Kugellager bezeichnet, welches in das Hängelager
eingepasst ist.
Textabbildung Bd. 303, S. 242
Fig. 122.Saatkastenentleerung an „Triumph“-Drills von
Friedländer.
Der Saatkasten kann entweder fest oder beweglich am Gestell angebracht sein. Die Art
der Befestigung hängt zum Theil auch von der Gattung des zur Verwendung gelangenden
Streuapparates ab; gewöhnlich werden solche Saatkästen, die mit Löffelscheiben oder
Schöpfrädern streuen, beweglich an dem Gestell angebracht. Die mit amerikanischem
Säeapparat streuenden Saatkästen hingegen werden ausnahmslos fest an dem Gestell
befestigt, gewöhnlich so, dass der zweifüssige Stirnseitentheil (Fig. 124) derselben an
das Gestell angeschraubt wird.
Textabbildung Bd. 303, S. 242
Fig. 123.Entleerung des Saatkastens bei „Columbia“-Drills der
Firma Clayton-Shuttleworth.
Der Saatkasten der Löffelscheiben- und Schöpfrädermaschinen ruht gewöhnlich mit
zwei hülsenförmigen Zapfen auf dem Gestell.
In Fig. 125 ist das
eine Ende der Saatwelle mit V bezeichnet; damit der
Saatkasten nicht umkippe, ist noch für einen dritten Unterstützungspunkt vorgesorgt;
diesen sehen wir in Fig.
125 bei O, wo sich eine um Zapfen herum
bewegliche Schraubenmutter befindet, durch welche eine vom Saatkasten nach abwärts
gerichtete Spindel hindurchgeht. Es ruht demnach mit den die zwei Saatwellenenden
aufnehmenden Hülsenzapfen der Saatkasten auf dem Gestell auf, gehalten an das
Gestell jedoch wird derselbe durch die Schraubenspindel, die durch die erwähnte
Mutter hindurchgeht.
Textabbildung Bd. 303, S. 243
Befestigung des Saatkastens am Gestell.
Das Kopfende der Schraubenspindel ist mit einem Zahnrade versehen, in welches die
Zähne eines auf einer quer über den Saatkasten gelegten Spindel befindlichen
Zahnrades Eingriff haben; so kann dann die Schraubenspindel durch Drehen der
Handkurbel gehoben und gesenkt und der Saatkasten auf verschiedene Neigung
eingestellt und stets in solche Lage gebracht werden, bei welcher der Deckel des
Saatkastens Horizontalstellung einnimmt.
Eingehender ist die die Stellbarkeit des Saatkastens ermöglichende Vorrichtung in
Fig. 126 vorgeführt; auch sieht man dort die
Schraubenmutter, die um zwei auf einander senkrecht gerichtete Zapfen rechts und
links, vor- und rückwärts geneigt werden kann. Die an der Mutter befindlichen zwei
Zapfen sind in einen Ring, und dieser wieder mit zwei Zapfen in zwei kleine Träger,
die an das Gestell angeschraubt werden, eingelagert.
Textabbildung Bd. 303, S. 243
Fig. 126.Befestigung des Saatkastens am Gestell.
Die Schraubenspindel bildet mit der Zahnradübersetzung und der quer über den
Saatkasten gelegten Spindel die sogen. Stellvorrichtung des Saatkastens, deren
Zweck einestheils die Herstellung der Verbindung zwischen Saatkasten und Gestell,
anderentheils die Regulirung der Saatkastenstellung ist.
Andere, ebenfalls diesen Zwecken dienende Stellvorrichtungen führen die Fig. 127 bis 129 vor
Augen, bei welchen die Buchstaben V und O dieselbe Bedeutung haben, wie in Fig. 125.
Textabbildung Bd. 303, S. 243
Fig. 127.Stellvorrichtung.
Textabbildung Bd. 303, S. 243
Fig. 128.Hubenay's Stellvorrichtung.
Die älteste Stellvorrichtung, wie sie schon an den ersten Säemaschinen in Anwendung
war, ist die in Fig.
125 und 126 abgebildete; eine einfache und
bessere gibt es auch heute nicht; dass man auch andere angewendet hat, ist wohl
zumeist nur dem Umstände zu verdanken, dem zufolge die einzelnen Fabrikanten gern
Abwechselung in die Einzelausführungen bringen.
Textabbildung Bd. 303, S. 243
Fig. 129.Weiser's Stellvorrichtung.
Textabbildung Bd. 303, S. 243
Fig. 130.Stellvorrichtung von Umrath und Co.
Die in Fig. 127 abgebildete Stellvorrichtung findet
man häufig an deutschen Säemaschinen; die in Fig. 128
ersichtliche Ausführung stammt von A. Hubenay her. J. C. Weiser in Gross-Kanizsa verwendet die in Fig. 129 dargestellte Construction. Wenig berechtigt
erscheint die Anwendung von endlosen Schrauben wie in Fig.
127, da ja doch bei der Einstellung des Saatkastens keine grossen Widerstände ins
Spiel kommen.
Textabbildung Bd. 303, S. 244
Fig. 131.Stellvorrichtung von Umrath und Co.
Textabbildung Bd. 303, S. 244
Fig. 132.Stellvorrichtung nach Wüst.
Automatische Stellvorrichtungen. Diese können
eingetheilt werden: a) in solche, bei welchen ein Pendel den an das Gestell mittels
einer Schraubenspindel oder eines gezahnten Bogens gehaltenen Saatkasten in die
Horizontallage einstellt, wie dies z.B. bei der selbsthätigen Stellvorrichtung von
Umrath und Co. der Fall ist; b) in solche, bei
welchen der zwischen die beiden Seiten des Gestelles pendelnd eingesetzte Saatkasten
mittels seines Eigengewichtes sich wagerecht einstellt, wie dies z.B. bei den
Stellvorrichtungen von Wüst, Sack, Gross und Co. der
Fall ist; c) in solche, wo ausser dem Eigengewichte des Saatkastens noch ein
besonderes Pendel zur Einstellung mithilft, wie z.B. bei der Einstellvorrichtung von
Wabrosch;
d) in solche, bei welchen der Saatkasten unwandelbar fest befestigt ist, wo
aber im Inneren des Saatkastens die Auffangtrichter pendelnd aufgehangen sind, z.B.
bei der Einstellvorrichtung von Dehne.
Automatische Stellvorrichtung von Umrath und Co. (Fig. 130). Bei dieser bringen drei, längs der
Saatkastenseite angebrachte Zahnräder, die in der Abbildung mit 1, 2 und 3 bezeichnet
sind, die hinter der Saatkastenoberseite liegende Welle t in Umdrehung. Die mit I, II und III bezeichneten Kegelräder sind so angeordnet, dass
dieselben die mit t1
bezeichnete Welle der endlosen Schraube in Drehung versetzen. Je nachdem also das
Pendel nach der einen oder der anderen Seite ausschlägt, kuppelt sich das Kegelrad
I oder jenes II in die
Hülse h ein, um die endlose Schraube so lange zu
drehen, bis der Saatkastenobertheil wagerecht ist. Bei dem Umrath'schen Apparat verrichtet also ein Pendel die Arbeit der Hand. In
Fig. 131 sehen wir die Maschine im Abwärts- und
Aufwärtsgang begriffen.
Automatische Stellvorrichtung nach Wüst. Bei dieser
Stellvorrichtung (Fig. 132) ruht der Saatkasten mit
zwei Achsstummeln (o), die sich über dem Schwerpunkte
desselben befinden, auf dem Gestell auf. Damit nun, wenn der Obertheil des
Saatkastens aus der wagerechten Lage herauskommt, derselbe nicht zu lang pendle, so
ist zwischen Saatkasten und Gestell eine Luftbremse eingeschaltet, welche aus einem
in einen Cylinder h satt eingepassten Kolben besteht,
welcher mit einer Stange an dem mit einem Gewicht belasteten und an dem Saatkasten
befestigten Hebel angebracht ist. Die im Cylinder befindliche Luft schwächt wie ein
Polster die plötzlichen Schwankungen ab.
Textabbildung Bd. 303, S. 244
Fig. 133.Stellvorrichtung nach Wüst.
In Fig. 133 ist mit O der
Aufhängepunkt des Saatkastens A, mit C die Luftbremse und mit G
das Gewicht am Hebel bezeichnet, ferner sehen wir die Säemaschine bergauf und bergab
fahrend, sowie auch in der Ebene in Arbeit begriffen, abgebildet.
Textabbildung Bd. 303, S. 244
Fig. 134.Einstellvorrichtung von Sack.
Automatische Einstellvorrichtung von Sack. Dieselbe
unterscheidet sich von der vorbeschriebenen eigentlich nur dadurch, dass an Stelle der
Luftbremse ein Windflügel W (Fig. 134) vorhanden ist, der durch den beim Drehen der Luft
entgegenstellenden Widerstand heftige Schwankungen des Saatkastens vermeiden hilft.
Mit O ist einer der Aufhängepunkte des Saatkastens
bezeichnet, S bezeichnet das Zahnrad an der Säewelle.
Kommt der Saatkasten ins Schwanken nach vorne oder nach rückwärts, so bringt der
gezahnte Bogen, welcher an der Vorderwand des Saatkastens befestigt ist und in ein
kleines Getriebe eingreift, den Windflügel in schnelle Umdrehung. Wüst's als auch Sack's
Stellvorrichtungen beruhen auf Luftwiderstand, es liegt also denselben der gleiche
Gedanke zu Grunde.
Textabbildung Bd. 303, S. 245
Fig. 135.Einstellvorrichtung von Gross und Co.
Automatische Einstellvorrichtung von Gross und Co. in
Leipzig-Eutritzsch (Fig. 135). Bei dieser
ruht der Saatkasten mit zwei aus seinen Stirnseiten hervorragenden Zapfen m und n auf den Enden der
Hebelschienen p und q,
welche mit in Scharnieren sich bewegenden Verbindungsschienen mit den Seitentheilen
des Gestelles verbunden sind. Wenn nun die Maschine bergauf oder bergab fährt, so
gelangen die Schienen p und q, welche sich auch um ihre Drehpunkte O
bewegen können, in eine solche Lage, dass die beiden Zapfen m und n immer in einer wagerechten Lage,
somit auch der Obertheil des Saatkastens in dieser Lage verbleibt.
Textabbildung Bd. 303, S. 245
Fig. 136.Stellvorrichtung von Wabrosch.
Automatische Stellvorrichtung von Wabrosch (Fig. 136). Bei dieser Stellvorrichtung hält rechts und
links den Saatkasten ein zweiarmiger, um den Punkt O
schwingender Hebel, dessen unterer Arm mittels der Verbindungsschiene mn mit dem Pendel verbunden ist, welches wieder
seinerseits mittels der Verbindungsstange pq mit dem
Saatkasten zusammenhängt. Der Saatkasten ruht mittels Achsstummeln a in den zweiarmigen Hebeln; der auf dem Seitentheil
des Gestelles befestigte Ständer S nimmt den Drehzapfen
O des zweiarmigen Hebels auf. Vermöge dieser
Anordnung wird der Saatkasten, ohne grosse Schwankungen zu machen, stets in
wagerechter Stellung gehalten. Die Wabrosch'sche
Stellvorrichtung hat den Vortheil grosser Einfachheit und das für sich, dass sie
nicht heikel ist. Ausserdem hat diese Stellvorrichtung noch das Gute an sich, dass
beim Ausschwingen des Saatkastens die Säewelle ihren Ort kaum ändert und es auf
diese Weise möglich wird, die einfache Art des directen Antriebes mit nur einer Nabe
und einem an der Säewelle sitzenden Rad beizubehalten.
Automatische Einstellvorrichtung von Dehne (Fig. 137). Diese automatische Einstellvorrichtung wird
bei Löffeldrills angewendet und ist der Saatkasten selbst unwandelbar fest an dem
Gestell befestigt. Hier dient die Einstellungsvorrichtung allein nur dazu, die
Stellung der Saatkastentrichter zu reguliren, zu welchem Behufe diese Trichter von
einer oberhalb derselben im Saatkasten sich erstreckenden Schiene a getragen werden; diese Schiene, welche um die
Saatwelle V als Drehungspunkt einen zweiarmigen Hebel
bildet, ist mittels der Zugschiene mn mit dem an die
Vorderwand des Saatkastens gehängten Pendel pq in
Verbindung gebracht. Sobald der Saatkasten aus seiner richtigen (wagerechten Lage)
herauskommt, bringt das Pendel pq die Trichter wieder
in die ursprüngliche, d. i. jene Lage zurück, bei welcher die Oberkanten der
Trichteröffnung wagerecht sind, so dass die Trichter zur Löffelscheibe bei jeder
Lage des Saatkastens immer gleich gestellt sind. Um zu starkes Ausschwanken des
Pendels pq hintanzuhalten, ist mit demselben eine
entsprechende Bremsvorrichtung in Verbindung gebracht.
Textabbildung Bd. 303, S. 245
Fig. 137.Einstellvorrichtung von Dehne.
Zum Bebauen mit Säemaschinen eignet sich am besten ebenes Gelände; die zu bebauenden
Flächen bilden aber nicht immer vollkommene Ebenen; es können darauf langgestreckte
Mulden mit Kämmen abwechseln, in welchem Falle wir das Terrain wellig nennen, oder
aber es können die zu bebauenden Flächen wohl eben sein, aber nach einer Richtung
hin sich neigen, in welchem Falle wir das Gelände hängig nennen.
Wenn auf welligem Boden die Maschine quer über die Wellen und Kämme geführt wird, so
tritt eine Ungleichförmigkeit in der Zugkraftinanspruchnahme der Zugthiere ein,
welche davon herrührt, dass dieselben abwechselnd einmal hinab-, dann wieder
hinaufziehen.
Wenn (Fig. 138) auf ebenem Boden P die nöthige Zugkraft ist, so benöthigt das
Aufwärtsziehen der Maschine (P + p), das
Abwärtsziehen hingegen (P – p) als Zugkraft. Weil die die Ungleichförmigkeit verursachende Kraft p mit dem Gewichte und der Neigung zunimmt, so ist es
zweckmässig, Säemaschinen, welche vorzugsweise auf welligem Boden in Verwendung
kommen sollen, so leicht als möglich zu bauen.
Beim Bebauen von welligem Gelände kommt noch eine andere Ungleichförmigkeit in
Betracht; dieselbe wird durch den Umstand verursacht, dass in diesem Fall der
Saatkasten nicht jene Lage einnimmt wie in der Ebene, sondern abwechselnd einmal
nach vorn, dann wieder nach hinten überhängt, wodurch einestheils die Löffelscheiben
und Säeräder abwechselnd einmal mehr, das andere Mal weniger Samen in die
Saatkastentrichter fallen lassen, anderentheils die Saatkasten wände verschiedene
Neigungen einnehmen, so dass der Samen besser oder weniger gut der Säewelle
zurutschen kann, wodurch Ungleichförmigkeit in der Aussaat entsteht.
Auf ebenem Boden und bei wagerechter Lage der Deckelfläche (Fig. 138) kann innerhalb des Bereiches aa1, bei geneigter Lage
des Saatkastens aber nur von innerhalb des Bereiches OO1 und CC1 Samen in die Saatkastentrichter fallen, und wie
aus den Figuren zu ersehen, ist OO1 und CC1 kleiner als aa1. Bei geneigter Lage des Saatkastens ist auch die
Neigung der Zulaufflächen des Saatkastens eine andere als bei wagerechter Lage, wie
dies in der Figur durch die schwarz markirten Winkel angedeutet ist.
Textabbildung Bd. 303, S. 246
Fig. 138.Einstellvorrichtung von Dehne.
Löffel- oder Schöpfräderdrills, damit dieselben auf welligem Boden ebenso
gleichmässig anbauen können als auf ebenem, sind mit einer Stellvorrichtung zu
versehen, mit welcher, ob nun die Maschine bergauf oder bergab fährt, die
Saatkastendeckelfläche in wagerechte Lage, d. i. in jene Lage gebracht werden kann,
welche dieselbe beim Anbau in der Ebene einnimmt.
Solche Stellvorrichtungen gibt es zweierlei, nämlich a) von Hand aus stellbare, wie
die in Fig. 125 bis
129
abgebildeten, und b) sich selbst einstellende, wie die in Fig. 130 bis 137
abgebildeten.
Auf Hängen von grösserer Ausdehnung pflegt man mit den Maschinen nicht nach der
Richtung des Hanges, wie in Fig. 139 angedeutet, sondern quer über denselben zu fahren, wie in Fig. 140. Hierdurch
wird die Ungleichförmigkeit im Zuge vermieden und das Gewicht der Maschine nur
einmal und nur ganz allmählich auf die Höhe des Hanges gehoben.
Die im Vorigen besprochenen Stellvorrichtungen für welliges Gelände, die demselben
mehr oder weniger entsprechen, taugen gar nichts auf hängigem Boden, wenn quer über
den Hang gefahren wird.
Textabbildung Bd. 303, S. 246
Richtung des Einsäens.
Auf hängigem Boden entsprechen am besten die amerikanischen Säe- oder Streuapparate,
welche das Saatgut aus dem untersten Theile des Saatkastens herausdrängen oder
herausschieben.
Die amerikanischen Säeapparate, wenn dieselben in der in Fig. 118 angedeuteten Weise unter dem Boden des Saatkastens angebracht
sind, streuen den Samen unter allen Verhältnissen gleichmässig aus.
Da die amerikanischen Streuapparate auch welligem Boden vollkommen entsprechen, so
sind die automatischen Stellvorrichtungen für die Saatkästen überflüssig geworden;
solche Stellvorrichtungen sind in Deutschland und in Oesterreich-Ungarn eine
Zeitlang Steckenpferd der Maschinenfabrikanten gewesen.
(Fortsetzung folgt.)