Titel: | Einiges über Säemaschinen. |
Autor: | Victor Thallmayer |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 106 |
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Einiges über Säemaschinen.
Von Victor Thallmayer,
Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg.
Mit Abbildungen.
Einiges über Säemaschinen.
Beschreibung einiger moderner Säeapparate.
Löffelsäeapparate.
Smyth'scher Löffelsäeapparat, Bei den älteren Löffelsäemaschinen war es ein
Uebelstand, dass man aus dem Saatkasten die Säewelle nicht einfach genug
ausheben konnte; um diesem abzuhelfen, hat Smyth
(Peasenhall, England) den Saatkasten seiner Säemaschine so eingerichtet, dass
die Säewelle aus demselben jederzeit mit Leichtigkeit ausgehoben werden kann; es
wurde dies durch die Anwendung der aus Fig. 1 und
2 ersichtlichen Trichter möglich gemacht.
In der Abbildung Fig. 1 ist die Säewelle mit AB bezeichnet; zum Einschieben und Herausnehmen der
Säewelle sind sowohl die Seitenwände des Saatkastens, als auch die die
Saatkastentrichter tragenden Bleche mit einem seitlichen Einschnitt versehen.
Wenn die Körner nicht in den Saattrichter hineinfallen sollen, so sind, wie in
Fig. 2 dargestellt, die Trichter aus ihrer
gewöhnlichen mit E bezeichneten Stellung in jene
D zu überführen, was durch Umlegen um die in
einem Viereck angeordneten Scharniere abcd
geschieht.
Diese Maschinen sind in England sehr verbreitet, auch sind die Engländer bei den
Löffeldrills geblieben; für den Export nach den Colonien jedoch bauen die
englischen Fabriken auch Drillsäemaschinen mit amerikanischen Schubwalzen; der
Export von englischen Säemaschinen nach dem Continente hat ganz aufgehört.
Damit die Löffeldrills auch auf unebenem Terrain möglichst gleichmässig anbauen
können, ohne dass es nöthig wäre, den Saatkasten deshalb stellbar einzurichten,
hat man die einzelnen Löffelscheiben in ganz schmale Säeabtheilungen oder Stände
eingestellt, und die Trichter zum Auffangen der Körner so breit als möglich
gemacht. Derlei Maschinen mit festen Saatkasten bauen besonders die böhmischen
Fabrikanten und man muss zugeben, dass sie es darin zu einer beachtenswerthen
Vollkommenheit gebracht haben.
Textabbildung Bd. 303, S. 106
Fig. 1.Smyth'scher Löffelsäeapparat.
Im Nachfolgenden wollen wir die diesbezüglichen Constructionen von Pracner, Reissenzahn und Melichar des Näheren beschreiben.
Säeapparat von Pracner. Die einzelnen Theile dieses
Säeapparates sind in Fig. 3 abgebildet.
Die Seitentheile der einzelnen Säeabtheilungen oder Säestände sind ganz nahe an
die Löffelscheiben gerückt und werden von den auch besonders herausgezeichneten
trichterförmigen, mit AA bezeichneten Wänden,
gebildet.
Damit von den Löffeln der Scheiben die Körner in den hohlen Raum der Seitenwände
hineinfallen können, sind über den hohlen Räumen um Scharniere OO drehbare kleine Blechtröge TT angewendet.
Textabbildung Bd. 303, S. 107
Fig. 2.Smyth'scher Löffelsäeapparat.
Links ist in der Abbildung der Trog T in jener
Stellung gezeichnet, bei welcher die Saatkörner in den Hohlraum der Seitenwand
und von da weiter hinab in die Saatrohrleitung hineinfallen können, rechts
hingegen Fig. 2. in jener Stellung, bei welcher
die Saatkörner nicht in den Hohlraum der Seitenwand, sondern zurück in die
Säeabtheilung fallen. Aus der einen Lage in die andere werden die Auffangtröge
um die Drehpunkte OO dadurch gebracht, dass man
sich der aus den Trögen herausstehenden Handhaben bedient.
Textabbildung Bd. 303, S. 107
Fig. 3.Säeapparat von Pracner.
Damit die Tröge T nicht von selbst aus der zur
Leitung der Saatkörner in den Hohlraum der Seitenwand nöthigen Stellung
herauskommen können, dazu dient eine Blattfeder F,
deren Stift n in ein Loch an der Seitenwand des
Troges einschnappt. Diese Löcher sind in der Abbildung rechts unten an den
Trögen ersichtlich gemacht, ebenso die kleinen Zäpfchen, welche in die Löcher
OO der Seitenwände kommen, um dort die
Scharniere zu bilden.
Vor die Blattfeder F ist ferner noch ein
Aufhalterstift a angebracht, damit, wenn man den
Trog T zum Umlegen in die andere Stellung frei
macht und zu diesem Behufe erst den Stift n mit der
Blattfeder herauszieht, dieselbe durch einen eventuellen heftigen Ruck nicht
abgerissen werden könne.
Textabbildung Bd. 303, S. 107
Fig. 4.Modificirter Pracner'scher Säeapparat.
Die Seitenwände sind aus Guss hergestellt, die Tröge von Blech gemacht.
Ein schieberartiges Blech regulirt den Einlauf der Saatkörner aus dem
Saatbehälter in die einzelnen Säeabtheilungen.
Maasse: Innere Lichte der einzelnen Säeabtheilungen
70 mm, Durchmesser der Löffelscheiben 130 mm, Anzahl der Löffel 8, Länge der
Saatauffangtröge 65 mm, Breite 57 mm, Durchmesser der Säewelle 17 mm.
Modificirter Pracner'scher Säeapparat. Diese Art Säeapparat führen wir in der Abbildung Fig. 4 vor. Hier ist die Seitenwand der
Säeabtheilung mit A bezeichnet, B bezeichnet den an die Seitenwand angegossenen
runden Saatauffangtrichter, der sich durch das Ansatzstück T auch gegen die Säescheibe in die Säeabtheilung
hinein erstreckt.
Soll der Same nicht in den Trichter und die Saatleitung, sondern zurück in die
Säeabtheilung fallen, so wird der bogenförmige Deckel D über dem Trichter gegen die Säescheibe S hin verstellt. Reissenzahn's
Säeapparat. Bei dem Säeapparat von Reissenzahn (Stammfabrik in Prag-Bubna), welcher in den Fig. 5 bis 8
abgebildet erscheint, ist charakteristisch, dass die Saatkastentrichter drehbar
in die Seitenwände der Säeabtheilungen eingesetzt sind.
Die Seitenwände der Säeabtheilungen mit ihren kreisförmigen Ausschnitten sehen
wir in Fig. 5 abgebildet; zwischen beiden
Seitenwänden sehen wir den Schieber eingefügt, welcher, wenn aufgezogen, die
Körner in die Säeabtheilung oder das Säegerinne fallen lässt. Unten, neben dem
Seitentheile, ist ein viereckiges Loch zu sehen, in welches der
Trichteruntertheil eingesetzt wird. Oben sieht man an den Seitentheilen durch
zwei schwarze Punkte Löcher angezeichnet, welche zum Feststellen der Trichter in
ihren zwei verschiedenen Lagen dienen.
In der Abbildung Fig. 6 sehen wir den
Saatkastentrichter T in seinen beiden Stellungen
abgebildet. Die obere Abbildung bezieht sich auf jene Stellung des Trichters T, bei welcher der von den Löffeln fallende Same
von demselben aufgenommen wird. In dieser Lage wird der Trichter durch den
Federriegel R gehalten, der in das rechtsseitige
Loch a eingeschnappt ist. Der Untersatz U hält das untere Ende des Trichters T; der Pfeil deutet die Richtung an, in welcher,
nachdem man den Riegel R bei seinem Ohr aus dem
Loch a gezogen hat, der Trichter T in die in der unteren Abbildung gezeichnete Lage
überführt wird. Bei dieser Lage des Trichters fallen die Saatkörner in die
Säeabtheilung zurück. In dieser Lage wird der Trichter dadurch fixirt, dass der
Riegel in das Loch a1 eingeschnappt gehalten wird. Ein Stückchen Messingdraht F hält vermöge seiner Federkraft den Riegel so
fest, dass er nicht von selbst aus den Löchern aa1 heraus kann.
Textabbildung Bd. 303, S. 108
Fig. 5.Reissenzahn's Säeapparat.
Textabbildung Bd. 303, S. 108
Fig. 6.Reissenzahn's Säeapparat.
Die Trichter, die sich in den runden Ausschnitten der Seitenwände in der
erwähnten Weise umlegen lassen, sind in Fig. 7
separat herausgezeichnet und bestehen aus zwei Theilen A und B. Der eine
Theil A endigt in ein rundes Blech, welches in den
kreisförmigen Ausschnitt der Seitenwand eingesetzt ist und an zwei Stellen nn Ausbauchungen besitzt, mit welchen, durch die
Lappen n1n1 des Theiles B verbunden, der Theil A mit dem Theil B zu einem ganzen
Trichter vereint wird.
Textabbildung Bd. 303, S. 108
Fig. 7.Reissenzahn's Säeapparat.
Die Trichter T werden gegen die Seitentheile
einestheils durch die Lappen n1n1, anderntheils
dadurch gehalten, dass das kreisförmige Blech vom Rande des Ausschnittes, und
zwar auf der der Löffelscheibe zugewendeten Seite, etwas heraussteht.
Textabbildung Bd. 303, S. 108
Fig. 8.Reissenzahn's Säeapparat.
In der Abbildung Fig. 8 sehen wir die zwei
Seitenwände der Säeabtheilungen, ferner die Trichter, sowie die Löffelscheiben
im Durchschnitte gezeichnet.
Maasse: Die innere Lichte der Säeabtheilungen
(zwischen den beiden Seitenwänden gemessen) beträgt 62 mm, der Durchmesser der
Löffelscheibe 130 mm, die Anzahl der Löffel 8, die Länge der oberen
Trichteröffnung beträgt 62 mm, ihre Breite 58 mm, der Durchmesser der Säewelle
17 mm, der Durchmesser der kreisförmigen Oeffnung in der Seitenwand 80 mm.
Textabbildung Bd. 303, S. 108
Fig. 9.Melichar's Säeapparat.
Melichar's Säeapparat. Bei diesem Säeapparat finden
wir als charakteristisch, dass seine Löffel nicht rund, sondern muldenförmig und
länglich sind, ferner, dass die Regulirung der Aussaatmenge nicht mittels
Wechselrädern, sondern durch Verschieben der Säewelle geschieht. Die Säescheiben
von Melichar's Säeapparat sehen wir in den Fig. 9 und 10
abgebildet.
Aus der Durchschnittszeichnung Fig. 9 ist zu
ersehen, dass
die Säewelle aus zwei Theilen zusammengesetzt ist, nämlich aus einer hohlen
Welle und aus einer vollen Welle (Rohr und Rundeisenstange). In der Abbildung
Fig. 10 ist die hohle Welle mit A, die volle mit J
benannt und besonders herausgezeichnet.
Textabbildung Bd. 303, S. 109
Fig. 10.Melichar's Säeapparat.
Die hohle Welle A und die volle Welle J lassen sich gegen einander verschieben.
Textabbildung Bd. 303, S. 109
Melichar's Säeapparat.
Die Säescheiben zu Melichar's Säeapparat sind
schachtelförmig; sie bestehen aus zwei Theilen aus Messingblech, die so in
einander gesteckt sind, wie Bodentheil und Deckel einer gewöhnlichen runden
Holzschachtel; der eine Theil dieser schachteiförmigen Säescheibe ist mit einer
Schraube auf der hohlen Welle A, der andere
ebenfalls mit einer Schraube auf dem Schaft J
befestigt; die erwähnten Schrauben gehen durch den mittleren nabenförmigen Theil
der Säescheibenhälften, und damit sich diese zwei Hälften gegen einander
verschieben können, sind auf dem Rohre A sowohl,
als auch in dem Schafte J längliche Ausschnitte
vorhanden. Das Verschieben des Schaftes und der hohlen Welle gegen einander
geschieht durch die in Fig. 9 im Durchschnitte
ersichtlich gemachten rechts- und linksgängigen Schraubengewinde, welche sich
einestheils auf der hohlen Welle, anderntheils am Schafte selbst befinden
und in eine gemeinschaftliche Mutter gefasst sind, welche mit dem
Schraubenschlüssel S nach beiden Richtungen hin
umgedreht werden kann.
Die zur Aufnahme der Saatkörner dienenden Löffel von länglicher Form sind
abwechselnd, einer in den einen Theil, der andere in den anderen Theil der
schachteiförmigen Säescheibe eingenietet und zwar so, dass die spitz zulaufenden
Enden der Löffel aus der Scheibe hervorstehen; nämlich ein Löffel, der in die
eine Hälfte der Säescheibe eingenietet ist, steht aus der anderen Hälfte heraus
und umgekehrt.
Textabbildung Bd. 303, S. 109
Fig. 13.Modificirtes Melichar'sches Säerad.
Textabbildung Bd. 303, S. 109
Fig. 14.Melichar'sches Schöpfrad.
Die aus den Seitenwänden der Scheiben hervorstehenden Löffel nehmen nun während
ihrer Drehung die Saatkörner auf und zwar in einer Menge, welche dem Maasse
ihres Hervorstehens entspricht.
Textabbildung Bd. 303, S. 109
Fig. 15.Melichar'sches Schöpfrad.
Das Maass, in welchem die Löffel aus den Scheibenflächen hervorstehen, wird mit
dem Schraubenschlüssel S regulirt, durch dessen
Drehung die hohle Welle und der Schaft ebenso wie die auf selbe befestigten
Scheibenhälften sich gegen einander verschieben, wodurch die Löffel mehr oder
weniger ausserhalb derselben bleiben.
Die zwei Scheibenhälften auf der hohlen Welle und dem Schaft befestigenden Stifte
können sich in den aus der Abbildung Fig. 10 ersichtlichen
Ausschnitten ungehindert verschieben.
Um den Grad des Herausstehens der Löffel aus den Scheiben nach Millimetern zu
erkennen, ist auf die hohle Welle einestheils ein Muff mit in Millimeter
getheilter Scala, anderntheils auf den Schaft ein Zeiger befestigt; übrigens
genügt es auch, wenn hier und da eine Löffelkante mit Millimetertheilung
versehen ist.
Von den Löffeln fallen die Saatkörner in die in Fig. 11 ersichtlich
gemachten taschenförmigen Trichter C1 und C2. Diese Trichter lassen sich mittels eines
kleinen in einem Einschnitt befindlichen Hebels auch von der Säescheibe
wegziehen, wenn man will, dass die Saatkörner nicht in Rohre und Schare
gelangen. Letztere Stellung der Trichter ist in Fig. 12 punktirt
angedeutet.
Textabbildung Bd. 303, S. 110
Fig. 16.Garrett's Löffelscheiben.
Bei den Melichar'schen Maschinen werden die
Seitenwände der Säeabtheilungen, wie aus Fig. 11 zu ersehen,
von hohlen Blechprismen gebildet, die zum Theile mit Holz ausgefüttert sind. Die
Austrittsöffnungen für die Saatkörner befinden sich bei O1 und O2 und führt O1 zu der hinteren, O2 zu der vorderen
Scharfront.
Mit B ist das Schieberblech bezeichnet, welches zur
Regulirung des Zuflusses von Saat gegen die Scheiben dient.
Textabbildung Bd. 303, S. 110
Fig. 17.Saatkasten der Melichar-Maschinen.
Maasse: Die innere Lichte der Säeabtheilungen
beträgt 60 mm, der Durchmesser der Säescheiben 130 mm, ihre Breite, wenn nur die
Spitzen der Löffel hervorstehen und die Aussaat am dünnsten geschieht, 30 mm,
die Anzahl der Löffel ist 8; die Dimensionen der Trichteröffnung sind oben
gemessen 72 mm Länge und 18 mm Breite; die Breite der prismatischen Seitenhohl
wände beträgt 30 mm, der Durchmesser des Schaftes der Säe welle 13 mm, jener der
Röhre 17 mm.
Modificirtes Melichar'sches Säerad. In neuester Zeit benutzt Melichar an seinen Säemaschinen das in Fig. 13 abgebildete Säerad, welches nicht die Form
einer Schachtel besitzt, sondern aus zwei kreisrunden, gegen einander
verschiebbaren Scheiben besteht, in welche längliche Löffel wieder derart
eingenietet sind, dass dieselben aus der anderen Scheibe herausstehen. In Fig. 13 sehen wir dieses Säerad in jener
Einstellung abgebildet, wo die Scheiben am weitesten von einander entfernt sind,
so dass nur die Spitzen der Löffel aus den Scheibenflächen herausstehen.
Die zwei Scheiben sind mit ihren Naben an zwei über einander gelegte
Halbrundstäbe, die gegen einander verschoben werden können, befestigt, wie das
aus Fig. 13 zu ersehen ist. Rechts und links
gerichtete Schraubengewinde und eine gemeinsame Schraubenmutter ermöglichen das
Verschieben wie bei der früher besprochenen Construction.
Textabbildung Bd. 303, S. 110
Fig. 18.Saatkasten der Melichar-Maschinen.
Der zwischen den beiden Scheiben befindliche Theil der Löffel schöpft bei der
Drehung der Säewelle wohl auch Körner; dieselben fallen jedoch wieder in die
Säeabtheilung zurück und bleiben im Saatkasten; übrigens kann der mittlere Theil
der Löffel, welcher zwischen den Säescheiben bleibt, auch so geformt werden,
dass er die Saatkörner bei der Drehung nur durch einander rührt, aber nicht
aufnimmt.
Auf geringe Aussaatmenge eingestellt, sehen wir das Melichar'sche Schöpfrad in Fig. 14
abgebildet, auf grosse Aussaatmengen in Fig.
15.
Die Idee, längliche Löffel zur Regulirung der Aussaat zu verwenden, ist übrigens
nicht neu; im J. 1887 schon hatte die Firma Garrett
auf der Pariser Weltausstellung eine Löffelsäemaschine mit länglichen Löffeln
ausgestellt.
Genannte Firma verwendete an den Löffelscheiben, welche (Fig. 16) an die Säewelle A befestigt
waren, längliche Löffel von der Form, wie dieselbe die Abbildung zeigt; unterhalb der
Löffel befindet sich der Auffangtrichter T. Die
Welle A lässt sich hin und her verschieben, so dass
sich ein kleinerer oder ein grösserer Theil der ganzen Löffelfüllung in den
Auffangtrichter entleeren und dadurch die Saat zu einer dünneren oder dichteren
gemacht werden kann.
Bei Melichar's Säeapparat kann die Regulirung der
Aussaatmenge eigentlich auf zweierlei Art vorgenommen werden; einmal durch
Verschieben der Säescheibenhälften und dann ohne Verschieben der
Säescheibenhälften durch Wegziehen der taschenförmigen Auffangtrichter von der
Säescheibe, so dass ein grösserer oder kleinerer Theil der Trichteröffnung zum
Hineinfallen der Saatkörner frei bleibt.
Textabbildung Bd. 303, S. 111
Fig. 19.Schöpfrad von Schlick.
Saatkasten der Melichar'schen Maschinen. Im Durchschnitt sehen wir den Saatkasten
der Melichar'schen Maschinen in Fig. 17 abgebildet. Aus demselben fällt durch die
Oeffnungen O1 und
O2 und die
Ansatztrichter T1
und T2 das Saatgut
in die Rohrleitung der Schare, die an diese Trichter angehängt wird.
Textabbildung Bd. 303, S. 111
Fig. 20.Schöpfrad von Zawaschitzky.
Zwischen den Seitenhohl wänden der Säeabtheilungen sind in die hintere Kastenwand
viereckige Löcher E gemacht, welche, wenn offen,
dem im Saatkasten befindlichen Samen beim Samen Wechsel das Herauslaufen
ermöglichen; beim Anbau sind diese Oeffnungen von einem Schieber m verdeckt,
welcher mittels eines Hebels und Zahngetriebes auf und ab bewegt werden
kann.
Dieser Hebel ist in Fig. 18 mit H bezeichnet. Wie man aus dieser Abbildung sieht,
sind die Ansatztrichter T1T1
für die hintere Scharfront an die Schiene m
angemacht. Auf der mit dem Hebel H bewegbaren Welle
ist ein gezahnter Arm angebracht, der in eine an die Schiene m befestigte Zahnstange eingreift.
Säevorrichtungen mit Schöpfrädern.
Schöpfrad mit Cannelirung. Dieses Schöpfrad, welches
in ähnlicher Ausführung von der Maschinenfabrik
Schlick in Budapest an deren Säemaschinen benutzt wird, besteht aus
einer hohlen Scheibe A (Fig. 19), in welche sich ein cannelirtes Rad B mehr oder weniger tief einschieben lässt, je nachdem die Saat dünner
oder dichter ausfallen soll.
Textabbildung Bd. 303, S. 111
Fig. 21.Schöpfrad von Zawaschitzky.
Zum Verschieben der Räder bezieh. der Wellen, auf welchen dieselben festgemacht
sind, kann ein den bereits oben beschriebenen Schraubenmechanismen ähnlicher
Mechanismus dienen.
Schöpfrad von Zawaschitzky. Dieses auf verschiedene
Aussaatmenge einstellbare, in den Fig. 20 und
21 abgebildete Schöpfrad wurde bei
Gelegenheit der landwirthschaftlichen Ausstellung zu Wien im J. 1890 von E. Kühne in Wieselburg vorgeführt.
Textabbildung Bd. 303, S. 111
Schöpfrad von Zawaschitzky.
Es besteht aus zwei einestheils mit schaufelförmigen Ansätzen, anderntheils mit
zahnförmigen Einschnitten versehenen Scheiben, die mit ihren schaufelförmigen
Ansätzen in einander greifen, um so an ihrem Umfange zur Aufnahme von
Saatkörnern geeignete Vertiefungen oder Zellen bilden zu können. Die zwei, das
Säerad nach ihrer Vereinigung ausmachenden Scheiben, mit ihren Ansätzen und
Einschnitten, sehen wir in den Fig. 22 und 23 abgebildet.
In Fig. 20 sehen wir das Säerad auf dichte, in
Fig. 21 auf dünne Saat eingestellt.
In der Abbildung Fig. 24, welche das Zawaschitzky'sche Schöpfrad in einfachen Linien
gezeichnet darstellt, sehen wir auch den Mechanismus zum Ineinanderschieben der
zwei Scheiben abgebildet. Ihrer Hauptsache nach besteht diese Construction aus
einer Welle W, auf welcher sich eine flache Schiene
oder Feder F, die in eine Hülse eingehakt ist,
befindet. Die Welle W lässt sich unter der Feder F mittels eines Handrades mit Schraubenmutternabe
hin und her schieben, wodurch die zwei Scheiben, von denen die eine auf die
Welle W, die andere auf die Schiene F befestigt ist, ebenfalls gegen einander sich
verschieben, und so die Zellen grösser oder kleiner ausfallen.
Maasse: Der Durchmesser der Scheiben ist 107 mm, die
Anzahl der schaufelförmigen Ansätze 13, der Durchmesser der Säe welle 25 mm, auf
der einen Scheibe haben die Schaufelplättchen 22 mm Breite; ihre Länge, in der
Richtung der Welle gemessen, beträgt 25 mm, ihre Neigung gegen die Richtung des
Radius ist 45°, auf der anderen Scheibe ist die Breite der Schaufelplättchen 15
mm, ihre Länge 25 mm und ihre Neigung gegen die Richtung des Radius 5°.
Textabbildung Bd. 303, S. 112
Fig. 24.Zawaschitzky's Schöpfrad.
Die Construction dieses Säerades ist recht nett, für Getreide auch ganz gut
geeignet, für feinere Sämereien und Mais und Rübe aber weniger, weshalb dieselbe
allgemein nicht angewendet wird.
Säeapparate mit Schubwalzen.
Schubwalzen nach Dehne. Diese Schubwalzen säen unter
allen Umständen, auf ebenem sowohl, als auf hängigem Terrain, gleich gut aus.
Ihre Form ist aus den beiden Abbildungen in Fig.
25 und 26 ersichtlich.
Ursprünglich wurden diese Schubwalzen nur von Dehne
in Magdeburg an seinen Drills verwendet, ihre Zweckmässigkeit und Einfachheit
hat jedoch auch andere veranlasst, ihre Maschinen mit solchen Schubrädern zu
versehen, wie z.B. J. Caron in Prag-Bubna und J. C. Weiser in Gross-Kanizsa.
Textabbildung Bd. 303, S. 112
Fig. 25.Schubwalze nach Dehne.
Zu den Drills werden dreierlei Arten Schubräder mitgegeben, nämlich ein
Schubrad, wie dasselbe in der Fig. 26 mit 1 bezeichnet erscheint, zum Anbau von Getreide, ein
solches, wie das mit 2 bezeichnete, zum Anbau
feiner Sämereien und endlich ein solches, wie das mit 3 bezeichnete, zum Anbau grosser Kerne, wie Rübensamen und Mais.
Die einzelnen Säeabtheilungen im Saatkasten werden bei dieser Maschine durch
gusseiserne Einsatzstücke gebildet, zwischen deren beiden Seitenwänden EE sich ein Steg a
erstreckt.
In den Abbildungen Fig. 25 und 26 ist der den Zulauf auf die Schubwalzen
regulirende Schieber mit H bezeichnet; derselbe
kann bis zur Begrenzungsschiene F gehoben
werden.
Sehr einfach und gelungen kann die Vorrichtung zum Entleeren des Saatkastens
bezeichnet werden; es dient hierzu der schnallenförmig gestaltete Schieber D, welcher auch separat herausgezeichnet ist, und
welcher, wenn gerade auf dem Boden des Saatkastens liegend und an den Steg a anstossend, wie in Fig.
26 oben zu ersehen, den Samen durch die Oeffnung und den
Ansatztrichter hinunter und in die Furche hineinfallen lässt und, wenn
herausgeschoben und aufrecht gestellt, wie aus Fig.
26 unten zu ersehen, den Samen durch die Löcher B direct aus dem Saatkasten herausfallen lässt.
Textabbildung Bd. 303, S. 112
Fig. 26.Schubwalze nach Dehne.
Mit A sind die Zulauföffnungen in der
Saatkastenscheidewand bezeichnet; die Schubwalzen werden durch die zwei
Seitenwände EE an ihrer Stelle gehalten und durch
eine Nase, die aus dem Nabeninneren hervorsteht und in die Längsnuth der
Säewelle eingreift, zur Umdrehung gezwungen.
Der Wechsel der Schubwalzen, nachdem die Welle von der Seite herausgezogen wurde,
vollzieht sich äusserst leicht.
Maasse: Die innere Lichte der Säeabtheilungen
beträgt 32 mm, der Durchmesser der Säewelle 25 mm, der Durchmesser der Schub
walzen 65 mm, der Durchmesser der Nabe der letzteren 41 mm. Die zum Anbau von
Getreide dienenden Schubwalzen sind 32 mm breit und haben 15 Cannelirungen; die
zum Anbau feiner Sämereien dienenden Schubwalzen haben in der Mitte eine schmale
Rinne eingedreht, in welcher sich 24 kleine halbrunde Zellen befinden, die 1,5
mm tief und 6 mm breit sind; die zum Anbauen grosser Körner dienenden Schubräder
bestehen aus zwei, je 2 mm starken Randscheiben, an welche sechs
Vertheilungsrippen angegossen sind.
Säeapparate mit Scheiben ohne Löffel oder Zellen.
Textabbildung Bd. 303, S. 113
Säescheiben nach Reid.
Säescheiben nach Reid. Diese in den Fig. 27 bis 30 abgebildeten Säescheiben findet man als
Säeapparat besonders an jenen billigen Drills angebracht, die speciell für
kleinere Wirthschaften gebaut werden.
Bei Verwendung dieser Säescheiben braucht es im Saatkasten keiner Abtheilungswand
oder eigener Säeabtheilungen; diese Säescheiben nehmen auch im Saatkasten sehr
wenig Raum ein, es bedarf keiner Saatkastentrichter und geschieht die Regulirung
des Saatquantums durch Verschieben einer gelochten Bodenschiene. Alles dies
macht die Herstellung des Saatkastens einfacher und billiger als bei anderen
Maschinen.
Textabbildung Bd. 303, S. 113
Fig. 29.Säescheiben nach Reid.
Die Reid'schen Säescheiben haben wohl eine
kreisförmige Peripherie, nur liegen die Punkte ihrer Peripherie nicht alle in
einer Ebene, sondern es sind in der Richtung von zwei Durchmessern Einbuchtungen
an der Scheibe vorhanden, zwei nach einwärts, zwei nach auswärts an jenen
Stellen, wo in den Fig. 29 und 30 die Finger hingezeichnet sind. Die Scheiben
werden von kleinen Druckschrauben auf der Säewelle gehalten.
Textabbildung Bd. 303, S. 113
Fig. 30.Säescheiben nach Reid.
Den Samen schieben die Scheiben bei ihrer Rotation durch runde Löcher aus dem
Boden des Saatkastens heraus. Eine unterhalb des Bodenbrettes des Saatkastens
befindliche gelochte Schiene dient zum Reguliren der Ausflussöffnungen und damit
auch zu jener des Saatquantums.
Maasse: Der Durchmesser der Reid'schen Säescheiben beträgt gewöhnlich 60 mm, die Stärke der
Säewelle 17 mm.
Reid'sche Doppelsäescheiben. Diese in Fig. 31
abgebildeten Säescheiben, welche Pracner zu
seinen Säemaschinen verwendet, bestehen aus zwei in der Entfernung von 10 bis 15
mm von einander befindlichen einfachen Scheiben und ist der Raum zwischen beiden
durch einen cylindrischen mittleren Theil ausgefüllt, welcher auf seinem Umfange
Schubzellen bildende Cannelirungen hat.
Diese Säescheiben schieben die Saatkörner ebenfalls durch kreisrunde Löcher aus
dem Saatkasten heraus; nur befinden sich bei dieser Gattung Säescheiben die
Löcher nicht im Boden, sondern unten an der hinteren Wand des Saatkastens.
Textabbildung Bd. 303, S. 113
Fig. 31.Reid'sche Doppelsäescheibe.
Manchmal ist, wie bei den Maschinen von Wichterle in
Prossnitz, die Einrichtung getroffen, dass sich die Saatwelle mit den
Säescheiben auf und nieder heben lässt, je nachdem grosse Körner oder feine
Samen gebaut werden.
(Fortsetzung folgt.)