Titel: | Maschinen zum Schmieden, Walzen, Biegen und Ziehen. |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 11 |
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Maschinen zum Schmieden, Walzen, Biegen und
Ziehen.
Mit Abbildungen.
Maschinen zum Schmieden, Walzen, Biegen und Ziehen.
Morgan's Schmiedepresse.
Für das Stahlwerk Wymann und Gordon in Worcester, Mass.,
wurde von der Morgan Construction Company daselbst eine
Schmiedepresse von 91,6 cm Kolbendurchmesser bezieh. 6590 qc Kolbenquerschnitt
gebaut, deren 1380 mm im Geviert messende Tischplatte mit den Ecken Führung an den
vier Pressensäulen findet. Der 860 mm hohe Holm wird durch Gewindeschellen getragen,
ebenso wie die Tischplatte Anschlag in der Höchststellung an ähnlichen Schellen
findet. Durch angegossene hohle Arme erhält der Presscylinder mittels vier 100 mm
starken, 1670 mm abständigen Schrauben seine Verbindung mit dem Holm, so zwar, dass
der äusserste Abstand dieser Theile zwischen den Muttern annähernd 3000 mm beträgt.
Bei 80 mm Kerndurchmesser der stählernen Ständerschrauben bezieh. rund 5000 qmm
Querschnitt von einer derselben würden bei 8 k/qmm Inanspruchnahme 40 t und bei 10 k/qmm 50 t
getragen, so dass diese Presse für 4,50 ~ 200 t Kraftäusserung gebraucht werden
kann. Es wird daher die mittlere nutzbare Spannung der Betriebsflüssigkeit auf
200000 : 6590 ~ 30 k/qmm bezieh. die wirkliche Pressung derselben auf 40 at anzusetzen sein,
welcher Spannung auch die 110 mm betragende Wandstärke des aussen 1160 mm und innen
940 mm weiten Presscylinders entspricht. (Uhland's Maschinenconstructeur, 1895 Bd. 28 Nr. 49 S. 197.)
Kamp's Schnellschmiedepresse (Fig.
1).
Textabbildung Bd. 303, S. 11
Fig. 1.Kamp's Schnellschmiedepresse.
Von der Märkischen Maschinenbaugesellschaft vorm. Kamp u.
Co.in
Wetter a. d. Ruhr wird nach dem D. R. P. Nr. 80945 vom 11. Januar 1894 die in Fig. 1 dargestellte Schmiedepresse für Schnellbetrieb
gebaut. Am Fusse des Maschinengestelles a ist der
Amboss b angebracht und der Cylinder c angegossen, in welchem der einfach wirkende Pressbär
d sich bewegt, der noch ausserdem Seitenführung am
Gestelle erhält. In Lagerböcken des Gestelles a läuft,
durch Fest-Losscheibe f getrieben, die Kurbelwelle g, die eine Presspumpe h
bethätigt, welche das Kraftwasser nach dem Vertheilungskopfe i liefert, der durch Rohrleitungen k mit dem
Presscylinder verbunden ist. Die Rückstellung des Pressbärs geschieht durch
Gegengewicht l und entsprechendes Hebelgestänge m.
A. Meyer's Luftfederhammer (Fig.
2).
Die Aerzner Maschinenfabrik Adolf Meyer in Aerzen baut
nach dem D. R. P. Nr. 82489 vom 6. Januar 1895 das in Fig.
2 vorgeführte Hammerwerk mit Saugluftbetrieb. Die gesammte Einrichtung der
durch Riemen bethätigten Maschine zeigt eine vollkommen entwickelte Durchführung
dieser Betriebsweise, indem von einer Luftpumpe die Spannung im Luftbehälter
herabgesetzt und dieser erst mittels einer Handsteuerung mit dem Hammercylinder in
Verbindung gebracht wird, wodurch der Hammerbär gehoben wird und darauf durch freien
Fall wirkt. Während dieser absatzweisen Hammerwirkung bleibt die Luftpumpe so lange
in fortlaufender Gangart, bis die Luftverdünnung die untere Grenze erreicht hat,
worauf die Abstellung des Betriebes durch Verlegung des Riemens auf die Losscheibe
selbsthätig vor sich geht. Ebenso kann der Betrieb bei höherer Behälterspannung von
selbst wieder eingeleitet werden.
Textabbildung Bd. 303, S. 12
Fig. 2.Meyer's Luftfederhammer.
Dieses Hammerwerk besteht aus dem schwer gehaltenen Hammersockel a, worauf das als Behälter ausgebildete Hammergestell
b mit Cylinder c und
den luftdicht geführten Hammerkolben d aufgeschraubt
ist.
In den oberen Gestellagern läuft die durch Fest-Losscheibe f betriebene Kurbelwelle g, welche mittels
Kurbelgestänge h die Luftpumpe i bethätigt. An den Stirnseiten des Cylinders i sind Ringklappen angebracht, während der Ringraum Anschluss durch die
Oeffnung k an dem Hohlraum des Hammergestelles findet.
In diesen Hohlraum greift der korbartige Steuercylinder l ein, in welchem mittels Hebelgestänge n der
Steuerkolben m den Hammercylinder c entweder mit dem Saugraume b des Hammergestelles oder mit dem Abströmrohre o verbindet. Mit dem Wechselspiele dieses Steuerkolbens hängt die
Hammerbewegung d zusammen, während durch die (punktirt
angedeutete) Vorrichtung p die Riemenverschiebung
bezieh. der Luftpumpenbetrieb geregelt wird.
Fétu-Defize's Federhammer (Fig. 3 und 4).
Dieser von Fétu-Defize und Co. in Lüttich gebaute
Schnellhammer für Kraftbetrieb besitzt als elastisches Zwischenmittel eine starke
BlattfederDie Construction wurde
in den 60 er Jahren eingeführt und erregte auf der Pariser Ausstellung
allgemeine Aufmerksamkeit., ferner eine Spannrolle zur Aus- und
Einrückung des Triebwerkes und eine Bandbremse zur Herbeiführung eines raschen
Stillstandes. Weil nun dieses Bremswerk an den zwei Spannrollenhebeln angeschlossen
ist, so wird bei Abstellung des Triebwerkes die Bremse sofort in Wirkung treten.
Dagegen wird bei offener Bremse die Spannrolle sich an den schlaffen Riemen drücken
und den Hammerbetrieb einleiten. Um den Riemenbetrieb sicherzustellen, muss die
Deckenscheibe bei grösserem Durchmesser eine von der Lothrechten wenig abweichende
Achsenlage erhalten.
Textabbildung Bd. 303, S. 12
Fétu-Defize's Federhammer.
Nach Uhland's Rundschau,
1895 Bd. 9 S. 295, geht dieses Hammerwerk bei 25 bis 100 k Bärgewicht mit 275 bis
225 minutlichen Schlägen für entsprechende Werkstücke von 70 bis 100 mm grösster
Höhe. Dasselbe besteht aus dem Hammergestelle a (Fig. 3 und 4) mit angegossenem
Ambossfuss b und Führungsleiste für den Hammerbär c, der mittels eines federnden Querstückes d an die Blattfeder e
angelenkt wird, während an dieser selbst die Kurbelstange f angesetzt und mittels eines Schraubenstückes in der Länge verstellbar
gemacht ist. In angegossenen Lagerböckchen des Hammergestelles läuft die Kurbelachse
mit Riemenscheibe g, gegen dessen schlaffen Riemen die
in zwei Winkelhebeln i lagernde Spannrolle h durch das Hebelgestänge k angedrückt wird. Der vordere Winkelhebel ibringt
gleichzeitig das an einem festen Gestellzapfen l
angelenkte Bremsband m mit der Kurbelscheibe in
Beziehung, indem beim Leergang die als Gegengewicht wirkende Spannrolle h das Bremsband an einen Theil des äusseren Umfanges
der Kurbelscheibe presst.
F. Müller's Schnellhammer mit Luftfederung (Fig. 5).
Ein Schnellhammer, der besonders für leichtere Blecharbeiten bestimmt ist, wird von
der Maschinenfabrik Fritz Müller in Esslingen
(Württemberg) gebaut, dessen besondere Einrichtungen nach Uhland's Maschinenconstructeur, 1893 Bd. 26
Nr. 26 * S. 205, in Fig. 5 ersichtlich gemacht sind.
Am Hammerfuss a ist der obere Armtheil b mit Lager für die Antriebwelle c und mit Führungskopf bezieh. Luftcylinder d für den Hammerkolben aufgeschraubt, so dass dadurch
ein E-förmiger Gestellrahmen gebildet wird, in welchem zwischen Amboss und Hammer
das Werkstück Platz findet. Der Ambosstock wird je nach dem Arbeitsbedürfnisse
entweder an dem wagerechten, im Hammergestelle a
verschiebbaren Stab e oder an der senkrechten
Stellspindel f angebracht. Um nun diesen entsprechend
geformten Ambosskopf in passender Weise unter dem Hammerbär einstellen zu können,
lagert die Spindelmutter g excentrisch in einem
Drehstück h, welches mittels der im geschlitzten
Gestellfuss vorgesehenen Querschraube i in jeder
gegebenen Lage festgeklemmt werden kann. Um die Stellspindel f gegen Drehung sicherzustellen, dient die am Drehstück h angeschraubte Nase k,
welche in eine Längsnuth der Spindel f eingreift.
Textabbildung Bd. 303, S. 13
Fig. 5.Müller's Schnellhammer.
Das Hammertriebwerk besteht aus der Querwelle c, an
deren beiden freien Enden ein Schwungrad und eine Fest-Losscheibe aufgekeilt sind,
welche mit zwei gleich abständigen, excentrischen, nach innen zugekehrten Nuthen l versehen sind. In diese Nuthen greifen zwei Rollen
ein, welche auf einem am hinteren Ende der Hebelstange m sitzenden Zapfen laufen. Dadurch wird diese Hebelstange sammt dem
Kreuzkopfschieber n um den Schlittenzapfen o schwingen, wodurch der am anderen Ende angelenkte, im
Cylinder d luftdicht geführte Treibkolben in
Hubbewegung versetzt wird, sobald die Antriebwelle c zum Kreisen kommt. Da nun in diesem Cylinder ebenfalls der Hammerkolben
gleitet und zwischen Treib- und Hammerkolben ein Luftraum frei bleibt, so wird je
nach dem Grade der Luftverdünnung und Luftverdichtung der Hammerkolben steigen oder
niedergeworfen.
Um nun die Schlagstärke zu regeln, wird der an der oberen schrägen Gestellwand
geführte Zapfenschlitten durch die Schraubenspindel p
verlegt, wodurch das Hebelverhältniss von m geändert
bezieh. der Treibkolbenhub vergrössert oder verkleinert wird. Sowohl das Handrad q für die Schraubeneinstellung als auch der Handhebel
r für die Riemenverlegung finden am vorderen Kopf
d passende Anordnung. Dieses Hammerwerk wird in
zwei Grössen von annähernd 600 und 900 k Eigengewicht bezieh. 600 und 800 mm
Ausladung mit Hammerbärgewicht von 5 und 10 k ausgeführt. Die minutliche Schlagzahl
schwankt zwischen 400 und 500 bezieh. 300 und 350, während die Hubgrösse von 5 bis
160 bezieh. 10 bis 240 mm abgeändert werden kann.
Diese Verhältnisse genügen bei Aufwendung von 0,2 bezieh. 0,33 im Mittel zur
Bearbeitung von 3 bezieh. 6 mm Blechstärke. Kommt der Gestellfuss a in Wegfall und wird der entsprechend abgeänderte
Obertheil b an einer Wand oder einer Säule befestigt
und der Amboss auf dem wagerechten Stabausleger e
angebracht, so entsteht daraus ein vereinfachtes, sehr brauchbares Hammerwerk,
welches in drei Grössen für Ausladungen von 800, 1000 und 1100 mm und für grössten
Hub von 160, 240 und 320 mm gebaut wird. Der 5, 10 bezieh. 15 k schwere Hammerbär
arbeitet alsdann mit durchschnittlich 450, 325 und 250 minutlichen Schlägen, so dass
diese Maschine für Bleche von 3, 6 bezieh. bis 10 mm Stärke brauchbar wird, wobei
die aufgewendete Kraftleistung bis auf 1 bei dem 15-k-Hammerbär gesteigert
werden kann.