Titel: | Maschinen und Werkzeuge zur Bearbeitung von Eisenröhren. |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 269 |
Download: | XML |
Maschinen und Werkzeuge zur Bearbeitung von
Eisenröhren.
(Schluss des Berichtes * S. 222 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Maschinen und Werkzeuge zur Bearbeitung von
Eisenröhren.
Abbott's Parallelrohrdichter.
Textabbildung Bd. 302, S. 269
Fig. 17.Abbott's Rohrdichter.
Der Umstand, dass durch die gewöhnlichen Rohrdichter mit kegelförmigen Rollen die
Siederohre in der Vorderkante des Bohrloches stärker als an der Innenkante gedichtet
bezieh. eingepresst werden, führt oft zu Unzuträglichkeiten. Diese zu umgehen, haben
Abbott und Co. in Newark den nach The Engineer, 1895 I Bd. 79 S. 77, in Fig. 17 dargestellten Rohrtreiber mit Parallelvorschub
der cylindrischen Druckrollen erfunden. Diese Dichtvorrichtung besteht aus dem
Lagerbügel a, durch welchen das Bodenstück b mit seiner Nabe drehbar durchgelegt ist, und an
dessen freiem Ende die Kurbel c angeschlossen ist. An
dieses Bodenstück b ist mittels drei langer Schrauben
das Rollenlager d fest angeschraubt. Zwischen
Bodenstück b und Lagerstück d sind der axiale Kegeldorn f mit Gewinde und
Viereckzapfen g und darauf die Kegelbüchse i verschiebbar eingeschoben, an deren freiem Ende ein
Schlussachteck k angearbeitet ist.
Da nun die mit kegelförmigem Endstumpfe versehenen Rollencylinder l zwischen diesen Kegelkörpern f und i ihre Stützpunkte finden, so werden
bei einem Zusammenrücken derselben die Rollen l
vorgetrieben. Um die Rollen l vor dem Herausfallen zu
sichern, untergreifen ihre Zäpfchen die Bordränder der Lagertheile b und d. Beim Einstellen
der Rollen nach der Rohrweite wird bei festgehaltener Kegelbüchse i der Kegeldorn f relativ
verdreht, während des Rollens aber müssen beide Theile mittels des Doppelschlüssels
m gehalten, also gesichert, dagegen die Kurbel c in Thätigkeit gesetzt werden.
R. W. Taylor's Rohrdichter.
Textabbildung Bd. 302, S. 270
Fig. 18.Taylor's Rohrdichter.
Bei dem Rohrdichter von R. W. Taylor in Abbey Hill,
Bury, St. Edmunds, wird ein cylindrisch verlaufendes Rohrdichten nicht durch
Cylinderwalzen, sondern durch Kugeln erhalten, indem mit einer Anstellung für die
entsprechende innere Rohrweite ein allmählich verlaufender Arbeitsgang verbunden
ist. Nach Engineering, 1890 I Bd. 49 S. 575, besteht
diese Vorrichtung (Fig. 18) aus einer Brücke a mit Muttergewinde für den Kugelhalter b, dessen Kugeln c durch
den Kegelkopf der Treiberspindel d vorgerückt werden,
indem zwischen den Muttern e und f eine relative Verdrehung ermöglicht ist. Wenn aber
die Mutter e mittels einer Blattfeder g mit der festen Mutter f
verkuppelt ist, so wird hierdurch die Kugeleinstellung nach der Rohrweite
versichert. Da nun diese Kugelverstellung erst beim Anschlag der Mutter e an den Kugelhalter b
möglich ist, so wird bei einer ferneren Verdrehung mittels eines Schlüssels auch der
Rollenhalter gedreht, wodurch sich derselbe im Brückentheil a heraus-, also nach links schraubt. Weil hierbei die Kugeln c mitrollen müssen, wird der Arbeitsprocess in der
früher angedeuteten Weise verlaufen. Um bei der Bearbeitung des Rohrsatzes einer
Kesselrohrwand unnöthige Verstellbewegungen zu umgehen und die Gleichartigkeit der
Rolleneinstellungen für alle Rohre zu fixiren, dient der Stellring h, durch dessen Anschlag an die Nabe des Brückenstegs
a die Lage der Mutter und dadurch die
Rollenentfernung c bestimmt wird. Ein Mitdrehen des
Brückenbügels a wird durch dessen Reibung an der
Anschlagfläche verhindert.
Tully's vielfaches Rohrwerkzeug.
Nach The Engineer, 1890 I Bd. 69 S. 453, wird dieses von
der Tully's Patent Tool, Governor and Stop-valve
Company
in London verfertigte Werkzeug sowohl zum Rohrdichten (Fig. 19), als auch zum
Gewindeschneiden (Fig. 20), wie zum Siederohrausschneiden (Fig. 21) gebraucht,
indem auf dem Hauptkörper nach Bedarf die entsprechenden Werkzeugtheile
aufgeschraubt werden. Der Hauptkörper besteht aus der Hülse a mit Gewindestutzen und angeschnittenem Sperrad b. In dieser Hülse a verschiebt sich der
durch ein Schräubchen geführte Schieber c mittels einer
in der Hülse a lagernden Griffsehraube d. Ueber diese Hülse ist, durch einen Stellring e gehalten, ein Klinkenhebel f geschoben, welcher in das Sperrad b
eingreift und die Hülse a zur Drehung zwingt. An dem
Gewindestutzen dieser Hülse ist der Rollenträger g
aufgeschraubt, in welchem die Rollen h liegen, die
durch den konischen Treibdorn i, welcher in dem
Schieber c eingesetzt ist, vorgestellt werden. Federnde
Ueberlegringe k, welche über die schwachen
Rollenzäpfchen zu liegen kommen, verhindern das Herausfallen der Rollen h, welche nur nach Abnahme der Ueberlegringe k ausgewechselt werden können. Eine Stellbüchse
begrenzt ferner die Anschlagstellung.
Textabbildung Bd. 302, S. 270
Tully's Rohrwerkzeug.
Das Schneidwerkzeug für Hohlgewinde (Fig. 20) besitzt den
Stahlhalter m mit den in Schlitzen geführten
Gewindeschneidbacken n, einen Rollenführungskopf o, an dem das Sperrad angearbeitet ist, das durch den
Klinkenhebel p bethätigt und dadurch der
Schneidbackenkopf gedreht wird. Zur Einstellung nach dem Durchmesser dient der
frühere Treibkegel i.
Zum Ausschneiden alter oder defecter Siederohre (Fig. 21) wird der
Haupttheil a mit Treibdorn i und Klinkenhebel f der Vorrichtung zum
Rohrdichten (Fig.
19) verwendet. Dagegen wird der Schneidstahlhalter q mit Schneidzähnen r, Führungsbüchse s und Anschlagbüchse t am
Gewindestutzen der Hülse a angeschraubt. Indem der
Schieber mit dem Treibdorn i durch die Griffschraube
d die Schneidzähne vorschaltet, also zum Schnitt
einstellt, wird die Schnittbewegung durch den Klinkenhebel f versorgt. Dieses combinirte Rohrwerkzeug scheint in neueren englischen
Dampfkesselwerkstätten Aufnahme gefunden zu haben.
F. W. Webb's Rohrausschneider.
Nach dem englischen Patent Nr. 19479 vom 4. December 1889 ist vom Director der
Eisenbahnwerkstätten in Crewe, England, die in Fig. 22 vorgeführte
Rohrausschneidevorrichtung erfunden worden. Die mit einem kegelförmigen Stahlmantel
armirte Hülse a (Fig.
22) wird in das abzuschneidende Siederohr eingetrieben. In dieser Hülse dreht
sich, durch einen Deckelring b gehalten, das
Mittelstück c, in dessen excentrischer Ausbohrung
wieder ein längeres Zapfenstück d lagert, welches durch
einen Seitenzapfen e (Nebenfig. 22 links) an das
Mittelstück drehbar angeschlossen ist. An diesem Zapfenstück d ist ein Muffenstück f auf- und in diesem
ein kurzes Rohrstück g eingeschraubt, das mittels
Griffhebels gedreht wird.
Textabbildung Bd. 302, S. 271
Fig. 22.Webb's Rohrausschneider.
Nun läuft in centrischer Lagerbohrung dieses Zapfenstückes die Spindel h mit der Messerscheibe i
mittels Hand oder Schnurbetrieb. Da nun in die hintere Stirnfläche des Mittelstückes
c eine halbkreisförmige Rinne eingefräst ist, in
welche ein in das Zapfenstück d eingeschraubtes
Zäpfchen spielt (Nebenfig. 22 rechts), so wird bei einer Halbdrehung des
Zapfenstückes d bis zum Anschlag des Zäpfchens die
Messerspindel h in die Mittelachse des Mittelstückes
fallen, also achsenrichtig zum Siederohr stehen. In dieser Lage der Messerspindel
kann nun diese Vorrichtung bequem in das auszuschneidende Siederohr eingeführt
werden. Wird nun mittels des am Rohrstück g angesetzten
Handhebels das Zapfenstück zurückgedreht, so gelangt die Messerscheibe i in Berührung mit der inneren Siederohrwand. Bei
gehöriger Ausübung der Hebelkraft wird die Messerscheibe i in die Rohrwand eindringen, wobei nach vollendeter Umdrehung des
Rohrstückes g der excentrische Zapfen sich sammt dem
Mittelstück um eine volle Umdrehung mit verdrehen muss, wodurch der volle
Durchschnitt des Siederohres herbeigeführt wird.
G. Burton's Rohrausschneider.
Textabbildung Bd. 302, S. 271
Fig. 23.Burton's Rohrausschneider.
Dieses einfache Werkzeug (Fig. 23) besteht nach dem
englischen Patent Nr. 14007 vom 19. August 1891 aus zwei Büchsenhälften a mit Bunden und unmittelbar angesetzten Schneiden b, welche durch zwei Gummiringe c und d zusammengehalten werden. Durch das
kegelförmig erweiterte Mittelloch dieser Theile wird ein entsprechend elliptisch
geformter Keiltreiber e eingeschlagen, wodurch die
Schneiden b in die Wand des Siederohrs eindringen.
Durch eine Vierteldrehung des Ganzen wird der Rohrschnitt vollends durchgeführt.
S. E. Condon's Siederohrschlitzer.
Das Durchschneiden der Siederohre an einem Ende hat ein Verbiegen und Zerbrechen des
anderen Rohrendes sehr oft zur Folge, wodurch das Herausschlagen des abgeschnittenen
Rohres erschwert wird. Um bei dem Entfernen alter Siederöhren aus dem Kessel die
vorgenannten Uebelstände zu umgehen, soll nach dem englischen Patent Nr. 12096 vom
30. Juli 1889 das Siederohr nicht abgeschnitten, sondern an einem Ende mit drei
auslaufenden Längsschlitzen durchschnitten werden, wodurch die Verbindung des
Siederohrs mit der Rohrwand aufgehoben wird.
Hierzu dient die in Fig. 24 dargestellte, von S. E. Condon in Brooklyn, N. Y., erfundene
Spaltvorrichtung, welche aus einem mittleren Hauptkörper a besteht, in welchem der Kegeldorn b
eingeschraubt wird, wozu das Kopfviereck c dient, sowie
die daran befindlichen Ringmuttern d die Einstellung
der Schneidmesser durch den Kegel b begrenzen.
Textabbildung Bd. 302, S. 271
Fig. 24.Condon's Siederohrschlitzer.
Jedes dieser Zirkelmesser e lagert in einer Blattfeder,
welche die Messer stets zurückführt, während der Kegeldorn sie vor treibt. Zwischen
den Messern angeordnet sind in Längsnuthen eines Führungskopfes f gezahnte Klemmbacken g
eingelegt, die auf Keilbahnen gleiten, und welche mittels Nasen durch den Bord einer
darüber geschraubten Griffmutter h herausgezogen
werden, wodurch der Führungskopf f in das Siederohr
fest eingespannt wird. An einem linken Bordrand des Führungskopfes ist ferner
mittels eines zweitheiligen Muffringes der Handhebel i
drehbar angeschlossen, welcher dadurch in gleicher Lage erhalten wird.
Weil nun zwei Nasen dieses Handhebels in zwei steile Gewindenuthen k am Mittelkörper einsetzen, so wird eine Schwingung
dieses Handhebels i eine axiale Verschiebungsbewegung
des Messerkopfes a zur Folge haben. Bei Nachstellungen
des Kegeldornes b gelangen die Zirkelmesser e nach und nach zum Schnitt. Damit der Kegeldorn diesem
Schnittdruck besser widerstehen kann, ist dessen abgesetzter Zapfen in einem
Mittelloch des Messerkopfes a geführt.
Selbstverständlich können an Stelle von Zirkelmessern auch gewöhnliche Schneidzähne
eingesetzt werden.
Zu bemerken ist noch, dass der zweitheilige Muffenring mittels Schräubchen am
Führungskörper f festgeschraubt und zudem durch die
Nabe der Griffmutter überdeckt wird. (D. R. P. Nr. 50761 vom 2. August 1889.)
C. Ed. Franke's Rohrabschneider.
Freie Rohre, hauptsächlich Gasrohre, müssen an Ort und Stelle getheilt bezieh.
geschnitten werden. Hierzu dienen eine grosse Anzahl Vorrichtungen, von denen einige
neuere in Folgendem angeführt werden sollen. Nach dem D. R. P. Nr. 52099 vom 29.
November 1889 besteht der Rohrschneider von Carl Franke
in Halle a. S. aus einem Rahmenbügel a (Fig. 25), in dessen unteren ∨-förmigen Ansatz b das abzuschneidende Rohr zur Auflage kommt, während
der obere, ebenfalls ∨-förmige im Messerschlitten geführte Rohrhalter c durch einen Federhebel d
seinen Andruck erhält, wodurch ein Einhaken oder Abbrechen des Schneidzahnes e verhindert wird, sobald der Durchschnitt beendet ist.
Weil aber sowohl der Drehzapfen dieses Federhebels d
als auch die Windungsfeder g am Messerschlitten f sitzen, so bildet der obere Rohrhalter c den einen und die Griffschraube h den anderen Stützpunkt. Weil aber der Rohrhalter c mittels eines Langschlitzes im Führungsstück etwas
Spiel besitzt, so tritt die Wirkung der Feder g auf den
Rohrhalter ein, sobald der Messerschlitten niedergeht, also der Anschlagstift frei
wird.
Textabbildung Bd. 302, S. 272
Fig. 25.Franke's Rohrabschneider.
Im Messerkopf sind eine Schneidklinge k und eine
Führungsklinge l unter einer günstigen Winkellage zum
Werkstück eingestellt. Der Durchschnitt erfolgt durch Schwingen der ganzen
Vorrichtung um das in einem Schraubstock gehaltene Rohrwerkstück.
P. Stoffel's Rohrabschneider.
Nach dem D. R. P. Nr. 70989 vom 15. November 1892 besteht der in Fig. 26 dargestellte Rohrschneider aus Bügelgehäuse
mit Handhebel, wobei eine Führungsrolle, ein Schneidrädchen a und ein excentrisch gelagertes Zahnrädchen b das Werkstückrohr gleichzeitig umfassen. Das Schneidrad a ist in einer Zahnstange f gelagert, die ihren Antrieb mittel- oder unmittelbar durch eine Stange
c erhält, deren hin und her gehende Bewegung durch
die excentrische Lagerung auf der Achse eines Führungsrades b erzielt wird.
Textabbildung Bd. 302, S. 272
Fig. 26.Stoffel's Rohrabschneider.
Die Bewegung der Excenterstange c wird mittels einer an
derselben befindlichen Nase weiter übertragen, welche die Bewegung des Zahnrades
veranlasst, welches in die das Schneiderad a tragende
Zahnstange eingreift. Die zwangläufige Verbindung der Excenterstange c mit dem Zahnradtriebe wird durch Federkraft g bewirkt. Diese Verbindung zum Einspannen des Rohres
kann durch eine mit Daumen versehene Sperrklinke h
gelöst werden.
H. Carduck's schnell spannender Rohrschneider.
Dieser Rohrschneider (Fig. 27) ist nach dem D. R. P.
Nr. 67333 vom 6. September 1891 so eingerichtet, dass durch Verschieben der
Gewindespindel h in ihrer Mutter die Schneidrollen abc dem Rohre u möglichst
nahe gebracht werden. Diese Spindel hat nur auf dem vierten Theil ihres Umfanges
Gewinde, und die Mutter ist entsprechend eingerichtet. Auf diese Weise ist eine
rasche Verschiebung in axialer Richtung ermöglicht. Nach dieser Manipulation wird
die Spindel in ihrem Muttergewinde gedreht und schliesslich werden durch Drehungen
der Schraube p die Schneiderollen ganz fest
angezogen.
Textabbildung Bd. 302, S. 272
Fig. 27.Carduck's Rohrschneider.
P. May's Rohrabschneider.
Derselbe besteht nach dem D. R. P. Nr. 56624 aus einem Gelenkrahmen abcd (Fig. 28), welcher
durch den Griffbolzen e geschlossen wird. Wenn die im
Gelenkkopf f eingeschraubte Spindel g durch ihren Rollenbügel h die Gelenkglieder cd zusammenpresst, müssen
auch die anderen Glieder a und b sich verrücken. Dadurch werden aber die drei Zirkelmesser an das
Werkstückrohr gepresst, wodurch beim Umschwingen der Vorrichtung der Durchschnitt
erfolgt.
Textabbildung Bd. 302, S. 272
Fig. 28.May's Rohrabschneider.