Titel: | Ueber Pflaster in Holz, Stein und Metall. |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 205 |
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Ueber Pflaster in Holz, Stein und
Metall.
Ueber Pflaster in Holz, Stein und Metall.
I. Holzpflaster.
Die Meinungen über Pflaster sind zur Zeit noch sehr getheilt und es ist eine
allgemein anerkannte Pflasterung vorläufig weder vorhanden, noch ist eine allgemeine
Einführung gleichartiger Methoden der Pflasterung so bald zu erwarten.
Eine Zeit lang schien sich ausschliesslich eine der Holzpflasterung günstige Stimmung
Bahn zu brechen. Es ist nicht zweifelhaft, dass derselben gewisse Vortheile zur
Seite stehen; wir erwähnen als solche 1) die Geräuschlosigkeit, eine Eigenschaft,
die bei dem nervenzerrüttenden Verkehr unserer Verkehrsstätten von besonderer
Wichtigkeit ist, 2) die Dauerhaftigkeit, die Dank der Verwendung von Kopf holz
bedeutend ist; etwaige Ausbesserungen sind ohne Umstände zu bewerkstelligen, 3)
wegen der Nachgiebigkeit ist das Holzpflaster ganz besonders für die Böden von
Arbeitsstellen, wie mechanischen Werkstätten, zu empfehlen, da die zu bearbeitenden
Stücke nicht leicht durch Bruch zu Schaden kommen. Eine vierte empfehlenswerthe
Eigenschaft ist die geringere Wärmeleitung der Holzpflaster, welche in Werkstätten
ganz besonders den Arbeitern zu Gute kommt.
Nach dem Urtheile und der Ansicht englischer Aerzte soll dasselbe jedoch in sanitärer
Hinsicht das denkbar schlechteste sein, weil insbesondere nach einem Berichte Dr.
Saunders' in London der Bildung allerlei
Schimmelpilze und Krankheitserreger durch das Holzpflaster in hohem Maasse Vorschub
geleistet wird, da dieses bei seiner Porosität die flüssigen Bestandtheile der
Pferde-excremente u. dgl. aufsaugt und hartnäckig festhält, welche alsdann verwesen
und zur Infection der Luft Veranlassung geben; besonders will Dr. Saunders in Gegenden, wo Holzpflaster auf den Strassen
angewandt ist, häufiges Vorkommen von Augenkrankheiten beobachtet haben, deren
Entstehen er dem mit Krankheitsträgern erfüllten Staube zuschreibt, welcher durch
die Holzpflasterung entsteht. Der englische Arzt empfiehlt daher dringend den Ersatz
desselben durch Asphalt. Daily News schreibt sogar die
Entstehung einer neuen Halskrankheit, die in London aufgetaucht ist, der
Holzpflasterung der Londoner Strassen zu und es wurde nachgewiesen, dass durch die
Pferde-excremente, die sich in den Fugen des Holzpflasters festsetzen, ein
beschleunigtes Wachsthum der in den Excrementen enthaltenen Mikroben und Bakterien
hervorgerufen wird. Einige sonnige Tage genügen, um diese Masse in trockenen Staub
umzuwandeln, den der Wind aufwirbelt und der, eingeathmet, eine Entzündung im Halse
hervorruft.
Allerdings soll es nicht schwer sein, derartige Bildungen zu vermeiden, da es sich
als genügend herausgestellt hat, das Holzpflaster ganz mit Wasser zu überschwemmen
und dem Wasser irgend ein Desinfectionsmittel beizumischen.
Nimmt man jedoch die englischen Erfahrungen als richtig an, so sollte jede städtische
Bauverwaltung von dem Holzpflaster, als einem gefährlichen Material, absehen. Auch
in Paris, wo viel Holzpflaster gelegt ist (sogar in schmalen, stets feuchten
Strassen), haben sich die beregten Uebelstände gezeigt; auch dort haben sich die
Holzpflaster als Brutstätte für Bakterien erwiesen.
In Berlin, Leipzig und Hamburg hat man vom Holzpflaster nur wenig Gebrauch gemacht,
da eingehende Studien ergaben, dass die Annehmlichkeiten einer Holzpflasterung nicht
deren Nachtheile überwiegen. Man ist in den drei Städten vielmehr neuerdings
vielfach zur Asphaltpflasterung übergegangen, die sich als gänzlich unempfindlich
gegen Fäulniss erweist und ausserdem eine gründliche Reinigung der betreffenden
Strassenzüge gestattet. Doch lässt sich auch daselbst an geneigten Strassen die
Holzpflasterung nicht wohl vermeiden.
Erheblich vermindert ist der beregte Uebelstand – die Mikrobenbildung – dadurch
geworden, dass man die schon vor dem Legen ordentlich mit antiseptisch wirkenden
Stoffen imprägnirten Pflasterklötze mit möglichst engen Fugen legt, ja diese
thunlichst verschwinden lässt, obwohl auch Stimmen dafür laut werden, 10-mm-Fugen
beizubehalten, um den Pferden einen besseren Halt zu verschaffen.
Bei Versuchen mit Fugen von 8 mm Weite und mit verschiedenem Ausfüllmaterial, als
Cement und Asphalt, sowie mit dicht an einander gesetzten getheerten Holzstücken
fand Weaver in den Londoner Strassen, dass sich bei
letzterer Pflasterungsweise das Geräusch und die Erschütterungen sehr
verringerten.
Alle Arten von Holzpflaster verschieben sich durch Anquellen des Holzes meist nach
einiger Zeit nach der Quere. Um nun das dadurch hervorgerufene Heben des
Strassenniveaus zu verhindern, lässt man in London zwischen der Fahrbahn und dem
Trottoir je nach der Breite der Strasse eine Fuge von 2,5 bis 7,5 cm Breite frei,
welche man mit einem Material füllt, das sich, wenn die Fugen sich verengen, leicht
beseitigen lässt.
Die Aufnahmefähigkeit für Wasser wird durch Kreosotiren unter Druck, welcher so stark
ist, dass etwa 50 k Kreosot von 1 cbm Holz aufgenommen wird, bedeutend verringert,
so dass auch die vorerwähnte Streifenbreite für das weiche Material geringer
genommen werden kann.
In Revue industrielle werden die vorhin angeführten
Uebelstände, welche in sanitärer Hinsicht entstehen sollen, kurzer Hand als
übertrieben oder als nicht vorhanden bezeichnet, dagegen wird die Unannehmlichkeit
des stärkeren Verschleisses der Holzpflaster hervorgehoben und dies als Ursache
dafür angegeben, dass bei Strassenbahnen die die Bahnschienen quer überfahrenden
Wagen jedesmal einen Stoss bekommen.
Zu der Holzpflasterung sind die verschiedenen Holzarten natürlich in verschiedenem
Grade tauglich. Hierüber äusserte sich v. Binzer in der
Bauzeitung (im 26. Jahrgang) in folgender
Weise:
Bekanntlich ist man auf Grund von Versuchen genöthigt gewesen, von der
Verwendung der Eiche zu Holzpflasterungen Abstand zu nehmen, nicht etwa des
Kostenpunktes wegen, sondern weil die Eichenklötze sich sehr bald so spiegelglatt
abschleifen, dass die Pferde ausserordentlich leicht auf denselben fallen und schwer
wieder auf die Beine zu bringen sind. Es kommen demgemäss also nur noch die
Nadelhölzer und in Deutschland die Buche in Betracht.
Sowohl in England wie in Frankreich und Deutschland hat man sowohl einheimische als
fremde Nadelhölzer verwandt, also die Kiefer oder Föhre, die Fichte, die Weiss- oder
Edeltanne, und, in Oesterreich-Ungarn, auch die Lärche, von den amerikanischen
Nadelhölzern vorzugsweise die sogen. Pitch-pine. Diese letztere ist wegen ihres
Harzreichthums und wegen der Härte und Widerstandsfähigkeit ihres Holzes geschätzt,
indessen wird sie doch in den beiden letzteren Richtungen von der schwedischen,
sogen. Gothlandskiefer, die in England und Frankreich unter dem Namen Rothholz
bekannt ist, übertroffen; an Harzreichthum steht diese der Pitch-pine allerdings
nach und wird daher weniger häufig als diese in nichtimprägnirtem Zustande verlegt.
Sie stellt übrigens keineswegs eine besondere Art dar, sondern ist eine Pinus
sylvestris, wie unsere einheimische Kiefer, aber sie unterscheidet sich von dieser
letzteren durch feinere und gleichmässiger ausgebildete Jahresringe, grössere
Festigkeit und Härte des Holzes. Sie verdankt diese Vorzüge den
Standortsverhältnissen, unter denen sie erwächst, vornehmlich der hohen Gebirgslage
und der Polhöhe, welche ein üppiges rasches Wachsthum, also die Ausbildung breiter
Jahresringe nicht zulassen, während andererseits der mineralreiche Boden ihrer
Standorte eine kräftige und vollständige Ausbildung der Holzfaser gestattet.
Das Holz der Gothlandskiefer ist weder zum Reissen noch zum Werfen oder zum Splittern
besonders geneigt und widersteht den Angriffen des Strassenverkehrs in
hervorragender Weise, wogegen die Föhre der niedrigeren Gebirgslage weit hinter ihr
zurücksteht. Am nächsten der Gothlandskiefer steht die ostpreussische Kiefer, und es
unterliegt keinem Zweifel, dass sie sich zu Holzpflasterungen vorzüglich eignen
würde; aber bei dem hohen Werth, den sie als Bretter- und Bohlenmaterial besitzt,
wird man sich kaum entschliessen, sie zu Pflasterklötzen zu verwenden.
Weit weniger zur Pflasterung geeignet als die Kiefer ist die Fichte, jedoch kommen
von Süddeutschland Stimmen, nach welchen die im oberbayerischen Gebirge unter
ähnlichen Verhältnissen wie die Gothlandskiefer erwachsene Fichte sich sehr gut
bewähren soll.
Da diese Qualität in München zur Verlegung gekommen ist, so wird von dorther das
entscheidende Urtheil zu erwarten sein.
Die Lärche ist bisher in grösserem Umfange nicht zur Verwendung gekommen. Man soll in
Budapest lärchene Pflasterklötze verlegt haben, jedoch sei über deren Tauglichkeit
ein Urtheil dort nicht gewonnen worden; binnen nicht langer Zeit habe nämlich der
ganze Strassenbelag aufgenommen werden müssen, weil der Unterbau sich als unhaltbar
erwiesen habe. Dass das Lärchenholz sich zur Pflasterung sehr gut eignen muss, daran
ist nicht zu zweifeln. Dasselbe ist ausserordentlich zähe und hart genug, um den Angriffen des
Verkehrs lange zu widerstehen; die Neigung desselben zum Splittern ist gering und
der Harzreichthum in der Regel grösser als selbst bei der Kiefer.
Noch nicht zum Abschluss gekommen ist das Urtheil über die Brauchbarkeit der Buche.
Von vornherein muss sie als besonders geeignet angesprochen werden, und zwar wegen
der gleichmässigen Structur des Holzes, der Zähigkeit desselben und besonders um der
geringen Neigung zum Splittern und einer nicht geringen Zähigkeit willen; aber
andererseits ist die Buche mit einigen Mängeln behaftet. Es ist dies die Neigung des
Buchenholzes zum Reissen und zum Stockigwerden schon im Stamm, bald nach der
Fällung, bei eintretender warmer Witterung im Frühjahr. Aber man kann beiden
Uebelständen durch rechtzeitiges Bewaldrechten der gefällten Stämme wirksam begegnen
durch Aufschneiden vor Eintritt des Frühlings und durch sachgemässe Vorkehrungen zum
Austrocknen oder durch Auslaugen im Wasser. Die zur Verlegung gelangten Klötze aber
können durch häufiges Bespülen mit Wasser vor Rissen bewahrt werden, wie diese sich
auch in Folge genügender Befeuchtung wiederum schliessen, wenn sie bereits vorhanden
waren.
Man darf unbedenklich zur unausgesetzten Feuchthaltung des Buchenholzpflasters
schreiten, nachdem durch neuere Erfahrungen festgestellt ist, dass eine öftere
Bespülung des Holzpflasters, weit entfernt schädlich zu sein, durchaus vortheilhaft
auf dasselbe einwirkt, und zwar hauptsächlich weil der Strassenschmutz dadurch
entfernt wird, und dieser es ist, welcher als die Hauptursache eintretender Fäulniss
angesehen werden muss. Das Wasser wirkt nur dann nachtheilig auf das Holzpflaster;
wenn es sich zwischen den Beton und Holzbelag eindrängt und dort stagnirt, während
es, auf die Oberfläche gebracht, von günstigem Einflüsse ist. Nachdem man zu dieser
Einsicht gelangt ist, haben sich auch die Ansichten über den Nutzen und die
Nothwendigkeit der Imprägnirung, besonders der Buchenholzklötze, geändert.
Während man früher in der möglichst vollkommenen Abschliessung der Klötze gegen
Wasseraufsaugung den besten, wenn nicht den einzigen Schutz gegen das Faulwerden
derselben erblickte, und demgemäss, zumal beim Buchenholze, zur Imprägnirung mit
antiseptischen und solchen Stoffen überging, welche das Röhrensystem des Holzes
gegen den Eintritt von Wasser verschlossen, ist man gegenwärtig der Ansicht, dass
eine Tränkung der Klötze mit öligen Stoffen, unter denen theerfreies Kreosotöl allen
übrigen vorzuziehen ist, allen Anforderungen in ausreichendem Maasse genügt und
nicht von den nachtheiligen Folgen begleitet ist, wie die Imprägnirung mit
mineralischen Stoffen unter Anwendung hohen Druckes, indem letzterer die Elasticität
des Holzes beeinträchtigt. Auch dem vielfach angewandten Chlorzink wird ein nach
dieser Richtung hin schädlicher Einfluss zugeschrieben; ob mit Recht oder Unrecht,
muss einstweilen dahingestellt bleiben. Gewiss aber scheint es, dass in der
Reinhaltung des Strassenpflasters die beste Gewähr für dessen Erhaltung gesucht
werden darf, sowie dass diese durch öfteres, kräftiges Abspülen mit Wasser erreicht
werden kann. Dass die vielfach verabsäumte Reinhaltung des Holzpflasters Ursache
mancher Misserfolge gewesen, darf als sicher angenommen werden, aber nichts hat
nachtheiligere Folgen gehabt, als die bisherige, fast überall höchst mangelhafte
Sortirung der Klötze. Bei keiner Holzart ist diese letztere wichtiger als bei
der Buche, und zwar wegen des bedeutenden Unterschiedes von Kern und Splint in
Beziehung auf Widerstandsfähigkeit gegen Reibung und gegen Stosswirkungen. Man hat
Kern- und Splintklötze bunt durch einander gemischt und wahllos neben einander
verlegt; kein Wunder, wenn die Abnutzung ungleichmässig war und in verhältnissmässig
kurzer Zeit Unebenheiten und Beulen entstanden. Nicht der mangelhaften Ausführung
wurde dann Schuld gegeben, sondern dem Buchenholze als solchem. Es unterliegt keinem
Zweifel, dass die auffallend gleichmässige Abnutzung, durch welche sich das Pariser
Holzpflaster auszeichnet, zum grossen Theil der dort zur Regel erhobenen, fast
peinlichen Sortirung und dem Grundsatze zu verdanken ist, unter keinen Umständen
Klötze von ungleicher Güte neben einander zu verlegen. Von Wichtigkeit bei der Wahl
des Buchenholzes ist es übrigens auch, auf die Bodenart des Standortes Rücksicht zu
nehmen, da üppiger Boden weiches, kaltgründiger dagegen sprödes und wenig
dauerhaftes Holz liefert. Magerer, trockener Boden liefert feineres und zugleich
härteres Holz. Man findet das erstere in den Höhenlagen des westfälischen Rothhaar-
und des Elbe-Gebirges und in gewissen Partien des Thüringer Waldes und der
Schwäbischen Alb, und an diese Bezugsquellen möchten daher die Holztechniker
vorzugsweise zu verweisen sein. Man wird alsbald finden, dass das Buchenholz in
gleichem Maasse zur Holzpflasterung geeignet ist, wie die Gothlandskiefer, und
jedenfalls besser als unsere heimischen Kiefern und Fichten und selbst besser als
die amerikanische Pitch-pine.
Hier möge noch der Erle Erwähnung geschehen. Dieselbe eignet sich nicht zur
Strassenpflasterung, um so mehr aber zur Verlegung in Pferde- und Vieh-, besonders
aber in Schweineställen. Das Holz wird selbst durch die Stalljauche nicht leicht zur
Fäulniss übergeführt, und da die Klotzflächen sich fortwährend rauh erhalten, so ist
die Gefahr des Ausgleitens und Fallens auf demselben gering. Da es sich in den
Ställen nicht in dem Grade wie auf den Fahrstrassen um dichten Anschluss der Klötze,
zumal an deren Ecken und Winkeln handelt, so ist jeder Landmann im Stande, die
Klötze durch das eigene Personal herstellen zu lassen.
Nach der Deutschen Bauzeitung, Nr. 70, werden in Berlin
mit der Holzpflasterung verschiedene Versuche gemacht, z.B. auch mit Jarrah- und
Buchenholz. Die Ausführung der Holzpflasterung wird stets einschliesslich der
Unterbettung vergeben, als Kies ist Flusskies vorgeschrieben, die Holzklötze sollen
ausschliesslich aus schwedischem Kiefernholz bestehen, aus demselben Schlage
genommen und von genau gleicher Höhe sein. Die Betonunterbettung wird auf die
Asphaltisolirung oder auf die Sandschüttung gebracht, die in ihrer Oberfläche genau
nach dem Profil der Oberfläche des Pflasters zu formen ist.
Der Beton ist aus einer Mischung im Verhältniss von mindestens 1 Normaltonne
Portlandcement auf 1 cbm reinen Flusskies herzustellen. Auf die Oberfläche des
Betons ist ein 2 cm starker glatter Cementüberzug aus einer Mischung von 2
Raumtheilen Mauersand auf 1 Raumtheil Cement aufzubringen. Während der Erhärtung ist
der Beton und der Mörtelüberzug stets durch Begiessen mit Wasser in gleichmässig
feuchtem Zustande zu erhalten und gegen mechanische Eindrücke zu schützen.
Beschädigte oder nicht fest gewordene Stellen der Unterbettung sind mit
stärkerer Mischung vorerst auszubessern. Die Pflasterklötze werden zur Brückenachse
mit Längsfugen von 9 mm und mit eng schliessenden Stossfugen im Verbände verlegt.
Die Längsfugen werden durch Einlegen von 40 mm hohen Holzleisten zwischen die
Klotzreihen gebildet und die oben verbleibende Fuge mit Cementmörtel 1 : 2
sorgfältig ausgefüllt. An den Bordschwellen der Bürgersteige werden zwei Längsreihen
Klötze derart verlegt, dass zwischen der äusseren Längsreihe und der Bordschwelle
ein Zwischenraum von 5 cm verbleibt, welcher auf 10 cm Höhe mit reinem Sande und
darüber 3 cm mit aufgeweichtem Thon verfüllt wird.
Das fertig gestellte Pflaster wird mit einer Schicht Porphyrgrus bedeckt, und zwar in
dem Umfange, dass zu 100 qm Pflaster 1 cbm Grus verwendet wird.
In Nr. 72 der Deutschen Bauzeitung bespricht Pinkenburg neuere Holzpflasterungen, wie sie in Berlin
zur Ausführung gekommen sind. Er bemerkt dabei Folgendes:
Zuvor wird es gut sein, uns in Kürze die charakteristischen Merkmale der alten
Pflasterweise und die der Pariser Art zu vergegenwärtigen.
I. Alte Art. 1) Holzarten: Alle möglichen
Kiefernholzsorten (schwedisches, amerikanisches, deutsches), Buchenholz und
amerikanische Cypresse.
2) Imprägnirung: Kreosot und Zink unter Hochdruck.
3) Höhe der Pflasterklötze: Zuerst 13 cm, dann 8 bis 10 cm, meist aber 8 cm.
4) Verlegung: Ohne Sortirung der Klötze, diese vielmehr aus Stamm- und Zopfende wild
durch einander verpflastert; mit möglichst engen Fugen in bituminöse Mischungen
verlegt und die Fugen hiermit vergossen (stellenweise ist auch dünnflüssiger
Cementmörtel verwendet worden).
II. Pariser Art. 1) Holzarten: Nur schwedisches
Kiefernholz.
2) Imprägnirung: Reines Kreosot unter Niederdruck.
3) Höhe der Pflasterklötze: 15 cm.
4) Verlegung: Sorgfältigste Sortirung der Klötze, so dass nur Holz von gleicher
Widerstandsfähigkeit zur Verwendung kommt. Nicht zu enge Querfugen (9 mm), welche
durch 8 mm starke und 4 cm hohe imprägnirte zwischengelegte Leisten gebildet werden.
Fugenverguss mit Cementmörtel im Mischungsverhältniss 1 : 2. Häufige Bekiesung der
Oberfläche.
Eine Vergleichung dieser beiden Arten zeigt sofort die grundsätzlichen Unterschiede,
welche sich dahin zusammenfassen lassen: Hohe Klötze, sorgfältigste Auswahl des
Materials, keine Zerstörung des Rohmaterials durch unvernünftige Imprägnirung,
Fortfall des das Gleiten der Klötze befördernden Bitumens und Ersatz desselben durch
den die Reibung vermehrenden Cement, häufige Bekiesung der fertigen Oberfläche.
Interessant ist die Holzpflasterung an der Herwarthstrasse und Moltkebrücke. In
ersterer ist der Verkehr nur gering, bedeutender dagegen der in der Moltkestrasse.
Hier liegen ferner die Gleise einer sehr lebhaft betriebenen Pferdebahnlinie;
ausserdem wird der Strassenzug von mehreren Omnibuslinien befahren und endlich
bewegt sich fast der ganze Lastverkehr vom Packhofe durch diese Strasse.
Bis auf die Strecken zwischen den Pferdebahnschienen liegt das Pflaster noch
tadellos. Hier zeigen sich aber bereits Kantenabrundungen der Klötze durch die
fortwährenden einseitigen Angriffe der Pferdehufe.
Die Frage drängt sich auf: Wie kommt es, dass diese Kantenabrundungen der Klötze bei
Kiefernholz nicht auch ausserhalb der Gleise beobachtet werden? Bedenkt man, dass
zwischen den Schienen eigentlich nur die Hufe der Pferde der Strassenbahnwagen das
Pflaster treffen, die übrigen Fuhrwerke aber meist ausserhalb der Gleise das
Pflaster befahren, so ist die Ansicht nicht von der Hand zu weisen, dass die Räder
eine gewissermaassen glättende Wirkung ausüben. Die durch die Pferdehufe
aufgelockerten Holzfasern an den Kanten der Klötze werden durch die überrollenden
Räder beiderseits zusammengefahren, wodurch mit der Zeit eine Verfilzung der Fugen
an der Oberfläche eintritt, welche für den Bestand des Holzpflasters von Wichtigkeit
ist.
Noch eine weitere Beobachtung hat sich machen lassen. Um der Ausdehnung des
Holzpflasters gerecht zu werden, legen die Pariser Ingenieure – wie schon erwähnt –
hart an der Bordschwelle eine Thonfuge von etwa 3 bis 5 cm ein. Dies ist auch in der
Herwarthstrasse geschehen. Auf diese Fuge hat man zwei Längsreihen Klötze folgen
lassen und hierauf erst quer gepflastert. Die schiebende Wirkung der Klötze ist so
stark gewesen, dass bereits eine der Längsreihen hat beseitigt werden müssen.
Aehnliches ist an der Lutherbrücke beobachtet worden. Dagegen hat sich das so sehr
gefürchtete Abfahren des Holzes längs der Schienen der Pferdebahngleise in der
Moltkestrasse bis jetzt noch nicht störend geltend gemacht.
Die interessanteste Strecke ist die am Bethanienufer. Auf eine Länge von etwa 200 m
ist hier der Damm mit Holz gepflastert worden. Die Steigungsverhältnisse sind
günstig, der Verkehr ein mittlerer; die Gesammtfläche beträgt etwa 2000 qm. Die
Betonunterbettung besitzt eine Stärke von 20 cm; die Klötze sind 10 cm hoch, 8 cm
breit, 8 bis 22 cm lang. Sie sind mit Chlorzink imprägnirt, die Lagerfugen diagonal
zur Fahrrichtung angeordnet; an den Bordschwellen befindet sich eine 3,5 cm breite,
mit Thon verfüllte Fuge.
Der grösste Theil der Klötze besteht aus Buchenholz aus Friedrichsruh. Verlegt sind
die Klötze einmal nach alter Weise mit ihrer Unterkante in Bitumen getaucht und die
Lager- und Stossflächen dicht an einander getrieben, dann wieder sind die Klötze
trocken zwischen Fugenleisten versetzt. Die Fugen sind theils ganz mit Bitumen
vergossen, theils nur im unteren Theile, während der obere mit Cementmörtel verfüllt
ist. In einer weiteren Strecke sind die Buchenklötze vorher zu Platten vereinigt und
diese dann verlegt.
Endlich ist ein Stück der Versuchsstrecke von etwa 25 m Länge mit Klötzen aus
schwedischem Kiefernholze streng nach Pariser Art verlegt.
Es ist nun interessant, das Verhalten der einzelnen Versuchsstrecken unter den
Einwirkungen der Verkehrslasten zu beobachten. Der Unterschied zwischen der Fläche
aus Buchenholzklötzen, nach alter Art verlegt, und der aus Kiefernholzklötzen, nach
Pariser Art hergestellt, ist ganz auffällig. Das Buchenholzpflaster ist bereits
völlig ausgefahren und zeigt auf seiner Oberfläche alle die Erscheinungen, welche
das Holzpflaster in Berlin so sehr in Verruf gebracht haben.
Die mit Klötzen aus schwedischem Kiefernholze belegte und streng nach Pariser Art
verlegte kurze Versuchsstrecke bietet dagegen ein erfreuliches Bild, ist in ihrer
Oberfläche durchaus eben, ohne Vertiefungen an den Fugen oder sonstige grössere
ausgefahrene Höhlungen.
Endlich ist noch zu erwähnen, dass in der Herwarthstrasse und auf der Kampe an der
Moltkebrücke zwei kleine Versuchsstrecken mit Friedrichsruher Buchenklötzen, nach
Pariser Art verlegt, gemacht worden sind, welche bis jetzt zu Ausstellungen keine
Veranlassung gegeben haben.
Diese Versuche der letzten Jahre mit Holzpflaster zeigen die Möglichkeit, dass das
Holzpflaster auch in Deutschland sich unter gewissen Bedingungen mit der Zeit doch
wieder ein grösseres Verwendungsgebiet zurückerobern kann.
Damit dies geschehe, dürften folgende Punkte zu beachten sein:
1) Die Unternehmer für Holzpflaster müssen auf das äusserste bestrebt sein, nur
ausgezeichnete und wirklich tadellose Arbeit zu liefern. Hierbei kommt in erster
Linie die Auswahl der Klötze in Betracht. In Paris, wo die Verwaltung die
Herstellung des Pflasters selbst in der Hand hat, besitzt sie auch genügend
geschultes Personal, um das richtige Sortiren der Klötze streng zu überwachen. Bei
uns, wo Holzpflasterungen selten und diese von Unternehmern meist auf Grund eines
Verdingverfahrens hergestellt werden, ist ein derartig geschultes Personal
einestheils nicht vorhanden, anderentheils gebricht es an Zeit, die zur Baustelle
angefahrenen Klötze noch sämmtlich zu sortiren. Dies muss vielmehr gleich beim
Schneiden geschehen.
2) Die Höhe der Klötze sollte nicht unter 13 cm genommen werden. Erst solche Klötze
besitzen die erforderliche Standsicherheit gegen Kippen. Die niedrigen Klötze von 8
bis 10 cm Höhe sind in erster Linie Schuld an den grossen Misserfolgen.
3) Für den Fugenverguss hat sich Cementmörtel durchaus bewährt. Die Ansicht, dass
Holz und Cement nicht mit einander arbeiten würden, ist durch die Praxis widerlegt.
Bituminöse Gemenge sind durchaus zu verwerfen, da sie die Reibung vermindern und
somit nur zur Lockerung der Klötze, im Weiteren zu einer solchen der ganzen
Fahrbahntafel Veranlassung geben und so die erste Veranlassung zur Zerstörung des
Gefüges werden.
4) An den Bordkanten ist durch Einlegen einer genügend breiten Thonfuge Platz für
Querausdehnungen des Pflasters zu treffen.
5) Das fertige Pflaster ist dauernd sorgfältigst zu überwachen. Einzelne Klötze,
welche Spuren beginnender Zerstörung zeigen, sind sofort, durch neue zu ersetzen,
welche sich mit ihrer Oberfläche genau dem Strassenprofile anpassen. Man lasse eben
nie aus den Augen, dass es auf ein gleichmässiges Abfahren der Oberfläche
ankommt.
6) Ein häufiges Bewerfen der Oberfläche mit Kies, wodurch gewissermaassen eine
Versteinung dieser Fläche durch die sich einpressenden Kieskörner hervorgerufen
wird, schützt die Oberfläche vor rascher Abnutzung.
Unter strengster Beobachtung dieser Punkte dürfte es möglich sein, dem Holzpflaster,
welches manche gute Eigenschaften vor dem Asphalt voraus hat, wieder ein grösseres
Verwendungsgebiet zurückzuerobern und das bis dahin berechtigte Misstrauen der
städtischen Bauverwaltungen gegen dasselbe zum Schwinden zu bringen.
Schliesslich sei noch auf folgende Punkte kurz hingewiesen.
Das Einlegen von Pferdebahngleisen in Holzpflaster wird als besonders störend und für
seinen Bestand verderblich gehalten. Der Augenschein lehrt, dass das Pflaster
zwischen den Schienen erheblich leidet. Es fragt sich, ob dieser Uebelstand durch
Diagonal Verlegung der Klötze nicht zu beheben bezieh. erheblich zu mildern ist.
Denn daran ist unbedingt festzuhalten: Für Berlin muss das Holzpflaster, wenn anders
es wieder Boden gewinnen will, auch für Strassen mit Pferdebahngleisen geeignet
sein. Es ist daher dahin zu streben, Mittel und Wege zu finden, um dies zu
ermöglichen.
Ein weiterer beachtenswerther Punkt ist der Abschluss der Verträge mit den
Unternehmern. Vielfach ist in jenen gleich denen über Asphaltpflasterungen für die
Unterhaltung eine lange Reihe von Jahren festgesetzt. Dies ist unrichtig und beruht
auf einer Verkennung der thatsächlichen Verhältnisse.
Bei den Asphaltpflasterungen vermahlt der Unterhaltungspflichtige Unternehmer die aus
den zu reparirenden Strassen aufgebrochenen Stücke mit frischem Asphaltsteine aufs
neue und nutzt so das Material vollkommen aus. Da der Procentsatz im Grossen und
Ganzen feststeht, kann der Unternehmer genau berechnen, was ihn die Unterhaltung
kostet. Aus der Art der Unterhaltung der Asphaltstrassen folgt ferner, dass die
Asphaltdecke am ersten Tage der Unterhaltung genau so viel werth ist, wie am
letzten, an welchem sie in tadellosem Zustande an die Stadtgemeinde übergeht.
Ganz anders liegt der Fall beim Holzpflaster. Hier verschlechtert sich die Decke von
Jahr zu Jahr; die bei Reparaturen herausgenommenen Klötze sind völlig unbrauchbar
und müssen durch neue ersetzt werden.
Mit den Jahren der Unterhaltungsfrist steigen die Aufwendungen des Unternehmers. Ist
er am Schlusse der Unterhaltungszeit verpflichtet, die Strassenfläche tadellos
abzuliefern, so liegt auf der Hand, dass eine solche Forderung eine vorherige
Neupflasterung in sich schliesst. Wie die Unternehmer dabei bestehen sollen, ist
schwer zu sagen.
Es ist verkehrt, die Bedingungen für Asphalt auf Holzpflaster anzuwenden; zu
vergleichen ist letzteres vielmehr nur mit dem Steinpflaster. Mit den Steinen haben
die Holzklötze eben das Gemeinsame fortschreitender Abnutzung und Werthminderung. Es
ist aber noch Niemand eingefallen, für Steinpflaster eine 15jährige
Unterhaltungspflicht festzusetzen und daran die Bedingung zu knüpfen, dass das
Pflaster am Ende dieses Zeitraumes genau so gut sei, wie zu Anfang desselben.
Würden die Holzklötze gleich wie die Steine von den Stadtgemeinden geliefert, so
hätten derartige Vertragsbestimmungen überhaupt nicht Platz greifen können.
Endlich hat man gegen das Holzpflaster hygienische Bedenken ins Feld geführt. Offen
gestanden, ich glaube nicht, dass hierzu Grund vorhanden ist. Wenn wirklich etwas
daran wäre, so müsste der Gesundheitszustand in Paris, wo an 600000 qm Holzpflaster
liegen, bereits darunter gelitten haben.
Dass sich auf der Holzdecke kleinste Organismen in Massen vorfinden, ist zweifellos,
auch bereits nachgewiesen worden. Warum dieselben aber schädlicher sein sollten, als
die sich im Strassenkoth überhaupt bildenden, ist schwer einzusehen. Bei guter
Spülung und Reinigung des Pflasters – beide werden von den Pariser Ingenieuren
unmittelbar vorgeschrieben – dürfte keinerlei Gefahr für die Gesundheit zu
befürchten sein. Im Gegentheil Jeder kann beobachten, dass an heissen Tagen die
Ausdünstungen, welche durch den auf der Strassenoberfläche befindlichen Pferdemist
und Urin hervorgerufen werden, beim überhitzten Asphalt viel schlimmer sind, als bei
dem viel kühler bleibenden Holz- und Steinpflaster.
Würde es möglich sein, dem Holzpflaster unter einmüthigem Zusammenwirken aller
Betheiligten wieder ein grösseres Anwendungsgebiet in Deutschland zu verschaffen, so
würde dadurch der vaterländischen Industrie, dem Säckel der Stadtverwaltungen und
dem Verkehre in gleicher Weise gedient sein.
(Schluss folgt.)