Titel: | Stehende Verbund-Dampfdynamomaschine von C. Sondermann in Stuttgart. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 186 |
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Stehende Verbund-Dampfdynamomaschine von C.
Sondermann in Stuttgart.
Mit Abbildung.
Stehende Verbund-Dampfdynamomaschine von Sondermann.
Wir brachten 1891 280 * 266 bezieh. 1892 283 4 ausführliche Mittheilungen über stehende
eincylindrige Dampfmaschinen des Civilingenieurs C.
Sondermann in Stuttgart, welche sich durch einfache, zweckentsprechende und
wohldurchdachte Constructionen der Einzeltheile bei vollendeter Formgebung derselben
auszeichnen und noch deshalb besonderes Interesse bieten, weil selbst bei den
kleinsten Motoren der zugehörige, am Schwungrad angebrachte Achsenregulator (D. R.
P. Nr. 52550) nicht, wie gewöhnlich, auf ein Drosselorgan arbeitet, sondern den
Steuerungsschieber direct bethätigt. Hiermit wird aber, neben Sparsamkeit des
Betriebes, eine Regelmässigkeit der Bewegung erreicht, welche diese Motoren für
elektrische Beleuchtungszwecke besonders geeignet erscheinen lässt.
Textabbildung Bd. 302, S. 185
Stehende Verbund-Dampfdynamomaschine von Sondermann.
So fanden wir denn auch auf der diesjährigen Ausstellung für Elektrotechnik und
Kunstgewerbe in Stuttgart einen 10- bis 12pferdigen, von der Maschinenfabrik Assmann
und Kettner in Cannstatt erbauten Motor, System
Sondermann, mit einer Aussenpol-Dynamomaschine der
elektrotechnischen Fabrik C. und E. Fein in Stuttgart
mit einer Leistung von 5200 Watt bei 300 minutlichen Umdrehungen direct
gekuppelt.
In neuerer Zeit construirte C. Sondermann zum Zweck
grösserer Dampfökonomie wie auch für bedeutendere Leistungen (bis 400 e) zweicylindrige Verbundmaschinen mit und ohne
Condensation, welche ebenfalls den höchsten Ansprüchen genügen. Die nahe bei
einander liegenden Cylinder einer derartigen Maschine von 100 bezieh. 160 mm
Durchmesser für 160 mm Kolbenhub bilden, wie aus der Figur ersichtlich, mit den
beiderseitigen Schieberkasten ein einziges Gusstück und sind mit Einsätzen aus
besonders geeignetem Material versehen, wodurch gleichzeitig die Dampfmäntel
gebildet werden. Die thunlichst leicht gehaltenen, aus Stahlguss gefertigten
Arbeitskolben sind von je einem einfachen Dichtungsring umgeben.
Der Hochdruckcylinder arbeitet mit einem Kolbenschieber, welcher ohne Dichtungsringe
in eine Büchse des Schieberkastens eingeschliffen ist, während zur Regelung der
Dampfvertheilung im Niederdruckcylinder ein Flachschieber mit Zwischenkanal
angeordnet ist, welcher sowohl zur Verdoppelung des Einströmquerschnittes, als auch
zur vorübergehenden Verbindung beider Cylinderseiten während der Compressionsperiode
dient.
Für die kräftig gehaltenen Schieberstangen sind besondere Führungen nicht
vorhanden.
Die Kreuzköpfe sind von Stahlguss und, da der Auflagerdruck nur 1,5 k für 1 qc der
belasteten Fläche beträgt, ohne besondere Gleitschuhe hergestellt. Die Kolbenstangen
sind in die Kreuzköpfe eingeschraubt und gegen unbeabsichtigtes Drehen durch
Gegenmuttern gesichert.
Die Verbindung hat den Vorzug, dass, wie die Diagramme bestätigen, der schädliche
Raum sowie die Compression, überhaupt die Arbeit auf beiden Kolbenseiten etwas
regulirt werden kann.
Die doppelt gekröpfte Kurbelwelle von 60 mm Durchmesser läuft in vier Lagern von je
48 mm Durchmesser bei 112 mm Länge. Jede Kurbel ist, behufs Ausgleichung der Massen
Wirkungen, mit Gegengewichten ausgerüstet. Die Kurbelzapfen haben 48 mm Durchmesser
und 56 mm Länge, die von nachstellbaren Rothgusschalen umgebenen Kreuzkopfzapfen 28
mm und 44 mm Länge.
Die geschlossenen, nur mittels der Bohrstange bearbeiteten Maschinenständer (auch die
Füsse werden abgedreht) dienen sowohl zum Schütze gegen die Schubstangen und
Kurbeln, wie auch dazu, das weggeschleuderte Oel aufzufangen, welches sich mit dem
von den Kreuzkopfführungen abgeleiteten in den Kurbelgruben sammelt und von dort
nach dem im Fundament gebildeten, vorn liegenden Behälter abfliesst, um dem
Oelreiniger übergeben zu werden. Auch wird mit solchen Doppelständern die Verbindung
zwischen Cylinder und Lagerrahmen am vollkommensten erreicht, so dass sich keinerlei
Vibrationen an der Maschine bemerkbar machen. Trotz der geschlossenen Ständer ist
die Zugänglichkeit der Einzeltheile selbst bei den kleinsten bisher ausgeführten
Maschinen von 100 mm Kolbenhub nirgends erschwert.
Der mit hohen Coëfficienten berechnete grösste Widerstand des Achsenregulators
beträgt bei 5 Proc. Reibung in den Stopfbüchsen 11,3 k, die geringste
Verstellungskraft des Regulators 14,9 k.
Zur Schmierung sind bei den Zapfen des Achsenregulators Stauffer-Büchsen, für die
übrigen Theile der Maschine regulir- und abstellbare Tropföler mit Schaugläsern
angeordnet. Zur Anfettung des Dampfes dient eine Schmierpresse.
Die Maschine ist mit einer Dynamo von 8250 Watt bei 300 minutlichen Umdrehungen
direct gekuppelt. Den Berechnungen wurde ein Anfangsdruck des Arbeitsdampfes von 10
at zu Grunde gelegt.
Eine grössere derartige Maschine von 200 e
Normalleistung ergab bei 10 at Anfangsdruck und Condensation mittels eines Körting'schen Strahlcondensators einen Dampfverbrauch
von rund 7,6 k für jede indicirte Pferdekraft und Stunde incl. Mantelwasser.
Fr.