Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 289 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von Prof. Alfred
Haussner, Brünn.
(Schluss des Berichtes S. 121 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Textabbildung Bd. 300, S. 289
Fig. 24.Holländer von Karger.
Noch auf einen bereits früher (1892 286 10) besprochenen Untergrundholländer von Adolf Karger in Aloisthal sei hier zurückgekommen, weil
für denselben ein Zusatzpatent Nr. 79106 vorliegt und weil Berichterstatter in Folge
freundlicher Einladung des Herrn Karger Gelegenheit
hatte, in dessen Fabrik die Arbeit des Holländers eingehendst zu verfolgen. In Fig. 24 ersehen wir, dass die Hauptanordnung die
frühere geblieben ist; neu ist die Art der Füllung. Es wird vorerst Wasser aus dem
Wasserkasten a mit Hilfe des Filtrirsackes f durch die Oeffnung b
nach der ganzen Walzenbreite eingelassen, bis der untere Boden etwa 10 bis 15 cm
hoch bedeckt ist, dann links bei A etwa ein Drittel des
Stoffes unter fortwährendem Wasserzulauf und ebenso rechts durch das Mannloch h und den Trichter m ein
Drittel des Stoffes eingetragen. Das Weitere an Stoff wird allmählich bei A zugegeben, nachdem der Trichter m entfernt und das Mannloch h mit dem Deckel k geschlossen worden ist.
Dieses Mannloch h erleichtert auch später das Leeren
des Holländers, indem man nach beendeter Mahlung mit einem Stoffschieber nachhelfen
kann, um den ungewöhnlich dick eingetragenen Stoff leichter und rascher durch den
Auslass C aus dem Holländer zu bekommen.
Indem ich mir eine eingehendere Begründung der Wirksamkeit dieses wie anderer
Holländersysteme als Resultat von einschlägigen Versuchen und theoretischen
Betrachtungen an anderer Stelle vorbehalte, constatire ich nur hier über dieses
Holländersystem, dass bei ungewöhnlich dick eingetragenem Stoffe (es wird nur Halbstoff zu Ganzstoff gemahlen, oder der Holländer als
Leim-, Misch-, Färbholländer benutzt), einer
Messerwalzenumfangsgeschwindigkeit von etwa 9 m, einer Umfangsgeschwindigkeit
des Schieberades von 0,45 m eine minutliche Stoffbewegung
von etwa 10 m (ein ganz ungewöhnlich hoher Werth) erzielt worden ist. Ich
beobachtete diese Werthe selbst und liess versuchsweise einen schweren
Schraubenschlüssel in den Untergrundkanal hinab; welcher, wie ich an dem Zuge der
Befestigungsschnur verspürte, energisch vom Stoffe mitgenommen wurde. Aber auch zu
sehen hatte ich Gelegenheit, dass der Stoff an allen Stellen im Untergrundkanale
energisch „zog“ und nichts liegen blieb. Es war nämlich ein Versuchsholländer
hergestellt worden, dessen eine Seitenwand aus Glas bestand. Was den Grund für diese
günstigen Verhältnisse betrifft, so sei nur hervorgehoben, dass von Karger durch mühevolle Versuche jene geeignete
Kropferhebung h bestimmt worden ist (links von der
Walze), welche ausreicht, den Stoff bei A abwärts durch
den Untergrundkanal D dem Stoffschieberad B mit der genannten Geschwindigkeit zuzuführen. Das
Schieberad B leistet dann beständig die Arbeit, den
Stoff zur Walze emporzuführen. Vermöge der raschen Arbeit des Holländers genügt in
der Aloisthaler Papierfabrik ein Ganzzeugholländer für
max. 600 k Eintragung für eine Papiermaschine.
Was die im Holländer zu leistenden Nebenarbeiten betrifft, so sei hierfür eine, wenn
auch nicht besonders einfache Einrichtung für das
Waschen hervorgehoben, weil mit derselben Vorrichtung neben dem gründlichen
Waschen auch noch „der Zug“ im Holländer verbessert und ein gutes Mischen
erzielt werden soll. Im Holländer von Wilhelm Moosdorf
in Ratingen werden nach D. R. P. Nr. 75926 zwei eigenthümlich gelagerte
Waschtrommeln benutzt. Wir sehen in Fig. 25 und 26 eine der beiden
Waschtrommeln A1 hoch,
mehr an der Oberfläche des Stoffstromes, die andere A2 tiefer, mehr in der Nähe des
Holländerbodens, angebracht. Dabei ist deren Lagerung nicht fest, sondern an den
Enden zweier Hebelarme B und C so durchgeführt, dass die Höhenstellung der Trommeln dann, wenn B und C mit Hilfe von
Handhebeln H gedreht werden, innerhalb bestimmter
Grenzen verändert werden kann. Hierfür sind B und C so angeordnet, dass ihre Drehungsachse in dieselbe
gerade Linie fällt. Die Arme C sind hohl, als Rohre
ausgeführt, so dass das durch die Siebwände gegangene Wasser beständig abgeleitet
werden kann, wobei man durch Hähne D die
Geschwindigkeit des Abflusses regeln kann. Weil aber auf die Mantelfläche der
Siebcylinder schief gegen deren Erzeugende Treibschaufeln S aufgesetzt werden, so wird durch die Drehung der Waschtrommeln auch die
Stoffbewegung einigermaassen befördert; weil weiters die Schaufeln S an den beiden Trommeln entgegengesetzt gestellt sind,
so wird dadurch von der einen Trommel der in Bewegung befindliche Stoff mehr gegen
die Aussenwand, von der anderen Trommel mehr gegen die Mittelwand gedrängt, so dass
der Stoff gewiss durchgemischt wird. Denken wir uns nun z.B. die Trommel A2 gänzlich
herausgehoben und nur A1 in Thätigkeit, so wird durch deren Schaufeln der Stoff hauptsächlich von
der Mittelwand weg gegen die Aussenwand gedrängt, so dass gleichmässigere Mahlung
deshalb zu erwarten ist, weil der Stoff, der vorher in der Nähe der Mittelwand, also
auf kürzerem Wege geflossen ist, nun zur Aussenwand, also dorthin geschafft wird, wo
er den längeren Weg zu machen hat.
b) Stoffmühlen.
Textabbildung Bd. 300, S. 290
Holländer von Moosdorf.
Eine Stoffmühle, deren Gehäuse ganz jenem bei Untergrundholländern nachgebildet und
welche vom Erfinder wohl deshalb noch als Papierstoffholländer bezeichnet worden
ist, ist jene von William H. F. Tower in Mineral Point
(Amerikanisches Patent Nr. 532501). Wir sehen in Fig.
27 die Mahlscheibe C auf der Achse D, welche, durch eine Stopfbüchse abgedichtet, in den
Trog tritt; die feststehenden Messer A sind mit dem
Troge verbunden. Dieser ist, wie bei Untergrundholländern üblich, mit der
wagerechten Mittelwand E ausgestattet, auf welcher der
Stoff der Messerscheibe C durch die Oeffnung b zufliesst. Der Stoff wird dann erfasst, am Umfange
der Messerscheibe ausgeschleudert in den Raum F, von
welchem er in den Untergrundkanal B gelangt und aus
diesem nach beendeter Mahlung durch die Oeffnung e
abgelassen wird. Fragen wir nun, wie es hier mit der Stoffbewegung bestellt sein
dürfte, so ist vor allem klar, dass ein Ueberdruck, durch welchen der Stoffzug
überhaupt nur veranlasst werden kann, nur durch die Drehung der Mahlscheibe, also
ganz ähnlich wie bei Holländern durch die Messerwalze zu erzielen ist. Aus den für
diese vorliegenden, Jahrhunderte alten Erfahrungen darf man aber für dieses System
nicht viel, höchstens einen sehr trägen Zug erwarten. Das ist aber hier um so
bedenklicher, weil mit der Mahlscheibe der Untergrundtrog verbunden ist, in dessen
unterem Theil man hier gar nicht nachhelfen kann. Es ist das hier eben ganz etwas
anderes, als z.B. oben beim Karger-Holländer. Abgesehen davon, dass dort schon in
günstigerer Weise durch die Messerwalze ein Gefälle erzeugt wird, finden wir noch
das Schieberad angebracht, welches dem Stoff sozusagen aus dem Untergrundkanal
heraufhilft.
In der Stoffmühle von William Hay Caldwell in Edinburgh
finden wir nach D. R. P. Nr. 81718 elastischen Druck der Messer angewendet, um
sich den Ungleichmässigkeiten des Mahlgutes anzupassen. Im Innern des Gehäuses A (Fig. 28 und 29) dreht sich mittels
der Achse B die mit festliegenden schmalen Messern C1 ausgestattete
Trommel C. In Schlitzen des Gehäusetheiles E sind dagegen breite Messer D angebracht, welche sich gegen aussen an den elastischen Ring F stützen, welcher z.B. aus Gummi gebildet werden kann.
Weil nun aber durch die Oeffnung G des Gehäuses in den
Ring A1 Presswasser
eingeleitet wird, so dient der elastische Ring F nur
als geeignetes Zwischenmittel, um den Druck des Presswassers auf die einzelnen
Messer im Gehäuse zu übertragen. – Falls nun an irgend einer Stelle sich dickere
oder widerstandsfähigere Stofftheile ansammeln, können einzelne Messer nachgeben und
dadurch das einseitige Wachsen des Druckes zwischen den Messern hintanhalten. Durch
richtige Wahl in den Stärken der Messer auf der Walze und im Gehäuse kann es
vermieden werden, dass die Gehäusemesser etwa in Zwischenräume der Walzenmesser
eindringen, oder umgekehrt. Es erleidet das Princip keine Aenderung, wenn die
beweglichen, nachgiebigen Messer in die Walze, die festen in das Gehäuse gelegt
werden. Da diese Anordnung auf dasselbe hinaus kommt, was für die elastische
Holländerwalzenlagerung nach System Rész 1892 286 11 maassgebend war, nämlich den Druck der Messerwalze
der Natur des Fasermateriales anzupassen, so kann von diesem Standpunkte aus die
vorliegende Ausführung warm begrüsst werden. Etwas anderes ist es, wie sich die
praktische Ausführung stellt. Da kann nicht geleugnet werden, dass die glückliche
Lösung der Schwierigkeiten in der constructiven Durchbildung wohl noch offen ist.
Darauf deutet die Anordnung des Einlaufes H und des
Auslaufes I für den Stoff hin.
Textabbildung Bd. 300, S. 290
Fig. 27.Holländer von Tower.
Wie beschränkt ist der Raum um diese Oeffnungen, wie schwer mag sich der
Stoff ausbreiten und den Arbeitsflächen zu-, sowie von denselben wegfliessen.
Textabbildung Bd. 300, S. 291
Stoffmühle von Caldwell.
Eine Feinstoffmühle von David Pearson in Schotley Bridge
und David Noble Bertram in Edinburgh wurde in Amerika
(Nr. 539704) patentirt. Diese sogen. „Neuerung“ zeigt so wesentliche
Uebereinstimmung mit dem alten Kingsland'schen
Centrifugalholländer mit zwei Mahlstellen, bezieh. mit jenen Ausführungen, welche
von der Firma Kirchner in Frankfurt a. Main hergestellt
werden, dass von einer Verschiedenheit zwischen dieser und der bekannten Ausführung
kaum gesprochen werden kann.
c) Verschiedene andere Zerkleinerungsmaschinen.
Der alte Kollergang leistet bekanntlich in der
Papierfabrikation in den Fällen gute Dienste, wenn es sich um das Auflösen von
bereits zerkleinertem Fasermaterial, z.B. bei der Wiederauflösung von altem Papier
oder auch auf der Papiermaschine gebildetem Ausschuss u. dgl. handelt. Nur ist es
unvermeidlich, dass dabei das Fasermaterial noch weiter zerkleinert wird. Bei Papier
ist dies von Uebel, weil bei demselben die Faser bereits weit genug zerkleinert war.
Es können daher Fasern leicht todtgemahlen werden. Dies geschieht, weil die bereits
verkleinerten Theile von den noch gröberen nicht rechtzeitig abgeschieden
werden.
Textabbildung Bd. 300, S. 291
Fig. 30.Kollergang von Hefft.
Es hat deshalb manches für sich, wenn mit der Quetscharbeit des Kollerganges
unmittelbar eine Art Sichtung verbunden wird, welche gestattet, die bereits
hinreichend feinen Theilchen rechtzeitig abzuleiten. Von diesem Gedankengang
geleitet, haben verschiedene Constructeure neuere Kollergänge entworfen. Eine solche
Ausführung von Karl Hefft in Heidelberg (D. R. P. Nr.
71089) ist in Fig. 30 gezeichnet. Die Steine (Läufer)
A1 und A2 sind mit der
stehenden Welle B in gewöhnlicher Weise verbunden; der
Boden des Kollerganges jedoch besteht aus mit Oeffnungen versehenen Sectoren (Fig. 31) aus Stahl oder Hartguss. Bei manchen Systemen
haben diese Oeffnungen kreisrunden Querschnitt. Bei der Hefft'schen Ausführung finden wir jedoch schmale, nach unten sich
erweiternde Schlitze wie bei Knoten fangplatten, was dem zu verarbeitenden Stoffe
ganz angepasst ist. Gelangt eine genügend zerkleinerte Faser über einen solchen
Schlitz, so vermag sie nach unten durchzutreten. In gewissem Sinne können sogar die
Schlitzkanten bei der Verkleinerung mitwirken. So sehen wir in Fig. 31 Theilchen d und
e bei Schlitzen einigermaassen gehalten, wodurch
das Zerquetschen derselben erleichtert wird. Es liegt jedoch die Befürchtung nahe,
dass die spitzwinkeligen Kanten Schaden leiden unter dem bedeutenden Drucke, welchen
die Läufer A1A2 bei der Arbeit
allerorten auf dem Boden verursachen. Dann erweitern sich die Schlitze und die
Sichtung wird unvollkommen. So lange die Schlitze aushalten, ist es allerdings
möglich, ununterbrochen zu arbeiten, so dass oben immer frisches Material
zugeschüttet wird, während das Gemahlene nach unten selbsthätig durchfällt, wenn
eben hierfür der aus Fig. 31 ersichtliche geringe
Sichtquerschnitt ausreicht.
Textabbildung Bd. 300, S. 291
Fig. 31.Kollergang von Hefft.
Textabbildung Bd. 300, S. 291
Tritürateur von Simonet.
An den sogen. Tritürateur von Simonet (vgl. 1892 286 13) erinnert lebhaft der Stoffquetscher von Francis Hickman in Bound Brook (Amerikan. Patent Nr.
529907). Wir bemerken in Fig.
32, welche die untere Hälfte des Apparates darstellt, von dem der Deckel
abgenommen worden ist, in welchem sich der Einlauftrichter befindet, zwei mit
schraubenförmig verlaufenden Quetschrippen d versehene Walzen
c so angeordnet, dass die Rippen d ähnlich wie Zähne zweier zusammenarbeitender
Zahnräder in einander greifen. Weil nun auch an der Gehäusewand festliegende Rippen
b vorhanden sind, an welchen sich auch die Rippen
d vorüberwälzen, so wird der in den Apparat
gebrachte Stoff von den Walzen während der Drehung derselben zerquetscht, aber auch
in Folge der schraubenförmigen Krümmung der Rippen allmählich von links gegen rechts
zum Auslaufe f geschafft. Weil der Stoff aber mit
verhältnissmässig wenig Feuchtigkeit den Apparat passiren soll, so liegt die Gefahr
nahe, dass stellenweise ungehörige Anhäufungen entstehen. Um dieser Gefahr zu
begegnen, kann durch Rohre g durch die Achsen der
Walzen c hindurch, wie aus Fig. 33 zu ersehen,
Dampf eingeleitet werden, welcher durch zahlreiche Bohrungen h in den Apparat austritt, wodurch der Stoff gelockert wird, so dass er
sich leichter weiter schieben lässt. Die Vorrichtung soll vornehmlich zum Raffiniren
von hartem Stoff aus Flachsstroh verwendet werden. Die Art des Arbeitsvorganges in
diesem Apparate lässt ihn aber wohl geeignet erscheinen, für das Auflösen von
ähnlichen Halbstoffen, z.B. Cellulose u. dgl., welche man nicht gern in Pappenform
in die Ganzzeugholländer einträgt, zu dienen.
Textabbildung Bd. 300, S. 292
Stoffreisser der Maschinenfabrik Germania.
Wesentlich energischer wird Holzschliff und Zellstoff in dem Stoffreisser (D. R. P.
Nr. 82891) der Maschinenfabrik Germania vorm. Schwalbe und
Sohn in Chemnitz behandelt, ebenfalls zu dem Zwecke, um dem
Ganzzeugholländer oder der Stoffmühle vorzuarbeiten. Der Stoff wird (Fig. 34 und 35) in der Richtung des
Pfeiles in den Trichter N aufgegeben, von der Riffel
walze W erfasst und über das festliegende Messer M der mit Daumen t
besetzten Walze T zugeführt. Die Daumen t, welche so über den Umfang von D vertheilt sind, dass bei einer Umdrehung von T jeder Theil der Vorderkante des Messers M bestrichen wird, zerren den Stoff aus einander und
werfen ihn bei A heraus in einer Form, in welcher er
anstandslos den Ganzzeugholländern oder Stoffmühlen überliefert werden kann. Weil
die abscherende Wirkung, welche an der Kante des Messers M stattfindet, für den vorliegenden Zweck keineswegs nothwendig ist,
finden wir in anderen Ausführungen desselben Systems das Messer M weggelassen, weiters statt des ununterbrochenen
Vorschubes mittels der Speisewalze W periodischen
Vorschub durch ein Schaltwerk eingerichtet und ein Abstreifmesser angebracht, um
Stoff, welcher allenfalls an den Daumen hängen geblieben ist, vor der Rückkehr
zur Einlaufseite abzustreifen. Solche Stoffreisser von 300 mm Arbeitsbreite können
in einer Stunde zerreissen: nassen Holzschliff in Packeten 3000 k, trockene Pappen
1000 k, feuchten Zellstoff 1000 k, wenn die Daumentrommel 300 Umdrehungen in der
Minute macht. Der veränderlichen Dicke der zugeführten Pappenbündel entsprechend,
kann mit Hilfe des Hebels H die Höhenlage der Walze W eingestellt werden.
Textabbildung Bd. 300, S. 292
Zerfaserungsmaschine von Carter.
Eine Zerfaserungsmaschine, welche ungemein zart angreifen soll, ist jene von John B. Carter in Kokomo, Indiana (Amerikan. Patent Nr.
515193). Die Vorrichtung erinnert in ihrer Wirkungsweise an den
Zellstoffauflöseapparat von H. Blackmann (1890 276 56). Es wirken nämlich auch hier keine Schneidkanten,
sondern eigenthümliche, wellig gestaltete Flächen, welche vermöge ihrer Anordnung
den Stoff grösstentheils nur drückend und quetschend behandeln. Wir bemerken in der
Fig. 36, welche die
principielle Einrichtung versinnlicht, eine Walze A,
welche jedoch etwas excentrisch zu der Höhlung des Gehäuses C liegt, so dass bei G, wo der Einlauf des
Stoffes stattfinden soll, der grösste Zwischenraum zwischen Mantel und Walze, bei
i, wo der Stoff die Maschine verlässt, der kleinste
Zwischenraum vorhanden sein sollte. Wenn also Mantel und Walze auch nur glatte
Flächen besässen, so würde der Stoff während des Durchganges durch die Maschine
kräftig gequetscht. Die Wirkung wird aber noch dadurch erhöht, dass sowohl Walzen-,
ebenso wie Mantelumfang wellig ausgeführt sind, so dass die Wellenberge als Ringe um
die Walze gehen, also senkrecht gegen die Drehungsachse liegen. Ueberdies liegen
fast parallel zur Achse Stäbe, welche den früher genannten Wellen folgen und sich
auf dieselben vollständig auflegen. Es kann dies besonders gut aus Fig. 37 entnommen
werden, in welcher M die Ringe senkrecht gegen die
Walzenachse und B die Stäbe ungefähr senkrecht dazu
bedeuten. Dadurch ist aller Voraussicht nach eine sehr schonende Behandlung
gewährleistet, aber auch der Benützungskreis wesentlich beschränkt.
Widerstandsfähigeres Rohmaterial, als etwa feuchte Zellstoffpappe wird in diesem
Apparate kaum zu behandeln sein.
Bleichen.
Für die Darstellung des noch immer als gangbarstes Bleichmittel in der
Papierfabrikation gebrauchten Chlorkalkes wird von B.
Hasenclever in der Zeitschrift deutscher
Ingenieure vorgeschlagen eine Art Gegenstromsystem in Röhren an Stelle der
Chlorkalkkammern, um der Arbeiter Gesundheit mehr zu schonen. Von oben nach unten
wandert der Kalk durch Förderschnecken bewegt, während das Chlorgas in den Rohren
aufsteigt.
Auch die elektrische Darstellung von Bleichflüssigkeiten gewinnt anscheinend an
Ausdehnung, was mit Rücksicht auf die verhältnissmässig saubere und nicht so
gesundheitsschädliche Arbeitsweise nur zu begrüssen ist. Dass der Process bereits ökonomischer
durchführbar ist, scheint auch daraus hervorzugehen, dass man doch jetzt schon
Angaben über den Kraft verbrauch aus der Praxis finden kann. So verbraucht nach
englischen Blättern die Aluminium Co. in Oldbury zur
Zersetzung von 100 k Kochsalz täglich 14 nach dem Kastner'schen Verfahren.
Textabbildung Bd. 300, S. 293
Fig. 38.Bleichholländer von Karger.
Das Verfahren von Hermite, vgl. 1892 286 25, sowie jenes von Dr. Karl
Kellner in Wien nach D. R. P. Nr. 76115 ist weiter durchgebildet worden. In
Fig. 38 ist ein Bleichholländer skizzirt, welcher
mit einer Bleichung nach System Kellner versehen ist.
Die Stoffbewegung wird, wie sonst üblich, durch die Walze B eingeleitet und unterhalten. Bei C sind
sogen. Bleichblöcke eingesetzt, welche bei D1 und D2 mit der Dynamomaschine in Verbindung gesetzt
werden. Die Bleichblöcke bestehen aus einerseits mit Platin überzogenen Platten,
welche durch kräftige Stäbe zu einem starren Körper vereinigt sind. Gebleicht wird
dadurch, dass das in den Trog zugesetzte Kochsalz durch den elektrischen Strom
zerlegt wird und das Chlor, im Entstehungszustande viel kräftiger wirkend, bei dem
Stoff, welcher fortwährend zwischen den Elektroden hindurchgeht, die Entfärbung
veranlasst.
In der Papierfabrik A. Karger in Aloisthal ist als
Bleichholländer ein Apparat aufgestellt, dessen Trog aus Cement einen Fassungsraum
von 11 cbm besitzt und dessen äussere Form ganz jener in Fig. 38 entspricht, während der Stoffumlauf durch ein Stofftreibrad
veranlasst wird, welches an Stelle der Messerwalze eingebaut ist und jene Gestalt
besitzt, welche aus Fig. 24 (Karger Holländer) zu ersehen ist. Dabei wurden sehr gute Erfolge auch dann
erzielt, wenn der mit der Bleichflüssigkeit versetzte Stoff nicht fortwährend,
sondern nur hier und da, ein paar Umläufe machend, herumgetrieben wurde. Es liegt
auf der Hand, dass bei dieser Art des Vorganges an mechanischer Arbeit wesentlich
erspart werden muss. Die Befürchtung, dass wegen nicht beständigen Umlaufes der
Stoff ungleichmässig gebleicht werde, ist nach der Versicherung des Herrn Karger unbegründet.
Statt der bei Karger für den Ablauf des Stoffes oberhalb
des Kropfes ganz passend gekrümmten Schaufeln (der Stoff, auch ziemlich dick,
fliesst von den Schaufeln ganz vorzüglich ab, wie Berichterstatter Gelegenheit
hatte, durch den Augenschein sich zu überzeugen) finden wir in der Construction
von M. Schmitz nach französischem Patent Nr. 245087
sechs ebenflächige Schaufeln aus säurebeständigem Material angewendet. Schmitz schlägt vor, hierfür Platten aus Glas,
Porzellan oder Hartgummi zu benutzen. Besonders werden Schaufeln aus Metalltuch mit
Glasüberzug (Drahtglas) empfohlen.
Circulation des Stoffes im Bleichholländer mit Hilfe einer Centrifugalpumpe wird
erzielt in dem Wasch- und Bleichholländer von Benjamin
Cawthorn in Hylton und James P. Cornett in
Claxheugh nach D. R. P. Nr. 76589 und 82697, sowie nach amerikanischem Patent Nr.
535237. Schon in Fig. 5
und 6 ist ein Holländer
nach diesem System mit Messerwalze, also zum Stoffmahlen, skizzirt. Dadurch, dass
bei dem Bleichholländer desselben Systems die Messerwalze nebst allen sonstigen
Zuthaten entfernt worden und nur die Centrifugalpumpe zur Erhaltung des
Stoffumlaufes geblieben ist, wobei an die Stelle des Grundwerkes der Zulaufkanal zur
Pumpe tritt, ist der Bleichholländer wesentlich einfacher im Ansehen geworden und in
der äusseren Form dem üblichen Holländer ganz ähnlich.
Textabbildung Bd. 300, S. 293
Bleichbatterie von Cawthorn und Cornett.
Statt des Bleichens im Holländertroge wird von Cawthorn
und Cornett (D. R. P. Nr. 82725) eine Bleichbatterie
(vgl. 1892 286 25) empfohlen, und zwar wird (Fig. 39 und 40) nach der
vorliegenden Neuerung der Stoff aus der Trommel A
zusammen mit der Bleichflüssigkeit aus einer der mit Rührern 4 versehenen Stoffbütten CC1 mit Hilfe von Centrifugalpumpen 10 und P nach der Reihe
durch ein paar Behälter T geschafft. Hierbei saugt
Pumpe 10 mittels Rohr 9
vom Boden der einen Bütte den Stoff ab, was durch Hähne 8 geregelt werden kann, und drückt ihn durch Rohr 11 in den ersten Behälter T der
Bleichbatterie. Aus diesem kann nun der Stoff nach Eröffnung des Hahnes 12 der Pumpe P mittels des
geneigten Rohres M zufliessen, um von der Pumpe mittels
des Steigrohres N in die Rinne O befördert zu werden, aus welcher er durch Ansätze Q1... Q4 in einen der Behälter T1... T4 fallen kann. Für diejenigen Behälter, welche nicht
mit Stoff versehen werden sollen, wird die bezügliche Oeffnung Q verstöpselt. Gerade so wie nach Eröffnung des Hahnes
12 aus T der Stoff
genommen wurde, kann es auch bei irgend einer der anderen Behälter T geschehen, weil diese sämmtlich mittels Rohrstutzen
an das Rohr M angeschlossen sind. Während nun in den
Stoffbütten C und C1 die mittels Kegelräder angetriebenen Rührer das
Absetzen des Stoffes verhindern, wird in den Behältern T durch die Circulation (mittels der Pumpe P)
der Stoff fortwährend gemischt. So gut durchdacht diese Anordnung ist, so fragt es
sich doch, ob sie geeignet sein wird, dem Bleichholländer, z.B. den recht einfachen
von denselben Erfindern, zu ersetzen.
Im Principe dem vorigen Bleich verfahren ähnlich, ist jenes von George M. Newhall in Philadelphia nach dem
amerikanischen Patent Nr. 529937. Nur finden wir hier bloss einen Stoffkasten, den Rührer mit wagerechter Achse, den Stoff vom Boden
der Bütte einer Plungerpumpe zufliessend, welche denselben aufwärts über den Rand
derselben Bütte zurückbefördert oder aber in den Feinmahlapparat drückt.