Titel: | Locomotivglocke der Western Railroad Company. |
Fundstelle: | Band 299, Jahrgang 1896, S. 255 |
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Locomotivglocke der Western Railroad
Company.
Mit Abbildungen.
Locomotivglocke der Western Railroad Company.
Textabbildung Bd. 299, S. 255
Locomotivglocke.
Auf mehreren Strecken der Western Railroad Company ist
eine mit Dampf oder Pressluft zu betreibende Locomotivglocke von besonderer
Einfachheit in Verwendung, über deren Einrichtung La Revue
technique vom 10. November 1895 Nachstehendes vernehmen lässt. Die
Antriebvorrichtung (s. Figur), welche an der Locomotive lothrecht unter dem
Glockengestelle angebracht wird, besteht aus einem sorgfältig genau ausgedrehten
Hartgusscylinder C, der durch die aufgeschraubten
Verschlussstücke V und W
abgegrenzt ist. Innerhalb des Cylinders befinden sich die Kolbenstange S, ferner eine frei bewegliche Bodenplatte P, dann die im Sinne der Längenachse des Cylinders C gleichfalls frei bewegliche Röhre Q und der mit dem oben abgeschlossenen Rohre M verbundene Ring R. Auch
die zwei letztgenannten Theile sind nicht fest mit S
verbunden, sondern lassen sich im Hohlraume von C frei
für sich auf und ab bewegen; die Abschlussplatte von M
ist am oberen Rande des Durchgangs von S konisch
abgedreht, so dass sich hier die nachgenommene Stelle der Kolbenstange dicht
auflegen kann. An der Stange S sitzt lediglich der
Kolbenring N fest, welcher dem Gange der Kolbenstange
entsprechend eingestellt ist; das obere Ende von S
steht bei n durch ein Gelenk mit dem einen Arm des in
der Zeichnung weggelassenen Hammerhebels der Glocke in Verbindung. Dieser
letztere kann verschiedene Anordnungen erhalten, muss jedoch für alle Fälle durch
Gewicht oder Gegenfedern so ausgewogen sein, dass er sich bei genau senkrechter Lage
des Hammerarmes in der Gleichgewichtsstellung und mit Rücksicht auf seinen Gang im
todten Punkte befindet, wobei die
Antriebsvorrichtung genau die in der Abbildung dargestellte Lage besitzt. Bei dieser
normalen Ruhelage, in welcher die Vorrichtung verbleibt, so lange das Läutewerk
schweigt, ist der Weg von der Einströmungsstelle a1 nach dem Innenraume des Rohres Q durch eine Bohrung des Ringes R offen, hingegen jener vom Innenraume zur Ausströmöffnung a2 durch die Rohrwand
Q verschlossen. Soll das Läutewerk in Gang gesetzt
werden, so hat der Locomotivführer das zu a1 angeführte Dampf- oder Pressluft-Zuströmungsrohr
zu öffnen und gleichzeitig – was mit einer einzigen Handbewegung geschieht – den
Glockenhammerhebel durch Anziehen einer Drahtschnur derart aus seiner
Gleichgewichtslage zu bringen, dass die Kolbenstange S
ein wenig hochgehoben wird. Dieser mit Hilfe der Schnur eingeleitete Auftrieb
erfährt eine weitere Fortsetzung und Steigerung durch die bei a1 eindringende
Pressluft, indem der Ring R, dem Drucke nachgebend, so
weit nach oben ausweicht, bis M, durch welches auch S nach aufwärts mitgenommen wird, an W stösst. Der auf diese Weise in Bewegung versetzte
Glockenhammer schwingt nun weiter aus, bis er an die Glocke schlägt; er zieht dabei
auch seinerseits die Kolbenstange S noch ein Stück in
die Höhe und zwar so viel, dass der Kolbenring N die
Fussplatte P erreicht und diese sammt dem Röhrenstück
Q aufwärts schiebt, bis Q bei dem schon vorher hochgegangenen Ring R
anlangt. Hierbei wird die Zuströmungsstelle a1 durch Q verschlossen
und P bis über die Ausströmungsstelle a2 emporgehoben. Nach
dem erfolgten Glockenschlag kehrt in Folge des Rückpralles der Glockenhammer zurück,
um in seine zweite Endlage zu schwingen, und demgemäss geht auch die Stange S nunmehr mit M und P niederwärts, wobei a2 einen Moment frei wird und die Luft aus dem
Innenraume von Q entweichen kann. Gleich darauf gelangt
jedoch die sich zufolge der vorgedachten Einwirkung des schwingenden Hammerhebels
noch weiter abwärts bewegende Stange S mit ihrer
Kröpfung auf M und nimmt auf ihrem Weg auch die Theile
M, R und Q nach unten
mit, so dass diese ihre ursprüngliche Lage wiedererlangen, bevor noch S seinen tiefsten Punkt erreicht hat. Sobald der
Glockenhammer in seiner zweiten Endstellung eingelangt ist, bestrebt er sich, in die
Normallage zurückzukehren, und ertheilt dadurch der Kolbenstange S einen neuerlichen Auftrieb, der durch die
einströmende Pressluft unterstützt wird, so dass sich also die soeben betrachteten
Vorgänge wiederholen werden. Erst bis das Zuströmungsrohr vom Locomotivführer
verschlossen wird, hört die Thätigkeit des Läutewerkes auf, dessen
Antriebvorrichtung sodann von selbst in der Normallage zur Ruhe kommt.
Die eingangs genannte Bahn betreibt die geschilderte Locomotivglocke in der Regel nur
mittels Pressluft und zieht die letztere deshalb dem Dampfe vor, weil sie die
Unterhaltung der Apparate leichter und günstiger gestaltet. Schon darin liegt eine
Annehmlichkeit, dass die ausgestossene verbrauchte Luft das Aeussere der Locomotive
unter keinem Verhältnisse verunreinigen kann.