Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 115 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Fortsetzung des Berichtes S. 88 d.
Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Studien über die Vergährbarkeit der Melasse
veröffentlicht E. Effront im Moniteur Scientifique Quesneville, Märzheft 1894. Bei der Vergährung
schwergähriger Melassen beobachtet man verschiedene charakteristische Erscheinungen.
Die Gährung erfährt plötzlich eine sehr merkliche Verlangsamung, und in dem
Augenblicke, wo sie vollständig aufgehört hat, findet man in der Maische noch
beträchtliche Mengen unvergohrenen Zuckers. Ferner tritt fast immer ein normaler
Zusammenhang zwischen der Menge des vergohrenen Zuckers und des gebildeten Alkohols
auf; die schlechte Ausbeute an Alkohol hat ihren Grund lediglich darin, dass ein
Theil des Zuckers durch das Ferment nicht umgewandelt wurde. Bei normal gährenden
Melassen ist dagegen, wenn einmal eine schlechte Vergährung eintritt, das
Verhältniss zwischen vergohrenem Zucker und gebildetem Alkohol weniger regelmässig,
vielmehr ist fast immer ein Verlust eines Theiles des Zuckers und des Alkohols
festzustellen, und dieser Verlust ist der schlechten Beschaffenheit der Hefe und der
Anwesenheit von Nebenfermenten zuzuschreiben. Die schlechte Ausbeute bei normal
gährenden Melassen ist also ein zufälliges Ergebniss einer Reihe äusserer Umstände;
bei den schwer gährenden Melassen dagegen ist der Misserfolg die Regel und die
Ursache desselben ist in dem Rohmaterial selbst zu suchen. Als solche Ursache ist
von verschiedenen Autoren die Anwesenheit flüchtiger Fettsäuren oder der salpetrigen
Säure angeführt, und hiernach hat man als Mittel zur Beseitigung der
Schwergährigkeit die Entfernung dieser Säuren entweder durch starkes Kochen oder
durch Neutralisiren in Vorschlag gebracht. Diese Mittel sind auch vielfach von
Erfolg begleitet, jedoch versagen dieselben auch in vielen Fällen, und dies führte
den Verfasser darauf, dass die Ursache der Schwergährigkeit noch eine andere sein
müsse, und er unternahm eine Reihe von Versuchen zur Aufklärung dieser Frage.
Zunächst wurde in einer Anzahl Melassen, theils schwer, theils gut gährigen, der
Gehalt an flüchtigen Säuren durch Kochen bestimmt und dabei gefunden, dass mitunter
die schwer gährigen Melassen weniger von diesen Säuren enthalten als die gut
gährigen, woraus schon hervorgeht, dass diese Säuren nicht die einzige Ursache der
Schwergährigkeit sein können. Diese Annahme wurde noch dadurch bestätigt, dass das
Aufkochen bei den fraglichen Melassen ohne Erfolg war. Weitere Versuche hatten die
Feststellung der günstigsten Menge Schwefelsäure zum Ansäuern der Melasse zum
Gegenstand, und aus diesen Versuchen ergaben sich folgende Beobachtungen: 1) Die
neutralen Melasselösungen vergähren weniger gut als die gleichen angesäuerten
Lösungen, und dieses trifft sowohl für die schwer gährigen als für die normal
gährigen Melassen zu: 2) für normal gährende Melassen war als günstigste Säuremenge
ein Gehalt von 0,6 Proc. Schwefelsäure beobachtet; 3) höhere Gaben von Schwefelsäure
erwiesen sich für normal gährende Melassen als nachtheilig, während sie bei schwer
gährigen Melassen einen nützlichen Einfluss hatten. Diese letztere Beobachtung
erschien von besonderem Interesse, da die Versuche mit der gleichen Hefe und unter
ganz gleichen Bedingungen ausgeführt waren. Der verschiedene Erfolg der gleichen
Säuremenge einerseits bei den schwer gährigen und andererseits bei den normal
gährenden Melassen ist nun nach Ansicht des Verfassers dadurch zu erklären, dass die
grosse Säuremenge zwar schädigend auf die Hefe wirkt, und daher der Misserfolg bei
den normalen Melassen, dass aber diese Säuremenge ebenso auch Fermente unterdrückt;
dieser letztere Fall wird bei schwer gährigen Melassen in Frage kommen, und da der
Vortheil der Unterdrückung der Fermente die Schädigung der Hefe überwiegt, erklärt
sich bei diesen Melassen das günstige Resultat. Aus dieser Erwägung ergibt sich
aber, dass die Ursache der Schwergährigkeit Fermente sein müssen, und es kam nun
darauf an diese Fermente zu isoliren und zu charakterisiren. Bei den diesbezüglichen
Versuchen wurden nun folgende Beobachtungen gemacht: 1) Wenn man in eine Lösung
normal gährender Melasse eine kleine Menge schwer gähriger Melasse bringt, so wird
die ganze Mischung schwer gährig; 2) die gährungshemmende Wirkung, welche die
Aussaat einer Cultur von Bakterien aus schwer gährigen Melassen bewirkt, ist
dieselbe, ob man die Mischung aufkocht oder nicht; die Wirkung dieser
Bakterienaussaat ist viel bemerkbarer, wenn dieselbe während der Gährung
stattfindet, als wenn sie zum Beginn der Gährung stattfindet.
Aus diesen Beobachtungen schloss Effront, dass die hier
in Betracht kommenden Fermente sehr widerstandsfähig gegen hohe Temperaturen sein
müssten, und dass sie zu der Klasse der anaëroben Bakterien gehören müssten. Es
gelang ihm schliesslich, Fermente zu isoliren und aus der ersten Cultur andere
Culturen zu ziehen, welche, in sterilen Lösungen normal gähriger Melassen
übertragen, diese sämmtlich schwer gährig machten. Anfangs schien es, als ob diese
Bakterien anaërob seien, weitere Versuche zeigten aber, dass der
Sauerstoffabschluss für die Entwickelung dieser Bakterien nicht unbedingt nöthig
ist. Die Widerstandsfähigkeit dieser Bakterien gegen hohe Temperaturen und gegen
Antiseptica wird der kleberigen Umhüllung, welche sie umgibt und schützt,
zuzuschreiben sein. Gewöhnliche antiseptische Mittel, um diese Bakterien unschädlich
zu machen, erwiesen sich als erfolglos, da dieselben in so grossen Quantitäten erst
wirkten, dass dadurch auch die Hefe geschädigt wurde. Effront versuchte nun die Bakterien zu entfernen, und dieses gelang durch
Ausfällen, indem man in die Lösung Körper einführte, welche einen Niederschlag
bewirkten, wobei die Bakterien mitgerissen werden, so dass dieselben durch Filtriren
oder Decantiren entfernt werden können. Wenn die Ausscheidung gut gelungen ist, ist
sogar das Decantiren überflüssig; die Bakterien werden durch den Niederschlag
festgehalten und sind unwirksam.
Folgende Verfahren haben z.B. bei der Verarbeitung schwer gährender Melassen gute
Erfolge gegeben: die mit Wasser verdünnten, auf 18° B. eingestellten Melassen wurden
mit Tannin (25 g auf 100 k Melasse) versetzt, nach einiger Zeit wurde die über dem
Niederschlage stehende Flüssigkeit abgehoben. Wenn man die Melasselösung etwas
stärker ansäuert und die Tanninmenge auf 30 bis 35 g steigert, kann man auch ohne
Decantiren arbeiten. Statt des Tannins kann man auch Picrinsäure (25 bis 30 g auf
100 k Melasse) anwenden, doch gibt diese Unzuträglichkeiten bezüglich der Schlempen,
so dass sie für die Praxis nicht empfehlenswerth ist. Bei beiden Mitteln beobachtete
Effront, dass das Aufkochen der mit den
Fällungsmitteln versetzten Melasselösungen oder das Anwärmen derselben bis nahe an
den Kochpunkt von Nutzen ist.
Ein sehr einfaches Mittel, mit welchem Effront ebenfalls
gute Resultate erzielt hat, besteht in der Anwendung von Eiweiss; auf 100 k Melasse
nimmt man das Weisse von drei bis vier Eiern, verrührt es in der Melasselösung und
erwärmt dieselbe bis zum Gerinnen des Eiweiss. Alle diese Mittel sind also auf das
mechanische Mitreissen der Bakterien begründet, man kann sie nach den Verhältnissen
beliebig ändern; so gibt z.B. auch das Niederschlagen mit Thonerdehydrat gute
Resultate. Jedenfalls werden durch diese Niederschlagsmethode die schwer gährigen
Melassen von den schädlichen Fermenten gereinigt und in normal gährende übergeführt.
Die Ausbeute dieser Melassen wird dann lediglich von der Beschaffenheit der
verwandten Hefe, der Anlage der Brennerei und dem in ihr herrschenden
Reinlichkeitsgrade abhängen, sowie von der Dauer der Gährung. Ueberall da aber, wo
man es mit Nebengährungen zu thun hat, welche nicht von den eben besprochenen
Fermenten bewirkt werden, wird man zur Anwendung antiseptischer Mittel greifen, von
denen der Verfasser die Flussäure besonders empfiehlt. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 17 S. 86.)
Zu dieser Arbeit bemerkt Heinzelmann an derselben Stelle
S. 101, dass er schon im J. 1889 darauf hingewiesen habe, dass nicht die flüchtigen
Säuren die Ursache der Schwergährigkeit sind, sondern die Bakterien, welche sich
schneller als die Hefe entwickeln und diese in ihrem Wachsthum schädigen. Er hat
auch nachgewiesen, dass gut gährige Melassen häufig grössere Mengen flüchtiger
Säuren enthalten als schwer gährige. Ferner hat er festgestellt, dass durch Aufkochen der
Melasse die Bakterien sich abtödten lassen; zuweilen geschieht es in alkalischer,
zuweilen erfolgt eine Tödtung erst in saurer Lösung; letztere Beobachtung machte der
Verfasser im J. 1892. Die Beseitigung der Bakterien durch Ausfällen hat bereits E. Meyer im J. 1885 in Vorschlag gebracht. Auch das
Verfahren von Greger bezweckt dasselbe. Die Anwendung
der Flussäure hält der Verfasser für nicht zweckmässig, da er bei seinen Versuchen
in Huseburg Misserfolge damit gehabt hat.
Ein Verfahren zur Lüftung gährender Würzen und Maischen
ist Gerhard Francke in Berlin vom 1. Juni 1893 ab im
Deutschen Reich patentirt (Patentschrift Nr. 73167). Es ist bekannt, dass bei der
Herstellung von Presshefe unter Lüftung mit dem entweichenden Luftstrom auch
beträchtliche Spiritusmengen verloren gehen, die bis zu 50 Proc. des aus der Maische
gewinnbaren Alkohols betragen können.
Es ist ferner bekannt, dass von gährender Würze oder Maische der Sauerstoff der
eingeblasenen Luft bei weitem nicht absorbirt wird, sondern zum grössten Theil
wieder in unveränderter Gestalt entweicht.
Auf diese Thatsachen stützt sich das vorliegende Verfahren, indem es zur Vermeidung
von Spiritusverlusten den entweichenden Luftstrom wieder zur Lüftung benutzt, so
dass während der ganzen Gährdauer die Lüftung durch einen im Kreislauf sich
bewegenden Luftstrom bewerkstelligt wird.
Da die aus der gährenden Flüssigkeit entweichende Luft reich an Kohlensäure ist, wird
zwischen Gährbottich und Luftpumpe ein Gefäss eingeschaltet, welches mit einem
Absorptionsmittel für Kohlensäure gefüllt ist, z.B. Kalkmilch, die Luft
hindurchgeleitet und nach etwaiger Erwärmung gekühlt, so dass sie, frei von
Kohlensäure, wieder in die Luftpumpe bezieh. das Gebläse und von dort in den
Gährbottich zurücktritt. Auf diese Weise werden mit der Luft auch die entweichenden
Spiritusdämpfe der gährenden Flüssigkeit wieder zugeführt, und es kann derselben
nicht mehr Alkohol entzogen werden als der Sättigungscapacität der in der
geschlossenen Rohrleitung befindlichen Luft entspricht. Verluste an Alkohol sind
daher nahezu ausgeschlossen, ohne dass eine Beeinträchtigung der Hefebildung
stattfindet, denn das einmal eingeblasene Luftquantum enthält mehr Sauerstoff als
die Hefe selbst bei denkbar grösster Vermehrung aufnehmen kann. Gleichzeitig bietet
das Verfahren in einfacher Weise den Vortheil mit steriler Luft zu arbeiten, da
durch das Passiren der Kalkmilch die Luft völlig sterilisirt wird.
Beiträge zur Beurtheilung der Reinhefe Rasse II liefert
Bücheler in Regensburg in der Zeitschrift für Spiritus-Industrie, Bd. 17 S. 57. Von
den vielen Kritikern, welche sich über die Eigenschaften der Reinhefe Rasse II
bisher geäussert haben, wurde fast einmüthig die hochentwickelte Gährkraft der Hefe
hervorgehoben und besonders auf die energisch verlaufende Nachgährung hingedeutet,
kraft deren selbst hochconcentrirte Maischen einen sehr guten, ja sogar einen
vollkommeneren Vergährungsgrad, als bisher constatirt, erreichen sollen.
Getheilt dagegen waren die Meinungen über die Frage, wodurch der überstarken
Gährkraft dieser Hefe, welche sich in der leidigen Schäumgährung äussert, am besten
zu begegnen sei. Eine starke Vergährung der Hefe, wie von einer Seite
angegeben, erwies sich in vielen, doch nicht in allen Fällen als wirksam.
Mangelhafte Erwärmung der Hefe, nach Hesse's Angabe
Ursache der Schäumgährung, wurde von Heinzelmann bei
seinen Versuchen in Wutzig angewendet, ohne jedoch
damit Schäumgährung hervorzurufen.
Von dritter Seite endlich wurde betont, dass die Ursache der Schäumgährung nicht
einseitig durch die Natur der Rasse II bedingt sei, in Folge dessen auch eine nach
verschiedenen Gesichtspunkten variirte Hefenführung die Unterdrückung schaumiger
Gährung nicht immer beeinflussen könne, vielmehr sei die Ursache der Schäumgährung
in der wechselnden Zusammensetzung der Kartoffelmaischen, überhaupt des
Maischmaterials zu suchen. Der letztere Punkt gibt nach Ansicht des Verfassers eine
erwünschte Deutung für die bei praktischen Versuchen mit Rasse II öfters constatirte
auffallende Thatsache, dass nicht selten ganz verschiedene Resultate auftreten,
obgleich von derselben kundigen und gewandten Hand unter offenbar den gleichen
Versuchsbedingungen mit Rasse II gearbeitet wird.
Zur Beleuchtung dieser Fragen, wie speciell des letztgenannten Punktes, wurden in
einigen bayerischen Brennereien Versuche mit Rasse II angestellt und analytisch
genau verfolgt. Der Rahmen, innerhalb dessen sich die Versuche bewegten, sollte ein
möglichst weiter sein; daher wurde bei Auswahl der betreffenden Brennereien auf
grösstmöglichste Verschiedenheit der geographischen Lage, der Bodenbeschaffenheit,
der Qualität des Rohmaterials, des Alters der Kartoffeln, der maschinellen
Einrichtung, sowie endlich der Arbeitsweise Rücksicht genommen. Es wurden vier
derartige ausgedehnte Versuche ausgeführt, und die dabei gemachten praktischen
Erfahrungen werden vom Verfasser in folgenden Sätzen zusammengefasst: 1) Die
Reinhefe Rasse II, an Zellengrösse alle mir bisher bekannt gewordenen bayerischen
Hefen übertreffend, zeichnet sich durch eine ganz hervorragende Gährungsenergie aus,
wofür die kräftige Nachgährung der Maischen der beste Beweis ist; 2) demnach ist die
Rasse II zur Vergährung hochconcentrirter Maischen besonders geeignet; ihre
Widerstandsfähigkeit hohem Alkoholgehalte gegenüber ist eine grosse; 3) die
Eigenschaft der Reinhefe Rasse II, Schäumgährung zu veranlassen, ist eine latente
und wird durch gewisse Maischen bezieh. deren Zusammensetzung geweckt; 4) soweit die
Hefenführung zur Bekämpfung der Schäumgährung in Betracht kommt, empfiehlt sich nach
meiner Erfahrung Folgendes: hohe Concentration des Hefegutes, Abtödten des
Milchsäurefermentes nach vollendeter Säuerung, sofortige Anstellung des gekühlten
Hefegutes mit reiner Hefe unter Umgehung der Mutterhefeneimer wobei eine Reduction
im Quantum der Anstellhefe räthlich ist; 5) die Reinhefe Rasse II erhöht die
Reinlichkeit der Gährung; die Alkoholausbeute vermehrt sich, die Säurebildung
vermindert sich; 6) die Reinhefe Rasse II scheint besonders geeignet, notorisch
schwer gährende Maischen gut vergähren zu können.
Sonach bedeutet die Einführung dieser Reinhefe nach den verschiedensten
Gesichtspunkten hin einen wesentlichen Fortschritt; Aufgabe der Brennereien ist es,
sich diesen Fortschritt mehr und mehr zu nutze zu machen.
IV. Destillation und Rectification. V. Schlempe.
Ein Verfahren zur Conservirung der Schlempe ist Frau Feska patentirt. Dasselbe besteht im Wesentlichen in der Gewinnung
der festen Bestandtheile der Schlempe durch Centrifugiren, wobei jedoch in der Weise
verfahren wird, dass die Centrifuge mit voluminösen Stoffen, besonders Häcksel von
Stroh oder Heu, gefüllt wird, an welche sich die festen Bestandtheile der Schlempe
ansetzen. Der Inhalt der Centrifuge, also Rauhfutterhäcksel nebst den festen
Bestandtheilen der Schlempe, wird alsdann getrocknet und stellt ein proteïnreiches
gutes Futtermittel dar. Da bei diesem Verfahren aber die werthvollen löslichen
Bestandtheile der Schlempe verloren gehen, so wird dasselbe nur in Anwendung kommen
können, wo es sich nur darum handelt, einen Theil der Schlempe zu conserviren,
während ein anderer Theil frisch zur Verfütterung gelangt. Es wird alsdann der beim
Centrifugiren abfallende flüssige Theil der Schlempe mit der frischen Schlempe
zusammen verfüttert werden können. Nähere Angaben über das Verfahren ertheilt die
Maschinenfabrik von Albert Feska und Co. in Berlin,
Chausseestrasse Nr. 35. (Nach Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 17 S, 62.)
VI. Apparate.
Ein Kühl- und Rührapparat für Maische ist Julius Richter in Marwitz bei Hohenfelde patentirt (D.
G. M. Nr. 19454). Der Apparat arbeitet selbsthätig, indem die Bewegung durch das
Kühlwasser hervorgerufen wird. Derselbe ist in Marwitz in Betrieb und soll selbst in
der dicksten Maische, auch bei allergeringstem Wasserverbrauch so sicher
functioniren, dass ein Stehenbleiben ganz ausgeschlossen ist. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 17 S. 33.)
Ueber das Ausblaserohr für Kartoffeln und Getreide,
Patent Koser, in Antonshof bei Lissa berichtet Schmidt in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 17 S. 49, sehr günstig. Die gedämpfte Masse kommt
von Anfang bis Ende des Maischens ganz fein zerstäubt in den Vormaischbottich, kühlt
in Folge der eigenartigen Einrichtung im Exhaustorschlot leichter durch, so dass ein
Verbrühen des Malzes fast gänzlich ausgeschlossen ist. Der Kühlwasserverbrauch ist
daher ein viel geringerer, trotzdem das Ausblasen in 40 Minuten gegenüber sonst 1½
Stunden beendet werden kann. Die Aufschliessung wird hervorgerufen durch die
energische Reibung, welche die auszublasende Masse bei dem sich bis zu 20mal
wiederholenden Durchgang in dünner Schicht durch das Rohr erleidet. Die Maischen
sind dünnflüssiger, vergähren besser, erfordern weniger Steigraum und enthalten 1,5
bis 2 Proc. mehr Zucker bei gleichem Rohmaterial. Das Dämpfen braucht nicht bis zu 4
at stattzufinden, sondern es genügen 2,5 bis 3 at. Der Verfasser bezeichnet den Koser'schen Apparat als einen bedeutenden Fortschritt
und empfiehlt die Anschaffung desselben dringend, besonders da der Apparat sehr
billig und überall leicht anzubringen ist.
VII. Analyse.
Ueber die Bestimmung des Rohrzuckers nach Meissl in
Malzauszügen wird in der Wochenschrift für
Brauerei, Bd. 11 S. 159, berichtet. Erich hält
die Methode von Jais (vgl. 1894 293 23) nicht für ganz zutreffend, denn er fand, dass in Malzauszügen
sowohl als auch in Malzwürzen eine Substanz enthalten ist, die nicht Rohrzucker ist,
die aber bei der Inversion nach Meissl reducirend
wirkt. Deshalb werde nach der von Jais vorgeschlagenen
Methode der Rohrzuckergehalt stets zu hoch gefunden. Diese Substanz soll weder
durch Kochen des Malzes mit Alkohol, noch durch den Maischprocess, noch durch das
Hopfenkochen, noch durch die Gährung irgend welche Veränderung erfahren; es sei auch
wahrscheinlich, dass sie in verschiedenen Malzsorten in wechselnden Mengen vorkomme.
Prior bestätigt diese Mittheilung, beobachtete
aber, dass die Menge des reducirenden Körpers je nach der verwendeten Heferasse eine
verschiedene ist, und schliesst daraus, dass dieser Körper wohl zu den
Hefenährstoffen gehört und sich vielleicht unter den Stickstoffsubstanzen der Würze
befindet.
Ueber die Bestimmung des Säuregehaltes im Malz macht Prior im Bayerischen
Brauerjournal, S. 74, Mittheilungen. Er stellte fest, dass bei 2stündiger
Digestion zu wenig Säure gefunden wird, dass man dagegen durch Digestion mit Wasser
bei Zimmertemperatur während 12 bis 14 Stunden den wahren Säuregehalt findet. Da bei
so langer Digestion aber bereits Säurebakterien in Wirkung treten, muss dieses
verhindert werden, und dieses erreichte der Verfasser am besten durch Anwenden von
Chloroformwasser zur Digestion. Nach Ansicht des Verfassers zerfallen die sauren
Körper des Malzes in folgende drei Gruppen: flüchtige organische Säuren
(Essigsäure), nicht flüchtige organische Säuren (Milchsäure) und saure Phosphate.
Bei der Extraction eines Malzes mit Chloroformwasser fand der Verfasser diese drei
Gruppen in folgenden Mengen: 0,018 Proc. Essigsäure, 0,053 Proc. Milchsäure, 0,199
Phosphorsäure. (Nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 11
S. 229.)
Zur indirecten Bestimmung des Alkohols nach der Tabarie'schen Formel kommt J.
P. Blund zu dem Schlusse, dass man der Wirklichkeit mehr entsprechende
Werthe erhält bei Benutzung der Formel 1 – (s1 – s), was auch
bereits Lorenz nachgewiesen hatte. (Nach Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 33 S. 85.)
Die Inversion einiger Kohlehydrate untersuchte E. Winterstein auf Veranlassung von E. Schulze, indem er feststellte, welche Säuremengen
und welche Kochdauer zur vollständigen Inversion nöthig seien, und ferner, wie gross
die dabei entstehenden Glukosemengen sind. Stachyose ergab nach 1stündigem Kochen
mit 2procentiger Salzsäure die günstigsten Resultate, nämlich 74,52 Proc. der
theoretischen Menge. Annähernd dieselben Zahlen, nämlich 73,51 Proc. der
theoretischen Menge, lieferte 2procentige Schwefelsäure, dagegen vermindert sich die
Glukosemenge bei 1½stündigem Kochen mit 2procentiger Salzsäure, wahrscheinlich weil
ein Theil der entstandenen Lävulose beim Kochen wieder zerstört wird. Die gleichen
Ergebnisse wurden mit Lupeose erhalten, wo bei 1stündigem Kochen mit 2procentiger
Salzsäure 78,63 Proc. der theoretischen Ausbeute erhalten wurden und nach
1½stündigem Kochen ebenfalls eine Verminderung eintrat. Raffinose lieferte nach
1stündigem Kochen mit ⅕-Normalsalzsäure die grösste Menge, nämlich 86,78 Proc. der
theoretischen. Bei Holzgummi wurde nach 1stündigem Kochen mit 2procentiger Salzsäure
die grösste Menge, nämlich 77,9 Proc. der theoretischen, erhalten.
Baumwollencellulose, durch Behandeln mit concentrirter Schwefelsäure gereinigt, gab
bei 2stündigem Kochen mit verdünnter Schwefelsäure, welche in 100 cc etwa 2 g SO4H2 enthielt, 92,4
Proc. der theoretischen Glukosemenge; Lupinenschalencellulose, in gleicher Weise bereitet, lieferte
bei gleicher Behandlung 93,81 Proc. der theoretisch möglichen Glukosemenge. (Landwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. 41 S. 375.
Nach Biedermann's Centralblatt, 1894 S. 61.)
Ueber die gewichtsanalytischen Methoden zur Bestimmung
reducirender Zucker durch alkalische Kupferlösung berichtet L. Grün in der Chemiker-Zeitung, 1894 S. 447. Der Verfasser wendet sich gegen die
Ausführungen von Nihoul (vgl. 1894 292 163) und führt die Aeusserungen verschiedener
Forscher an, welche das Verfahren der Bestimmung als Kupferoxyd durch Glühen oder
Abrauchen mit Salpetersäure als unsicher und zeitraubend bezeichnen. Der Verfasser
hat selbst Versuche darüber angestellt und gefunden, dass eine vollständige
Ueberführung des Kupferoxyduls in Oxyd nur durch oft wiederholtes Abrauchen und
Glühen zu erreichen ist. Die Annahme Soxhlet's über die
Flüchtigkeit des Kupfernitrats hat der Verfasser jedoch nicht bestätigt gefunden.
Allerdings erleidet das basische Salz bei 200° einen namhaften Gewichtsverlust;
derselbe beruht aber nicht auf der Verflüchtigung der Verbindung als solcher,
sondern auf einer Abspaltung von Salpetersäure und Wasser aus derselben. Die grüne
Masse schwärzt sich hierbei, und wenn man den Versuch lange genug fortsetzt, so
erhält man schliesslich reines Oxyd, die Verbindung ist vollständig zerstört, stets
aber enthält der Rückstand genau die gleiche Menge Kupferoxyd, welche in Form
basischen Nitrats zu dem Versuche verwendet wurde. Der Verfasser führt ferner des
Näheren aus, dass das Verfahren von Nihoul
umständlicher und zeitraubender ist, so dass dasjenige von Soxhlet, welches, obgleich durch seinen Versuch der Grund, welcher Soxhlet zum Unterlassen der Oxydation veranlasst hatte,
hinfällig geworden ist, dennoch als das bei weitem bessere vorzuziehen ist. Der
Verfasser kommt zu dem Schlusse, dass einzig und allein die Filtration durch
Asbeströhren mit nachfolgender Reduction im Wasserstoffstrome die Gewähr für
richtige Resultate bietet und zugleich die bequemste und am schnellsten
durchführbare Methode ist, eine Schlussfolgerung, welcher nach Ansicht des
Referenten jeder zustimmen wird, der Gelegenheit gehabt hat, nach dem alten
Oxydationsverfahren und nach dem Soxhlet'schen
Verfahren praktisch zu arbeiten.
Auf ein umfangreiches Referat in der Zeitschrift für
analytische Chemie, Bd. 33 S. 224, welches eine grosse Anzahl von Arbeiten
über Charakterisirung und Bestimmung der
Zuckerarten mehr oder weniger eingehend behandelt, können wir hier nur
hinweisen.
In Bezug auf die Untersuchung von Branntwein auf den
Fuselölgehalt ist eine allgemeine Verfügung des königl. preussischen
Finanzministeriums ergangen, welche bestimmt, dass in allen Fällen, wo eine
Untersuchung von Branntwein auf den Fuselölgehalt auf Grund der Anlage 1 zur
Anleitung für die Ermittelung des Alkoholgehaltes im Branntwein
(Bundesrathsbeschluss vom 26. November 1891) stattfindet, sie lediglich dem
Wortlaute dieser Bestimmung entsprechend zu erfolgen hat, ohne dass der Branntwein
zuvor einer Destillation oder sonstigen Behandlung mit Kali unterworfen wird. Das
die Beimischungen an Aldehyd, Estern u. dgl. beseitigende Vorverfahren, bestehend in
der Behandlung mit Kali vor der Destillation, ist dagegen nach einer zur Sache
erfolgten Aeusserung des kaiserlichen Gesundheitsamtes nur auf Fälle anwendbar, wo
die Bestimmungen und Zwecke des oben erwähnten Bundesrathsbeschlusses nicht in
Betracht kommen, d.h. auf die ohne Berücksichtigung steuer-fiskalischer
Gesichtspunkte, lediglich aus gesundheitspolizeilichen Rücksichten erfolgende
Untersuchung von Trinkbranntweinen, bei der nur gesundheitsschädliche, nicht aber
auch alle sonstigen, die Alkoholometeranzeige beeinflussenden Beimischungen von
Bedeutung sind.
Ueber die Bestimmung von Rohrzucker neben Milchzucker
berichten W. D. Bigelow und K.
P. Mac Elroy im Journal of the American Chem.
Society, Bd. 15 S. 668 bis 695. Die Verfasser untersuchten die Einwirkung
von Invertase auf die beiden Zuckerarten und fanden, dass sich Rohrzucker durch eine
genügende Menge Hefeaufguss, noch besser durch Presshefe vollständig invertiren
lässt, ohne dass der Milchzucker angegriffen wird. Um den Milchzucker neben
Rohrzucker zu bestimmen, vergähren die Verfasser den Rohrzucker bei Gegenwart von
Fluoriden, wobei unter geeigneten Bedingungen (20 g Fluorkalium auf 100 cc
Gährflüssigkeit) der Milchzucker nicht angegriffen wird, so dass derselbe dann
polarimetrisch oder durch Reduction in der vergohrenen Flüssigkeit bestimmt werden
kann. Bemerkt sei noch, dass die Zerstörung des Milchzuckers durch Vergährung nur in
wässeriger Lösung durch die Fluoride verhindert wird, dass dagegen bei Gegenwart von
Eiweisstoffen, also z.B. in der Milch, die Menge des Milchzuckers bei der Vergährung
auch bei Gegenwart von Fluoriden abnimmt. (Nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 11 S. 206.)
(Schluss folgt.)