Titel: | Neue Erdölkraftmaschinen. |
Autor: | Mg. |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 106 |
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Neue Erdölkraftmaschinen.
(Schluss des Berichtes S. 80 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Erdölkraftmaschinen.
Bei der Pumpe der Maschinenfabrik Kappel in Kappel bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 63092 vom 7. Juli 1891) ist der Pumpenkolben a (Fig. 53), welcher in
dem Pumpengehäuse b sich auf und nieder bewegt, mit
einem Bund a1 versehen
und steht unter Einfluss der Spiralfeder s. Ein
Anschlag t hält den Pumpenkolben in gänzlich gehobener
Stellung; derselbe kann fortfallen, wenn man dem Pumpenkolben im Innern des
Cylinders Anschlag in der höchsten Kolbenstellung gibt. Das von der Maschine aus auf
und nieder bewegte Antriebsorgan m findet in dem
Gehäuse m1 seine
Führung; dasselbe ist mit vorderem Knopf k versehen,
der einstellbar gegen das Organ m durch Schraubgewinde
wird. Je nachdem man durch Einstellung des Knopfes k
gegen das Antriebsorgan m, welches stets seine regelmässige Hin- und Rückbewegung
vollführt, den todten Weg zwischen dem in höchster Stellung befindlichen
Pumpenkolben a und dem Antriebsorgan m k verringert oder vergrössert, je nachdem wird der
Pumpenkolben mehr oder weniger durch dieses Antriebsorgan niedergedrückt, also die
Leistungsfähigkeit der Pumpe entsprechend verändert. Dieser Regulirknopf k kann auch an dem Pumpenkolben selbst angebracht sein;
die Wirkungsweise ist genau dieselbe, wie die in der Zeichnung dargestellte, bei
welcher die Feder s bei Rückgang des Antrieborgans m k den Pumpenkolben in die Höhe bewegt, worauf beim
Rückgang das Niederdrücken des Pumpenkolbens erfolgt, nachdem der Knopf k gegen den Pumpenkolben a
sich gegengelegt hat.
Textabbildung Bd. 295, S. 105
Fig. 53.Pumpe der Maschinenfabrik. Kappel.
Bei einer Abänderung dieser Hauptanordnung ist das Antriebsorgan m ausserhalb der
Achse des Pumpenkolbens a angeordnet. Ebenso ist der
verstellbare Anschlag k von dem Betriebsorgan
vollständig getrennt. Letzteres besitzt einen seitlichen Arm, mittels dessen es auf
den Bund a1 der
Kolbenstange a drückt und die Function der Pumpe
herbeiführt; im Uebrigen ist Anordnung und Wirkungsweise die gleiche.
Eine weitere Abänderung weicht insofern ab, als hier von der Spiralfeder als
Hebevorrichtung für den Pumpenkolben vollständig abgesehen ist und eine Blattfeder
Verwendung findet, welche die Verbindung zwischen Antriebsorgan und Pumpenkolben
herstellt, derart, dass, nachdem der Pumpenkolben sich gegen den verstellbaren
Anschlag k gegengelegt hat, das Antriebsorgan seinen
regelmässigen Hub unter Durchbiegung der Blattfeder vollendet. Je nach Einstellung
des Anschlages k wird natürlich die Durchbiegung dieser
Blattfeder eine mehr oder weniger grössere sein und die Leistungsfähigkeit der Pumpe
durch die Stellung des Anschlages k bestimmt.
Bei an sich schon in sehr kleinen Abmessungen erbauten Pumpen tritt, besonders im
Falle der Förderung leichtflüssiger Massen, wie z.B. flüssigen Kohlenwasserstoffen,
der Uebelstand
leichten Undichtwerdens sehr erschwerend auf. Dies gilt in erhöhtem Maasse dann,
wenn es sich um die Ueberwindung grosser Drücke bei der Förderung handelt. Haben
Pumpen dieser Art Erdölmaschinen zu speisen, so ist das Vorhandensein stets gut
dichtender Ventile oder anderweiter Abschlussmittel geradezu Bedingung für einen
allen Anforderungen Genüge leistenden Gang bezeichneter Kraftmaschinen. G. A. List, V. List und J.
Kosakoff in Moskau (* D. R. P. Nr. 70953 vom 20. December
1892) begegnen dem beregten Nachtheile dadurch, dass sie die Saugleitung
y (Fig. 54) von
Pumpen der oben bezeichneten Art, deren Cylinder bei G
auftritt und deren Kolben G1 hierin etwa mittels Antriebstange t2 unter Mitwirkung einer Feder s2 hin und her bewegt wird, durch zwei Ventile y1
y2 von dem
Pumpencylinder abschliessen und auch den Druckstrom durch zwei Ventile z2 und z1 hindurchgehen
lassen, ehe er in das Druckrohr z überzutreten vermag.
Gelangt ein das dichte Aufsitzen des einen Ventiles eines solchen Ventilpaares
verhindernder fremder Körper zwischen die betreffenden Abdichtungsflächen, so
verhütet das zweite Ventil dieses Paares ein Zurücktreten der bezüglichen Saug- oder
Drucksäule, lässt die sonst unvermeidlich auftretende Wirkung einer Undichtigkeit
also nicht zur Geltung kommen. Bei der nächstfolgenden Inanspruchnahme desselben
Ventilpaares spült dann der durchziehende Strom (sei es Saugoder Druckstrom) den
fremden Körper mit Sicherheit von den Ventilflächen wieder fort. Denn weil das
andere Ventil abdichtete, also auch den Druck aufnahm, so vermochte ein Eindrücken
des fremden Körpers in die Ventilflächen nicht stattzufinden und war damit ein
etwaiges Festhalten des Körpers bezieh. eine Beschädigung dieser Fläche
ausgeschlossen.
Textabbildung Bd. 295, S. 106
Fig. 54.Pumpe von List und Kosakoff.
Die hiermit gebotene Sicherheit gegen die Undichtigkeit von Pumpenventilen wird noch
erhöht, wenn statt je eines Sicherungsventiles deren je zwei oder noch mehrere im
Saug- wie im Druckventilsatze Anordnung finden.
Die bisher bei Kraftmaschinen, welche mit flüssigem Brennstoff arbeiten, benutzten
bekannten schwingenden Pumpen mit umlaufender Antriebsbewegung zur Zuführung von
flüssigem Brennstoff hatten den Uebelstand im Gefolge, dass sie eine ungleichmässige
Zuführung des flüssigen Brennstoffes bewirkten, indem während der Einsauge- und
Einspritzperiode anfänglich eine grössere, am Ende derselben aber nur eine ganz
geringe Menge eingeführt wurde, was einer möglichst vollkommen gleichmässigen
Mischung des flüssigen Brennstoffes mit der Luft nicht entspricht, so dass
ungeregelte Mischungen und Explosionen stattfinden.
Zur Verhütung dieses Uebelstandes bezieh. zur Erreichung eines ganz gleichmässigen
Gemisches sind nach der Erfindung von J. Spiel in
Berlin (* D.
R. P. Nr. 66209 vom 24. Februar 1892) die Kanäle a und b in dem feststehenden Theil c und der Kanal e in dem
schwingenden Theil d in einer derartigen Grösse und
Lage zu einander angeordnet, dass das Einspritzen des flüssigen Brennstoffes,
wie aus dem Diagramm (Fig. 55) zu ersehen ist, von
1 bis 2 stattfindet.
Da der Kolben den Hub 1 bis 2 mit nahezu gleicher Geschwindigkeit vollführt, so folgt daraus, dass
auch ein gleichmässiges Fortdrücken und Einspritzen des flüssigen Brennstoffes
während der Einsaugeperiode stattfinden muss, somit auch eine gleichmässige Mischung
des Explosionsgemenges. Bei den früheren Anordnungen fand das Fortdrücken zwischen
x y statt, so dass naturgemäss auf dem Wege x y eine starke, von z y
eine ganz geringe Abgabe stattfand, da die Kolbenbewegung auf dem Wege z y nur eine unwesentliche ist, man konnte somit eine
gleichmässige Mischung des Explosionsgemenges nicht erzielen.
Für alle Speiseleitungen gemeinsame Abschlussvorrichtung von L. Kühne
in Dresden (* D.
R. P. Nr. 70456 vom 3. Februar 1893), Fig.
56.
Textabbildung Bd. 295, S. 106
Fig. 55.Mischvorrichtung von Spiel.
Bei normalem Gang der Maschine sind alle Speiseleitungen während der Speiseperioden
gemeinsam zu öffnen, bei zu schnellem Gang aber, also beim Ausschwingen des
Regulators, dauernd geschlossen zu halten.
Textabbildung Bd. 295, S. 106
Fig. 56.Speiseleitungsabschluss von Kühne.
In einen Cylinder a mündet in axialer Richtung die
Oeldüse b und nahe bei dieser diametral der Luftkanal
c und der nach dem Arbeitscylinder führende Kanal
d ein. Im Cylinder a
ist, alle drei vorgenannten Kanäle gleichzeitig schliessend, ein Kolben e angeordnet, dessen Stirn- ende gegenüber dem zu einem
Ventilkegel ausgebildeten Mundstück der Oeldüse b als
Ventilsitz gestaltet ist. Auf einer Verlängerung des Kolbens c ist eine Feder f angeordnet, die den Kolben
in der Schlusstellung erhält bezieh. in dieselbe zurückführt. An dem ausserhalb des
Cylinders a liegenden Ende der Kolbenverlängerung
greift mit seinem einen Arm ein Winkelhebel g an, auf
dessen anderen Arm unter Vermittlung einer Hubstange h
die vom Regulator beeinflusste Steuervorrichtung einwirkt. Bei normaler Tourenzahl
des Motors zieht die Steuervorrichtung unter Vermittelung der Hubstange h und des Winkelhebels g
den Kolben e während der Speiseperiode zurück und
öffnet dieser hierbei die Speiseleitungen b, c und d fast gleichzeitig, so dass aus der Düse b das Oel und durch den Kanal c die Luft in den Cylinder a eintreten und
beide, nachdem das Oel zuvor zerstäubt oder vergast worden, als Explosionsgemenge
durch den Kanal d nach dem Arbeitscylinder gelangen
können. Bei steigender Tourenzahl des Motors bringt der dabei ausschwingende Regulator die
Steuervorrichtung mit der Hubstange h ausser Berührung,
und vermag demzufolge der Winkelhebel g den Kolben e nicht zurückzuziehen; derselbe bleibt demnach, so
lange der Motor nicht auf seine normale Tourenzahl zurückgegangen ist, in seiner die
Kanäle b, c und d
verschliessenden, die Speisung des Arbeitscylinders verhindernden Stellung.
Locomobilen.
Eine besondere Bedeutung hat die Erdölmaschine schon jetzt zum Betriebe von
Fahrzeugen und als Locomobil-Betriebsmaschine erworben. Der leichte, gefahrlose und
billige Betrieb, welcher alle Vortheile der Gasmaschine aufweist, aber manche
Uebelstände der Dampfmaschine beseitigt, liess das Augenmerk der Constructeure
besonders auf die Ausbildung der Erdölmaschine für den locomotiven und locomobilen
Betrieb gerichtet sein. In ersterer Beziehung ist es namentlich der Mannheimer Motorenfabrik gelungen, brauchbare Maschinen
für Wagen und Wasserfahrzeuge zu bauen (Engineer, 1893
* 322). Ebenso ist die Firma Grob und Co. in Eutritzsch
bestrebt, die Erdölmaschine für den Bootsbetrieb auszubilden; letztere Firma hat
eine grosse Anzahl von Erdölbooten für den Hamburger Hafen und die kaiserliche
Marine geliefert, welche allgemein zufriedenstellend laufen.
Von Erdöllocomobilen, welche wohl von jeder Erdölmaschinenfabrik gebaut werden, seien
einige neuere Ausführungen besprochen.
Ist die Leichtigkeit der Mitführung des Betriebsstoffes auch besonders
beachtenswerth, so ist doch sehr erschwerend die Nothwendigkeit, für ausreichendes
Kühlwasser zur Cylinderkühlung zu sorgen. Bei den meisten Constructionen von
Locomobilen mit Erdölbetrieb ist davon abgesehen, auf künstliche Kühlung des
gebrauchten Kühlwassers zu verzichten. Im Allgemeinen wird das gebrauchte warme
Kühlwasser mit Hilfe von kleinen Ventilatoren, durch Rieselcondensatoren u. dgl.
künstlich schnell zur Abkühlung gebracht, damit dieselbe thunlichst geringe
Wassermenge recht rasch wieder kalt genug wird, um erneut zur Kühlung für den
Cylinder dienen zu können. In dieser Beziehung sind sehr geschickte Anordnungen
getroffen.
Erdöllocomobile der Gasmotorenfabrik Deutz (* D. R. P.
K. König Nr. 72972 vom 11. December 1892 und Uhland's praktischer Maschinenconstructeur, 1894 *
163).
Bei dieser Gas- oder Erdöllocomobile ist die Einrichtung so getroffen, dass die
Maschine mit allen zu ihm gehörenden Nebenapparaten, wie Ansauge- und Ausblasetopf,
Erdölbehälter, sowie Windkessel, Pumpe u.s.w., auf dem Boden eines gusseisernen oder
schmiedeeisernen Kastens angebracht ist. Die Maschine ist auf dem Boden des Kastens
stehend angeordnet, wodurch es ermöglicht wird, die Achse der Maschine senkrecht zur
Wagenachse zu stellen, was den Vortheil hat, dass Schwungrad und Riemenscheibe
vollständig ausserhalb des Bereiches der Fahrräder liegen können und die
Kraftentnahme nach beiden Seiten erfolgen kann. Durch diese Anordnung wird es
ermöglicht, die Locomobile zweirädrig auszubilden.
Fig. 57 stellt die Locomobile in Seitenansicht,
Längsschnitt und Grundriss vor. Es bezeichnet B das
kastenförmige Gestell, an welches mit Rosetten die Zapfen für die Räder R R angeschlossen sind, C
den Motor mit der ausserhalb der Räder liegenden Riemenscheibe S.
Um die Maschine auch als Feuerspritze gebrauchen zu können, ist unter dem Kasten B ein Wasserbehälter E
angebracht, aus welchem die unmittelbar von der Maschinenachse angetriebene Saug-
und Druckpumpe F saugt. Der Schlauchhahn G dient zum Anschrauben des Druckschlauches und der
Schlauchhahn H zur Verbindung mit einem Hydranten für
den Fall, dass die Spritze in Thätigkeit gesetzt werden muss, bevor der Behälter E mit Wasser beschickt ist.
Die Maschine wird in der Weise zum Betriebe festgestellt, dass man dieselbe auf zwei
in der Fahrrichtung gelegte Bohlen fährt und, nachdem man die Stütze an der Schere
herabgelassen und auf den Bohlen mittels Einsteckkeile oder sonstwie befestigt hat,
die Räder durch die von beiden Seiten angeschobenen Querschwellen festlegt und diese
Querschwellen mittels eines Querriegels und des durchgehenden Bolzens befestigt.
Textabbildung Bd. 295, S. 107
Fig. 57.Erdöllocomobile der Gasmotorenfabrik Deutz.
Wenn erforderlich, kann man die Vorderseite des Kastens B noch durch Zugstangen mit Spannmuffe an den Bohlen befestigen. Das
Gestell wird nämlich durch zwei in der Länge gekröpfte ⊏-Träger gebildet, an denen
die Radachsen befestigt sind. Ueber der hinteren Radachse ist der stehende
Erdölmotor mit seiner Kurbelwelle rechtwinklig zur Radachse derartig aufgestellt,
dass das auf der einen Seite der Kurbelwelle aufgekeilte Schwungrad von der hinteren
Seite des Wagens frei zugänglich ist. Dadurch wird nicht nur eine sehr tiefe
Lagerung, sondern auch ein bequemes Andrehen des Motors erreicht. Auf der anderen
Seite der Kurbelwelle sind zwei Riemenscheiben mit verschiedenem Durchmesser
vorgesehen, um den Motor gleichzeitig eventuell für zwei verschiedene Zwecke zu
verwenden. Die beiden Scheiben sind soweit vorgeschoben, dass ein Abführen des
Riemens, an den Rädern vorbei, nach beiden Seiten der Locomobile möglich ist. Auch
können die Scheiben durch eine Frictionskuppelung jeden Augenblick mit der
Motorwelle gekuppelt, oder von derselben gelöst werden. Zur Kühlung befindet sich
auf dem über der vorderen Wagenachse gelagerten Kühlwasserbehälter ein
Verdunstungsapparat. In diesem wird das vom Motor kommende heisse Kühlwasser durch
eine Kühlwasserpumpe auf Rieselflächen ausgebreitet und von der durch einen Ventilator entgegen
geblasenen Luft bestrichen. Es fliesst dann nach dem Kühlwasserbehälter ab, um aus
diesem dem Motor von Neuem zugeführt zu werden.
Der bei der Locomobile benutzte Motor Modell „H“ von 8 arbeitet im
Viertakt, jedoch wird das zur Ladungsbildung erforderliche Oel nicht durch
Injectorwirkung mitgerissen, sondern durch eine Oelpumpe in der Saugperiode in den
Verdampfer gespritzt, der von den Abgasen der Zündflamme warm gehalten wird. Das
Einströmungsventil, welches den Verdampferraum vom Cylinder trennt, ist selbsthätig
und da auch eine Zündregelungssteuerung nicht vorhanden ist, indem das Zündrohr in
stets offener Verbindung mit dem Cylinder steht, so bleiben nur das
Ausströmungsventil und die Oelpumpe als zwangläufig zu steuernde Organe übrig. Die
Steuerung derselben erfolgt durch ein auf der Kurbelachse sitzendes Excenter, wobei
der Viertakt auf Grund des durch das Patent Nr. 53906 geschützten Verfahrens
hervorgebracht wird.
Zur Regulirung der Geschwindigkeit befindet sich an dem vom Excenter bewegten
Steuerhebel des Ausströmungsventils ein Pendelregulator. Dieser lenkt bei
Ueberschreitung der Tourenzahl den Ausströmungsventilstichel derart ab, dass er von
der Schneide nicht getroffen wird. In Folge dessen werden die im Cylinder
enthaltenen gespannten Verbrennungsrückstände nicht ausgestossen, sondern comprimirt
und beim nächsten Kolbenhube wieder expandirt. Hierbei bleibt das selbsthätige
Einlassventil natürlich geschlossen und es fallen diverse Cylinderfüllungen aus, bis
nach Verringerung der Geschwindigkeit der Maschine das Ausströmungsventil wieder
aufgestossen wird, worauf endlich wieder eine Ansaugperiode und damit der richtige
Viertakt erfolgt. Die Oelpumpe wird in ganz ähnlicher Weise durch eine vom Excenter
bewegte Schneide und einen von einer gleichen Membran beeinflussten Stichel derartig
gesteuert, dass sie am Ende einer jeden Saugperiode Oel fördert, in der
Arbeitsperiode dagegen, in welcher der Excenter dieselben Stellungen annimmt, in
Ruhe bleibt.
Die Locomobile wurde mit 10 gebremst, hatte 200 mm Cylinderdurchmesser, 240
mm Hub und machte 330 Touren in der Minute. Das Gewicht der completen Locomobile
betrug 3000 k.
Textabbildung Bd. 295, S. 108
Locomobile und Pumpe der Maatschappy Eureka.
Die Construction der Maatschappy Eureka in
Almelo, Holland (* D. R. P. Nr. 65741
vom 20. März 1892), kann ebenso als Betriebsmaschine, wie als Pumpe und
Spritze Verwendung finden. Fig. 58 und 59 erläutern die Ausführung.
Die stehend angeordnete Maschine ruht auf einem Rahmen, der auf dem oberen Theil
eines aus Blech hergestellten Wasserbehälters befestigt ist, welcher der Maschine
als Fundament dient. Die ganze Maschine kann leicht umgelegt werden, so dass
sie auf die Schwungräder zu stehen kommt, welche nunmehr als Fahrräder dienen.
Erschütterungen werden durch Federn aufgenommen.
Der Steuerungsmechanismus ist seitlich des Arbeitscylinders angeordnet und besteht
aus zwei Scheiben E und E1, von denen die kleinere E zwei Umdrehungen macht, wenn E1 sich einmal umdreht. Die Scheibe E1 ist seitlich am
Arbeitscylinder befestigt und wird mittels einer Treibkette bewegt. Auf der nach dem
Arbeitscylinder gewendeten Seite trägt Scheibe E1 einen Stift e,
welcher bei jedesmaliger Umdrehung von E1 gegen den Hebel H
drückt, der nun das Zündventil M öffnet (Fig. 59), so dass die
Explosion erfolgen kann. An der anderen Seite der Scheibe E1 befindet sich das Daumenstück e1; dieses beeinflusst
bei weiterer Umdrehung der Scheibe E1 den Hebel N derartig,
dass das Auslassventil O gehoben wird und beim Rückgang
des Kolbens des Arbeitscylinders das verbrannte Gasgemenge durch Auspuffrohr o entweichen kann.
Der Misch- und Vergasungsapparat besteht aus zwei in einander befindlichen Cylindern,
von denen der innerste durch die Heizflamme P1 für den Zünder geheizt wird; der Raum zwischen den
beiden Cylindern ist mit Metalldrehspänen behufs inniger Mischung des Gases mit der
Luft angefüllt. Der Cylinder C enthält Bohrungen c und c1 . . . , durch welche er einerseits mit der
Luftzuführung L, andererseits mit der Saugleitung der
Gasmaschine in Verbindung steht. Die durch die Oeffnungen c . . . eintretende, schon warme Luft erwärmt sich in C noch mehr, mischt sich hier mit dem durch Vergasen
des Oeles erzeugten Gase und strömt durch die Oeffnungen c1 . . . beim Saugen der Gasmaschine zum
Arbeitscylinder.
Das zur Vergasung kommende Erdöl gelangt aus Behälter R
nach dem Cylinder I mit Zwischenwand i1, in der eine Spindel
i2 sich auf und ab
bewegen kann; diese Spindel trägt zum Absperren des Erdöls zwei Scheiben i3 und i4. In der Zwischenwand
i1 befindet sich
eine Oeffnung, welche durch Schraube I1 vergrössert oder verkleinert werden kann, je
nachdem mehr oder weniger Erdöl zur Vergasung kommen soll.
Beim Ansaugen des Arbeitscylinders, während welcher Zeit Scheibe E eine halbe, E1 eine viertel Drehung macht, hebt sich das Ventil
K und damit Spindel i2; dadurch gelangt Erdöl durch die
Oeffnung in der Scheidewand nach Kanal Q und an Ventil
q vorbei durch Rohr q1 nach dem Vergasungsapparat, an
Cylinder C1
hinunterlaufend. Wenn der Arbeitscylinder zu saugen aufhört, schliesst Ventil K, und Feder k1 zieht die Spindel i2 herunter, dadurch weitere Erdölzufuhr
verhindernd. Der Arbeitscylinder saugt aus dem Vergasungsraum das mit Luft gemischte
Gas durch Ventil F1 und
Stutzen D nach dem Arbeitscylinder, die Zufuhr in dem
Augenblick schliessend, in welchem das Ansaugen aufhört und Arbeitsventil K sich schliesst.
Während nun der Vorlauf des Arbeitskolbens das angesaugte Gas verdichtet, vollendet
Scheibe E ihre zweite Umdrehung und Scheibe E1 ihre erste, das
Spiel mittels Stiftes e und Hebels H durch Explosion des Gasgemenges wiederholend.
Der am Rohr L befindliche Hahn dient zur eventuellen
Zufuhr von Steinkohlen- oder anderem Gas.
Der Rundbrenner P erhitzt das Zündrohr m bis zur
Rothglut.
Die Pumpe ist eine gewöhnliche Saug- und Druckpumpe, die durch eine Kurbel der
Arbeitswelle b mit in Bewegung gesetzt wird.
Die Construction von Fr. Neukirch in Bremen (* D. R. P. Nr.
64370 vom 1. März 1892) behandelt einen besonderen Vorschlag zur Kühlung
(Fig. 60).
Textabbildung Bd. 295, S. 109
Fig. 60.Locomobile von Neukirch.
Die Erdölmaschine betreibt hier nicht unmittelbar die Kurbelwelle, sondern bethätigt
eine Pumpe, welche Luft in einen Behälter treibt, aus welchem die Druckluft zum
Betriebe der Kurbelwelle mittels besonderer Druckluftmaschine entnommen wird. Diese
scheinbar umständliche Anordnung hat den Vortheil, dass die Erdölmaschine ständig
weiter laufen kann, wenn auch keine Kraft von der Kurbelwelle verlangt wird.
Die Luftmaschine ist wie eine Dampfmaschine mit Umsteuerung versehen und kann mit
jeder erforderlichen grösseren und geringeren Geschwindigkeit, sowie auch vorwärts
und rückwärts arbeiten, ganz unabhängig von dem Gang der Erdölmaschine. Die hohe
Temperatur der ausblasenden Gase der Erdölmaschine wird zur Erwärmung der Druckluft
benutzt, indem diese Gase durch ein im Druckluftbehälter liegendes Rippenrohr oder
Schlangenrohr geführt werden. Der Druckluftbehälter bildet gleichzeitig in seinem
unteren Theil einen Wasserbehälter für das zur Kühlung des Erdölmaschinencylinders
und des Luftpumpencylinders erforderliche Kühlwasser. Dieses Wasser steht unter dem
Druck der Luft im Luftbehälter und kann unter diesem Druck verdampfen.
Der so gebildete Wasserdampf mischt sich mit der Druckluft und dient mit zum Antrieb
des Wagens; die Druckluft wird dadurch angefeuchtet und wirkt in Folge dessen
weniger angreifend auf die Wandungen der Luftmaschine zum Antreiben der
Wagenräder.
Die Cylinder der Erdölmaschine sowie der Luftpumpe haben also während des
Betriebes eine Temperatur, welche der Verdampfungstemperatur des Wassers bei dem im
Luftbehälter herrschenden Druck entspricht, ganz ähnlich wie bei der gewöhnlichen
Dampfmaschine.
Bei Abnahme des Druckes kann das Wasser in Folge seiner Eigenwärme noch ein gewisses
Dampfquantum entwickeln, so dass dieses Wasser auch noch als Kraftsammler dient. Das
verdampfte Wasser im Luftbehälter muss durch eine kleine Speisepumpe wieder ersetzt
werden.
Zur Erkennung der vorhandenen Wassermenge ist der Luftdruckbehälter mit einem
Wasserstandsglas versehen.
In Fig. 60 bedeutet:
p den Cylinder der Erdölmaschine;
c den Cylinder der Luftpumpe;
m die beiden Cylinder der Luftmaschine;
r die Räder des Strassenbahnwagens;
b den Behälter für die Druckluft;
w die Röhren für das Kühlwasser;
n das Ausblaserohr der Erdölmaschine;
l die Druckluftrohrleitungen für die Luftmaschine;
a die Ausblaseleitungen der Luftmaschine;
o das Druckluftrohr von der Luftpumpe zum
Luftbehälter.
Mg.