Titel: | Maschinenelemente. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 251 |
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Maschinenelemente.
Maschinenelemente.
I. Röhren und Rohrleitungen.
Aus Veranlassung des schweren Unfalles auf der „Brandenburg“ hat der Geheime Admiralitätsrath a. D. Gurlt in dem Verein deutscher
Maschineningenieure einen Vortrag gehalten, aus dem wir nach dem uns
freundlichst zugesandten Auszuge Nachstehendes entnehmenDer Vortrag
ist ausführlich wiedergegeben in Glaser's
Annalen vom 1. Juli 1894.:
Um auf den Dampfern die zur Verdoppelung ihrer früheren geringen Geschwindigkeit
erforderliche achtfache Maschinenkraft unterzubringen, ist im Laufe weniger
Jahrzehnte das Gewicht der Maschinen auf ein Drittel, ihr Kohlen verbrauch auf ein
Viertel für die Pferdekraft vermindert worden – hauptsächlich durch Steigerung des
Dampfdruckes auf das Neun- und Zehnfache. Diesen enormen Spannungen hielt aber die
altbewährte kupferne Dampfleitung namentlich da nicht mehr stand, wo sie gegen die
Wirkungen des Dampfdrucks und hoher Temperaturen nicht zweckmässig befestigt oder in
Folge ihrer Anordnung heftigen Wasserschlägen ausgesetzt war; gelöthete Röhren haben
in Folge von Ueberhitzung oft spröde Stellen, gezogene schwer erkennbare Längsrisse.
Viele Menschenleben sind den aus weit klaffendem Bruch ausgeströmten Dampfmassen zum
Opfer gefallen. Sicherer scheinen schon die sehr festen und dehnbaren Kupferröhren,
die nach Elmore's Verfahren galvanisch unter stetiger
Pressung des sich bildenden Niederschlages hergestellt werden. Auch geschweisste
schmiedeeiserne Dampfröhren werden neuerdings angewandt. Aber auch diese würden
nicht widerstehen können, wenn angesammeltes Condensations- oder übergekochtes
Kesselwasser unter der Einwirkung des Dampfes in ihnen seine furchtbaren Stösse
ausübte, deren Wucht bei Versuchen, welche kürzlich die Kaiserl. Marine
veröffentlichte, bis über das 30fache des angewandten
Dampfdruckes betrug. Gegen solche völlig unberechenbare Stosswirkung gewährt den
Dampfleitungen auch die immer mehr zur Anwendung kommende Drahtumwickelung keine
volle Sicherheit, da sie zwar gegen Längsriss, nicht aber gegen Querbruch stärkt.
Eine Handhabung der Absperrventile vom Oberdeck aus ist bei Leitungsbrüchen
nothwendig, um nachfolgende Kesselexplosionen zu verhüten, lässt sich aber nicht so
schnell bewirken, dass nicht die Dampfausströmung schon Unglücksfälle verursacht
haben könnte. Auch selbsthätig wirkende Kesselabsperrungen sind in Bezug auf die
erforderliche Schnelligkeit nicht zweifellos oder könnten im entscheidenden Moment
einmal versagen.
So gibt es denn nur ein nach menschlicher Berechnung sicheres Mittel: völlige
Isolirung der ganzen Dampfleitung von allen sie umgebenden Räumen durch
Einschliessung derselben in ein weites starkes Stahlblechgehäuse mit über das
Oberdeck hinausgeführten weiten und stets offenen Ausgangsröhren für den
ausströmenden Dampf. Dies Gehäuse schützt die Dampfleitung auch im Fall eines
Wassereinbruchs in einen von ihr durchlaufenen Schiffsraum und sichert den
Weiterbetrieb der Maschine; sie schützt die dünnwandigen Dampfröhren auch bei einer
schweren Maschinenhavarie oder im Gefecht gegen äussere, durch Maschinen oder
Geschossbruchstücke drohende Verletzungen. Alle nicht zum Maschinenbereich gehörigen
Schiffsräume müssten unbedingt gegen Eindringen von Dampf völlig abgeschlossen
sein. Dass bei den meisten Dampfrohrexplosionen nicht bloss die zunächst vom
Dampfstrom Getroffenen, sondern alle in dem Raum Befindlichen den Tod fanden, hat
seine Ursache nicht in einer blitzschnellen Verbrühung auch dieser Entfernteren,
sondern in der Sperrung des einzigen Ausgangs durch den Dampf, indem die allein zur
Benutzung stehenden Treppen und Leitern im Kessel- oder Maschinenraum selbst in die
Höhe, also mitten durch den Bereich des nach oben strömenden Dampfes führen. Diese
Einrichtung haben die allermeisten Dampfer, daher ist auf allen diesen die
Herstellung von Nothausgängen unbedingt erforderlich, die zunächst unten aus dem
betreffenden Raum hinaus und erst ausserhalb desselben auf geräumiger Treppe nach
dem Oberdeck zu entkommen gestatten. Kesselräume müssten an jedem Ende einen solchen
Ausgang erhalten, weil dort, wo nur einer vorhanden, die Leute von ihm durch die
Dampfausströmung abgeschnitten werden können. Auf einem Dampfer, wo letzteres der
Fall war und wo alle Leute im Kesselraum, in den die Ausströmung erfolgte, getödtet
wurden, blieben diejenigen, welche sich ganz nahe der letzteren in einem nach dem
Maschinenraum führenden, offenen Gange befanden, unverletzt, weil der lebhaft nach
oben strömende Dampf sofort einen starken Luftstrom aus dem Maschinen- nach dem
Kesselraum erzeugte, der den Dampf nicht in jenen eindringen liess. Damit nun solche
selbsthätige Luftströmung gesichert bleibe, ist jeder dieser Räume und jeder
Nothtreppenschacht mit weiten, über das Oberdeck hinausgeführten, stets offenen
Dampfausgangs- bezieh. Lufteintrittsröhren (natürlich mit Regendach) zu versehen.
Ohne diese Oeffnungen erhitzt sich, wie der Vortragende durch Versuche im Kleinen
festgestellt hat, sowohl der Ausströmungsraum, wie der zugehörige Ausgangsschacht in
wenigen Minuten auf fast 100° C., bei genügenden Oeffnungen dagegen der Raum selbst
schon weit weniger, während in den Ausgangsschacht der Dampf überhaupt nur noch
eindringt, wenn er aus einem Riss auf der Unterseite der Leitung, also zunächst nach
unten strömt. Dieser ungünstigste Fall ist jedoch maassgebend und jeder Maschinen-
und Kesselraum daher mit einer Anzahl durchlöcherter Röhren zu versehen, aus welchen
man mit einem einzigen Handgriff einen starken Seewasserregen niederströmen lässt,
der durch theilweise Condensirung des Dampfes die Temperatur im Raum noch weiter
erniedrigt, und zugleich den Menschen, bis sie letzteren verlassen haben, die
dringend nöthige rein äusserliche nasse Kühlung gewährt. Denn nach einer vom
Vortragenden selbst gemachten Probe kann man grössere Hitze in den Athmungsorganen,
also innerlich, als z.B. auf dem Handrücken vertragen. Welches übrigens die
lebensgefährliche Temperatur der mit Wasserdampf gesättigten Luft ist, hat die
Physiologie noch nicht ergründet, und es ist deshalb anzustreben, die Hitze nicht
über die in Dampfbädern höchstens etwa zugelassenen 55° kommen zu lassen. Auch den
in den Kohlenräumen Befindlichen muss ein schnelles Entkommen auf Leitern, die nach
einem Einschüttloch führen, gesichert sein.
Die Einkapselung der Dampfleitung macht die Nothausgänge nicht entbehrlich, weil auch
Maschinen- und Kesselbrüche nicht ausser Betracht bleiben dürfen. Das höchst
mögliche Maass von Sicherheit zu schaffen, gebietetschon die Menschlichkeit
gegen Maschinisten und Heizer; denn von ihrer unerschütterlichen Rühe und
Kaltblütigkeit hängt heutzutage das Geschick des ganzen Schiffes und aller auf ihm
ab, für deren Leben also jene Sicherung auch eine der stärksten Bürgschaften bietet.
Bald wird auch der Oceanreisende bei der Wahl des Schiffes nicht mehr den höchsten
Luxus, sondern die höchste Sicherheit, die es bietet, entscheiden lassen, dem Rheder
aber würden seine vollbesetzten Schiffe die Auslagen und Opfer reichlich ersetzen,
die er an Raum für Fracht und Passagiere gebracht hat, um jene Sicherheit zu
schaffen, die heute dem Weltverkehr mehr Noth thut, als das Wettjagen über den
Ocean, um dem anderen eine Stunde abzugewinnen.
In Glaser's Annalen vom 1. October 1894 macht A. Brandt, Director der Firma A. Borsig in Berlin, einige Entgegnungen, in denen er Folgendes
ausführt:
Nach seiner Ansicht sind die Wasserstösse in den Dampfrohrleitungen nicht so
erheblich, als Gurlt sie schildert; auch die
Materialfehler hält er nicht für so erheblich, und glaubt, dass diese ursprünglich
gar nicht vorhanden seien und vielfach erst durch die Anstrengungen beim Betriebe
entstehen, z.B. durch die unvermeidlichen Molekularbewegungen in Folge wechselnder
Temperatur. So sei das explodirte Rohr des Dampfers Elbe mit einem Probedruck von 20 bezieh. 23½ at, also mit dem doppelten
Betriebsdrucke, abgepresst worden. Wenngleich das Material an der Bruchstelle um 13
Proc. gegenüber dem übrigen Material verminderte Festigkeit besass, so kann doch
dieser Materialfehler nicht als Ursache des Bruches gelten; vielmehr müssen in allen
vorstehend berührten Fällen Constructionsfehler als Beschädigung angesehen werden.
(Sollte nicht, wie das bei Druckproben an fertigen Kesseln vielfach nachgewiesen
ist, der übergrosse Druck beim Abpressen den Keim zum Untergang gelegt haben? D.
R.)
Der Vortragende betont alsdann die Nothwendigkeit, der Rohrleitung Gefälle nach der
Maschine hin zu geben. Wo die örtlichen Verhältnisse nöthigen, die Leitungen
ansteigen zu lassen, müssen diese Strecken möglichst senkrecht liegen. Auch macht er
auf den Einfluss des Schlingerns der Schiffe bezüglich dieser Verhältnisse
aufmerksam. Ebenso sind seine Bemerkungen über die Lage der Rohre und die
Compensationsvorrichtung wohl zu beachten. Als Packung für die Rohrflanschen
empfiehlt Brandt besonders die Metallpackung mittels
Kupferringen von Staeding und Meysel (1893 287 * 35). Die von ihm dargelegten
Constructionsgesichtspunkte seien bei vielen Rohrleitungen seit mehr als zehn Jahren
und stets mit gutem Erfolg angewendet worden, auch habe er Hinweise angetroffen,
dass die gleichen Grundsätze auch anderwärts Beachtung finden. Die Anwendung der
Pendelrohre führe auch den nicht zu unterschätzenden Vortheil herbei, dass sogen.
Passrohre fast nie erforderlich werden.
Wagerechte gerade Rohrleitungstheile, Dampfsammler u.s.w., dürfen nur in solcher
Länge angewendet werden, dass sie durch zwei Unterstützungen hinreichend getragen
werden. Bei Oeffnung des Dampfabsperrventils am Kessel erwärmt sich eine Rohrleitung
stets zunächst in ihrem oberen Theil und hebt sich von etwaigen mittleren
Unterstützungen ab. Wird dadurch die Entfernung der Stützpunkte zu gross, so sind
Brüche, innere Corrosionen, Undichtigkeit der Flanschenverbindungen u.s.w. die
Folge, Solche gerade Rohrleitungstheile müssen deshalb, wenn ihr Durchmesser
von Belang ist, in Pendelstücke zerlegt werden. Bei Schiffen muss dies
selbstverständlich mit Rücksicht auf das Schlingern mit entsprechender Vorsicht,
nöthigenfalls unter Anwendung von Wasserscheidern u.s.w. geschehen.
Hierauf erwidert Gurlt in Glaser's Annalen Nachstehendes:
Was zunächst die Unzuverlässigkeit des Materials betrifft, so bietet nach der Ansicht
Brandt's eine Wasserdruckprobe der Dampfleitung mit
dem doppelten Betriebsdruck vor der ersten Inbetriebsetzung und eine Wiederholung
derselben alle acht bis zehn Jahre vollkommene Sicherheit gegen gefährliche Rohrbeschädigungen in Folge von Materialfehlern.
Für die kupfernen Rohrleitungen an Bord, welche dort bisher fast ausschliesslich
Anwendung fanden und zunächst auch in Zukunft wohl noch weiter finden werden,
besteht indessen diese vollkommene Sicherheit nicht; denn neue Rohrleitungen dieser
Art, welche anstandslos jene Probe ausgehalten haben, sind kurze Zeit nach derselben
aus Veranlassung von Materialfehlern aufgerissen und haben zum Theil sehr schwere
Katastrophen herbeigeführt.
Was die in meinem Vortrage – sagt Gurlt – als besonders
gefährlich bezeichneten Wasserstösse in der Dampfleitung betrifft, so können solche
nach Brandt's Meinung überhaupt nicht entstehen, wenn
die im Uebrigen richtig angelegte Leitung mit selbsthätiger Entwässerung versehen
ist.
Dies mag für Landdampfleitungen zutreffen, sowohl in
Bezug auf das in ihnen sich sammelnde Condensationswasser, als auf das durch
Ueberkochen in dieselben gelangende Kesselwasser. Letzteres tritt, bei der
Unbeweglichkeit der Dampflandkessel und der grossen Höhe des Dampfaustritts über der
Oberfläche des Kesselwassers, wenn überhaupt, dann in so geringer Menge auf, dass
man bei Landdampfmaschinen die selbsthätigen Wasserauswurfventile im Boden und
Deckel der Dampfcylinder nicht für erforderlich erachtet, welche sich bei den
Schiffsmaschinen als unentbehrlich erwiesen, aber selbst diese nicht immer haben vor
Zertrümmerung bewahren können.
Das in den Schiffskesseln fast immer in Bewegung befindliche Wasser wird bei starkem
Seegange oft Tage und Wochen lang so heftig umhergeschleudert, dass ein plötzliches
und massenhaftes Uebertreten desselben in die meistens nicht hoch über dem
Wasserspiegel ausmündende Dampfleitung sehr leicht erfolgen kann. Selbsthätige
Vorrichtungen aber, welche diese Wassermasse sicher und ebenso schnell aus der
Leitung entfernen, als sie in dieselbe eindrang, sind bis jetzt nicht bekannt
geworden und auch wohl sehr schwer herzustellen; ehe solche nicht vorhanden, bleibt
die Gefahr der in ihrer Wirkung ebenso furchtbaren, wie unberechenbaren Wasserstösse
für die Schiffsdampfleitungen bestehen, und zwar in um so höherem Maasse, je mehr
Biegungen in denselben vorhanden sind.
Aus letzterem Grunde dürfte auch ein Schiffsmaschinentechniker kaum geneigt sein, ein
gerade angeordnetes Dampfrohr, welches z.B. von den Kesseln direct zum
Hauptwassersammler im Maschinenraum und durch eine gewöhnliche Stopfbüchse in
denselben hineingeführt ist, durch die von Brandt
empfohlene Anordnung einer ihrer Länge nach aus Pendelstücken zusammengesetzten
Rohrleitung zu ersetzen, da jedes dieser Stücke ein viermaliges, kurzes Umbiegen der
letzteren mit sich bringt, abgesehenvon einer an sich nicht erwünschten Vermehrung der
Dichtungsstellen. Das von Brandt als Veranlassung für
seine Anordnung angeführte, wohl bei eisernen Dampfleitungen beobachtete Verbiegen
derselben in Folge einer stärkeren Erwärmung ihres oberen Theils beim Dampfeinlassen
kommt übrigens bei Anwendung der an Bord allgemein üblichen, ganz allmählichen
Erwärmung der die Wärme überdies besser leitenden Kupferröhren kaum vor.
Ebenso wenig empfiehlt es sich, in einer geraden Schiffsdampfleitung, wie die oben
erwähnte, die eine gewöhnliche Stopfbüchse, welche deren Längsausdehnung durch die
Wärme völlig unschädlich macht, durch ein Querpendel von der dargestellten Art zu
ersetzen. Denn erstens erhöht ein solches, mit Rücksicht auf das Schlingern des
Schiffes, die von einem Wasserstoss drohende Gefahr in noch viel höherem Maasse, als
die vorerwähnten kurzen Auslegungen der Längspendel, weshalb auch der Verfasser
selbst für diesen Fall entsprechende Vorsicht und Anwendung besonderer
Wasserscheider für nöthig erachtet – von denen natürlich das oben Gesagte ebenfalls
gilt. Während zweitens die Gelenke eines solchen Querpendels in einer Landleitung
während jeder Betriebsperiode nur zweimal – am Anfang durch Erwärmung, am Ende durch
Abkühlung – eine ganz langsame Verdrehung erfahren und in der ganzen Zwischenzeit
sich völlig ruhig verhalten, würden dieselben an Bord bei jedem stärkeren Seegang
nicht nur beständigen Erschütterungen, sondern in Folge der elastischen Biegungen
des Schiffskörpers auch unaufhörlichen kleinen Hin- und Herdrehungen ausgesetzt
sein, welche nicht wohl die Anwendung gewöhnlicher Flanschenverbindungen gestatten,
vielmehr an deren Stelle zwei Stopfbüchsen erfordern würden, auf deren ungünstig
durch jene Erschütterungen u.s.w. beanspruchten Ankern die Sicherheit der
Rohrleitung beruhen würde. Bei Anwendung des Querpendels würden drittens die
sämmtlichen Rohrflanschen der ganzen Leitung sammt ihren Schrauben ausser dem Druck
zum Dichthalten der Flanschen Verbindungen und ihrer sonstigen Beanspruchung durch
Erschütterungen u.s.w. auch noch den vollen Dampfdruck auf den Rohrquerschnitt
auszuhalten haben, während dieser letztere bei der gewöhnlichen Anordnung des
geraden Dampfrohres mit einer Ausdehnungsstopfbüchse ganz in Fortfall kommt und nur
die durch das Rohr verbundenen Endtheile – im obigen Beispiel also die Kessel und
der Hauptwassersammler – gegen diesen Druck abgestützt werden müssen, was bei ihrer
ohnehin nothwendigen sicheren Befestigung im Schiffe leicht mitberücksichtigt werden
kann.
Vorstehende Erörterung dürfte darthun, dass die in meinem (Gurlt's) Vortrage zum Ausdruck gebrachten Anschauungen über die den
Schiffsdampfleitungen innewohnenden Gefahren und die Nothwendigkeit besonderer
Sicherheitsvorkehrungen gegen dieselben durch den besprochenen Aufsatz nicht
alterirt werden; und zwar gilt dies nicht allein von der grossen Masse der
vorhandenen neueren Dampfer – welchen auch Brandt jene
Gefahren nicht abspricht –, sondern bis auf weiteres auch von den künftig zu
erbauenden Schiffen, und hier vielleicht in noch höherem Maasse, so lange nämlich
das Bestreben besteht, immer noch höhere Dampfspannungen zur Anwendung zu
bringen.Wir bringen
hier die selbsthätigen Absperrventile, die in dem französischen Regulative
für die Zuleitung von jedem Kessel aus vorgeschrieben sind, in Erinnerung,
die ausführlich beschrieben sind an folgenden Stellen: 1885 258 * 484. 1887 264 *
358. 1888 267 * 244. 1892 285 * 272. 1893 290 * 153. Die
Anwendung und Ausbildung dieser Armaturtheile kann nicht dringend genug
empfohlen werden.(D. R.)
Aus Veranlassung desselben Unfalles bespricht Haedicke in Stahl und Eisen, 1894 Nr. 13, die
elastischen Röhrenverbindungen und macht insbesondere auf die mitunter vorkommenden
hohen Spannungen bei Richtungsänderungen und damit in Zusammenhang stehenden
Constructionen von Stopfbüchsen aufmerksam und führt Folgendes aus:
Der erste Umstand, welcher bei Verwendung langer Dampfleitungen Aufmerksamkeit
erheischt, ist die Ausdehnung und Zusammenziehung, welche in Folge des
Temperaturwechsels auftreten.
Der Ausdehnungscoëfficient des Eisens ist 0,00115 für 100°. Legt man eine
Dampfspannung von 5 bis 6 at Ueberdruck zu Grunde, so kann man mit einer
Temperaturdifferenz von rund 150° rechnen, was für eine 10 m lange Rohrleitung 17 mm
ergibt. Für Kupfer ist etwa der 1½ fache Werth einzusetzen, was auf eine Bewegung
von 25 mm des freien Endes eines am anderen Ende festgelegten 10 m langen
Kupferrohres führt. Die Unzulässigkeit, eine solche Leitung starr mit Kessel und
Maschine u.s.w. zu verbinden, ist bekannt. Die Mittel, welche diesem Umstand
Rechnung tragen, sind das Knie, der Bogencompensator, der Linsencompensator und die
Stopfbüchse. Hierzu tritt noch die freie Lagerung eines mehreren neben einander
liegenden Kesseln gemeinsamen Rohres, bei welchem man die Ableitung in der Mitte
anbringt.
Bei einigen der angegebenen Constructionen tritt noch die sehr wesentliche Frage der
Aufnahme der Spannungen hinzu.
Das Knie und ebenso der Bogencompensator sind als stabile Organe anzusehen. An beiden
Enden verschlossen und einer inneren Spannung ausgesetzt, unterliegen sie nur
denjenigen Bewegungen, welche wir bei der Bourdon-Manometerfeder zur Spannungsangabe
ausgenutzt finden. Diese Bewegungen sind gering und geben zu Bedenken nur in wenigen
Fällen Veranlassung.
Anders liegt es mit der Stopfbüchse. Hier kommt der volle, dem Rohrquerschnitt
entsprechende Dampfdruck zur Geltung. Für einen lichten Durchmesser von 20 cm und 5
at Ueberdruck erhalten wir eine nach beiden Seiten hin auf Trennung wirkende Kraft
von 314 . 5 = 1570 k, welche unbedingt aufgenommen werden muss, falls man nicht
einen bedenklichen dauernden Druck wirken lassen will, zu dessen Aufnahme
beispielsweise 3 Stück ¾zöllige Schrauben erforderlich sein würden. Die
Vernachlässigung dieses Umstandes kann sehr ernste Folgen haben, namentlich wenn ein
Knie auf die Stopfbüchse folgt.
Noch bedenklicher ist der Linsencompensator. Bei diesem kommt ein Durchmesser zur
Berechnung des Dampfdruckes in Betracht, welcher zwischen dem des Rohres und dem des
Compensators liegt und von der Nachgiebigkeit des Bleches abhängt. Nehmen wir
denselben zu 30 cm an, so erhalten wir, wieder bei 5 at Ueberdruck, eine
aufzunehmende Spannung von 707 . 5 = 3535 k, wozu etwa 7 Stück ¾zöllige Schrauben
verwendet werden müssten. Dieser Umstand wird indessen wohl selten übersehen, da
stets die Rohrenden festgelegt werden und die Ausdehnung sich nur durch
Vergrösserung und Verkleinerung der Linsendicke geltend macht.
Bei den Schiffsdampfmaschinen tritt zu diesen beiden Erscheinungen noch das
Erzittern, dem der ganze Schiffskörper mehr oder weniger ausgesetzt ist, sowie die
ausserordentliche Erhöhung, welche die Dampfspannung in neuester Zeit erfahren
hat.
Die Erzitterungen erfordern selbst bei sehr kurzen Leitungen Vorsichtsmaassregeln.
Man findet daher häufig bei dicht neben einander liegenden Dampfcylindern die Linse
verwendet, in anderen Fällen trompetenartigen Anschluss. Beide Constructionen sind
nur für kleine Bewegungen bestimmt.
Zu diesen Ausgleichsmitteln tritt nun noch wieder die Stopfbüchse, gegen deren
Verwendung zuweilen schwere Bedenken zu erheben sind. Ein in der Marine
verschiedentlich verwendetes Absperrventil ist dasjenige, welches mit seiner
Rohrleitung durch eine Stopfbüchse verbunden ist. Offenbar hat eine derartige
Stopfbüchse einen Sinn, wenn sie Bewegungen des Rohres aufzunehmen hat, erfordert
aber gebieterisch eine Sicherung der Stabilität. Bewegungen des Rohres sind
vorauszusehen, wenn dasselbe gerade fortgeführt wird und irgendwo, am Kessel oder
auf dem Wege eines gestützten Kniees einen festen Widerhalt hat. Der das Rohr
hinaustreibende Druck beträgt beispielsweise bei einer Spannung von 12 at und einer
lichten Rohrweite von 30 cm 707 . 12 = 8484 k, zu dessen Aufnahme 8 bis 9 Stück
1zöllige Schrauben nothwendig sein würden. Es ist dies eine Kraft, die nicht
ungestraft übersehen werden darf. Mit dieser Kraft werden die beiden, an den Enden
des Rohres befindlichen Objecte aus einander gepresst. Das Ventil wird z.B. nach
links, der andere Gegenhalt nach rechts gedrängt, und es ist zweifelhaft, ob beide
Theile ohne weiteres als so widerstandsfähig angesehen werden können, dass man ihnen
die Aufnahme dieses Druckes auf die Dauer unbedenklich überlassen kann. Es erscheint
vielmehr erforderlich, Ventil und den anderen Gegenhalt sorgfältig mit einander zu
verbinden. Das Rohrende kann sich dann vorschriftsmässig in der Stopfbüchse hin und
her bewegen und diese wird voll und ganz ihren Zweck erfüllen.
Vorsicht ist ferner geboten, wenn das Rohr einen ∞-förmigen Verlauf nimmt. Hier ist
die nachgiebige Eigenschaft des Kniees noch nicht in genügender Weise vorhanden.
Unter der Voraussetzung der freilich bereits schwieriger herzustellenden Abstützung
der Anschlüsse an den beiden Rohrenden wird auch hier die Stopfbüchse spielen und
ihre Aufgabe leisten.
Anders ist es bei der Verwendung eines vollen Kniees. Hier genügt selbst eine auf
irgend eine Weise erreichte Starrheit des Ventils und des anderen Rohrendes nicht,
sondern es muss noch dafür gesorgt werden, dass das Rohr sich aus der Stopfbüchse
nicht herausziehen kann, denn auf die diesbezügliche Widerstandsfähigkeit des
Kniees, einer Kraft von 8½ t gegenüber ist nichts zu geben. Hier ist nun die sogen.
Stopfbüchssicherung eingeführt worden. Es gibt deren zwei Formen. Man versieht das
Rohr mit einem Flansch und hält diesen mit Hilfe besonderer Schrauben oder der
verlängerten Stopfbüchsschrauben fest. Die andere Form besteht in der Anbringung
eines Ringes am Ende des Rohres, welcher durch die Packung zurückgehalten wird. Mit
dieser Anordnung ist die Nothwendigkeit verbunden, die Stopfbüchsringe zweitheilig
zu machen. In beiden Fällen ist allerdings gegen ein Herausziehen des Rohres
gesorgt. Wenn schon diese beiden Sicherungen ihre Aufgabe als solche zu erfüllen im
Stande sind, so geben sie doch in Verbindung mit der Stopfbüchse zu eigenartigen
Betrachtungen Veranlassung. – Wir denken uns eine solche Stopfbüchse mit
Flanschensicherung fertig montirt. Der Monteur wird mit Rücksicht auf die beim
Dampfeinlassen zu erwartende Ausdehnung die Muttern angedreht haben, so also, dass
sie eben lose anliegen. Jetzt wird angewärmt. Das Rohr dehnt sich aus und die
Stopfbüchse kommt als solche zur Wirkung, gestattet also das Einschieben des
Rohrendes. In Folge dessen löst sich der Flansch von der Mutter ab und zeigt den der
Ausdehnung des Rohres entsprechenden Spielraum. Jetzt wird mehr Dampf gegeben; es
beginnt die Spannung desselben sich geltend zu machen. Das Rohr hat, in Folge der
Temperaturerhöhung, eher die Tendenz, weiter nach einwärts als nach auswärts zu
gehen, und da es auf diese Weise dem Ventil keinen Halt mehr geben kann, so ist dies
auf die eigene Festigkeit angewiesen. Es kommt jetzt darauf an, ob der Flansch
desselben dem grossen Moment gewachsen ist, welches sich auch aus dem Dampfdruck und
dem Hebelarm desselben, dem Abstand der Rohrmitte vom unteren Flansch, berechnen
lässt. In Wirklichkeit wird das Ventil etwas nachgeben und vielleicht durch Lecken
des unteren Flansches seinen Protest gegen die Mangelhaftigkeit der Rohrverbindung
kundgeben, bis die Mutter zur Anlage gelangt und damit die Sicherung in Thätigkeit
tritt. Dies kann jedoch nur dann von Erfolgsein, wenn das Rohr als Zugorgan wirken
kann, also möglichst in gerader Linie bis zu einem festen Halt fortgeführt ist. Noch
schlimmer würden sich die Folgen zeigen, wenn der Monteur den Sicherheitsmuttern von
Anfang an Luft gegeben haben würde, in welchem Falle die Widerstandsfähigkeit des
Ventils noch weit mehr beansprucht werden würde. Denn in diesem Fall kommt die
Sicherung überhaupt nicht zur Geltung. Es erscheint unzweifelhaft, dass die
Stopfbüchse hier nur selten einen Zweck haben kann, wenn nicht eine Absteifung des
anderen Rohrendes stattgefunden hat. Dann aber hat die Sicherung wieder keinen Sinn.
Denn diese wirkt erst, nachdem der Sicherungsflansch bezieh. -ring zur Anlage
gekommen ist, nachdem also das Ventil sich bereits um das Maass der Ausdehnung des
Rohres einseitig abgebogen hat, was ihm aber nicht zugemuthet werden darf. Alles
dies kann vermieden werden durch eine Vorrichtung, welche von dem früheren kaiserl.
Marineingenieur Glass angegeben worden ist.
Man führt nämlich das Rohr durch das Ventil durch und schliesst es dort ab. Dadurch
wird es in eine stabile Leitung übergeführt und es wird die zweifelhafte Verwendung
der besprochenen Sicherungen unnöthig gemacht. Das Rohr kann sich frei in der
Stopfbüchse bewegen, und auf das Ventil kommt gar keine seitliche Kraft.
Hat das Rohr aber ein Knie, so wird sich beim Anwärmen nur dann eine Lücke zwischen
der Mutter und dem Sicherungsflansch zeigen, wenn das Knie nicht elastisch wirkt.
Hat es dagegen einige Länge, ist es also ein Knie in dem bisher angenommenen Sinne,
d.h. nachgiebig, so wird sich das Rohrende einfach gar nicht hineinschieben, da beim
Anwärmen die Ausdehnung durch die Elasticität des Knies unter Mitwirkung der meist
nicht geringen Reibung der Stopfbüchse aufgehoben wird. Sobald aberdie eigentliche
Dampfspannung zu wirken beginnt, legt sich der Sicherheitsflansch erst recht gegen
die Muttern, bezieh. gegen die Packung. Die Stopfbüchse kommt also gar nicht zur
Geltung. Die Sicherheitsvorrichtung aber ist dann nur als eine Correctur des Fehlers
zu betrachten, welcher in der Anordnung der Stopfbüchse liegt. Die einfache feste
Flanschenverbindung bietet hier ohne weiteres die erforderliche Sicherheit. Fehlt
aber auch die Sicherung, so gestaltet sich der Vorgang wie folgt:
Mit der furchtbaren Gewalt von 8½ t wird das Rohr zunächst herausgedrängt und findet
darin nur Widerstand in der Festigkeit des Knies. Dasselbe wird sich etwas
zusammengeben und der Flansch muss brechen. Kann das zweite Knie nachgeben, so wird
das Ventil unbeschädigt bleiben können und der Vorgang mit dem Herausschleudern des
Rohrendes seinen Abschluss finden.
Kann das Knie nicht nach unten nachgeben, so will sich das obere Knie um seinen
Stützpunkt drehen und es tritt eine Componente auf, welche auf das Ventil nach oben
wirkt. Die Gefahr liegt nahe, dass der Flansch bricht; seine Widerstandsfähigkeit
könnte der gewaltigen Aufgabe nicht gewachsen sein.
Erscheint hiernach die Anbringung einer Sicherung für die Stopfbüchse unabweislich,
so muss man trotzdem gegen die einseitige Stopfbüchse überhaupt Bedenken erheben.
Bei gerader Leitung oder steifem Knie würde die Anordnung der Doppelstopfbüchse nach
dem Glass'schen Vorschlag warm zu empfehlen sein. Bei
vollem, d.h. als nachgiebig anzusehendem Knie dürfte die feste Flanschverbindung der
immerhin recht bedenklichen einfachen Stopfbüchse vorzuziehen sein, wobei aber eine
Versteifung des Ventils erforderlich sein wird. Auch hier kann die Doppelstopfbüchse
verwendet werden, wenn man in der Lage ist, das Knie durch ein geeignetes Zugorgan
in sich abzustützen. Dann würden Knie und Ventil, jedes für sich, entlastet und doch
die erforderliche Beweglichkeit gewährleistet sein.
Einen sehr beachtenswerthen Vortrag über die Frage: „Welches sind die besten
Dichtungsmaterialien für hohe Dampfspannungen, und wie haben sich dieselben
bewährt?“ hat der Oberingenieur des Württembergischen
Kesselüberwachungsvereins, Lechner, auf der
Delegirtenversammlung in Eisenach gehalten. Der übersichtliche Vortrag ist
veröffentlicht in Mittheilungen aus der Praxis des
Dampfkessel- und Dampfmaschinenbetriebes, 1894 Nr. 20; wir müssen uns
jedoch hier auf diesen Hinweis beschränken.
Bemerkenswerthe Mittheilungen über Röhren macht Nr. 21 von Stahl und Eisen, Jahrg. 1893, gelegentlich eines Berichtes über die
Ausstellung in Chicago. Es heisst in demselben: Röhren aus
schmiedbarem Eisen: Das Hauptinteresse boten die Röhren aus schmiedbarem
Eisen. Es ist noch nicht lange her, als man behauptete, solche Röhren, wenn sie
geschweisst werden sollten, seien nur aus Schweisseisen herzustellen. Dann lernte
man das an sich viel bessere Flusseisen schweissen, und der grösste Theil
geschweisster Röhren besteht heutigen Tages aus Flusseisen. Aber jede Schweissung
hat bekanntlich ihre Mängel, welche sich nie ganz beseitigen lassen und welche nur
durch sorgfältige Proben unschädlich gemacht werden können. Aus diesem Grunde hat
man schon lange versucht, schweissnahtlose Röhren herzustellen, ohne mit den
Versuchen zum Abschluss gekommen zu sein, wie die Ausstellung bewies.
Geschweisste Röhren: Die gewöhnliche Schweissung ist
bekanntlich die in der Längsnaht des Rohres. Sie ist noch heute die üblichste. Der
nöthige Druck wird dabei durch eine unbewegliche Furche (Zangenfurche mit Dorn beim
Ziehen) oder durch eine bewegliche Furche (Walzenfurche mit oder ohne Dorn beim
Walzen) ausgeübt. Die Schweissung kann in jedem Falle stumpf oder mit Ueberlappung
ausgeführt werden. In ersterem Falle ist der Regel nach die Haltbarkeit grösser.
Solche Schweissung genügt selbst für hohe Drucke bis zu 10 at und darüber, wenn der
Durchmesser des Rohres nicht zu gross ist. Ein Beweis dafür war in den Röhren der
Babcock- und Wilcox-Dampfkessel geliefert.
Grössere Gegenstände dieser Art, welche aus schmiedbarem Eisen hergestellt werden
sollen, sind sehr schwierig zu schweissen und erfordern ungemein grosse
Geschicklichkeit der Arbeiter. Auch in dieser Richtung stand eine deutsche Firma
obenan, und zwar Fitzner in Laurahütte, Oberschlesien.
Die Ausstellung, welche bei allen Sachverständigen grosse Beachtung fand, war reich
an verschiedenen geschweissten Gegenständen. Abgesehen von geschweissten Röhren
jeder Art, waren besonders geschweisste Gefässe für Brauereien (Kühlapparate),
dichte Einsätze für Holzgefässe, namentlich für Cellulosefabriken, Gefässe für
zusammengepresste Kohlensäure, Sauerstoff und andere Gase, Leuchtgasbehälter, hohle
Wellen, Retorten, Tiegel und Gefässe für elektrolytische Anstalten zu sehen. Das
merkwürdigste Stück war ein 65,5 Fuss langes, 31 Zoll weites Dampfrohr. Man hatte es
ausgestellt, um zu zeigen, dass die Schweissung keine Grenzen kenne, als die der
Transportfähigkeit. Das Rohr wog 3½ t und hatte 5/16 Zoll Wandstärke. Eine hohle Welle,
die ausgestellt war, hatte 16 Fuss Länge, 12 Zoll äusseren Durchmesser und eine
Wandstärke von ¾ Zoll, während eine für einen artesischen Brunnen bestimmte Röhre
nur 3/16 Zoll
Dicke hatte und mit angeschweissten Ansätzen für die Verbindungen versehen war.
Meines Wissens – sagt der Referent – wird beim Schweissen Wassergas gebraucht,
welches für diesen Zweck sich wohl bewährt, während es als Feuerungsmaterial im
Allgemeinen vollkommen Fiasko gemacht hat. Alle anderen vorgeschlagenen
Schweissungen, wie die spiralförmige, welche die Eisenhüttenleute noch 1890 mit
aussichtsvollen Hoffnungen beobachten konnten, sind wieder verschwunden.
Die elektrische Schweissung war nur in unvollkommenen Proben zu sehen, bald geschah
sie unter Wasser, also in Wasserstoffatmosphäre (vgl. 1893 290 * 73. * 97. * 127), bald durch Durchleitung des elektrischen Stromes
durch die zu schweissenden Theile, bald durch Aufleitung des elektrischen Stromes.
Wohl ist zu erwarten, dass sich bei Ausbildung der nöthigen Instrumente (vgl. Sitzungsbericht der Verhandlungen des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfleisses; 1893, Octobersitzung) das letztere
Verfahren Bahn brechen werde, aber für grössere Gegenstände bedarf es doch noch
vieler Fortschritte.
Interessant war noch die Ausstellung der Tyler Tube and Pipe
Co. in Washington, weil sie, um die Biegungsfähigkeit der bereits
geschweissten Röhren besonders zu bewahren, Holzkohleneisen benutzt. Die Röhren
waren von ausgezeichneter Beschaffenheit, aber es ist nicht daran zu denken, ein so
theures Material allgemein anzuwenden.
Ungeschweisste Röhren: Die Unvollkommenheit der
Schweissung bei billigen Verfahren einerseits, der hohe Preis vollkommener
SchweissungenAnm. d. Red.
von Stahl und Eisen. Der Gegensatz zwischen
billigen unvollkommenen Schweissungen und theuren vollkommenen Schweissungen
besteht in der Praxis nicht. Den Röhrenwalzwerken verursacht die
Schweissarbeit keine Schwierigkeit, so dass von einer Unvollkommenheit
geschweisster Röhren für die Praxis, mit Ausnahme einiger
Sonderverwendungen, u. E. überhaupt nicht die Rede sein kann. Der Beweis ist
leicht zu erbringen, dass ein billiges stumpfgeschweisstes Rohr von 34mm
äusserem und 24 mm lichtem Durchmesser 500 at Druck, ein überlappt
geschweisstes Flusseisenrohr von 140 mm äusserem Durchmesser und 6,5 mm
Wandstärke 250 at Druck aushält. Versuche haben bewiesen, dass überlappt
geschweisste Röhren fast nie an der Schweisstelle gebrochen sind.
andererseits hat schon lange zu Versuchen angeregt, Röhren ohne Schweissnaht
herzustellen.
Die ältesten Versuche, dies durch Pressung, in ähnlicher Weise wie bei Blei, nur in
höherer Temperatur, zu erreichen, sind gescheitert. Ebenso hat sich das sogen.
Fingerhutverfahren, welches bei Kupfer mit grossem Vortheil Verwendung findet, und
bei welchem aus einer runden Scheibe allmählich ein zuerst an einer Seite
geschlossenes Rohr erzeugt wird, als praktisch für Eisen nicht brauchbar
erwiesen.
Vier praktisch brauchbare Verfahren für diesen Zweck zeigt indessen trotzdem die
Ausstellung.
Das erste ist das Mannesmann-Schrägwalzverfahren, dessen Producte in zwei
vortrefflichen Ausstellungen im Bergwerks- und im Fördergebäude aufgestellt waren.
(Verfahren und Producte sind den Lesern unseres Journals ausreichend bekannt, um
hier nochmals besprochen zu werden.) Man kann nur bedauern, dass der geniale Gedanke
des Erfinders in der praktischen Durchführung so vielen Schwierigkeiten begegnet
ist, dass eine allgemeine Anwendung für Eisen bisher noch nicht hat stattfinden
können, während für Kupfer, Messing und Aluminium diese Schwierigkeiten nicht
hinderlich im Wege standen. Wir zweifeln nicht, dass das Verfahren trotzdem, wenn
auch immer in Anwendung auf ein beschränkteres Gebiet, als der Erfinder erhofft
hatte; sich seinen Weg bahnen werde.
Das zweite ist das Ehrhard'sche Verfahren, welches den
Mitgliedern des Vereins deutscher Eisenhüttenleute ebenfalls durch den eigenen
Vortrag des Erfinders bekannt geworden ist und welches durch eine zwar kleine, aber
allgemeine Aufmerksamkeit erregende Ausstellung im Fördergebäude vertreten war. Die
Einfachheit des Verfahrens, das erforderliche Loch in ein festes Eisenstück durch
Einführen eines Dorns zu erzeugen, wobei die zwischen Eisenstück und Form frei
gebliebenen Oeffnungen durch das vom Dorn verdrängte Metall ausgefüllt worden, nimmt
ungemein für das Verfahren ein, und die ausgestellten Proben zeigten die Möglichkeit
einer recht mannigfaltigen Anwendung.
Das dritte Verfahren ist das Bethlehemer Verfahren zur Herstellung hohler Wellen. Es
schliesst sich an das vorige an. Auch hier wird das Loch durch einen Dorn erzeugt,
aber es kommt nicht auf eine genaue äussere Form an, da der ausgehöhlte Block
nachher noch unter der hydraulischen Presse auf stets stärkere Dornen ausgeschmiedet
wird. Die hierbei benutzten Flusseisenblöcke sind schon beim Gusse durch die
hydraulische Presse gedichtet, dann erst wird der Dorn durchgepresst, welcher eine
entsprechende Metallmasse nicht, wie bei Ehrhard,
verdrängt, sondern ausstösst (punscht). So hat man Löcher von 14 Zoll Durchmesser
durch Blöcke von 6 Fuss Länge gebracht.
Das vierte Verfahren ist das schon früher erwähnte schwedische, nach welchem
Hohlkörper durch Ausguss des noch flüssigen Kerns von Blöcken gebildet werden.
Dass die ungeschweissten Hohlkörper für viele Zwecke die geschweissten weit
übertreffen, unterliegt keinem Zweifel, ob aber irgend eines der durch die
Ausstellung bekannt gegebenen Verfahren geeignet sein wird, die gewöhnlichen Röhren
für Hochdruck billig genug zu ersetzen, mag fraglich sein. Keines sämmtlicher
Verfahren erscheint geeignet, mit einem einzigen Vorgange ein fertiges Rohr zu
bilden. Wahrscheinlich bedürfen sämmtliche Hohlkörper, sie mögen durch irgend eines
der vier Verfahren hergestellt sein, zur Bildung längerer Rohre noch der Nacharbeit
durch Walzen oder Ziehen. Diese Nacharbeit kostet in jedem Falle Geld, und deshalb
werden vorläufig alle diese Producte nur dann Anwendung finden können, wenn ihre
Eigenschaften denjenigen der geschweissten Röhren so weit voran stehen, dass die
Mehrkosten dadurch aufgewogen werden, und dies wird immer nur für besondere Zwecke
der Fall sein, also für Granaten, Gefässe für gepresste Gase und Flüssigkeiten,
Hochdruckdampfröhren (Locomotivsiederöhren) u.s.w.
Wir lassen hier noch eine Aeusserung der Werkmeister-Zeitung, die naturgemäss den praktischen Standpunkt im Auge
hat, folgen. Nach derselben werden Stopfbüchsen in Dampfleitungen wohl hier und da
angewendet, es ist aber durchschnittlich kein gutes Resultat damit erzielt worden.
Bei Stopfbüchsen kommt es sehr oft vor, dass dieselben sich festsetzen und, wenn
nicht immer darauf geachtet wird, rosten dieselben (bei Eisen) fest und functioniren
nicht mehr. Bei Rothguss- oder Messingstopfbüchsen ist es dasselbe, nur dass diese
nicht rosten, aber festsetzen, ausserdem undicht werden. Die Stopfbüchsen sollen
doch als Compensatoren dienen, um das Länger- und Kürzerwerden der Leitungen
auszugleichen. Am besten haben sich dazu die kupfernen Compensatoren (Federrohre) in
Lyraform bewährt und sind dieselben auf den grossen Werken in Betrieb. Diese
Federrohre, welche auf die Längenausdehnung der Leitung berechnet sein müssen, geben
dem geringsten Druck nach und bewirken so ein stets gleichmässiges Functioniren.
Wenn dieselben bei Anschaffung auch theurer sind als eiserne Stopfbüchsen, aber doch
noch billiger als Stopfbüchsen aus Rothguss, so haben sie doch den Vortheil, stets
gleichmässig zu functioniren. In Lauenburg in Pommern sah der Berichterstatter vor
kurzem mehrere eiserne Stopfbüchsen liegen, die 1 bis 1½ Jahre in Betrieb gewesen,
aber total festgerostet und zerfressen waren. Diese sind alle durch kupferne
Federrohre ersetzt, und so liegen auf verschiedenen Werken die Stopfbüchsen als
werthloses Material. Die Firma Eisenberg und Schmöger
in Dortmund liefert diese kupfernen Federrohre als Specialität und ist dieselbe gern
bereit, jede Auskunft zu ertheilen bezieh. mit näheren Erklärungen zu dienen.
(Fortsetzung folgt.)