Titel: | Neuerungen in der Schleiferei. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 176 |
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Neuerungen in der Schleiferei.
(Fortsetzung des Berichtes S. 151 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Schleiferei.
II. Die künstliche Schleifscheibe.
Werden die nach Härtebeschaffenheit, Farbe und Ansehen möglichst gleichartigen Blöcke
von Schmirgelstein bezieh. Korund in Stampfwerken zu Sand oder Pulver gepocht und
dieses nach Korngrösse gesichtet, so ist das Grundmaterial zur Herstellung von
festen Schleifscheiben oder zum Belegen von Holzlederscheiben bezieh. Lederbändern
gegeben. Dieser gesichtete Schmirgel- oder Korundsand wird mit einem Bindemittel,
Cement, Tannit (Leder), vulkanisirtem Kautschuk, Celluloid u. dgl., zu einem
gleichmässigen Teig gemengt, in Formen gebracht bezieh. in dieselben unter starkem
Druck gepresst, getrocknet, gebrannt oder in Oefen verglast, wie es gerade die Art
des Bindemittels verlangt.
Je nach der inneren Beschaffenheit des Bindemittels, dem Mischungsverhältnisse
desselben zum Grundmaterial, der Bindekraft und Festigkeit des Bindemittels und
endlich der besonderen Eigenschaft des letzteren, die Kanten der Sandkörner trotz
gehöriger Bindung freizulegen, ändert sich die Brauchbarkeit der
Schleifscheiben.
Da jeder Schleifvorgang sich in der Weise abwickelt, dass einzelne Schneidkanten der
Schleifscheibenkörner mit grosser Geschwindigkeit und unter Druck am Werkstück
vorbeigeführt werden, so wird das Ergebniss der Schleifarbeit als ein Product aus
Schnittfestigkeit des Werkstückmaterials, aus Normaldruck zwischen diesem und
der Schleifscheibe und endlich aus der Schnittgeschwindigkeit anzusehen sein.
Erfahrungsgemäss steigt die Schleif Wirkung mit der Schleifgeschwindigkeit und es
findet die letztere ihre natürliche Begrenzung in der absoluten Festigkeit des
Bindemittels und des Grundstoffes.
Während die Umfangsgeschwindigkeit der natürlichen Schleifsteine 12 bis 15 m/Sec.
(ausnahmsweise sogar bis 20 m/Sec.) beträgt, steigt die Geschwindigkeit der
Schleifscheiben bis 29 m/Sec. Eine Steigerung dieser Geschwindigkeit ist
nicht wahrscheinlich, doch ist die höchste zulässige Geschwindigkeit
anzustreben.
Der zweite Factor, der normal gerichtete Arbeitsdruck, bedingt die Genauigkeit der
Schleifarbeit.
Mit dem Normaldruck steigen die Spannungen in den Maschinengliedern, und mit den
Schwankungen dieser Spannungsgrösse ändert sich die richtige Lage der
Angriffsstelle. Auch die in Durchbiegungen des Werkstückes sich äussernde Wirkung
dieses Arbeitsdruckes muss berücksichtigt werden. Wenn auch keine Schleifwirkung
ohne Normaldruck möglich erscheint, so ist doch ein gewaltiger Unterschied zwischen
starkem und schwachem Arbeitsdruck.
Textabbildung Bd. 294, S. 175Verschiedene Anordnungen von Schleifscheiben. Da aber die Genauigkeit der Schleifwirkung mit dem Verschwinden dieses
Arbeitsdruckes zunimmt, eine Schleifwirkung bei sehr kleinem Arbeitsdruck aber nur
dann noch möglich ist, wenn die Schnitt- oder Angriffsfähigkeit der Scheibenkörnung
den vollkommensten Grad erreicht, d.h. wenn die einzelnen Kanten der Schleifkörner
scharf und unverdeckt zur Wirkung kommen, so ist in dieser Richtung ein Fortschritt
angegeben.
Um die Schleifscheiben angriffsfähig zu erhalten, wird das Bindemittel in Sodawasser
schwachlöslich gemacht, so dass bei fortdauernder Schleif arbeit immer neue
Körnerkanten der Oberfläche frei gelegt werden, ohne dass jedoch die innere Masse
des Schleifkörpers wasseraufnahmefähig ist.
Diese letztere fatale Eigenschaft, ferner die bei derErwärmung der Scheibe
eintretende ungleiche Aenderung der Scheibenform, welche die Folge einer ungleichen
Mischung von Sand und Bindemittel vor dem Abformen ist und die noch dazu eine
Regelung der Massenvertheilung ganz unmöglich macht, sind Uebelstände, die selten
abänderbar sind. Dahingegen ist die achsenrichtige Befestigung der Scheibe auf der
Welle oder eine darauffolgende genaue Formgebung leicht erreichbar.
Die Schleifkörper, gerade oder abgeschärfte Kreisscheiben, Ringe und sogen.
Tellerscheiben (Fig. 30
bis 36), sitzen am
freien Spindelende oder in der Spindelmitte zwischen den Lagern.
Textabbildung Bd. 294, S. 176Anordnung von Schleifwellen. Durch die sogen. fliegende Anordnung (Fig. 32 bis 34) wird die
Zugänglichkeit erhöht, die Genauigkeit der Führung aber herabgemindert. Bei
schwacher Spindel, ausgelaufenem Lager, wird bei stärkerem Druck die Schleifscheibe
weifen, schlagen und zittern.
Die Schleifscheiben (Fig.
30 bis 32 und
35) arbeiten mit
dem Umfange und mit der günstigsten Geschwindigkeit, die Ringscheiben (Fig. 33 bis 36) vornehmlich mit der
Stirnfläche, also mit verschiedener Geschwindigkeit und nur zum Theil mit dem
äusseren Umfang. Um bei Stirnscheiben mit dem kleinsten Aufwand an Schmirgelmaterial
die günstigste Schleifwirkung zu erhalten, wird der Ring zu einer Schüssel (Fig. 36), einem Teller
mit Hochrand und verstärktem Boden, ausgebildet.
Schleifscheibe und Welle oder Spindel werden durch Vermittelung von Zwischenringen,
Scheiben und Nabenkörper (Fig. 41) durch Reibung oder Kitt (Fig. 32) verbunden. Um
das Wegfliegen zersprungener Scheibentheile zu verhindern, sind die Gummiringe in
die eisernen Klemmscheiben eingelassen (Fig. 42). Bei
Schleifringen erfolgt diese Sicherung oft durch übergreifende Scheibenränder (Fig. 33).
Um Material zu sparen, wird bei den Schleifscheiben der Naxos-Union J. Pfungst in Frankfurt a. M. die Korundmasse um eine eiserne
Nabenscheibe (Fig. 41)
mit gezahnter Mittelleiste gleich umgegossen, während Miesner und Pape in Lübeck ihre Schmirgelscheiben durch zwei in das
Nabelloch eingelegte Gummipuffer (Fig. 42) gegen Stösse
sichern.
Ganz eigenartig ist die Federausgleichung bei den Schleifscheiben der Messer Elastic Rotator Co. in Philadelphia, Pa., welche
nach American Machinist, 1893 Bd. 16 Nr. 29 * S. 5, in
Fig. 43 dargestellt
ist. Auf einen Ringkörper B mit Aussengewinde werden
zwei Klemmscheiben C geschraubt, welche die
Schleifscheibe halten. In diesem Ringkörper liegen fünf Schraubenbolzen, auf welchen
Bündel von Doppelfedern aufgesteckt sind, die sich an Stifte der eigentlichen Nabe
A stützen. Durch diese Federkuppelung soll die
Scheibe, unabhängig von der Spindellage, um eine vollständig freie Achse laufen.
Eine von Landis herrührende Verbindung der
Schleifscheibe mit dem Nabenkörper ist in Fig. 37 nach American Machinist, 1893 Bd. 16 Nr. 31 * S. 3, bezieh.
Fig. 38 nach Nr. 33
* S. 3 vorgeführt. Die Nabenscheibe b wird auf einen
Kegelstumpf der Spindel a geschraubt und dadurch von
selbst centrirt, während ein Deckring c mittels
Schrauben die Schleifscheibe d festklemmt. Weil diese
Schleifscheibe nur mit dem äusseren Umfang arbeitet, ist das Nabenstück b glockenförmig ausgebildet, damit die Druckebene
möglichst an das Lagerauge gerückt wird, dafür ist aber in Fig. 38 die Stirnfläche
der Schleifscheibe durch Abkröpfung derselben über das Nabenstück vorgelegt, wodurch
es zugleich möglich wird, die Stirnfläche der Scheibe zum Schleifen
heranzuziehen.
Textabbildung Bd. 294, S. 176Verschiedene Befestigungsweisen für Schleifscheiben. Zum Hohlschleifen (Fig. 39) müssen die Schleifkörper an schwachen Spindeln vor langen, stark
vorragenden Spindelbüchsen laufen. Um nun bei dieser durch die Verhältnisse
bedingten leichten Ausführung den Einfluss des Riemenzuges auf die Schleifspindel zu
beseitigen, findet eine möglichst centrale, gelenkige Verkuppelung der
Schleifradspindel a mit der Riemenscheibenwelle b statt. Dadurch wird auch die Schleifradspindel von
den Erschütterungen durch den Betriebsriemen und von den wechselnden Spannungen
desselben befreit. In Fig.
40 ist eine Spindellagerungzum Hohlschleifen zur Darstellung gebracht, deren
fester Zapfen a eine Verstellbewegung erhält, über dem
die Rohrspindel b mit der Riemenscheibe c geschoben ist und die mittels einer Kegelscheibe d axial gehalten ist. Auf diese Rohrspindel b wird der Zapfen e mit
dem Schleifkörper f geschraubt. Diese von A. Rössler (D. R. P. Nr. 17644) herrührende Ausführung
wird in neuerer Zeit auch von Bouhey an seiner
Schleifbank angewendet. (Vgl. 1889 272 * 18.)
III. Vorrichtungen zum Abdrehen bezieh. Abrichten der
Schmirgelschleifscheiben und Schleifsteine.
Zum Abdrehen der Korundschmirgelscheiben eignet sich am besten Boort und schwarzer
Diamant.
Der Diamantsplitter wird in einem kleinen Stahlcylinder mit rascher Hitze
eingeschweisst, eingelöthet bezieh. eingestaucht oder eingeklemmt und dieser
Stahlcylinder in einen Stahlhalter (Fig. 44) eingesetzt und
im Drehbanksupport eingespannt.
Es ist kaum gerathen, den Diamantsplitter unmittelbar einzuklemmen, weil derselbe
dann leicht verloren geht.
Bekannt sind ferner die glasharten Zahnrollen oder Rillenscheiben (Fig. 45), welche in
einem Halter kreisen, sobald dieselben an den abzurichtenden Schleifstein angesetzt
werden. Auch zum Formgeben von Schmirgelschleifscheiben werden ähnliche Werkzeuge in
Anwendung gebracht.
Nach dem amerikanischen Patent Nr. 430204 vom 25. September 1889 bezieh. vom 17. Juni
1890 wird von Ph. Wrigley in Chicago die aus Fig. 46 und 47 ersichtliche
Vorrichtung hergestellt und in der Weise angewendet, dass die Rollenebene schräg zur
Ebene der Schleifscheibe steht, der Rollenhalter aber Unterstützung und Führung in
einer V-Auflage findet.
D. F. Walker in Philadelphia, Pa., bauen nach American Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 2 * S. 6, einen
Schleifsteinabrichter (Fig.
48), der aus einer auf der Trogbahn ruhenden anstellbaren Querwange
besteht, auf der ein Schlitten bewegt wird, auf welchem der Werkzeugträger
aufgeschraubt ist. Derselbe besteht aus einem durch das grössere Handrad
drehverstellbaren Cylinder, in welchem ein kleiner cylindrischer Kolben durch eine
Schraubenspindel axiale Verschiebung durch das kleinere Handrad erhält. In diesem
Kolben wird als Werkzeug ein Stück Gasrohr eingespannt.
Trier's Abrichter (vgl. D. p. J. 1891 281 * 33)
findet immer mehr Verbreitung und hat in neuerer Zeit sogar in der grossen
Steinbearbeitung Eingang gefunden.
Diese Vorrichtung, welche die Maschinenbaugesellschaft
Karlsruhe baut, besteht im Wesentlichen aus einer flachen oder
cylindrischen Quer bahn A (Fig. 49), welche in
Klemmlagern B sitzt, die auf der Trogbahn des
Schleifsteins aufgeschraubt werden. Auf dieser gleitet ein Schlitten G und in diesem ein Querkolben D winkelrecht hierzu durch eine Schraube stellbar. Schräg zur Achse vom
Kolben D ist an demselben ein Zapfen K eingeschraubt, auf dem ein aus dünnem Stahlblech
gepresster Trichter O sammt der Bodenverstärkung
L kreisen kann. In Fig. 50 ist der
Arbeitsverlauf einer Schleifsteinabrichtung dargestellt. Während durch I der Steinmantel mit einer Schaltung von 1 mm für jede
Steinumdrehung abgerichtet wird, kann durch allmähliche Lösung der Schraube D (Fig. 49) die Schräge II angearbeitet werden, und nach einer Verdrehung des
Kolbenkörpers G um 180° wird entweder der Mantel nach
III weiter abgerichtet, oder nach IV und V die Seitenflächen
des Schleifsteins gerade gemacht.
Die Schnittiefe soll beim Abrichten des Mantels 7 mm und an der Seite 3 mm nicht
überschreiten, wobei es sich empfiehlt, um ein Ausbrechen der Steinränder zu
verhindern, das Abrichten des Mantels von den Seiten nach der Mitte vorzunehmen.
IV. Die Schleifmaschinen.
Der Schleifarbeit entsprechend gliedern sich auch die Maschinen zum Schleifen.
Textabbildung Bd. 294, S. 177Abrichten der Schleifscheiben. Vom 3 m grossen Sandstein der Grobschleiferei bis zur
Genauschleifmaschine, mit der eine Arbeit bis zu 1/7000 mm Genauigkeit geliefert wird, ist
ein weites Feld für Zwischenmaschinen frei, mögen dieselben nun mit natürlichen
Steinen oder künstlichen Schleifscheiben arbeiten, nass oder trocken schleifen,
einfach oder mit den vollkommensten Bewegungsmechanismen ausgerüstet sein.
Weil aber die Angriffsstelle eine wechselnde Lage erhalten soll, die beim einfachen
Messerschleifen in der quer gerichteten Schwingungsbewegung des Werkstückes liegt,
auch der Andruck geregelt werden soll, so werden die vollkommensten Schleifmaschinen
mit Vorrichtungen ausgerüstet sein, die jene Bewegungen selbsthätig durchführen
können. Eine Gliederung der Schleifwerke für die Metallbearbeitung würde sich in
folgender Weise entwickeln:
Schleifsteine für Grobschleiferei, Schleifsteine für den Werkstattbetrieb,
Schleifsteine für feine Messerschleiferei, alle ohne selbsthätigen Schaltbetrieb;
Polirschleifscheiben und Schleif- und Polirmaschinen mit Schlittenbetrieb;
Schleifmaschinen mit Pendelgestell; Schleifmaschinen für Maschinentheile,
Schleifmaschinen zum Schärfen der Schneidstähle,der Fräsewerkzeuge, Bohrer
und Drehbankspitzen; Maschinen zum Schleifen cylindrischer Walzen und endlich die
Genauschleifbänke mit selbsthätigen Schalt- und Wechselbetrieben.
Werden bei dieser Maschine alle Umstände gehörig berücksichtigt, so ist mit derselben
eine Genauigkeit des Arbeitsergebnisses erreichbar, welche mittels Drehen auch nicht
annähernd zu erzielen ist.
J. E. Reinecker's
Genau-Bundschleifmaschine.
J. E. Reinecker in Chemnitz-Gablenz bauen eine
Genau-Rundschleifmaschine, die zu den vollkommensten der bekannten Ausführungen
dieser Maschinengattung gehört.
Textabbildung Bd. 294, S. 178Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker. Die nach Originalzeichnungen in Fig. 51 bis 58 dargestellte Maschine besteht aus einem
Bettkasten a mit Führungsbahnen für die Tischplatte
b, auf welcher die obere Tischplatte c in Winkelstellung zur Führungsbahn gebracht
werden kann. Hierdurch ist auch das Schleifen kegelförmiger Werkstücke
ermöglicht, welche zwischen Spindelstock d und
Reitstock e eingespannt sind.
Das Werkstück kann nun mit kreisender Spindel d,
beim Genauschleifen auch zwischen todten Spitzen laufen, weshalb am Spindelstock
d zwei Riemenscheiben vorgesehen sind.
Beim Schleifen langer cylindrischer Werkstücke werden Durchbiegungen derselben
durch Verwendung von geeigneten Gegenhaltern f
(Fig. 53) oder Setzstöcken (Fig. 57) sorgfältig vermieden. Diese werden an
einer, den Schlittentisch bc brückenartig frei
übergreifen den festen Trogplatte g angeschraubt.
Je nach Bedarf kann mit fliegendem Schleifrad (Fig. 51) oder mit
einer unmittelbar an die Antriebscheibe angeschlossenen Schleifscheibe
gearbeitet werden. Auch wird beim Hohlschleifen an Stelle der fliegenden
Schleifscheibe eine Riemenscheibe angebracht, welche die Hohlschleifspindel
(Fig. 58) bethätigt.
Zu diesem Behufe wird der Schleifradlagerkörper h
(Fig. 53) mit seiner Unterplatte i um 180° verdreht, worauf an deren Hintertheil die
Hohlschleif Vorrichtung (Fig. 58) Aufstellung
findet.
Dieses Drehstück i ist mit einem Schlitten k verbunden, welcher mittels eines selbsthätigen
Spindeltriebwerkes eine von dem Tischhube abgeleitete, normal gerichtete
Schaltbewegung erfährt, die in ihrer Grösse bis zu 1/7000 mm herabgesetzt werden kann.
Durch diese Einrichtung erhält die vorstehende Maschine eine ganz besonders
wichtige und bedeutungsvolle Vervollkommnung, die darin besteht, dass der
Arbeitsdruck zwischen Schleifscheibe und Werkstück gleichbleibend erhalten, mit
einem anderen Wort, dass der Schleif vor gang wirklich ununterbrochen
fortgeführt werden kann, so dass derselbe unabhängig von den Spannungszuständen
der Maschinenglieder das denkbar genaueste Schleifergebniss liefert, was bei
keiner der bisher bekannten Schleifmaschinen erreichbar war. Weil die
Schleifradspindel, abgesehen von der überaus kleinen Schaltbewegung, feststehend
ist, genügt zu deren Antrieb eine einfache Riemenscheibe, welche an der zweiten
Decken welle sitzt. Neben dieser ist eine lange Trommel für den Betrieb der
beiden Spindelstockscheiben d angeordnet. Mittels
einer dreiläufigen Stufenscheibe wird die zweite von der ersten Deckenwelle mit
dreifachem Geschwindigkeitswechsel betrieben. Von der ersten Deckenwelle wird
überdies mittels einer dreiläufigen Stufenscheibe l
(Fig. 52) das
Triebwerk für die Hubbewegung des Tisches bethätigt. Durch Winkelwellen (Fig. 52) wird ein
Winkelradwendetriebwerk m
(Fig. 55 und 56), ein
Schneckenrad n und von diesem aus mittels
Stirnräder o eine Bandtrommel p getrieben, um die sich mittels Leitrollen q ein an den beiden Tischenden befestigtes
Stahlband zu zwei Drittel des Umfanges schlingt. Je nachdem nun durch die
Anschlagknaggen r des Tisches b (Fig. 55) durch den
Hebel s die Zahnmuffe m des Wendetriebwerkes eingestellt wird, findet die Umkehrung der
Tischbewegung statt. Damit diese Umsteuerung selbsthätig durchgeführt werde, ist
am unteren Hebelende s eine Keilschneide vorhanden,
welche im Beginn des Anschlages einen federbelasteten Hebel t niederdrückt, durch welchen bei Ueberschreitung
der Mittellage der Hebel s in der Ausschlagrichtung
weiter bewegt wird. An der linksseitigen Leitrolle q ist ferner durch Vermittlung einer federnden Kegelreibungskuppelung
ein Zahnbogen u angeschlossen, der ein Getriebe v und damit eine Büchse mit dem Hebel w bethätigt, dessen Drehbewegung durch Anschläge
begrenzt wird, welche in einem festen Kreisschlitz y stellbar sind. Am freien Ende dieses Hebels w sitzt ein Sperrkegel, der in die äusseren Zähne der Grifftrommel z einsetzt. Um einen Seitenzapfen dieser Trommel
z ist ein Getriebe a1 frei drehbar, welches aber zugleich
in ein freies Rad b1 mit 50 Zähnen und ein Rad c1 mit 51 Zähnen greift, das aber auf der Welle
d1
festsitzt.
Textabbildung Bd. 294, S. 179
Fig. 53.Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker.
Textabbildung Bd. 294, S. 179
Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker.
Wenn nun mittels eines Schieberiegels e1 dieses Zahnrad
b1 festgehalten
wird, so muss eine volle Rechtsumdrehung des Trommelrades z eine entsprechende Linksdrehung des Rades c1 und zwar um
einen Centriwinkel hervorbringen, welcher \frac{1}{50} einer
vollen Umdrehung von z
ist. Diese auf je einen Tischdoppelhub entfallende Winkeldrehung der Welle
d1 wird mittels
eines Schneckentriebwerkes f1, welche Mutter zur festgeklemmten
Schraubenspindel g1
ist, eine verhältnissmässige Schaltung des Schleifradschlittens hervorrufen.
Textabbildung Bd. 294, S. 179Fig. 57.Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker. Es sei g1
= 5 mm die Steigung der Schraubenspindel g1 und z = 150 die
Zähnezahl des Trommelrades z, sowie f1 = 4 die
Uebersetzung im gleichbenannten Schneckentriebwerk, so ist die auf einen
doppelten Tischhub entfallende lineare, zur Tischbewegung normalgerichtete
Schaltbewegung λ bei einer Einzahnschaltung des
Schalthebels
\lambda=\frac{g_1}{f_1\,z}=\frac{5}{4}\,.\,\frac{1}{150}\,.\,\frac{1}{50}=\frac{1}{6000}\mbox{
mm}
bei einer Schaltung von zehn Zähnen
\lambda=\frac{1}{600}\mbox{ mm}.
während die grösste mögliche Schaltung mit 127 Zähnen
\lambda=\frac{127}{6000}=0,0201\mbox{ mm}
oder \lambda=\frac{1}{50}\mbox{ mm}
beträgt.
Textabbildung Bd. 294, S. 179Fig. 58.Genau-Rundschleifmaschine von Reinecker. Dadurch aber, dass die unterste Führungsplatte k1 selbst zu Schrägstellungen
eingerichtet ist, kann bei abgewölbten Schleifscheiben diese Schaltung ohne
weiteres abgemindert werden, so zwar, dass die zur Tischführung winkelrecht
ausgeführte Schaltung
σ = λ .
cos α
wird, wenn α der
Ablenkungswinkel von der Senkrechten ist.
Wäre z.B.
α = 30°; cosα = 0,866,
so wird für
\ambda=\frac{1}{6000}\mbox{ mm}
\sigma=\frac{0,866}{6000}=0,000144\mbox{ mm}
oder \frac{1}{6940}\,\sim\,\frac{1}{7000}\mbox{ mm}
der Vorschub senkrecht zur Tischbahn sein.
(Fortsetzung folgt.)