Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 49 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Fortsetzung des Berichtes S. 25 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
d) Stoffänger.
Durch das Wasser, welches durch das Langsieb geht, wird eine ganz merkliche Menge
Stoff entführt, so dass es sich lohnt, mit Hilfe einfacher Apparate wenigstens einen
Theil der Fäserchen zurückzugewinnen, und dies um so mehr, weil gegen die
Verunreinigung der fliessenden Gewässer, in welche ja schliesslich doch meist das
Abwasser mit den Fasern sonst gelangen würde, immer strenger vorgegangen wird, wie
schon 1894 292 148 gesagt worden ist.
Textabbildung Bd. 294, S. 49Smidth's Stoffanger. Das amerikanische Patent Nr. 467775 von Gustav
Carl Faugel Smidth in Fredericksberg bietet einen derartigen recht
einfachen und praktischen Apparat, der allerdings an einen Stoffänger nach Patent
Schuhricht sehr – lebhaft erinnert, doch aber
verdient allgemeiner bekannt zu werden. Nach Fig. 58 und 59 wird das Abwasser mit
Stoff in einen grösseren Trog mit acht Abtheilungen 1
bis 8 geleitet, die durch Ausschnitte a mit einander verbunden sind, deren Ueberlauf durch
Schieber b gehindert werden kann. Das Abwasser fliesst
vorerst in die Rinne D, welche durch Löcher e mit allen Abtheilungen communicirt. Von diesen
Löchern e ist im Betriebe aber nur immer eines offen,
nehmen wir an jenes für Abtheilung 3, während die
anderen Löcher e durch Stöpsel e1 geschlossen sind. Weil nun Loch e für Abtheilung 3 offen
ist, fliesst das Wasser zuerst in diese Abtheilung, dann beim Ausschnitt a hinüber nach 4, dann
nach 5 u.s.w. bis in die Abtheilung 1, welche gegen 2 durch
einen Schieber b gesperrt ist. Der Ueberschuss aus 1 fliesst durch den Ueberfall d fort. Es bleibt nämlich immer eine Abtheilung frei, um aus dieser den
abgesetzten Stoff entnehmen zu können. Ist das in dieser Abtheilung, hier also 2, geschehen, so wird 3
ausgeschaltet, während das Abwasser von 4 nach 5 u.s.w. bis in 2 gelangt
u.s.w. Das Wasser, welches durch die feinen Siebe B geht, die auf einem Lattenroste ruhen, fliesst in die cementirte Rinne
T und aus dieser in einen cementirten Brunnen W, aus dem das Wasser mit Vortheil zum Verdünnen des
Stoffes entnommen werden kann, weil es viel Füllstoffe, Leim u. dgl. enthält, welche
im Stoffänger nicht zurückgehalten werden können. Zum Schutz gegen Staub und Schmutz
kann der Stofffänger mit einem Dache versehen werden.
Textabbildung Bd. 294, S. 49Fig. 60.Mac Evan's Stoffänger. Statt des wagerecht liegenden Siebes, wie wir es bei dem eben betrachteten
Apparate fanden, ist nach dem amerikanischen Patent Nr. 495260 ein ziemlich stark
geneigtes benutzt bei der Construction von R. W. Mac
Evan in Whippany, was den Vortheil mit sich bringen soll, dass die
Siebmaschen sich nicht so leicht zusetzen. In der That kann bei hinreichender
Neigung des Siebes erwartet werden, dass der abgesetzte Stoff vom oberen Theile
immer weiter nach unten gespült werde. Im Uebrigen ist die Vorrichtung
ausserordentlich einfach. Es fliesst (Fig. 60) durch
Rohr K der Stoff zu in die Rinne L, dann über eine Stufe nach D herab und von da über das unter 45° gegen die Wagerechte geneigte Sieb
A mit Seitenwänden B.
Dabei tropft das Wasser durch in den Trog E, während
die Fasern altmählich nach abwärts gegen die Rinne C
wandern, aus der sie gelegentlich zu entfernen sind.
e) Pressen.
Vielfach werden Gummiwalzen statt der Wickelwalzen bei Pressen, insbesondere der
Gautsche, empfohlen. Zweifellos ist die erste Anschaffung weit kostspieliger als bei
Wickelwalzen, besonders dann, wenn man genügend alte Filze besitzt, die hierzu
verwendet werden könnten. Doch machen sich die höheren Anschaffungskosten der
Gummiwalzen nach vorliegenden Erfahrungen reichlich wett durch die längere Dauer der
Walzen selbst, insbesondere durch die fast unglaubliche Schonung der Filze bei
geeigneter Behandlung. Wir müssen uns eben daran erinnern, dass die Gummiwalzen eine
weitaus glattere, gleichmässigere Oberfläche als die Wickelwalzen besitzen, dass
daher mit Recht angenommen werden kann, der Filz liege wirklich an der ganzen
Berührungsstelle, also mit grösserer Fläche auf, der specifische Druck und damit die
Abnutzung wird kleiner. Erhöht wird dieser Vortheil noch dadurch, dass man die
Pressen bei Gummiwalzen gar nicht so stark anzuziehen braucht, also auch der
absolute Druck kleiner werden kann als bei Wickelwalzen, weil eben schon mit einem
kleineren Drucke erzwungen wird, dass die Berührung auf der glatten
Gummiwalzenoberfläche ordentlich stattfindet.
Bei einer schon erwähnten sehr grossen Papiermaschinenanlage sind in neuester
Zeit für beide Gautschwalzen solche aus Messing mit Stahlkern verwendet worden, bei
den Nasspressen unten auch solche Walzen, oben Hartgusswalzen. Wahrscheinlich
fürchtete man, bei der grossen Siebbreite nicht genügende Widerstandsfähigkeit bei
Gummiwalzen zu bekommen, was aber nicht so ohne weiteres berechtigt erscheint.
Textabbildung Bd. 294, S. 50Nachtigall's Gautschrad. Für den Kittner'schen Walzenschaber (D. R. P.
Nr. 54939, vgl. 1892 286 49) wurde von P. L. S. Pasquier ein D. R. P. Nr. 66270 als Zusatz
genommen, welches eine elastische Lagerung der Gummiwalze betrifft, die die Stelle
eines Schabers vertritt. Es sei diesbezüglich aber nur auf die Oskar Koletzky'sche Ausführung (1888 269 102) aufmerksam gemacht, um auf die „Neuheit“
der Pasquier'schen Anordnung ein sonderbares Licht zu
werfen.
Manchen Vortheil hat es, wenn die Oberwalze der Gautsche in der Laufrichtung
verstellt werden kann. Unangenehm bleibt es nur dabei, wenn man alle Apparate, wie
Schaber, Spritzrohr und derartiges, für sich nach der neuen Lage der oberen
Gautschwalze richten soll. Das D. R. P. Nr. 70466 an Karl
Nachtigall in Neustadt a. H. lagert die Oberwalze derart, dass mit ihr ohne
weiteres die zugehörigen Apparate gerichtet werden. Das Princip der Anordnung liegt
darin, dass die Lager der Oberwalze A sich in Hebeln
h befinden (Fig. 61), auf denen auch
Lagerständer g für die Zuthaten montirt sind. In der
Laufrichtung der Maschine kann nun die Oberwalze A
verstellt werden, indem die dem Hebel h gehörigen
Drehzapfen i, welche mit entsprechenden ebenen Flächen
l in Schlitzen m
gleiten, mit Hilfe von Schrauben s vor- oder rückwärts
gestellt werden, welche Bewegungen A mitmachen muss,
weil sie in h gelagert ist. Diesen Bewegungen folgen
aber auch alle mit g zusammenhängenden Theile, wie die
Bürste B und der Schaber a
auf verstellbaren Armen f. Dieser Schaber ist übrigens
sehr hübsch detaillirt gedacht (Fig. 62). Es legt sich
das Holz a auf ein grösseres Stück des Umfanges an die
Oberwalze, und das abgeschabte Material, sowie Wasser treten rückwärts in einen
Kasten, aus welchem sie durch Oeffnung c abgelassen
werden können. Uebrigens kann auch bei einer Unterbrechung der Arbeit das Wasser im
Kasten auf einer gewissen Höhe erhalten werden, um zu vermeiden, dass die
allenfalls verwendeten Filzwalzen austrocknen. Der Schaberklotz a wird durch ein Belastungsgewicht t (Fig. 61) an die Walze
A gedrückt. Um aber auch den Druck beim Gautschen
selbst bequem regeln zu können, was ungemein wichtig ist – es könnte ja bei zu
starkem Drucke Papier und Sieb ganz verquetscht werden –, ist eine Belastung durch
das einstellbare Gewicht r auf dem rechtsseitigen
Hebelarm o oder eine entsprechende Entlastung durch
Gewichte auf dem linken Hebelarm o vorgesehen. Die
Wirkung dieser Gewichte auf den Hebel h und damit auf
die Walze A wird durch die Stange n vermittelt, welche an den beiden Enden Rechts- und
Linksgewinde besitzt, um durch Handrad H die richtige
Länge der Stange n zwischen den Hebeln h und o herstellen zu
können. Um der veränderlichen Stellung der Oberwalze A
gerecht zu werden, ist auch der Drehzapfen q des
Gewichtshebels o im Schlitze p verstellbar. Auf ein bequemes Anheben der oberen Presswalze bezieht sich
das amerikanische Patent Nr. 499696 von A. Aldrich in
Beloit. Der Erfinder will den oberen Walzenständer hohl ausführen und durch die
Höhlung einen doppelarmigen Hebel legen, dessen oberes Ende die Walzenlager fasst
und dessen unteres Ende z.B. mit einer Schraubenstellung versehen ist, die dann von
unten bethätigt werden kann, ohne dass man genöthigt ist, auf den Ständer zu steigen
und auf diese, immerhin unbequemere Weise, die gewünschte Verstellung der Oberwalze
vorzunehmen.
f) Trocknung.
Textabbildung Bd. 294, S. 50Fig. 63.Trockencylinder von Kaiser. Für die bei Papiermaschinen angewendete Trocknung mittels Trockencylinder hat Gustav
Kaiser in Chemnitz das D. R. P. Nr. 58933 als dritten Zusatz zu seinem D.
R. P. Nr. 39262 bekommen (vgl. 1892 286 50). Kaiser geht bekanntlich darauf aus, die unmittelbare
Berührung zwischen. der noch immer feuchten Papierbahn und den verhältnissmässig
sehr heissen Trockencylindern zu vermeiden, also eine Art Mittelding zwischen der
unmittelbaren Dampfcylindertrocknung und der Lufttrocknung zu schaffen, was für die
Eigenschaften des fertigen Papiers nur von gutem Einflüsse sein kann, aber auch die
Trockenzeit verlängert. Damit ist aber auch die Benutzung der Kaiser'schen Trocknung vor allem für bessere Papiere
gegeben. In Festhaltung seines Principes ist Kaiser
jetzt dazu übergegangen,die Trockeneinrichtung so auszugestalten, dass zwischen der Papierbahn und
den Trockencylindern eine regelmässige Luftcirculation unterhalten werde. Eine der
bezüglichen Ausführungsformen ist durch Fig. 63
versinnlicht, wobei eine Art Gegenstrom System zwischen Zuführung der Papierbahn und
der Zu- und Ableitung der heissen Luft eingerichtet ist. Hierbei kommt die
Papierbahn bei A zu den Trockencylindern, läuft um B1, dann B2, dann um B3 und verlässt dieselben bei D. Der Hohlraum zwischen Papier und Heiztrommel ist seitlich durch Wände
C1C2.... abgeschlossen,
welche verschiebbar sind und dann, wenn sie sich an die Papierbahn anschliessen,
Kanäle T1T2T3 zwischen den
Trockencylindern und der Papierbahn abgrenzen. Die Luftleitung ist nun so gedacht,
dass die heisse Luft durch Rohr E1 aus dem Cylinder B3 tritt, durch Kanal 1
sich in T1 ergiesst,
den Trockencylinder B3
fast ganz umkreist, durch 2 gegen die Mitte von B3 zurückkehrt, B3 durchströmt, durch
Rohr E2 gegen die Mitte
von B2, dann durch einen Rohransatz 3 in den Ringkanal T2, zurück gegen die Mitte von B2 durch 4 kommt, endlich von da durch Rohr E2 gegen die Mitte von
B1 gelangt und,
durch Rohr 5 in den Ringkanal T3 eintretend, diesen durchfliesst, um
endlich durch Rohr 6 in der Pfeilrichtung bei f, mit Feuchtigkeit beladen, gegen Rohr E3 abzuziehen. Weiter
sei bemerkt, dass die Cylinder B1B2B3 feststehen, während die Papierbahn über
entsprechend gelagerte Leitwalzen und durch einen Bändchenantrieb derselben
ausserhalb der Stoffbahn bewegt wird, was als nicht unwesentliches Detail anzusehen
ist, indem dadurch die Bewegung der schweren Trockencylinder entfällt. – Wie schon
angedeutet, ist das eben erläuterte Princip auch für andere Fälle, insbesondere das
sogen. Eincylindersystem (ein Trockencylinder) anwendbar.
Nach D. R. P. Nr. 67834 von Joseph Hütten in Ruprechtsau
wird bei Trockencylindern dann, wenn dieselben unten auf einer Filzwickelwalze
aufruhen, zur Schonung derselben in Hinblick auf die ganz bedeutende Temperatur der
Cylinderwand ein Hilfsfilz eingeschaltet, welcher zwischen der Wickelwalze und der
Trockentrommel durch und dann über Leitrollen geht. Gewiss wird dadurch die
Filzwickelwalze sehr geschont und die Anwendung von Gummi-, Baumwoll- oder
Papierwalzen statt der rauheren Filzwalze ermöglicht. Dafür leidet aber der
Hilfsfilz, allerdings vielleicht weniger als die Wickelwalze, weil er, nachdem er
kurze Zeit an einer bestimmten Stelle die heisse Trockentrommel berührt hat,
dieselbe verlässt und allseits von Luft bespült wird.
Das D. R. P. Nr. 65867 von Oskar Christ in Josephsthal
dürfte, wenigstens vorläufig, kaum ernst zu nehmen sein. Bei demselben liegt ein
grosser Trockencylinder unmittelbar auf der oberen Gautschwalze, und zwar soll dies
deshalb geschehen, um die Bahn so wenig wie möglich spannen zu müssen. Das stimmt
allerdings mit den Erfahrungen überein, dass wegen des Spannens des Papiers dasselbe
in seinen Eigenschaften zurückgeht, dass diese Unannehmlichkeit aber so werde
vermieden werden, wie jetzt von Christ angegeben, wo,
nachdem das Papier ein Langsieb mit zwei Saugkästen und einer Gautschpresse passirt,
dasselbe über ein zweites Langsieb mit noch einem
Saugkasten (!!) und wieder durch eine Gautschpresse geht, auf welcher der grosse
Trockencylinder liegt, – das mag füglich bezweifelt werden.
Nicht übel ist der Gedanke, der dem von J. H.
Shorrock in Darwen und J. Martin in Calder
Grove entnommenen amerikanischen Patent Nr. 495 950 zu Grunde liegt. Wir bemerken
(Fig. 64), dass der Filz D nicht um den Trockencylinder A mit der
Papierbahn D1 läuft,
sondern dieselbe nur gerade zu dem Cylinder bringt, an denselben andrückt und
hierauf, unter Leitwalze F laufend, den Trockencylinder
verlässt. Dadurch wird erreicht, dass die Papierbahn frei am Trockencylinder liegt
und von Luftstrahlen aus Röhrchen J, gespeist vom
Ventilator J1,
getroffen werden kann, worauf die Papierbahn, um den Trockencylinder und Walze A1 gehend, bei B aufgewickelt werden kann. Durch i die Luftstrahlen aus J
wird jedenfalls Bewegung in das träge Dampfluftgemisch gebracht, der Dampf, also die
Feuchtigkeit, bei genügendem Abzüge rascher entfernt, wodurch die Trocknung
erleichtert und beschleunigt wird. In der Nähe von J dürfte allerdings
Condensationswasser entstehen. Dieses soll durch eine Rinne M aufgefangen und durch Rohr N abgeleitet
werden.
Textabbildung Bd. 294, S. 51Fig. 64.Shorrock's Trockencylinder. In ganz eigenthümlicher Weise geht Seth
Wheeler in Albany nach dem amerikanischen Patent Nr. 502337 vor, um während
des Trocknens bleibende Verzierungen in der Papierbahn zu erzeugen. Nach dem zweiten
Trockencylinder, überhaupt dann, wenn das Papier einerseits schon fest genug ist, um
ohne Filz geleitet zu werden, und doch noch genügend Feuchtigkeit enthält, um
bleibende Eindrücke aufzunehmen, wird das Papier zwischen zwei hohlen geheizten
Walzen, welche an einander gedrückt werden, durchgeleitet. Weil nun diese beiden
Walzen in solcher Weise mit Erhöhungen und Vertiefungen in der Mantelfläche
ausgestattet sind, dass bei der Drehung der Walzer gegen einander sich die
Erhöhungen treffen, so wird die zwischen ihnen durchgeführte, noch feuchte
Papierbahn dort besonders ausgetrocknet werden, wo die Erhöhungen der Walzen
zusammentreffen, und es wird solcherart im Papiere eine Ungleichförmigkeit nach
bestimmtem Muster erzeugt. Später, auf den weiteren Trockencylindern, wird wohl auch
das übrige Papier trocken werden, aber dasselbe wird sich ungleichmässig
zusammenziehen, dem theil weise bereits geschehenen Trocknen entsprechend, und die
Folgen sind bleibende Fältchen im Papier, deren Anordnung mit dem Muster der heissen
Presswalzen zusammenhängt. Es ist wohl selbstverständlich, dass auch schon fertiges
glattes Rollenpapier wieder eingefeuchtet und dann ganz in ähnlicher Weise verziert
werden kann.
Trockencylinder in Gruppen oder entsprechend gross auch einzeln zum Trocknen von
Formatpappen, d.h. von Pappen, welche schon in Bogen getheilt sind, werden in
neuester Zeit sehr praktisch z.B. von Escher, Wyss und
Co in Zürich gebaut. Dabei führen Filztücher die Pappenbogen um die
Trockencylinder bis in die Nähe eines Abstreichers, welcher die Pappe vom
Trockencylinder entfernt und auf einen Filz gleiten lässt, der den Pappenbogen zu
einem zweiten Cylinder führt u.s.f. Recht praktisch ist auch die Eintheilung, wobei
die Pappen auf einer Seiteder Trockencylindergruppe aufgegeben und auch auf derselben Seite endlich
fertig abgestreift werden, weil dann ein Arbeiter als Bedienung genügt.
Um Luftschnallen u. dgl. in der Papierbahn zu verhindern und solcherart gewisse
Fehler aus der Papierbahn fernzuhalten, bringen Wagner und
Co. in Köthen bei ihren Trockencylindern ein Hilfswälzchen an nach D. R. P.
Nr. 64060. Tritt nämlich die Papierbahn k (Fig. 65), geleitet vom Filze t, gegen Walze b und Trockencylinder a, so wird vorher die Bahn k über das von b aus angetriebene Wälzchen
h gehoben und dann erst nach e geleitet. Dadurch ist es leicht möglich gemacht, dass
die Luft unter dem Drucke des Trockencylinders zwischen Filz und Papier entweicht
und die Ballen, verdrückte Stellen u. dgl., welche sonst entstehen können, wenn die
Luft eingeschlossen ist, ausbleiben.
Textabbildung Bd. 294, S. 52Fig. 65.Trockencylinder von Wagner und Co. Eine Schutzvorrichtung für Trockencylinder (vgl. 1892 286 50) hat Ottomar Heigis
als Patent angemeldet (Papierzeitung, 1893). Es gilt,
die Hand des Arbeiters von der so gefährlichen Stelle E
(Fig. 66), wo der Filz auf den Trockencylinder
aufläuft, fernzuhalten, ohne die Sicherheit beim Einführen der Papierbahn vermissen
zu lassen. Wir finden zu diesem Zwecke eine kleine Hilfsfilzleitung über Walzen bds2 und eine
Bändchenführung acs1,
wobei s1 und s2 die gehörige
Spannung zu besorgen haben. Die Walzen a und b sind in einem Ständer verlagert und zwar b derart, dass es einem Drucke leicht nachgibt, weil
die Spiralfeder ziemlich schwach ist. Der Arbeiter gibt das Papier zwischen a und b und sollte er auch
mit den Fingern hineingerathen, so kann doch kein ernstlicher Unfall geschehen, weil
b so leicht nachgibt und er mit dem ganzen Arm doch
nicht bei der Walze c vorbei bis zum Trockencylinder
fahren kann. Das Papier aber wird vom Filze nach d
mitgenommen und an die Mantelfläche des Trockencylinders so nahe an die Stelle E gebracht, dass die Bahn vom Trocken filze um den
Trockencylinder genommen wird.
Textabbildung Bd. 294, S. 52Fig. 66.Trockencylinder von Heigis. Auch als Schutzvorrichtung ist das amerikanische Patent Nr. 480407 an Thomas Lindsay in Brookville aufzufassen. Lindsay wendet nämlich eine Bändchenführung an, um die
Papierbahn nach dem Verlassen des ersten Trockencylinders selbsthätig über die
anderen Trockencylinder zu bringen und solcherart die recht gefährliche Handarbeit
dabei zu vermeiden. Beim ersten Trockencylinder geht dies aus dem Grunde schwer an,
weil die Papierbahn noch zu wenig Festigkeit besitzt, um dieselbe automatisch auch
hier darüber zu leiten. Die Bändchen fassen die anfänglich ziemlich unregelmässige
Papierbahn an einer Seite, führen sie dann über sämmtliche Cylinder und geben
sie erst wieder frei, nachdem dieselbe auch den letzten Trockencylinder passirt
hat.
Nach vorliegenden Erfahrungen aus der Praxis (vgl. Papierzeitung, 1892) wird zum Abdichten von Deckeln an Trockencylindern,
überhaupt dort, wo es sich um dauernde Dichtungen handelt, Cement, zu einem Brei mit
Wasser angerührt, als billiges und dauerhaftes Dichtungsmittel warm empfohlen. Der
Cementbrei wird auf den sorgfältig von Schmutz, Fett u. dgl. gereinigten Flansch in
einer 5 bis 8 mm hohen Schicht aufgetragen, der Deckel sorgfältig derart
aufgebracht, dass die Flanschen möglichst parallel bleiben, und darauf mit Beachtung
derselben Vorsicht die Deckelschrauben langsam angezogen, bis der Cement auf etwa
die Hälfte seiner früheren Dicke zusammengepresst ist. Derart lässt man ihn so
lange, bis der Cement zu erhärten beginnt, das ist etwa 4 bis 6 Stunden, und
streicht dann an den Bändern mit dünnerem Cementbrei nach, um einen möglichst guten,
dichten Abschluss zu bekommen. Nach weiteren 2 bis 3 Stunden Verstreicht man wieder
vorsichtig mit einem Pinsel oder Tuche, damit man Haarrisse in der Dichtung
vermeidet. Nach weiteren 8 Stunden ist die Dichtung vollständig haltbar.
Textabbildung Bd. 294, S. 52Fig. 67.Speidel's Centrifugalpappentrockner. Im Anschlusse an die Trockencylinder, welche bei Papiermaschinen
vorkommen, seien auch noch andere Neuheiten im Gebiete „Trocknung“ erwähnt.
Wie schon weiter vorn bemerkt, trocknet man in neuerer Zeit nicht selten auch Pappen
auf Trockencylindern, um eben den nicht unmerklichen Zeitgewinn einzuheimsen. Nur
darf nicht vergessen werden, Pappen hinreichend weit mechanisch, durch Pressung, zu
entwässern, weil sonst von den Trockencylindern meist ein ganz abscheuliches Product
kommt: es ist das Material mit viel Wasser eben noch zu weich, um der raschen
Verdunstung bei Trockencylindern gewachsen zu sein.
Um die Vortheile der Trocknung in der freien Luft zu vereinen mit der Raschheit der
Maschinenarbeit, hat H. Speidel in Blaubeuren nach D.
R. P. Nr. 58717 einen Centrifugalpappentrockner construirt, der allerdings mit
bereits bekannten Apparaten viele Aehnlichkeit besitzt. Wir bemerken (Fig. 67) in einem Gehäuse, wie es auch ziemlich
ähnlich bei Centrifugalventilatoren vorkommt, auf einer Welle eine Reihe von Armen,
an denen Rahmen festgeschraubt sind, welche die noch feuchten Pappentafeln gespannt
enthalten. Die Rahmen sind z.B. zweitheilig,der eine Theil mit Falz ausgestattet, in den vorerst
die Pappentafel und dann der zweite Rahmentheil als Deckel eingesenkt und
festgeklemmt wird. Setzt man nun die Welle des Trockners in Umdrehung, so verhalten
sich die Pappentafeln ähnlich wie die Flügelflächen eines Ventilators. Verstärkt
wird die Analogie noch dadurch, dass central zum Gehäuse die Luft einströmt und in
der Richtung des Pfeiles bei V ausgeblasen wird. Nur
ist es wohl hier schwer möglich, die Arme derart zu krümmen, wie es nothwendig wäre,
wenn man einen beständigen Luftstrom ohne Wirbelbildungen insbesondere beim Eintritt
erhalten wollte. Das Gehäuse jedoch spiralförmig zu erweitern, wie es die
strichpunktirt eingezeichnete Linie andeuten soll, unterläge wohl keinem Anstände,
und könnte von dieser im Patente nicht vorgesehenen Abänderung unseres Erachtens ein
für den vorliegenden Zweck günstiger Erfolg darum erwartet werden, weil sich dann in
jeder Flügelkammer ein gleichmässigerer Luftstrom vom Mittelpunkte des Gehäuses nach
aussen und damit etwas Aehnliches erzielen liesse, wie wenn ein Windstrom bei
aufgehängten Pappen an denselben vorüberstreicht.
Nach Le Génie civil sind in den Buchdruckereianlagen von
Masson und Sohn auch Luftströme dazu verwendet, um
die bereits bedruckten und gefalteten, aber vom Drucken her noch feuchten Blätter
rasch und ohne Runzelbildung zu trocknen. Zu dem Zwecke werden die gefalteten Bogen
in Abtheilungen eines Wagens lose hineingegeben, mehrere solcher Wagen gleichzeitig
in eine verschliessbare Kammer geschoben, durch welche in geeigneter Richtung
Luftströme mittels eines Ventilators geblasen werden, welche vorher an Dampfröhren,
durch welche der Abdampf der Betriebsmaschinen zieht, auf etwa 40° erhitzt worden
sind. Diese Anlage wird in der genannten Quelle als Luftcondensator bezeichnet,
vermuthlich weil das Hauptgewicht darauf gelegt werden soll, dass durch die
Wärmeabgabe an die Luft der Trockenanlage Dampf in den Abdampfrohren verflüssigt und
daher sogar ein, wenn auch nicht bedeutendes, Vacuum erzeugt wird. In der Quelle
wird allerdings sogar ein Vacuum bis zu einem halben Meter Quecksilber angegeben,
das natürlich der Maschine zu Gute kommt und ausser der ersten Anlage und geringen
Reparaturen keine Kosten verursacht.
Bei den Trocknungsanlagen System H. Kori (vgl. 1888 269 105) schlägt der Erfinder eine Abänderung vor (D. R.
P. Nr. 64126, Oesterreichisch-ungarisches Privilegium Nr. 22416 und 44626), um die
Regelung der Luftmengen, welche Feuchtigkeit, aber auch Wärme entführen, von der
Sorgfalt in der Bedienung unabhängiger und daher auch ökonomischer zu gestalten. Kori geht vor allem darauf aus, dann, wenn das Gut
bereits schon weit ausgetrocknet ist, auch weniger warme Luft den Trockenraum
durchströmen zu lassen und damit auch in diesem Zeitabschnitt weniger Wärme
aufzuwenden, die ja bei bestimmter Temperatur proportional mit dem benutzten
Luftgewichte wächst. Um diese Aufgabe zu lösen, wird z.B. mit der Klappe K (oder mit dem Schieber u. dgl.), welcher den Zutritt
der Luft zu regeln hat, ein Hebel H (Fig. 68) verbunden, an dem als Belastung T eine geeignete Menge gerade von dem Gute hängt,
welches in der Kammer getrocknet werden soll. Ist das Gut, also auch T, noch feucht, somit schwerer, so wird bei geeigneter
Wahl der Grösse von T die Klappe K so weit eröffnet, als es eben möglich ist; in
dem Maasse, wie die Austrocknung vorwärts schreitet, wird auch T leichter, die Klappe K
sinkt herab, verkleinert die Zuströmöffnung und drosselt den Luftstrom, dessen
Geschwindigkeit und damit die Menge der Luft herabsetzend. Bei nahe erreichter
Austrocknung soll die Klappe K noch immer etwas offen
bleiben, um einen, wenn auch schwachen, doch beständigen warmen Luftstrom zu
unterhalten, damit die Räume nicht auskühlen, sondern für eine folgende Trocknung
warm bleiben. Kori schlägt bei seinen Anlagen kleinere
niedrige Räume vor, die besser zu überwachen sind und sowohl in grösserer Zahl neben
einander, als auch in Stockwerken über einander liegen können; auch sind die
Temperaturunterschiede in demselben Raum dann nicht so bedeutend, besonders wenn
durch Doppelwände, zwischen welchen sich etwa eingeschlossene Luft befinden kann,
die Wärmeabgabe nach aussen thunlichst hintangehalten wird.
Textabbildung Bd. 294, S. 53Fig. 68.Trocknungsanlage von Kori. Für das Aufhängen von Pappenbogen sind die Meinert'schen Klammern (vgl. 1888 269 104)
recht beliebt. Einige Verbesserungen für das System wären etwa die folgenden:
H. Walli in Thomasberg schlägt im D. R. P. Nr. 70509
vor, die Klammern hohl aus Blech in Form eines oben offenen Kästchens herzustellen,
bei welchen Fortsätze der Seitenwände dazu verwendet werden, die Scharniere zu
bilden, während der verlängerte Boden aufwärts gekrümmt wird und im Gebrauche die
Pappenbogen klemmt. Diese Art der Klammern ist gewiss leicht und bei dem
Massenverbrauch bei allfälliger Anwendung auch billig herzustellen; nur darf
jedenfalls zu den Klammern nicht Eisenblech verwendet werden, weil sonst Rostflecken
kaum zu vermeiden sind.
Textabbildung Bd. 294, S. 53Fig. 69.Marchant's Aufhängevorrichtung. Wenn Pappen mit solchen Klammern aufgehängt werden sollen, so sind
mindestens zwei für jeden Bogen nothwendig. Das Aufhängen geht dabei leicht und
schnell, weil ja der Bogen nur von unten zwischen Klammer und Widerhalt eingeschoben
zu werden braucht. Aber beim Abnehmen geht es nicht so bequem, weil die beiden für
einen Bogen nothwendigen Klammern nicht ganz bei einander liegen, also auch schwer
durch eine einzige Armbewegung aufgehoben werden
können, um den Bogen rasch frei zu bekommen. Um diesem
Uebelstand auszuweichen, hat William Marchant in London
nach D. R. P. Nr. 69889 eine Verbesserung angebracht. Die Klammern können dabei in
irgend einer Weise detaillirt sein. So sind solche d in
Fig. 69 an dem Balken c befestigt gedacht. Als Zuthat finden wir hier aber noch an jedem
Klammerfinger gelenkig angeschlossene Lamellen a,
welche oben geschlitzt sind, und mittels einer Schraube, die durchden Schlitz geht, an die
auf c verschiebbare Leiste b so angeschlossen sind, dass die Lamellen sich schief aufwärts
verschieben können. Wird nun ein Pappenbogen von unten eingeschoben, so kann der
Klammerfinger und die Lamelle nach oben nachgeben, wie bei d1a1 angedeutet ist. Will man dann alle Pappenbogen p auf einmal herabnehmen, so zieht man die Stange b nach rechts, wodurch alle Klammerfinger gleichzeitig
gehoben und die Pappenbogen frei werden.
Textabbildung Bd. 294, S. 54Fig. 70.Krüger's Pappenaufhängung. Auch für die Krüger'sche Pappenaufhängung
(vgl. 1892 286 51) ist eine ähnlich wirkende Verbesserung
in The Paper Record veröffentlicht worden (Fig. 70). s ist die
schwere Scheibe, welche die Pappe p zwischen der
lothrechten Fläche d und der schiefen Ebene e klemmt. Um die Pappe p
aber auch bequem abnehmen zu können – man hat sonst ähnliche Umständlichkeiten, wie
bei der ursprünglichen Meinert'schen Klammer –, werden
Schnüre i benutzt, welche bei g an das Rollengehäuse a befestigt sind, um
eine in die Umfläche des Steines s gedrehte Nuth
laufen, bei h aus dem bezüglichen Gehäuse treten und
dann nach abwärts hängen. Zieht man an diesem Theil der Schnur, so wird die Rolle
s emporgehoben und die Pappe p frei.
Eine solche Trockeneinrichtung, bei welcher die Papierbahn in Falten auf Stäben
hängend durch den Trockenraum langsam bewegt wird, ist Ferd.
Flinsch in Offenbach durch D. R. P. Nr. 68449 patentirt worden. Es handelt
sich dabei darum, durch zeitweises Drehen der Stäbe, auf welchen die Papierfalten
hängen, eine andere Stelle der Papierbahn mit dem Stock in Berührung zu bringen,
vermuthlich um Streifen an der Aufhängestelle zu vermeiden. Wenn auch dieses Streben
nur gebilligt werden kann, so scheint uns doch zweifelhaft, ob dies mit der Flinsch'schen Einrichtung wirklich erreicht wird, wo
die Stäbe durch gezahnte Scheiben von besonderer Zahnform über eine kurze schiefe
Ebene aufwärts geschoben werden und dabei rollen
sollen. Die Stäbe finden an ihrem Umfange, wo die Papierbahn hängt,
verhältnissmässig so viel Widerstand, dass es mehr als fraglich erscheint, ob das
Rollen wird eintreten können.
g) Färben auf der
Papiermaschine.
Schon aus meinen früheren Berichten ist zu entnehmen, dass dieser Vorgang im
Allgemeinen nicht zu empfehlen ist, weil die Papiermaschine an und für sich schon
verwickelt genug ist. Neue Patente auf derartige Verfahren entfliessen hauptsächlich
dem Streben, wenn auch kein schöneres, dann doch ein billigeres Product zu erzielen,
als es durch gesondertes Färben möglich ist.
So wird nach dem amerikanischen Patent Nr. 486629 an William
N. Cornell die Bahn schon an der Gautschpresse mittels eines Farbkastens
oder einer Färb walze gefärbt, welche an die obere G
autsch walze anzudrücken ist. Der Erfinder will dadurch erzielen, dass einerseits
die Farbe das Papier ganz durchdringt und dass andererseits dann, wenn mehrere
Farben neben oder nach einander aufgetragen werden sollen, verschwommene Uebergänge
in Folge der bedeutenden Menge Feuchtigkeit, welche sich, noch in der
Papierbahn befindet, entstehen.
Nach dem D. R. P. Nr. 67632 von Robert Hoesch in Düren
soll die aufgetragene Farbe nur auf einer Papierseite bleiben, also nicht
durchschlagen. Dies wird dadurch erzielt, dass eine Farbwalze, welche von einer
zweiten, die in einen Farbtrog taucht, beständig Farbe zugeführt bekommt, an die
Papierbahn angedrückt wird, welche bereits ohne Filz, also schon ziemlich trocken,
über einen der späteren Trockencylinder geht. Soll dann auch noch die zweite Seite
der Bahn gefärbt werden, vielleicht sogar mit einer anderen Farbe, so kann dies ganz
leicht geschehen, wenn der geschilderte Vorgang dann wiederholt wird, wenn die
Papierbahn „gewendet“ über einen nächsten Trockencylinder geht.
Ganz ähnlich wie das eben geschilderte ist das Verfahren, welches nach vorhandenen
Mittheilungen Leopold Plattner in Jenbach bereits seit
längerer Zeit ausübt.
Viel gesprochen wurde letzter Zeit auch von dem Verfahren von Franz Weyland nach D. R. P. Nr. 70955. Bei demselben wird so gefärbt, dass
die Papierbahn selbst entweder zwischen den Nasspressen und Trockencylindern, oder
aber, wenn schon ein oder der andere Trockencylinder passirt ist, so an die
Oberfläche der in einer Wanne befindlichen Farbflüssigkeit streift, wie es Fig. 71 bei a andeutet.
Hierzu ist es natürlich nothwendig, dass die Oberfläche der Farbflüssigkeit ziemlich
genau auf gleicher Höhe erhalten wird. Dies soll dadurch erreicht werden, dass mehr
Farbe zugeführt als verbraucht wird, und der Ueberschuss über einen Ueberfall hinweg
zur Farbstoffquelle zurückgeleitet wird. In einer anderen Ausführungsform soll ein
Filz o. dgl., welcher in das Farbbad taucht, an der Papierbahn schleifen und
dieselbe auf diese Art färben (vgl. 1892 286 136).
Es ist ja richtig, dass durch das Färben auf der Maschine die Abwässer keine
Farbstoffe mitnehmen, wie es bei der Färbung im Holländer nicht zu vermeiden ist.
Auch entfällt das zeitraubende Waschen, wenn von einer Stoffart zu einer anders
gefärbten übergegangen wird. Weiter kann thatsächlich weniger Farbe verbraucht
werden, wenn auf der Maschine gefärbt wird und die Farbe nicht durchschlägt, so dass
also nicht alle Fasern Farbe annehmen, wie es bei der Holländerfärbung der Fall ist;
auch kann leicht auf der Maschine zweiseitig gefärbt werden. Aber fraglich bleibt es
immer sehr, ob die Färbung so schön ausfällt, als wie die Färbung im Stoff, und ob
die Vermehrung der arbeitenden Theile an der Maschine zu empfehlen ist, zum
mindesten bei den verwickelteren Langsiebpapiermaschinen.
Textabbildung Bd. 294, S. 54
Fig. 71.Weyland's Trockenvorrichtung.
h) Wickelstangen.
Wenn die Papierbahn recht fest auf die Wickelstangen aufgewickelt wird, so macht das
Herausziehen derselben, um sie bei anderen Rollen wieder verwenden zu können, manche
Anstände, und sind bereits Constructionen bekannt (vgl. z.B. 1892 286 81), wo die Wickelstange mit veränderlichem
Durchmesser hergestellt wird, so dass bei grösserem Durchmesser aufgewickelt
wird,während
dann vor dem Ausziehen der Stange der Durchmesser derselben verkleinert und es
leicht möglich gemacht wird, die Stange herauszubringen.
Eine höchst einfache derartige Einrichtung ist die nach dem amerikanischen Patent Nr.
484173 an A. P. Brown in Fort Madison. Diese
Wickelstange ist aus zwei Längstheilen a und b (Fig. 72)
zusammengesetzt, welche sich jedoch schief gegen die geometrische Achse der Stange
an einander schliessen und solcherart eigentlich zwei Keile sind. Schiebt man die
Theile vollständig zusammen, so bekommt man die Wickelstange ganz so wie jede andere
cylindrische; zieht man die Theile derselben aber aus einander, so wird der
Durchmesser der Stange kleiner und sie geht leicht aus der Rolle heraus.
Textabbildung Bd. 294, S. 55Fig. 72.Brown's Wickelstange. Nach dem D. R. P. Nr. 67796 an Mathias Kalb
in Wildenau werden um eiserne, vierkantige Kerne statt der gebräuchlichen
Holzhülsen, welche allerdings leicht springen, Hülsen aus gepresstem Papierstoff
gebracht, deren Herstellung schon früher 1892 286 154 in
einigen Fällen besprochen worden ist und worüber weiter unten auch einiges folgen
soll. Aus der Papierstoffhülse kann die lose darin steckende Eisenstange leicht
ausgezogen werden und nur die Hülse aus Papierstoff bleibt so lange in der Rolle,
bis dieselbe aufgearbeitet ist. Nach dem Zusatzpatent D. R. P. Nr. 69124 kann durch
geeignete Zulegestücke jeder gewünschte Querschnitt erzielt werden.
Die Cylindersiebpapiermaschine.
Unter den Neuheiten beansprucht das weitaus grösste Interesse die Erfindung von F. J. E. Debié in Paris nach D. R. P. Nr. 61713. Danach
wird das Sieb ganz ähnlich wie bei der
Langsiebpapiermaschine gerüttelt, so dass auch ein Papier erzielt werden
kann, welches in seinen Eigenschaften jenes von einer Langsiebpapiermaschine
gebildete nahe erreichen kann. Um dies nun zu ermöglichen, lässt Debié den Siebcylinder nicht in der Stoffbütte sich
drehen, wie es bei Siebcylindermaschinen wohl allgemein üblich ist, sondern der Stoff fliesst auf das an beiden Seiten offene
Cylindersieb. Die Ausführung ist nach der Patentschrift die folgende (Fig. 73): Aus einem Kasten K mit einer Art Splitterfang fliesst der Stoff in eine Rinne M und von da auf die cylindrische Form C oben auf. Die Breite der Bahn wird seitlich durch
Deckelriemen q begrenzt. Ein Theil des Stoffwassers
dringt durch das Sieb, so dass, nachdem die Deckelriemen später den Stoff nicht mehr
seitlich begrenzen, doch der Stoff so weit zusammenhängt, um nicht mehr aus einander
zu fliessen bis zur Gautschpresse Q. Währenddem wird
aber die sich bildende Papierbahn fortwährend gerüttelt und zwar sogar nach zwei
Richtungen. Die Rüttelung in der Längsrichtung des Siebcylinders, welche wohl als
die wichtigere zu betrachten und der Rüttelung nach der Breite des Langsiebes analog
ist, wird dadurch möglich, dass die Achse a der
Cylinderform in zwei Hebeln D gelagert ist, welche
durch Stangen b links und c und d rechts zu einem ziemlich starren
Rahmen verbunden sind, der rechts einen im Querstücke H
befindlichen Spurzapfen besitzt, wodurch er wagerecht drehbar geworden ist.
Links ruht der Rahmen auf den unten bei G gelenkigen
Ständern E auf, so dass eine bei F angreifende Excenterstange eine schwingende Bewegung
in wagerechter Ebene, also in der Richtung der Siebachse, der Breite des Siebes, zu
ertheilen vermag. Damit haben wir aber die bei derartigen Maschinen so sehr
gewünschte und so schwer entbehrte Siebrüttelung, natürlich erkauft dadurch, dass
einige Theile der sonst so einfachen Siebcylindermaschine zugewachsen sind. Weil die
Hebel D aber auch noch um die Drehzapfen der
Gautschwalze schwingen können, kann auch durch das Staffelrad N der Rahmen, in welchem die Form gelagert ist,
lothrecht gerüttelt werden, was zum mindesten dazu beiträgt, dass der Stoff auf
seinem Wege vom Auflauf bis zur Gautsche mehr entwässert wird, aber auch noch zur
guten Verfilzung gewiss beitragen dürfte. Damit nun die Deckelriemen und die
Gautschwalze Q sich nicht an der Form bezieh. sogar auf
der noch sehr wenig zusammenhängenden Papierbahn reiben, müssen die genannten Theile
die Bewegung des Siebes mitmachen, also die Ständer und Lagertheile mit dem
mehrgenannten Lagerrahmen des Rundsiebes fest verbunden sein. Für die Deckelriemen
sind Ständer J auf den Hebel D gesetzt, welche Wangen g mit Lagertheilen
für die Kupferwalzen h und o, über welche die Deckelriemen q gehen,
aufgesetzt erhalten. In g verlagert ist auch die
Spannwalze i für die Deckelriemen. Die Gautschwalze Q hat ihre Lager unmittelbar in dem entsprechend
ausgestalteten Hebel D, und zwar sind diese Lager mit
Schraubenstellung versehen, um den Druck der Gautschwalze regeln zu können. Um die
Gautschwalze läuft der Filz R, welcher die Papierbahn
abhebt und weiter zu den Pressen leitet, die in ganz gewöhnlicher Weise angeordnet
sind.
Textabbildung Bd. 294, S. 55Fig. 73.Cylindersiebpapiermaschine von Debié. Mit dieser Maschine verbindet Debié noch
unter Umständen eine Vorkehrung, um das Papier vor dem
Trocknenin Bogen
zu zertheilen und so die die Eigenschaften schädigenden Spannungen aus dem Papier so
viel wie möglich auszuschliessen. Soll das geschehen, so wird der Siebcylinder
eigentlich aus einer Reihe von neben einander liegenden Formen, für jeden Bogen eine
Form, gebildet. Weil aber die Ränder der Form unter dem Drucke der Gautschwalze
nachgeben müssen, wenn überhaupt das Papier gepresst werden soll, so finden wir
parallel zur Achse des Siebcylinders Bronzeschienen u
(Fig. 74) angebracht, welche nach innen zu auf
Federn ruhen. Gelangen diese Schienen zur Gautschwalze, so drückt dieselbe einfach
die Schienen zurück und der Papierbogen kann gepresst werden. Nachdem eine solche
Schiene bei der Gautschwalze vorüber ist, schieben die erwähnten Federn u wieder heraus. Des weiteren sehen wir in Fig. 73 Spritzrohre r,
welche das Sieb zu reinigen haben, damit es rein zum Stoffauflauf zurückkehrt. Alles
Abwasser wird in dem Trog P aufgefangen.
Textabbildung Bd. 294, S. 56Fig. 74.Debié's Bogenzertheiler. Gewiss nur zu empfehlen ist der Vorschlag Debié's, auch die Papierbahn bei Langsiebmaschinen, bevor jene zu den
Trockencylindern kommt, in Bogen zu trennen, weil dadurch Spannungen, welche die
Papierqualität beeinträchtigen, vermieden werden können. Nur ist das bei
Langsiebmaschinen nicht so bequem durchführbar. Der Längsrichtung nach soll nach Debié die noch nasse Papierbahn durch gezahnte Rädchen
und ein Glasmesser, welches fortwährend von einem Wasserstrahl bespült wird,
getheilt werden. Das ist wohl nicht so schwierig durchzuführen, wenigstens so, dass
es für den vorliegenden Zweck genügt; wo auf schöne Ränder gar nicht gerechnet wird.
In der Querrichtung denkt sich Debié, ähnlich wie bei
gewissen Querschneidemaschinen, die Papierbahn zeitweise zwischen zwei Balken
geklemmt, welche Schlittenführung haben und sich mit der Papierbahn mitbewegen,
während gleichzeitig durch Schlitze in den Balken Dampf auf das Papier einwirkt,
dasselbe in der Querrichtung trennend. Das ist nun aber gewiss ein sehr heikles
Detail. Nachdem die Bahn quer durchgetrennt ist, kehrt der vorerwähnte Schlitten
zurück, ohne die Papierbahn zu berühren, bis er neuerlich an bestimmter Stelle die
Bahn klemmt, mit ihr weiter geht u.s.w. und neuerlich die Bahn quer trennt.
Die weiteren Neuheiten, welche vorliegen, zeigen fast alle das Bestreben, die
Eigenschaften des von der gewöhnlichen Papiermaschine mit cylindrischer Form
erhaltenen Papiers möglichst zu verbessern. Ein Vorschlag geht darauf hinaus, zwei
Bahnen, eine, die bessere und festere, von der Langsiebmaschine und eine zweite von
einer unter der Langsiebmaschine befindlichen Cylindermaschine in der ersten
Nasspresse zu vereinen, zusammenzugautschen, um derart ein ziemlich dickes und
widerstandsfähiges Doppelpapier zu erzeugen.
Nach dem amerikanischen Patent Nr. 492209 von A. N.
Kidder in Chelmsford wird gute Verfilzung der Fasern bei gewöhnlicher
Anordnung der Cylinderform dadurch erstrebt, dass, unmittelbar bevor sich die Fasern
an das Cylindersieb legen, durch eine Art Stoffrechen Wirbel erzeugt werden, so dass
die Fasern sehr durch einander und nicht ungefähr parallel zu einander am Siebe
sich ablegen. Man vergleiche S. 30 dieses Bandes den im Princip ähnlichen Vorschlag
für eine Langsiebmaschine und 1888 269 101 den für
Siebcylindermaschinen. Hier haben wir die Einrichtung verhältnissmässig recht
einfach (Fig. 75). Es werden um den Siebcylinder b mit hohler Achse c für
den Ablauf des durch das Sieb gehenden Wassers T-förmige
Stäbe j und j1 zu einem Rechen mittels Stangen f und Blechstücke q
vereint und j mit j1 unten bei l gelenkig
verbunden. Dieser Stoffrechen wird dann parallel zum Siebe hin und her gezogen.
Textabbildung Bd. 294, S. 56Fig. 75.Kidder's Cylindersieb. Dagegen dürfte vom amerikanischen Patent Nr. 464537 an John Watt in Quaker Hill kaum viel Nutzen zu erwarten
sein. Watt erhofft nämlich davon bessere Qualität, dass
er zwei von Cylindern kommende Papierbahnen vereinigt; in deren Stofftröge der Stoff
bei dem einen seitlich, bei dem anderen von unten einfliesst. Nur darum sollen sich
die Fasern verschiedenartig lagern (!) und vermöge dieses Umstandes dann die aus den
beiden Einzelbahnen gebildete Papierbahn fester sein.
Linus P. Clawson in Hamilton hat die Bemerkung gemacht,
dass Papierbahnen, welche aus Sulfitstoff auf Siebcylindermaschinen gebildet worden
sind, an den Nassfilzen nicht derart haften wollten, dass sie an der Unterseite
derselben geführt werden können. Deshalb liess er sich durch das amerikanische
Patent Nr. 485 755 eine Einrichtung schützen, bei welcher zwei Sulfitstoffbahnen an
der Oberseite der Nassfilze mitgeführt und dann in einer Nasspresse
zusammengegautscht werden.
Textabbildung Bd. 294, S. 56Fig. 76.Cylinderpapiermaschine von Case. Eine eigenthümliche Cylinderpapiermaschine ist die von A. Willard Case in Highland Park nach dem
amerikanischen Patent Nr. 498 764. Bei derselben werden (Fig. 76) zwei Siebe b1c1 benutzt, welche jedoch nicht auf den bezüglichen
sich berührenden Cylindern bc fest aufgezogen sind,
sondern als endlose Siebe um die Cylinder, dann weiter über Leitwalzen, sowie
vereinigt durch eine Gautschpresse mit den Walzen e und
e1 gehen. Die auf
den beiden Sieben im Stofftroge a entstandenen
Papierbahnen gehen von der Berührungsstelle der beiden Cylinder bei Leitwalze f vorüber mit den Sieben durch die Gautschpresse,
werden dort vereinigt und können dann als eine Papierbahn weiter entwässert werden.
Von den beiden Cylindern ist der eine, c, fest
gelagert, während b in zwei Winkelhebelno mit der Achse k sein Lager findet. Während
nun der eine, kürzere Schenkel von o ein Lager von
Cylinder b aufnimmt, ist der andere Schenkel mit einem
Belastungsgewicht l versehen, welches bewirkt, dass
Cylinder b sich fest gegen Cylinder c legt, wobei der Abstand wegen der zwischen b und c gehenden Siebe und
entsprechend der Stoffart durch die Schraube n geregelt
werden kann. Zwei mit g bezeichnete Kreiselpumpen sind
dazu bestimmt, Luft und Wasser aus dem Inneren der Cylinder b und c zu saugen. Bei dieser Maschine sind
wohl die Abnahmefilze erspart, auch liegt die Gautschwalze nicht auf dem Cylinder,
kann demselben also auch durch ihr Gewicht nicht schaden, auch ist innerhalb
gewisser Grenzen der Druck in der Gautschpresse beliebig gross zu machen, nur wird
eben hier, ähnlich wie bei der Langsiebmaschine, wo auch das Sieb dem Drucke der
ersten Presse unterworfen ist, das Sieb unter dem Pressendrucke leiden müssen, und
dürfte das aus dem Zusammengautschen zweier Papierbahnen entstandene Papier kaum
besser sein als ein gleich dickes auf einmal auf einer Cylinderpapiermaschine
gebildetes, weil die Fasern alle so ziemlich nach gleicher Richtung liegen
werden.
In D. R. P. Nr. 64659 finden wir von Gebrüder
Marschhausen in Hasserode für Cylinderpapiermaschinen eine Art Egoutteur
empfohlen. Weil der Stoff sich an die Cylindermantelfläche nur sehr lose anlegt,
kann es leicht geschehen, dass insbesondere dort, wo das Cylindersieb bei seiner
Drehung aus der Flüssigkeit tritt, der am Siebe befindliche Stoff etwas abgewaschen
wird, so dass Fehler in der Papierbahn entstehen. Legt man nun aber die
Egoutteurwalze derart, dass sie die Formatwalze gerade dort berührt, wo ihr Umfang
aus der Flüssigkeit tritt, so wird durch den leichten Druck des Egoutteurs dem
Papierstoffe doch etwas mehr Zusammenhang gegeben, und überdies die Wirkung
allfälliger Wirbel von der bezeichneten gefährdeten Stelle mehr ferngehalten. Dabei
muss die Egoutteurwalze natürlich so verlagert sein, dass sie mit dem gewünschten
bescheidenen Druck die Formatwalze berührt.
Von der Vacuum Wet Machine Company in St. Johnsbury wird
eine Cylinderpapiermaschine empfohlen, bei welcher der Abnahmefilz durch eine
Saugwalze ersetzt ist, welche in der ganzen Mantelfläche mit Löchern versehen und
mit Leinwand oder Metalltuch überzogen ist. Aus dieser wird Luft gesaugt und wird
davon erhofft, dass die Papierbahn sich an diese Saugwalze anlege. Möglich ist es,
wie viel Kraft aber damit ungenützt verloren geht, dass allerorten durch den Cylinder Luft angesaugt wird, ist eine andere
Frage.
Die Grösse der Cylindersiebe wird heute wohl ziemlich allgemein derart gewählt, dass
der Durchmesser etwa 700 bis 750 mm beträgt. Dies war angepasst der Geschwindigkeit,
mit welcher solche Maschinen gewöhnlich gelaufen sind. Heute, wo man überall zur
Erhöhung der Production in der Zeiteinheit drängt, lässt man aber oft die
Formatcylinder weitaus rascher laufen als früher, was zur Folge hat, dass die
Fäserchen nicht genügend Zeit finden, um sich ordentlich auf dem Siebe abzulagern.
Bleibt man bei erhöhter Geschwindigkeit; so wird es sich daher als nothwendig
herausstellen, um genügende Zeit für die Faserablagerung zu gewinnen, den
eingetauchten Bogen, also auch den Durchmesser der Formatwalze zu vergrössern.
Bezeichnend ist, dass schon ein Vorschlag aufgetaucht ist, dieselbe etwa 1,5 m im
Durchmesser herzustellen.