Titel: | Tiegeldruckpressen. |
Autor: | E. Wentscher |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 8 |
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Tiegeldruckpressen.
Von E. Wentscher,
Ingenieur, Berlin.
Mit Abbildungen.
Tiegeldruckpressen.
Der grosse Nutzen der von dem Amerikaner Gordon
erfundenen Tiegeldruckpresse, welche in Europa zum ersten Mal auf der Londoner
Weltausstellung im J. 1862 bekannt wurde und bei ihrer Einführung in Deutschland das
Lächeln der mittleren und namentlich der grösseren Buchdruckereien erregte, ist
nunmehr so allgemein anerkannt, dass es kaum noch Druckereien geben dürfte, die ohne
Tiegeldruckpressen arbeiten.
Die kennzeichnenden Merkmale der Gordon-Presse sind ein feststehendes, nahezu
senkrechtes Fundament, an dem die Druckform befestigt ist, und ein nach Art eines
zuklappenden Buches dagegen schwingender Drucktiegel, auf welchen der Arbeiter in
der Offenlage das zu bedruckende Papier legt, während gleichzeitig die Form durch
darüber hin und her bewegte Färb walzen eingeschwärzt wird. Abgesehen von der nicht
wesentlichen Modifikation, Fundament und Tiegel schwingend anzuordnen, hat das
Princip der Gordon-Presse bisher nur eine Verbesserung erfahren, und zwar durch die
von dem Amerikaner Gally angegebene Tiegelbewegung, die
aus der schwingenden kurz vor dem Drucke in eine geradlinige, senkrecht zur
Druckform gerichtete übergeht, derart, dass der Druck sich über die ganze
Druckfläche durchaus gleichmässig vertheilt. Constructiv ist dieses Princip am
vollkommensten in der amerikanischen Colt's Armory-Presse von Thomson und in Deutschland in der Phönix-Presse von Schelter und Giesecke in Leipzig zur Ausführung
gebracht. Nichtsdestoweniger erfreuen sich die Gordon-Presse bezieh. die sich an
dieselbe anlehnenden Constructionen in Amerika wie in Europa immer noch grosser
Beliebtheit und sind zur Zeit immer noch die am weitesten verbreiteten
Tiegeldruckpressen.
Die Verbesserungen der ursprünglichen Tiegeldruckpresse beziehen sich vielmehr auf
Einzelheiten, die indessen nicht zu unterschätzen sind, insofern, als dadurch einmal
die Sicherheit des Betriebes, die Leistungsfähigkeit und das Anwendungsgebiet
gewachsen sind, während andererseits die Qualität des Druckes sich im Laufe der
Jahre wesentlich gebessert hat und in den besseren Constructionen kaum noch zu
wünschen übrig lässt.
In einzelnen Specialfällen, wie z.B. bei Maschinen für Kartendruck, für endloses
Papier, für Schön- und Widerdruck, sowie für Mehrfarbendruck, hat man das Gordon'sche Princip zum Theil mehr oder weniger
aufgegeben und sich an Napier's ältere Presse (durchweg
geradlinig gegen einander bewegte Tiegel) angelehnt.
Neuere Specialmaschinen dieser Art sind die Kartendruckmaschinen von A. Mundt in Berlin (D. R. P. Nr. 62631) und von Wilhelm und Hinze in München (D. R. P. Nr. 63256).
Beide Maschinen arbeiten im Wesentlichen selbsthätig und bedürfen nur zeitweise der
Controle durch einen Arbeiter, der nicht Drucker zu sein braucht. Die erstere Presse
bedruckt übrigens die Karten bei einem Durchgang auf beiden Seiten.
Die Mundt'sche Maschine ist in den Fig. 1 und 2 schematisch in Seiten-
bezieh. theilweise in Oberansicht dargestellt. Das Farbwerk zum Einfärben der beiden
Formen a, b, sowie der ihre auf und ab gehende Bewegung
bewirkende Mechanismus ist nicht angegeben, lässt sich aber unschwer ergänzen. Das
Wesentliche ist die Wendevorrichtung für die auf einer Seite bedruckte Karte behufs
Bedrückens auf der anderen Seite.
Textabbildung Bd. 294, S. 8Kartendruckmaschine von Mundt. Die zu bedruckenden Karten befinden sich in dem Behälter 2, aus welchem sie mittels des vom Hebel 17 hin und her bewegten Schiebers 3 durch die Oeffnung 4 in
regelmässiger Aufeinanderfolge herausgeschoben werden. Die Karte gelangt zunächst an
die Stelle 5 und wird dann von der folgenden Karte nach
6 geschoben. Hier wird sie von dem niedergehenden
Stempel a auf der einen Seite bedruckt. Alsdann gelangt
beim Vorschub der dritten Karte die erste in eine Hülse 7, welche jedesmal nach dem Vorschübe einer neuen Karte eine halbe
Umdrehung ausführt. Hierauf gelangt eine neue Karte in die Hülse 7 und schiebt gleichzeitig die vorher eingetretene nach
8, wo sie von dem niedergehenden Stempel b auf der anderen Seite bedruckt wird. Die auf beiden
Seiten bedruckte Karte gelangt dann nach 9 und von hier
über einen zweiten Behälter 10, in welchen sie durch
einen (nicht dargestellten) Stempel hineingedrückt wird. Die Karten werden auf ihrem
Transport in einer Bahn 1 geführt.
Die Hülse 7 ist in einer halbcylinderförmigen Höhlung der Bahn 1 untergebracht und bildet einen Schacht, in dem gerade
eine Karte Platz findet. Sie ist mit Zapfen 11 in
Lagern 12 gelagert. Der eine Zapfen trägt ein Zahnrad
13, und dieses greift in ein Zahnrad 14 von doppelter Zähnezahl; letzteres sitzt mit dem
vierzähnigen Sperrad 16 auf einer Welle 15. Sperrad 16 wird vom
Hebel 17 mittels der Stange 18 und des lose um die Welle 15 schwingenden
Armes 19 bethätigt, wobei mittels der Klinke 20 das Zahnrad 14 jedesmal
eine Vierteldrehung und somit das Zahnrad13 bezieh. die Hülse 7
eine halbe Umdrehung macht. Eine mit Schneide versehene, in Ausschnitte 22 der Nabe des Rades 13
einfallende Schleiffeder 21 bewirkt die genaue
Einstellung der Hülse 7 nach jeder Schaltung.
Textabbildung Bd. 294, S. 9Kartentiegeldruckpresse von Wilhelm und Hinze. Die Einrichtung der Kartentiegeldruckpresse von Wilhelm und Hinze veranschaulichen die Fig. 3 und 4 in Seiten- bezieh.
Oberansicht, aus denen gleichzeitig Farbwerk und Tiegelbewegung zu ersehen ist.
An einem Ende des Tisches a sind seitlich und rückwärts
drei verstellbare Winkel k angebracht, zwischen welchen
der Kartenblock gehalten wird. Davor befindet sich eine Brücke l mit Durchlasschieber m,
welcher, der Dicke der Karten entsprechend, mittels eines in der Brücke gelagerten
Excenterhebels n regulirt werden kann. Ein Schlitten
d bewegt sich in Führungen unter dem Arbeitstische;
er ist mit Greifern e und der Auftragwalze f versehen. Die Greifer bewegen sich in Schlitzen g des Arbeitstisches, ragen aus denselben hervor und
können der Stärke der zu bedruckenden Karten entsprechend mittels Stellschrauben
regulirt werden. Die Farbwalze f ist in senkrechten
Federgehäusen ii gelagert, welche an zwei am Schlitten
befestigten Armen i1i1 angebracht sind. Der
Tiegel b mit dem Drucksatze, dessen Stellung mittels
Schrauben r regulirt werden kann, wird durch
Spiralfedern s getragen. Diese Federn ruhen auf den
Quertheilen t1 der zu
beiden Seiten des Gestelles prismatisch geführten Stangen t. Letztere tragen je eine kleine Rolle u,
mittels welcher der Tiegel mit dem Drucksatze von den auf der Hauptwelle A befestigten Excentern v
gehoben wird. An der Innenseite der Excenter v
gelagerte Röllchen v1
führen mittels der entsprechend geschweiften Querstücke t2 den Tiegel b abwärts und bewirken dadurch den Druck.
Die Farbwalze f überträgt die Farbe von dem Farbteller
c auf die Druckform, wenn diese beim Vorgehen des
Schlittens d sich in angehobener Stellung befindet.
Der Farbteller ist in einer durch einen Arm O mit
der Brücke l verbundenen Büchse c1 elastisch gelagert, senkt sich, wenn
die Walze f ihn verlässt, und führt dabei gleichzeitig
jedesmal die zur Vertheilung erforderliche kleine Drehung aus. Dazu dient ein in der
Büchse c1 angeordnetes
Schaltwerk. Die Greifer e sind an der hinteren Seite
ein wenig abgeschrägt, so dass sie beim Rückgang des Schlittens ohne anzustossen
unter dem Kartenblocke hindurchgehen. Die gedruckten Karten endlich fallen nach
einander auf den Ablegetisch y.
Weitere Maschinen mit geradlinig bewegtem Satz- bezieh. Drucktiegel sind die
Tiegeldruckpressen von Mailänder. in Cannstatt (D. R.
P. Nr. 67852) und von Diehl in Heidelberg (D. R. P. Nr.
64042). Beide Maschinen arbeiten mit der vollkommeneren Cylinderfärbung und besitzen
besondere Bogenanlege- und Auslegevorrichtungen, vermöge derer ein directes Anlegen
des Bogens auf dem Drucktiegel unnöthig wird. Ein solches Anlegen würde auch mit
erheblichen Schwierigkeiten verknüpft sein, da die Drucktiegel wagerecht liegen und
mit ihren Druckflächen nach unten gekehrt sind. Anstatt dessen legt man den Bogen
auf einen seitlich frei heraustretenden Anleger ahmen, der ihn zwischen die beiden
Tiegel bringt und nach erfolgtem Druck nach der entgegengesetzten Seite hin ausführt
(Maschine von Diehl) bezieh. bei der Presse von Mailänder einem besonderen Ausführungsrahmen
übergibt.
Textabbildung Bd. 294, S. 9Fig. 5.Tiegeldruckpresse von Mailänder. Letztere Maschine ist in Fig. 5 in
Seitenansicht dargestellt und besteht in ihren Haupttheilen aus der Grundplatte, den
beiden Seitentheilen, dem Drucktiegel D, der behufs
Zurichtung hochgeklappt werden kann, dem Satztiegel S,
der durch die Zugstange Z mit der Kurbelwelle K verbunden ist und so sich auf und ab bewegt, dem
Färbwerk,rechts,
und den Anlege- bezieh. Auslegevorrichtungen T und T1, die in den Fig. 6 und 7 in Oberansicht
dargestellt sind. Dieselben bestehen aus Gleitstücken PP1, die sich
in wagerechten Führungen FF1 bewegen und je einen Flachstab OO1 tragen. Auf letzteren sind die den Bogen tragenden
Rechenstäbe ww1 je nach
dem Papierforrnat verstellbar angebracht. Der Auslegerahmen T1 trägt ausserdem ein Zahnsegment l (Fig. 8 Seitenansicht),
welches dazu dient, den mit einem Zahnrad z versehenen
Stab O1 mit den vier
Querstäben w11 ehe er
zum Stillstand kommt, um seine Achse zu drehen und den Bogen auf den Auslegetisch zu
legen. Der Flachstab O der Anlegevorrichtung ist mit
P durch ein Scharnier verbunden, um beim Einheben
der Form auf die Seite gelegt werden zu können. Die Rechenstäbe w desselben tragen zwei Anlegemarken, welche nach dem
Format gestellt werden können, während die Stäbe w1 vier Marken besitzen, zwischen welche der
bedruckte Bogen fällt, wenn die Greifer g und g1 des Drucktiegels D denselben loslassen.
Textabbildung Bd. 294, S. 10Tiegeldruckpresse von Mailänder. Der Gang der Maschine ist folgender: Der zu bedruckende Bogen wird auf den
Rahmen T gegen dessen Anlegemarken gelegt; alsdann
schiebt sich derselbe mittels der Hebel- und Zugstangenverbindung abc und des betreffenden Excenters auf der Kurbelwelle
unter den Drucktiegel D, gegen welchen der Bogen
mittels Greifer g und g1 festgedrückt wird, worauf der Rahmen T wieder zurückgeht. Gleichzeitig bewegen sich die drei
Auftragwalzen mittels der Hebel G, H und J und des betreffenden Excenters über den Satz hin und
zurück und schwärzen denselben ein; hierauf geht der Satztiegel S hoch und bewirkt den Druck. Alsdann bewegt sich der
Satztiegel S wieder abwärts, und der Rahmen T1 schiebt sich mittels
der Hebel und Zugstangen def unter den Drucktiegel D. Die Greifer g und g1 öffnen sich, der
Bogen fällt auf die Stäbe w1 und wird nun beim Rückgang des Rahmens T1 von demselben mitgenommen. Am Ende seines Hubes
stösst letzterer mit dem Bolzen m (Fig. 8) des Zahnsegmentes
l gegen eine Nase und wird auf diese Weise
angehalten, während der Rahmen noch einige Centimeter weiter läuft. In Folge dessen
macht der Segmenthebel l einen Ausschlag und
Zahnrad z bezieh. Stab O
eine halbe Umdrehung, wobei der ausgeführte Bogen auf den Auslegetisch gelegt wird.
Eine Spiralfeder bringt sodann beim nächsten Vorgang des Rahmens T1 alle Theile in ihre
Normallage, indem sie den Hebel l wiederum bis gegen
den Anschlag q führt.
Die Diehl'sche Presse ist für Zweifarbendruck bestimmt.
Fig. 9 und 10 zeigen das
schwingende Fundament derselben, Fig. 11 die
Bogen-Anlege- und -Auslegevorrichtung. Das um Achse Z
schwingende Fundament A hat zwei Abflachungen zur
Aufnahme der beiden Formen a1a2, während die dazwischen liegenden cylindrischen
Flächen b1b2 als
Verreibungstische für die Farbe dienen, welche von zwei Farbwerken geliefert wird,
von denen je eines seitlich zum Fundament angeordnet ist. Die Auftragwalzen werden
durch Federdruck gegen letzteres gepresst und rollen über die Formen, wenn das
Fundament mittels des in Zahnrad C auf Achse Z eingreifenden Zahnseetors D von der Curvenscheibe w1 aus nach rechts bezieh. links um 180°
herumschwingt. Dadurch gelangen abwechselnd die Formen a1a2 in Druckstellung, nachdem jede Form vor jedem
Druck zweimal eingefärbt worden ist. Um das Fundament in der Druckstellung
festzuhalten, wird durch die auf der Hauptwelle K
sitzende Curvenscheibe y1 mittels Hebels y ein in s1 und s2 geführter Riegel e3. rechtzeitig
vorgeschoben, der in Aussparungen e1 bezieh. e2 der auf Z sitzenden
Scheibe E eintritt und während der Druckperiode im
Eingriff mit denselben bleibt.
Ueber dem Fundament bewegt sich alternirend der senkrecht geführte Drucktiegel.
Dieser trägt zwei wagerechte Führungsstangen L (Fig. 11), auf denen eine
mit Greifern H ausgestattete Schiene durch geschlitzte
Arme O mittels geeigneten Excenters r1, Stange r und Hebel q parallel mit
sich derart hin und her geschoben wird, dass der vom Anlegetisch zur Rechten durch
die Greifer gefasste und in die gezeichnete Mittelstellung der Arme O geführte Bogen in dieser Lage so lange verbleibt, bis
die beiden Drucke stattgefunden haben, worauf die Arme weiter nach links schwingen
und die sich öffnenden Greifer den Bogen auf einen Auslegerechen fallen lassen, der
ihn gewendet, Druckseite nach oben, auf den Auslegetisch legt. Während des Druckes
ruht der Bogen auf den Haltern u, die gleichfalls am
Tiegel sitzen und beim Hochgehen desselben in bekannter Weise den Bogen von der Form
abheben.
Textabbildung Bd. 294, S. 10Diehl'sche Presse. Während die beiden zuletzt beschriebenen Maschinen durch bequeme
Anlegeeinrichtungen und selbsthätige Auslege Vorrichtungen den Arbeiter zu entlasten
suchen, um die Leistung der Presse zu erhöhen und das Drucken grösserer Formate zu
ermöglichen, tritt neuerdings mehr und mehr das Bestreben in den Vordergrund, die
Maschinenvon der
Geschicklichkeit des bedienenden Arbeiters ganz unabhängig zu machen. Als das
geeignetste Mittel dafür scheint man allgemein die Einrichtung der Tiegeldruckpresse
für endloses Papier zu halten, nachdem man mit selbsthätigen Anlegeapparaten für
einzelne Bogen bisher noch keine endgültigen Erfolge zu erzielen vermochte.
Eine Tiegeldruckpresse für Bollenpapier von J. F. Klein
in München (D. R. P. Nr. 63017) ist in Fig. 12 und 13 im Längsschnitt
bezieh. Querschnitt dargestellt. Fig. 14 gibt eine
schematische Ansicht der Maschine bei geöffneter Tiegelstellung.
Textabbildung Bd. 294, S. 11Tiegeldruckpresse von Klein. Die Bewegung der Hauptwelle A wird durch
Kurbelräder rR und Kurbelstangen aa auf eine Traverse E
übertragen, welche in den um Achse C schwingenden
Hebeln ff1 gelagert und
durch Gelenkstangen gg1
mit dem um die feste Achse F schwingenden Drucktiegel
T verbunden ist. Die Hebel ff1 sitzen excentrisch auf der
schwingenden Achse G, derart, dass im Momente des
Druckes sowohl die Stangen aa, als auch die Hebel ff1 ziehend auf die
Traverse E einwirken.
Textabbildung Bd. 294, S. 11Fig. 14.Tiegeldruckpresse von Klein. Kurbelrad r greift in ein zweites Kurbelrad
r1 auf Welle B ein, die am anderen Ende eine Kurbel trägt. Hierdurch
wird mittels der Leitstangen b und zweier Hebel c die Achse C in
schwingende Bewegung versetzt und diese durch Hebel d
und Gelenke e dem unteren Tiegel D mitgetheilt. Damit letzterer so lange ruht, bis der
obere theilweise wieder gehoben ist, sind die Stangen b
an ihrer Verbindung mit c mit Schlitzen versehen, die
einen theilweisen Leergang gestatten.
Der untere Tiegel D gleitet auf zwei an den
Gestellwänden befestigten Schienen L Die Verbindung von
e
und d wird durch eine Gabel bewirkt, die
gestattet, den Tiegel auszulösen und vor- oder rückwärts zu bewegen, um den Satz
bequem einheben und etwaige Correcturen leicht vornehmen zu können.
Das endlose Papier wickelt sich von der auf Achse Q in
Böcken N gelagerten Papierrolle ab und gelangt durch
eine Oeffnung M des Gestelles zwischen die beiden
Tiegel und von da durch eine Oeffnung M1 nach der Transportwalze w bezieh. den Transportscheiben w1. Letztere sind auf ihrer Achse nach der
Papierbreite verstellbar, um das Papier nur am unbedruckten Bande gegen w zu pressen.
Die Bewegung der Transportwalze erfolgt von dem konischen Bad R1 aus, das mit R im Eingriff steht. R1 trägt auf seiner Bückseite eine Gewindespindel,
mittels welcher ein Kurbelzapfen s radial verschoben
und somit der Kurbelradius geändert werden kann. Die Drehung von R1 wird durch einen
Zwischenhebel t und eine Kurbel u auf eine Achse I übertragen, die durch eine
Kurbel u1 und eine
Leitstange q (Fig. 12) auf ein
Frictionsschaltwerk mit veränderlichem Hub einwirkt, wodurch der Abzug des Papiers
beliebig geregelt werden kann. Das Papier passirt endlich die Messer yy1 der
Schneidvorrichtung vv1.
Beim Hin- und Hergang des Fundaments D passirt die Form
unter dem Farbwerke F1
und wird von diesem eingefärbt. Die Farbwalzen greifen mit Zahnrädern in die
Zahnstangen ZZ1 ein,
welche von den Stangen aa1 aus durch die Lenker H in Uebereinstimmung
mit dem Fundamente D hin und her bewegt werden.
Für endloses Papier und zur gleichzeitigen Erzeugung des Schön- und Wiederdruckes ist
die in Fig. 15 in
Ansicht und in Fig. 16
im Längsschnitt dargestellte Tiegeldruckpresse der Maschinenfabrik Molitor und Co. in Heidelberg (D. R. P. Nr. 67855)
eingerichtet.
Das die beiden Formen xy tragende Fundament A ruht mit seinen beiden Naben in den Seitengestellen
S1 und S2 und ist durch Keile
mit denselben fest verbunden. Durch A führt eine Achse
Z, welche die beiden dreiarmigen Hebel B1 trägt; an diese
greifen zwei Pleuelstangen C1 an, die mit Kurbelzapfen des Hauptantriebes DE verbunden sind. An die Hebel B1 greifen weitere Pleuelstangen C3 und C5 an, die an die
Drucktiegel F1F2 angelenkt sind und
beide Tiegel gleichzeitig gegen die Formen pressen.
Das Papier geht von der Papierrolle G über die
Spannwalzen g und g1, den Tiegel F2, zwischen zwei
weiterenSpannwalzen g3
und g4 hindurch; dann
über die Führungswalzen h1h2h3 und zwischen den
Spannwalzen g5 und g6 hindurch nach dem
Tiegel F1, von wo aus
es die letzten Spannwalzen g8 und g7 und
Führungswalze h4
passirt, um endlich nach den Abzugwalzen i1 und i2, Perforirwalzen J2, weiteren
Abzugwalzen i3 und i4, Klemmstücken k1 und k2 und dem Ausleger oder Falzapparat zu gelangen. Ist
auf dem so eingezogenen Papier bei dem Zusammengehen der Tiegel der Druck erfolgt,
so ziehen die Abzugwalzen i1 bis i4 und
Perforirwalzen, welche zeitweilig durch konische Getriebe v1 und v2 und Antriebrad V
bewegt werden, beim Oeffnen der Tiegel wieder ein neues Stück Papier vor. Von den
Walzen J2 wird das
Papier perforirt, hängt jedoch noch mit dem Papierstrange zusammen und läuft,
geführt durch Bänder, zur Klemmvorrichtung k1 und k2, woselbst es zeitweilig kurz vor der perforirten
Stelle festgeklemmt wird. Bewegen sich die Tiegel wieder zum Druck, so muss der
Papierstrang die Bewegung mitmachen. Da aber, wie erwähnt, der Bogen zwischen den
Klemmstücken festgehalten ist, so wird das Papier an der perforirten Stelle
abreissen. Dieser Vorgang wiederholt sich, nach jedem Druck. Der Abzug des Papiers
muss so geregelt werden, dass sich Schöndruck und Wiederdruck genau decken. Dies
lässt sich durch Verstellen der Leit- oder Führungswalzen h2 und h3, die in Schlitzen gelagert sind,
bewerkstelligen.
Textabbildung Bd. 294, S. 12
Tiegeldruckpresse von Molitor und Co.
Das Auftragen der Farbe auf den Satz geschieht vor jedem Druck
durch ein rotirendes Farbwerk, welches durch je zwei Räder R3 und R4 angetrieben wird. Das Farbwerk besteht aus zwei
Farbkästen L1 und L2 mit Ductorwalzen,
Massereib walzen l1 und
l2 und zwei
Stahlreibwalzen l3 und
l4; ferner aus
sechs Auftragwalzen m1 bis m6 und
vier Stahlreibwalzen n1
bis n4. Die Walzen m1 bis m6 und n1 bis n4 sitzen mit ihren
Zapfen in Schlitzen von Scheiben, die mit den Rädern R3 mitrotiren, wobei sie Farbe von den
Walzen l3h1 des feststehenden
Theiles der Farbwerke entnehmen, dieselbe auf den Trommeltheilen W1W2 verreiben und auf
die Formen xy auftragen.
Textabbildung Bd. 294, S. 12Tiegeldruckpresse von Brouer.Fig. 17 und 18 veranschaulichen im
Längsschnitt eine neue Tiegeldruckpresse mit Cylinderfarbwerk für endloses Papier
und Zweifarbendruck von H. Brouër in Leer (D. R. P. Nr.
74710).
Innerhalb der beiden Gestellwände bewegt sich auf Rollen a der Tisch b auf und ab, der die beiden
Formen c und c1 trägt. Der Antrieb erfolgt von der Welle d, deren Zahnrad e das Rad
e1 der Krummzapfen
welle ii1 treibt,
wodurch mittels der Hebel- und Stangen Verbindung fgh
der Tisch b auf und ab bewegt wird. Die Stangen l, die den Tiegel m
tragen, sind auf einem Ende dadurch geführt, dass sie mit einem Schlitz die Achse
i umfassen. Rollen n
an den Stangen l greifen in Curven k des Rades e1 und einer entsprechenden Curvenscheibe ein. Bei
einer Umdrehung wird so der Tiegel m einmal gegen die
Form c, ein anderes Mal gegen die Form c1 gepresst.
Jede der beiden Formen c und c1 hat ihr Farbwerk. Die Farbwerke
bestehen aus je zwei festgelagerten Auftragwalzen o3, je einem Reibcylinder o und o1, je
einer Reibwalze o2,
Springwalzen o4,
Ductorwalzen und Farbbehältern s. Durch eine Zahnstange
an der Unterseite des Tisches werden zwei Zahnräder auf den Zapfen p und p1 hin und her gedreht, die durch Kettentriebe die
Hauptwalzen o und o1 der Farbwerke bewegen.
An die Reibcylinder oo1
sind je zwei Lenkerstangen q
und q1 angelenkt. Die
letzteren drehen mit Hilfe von Sperrklinken die Ductorwalzen, während die ersteren
die Springwalzen o4 in
Schwingung versetzen.
Die Verreibwalzen o1
werden in Richtung ihrer Achsen dadurch verschoben, dass sie in je einem Rahmen
gelagert sind, der gelenkig mit den Armen zweier in den Gestellwanden gelagerten
Spindeln verbunden ist. Diese Spindeln erhalten eine um ihre Achse hin und her
schwingende Bewegung durch Lenkerstangen t1, die mit den Rädern p
und p1 und den Spindeln
durch Kugelgelenke verbunden sind.
Der Papierstrang geht über die an den beiden Enden des Tiegels befindlichen Rollen
u von der Papierrolle her unter dem Tiegel
hindurch, vv sind die Papierzuführungswalzen, v1v1 die
Abführungswalzen. Beide Walzenpaare bewegen sich mittels eines sie verbindenden
Kettentriebes mit gleicher Geschwindigkeit. Die Walzen vv werden von einer Sperrklinke w am Zahnrad
w1 geschaltet, in
welches ein schwingender Sector w1 eingreift. Die von der Curvenscheibe y aus bewegte Lenkerstange x kann in veränderlichem Abstand vom Schwingungsmittelpunkt mit dem Sector
w2 verbunden
werden.
Walze u2 dient als
Spannrolle für das Papierband, während man durch die mittels Hebels u4 verstellbare Walze
u3 im Stande ist,
das Papier so zu reguliren, dass es an der richtigen Stelle von dem Messer zz1 abgeschnitten
wird.
Das Messer wird durch den schrägen Arm b2 des Tisches b und die
von demselben bethätigte Hebel- und Staugenverbindung z2z3z4 rechtzeitig bewegt, während das abgeschnittene
Papierblatt auf die Papierablage niederfällt. Beim Tischniedergang läuft die Rolle
am Hebel z2 unter dem
ausweichenden Arme b2
hindurch.
Durch Auswechseln des Excenters y gegen ein
entsprechendes Doppelexcenter ist man im Stande, das Papier bereits nach jedem
einzelnen Druck weiterzuführen und mit nur einer Farbe zu bedrucken.
Fig. 18 zeigt eine
Modifikation der Presse mit schwingendem Tiegel. Stange l greift dann an einem besonderen Hebel l1 an. Der Tiegel schwingt um Zapfen m2 in den Gestellwänden
und der am Tiegel bei m1 angelenkte Hebel l1 gleitet mit einer Schleife unter Vermittelung
eines Gleitsteines auf dem Zapfen l2 des Maschinengestelles.
Die Curve k (Fig. 18) führt die Rolle
n auf der Stange l in
zwei Stellungen in Kreisnutenstücken von kurzen Radien. Diese Stellungen entsprechen
den beiden Andrücken des Tiegels gegen die beiden Formen c und c1.
Dazwischen liegt eine Stellung von mittlerem Radius. Diese entspricht der mittleren
punktirten Tiegelstellung, bei welcher die Formen unter dem Tiegel wechseln. Dem
mittleren Radius gegenüber hat die Curve h einen
grossen Radius. Wenn die Rolle n in diesem Theil der
Curve steht, so ist der Tiegel weit geöffnet. Bei dieser Stellung kann man einzelne
Bogen anlegen.
(Schluss folgt.)