Titel: | Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren Leders. |
Autor: | v. Schroeder |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 188 |
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Untersuchung über den Wassergehalt des
lufttrockenen lohgaren Leders.
Von Professor v. Schroeder in Tharand.
(Schluss der Abhandlung S. 162 d. Bd.)
Untersuchung über den Wassergehalt des lufttrockenen lohgaren
Leders.
Aus dieser Untersuchung hat sich ergeben, dass der durchschnittliche Wassergehalt der
lufttrockenen Ledersubstanz für unsere Verhältnisse zu rund 18 Proc. angenommen
werden kann. Der Durchschnitt der Maxima für die neun fettfreien Leder beträgt 20,39
Proc., und der höchste Gehalt, der in einem Falle (bei Nr. 8) überhaupt gefunden
wurde, ist 22,00 Proc. Es war mir von Interesse, festzustellen, wie viel Wasser die
Substanz des ungefetteten lohgaren Leders durch Anziehen aus der Luft im Maximum
überhaupt zu binden vermag, wenn dasselbe längere Zeit in einer mit Wasserdampf
gesättigten Luft bei niederer Temperatur verweilt. Um diese Frage zu beantworten,
habe ich in den Monaten April–Mai 1892 eine besondere kleine Versuchsreihe
angestellt, zu der drei ungefettete und drei gefettete Leder genommen wurden. Als
ungefettete Leder dienten Proben von den drei Ledern Nr. 5, 9 und 13, als gefettete
Proben von Nr. 14, 16 und 19. Der durchschnittliche Fettgehalt dieser letzteren drei
Leder beträgt nach den mitgetheilten Analysen 24,85 Proc. Am 23. März wurde der
Anfangswassergehalt bestimmt, und die Leder dann in dem kühlen Souterrain des
Laboratoriums unter eine Glasglocke gebracht, unter welcher zugleich ein flaches
Gefäss mit Wasser stand. In der auf diese Art mit Wasser gesättigten Luft blieben
die Proben bis zum 28. April. Während dieser Zeit wurden zunächst nach zehn Tagen,
am 2. April, und ferner nach weiteren elf, sieben und acht Tagen, am 13., 20. und
28. April, Wägungen ausgeführt. Es wurde angenommen, dass am 28. April das Maximum
des Wassergehaltes erreicht war, als die Zunahme des Gewichtes nur noch eine sehr
geringe war, und als sich auf einigen Ledern hin und wieder ein leichter Anflug von
Schimmelbildungen zu zeigen begann. Am 28. April wurden die Leder unter der
Glasglocke weggenommen und blieben bis zum 8. Mai im Raum des Souterrains offen liegen,
wobei noch am 3. und 8. Mai Wägungen ausgeführt wurden. Die Resultate sind aus
folgender Zusammenstellung zu ersehen, bei welcher ich aber, der besseren Uebersicht
wegen, nur den ermittelten durchschnittlichen Wassergehalt für die drei ungefetteten
Leder einerseits und die drei gefetteten andererseits anführen will. Neben dem
gefundenen Wassergehalt ist bei den gefetteten Ledern zugleich der aus dem
Fettgehalt von 24,85 Proc. und dem beistehenden Wassergehalt des ungefetteten Leders
berechnete Wassergehalt angegeben:
Leder ohne Fett
Leder mit Fett
Berechnet für
Leder mit Fett
Berechnet gibtmehr (+) oderweniger (–) algefunden
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Anfangswassergehalte
16,08
12,33
12,59
+ 0,26
Beim
Ver-
weilen in
wasser-
gesättigter
Luft
bei niederer
Temperatur
nach 10 Tagennach weiteren 11 Tagen
„ „ 7 „
„ „ 8 „
20,1622,5223,1223,77
16,6418,3719,2319,88
15,9517,9318,4318,99
– 0,69– 0,44– 0,80– 0,89
An der
Luft
liegend
nach 5 Tagen
nach weiteren 5 Tagen
22,8222,68
18,2418,01
18,1818,06
– 0,06+ 0,05
Mittel
21,59
17,53
17,16
– 0,37
Wenn wir daher den durchschnittlichen Wassergehalt des lohgaren Leders mit rund 18
Proc. annehmen können, so ist aus den vorstehenden Zahlen zu entnehmen, dass die Sättigung des lohgaren Leders mit Wasser in einer
bei niederer Temperatur mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre eintritt, wenn
das Leder ungefähr rund 24 Proc., Wasser enthält. Eine weitere
Gewichtserhöhung war bei dem vorstehenden Versuch wohl nicht mehr zu erwarten, da
die Wasserzunahme bei den letzten beiden Bestimmungen unter der Glasglocke innerhalb
acht Tagen nur von 23,12 Proc. bis 23,77 Proc. ging, was einer täglichen Zunahme von
0,081 Proc. entspricht. In den ersten zehn Tagen beträgt die tägliche Zunahme
dagegen 0,408 Proc. Das gefettete Leder bleibt im Wassergehalt hinter dem
ungefetteten bei den einzelnen Wägungen um 3,52 bis 4,67 Proc., im Mittel um 4,06
Proc. zurück, und es ist auch aus dieser Zahlenreihe zu ersehen, dass gefettetes Leder stets weniger Wasser enthält, und dass
der Wassergehalt desselben abhängig ist von dem Fettgehalt und dem Wassergehalt,
den die fettfreie Leder Substanz unter gleichen äusseren Verhältnissen zeigt.
Die berechneten Zahlen stimmen auch hier mit den gefundenen im Durchschnitt
recht gut überein.
Für die einzelnen Monate des Jahres ergibt sich aus unserer Untersuchung folgende
durchschnittliche Aenderung des Wassergehaltes für das lohgare Leder nach Tabelle II
im Mittel für Nr. 1 bis 9 und 13:
Wassergehalt in Proc.
Januar
20,11
Juli
16,68
Februar
20,29
August
16,79
März
17,45
September
17,48
April
16,27
October
17,80
Mai
15,75
November
18,80
Juni
15,51
December
19,47
Jahresmittel 17,71 Proc.
Wenn wir den durchschnittlichen Wassergehalt des lohgaren
Leders für unsere Verhältnisse daher rund zu 18 Proc. annehmen, so wird derselbe
in der trockenen und warmen Zeit des Jahres bis auf 15,50 Proc. heruntergehen,
in der feuchten kalten Jahreszeit dagegen im Maximum auf20,50 Proc. steigen, so dass die Schwankung im Laufe
des Jahres rund zu ± 2,50 Proc. angenommen werden kann. Für das gefettete Leder
wird die Schwankung im Laufe des Jahres eine etwas geringere sein, und zwar muss
sie im umgekehrten Verhältniss zum Fettgehalt stehen. Das würde für jeden
einzelnen Fall aus dem Fettgehalt zu berechnen sein. Ein Leder mit z.B. 30 Proc.
Fett in der Trockensubstanz ergibt den durchschnittlichen Wassergehalt von 13,32
Proc. in lufttrockenem Zustande, und es muss bei demselben die Schwankung des
Wassergehaltes im Laufe des Jahres ± 1,96 Proc. betragen. Aus unserer Tabelle II (S.
165) ist diese geringere Schwankung nur für die fettreichsten Leder Nr. 16 und 14 zu
ersehen, sonst tritt sie kaum hervor, jedenfalls wohl deswegen, weil die hier
überhaupt in Frage kommenden Differenzen zu gering sind.
Für die vier Jahreszeiten haben wir nach unseren Zahlen folgende Durchschnitte für
das lohgare fettfreie Leder:
Wasser in Proc.
Winter (December–Februar)
19,96
Frühling (März–Mai)
16,49
Sommer (Juni–August)
16,33
Herbst (September–November)
18,03
Mehr noch als die absoluten Wassergehalte werden den Praktiker die Differenzen
interessiren, wie sie im Laufe kürzerer Zeit unter dem Einfluss der Witterung bei
den Wassergehalten des Leders eintreten können, denn diese sind es, die im Handel in
Frage kommen und häufig zu sehr unliebsamen Streitigkeiten über Verschiedenheiten
der Gewichte bei gelieferter und empfangener Waare Veranlassung geben. Es hätte
einen grossen Werth, wenn man im Stande wäre, anzugeben, welche Differenzen hier als
in der Natur der Sache liegende und daher nicht zu beanstandende zu bezeichnen sein
würden, und wenn man dagegen wenigstens ungefähr eine Grenze angeben könnte, über
welche hinaus die Gewichtsdifferenzen bei gut getrocknetem Leder nicht hinausgehen
dürften. Unsere Untersuchung bietet hierzu einigen Anhalt, wenn wir die Unterschiede
in Betracht ziehen, wie sie sich bei den Einzelwägungen von Monat zu Monat ergeben
haben. Für einen solchen Zeitraum von vier Wochen lassen sich nach der Tabelle I
einige Regeln ableiten. Ich habe zu diesem Zweck zunächst nach Tabelle I die
Differenzen von Monat zu Monat ausgerechnet, und darauf aus diesen Differenzen die
mittlere Aenderung von einem Monat zum andern abgeleitet. Für die Lederproben Nr. 1
bis 21 incl. ergeben sich dabei folgende Resultate:
Monatliche Aenderungen im Wassergehalte
des lufttrockenen Leders.
Wasser in Proc.
Im Durch-schnitt
kleinste
grösste
Januar bis Februar 1893
+ 0,05
+ 0,01
+ 0,50
Februar bis März 1893
– 2,88
– 1,15
– 3,83
März bis April 1893
– 1,50
– 0,99
– 3,23
April bis
1892
– 1,83
– 0,73
– 2,51
Mai
1893
+ 0,98
+ 0,45
+ 1,48
Mai bis
1892
+ 0,40
+ 0,13
+ 0,57
Juni
1893
– 0,93
– 0,44
– 1,43
Juni bis
1892
+ 0,85
+ 0,60
+ 1,10
Juli
1893
+ 1,41
+ 0,87
+ 1,83
Juli bis August 1892
+ 0,67
+ 0,49
+ 1,03
August bis September 1892
+ 0,66
+ 0,49
+ 0,82
September bis October 1892
+ 0,29
+ 0,17
+ 0,41
October bis November 1892
+ 0,96
+ 0,51
– 2,56
November bis December 1892
+ 0,68
– 0,04
+1,49
December bis Januar 1892
+ 0,73
+ 0,11
+ 1,70
Wenn wir hier in den Monaten Juni bis Juli und Juli bis August auch eine Zunahme
des Wassergehaltes haben, so liegt das zum Theil in den besonderen
Witterungsverhältnissen der Jahre 1892 und 1893, theils aber auch daran, dass die
Wägungen Ende August 1892 ausgefallen sind. Allgemein müssen wir jedenfalls bis Ende
August die Möglichkeit einer Abnahme der Wassergehalte ins Auge fassen, obgleich in
der Regel bis Mitte August meist schon eine Zunahme erfolgt sein wird. In der Zeit
von Ende August bis Ende Februar nimmt der Wassergehalt des lufttrockenen Leders
immer zu und zwar im Mittel pro Monat um + 0,70 Proc. Zuweilen wird die
Gewichtszunahme schon im Juli oder August beginnen. Daraus folgt, dass in der Zeit von Mitte oder Ende August bis Ende Februar
jede Gewichtsabnahme des Leders als nicht statthaft und als ein Beweis für
schlechte Trocknung desselben aufzufassen ist. In der Zeit von Anfang März bis
Mitte oder Ende August können dagegen auch bei reell getrocknetem Leder
Gewichtsabnahmen erfolgen, für welche der Lieferant nicht verantwortlich gemacht
werden kann. Solche Abnahmen haben wir bei unserer Untersuchung vom Februar
bis April und vom Mai bis Juni 1893, und vom April bis Mai 1892. Dabei beträgt der
Rückgang des Wassergehaltes im Durchschnitt von Monat zu Monat 1,78 Proc. und steigt
im Maximum einmal auf 3,80 Proc. Eine Abnahme von 1,78 Proc.
des Wässergehaltes oder rund 2 Proc. des Ledergewichtes wird in der wärmeren
Jahreszeit innerhalb vier Wochen vorkommen können und ist noch nicht als ein
Beweis für schlechte Trocknung anzusehen. Als äusserste Grenze, die aber wohl
nur sehr selten erreicht werden dürfte, ist ein Rückgang von 3,80 Proc. des
Wassergehaltes oder rund 4 Proc. des Ledergewichtes zu bezeichnen. Dabei
ist aber zu bemerken, dass auch in der wärmeren Jahreszeit die Gewichtsabnahmen des
Leders keine regelmässig fortschreitenden sind, sondern dass sie sich auf diejenigen
Perioden beschränken, während welcher die Temperatur eine steigende und die relative
Luftfeuchtigkeit eine abnehmende ist. Findet im Frühjahr und Sommer, wie das ja
häufig vorkommt, das Gegentheil statt, so haben wir auch in
Tabelle III. Die Ergebnisse der Wasserbestimmungen im Leder
von April 1892 bis Juli 1893. Versuchsreihe II Magazin.
Textabbildung Bd. 293, S. 189
Nr.; Bezeichnung; April; Mai; Juni;
Juli; August; September; October; November; December; Januar; Februar; März;
Minimum; Maximum; Differenz; Geschwitztes Sohlleder; Norddeutsches Sohlleder;
Gekälktes Sohlleder; Vacheleder (Eichengerbung); Vacheleder (Fichtengerbung);
Vacheleder (Eichenholzextractgerbung); Mittel für Sohl- und Vacheleder Nr. 1 bis
9; Riemenleder; Geschirrleder; Rossleder (lohgares Schild); Rosschuhleder
(Extractgerbung); Fahlleder (Tharand); Kalbleder (Extractgerbung); Kalbleder
(reine Eichengerbung); Satinirtes Kalbleder (Lehrgerberei); Kipsoberleder,
braunes; Kipsoberleder, schwarz, geringes; Kipsoberleder, schwarz, gute Sorte;
Mittel für Oberleder mit Fett Nr. 14 bis 21 incl.; Schafleder lohgares;
Hornleder; Mittel für Hornleder Nr. 23 und 24
Tabelle IV. Schwankungen des Wassergehaltes der Leder im
Laufe des Jahres. Versuchsreihe II Magazin.
Textabbildung Bd. 293, S. 190
Nr.; Bezeichnung; Januar; Februar;
März; April; Mai; Juni; Juli; August; September; October; November; December;
Jahresmittel; Minimum; Maximum; Differenz; Geschwitztes Sohlleder; Norddeutsches
Sohlleder; Gekälktes Sohlleder; Vacheleder (Eichengerbung); Vacheleder
(Fichtengerbung); Vacheleder (Eichenholzextractgerbung); Mittel für Sohl- und
Vacheleder Nr. 1 bis 9; Riemenleder; Geschirrleder; Rossleder (lohgares Schild);
Rosschuhleder (Extractgerbung); Fahlleder (Tharand); Kalbleder (Extractgerbung);
Kalbleder (reine Eichengerbung); Satinirtes Kalbleder (Lehrgerberei);
Kipsoberleder, braunes; Kipsoberleder, schwarz, geringes; Kipsoberleder,
schwarz, gute Sorte; Mittel für Oberleder mit Fett Nr. 14 bis 21; Schafleder,
lohgares; Hornleder; Mittel für Hornleder Nr. 23 und 24
dieser Jahreszeit eine Zunahme des Wassergehaltes. Beweis für
das Letztere sind die Zunahme der Wassergehalte vom April bis Mai 1893, vom Mai bis
Juni 1892 und vom Juni bis Juli 1892 und 1893. Gewichtsabnahmen des reell getrockneten Leders müssen auch im Frühjahr und
Sommer immer mit dem Gange der Witterungverhältnisse im Einklänge stehen, und es
muss nachzuweisen sein, dass während des fraglichen Zeitraumes die Temperatur
eine steigende und die relative Luftfeuchtigkeit eine abnehmende gewesen
ist.
Wir kommen nun zu dem zweiten Theil der Versuche, bei welchen die Leder im Magazin
des Laboratoriums aufbewahrt wurden. Wie ich bereits angab, ist dieser Raum nach
Norden gelegen, die Temperatur in demselben im Sommer wesentlich niedriger als im
Freien, und die relative Luftfeuchtigkeit entsprechend höher. Im Winter ist die
Durchschnittstemperatur dagegen höher und die relative Luftfeuchtigkeit niedriger
als im Freien. Die Fenster und die Thür des Baumes wurden während des Versuches fast
immer geschlossen gehalten. Die unmittelbaren Ergebnisse der Wasserbestimmungen sind
für diese Versuchsreihe II aus der Tabelle III zu ersehen. In der Tabelle IV sind
die Resultate für die Monate zusammengefasst, indem für die Monate April bis Juli,
wo Beobachtungen aus beiden Jahren vorliegen, die Mittel aus den Zahlen für die
gleichnamigen Monate berechnet sind.
Aus dem Vergleich der Tabellen I (S. 164) und II (S. 165) einerseits, mit III und IV
andererseits, ergibt sich zunächst, dass der durchschnittliche Wassergehalt in der
Versuchsreihe II „Magazin“ ein etwas höherer ist. Das geht am besten aus
folgender kurzen Uebersicht hervor:
Versuchsreihe
In II mehrals in 1Proc.
I
II
Proc.
Ungefettete Leder Nr. 1 bis 9
und 13
17,71
19,12
1,41
Leder mit Fett Nr. 10 bis 12 und
14 bis 22
15,40
16,57
1,17
Hornleder Nr. 23 und 24
23,13
24,32
1,19
Bei der Aufbewahrung im Magazin in Versuchsreihe II zeigen die Leder im Durchschnitt
für das ganze Jahr einen Wassergehalt, der im Mittel 1,27 Proc. oder rund 1 Proc.
höher ist, als in Versuchsreihe I. Dieser Unterschied ist gar nicht sehr bedeutend
und kann als Beweis dafür gelten, dass die Leder im Magazin II im Durchschnitt kein
wesentlich feuchteres Lager hatten, als in Aufbewahrungsraum I. Sonst ergeben sich
aus Versuchsreihe II dieselben uns schon aus der Versuchsreihe I bekannten
Beziehungen. Auch hier zeigt die ungegerbte lufttrockene Hautsubstanz (Hornleder)
einen um durchschnittlich rund 5 Proc. höheren Wassergehalt, als das ungefettete
lohgare Leder. Das gefettete Leder ist im Allgemeinen wasserärmer, als das
ungefettete Leder unter denselben äusseren Verhältnissen. Aus dem Wassergehalt für
das ungefettete Leder 19,12 Proc. und dem mittleren Fettgehalt von 17,30 Proc. für
die zwölf gefetteten Leder berechnet sich der mittlere Wassergehalt für die
gefetteten Leder zu 16,35 Proc., was sehr gut mit dem hier im Magazin gefundenen
Gehalt von 16,57 Proc. übereinstimmt.
Ist nun auch der durchschnittliche Wassergehalt in der Versuchsreihe II im Magazin
nicht wesentlich verschieden von dem Wassergehalt im Aufbewahrungsraum I, so zeigt
sich doch ein sehr grosser Unterschied in der Art und Weise, wie die Wassergehalte
beiderseits im Laufe des Jahres sich verändern. In der Versuchsreihe I, wo die
Wassergehalte mehr von dem Gange der Witterungsverhältnisse beeinflusst werden, konnte
man ganz deutlich eine nicht unbedeutende Abnahme im Frühjahr und Sommer
constatiren, während das Maximum zu Ende des Winters eintrat. Hier lässt sich ein
ähnlicher Gang der Wassergehalte zwar auch nicht verkennen, es sind die Aenderungen
von Monat zu Monat aber sehr viel geringer und zudem auch nicht so regelmässig, wie
in I. Während die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Minimum und Maximum für
die ungefetteten Leder Nr. 1 bis 9 und 13 in der Versuchsreihe I im Laufe des Jahres
(nach Tabelle I) 5,39 Proc. beträgt, haben wir bei der Aufbewahrung im Magazin für
dieselben Leder (nach Tabelle III) nur eine Schwankung von 1,86 Proc. Ebenso
betragen die mittleren Schwankungen des Wassergehaltes für die zwölf gefetteten
Leder und die beiden Hornleder in der Versuchsreihe I 5,40 Proc. und 10,38 Proc.,
während sie in Versuchsreihe II sich auf nur 1,99 Proc. und 4,61 Proc. beziffern. In
dem Magazin sind den Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen entsprechend die
Schwankungen im Wassergehalte der Leder ganz wesentlich geringer. Im Frühling und
Sommer sinken die Wassergehalte lange nicht so tief, und im Winter steigen sie nicht
ganz so hoch, wie in der ersten Versuchsreihe. Wenn daher der durchschnittliche
Wassergehalt beiderseits auch nicht so sehr verschieden ist, so stellen sich die
Mehrgehalte im Frühling und Sommer im Magazin doch als nicht unbedeutend heraus,
während die Mindergehalte im Winter nicht so gross sind. Diese Verhältnisse lassen
sich aus folgender Zusammenstellung für die zehn ungefetteten Leder leicht
übersehen. Für die gefetteten Leder und die Hornleder ergeben sich beim Vergleich
ganz analoge Resultate:
Wassergehalte in Proc.
Versuchs-reihe
In I mehr (+)od. weniger (–)als
in II
Versuchs-reihe
In I mehr (+)od. weniger (–)als
in II
I
II
I
II
Januar
20,11
19,23
+ 0,88
August
16,79
19,30
– 2,51
Februar
20,29
19,57
+ 0,72
September
17,48
18,61
– 1,13
März
17,45
18,86
– 1,41
October
17,80
19,17
– 1,37
April
16,27
18,40
– 2,13
November
18,80
19,09
– 0,29
Mai
15,75
19,47
– 3,72
December
19,47
19,17
+ 0,30
Juni
15,51
18,76
– 3,25
Jahresmittel
17,71
19,12
– 1,41
Juli
16,68
18,87
– 2,19
Für die vier Jahreszeiten stellt sich der Vergleich folgendermaassen:
I
II
Differenz
Winter (December-Februar)
19,96
19,32
+ 0,64
Frühling (März-Mai)
16,49
18,91
– 2,42
Sommer (Juni-August)
16,33
18,98
– 2,65
Herbst
(September-November)
18,03
18,96
– 0,93
Bewahren wir Leder daher in einem Lagerraum auf, der, wie das bei Versuchsreihe II in
Frage kommende Magazin des Laboratoriums, im Frühling und Sommer erheblich kühler
ist, als dem Durchschnitte der Aussenluft entspricht, und der dem zu Folge auch eine
wesentlich höhere relative Luftfeuchtigkeit hat, so können die Leder in der warmen
Jahreszeit nicht lufttrocken sein. Sie werden durchschnittlich 2 bis 3 Proc. Wasser
zu viel enthalten, und es können, wenn der Transport aus einem solchen Lager in
einer Periode erfolgt, wo die Witterung zunehmend wärmer und trockener wird, unter
Umständen gar nicht geringe Abnahmen der Gewichte erfolgen. Zu dem Verlust der 2 bis
3 Proc. Wasser, die entsprechend dem Lagerraum gegen trockenes Leder in der Waare zu
viel enthalten sind, kann sich dann bei ungünstiger Combination der Umstände
noch ein weiterer Verlust von einigen Procent Wasser gesellen, dem auch wirklich gut
trockenes Leder in einer solchen Periode ausgesetzt ist. Im Herbst wird sich das
weniger geltend machen, weil die Differenz dann an sich schon geringer ist, und es
zudem im Gange der Jahreszeit liegt, dass lufttrockenes Leder die Tendenz hat, an
Gewicht mehr oder weniger zuzunehmen. Im Winter kann es vorkommen, dass das Leder
beim Transport aus einem solchen Lagerraum an Gewicht sogar noch etwas zunimmt.
Will man derartige Differenzen in den Ledergewichten vermeiden, so ist es nothwendig,
dass der Lagerraum der Aussenluft bis zu einem gewissen Grade zugänglich ist. Man
wird am besten einen solide gebauten, nach Norden gelegenen Raum wählen, der zu
ebener Erde liegt. Eine Einwirkung der directen Sonnenstrahlen soll auf den
Lagerraum nicht stattfinden, es müssen aber die Fenster in der wärmeren Jahreszeit
nicht immer ängstlich zugehalten, sondern auf einer Seite des Locales hin und wieder
geöffnet werden, damit ein Ausgleich der Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit
stattfindet. Die Aufbewahrung des Leders in tiefgelegenen Souterrains oder
kellerartigen Räumen ist vollständig zu verwerfen.
Zum Schluss möchte ich mir noch eine Bemerkung erlauben. Es wäre möglich, dass von
Praktikern mir der Einwand gemacht würde, dass der von mir hier ermittelte
durchschnittliche Wassergehalt von 18 Proc. mit einer mittleren Schwankung von ± 2,5
Proc. nach den Jahreszeiten für lohgares Leder zu hoch sei. Dem möchte ich
entgegnen, dass der Praktiker sich über den thatsächlichen Wassergehalt des Leders
sehr häufig täuscht und denselben in der Regel unterschätzt. Es kommt gar nicht
selten vor, dass die Leder in den Gerbereien in noch nicht völlig trockenem Zustande
gewogen werden, und dass man sich dann daraufhin eine der Wirklichkeit wenig
entsprechende günstige Vorstellung von dem erzielten Lederrendement macht. Soweit
meine Erfahrungen reichen, stimmt der hier ermittelte durchschnittliche Wassergehalt
mit den thatsächlichen Verhältnissen in der Praxis ganz gut überein, und es kommt
gar nicht selten vor, dass die Wassergehalte der Leder im Handel noch höher sind,
als dem hier ermittelten Durchschnitt entspricht. Bei einer Anzahl der hier
untersuchten Leder habe ich Ende März 1892 den Wassergehalt bestimmt, den sie
aufwiesen, als sie aus den Gerbereien oder aus dem Lederhandel in meine Hand
gelangten, und bin zu folgendem Resultat gekommen:
Wasser in Proc.
1) Sohlleder
20,83
2) Sohlleder
22,72
3) Norddeutsches Sohlleder
19,39
4) Sohlleder, gekälktes
19,00
8) Vacheleder
21,50
–––––––––
Mittel
20,69
Wasser in Proc.
10) Riemenleder
17,20
11) Riemenleder
19,12
12) Geschirrleder
17,92
15) Fahlléder
17,82
17) Kalbleder
16,29
–––––––––
Mittel
17,67
Mittel für alle zehn Leder 19,18 Proc. Für den Februar und März 1893 ergab das
ungefettete lohgare Leder im Durchschnitt der Versuchsreihe I 20,29 Proc. und 17,45
Proc. Wasser, und daraus ist wohl zu entnehmen, dass die 1892 aus der Praxis bezogenen
Leder Ende März gewiss nicht trockener waren, als den hier ermittelten
Durchschnitten entspricht. Dasselbe gilt für das braune Kipsoberleder, welches, Ende
Februar 1892 bezogen, 19,38 Proc. Wasser enthielt, während es in der Versuchsreihe I
später den Maximalgehalt im Januar 1893 mit 18,97 Proc. erreicht.
Was die Praxis der Lederanalyse anbetrifft, so wird es sich immer empfehlen, den
Wassergehalt der einlaufenden Proben sofort nach Empfang derselben zu bestimmen, um
daraus einen Schluss bezüglich der Trockenheit des Leders zu ziehen. Die Resultate
der Lederanalysen würde ich dagegen vorschlagen, bei allen ungefetteten Ledern,
Unterledern sowohl wie auch unzugerichteten Oberledern, des besseren Vergleiches
wegen, gleich massig auf 18 Proc. Wassergehalt zu berechnen. Bei den gefetteten
Ledern würde der jedesmalige Wassergehalt aus dem ermittelten Fettgehalt und dem
durchschnittlichen Wassergehalt des ungefetteten Leders von 18 Proc. abzuleiten
sein.