Titel: | Ueber das Klatte'sche Walzverfahren zur Herstellung ungeschweisster Ketten. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 169 |
Download: | XML |
Ueber das Klatte'sche Walzverfahren zur Herstellung
ungeschweisster Ketten.
Mit Abbildungen.
Ueber das Klatte'sche Walzverfahren zur Herstellung ungeschweisster
Ketten.
Textabbildung Bd. 293, S. 169Fig. 1.Klatte's Kettenwalze in der alten Form. In der Sitzung des Vereins deutscher Hüttenleute vom
15. Juli 1894 hielt der Director Klatte aus Neuwied einen Vortrag über das von ihm
erfundene Walzverfahren zur Herstellung ungeschweisster Ketten (Stahl und
Eisen vom 1. August 1894). Nach einer
geschichtlichen Einleitung über die bisher nach dieser Richtung angestellten
Versuche, insbesondere der Verfahren von Onry (D. R. P.
Nr. 16652, 1881 29. Juni), Rongier (D. R. P. Nr. 51859,
1889 10. August) u.a., berichtet Referent wie folgt: Ich habe seit Jahren gesucht,
nachdem für alle erdenklichen Fabrikate der Eisenindustrie sich Flusseisen und
Stahl, das Schweisseisen verdrängend, erfolgreich Bahn gebrochen – auch aus dem
neuen Material Ketten und zwar mittels Walzens ohne Schweissung herzustellen. Ich
sagte mir, dass, um diess zu erreichen, ich als Vorerzeugniss der Kette die
annähernde Umhüllungsform – und dies ist Kreuzeisen – wählen müsse; die Hauptfrage
blieb, wie ist die Trennung der Glieder möglich? Dabei war mir stets klar, dass die
lichten Stellen eben durch Materialverdrängung mittels Walzens hervorgerufen und der
verbleibende Rest oder die Barte durch Stanzen entfernt werden müssten. Naturgemäss
drängte sich zur Walzarbeit die Benutzung des 4-Walzensystems auf, indem mittels
dieses Systems bei der Form des Kreuzeisens die hier nöthigen Wirkungen am besten
erzielt werden können und Erfolg zu erwarten stand. Da ich mich anfänglich in
Rücksicht auf die Zähne bezieh. Erhöhungen der Walzen nicht getraute, direct auf ein
Schlussergebniss hin zu steuern, so suchte ich auf Umwegen zu erreichen, was ich
später direct erreicht habe – ich kam auf den Gedanken, die Trennung der Glieder von
einander durch Abscherung ohne Material- bezieh. Stanzverlust zu
bewerkstelligen; dazu bedurfte ich zu einander geradestehender Flächen und kam zu
der vierseitigen Gliederform, welche ich später wieder durch Umformungswalzen oder
Pressen in die richtige Kettengliederform umzuwandeln gedachte. Eine mit der Hand
aus Kreuzeisen hergestellte Kette dieser Gestalt bestätigte das Gelingen meiner
Idee, zu deren Durchführung ich anerkennender Weise Gelegenheit gefunden habe, wenn
auch unter unzähligen Mühen und Studien.
Textabbildung Bd. 293, S. 169Fig. 2.Klatte's Kettenwalze mit Scheibenwalzen.Textabbildung Bd. 293, S. 169Fig. 3.Klatte's Kettenwalze mit gezahnten Scheiben.Fig. 1 gibt die Zeichnungen meines Patents Nr. 65 548
wieder. Die Fig. a und b zeigen die Walzenzusammensetzung, den Walzvorgang und den
fertigen Kettenstab. Fig. c stellt einen solchen dar, bei welchem die dünnen
Blechbärte durch Stanzen entfernt sind, Fig. d, e und f die Abscherung der
zusammenhängenden Innenflächen der sich kreuzenden Glieder mittels Druckstempel und
eingeschobener Gabel. Fig. g, h und i geben die erforderlichen Werkzeuge wieder. Bei
den zu bildenden Walzen stellten sich die grössten Schwierigkeiten ein, weil hier in
technologischer Hinsicht die grössten Anforderungen gestellt werden mussten.
Bedingung war: gleich grosser Umfang der gezahnten vier Walzen, genau gleiche
Fräsung auf jeder Umfangsfläche und beim Walzen gleichzeitiges Zusammentreffen der
Zähne, welche zusammenwirken müssen; um letzteres Zusammentreffen zu ermöglichen,
innere Verstellbarkeit des mittleren Walzenkörpers um seine Achse, dann genaue
Festlegung desselben, nachdem die richtige Stellung ermittelt wurde. Ferner musste
auf Auswechselbarkeit von etwa verletzten Walzentheilen Bedacht genommen werden, und
so kam ich darauf, die Walzen aus gezahnten, zu einem Packet zusammengeschraubten
Blechscheiben (Fig. 2) zu bilden. Das letztere war
ein Fehler, es stellten sich Schwierigkeiten beim Spannen und Fräsen der Bleche ein,
welche, wenn losgelassen, federten und die genaue Fräsung der Kopffläche fast
unmöglich machten. Fig. 3 zeigt die Walzen. Die zu
einem Packet vereinigten gezahnten Scheiben wurden vereint mit seitlichen
Klemmscheiben durch Schrauben gehalten. Das so gebildete, mit ovalen Löchern
versehene Packet wird mit den seitlichen, mit runden Löchern versehenen Mitnehmer-
bezieh. Antriebsscheiben mittels zwölf durchgehender Schrauben zu einer Walze
verbunden. Bei Lösung dieser Schrauben wird die Friction gehoben und gestatten die
ovalen Löcher des Packets eine gewisse Drehung auf der Achse und somit eine
Einstellung der Walzen zu einander. Das Walzgerüst in seiner ursprünglichen Form
lässt jede erdenkliche Verstellung und Fixirung zu, es wurde von der Duisburger Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Bechem und
Keetman in Duisburg, zum grössten Theil in Stahl, ausgeführt. Die
Herstellung der Walzen und Fräsungen besorgte die Firma Heinrich Ehrhardt in Zella St. Blasii. Die Fräsungen geschehen mittels
Fräsapparate, die der deutschen Werkzeugmaschinenbranche alle Ehre machen. Es dürfte
zu weit führen, in die Einzelheiten der Construction einzugehen, und ich nehme an,
dass die Zeichnungen ausreichen.
(Um das erste Vorgehen zu erläutern, legte der Vortragende Proben und Photographien
vor und zwar:
Probe 1. Ein Kreuzeisen, welches zur Umwälzung eines Kettenstabes für eine 10
mm-Kette diente.
Probe 2. Ausgewalzter Kettenstab mit Blechbart.
Probe 3. Von Bart durch Ausstanzen befreiter Kettenstab.
Probe 4. Ein Kettenstab, welcher in der Blauhitze durch Trioabscherwalzen vice versa
hindurchgegangen, an den inneren Verbindungsstellen abgeschert und somit in zwei
gegen einander verschiebbare Gliederreihen zerlegt ist.
Probe 5. Ein nach 4 hergerichteter Kettenstab, welcher auf dem Sägewerk an den
äusseren Verbindungsstellen der Glieder durch Einsägen so weit getrennt ist, dass
derselbe noch so steif bleibt, um ihn nach Wiedererwärmung auf dem Umformwalzwerk
(Fig. 4) in seine endgültige Form umwälzen zu
können, wobei die stehen gelassenen Verbindungszapfen während des Walzens abreissen,
welche ausser in Putztrommeln mittels Schleif- und Feilapparate entfernt
werden.)
Die Sache lief bis zur Umformung glatt ab; eine Umformung der Glieder mittels Pressen
habe ich nicht versucht, sie ist aber mit bekannten Apparaten ausführbar. Die
Einführungsvorrichtung in das Umformwalzwerk versagte, und erwies sich das Einlassen
nur möglich, wenn die vier Walzen durch Hydraulik oder in anderer Weise
entgegengesetzt verstellbar hergerichtet würden. Dazu brauchte es ganz neuer,
kostspieliger Einrichtungen, Gerüste u.s.w., auch zeigte sich, dass, weil das Glied
des Kettenstabes aus vorangegebenem Grunde nicht das richtige Maass hatte, die
Muschel in den Umformungswalzen nicht gefüllt wurde. Ferner hatte ich den Irrthum
begangen, dass ich annahm, die vierseitigen Glieder würden sich strecken und die
Muschel- bezieh. Vollendungsform annehmen. Dies thaten sie nicht, sondern sie
stauchten sich und somit trat bald eine Arbeitswirkung an falscher Stelle ein.
Nunmehr entschloss ich mich, mit directer Auswalzung in runder Form vorzugehen, und
damit trat die Sache in eine andere Phase ein. Die vorhin beschriebenen Walzen
bestanden aus weichen Thomasblechen und hatten gehalten, obgleich dabei Schneiden
mit einer Fläche von 3 × 1 mm vorkommen. Es war deshalb anzunehmen, dass man auch
mit massiven Walzen, in welche die formgebenden Vertiefungen hinein zu fräsen sein
würden, zurecht kommen würde, sofern man geeignetes Material dazu wählte. Ich ging
also zu solchen Walzen über. Die darauf herzustellenden Fräsungen wurden
verhältnissmässig tiefer als bei den zuerst in Benutzung gewesenen Walzen. Bei der
Walzung mit diesen hingen die einzelnen Glieder an den Berührungsstellen noch mit
einer grösseren Fläche zusammen, jetzt aber sollten zwischen die zu bildenden
Glieder Zähne eingreifen, welchen die Aufgabe zufiel, die Trennung der Glieder
gleich bis auf einen dünnen Walzbart bei gleichzeitiger Rundformung des Ketteneisens
auszuführen. Das Walzwerk war ja nur für schwächere Dimensionen (für 10 mm)
construirt, ich wollte aber doch ermitteln, wie weit ich in der Dicke zunächst gehen
könne, und wählte 26 mm-Ketten in der Annahme, diese Arbeit mit dem Gerüst und den
Einrichtungen leisten zu können. Allein bei den ersten Versuchen brachen die Wellen.
Die vorliegenden, dabei im Walzwerk steckengebliebenen Stücke bewiesen die
Fehlrechnung. – Für mich waren indessen zur Ergründung des Walzvorgangs diese sonst
unliebsamen Vorfälle unbezahlbar.
Textabbildung Bd. 293, S. 170Fig. 4.Klatte's Kettenwalze, Umformwalze. Ich wählte, um ein Schlagen der Walzen zu vermeiden, nunmehr die in Fig. 5 dargestellte Walzenconstruction, Welle mit
einer festen Antriebscheibe, drehbarem Mittelkörper mit aufgeschobener und mit losen
Keilen befestigter Bandage, welche die Ausfräsungen für die Kettenbildung hat – ein
hier vorliegender Bandagenabschnitt soll zur Veranschaulichung der Fräsung dienen.
Da ich nun einmal bei den Walzen bin, will ich hier vorerst bei der Construction
bleiben. Statt der ganzen Bandage soll, wie auch in Fig.
5 schon gezeichnet, der billigeren Herstellung wegen, dieselbe in
Seetoren, welche eine oder mehrere Schakenfräsungen erhalten können, zerlegt werden,
und geschieht die Aufreihung dieser Sectoren in der veranschaulichten Weise. Es ist
mit dieser Eintheilung die Möglichkeit geschaffen, eine verletzte Stelle der
Umfläche sogar
während des Betriebes ohne Ausbau der Walzen auszuwechseln. Die Sectoren selbst
werden als Walzstäbe vorgerichtet, auf welchen die Vorformung der Glieder eingewalzt
ist, diese Stäbe werden zerlegt, es erfolgt dann die Fertigstellung durch
Nachfräsung und Adjustirung dieser Sectoren. Als geeignetes Material zu den Bandagen
und Sectoren hat sich Stahl von 50 bis 60 k Festigkeit ergeben. Das Material wird
durch den grossen Druck auf die Dauer von selbst sehr hart.
Textabbildung Bd. 293, S. 171
Fig. 5.Klatte's Kettenwalze, aus Sectoren bestehend.
Beim Walzen leiden die Fräsungen fast nichts, und hat eine
Abnutzung bei all den Proben sich nicht ergeben, was auch kaum anzunehmen ist, weil
jede Stelle der Walze bei dem grossen, 1 bis 1½ m Durchmesser entsprechenden Umfange
derselben erst alle 3¼ bis 5 m Stablänge wieder zur Arbeit gelangt und überhaupt die
grosse Walzgeschwindigkeit eine Erwärmung der einzelnen Umflächentheile nicht
zulässt. Nach jedem Durchgang eines Stabes werden die Walzen, um die Walzenflächen
von Schlacken zu befreien, mit Wasser bespült.
Textabbildung Bd. 293, S. 171
Fig. 6.Klatte's Kettenwalze mit Excenterstellung.
Sind Nachfräsungen der Umflächen nöthig, so werden die Walzen
auf Gestelle gesetzt und die Umflächen unter drehender Bewegung der Walzen bis zur
Rothglut ausgeglüht. Hierbei hat sich bisher kein Verziehen u.s.w. bemerkbar
gemacht. Indessen sind die Fräsungsoberflächen wieder so weich geworden, dass
anstandslos Bearbeitung nach dem Erkalten eintreten kann. Eine andere Art, fehler
hafte Stellen der Walzenarbeitsflächen auszuwechseln, besteht darin, die Stücke
schwalbenschwanzförmig einzupassen und einzusetzen, was auch keinen Anstand bietet.
Verletzungen an den Bandagen finden nur bei seitlichem Stoss während des Einbauens
statt und schützt man diese durch Umlegen eines Gurtes. Um nun ein rasches und
sicheres Verstellen der Walzeninnenkörper zu einander zu ermöglichen und
gleichzeitig der Frictionswirkung in den Walzen zu Hilfe zu kommen, ist die in Fig. 6 veranschaulichte Excenterstellvorrichtung
construirt worden, welche je nach Eintheilung der Stellplatte minimale Verstellungen
gestattet, die Walze in gegebener Stellung festhält und sehr gut functionirt.
Was den Walzprocess selbst anbelangt, so ist bei der Kettenwalzenkalibrirung auf
vieles Rücksicht zu nehmen; erstens auf die Zähneform, Stärke, Höhe und Breite, weil
der Zahn nicht allein wegen seiner Haltbarkeit grosser Berücksichtigung bedarf,
sondern auch weil derselbe bezüglich der Verdrängung der Materialmenge eine wichtige
Rolle zu spielen berufen ist; ferner hängt die Zahnform wieder von dem Umstände ab,
ob kurz- oder langgliederige Ketten hergestellt werden sollen. Es ist dabei nicht
bedingt, dass die Umrisse oder nicht gefrästen Theile der einzelnen Muscheln mit
ihrer mitarbeitenden Gegenhälfte der Nebenwalze gleichen Abstand wie die Zähne von
einander haben müssen – beide Theile können den Umständen entsprechend von einander
verschiedenen Abstand behufs Erreichung irgend eines Zweckes, z.B. der Füllung oder
Nichtfüllung an gewissen Stellen haben. Die Theile der Umflächen werden dann
intermittirend gedreht. Bei jedesmaligem Zusammenschliessen zweier Muschelhälften
wird ja der Walzprocess unterbrochen, und nur vermöge des Umstandes, dass die nach
vier Richtungen ausweichenden und sich gleichmässig entfernenden Walzen Luft
schaffen, kann das Material austreten. Nun kommt dazu, dass die Form und Stärke des
eingeführten Stabes wesentlich das Verfahren erleichtert und die richtige Füllung
bewirkt. Zwei vorliegende Stücke beweisen, dass vor der Formung in der Muschel die
Flügel des Kreuzstabes zuerst verjüngt, mithin gezogen werden, dass also die Walzen
sich ihr Material nur nach Bedarf nehmen und wieder eine Rückstauung in der Muschel
stattfindet. Es geht bei der colossalen Arbeitsleistung eine Gesammtstreckung des
Stabes von 20 bis 42 Proc. bei einer Breitung bis zu 10 Proc. vor, je nachdem die
Vorform gebildet ist. Wie gesagt, mir waren die Vorgänge nicht bekannt, und verfiel
ich dabei auf den Gedanken, der Kettenschake eine dies ermöglichende Gestalt, d.h.
an den Berührungs- und am meisten bei der Arbeit der Kette in Anspruch genommenen
Stellen des Gliedes eine verstärkte Form zu geben, z.B. bei der 26 mm-Kette diese
Dimensionen an dem tragenden Theil zu belassen, sonst aber die Glieder an
obengenannten Stellen zu verstärken – ich wählte da 30 mm –; damit hatte ich für das
Probe walz werk zu weit gegriffen, 28 mm war auch genügend, und wäre das Füllen der
Muschel damit wesentlich erleichtert worden. Die Verstärkung kann aber auch so
vorgenommen werden, dass die Dicke der Schake in der Gliedebene überall gleich
bleibt, während die Verstärkung an den stark in Anspruch genommenen Stellen in der
Längs- und Breitenrichtung genommen wird. Der Querschnitt der Schake würde dann an
den Berührungsstellen oval. Am leichtesten geht die Arbeit bei überall
gleichmässiger Dimension von statten. Mit der Verstärkung, welche ich indessen nicht
fallen lassen will, ist ausser der grösseren Sicherheit für den Verbraucher der
Kette, abgesehen von der grösseren Dichtigkeit und Härte des Flusseisens und des
Stahls gegenüber dem weichen Schweisseisen, der Umstand verknüpft, dass sie für die Abnutzung
an den reibenden Flächen Materialreserve zum Verschleiss bietet, wodurch die
Walzkette allen Kettensystemen gegenüber ungemein viel voraus haben wird.
Fig. 7 zeigt nun den Walzvorgang, indem man sich die
Oberwalze abgehoben denken muss, also die Draufsicht auf die Unter- und die beiden
Seitenwalzen und den im Durchgang befindlichen Walzstab. Neben den Ausfräsungen für
die zu bildenden Ketten findet man überall Versenkungen angebracht, sogen.
Ausgleichsgruben, welche den Zweck haben, das überschüssige Material, welches an
diesen Stellen sonst zu einem grossen Blechstück ausgearbeitet werden müsste,
aufzunehmen, und somit die Arbeit und Kraftleistung wesentlich erleichtern; bei
kleineren Dimensionen fallen diese Gruben fort, bei grossen Dimensionen können sie
allenthalben angewendet werden, ohne dass man an bestimmte Form gebunden ist;
dieselben können solche Gestalten bilden, dass an diesen Stellen sozusagen
Nebenerzeugnisse, z.B. Kugeln, Nähmaschinen- oder Schlosstheile u.s.w. hergestellt
werden können.
Textabbildung Bd. 293, S. 172Fig. 7.Walzvorgang bei Klatte's Kettenwalze. Bei dem Walzen ist selbstverständlich eine genaue Einführung unerlässlich,
die Walzen werden bis auf ¼ mm genähert und tritt je nach der Wärme und Stärke des
Stabes und Stärke des Gerüstes ein Sprung von 1 bis 2 mm ein. Beim Durchsehen durch
die Führung im Gange erblickt man nur die Linien eines Kreuzes. Ich habe nun diese
grossen Stäbe, deren Länge ich bei den Versuchen mangels geeigneten Ofens nur bis zu
5 m nehmen konnte, gewalzt mit einer Geschwindigkeit von 4 m in der Secunde – es
sind vermöge dieser grossen Walzendurchmesser grosse Walzgeschwindigkeiten zu geben
möglich, ohne dass die Maschinen grosse Tourenzahlen erheischen; vermöge der
gleichen Walzendurchmesser bedarf es weder Abstreifvorrichtung, noch Büchsen, und
genügt eine Rinne, um den Stab beim Austritt zu führen, der unbedingt gerade
herauskommt und, wenn gleichmässig erkaltet, gerade bleiben muss.
Der zukünftige Walzvorgang zur Herstellung der schweisslosen Walzketten ist
folgender:
Genaue Sichtung und Controle des Materials ist selbstverständlich. Der rohe oder
vorgewalzte Block wird auf einem Triogerüst auf bisherige Weise so weit
vorgewalzt, bis der Querschnitt erreicht ist, welcher zur Umformung zu Kreuzeisen
nöthig ist; alsdann wird der Stab, sagen wir etwa 15 m lang, in einen Gasofen
gebracht. Die Hitze wird aufgefrischt und der Stab dann automatisch in eine Serie
hinter einander stehender Vierwalzengerüste gebracht, deren Walzen die in Fig. 8 gezeichnete Kalibrirung haben. Vermöge der
symmetrischen Form des Kreuzstabes und mittels des Vierwalzensystems ist ein Wenden
des Kreuzstabes nicht nöthig. Das Vierwalzensystem gestattet eine andere
Kalibrirung, als die bisherige bei Duo- oder Triowalzwerken angewendete: In Fig. 8 zeigt Fig. a die Kalibrirung für Duo- oder
Triowalzwerke, Fig. b die Kaliberfolge für Vierwalzensysteme. Fig. c, d und e
veranschaulichen entsprechende Walzenbildungen. Die Abnahme in den einzelnen vier
Walzgerüsten ist eine bestimmt begrenzte, z.B. 20 Proc., und ist die Geschwindigkeit
der folgenden Gerüste durch daneben gelagertes Vorgelege derart geregelt, dass die
folgenden vier Walzen stets die von der vorher gelieferten Materialmenge aufnehmen.
Dabei wird durch um eine Kleinigkeit grösseren Durchmesser der folgenden Walzen zum
Ausgleich eine gewisse Voreilung oder Aufsaugung gegeben. Das Walzstück wird dadurch
um ein Kleines schmaler gezogen und ermöglicht daher im folgenden Walzstich eine
gewisse Breitung. Schlingen sind also unmöglich. Vor und hinter der Walze befindet
sich nur ein Trichter, welche unter einander mit zur Aufnahme des Gewichts dienenden
Rinnen verbunden werden. Bei dieser Arbeit sind z.B. bei grösseren Kreuzeisen 4 bis
5 Stiche erforderlich. Die Geschwindigkeit kann nach Belieben gegeben werden, doch
würde ich die Endgeschwindigkeit bei 1½ m Walzendurchmesser hier mit 10 m annehmen.
Nachdem der Stab die Gerüste durchsaust hat, hat dessen Hitze nicht abgenommen, wohl
aber hat ein Temperaturausgleich im Stab stattgefunden, und derselbe ist vom
Walzsinter befreit. Hinter der Walze befindet sich eine Walzenbremse, um den Stab,
wenn er aus den letzten Walzen getreten ist, zurückzuhalten, gleichzeitig dient ein
Rollengang dazu, den Stab, welcher inzwischen wohl eine Länge von etwa 35 bis 45 m,
je nach seiner Vorlänge, angenommen haben wird, zum Kettenwalzgerüst zu führen,
welches sich etwa 50 m davon entfernt befindet. Das Ketten walz werk wird durch eine
besondere Maschine angetrieben. Dadurch ist man in den Stand gesetzt, die
Geschwindigkeiten regeln zu können, um nach Bedarf eine grössere oder geringere
Ausbreitung bezieh. Streckung zu erzielen. Ich habe gefunden, dass bei langsamer
Arbeit die Ausprägung in den Muscheln eine schönere wird, bei raschem Gange indessen
die Streckung mehr vor sich geht.
Textabbildung Bd. 293, S. 172Fig. 8.Kalibrirung des Kreuzeisens. Es ist in der Dimension für die Walzkettenherstellung keine Begrenzung
vorgeschrieben, denn feine Ketten lassen sich mit den hier vorgeführten Hilfsmitteln
ungemein rasch und billig, wie Walzdraht, herstellen.
Textabbildung Bd. 293, S. 173Fig. 9.Klatte's Kettenstanzwerk. Ich mache hier darauf aufmerksam, dass vieles in den Zeichnungen
Vorgeführte zum Patent in allen grösseren Staaten angemeldet ist. Mittels der
Continuirlich-Walzmethode, unter Anwendung von Vierwalzensystemen, welche gestatten,
durch Verschiebung der Walzen in einer Ebene grössere und kleinere Querschnitte zu
bilden, wird es ermöglicht, ohne Walzenwechsel Flach-, Band-, Quadratrundeisen,
sowie Draht, solchen sogar bis zu 3 mm zu erzeugen, wobei die billige und
massenhafte Erzeugung in die Augen springen wird.
Ist der Kettenstab ausgewalzt; so geht derselbe zum Stanzwerk behufs Bart- und
Blechbartentfernung. Die Stanzung geschieht im schwachwarmen Zustande unter eigens
mit automatischen Schubvorrichtungen versehenen Stanzen mittels Stempel. Fig. 9 dient zur Erläuterung.
Vorab ist beabsichtigt, nur Ketten von 4½ bis 5 mm Gliedstärke aufwärts herzustellen.
Nachdem die Barte entfernt sind, gehen die Stäbe durch einen Ofen zur Erwärmung bis
zur Rothhitze und der Stab passirt entweder ein Streckwalzgerüst, wobei die zwischen
den Gliedern stehen gelassenen Verbindungszapfen abreissen und die Glieder auf
endgültige Form gewalzt werden, oder die Glieder werden in gewissen Serien zusammen
oder einzeln, z.B. behufs Stegeinsetzung, wenn die Stege nicht mitgewalzt worden
sind, durch Pressen aus der mehr runden in die längliche Form auf das gewünschte
Maass zusammengedrückt. Es kann dann nach dem Erkalten ein Putzen und Nacharbeiten
erfolgen – solches kann aber auch vor dem Pressen und Fertigwalzen erfolgen. Ich
ziehe das Fertigdrücken der Leichtigkeit wegen dem Fertigwalzen vor. Die weitere
Handhabung ist dieselbe wie bei dem heutigen Gange der Kettenfabrikation.
Tabelle I. Ergebnisse der Prüfung auf
Zugfestigkeit. Material: Ketten.
Textabbildung Bd. 293, S. 173
Zeichen der Kette; Zeichen der
Probe; Gewicht der Probe; k; Abmessungen; Nr. des Gliedes, Ketteneisenstärke in
mm; An den Berührungsstellen; in der Mitte; vorn; hinten; rechts; links;
Mittlerer tragender Querschnitt; qmm; Belastung beim Abfallen der Waage; Bruch-;
Last; Spannung, bezogen auf tragenden Querschnitt; k/qmm; Aeussere Länge der
Glieder; vor; nach; dem Versuch; Bemerkungen; Bruch in Glied 2; vorn.
Bruchfläche feinkörn. bis feinschuppig; Bruch in Glied 3; vorn. Bruchfläche wie
bei 6a; Bruch in Glied 1; hinten. Bruchfläche feinkörnig, hellglänzend; Bruch in
Glied 2; hinten Bruchfläche wie bei 7a; Bruch in Glied 2; in der Mitte rechts.
Bruchfläche mattgrau kurz bis feinschuppig, Trichter; Bruch in Glied 2; hinten.
Bruchfl. theils kurzschuppig, theils feinkörn
Tabelle II. Ergebnisse der Prüfung auf
Zugfestigkeit. Material: Kette.
Textabbildung Bd. 293, S. 173Bezeichnung der Kette; Zeichen
der Probe; Gewicht der Probe; k; Abmessungen; Nr. des Gliedes,
Ketteneisenstärke in mm; An den Berührungsstellen; in der Mitte; vorn;
hinten; rechts; links; Mittlerer tragender Querschnitt; qmm; Belastung beim
Abfallen der Waage; Bruch-; Last; Spannung, bezogen auf tragenden
Querschnitt; k/qmm; Aeussere Länge der Glieder; vor; nach; dem Versuch;
Bemerkungen; Geschweisste Kette; Vom Glied 1 ist der hintere Theil
abgerissen. Bruchfläche: theils grob krystallinisch, theils feinkörnig,
theils schuppig, theils schiefrig mit Fehlstellen Es erübrigt nun noch, die Hauptfrage der Haltbarkeit, also die
Festigkeitsfrage, zu erledigen. Ich gestatte mir, hier zwei Bescheinigungen (Tabelle
I u. II) von der Königlich mechanisch-technischen Versuchsanstalt zu
Charlottenburg
Tabelle III.
Textabbildung Bd. 293, S. 174
Datum; Bezeichnung der Probe;
Abmessungen der Kettenglieder vor der Probe; Länge; Dicke; mm;
Reckprobebelastung; k; Länge des Gliedes nach der Reckprobebelastung;
Bruchbelastung hat betragen; pro qmm; Länge der nicht gerissenen Glieder nach
dem Versuch; Dehnung; Proc.; Klattesche gewalzte Kette; Schliepersche
Patent-Kette; Gewundene geschweisste Kette; (in Miite Glied)
und eine solche (Tabelle III) vorzulegen, in welch
letzterer das erste Resultat aus einem in Sterkrade mit einer gewalzten Kette
ausgeführten Versuch stammt, die beiden anderen Versuche führte ich selbst aus. Die
vorgelegten Untersuchungsergebnisse sind solche von gewalzten Ketten aus weichem
Flusseisen, von drei verschiedenen Werken herrührend. Die beiden ersten, Nr. 6 und
7, sind aus Thomas- die letzten, Nr. 9, aus Martin-Material gewonnen, ebenso ist das
Material der in Sterkrade geprüften Probe Martin-Material.
Textabbildung Bd. 293, S. 174Fig. 10.Klatte's Verbindungsglieder. Es hat sich bei dem Verfahren herausgestellt, dass das Schrumpfen im
Kettenstabe anders vor sich geht, als man anzunehmen gewöhnt ist. In Folge dieses
Umstandes wurden die vorher hergestellten Stanzwerkzeuge, weil ihre Formen nicht
mehr passten, unverwendbar, weshalb der Kürze der Zeit wegen die Proben aus freier
Hand fertiggestellt werden mussten. Die Abwälzungen sind aus Material von Festigkeit
bis zu 80 k a. d. Quadratmillimeter erfolgt; leider konnten die Zerreissversuche
noch nicht durchgeführt werden; dieselben sind im Gange.
Ich bemerke ausdrücklich, dass sämmtliche Resultate und Proben aus den ersten
Versuchswalzungen herrühren, gewonnen mit der nach dem ersten Griff angefertigten
Walze.
Als Verbindungsglied zwischen je zwei Walzketten soll das in Fig. 10 dargestellte Drahtglied dienen, welches den Kettenformen
angepasst wird. Diese Glieder erhalten Blechumhüllungen und sind, da heute Draht bis
zu 240 k Festigkeit hergestellt wird, berufen, als ein sicherer Ausgleich und
Uebergang für die ja nur bis zu einer gewissen Walzlänge herstellbaren Walzketten
ohne Schweissnaht zu dienen.
Den bei dem Kettenwalzverfahren auftretenden Abfall betreffend, erwähne ich noch,
dass derselbe bei schwächeren Ketten, je nach Stärke, etwa 3 bis 7 Proc., bei
grösseren 14 Proc. betragen wird. Derselbe setzt sich zusammen aus Endenabfällen und
dem Abfall, der bei dem Wegstanzen des Bartes und Entfernen der aus den
Ausgleichgruben herrührenden Materialstückchen entsteht.
Es sei mir gestattet, auch noch einer Art von Ketten kurz zu gedenken, welche
gleichfalls schweisslos, aber ihrer Gestalt und Entstehung nach von den bisher
erwähnten wesentlich verschieden sind. Es sind dies geknotete Ketten, wie sie von
der Firma Schlieper und Nolle in Weissenfels a. S.
erzeugt werden und in einiger Zeit auf dem Markt erscheinen dürften. Sie sollen wohl
hauptsächlich die in der Landwirthschaft und ähnlichen Betrieben jetzt
gebräuchlichen Zug- und Viehketten verdrängen, welche allerdings der Billigkeit zu
Liebe jetzt vielfach mit wenig Sorgfalt hergestellt werden.
Die Glieder der Schlieper'schen Ketten sind aus
Drahtstücken gebogen und deren Enden nicht verschweisst, sondern verschlungen,
verknotet. Die Festigkeit dieser Ketten entspricht, wie ich mich selbst durch
Versuch überzeugt habe, den von der Firma in ihren Prospecten angegebenen Werthen.
Es liegt auf der Hand, dass in anderer Weise geknotete Ketten, sowie Maschinen, die
dieses Knoten ausführen, wohl leicht erfunden werden können, und glaube ich, dass
die Amerikanisch-Schlieper'sche Kette zu solchen
Erfindungen die beste Anregung ist und es daran bald nicht fehlen wird. Eine
Erfindung dieser Art liegt sogar schon als D. R. P. Nr. 74731, dem Herrn Fritz Böhnert in Grüne bei Iserlohn unterm 24. März
1893 ertheilt, vor.
Andererseits steht zu erwarten, dass auch die Vieh- und Zugkettenindustrie sich
bestreben wird, der Knotenkettenconeurrenz durch sorgfältigere Arbeit erfolgreich
entgegenzutreten. Wie der im Allgemeinen am Alten hängende Bauer und das liebe Vieh
sich an die Knotenkette gewöhnen, ob sie deren Beifall finden wird – das muss die
Zukunft lehren.
Im Anschlusse an Vorstehendes theilte H. Schlieper-Grüne
bei Iserlohn über geknotete Ketten einiges Nähere mit unter Vorlegung mehrerer
Muster geknoteter, sowie alter geschweisster Ketten:
Die geknoteten Ketten werden auf kaltem Wege aus billigem Flusseisendraht mechanisch
hergestellt. Um den Fortschritt zu erkennen, den diese Art und Weise in sich
schliesst gegenüber der alten Gestehungsart, muss ich mir gestatten, auf die alt
hergebrachte Fabrikation hinzuweisen.
Diese Art Ketten, welche für landwirthschaftliche Zwecke gebraucht werden, werden
heute in Westfalen und besonders in den Kreisen Iserlohn und Altena durch
Hausindustrie hergestellt. Die betreffenden Arbeiter wohnen Stunden und Meilen weit
von dem Wohnsitz ihres Fabrikanten entfernt. Sie holen sich von demselben den Draht
mit Fuhrwerken, kommen nach zwei oder drei Wochen wieder, liefern die
fertigen Ketten ab und holen neues Material.
Textabbildung Bd. 293, S. 175Fig. 11.Brown's Gliederkette. Diese Industrie ist ungefähr seit Anfang dieses Jahrhunderts in unserem
Bezirk eingeführt und hat in den ersten 50 Jahren ihren Mann redlich ernährt. Nach
und nach ging es aber hiermit zurück, da immer neue Kettenfabriken entstanden und
immer mehr Kettenschmiede eingestellt wurden. Heute mögen vielleicht 1000 bis 1200
Kettenschmiede in Westfalen beschäftigt sein. Der Wettbewerb drückte
selbstverständlich die Verkaufspreise und heute ist von einem Unternehmergewinn
nicht mehr die Rede. Die Arbeitslöhne haben selbstverständlich ebenfalls den Druck
verspürt. Es kann heute ein Arbeiter, der von morgens früh bis abends spät vor dem
Feuer steht, und die kleinen Nebenarbeiten durch Frau und Kinder besorgen lässt, im
besten Falle 2 M. 20 Pf. bis 2 M. 50 Pf. verdienen, er muss davon aber die eigene
Werkstatt unterhalten, die Kohlen bezahlen, alle zwei bis drei Wochen für
Lieferungsunkosten aufkommen und verliert dabei den ganzen Lieferungstag; kurz, es
ist ein Hungerlohn, den die Leute verdienen. Von unserem Bezirk aus ist diese
Industrie weiter verbreitet worden nach fremden Ländern, nach Russland, Schweden,
Schweiz, Italien u.s.w. Nun ist zu dieser traurigen Lage der Industrie noch die
allgemeine Flaue hinzugekommen. Die Ausfuhr liegt ganz danieder und so macht unsere
westfälische Kettenindustrie eine trübe Zeit durch. Dem Fass schlug aber diese neue
amerikanische Erfindung der geknoteten Kette den Boden aus. Die Anforderungen,
welche man an eine Kette stellen muss, sind Festigkeit, Beweglichkeit und möglichst
niedriges Eigengewicht, und diesen Anforderungen entspricht die neue Kette in jeder
Beziehung, während alle übrigen Ketten nicht fest waren oder an ihrer Beweglichkeit
dadurch Eintrag erlitten, dass ihr Gewicht zu gross war. Der Amerikaner Brown hat die Beweglichkeit dieser Kette dadurch
vermehrt, dass er den Knoten nicht am Ende, sondern in der Mitte des Gliedes
angebracht hat (Fig. 11). Dadurch ist die Kette
beweglicher, als jede alte Kette. Was die Festigkeit der Kette anlangt, so ergibt
sich aus dem in der Versuchsanstalt in Charlottenburg ausgeführten Versuche, dass
die Festigkeit der Ketten nichts zu wünschen übrig lässt. Die Kette bricht nur im
vollen Material, also nur wenn die Bruchfestigkeit des Materials überschritten wird.
Der Knoten kann brechen, aber nicht offen gezogen werden. Die Versuche ergeben 70
bis 80 k Bruchfestigkeit auf 1 qmm.
Was nun die Fabrikation der amerikanischen Patentketten anlangt, so geschieht
dieselbe vollständig maschinell. Durch einen Zuführungsapparat wird der Maschine der
Draht zugeführt und die Haspelei beginnt. Die Maschine macht 45 Touren in der
Minute, jede Umdrehung macht ein Glied und die fertige Kette verlässt die Maschine.
Wir machen täglich 2500 bis 3000 Fuss pro Maschine, während ein Arbeiter heute nur
etwa 100 Fuss täglich macht. Die Kosten sind zunächst an Arbeitslöhnen höchstens
1/10 der
seitherigen Kosten, dabei ist das Material billiger und es werden auch noch
sämmtliche Kosten gespart, die früher zum Schweissen gebraucht wurden.
Textabbildung Bd. 293, S. 175Fig. 12.Triumphkette.Schrödter-Düsseldorf legt eine nach anderem Verfahren
geknotete Kette amerikanischen Ursprungs, die sogen. Triumphkette, vor (Fig. 12). Diese Kette wird ebenfalls auf einer
besonderen Maschine in der Weise gemacht, dass die Glieder kalt um- und ineinander
gebogen werden. Nach einem Vortrage des Prof. Hele-Shaw
soll eine Triumphkette von 5,6 mm Durchmesser eine Belastung von 1711 k oder von
69,7 k/qmm tragen,
während eine gewöhnliche geschweisste englische Kette vom selben Durchmesser nur 903
k oder nur 35,9 k/qmm Belastung aushielt. Demnach wäre die Zerreissfestigkeit der
Triumphkette etwa das 1¾-fache eines jeden einzelnen Drahtquerschnitts im Mittel.
Ferner soll bei Zerreissversuchen der Bruch nie in der Knotung, sondern nur im
langgestreckten Glied erfolgt sein. Die Elasticitätsgrenze der Kette soll
anscheinend fast mit der Bruchgrenze zusammenfallen. Endlich wird noch mitgetheilt,
dass die Fabrikation sich zunächst auf Ketten kleineren Durchmessers beschränkt
habe, dass aber auch schon Ketten von ¾ engl. Zoll Dicke hergestellt worden seien,
deren Tragfähigkeit auf 35 t angegeben wird.