Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 145 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Fortsetzung des Berichtes S. 121 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Ganz auf ähnlicher Grundlage ruht das Verfahren von Adolf
Suelzer in Monfaurat nach D. R. P. Nr. 71048. Auch hier wird die in den
Abgasen eines fertigen Kochers vorhandene Schwefligsäure und auch deren Wärme
dadurch ausgenutzt, dass die Abgase nach beendeter Kochung in einem Kocher in einen
zweiten, allenfalls dritten Kocher einer Batterie abgelassen werden, in welchen sich
noch schwächere Lauge befindet, mit der zu kochen begonnen wird. Ueberdies sind
Ober- und Unterseite der stehenden Kocher durch eine mit geeigneten Ventilen
ausgestattete Rohrleitung so verbunden, dass durch eine zur Anlage gehörige Pumpe
eine Laugencirculation eingeleitet werden kann, derart, dass die Lauge unten
abgesaugt und oben im Kocher wieder durch eine Brause aufgeschüttet wird. Alles in
allem mag diese Anordnung als eine Vervollkommnung der eben vorerwähnten bezeichnet
werden.
Textabbildung Bd. 292, S. 145Fig. 30.Norton's Drehkocher. Nach dem Verfahren von Joshua Norton in
Chatam (Amerikanisches Patent Nr. 496275) sollen Säge- und Hobelspäne gut
verarbeitet werden. Die Ursache des bisherigen Misslingens derartiger Kochungen
sucht Norton darin, dass hauptsächlich in der Mitte des
Kochers die Späne sich zusammenballen und derart der Einwirkung der Laugen
widerstehen. Dem soll nun in einem Drehkocher (Fig.
30) mit Mannloch P und Ventil f durch die rinnenförmig gestaltete, nach einem
Durchmesser gelegte Platte c, sowie durch ein fast bis
in die Mitte des Kochers gehendes Dampfrohr d mit
Brause d1 abgeholfen
werden. In der That kann sehr wohl angenommen werden, dass der durch d1 einströmende
Heizdampf selbst die Masse um den Mittelpunkt gut durchdringt und dadurch
voraussichtlich auch der Lauge den Weg einigermaassen eröffnet, weil eben die Masse
mehr aufgelockert ist. Dagegen mag es wohl fraglich sein, ob die Platte c in dem gefüllten Kocher mehr nützt, als gerade dem
Ende des Heizrohres eine Stütze zu bieten. Gute Cellulose aus Sägespänen
herzustellen, dürfte aber auch nach diesem Verfahren nicht gelingen, einfach
deshalb, weil dieselben die Holzfaser schon zu weit zerkleinert enthalten. Eher wird
dies begreiflicher Weise noch mit den Hobelspänen gehen.
Dämpfen des Holzes, bevor es der eigentlichen Kochung unterworfen wird, ist als
wesentlich bei zwei Verfahren hingestellt; dass dies eine Neuheit sei, darf
allerdings nicht behauptet werden. Nach amerikanischem Patent Nr. 474944 an Norman H. Brokaw in Kaukanna soll durch Dämpfen während
3 bis 4 Stunden bei 138° C. auch sehr harzhaltiges Holz so vorbereitet werden, um
nach dem Sulfitverfahren in Zellstoff gut verwandelt werden zu können, während sonst
die erwähnte Holzgattung immerhin Schwierigkeiten verursacht. – Nach dem D. R. P.
Nr. 62376 von Oskar Schmidt in Berlin wird durch das
Dämpfen hauptsächlich das Austreiben der Luft aus den Poren erstrebt, was noch durch
eine Luftpumpe, welche im Kocher ein Vacuum erzielt, unterstützt werden soll. Dann
erhofft der Erfinder schon von kalter Sulfitlauge eine
wesentliche Einwirkung auf das Holz. Diese soll in die feinsten Haarröhrchen dadurch
getrieben werden, dass ein ziemlich bedeutender specifischer Druck stossweise sich
ändert, indem Sulfitlösung in das geschlossene Gefäss so lange eingepumpt wird, bis
der Druck z.B. auf 20 at gestiegen ist und diese Pressung dann plötzlich, etwa durch
Eröffnung eines Ventils, auf die Hälfte herabgebracht wird, wodurch auch die letzten
Luftbläschen entfernt und das Holz vollständig mit Sulfitlösung imprägnirt werden
soll. Der Erfinder scheint jedoch selbst noch einige Zweifel in die besonderen
Vortheile seines Verfahrens zu setzen, indem derselbe an die vorerwähnte Behandlung
des Holzes doch noch eine ziemliche Kochdauer bei einer Temperatur bis gegen 150° C.
anschliesst, was derart geschieht, dass eintretender Dampf die Lauge aus dem Kocher
verdrängt und das imprägnirte Holz unmittelbar aus der dasselbe umhüllenden Lauge in
den Dampf geräth.
Es ist eben vielfach nur ein Herumtasten bei den „neuen Verfahren“, indem man
wohl weiss, dass die schweflige Säure die gewünschte Reaction gibt, aber deren
Wirkungsweise, „die Chemie des Sulfitverfahrens“, noch immer nicht sicher
kennt. Galt es doch lange Zeit fast allgemein als das Wahrscheinlichste, die Bildung
von Schwefelsäure aus der Schwefligsäure durch Aufnahme von Sauerstoff aus den
sogen. Inkrusten vorauszusetzen. Und noch neuestens ist Dr. Harpf in Veröffentlichungen in der Papier-Zeitung, gestützt auf eigene Beobachtungen und Versuche in einer
Mitscherlich-Cellulosefabrik, dafür eingetreten, nicht sowohl einen Reductions-, als
vielmehr eine Art Oxydationsprocess in dem Sinne als wahrscheinlich anzunehmen, dass
sich unter Mitbildung organischer Zersetzungsproducte hydroschweflige, dithionige
oder eine ähnliche Säure bilde. Zu dieser Vermuthung leitete ihn der Umstand, dass
die Inkrusten des Holzes stark reducirende Mittel sind, so dass sogar bekanntlich
eine quantitative Bestimmung des Holzschliffes im Papier mittels Goldlösung darauf
zu gründen versucht wird, und die schweflige Säure bei Gegenwart von kräftig
reducirenden Mitteln, wie z.B. Eisen oder Zink, in hydroschweflige Säure verwandelt
wird.
Sicheren Aufschluss dürften wir eben nur allmählich zu erwarten haben, indem die
Arbeiten Vieler und durch längere Zeit nothwendig sein dürften, bis endlich, auf
sicheren Ergebnissen fussend und sie zusammenfassend, das Richtige gefunden wird.
Aber nur gewissenhafte, genaue chemische Untersuchungen (so z.B. auch nicht das
blosse „Abwägen“ der Laugen mit dem Aräometer) unter Berücksichtigung aller
einschlägigen Umstände, Temperaturen u. dgl. können zum Ziele führen.
Für diejenigen Kocher zum Sulfitverfahren, welche nicht
von aussen geheizt werden, wo also das so einfache und auch bewährte Salomon-Brüngger'sche Verfahren (vgl. 1892 285 150), die Kocher mit einer aus der Kocherlauge sich
erneuernden Schutzkruste auszukleiden (neuerlich sind dafür die drei amerikanischen
Patente Nr. 483826 bis Nr. 483828 verliehen worden), nicht anwendbar ist, sucht man
noch immer nach einem vollständig befriedigenden Schutz für die Eisenblechwände. Das
Wenzel'sche Verfahren (1892 285 150) ist allerdings jetzt etwas vereinfacht worden, indem aus der
dabei benutzten Auskleidungsmasse mittels Holzschablonen Formsteine gebildet und
diese dann in dem Kocher versetzt werden. Der derzeitige Inhaber dieses Verfahrens,
C. Schlimp in Wien, gibt an, dass dadurch die
Ausführungszeit auf 6 Tage herabgesetzt wird. Doch stört immerhin die bedeutende
Menge des Schutzmaterials. Viele von den Fabriken, in welchen dieser Schutz
angewendet worden ist, erklären sich allerdings für sehr befriedigt.
In mancher Beziehung ähnelt demselben das Verfahren von Karl
Kellner in Hallein nach D. R. P. Nr. 68168 (Zusatzpatent zu D. R. P. Nr.
56973). Nach dem Hauptpatente werden Glasplatten, welche an ihrer Unterseite dadurch
rauh gemacht sind, dass sie in noch heissem Zustande an grobkörnige kieselsaure
Thonerde gepresst werden, in einen an den Kocherwänden ausgebreiteten Kitt gedrückt,
der aus nahezu gleichen Theilen kieselsaurer Thonerde und Wasserglas mit so viel
Romancement besteht, dass eben ein zäher Brei gebildet wird. Bevor die Glasplatten
jedoch versetzt werden, ist es sehr empfehlenswerth, die Kittoberfläche und die
damit in Berührung tretende, gerauhte Glasfläche mit einem dünnen Anstrich von
kieselsaurer Thonerde und Wasserglas zu versehen. Dann werden die sehr feinen
Stossfugen auch noch vollständig von dem säurebeständigen Kitt ausgefüllt. Nun
zeigte sich, dass die verwendete Masse auf die Dauer deshalb nicht genügt, weil sie
im erstarrten Zustande so porös ist, dass sie doch der Säure den Durchtritt bis zu
den Eisenwandungen gestattet. Selbst wenn dadurch nur einzelne Löcher in die
Kocherwände gefressen würden, könnte man das Verfahren keineswegs als glücklich
bezeichnen. Um dem abzuhelfen, soll nun der erwähnte säurebeständige Ueberzug in
zwei abgesonderten Schichten hergestellt werden, welche durch ein dünnes Bleiblech
so getrennt sind, dass Säure, falls sie durch die Poren der ersten Schicht gedrungen
ist, durch das Bleiblech an weiterem Fortschreiten gehindert ist. Wenn auch hier das
Bleiblech nicht unmittelbar die Aufgabe hat, das Eisen vor den Säureangriffen zu
schützen, so hat sich doch dessen Anwendung wieder als nothwendig herausgestellt,
wobei allerdings der Bleimantel, welcher durch Wasser-, Dampf- oder Luftdruck
fest an die erste Schutzschicht gepresst wird, sich nicht leicht – weil
eingeschlossen, zwischen den beiden dicken Schichten aus säurebeständigem Materiale
– rühren kann, also auch alle jene Unannehmlichkeiten wegfallen, welche sich bei
directer Bekleidung der Kocherwände mit Blei wegen der verschiedenen
Ausdehnungscoëfficienten ergeben.
Im Wesen mit dieser Schutzeinrichtung übereinstimmend, ist das Verfahren zur
Auskleidung von Sulfitkochapparaten des Oesterreichischen
Vereins für Cellulosefabrikation in Wien nach dem österreichischen
Privilegium vom 29. Februar 1892.
Textabbildung Bd. 292, S. 146Fig. 31.Bleiauskleidung von Wagner Eine reine Bleiauskleidung ist jene von Rudolf
Wagner in Gotha nach D. R. P. Nr. 62129. Das Eisen- oder Stahlblech a (Fig. 31) wird durch
die anzulegende Bleischicht b geschützt. Damit dieselbe
sich gegen das Eisenblech nicht verschieben kann, wird sie durch eine Anzahl
Kopfschrauben c an das Eisenblech gepresst. Damit
weiter die Säure nicht zwischen dem verbleiten Kopf der Schraube und dem Bleibelag
in die Löcher für die Bolzen und damit auch an das Eisen gelangen kann, wird als
Unterlagsplatte zwischen Kopf und Blei b eine Scheibe
e aus Weichblei eingelegt. Von deren Anwendung wird
erwartet, dass beim Anziehen der Schraube e an b und an den Schraubenkopf so fest zum Anliegen
gezwungen wird, dass keine Spur von Säure an die bezeichnete gefährliche Stelle
gelangen kann.
Textabbildung Bd. 292, S. 146Jones und Draper's Kocher. Ohne Schutzschicht geht es eben, wie die Erfahrung zeigt, bei keinem
Eisen- oder Metallgefäss, in welchem schweflige Säure längere Zeit, insbesondere in
warmem Zustande, sich aufhält. Furchtbare Unglücksfälle haben dies in letzterer Zeit
erhärtet. So explodirte in der Zellstoffabrik Oberleschen ein aus geschweissten
Eisenblechen gebildeter Ballon, in welchem flüssige schweflige Säure transportirt
wurde; so platzten Kocher aus Bronze und aus der im Berichte 1892 285 151 erwähnten „desoxydized bronce“ in Amerika.
Es zeigte sich überall das Metall durch die Säure ganz bedeutend angegriffen. Als
neuer Versuch zur Lösung dieser Frage gilt das D. R. P. Nr. 70243 von Nathaniel Morrison Jones und Thomas Bailey Draper in Bangor, das einen Metallkocher mit einer
Schutzschicht betrifft. Wir erkennen in Fig. 32 in a die Kocherwand, welche durch eine Schicht b, aus Asbest und Cement zusammengeknetet, unmittelbar geschützt ist.
In b werden dann Cementplatten, wie z.B. Gruppe 8 8, eingebettet und bilden im Ganzen die Schicht c.
Die Platten übergreifen sich allseits, wie auch aus der in Fig. 33
herausgezeichneten ersehen werden kann, und werden in geeigneten Formen unter
starkem Drucke gepresst. Nicht übel ist der Mannlochauschluss, ein immerhin heikles
Detail. Wir sehen ein Rohr f angenietet, welches auch
vorerst durch die ununterbrochen fortlaufende Schicht b, weiterhin aber durch ein aus säurebeständigem Metalle bestehendes engeres
Rohr g geschützt ist. Damit der Raum zwischen g und f ordentlich von b ausgefüllt werde und diese Schutzschicht dort fest
sitzen bleibt, sehen wir Rohr g aussen ziemlich
gerauht. Rohr g wird durch den aussen liegenden Flansch
festgehalten, der sich an den Flansch des Rohres f
schliesst, andererseits durch einen Ring i aus
säurebeständigem Metall, der sich an die bereits hergestellte Kocherauskleidung legt
und in den das Rohr g eingeschraubt wird. – In die
Cementplattenauskleidung allein scheint man auch hier kein übermässiges Vertrauen zu
setzen, denn in demselben Patente ist eine Ausführung (Fig. 34) angegeben,
wonach die Cementplatten auf der gegen das Kocherinnere gerichteten Seite mit Blei
k bekleidet sind, welches ganz zweckmässig und fest
durch Schwalbenschwänze k3 mit den Cementplatten verbunden ist.
Textabbildung Bd. 292, S. 147Fig. 35.Apparat der Fabrik Golzern zur Behandlung der Lauge. Nach beendetem Kochprocesse macht die Sulfitablauge viel zu schaffen und nicht selten hängt die Concessionirung
neuer und die Erlaubniss zum Weiterbetrieb schon bestehender Sulfitanlagen von einer
glücklichen Lösung der Frage ab, was mit den Ablaugen und Abgasen geschehen solle.
Für letztere fanden wir schon weiter oben einige nicht schlechte Vorschläge, weil
sie ebenso wohl eine günstige Einwirkung auf die Betriebsökonomie erwarten lassen,
als auch die Belästigung des Thier- und Pflanzenreichs hintanhalten werden. Viel
schlimmer, weil nicht so einfach und auch nicht allgemein lösbar, steht es mit der
Weiterbehandlung der Ablaugen. Scheinbar am einfachsten und gründlichsten gelöst
sieht die Frage aus, wenn man einfach die Weiterverarbeitung
der Ablauge ins Auge fasst. Es wäre auch so, wenn man schon ein
befriedigendes Verfahren kennen würde. Einige hierher gehörige sind ja in den
früheren Berichten genannt worden, von einigen neueren mag hier Erwähnung gethan
werden.
Nach D. R. P. Nr. 67038 von Guido Pousar in Voitsberg
werden die Ablaugen in ein unterirdisch gelegtes, hinreichend grosses Reservoir und
aus diesem durch ein hinreichend hoch angebrachtes Rohr die Abgase, so lange sich
eben solche aus der Lauge entwickeln, in Wasser zur Condensation geleitet, um
dieselben unschädlich zu machen und Schwefligsäure gleichzeitig wieder zu gewinnen.
All das, was dann noch in der Ablauge bleibt, soll aber versickern. Einfach ist das
Verfahren wohl, ob es aber wegen der Schädlichkeit der Ablauge in vielen Fällen
möglich ist, das ist eine andere Frage. – Viggo Beutner
Drewsen behandelt nach D. R. P. Nr. 67889 die Ablauge bei höherer
Temperatur und unter Anwendung von Druck, also wenigstens zum Theil in geschlossenen
Gefässen, mit kaustischem Kalk. Vermöge der erwähnten besonderen Umstände sollen
durch den Kalk die in der Ablauge befindlichen organischen Verbindungen zersetzt,
dadurch wohl unschädlich gemacht und der Schwefel, theilweise wenigstens,
zurückgewonnen werden. Zurückhaltung dürfte diesem Verfahren gegenüber um so mehr
geboten sein, weil es mit ausserordentlich sorgfältigen Versuchen, von welchen
weiter unten berichtet werden soll, in Widerspruch zu stehen scheint, insbesondere
was die Zersetzung der organischen Substanzen betrifft. – Auch auf eine Abstumpfung
der Säuren in der Ablauge durch kaustischen Kalk bezieht sich eine Einrichtung,
welche von der Maschinenfabrik Golzern durchgebildet
ist; dabei kann immerhin ein gut Theil der schwefligen Säure zurückgewonnen werden.
Nach einer Veröffentlichung in der Papier-Zeitung,
1893, ist Fig. 35 wiedergegeben. Wir bemerken, dass
die Ablauge mittels Hahn a und Rohr b in den Mischkasten B
gelassen werden kann, wo sie sich mit Kalkmilch vereinigt, welche aus dem mit Rührer
ausgestatteten Bottich D durch die Röhren l zufliesst. Durch eine Schraubenpumpe f wird nun die Mischung, ordentlich gequirlt, aufwärts,
den Dreiwegehahn i passirend, in die Rinne g geschafft, von welcher das Gemenge, Calciummonosulfit
enthaltend, das sich aus Kalkmilch und der in der Ablauge enthaltenen freien
schwefligen Säure gebildet hat, in den Absatzkasten C
abfliesst. Das unlösliche Calciummonosulfit setzt sich am Boden ab, während die
Flüssigkeit durch das Ueberlaufrohr k abgeleitet wird.
Um das Calciummonosulfit für die weitere Verwendung möglichst rein zu bekommen, wird
dasselbe im Kasten C gewissermaassen gewaschen, indem
man aus Rohr G frisches Wasser in die Rinne g und aus dieser in den Kasten C fliessen lässt, die Verbindung e zwischen
Bottich B und Kasten C
öffnet und durch die Pumpe f den Schlamm mit Wasser
absaugt, auf die Rinne g und dann nach C zurückschafft. So unterhält man den Kreislauf einige
Zeit, bis der beabsichtigte Zweck erreicht ist. Das überschüssige Waschwasser kann
fortwährend durch k abfliessen. Hat man dergestalt das
Calciummonosulfit rein genug, so pumpt man dasselbe nach entsprechender Stellung des
Hahnes i durch Rohr h in
die grosse Doppelbütte F mit Rührer n. In F leitet man die in
der Kühlschlange E aus einer früheren Kochung
herrührende und aus dem Abdampfe condensirte Schwefligsäure mittels der Röhrchen m1 ein zur Lösung des
Calciummonosulfits. Der Abdampf aus dem Kocher A kann
nämlich durch Hahn c und Rohre d, m in die Kühlschlange E im oberen Theile
des Bottichs F gelangen, in welchen auch aus Rohr G Kühlwasser eintritt. Das erwärmte Wasser fliesst dann
oben durch Rohr o in den Kalkbottich ab, aus welchem
die Luft durch Röhrchen q abgeleitet wird. So stellt
man also in F die Ursprungslauge wieder her. Sollte
hier die Lösung zu hoch steigen, so fliesst der Ueberschuss durch Rohr p auch in den Kalkbottich D ab. Die Anlage ist für den vorliegenden Zweck recht einfach, der Antrieb
der zu bewegenden Theile wird durch Riemen von H aus
besorgt. Die Schwefelersparniss soll ungefähr 30 bis 40 Proc. betragen. Was durch
Kalkzusatz zu erreichen möglich ist, dürfte hier auch wirklich erreicht werden.
Allerdings die organischen Verbindungen gehen auch hier durch Ueberfallrohr k mit der geklärten Flüssigkeit ungenützt und möglicher
Weise Schaden stiftend fort.
Den organischen Verbindungen will nun Dr. A.
Mitscherlich nach D. R. P. Nr. 72161 durch Osmose der Ablauge entweder nach
erfolgtem Kalkzusatze, wie es z.B. eben vorhin geschildert worden ist, oder auch
unmittelbar beikommen. Er gründet das Verfahren darauf, dass ein Theil der
organischen Stoffe Wasser stark anzieht, während andere weniger hygroskopisch sind.
Der Erfinder will durch Osmose erhalten: a) einen Klebstoff als Ersatz für das
arabische Gummi, b) ein Gerbmaterial, c) einen gährungsfähigen Körper, d) schweflige
Säure, e) Gyps und andere Substanzen. Es wäre nur zu wünschen, dass dieser Vorschlag
endlich Erfolg habe, denn viele Anstände, oftmals berechtigte, oftmals auch nicht
berechtigte, hat man mit diesen bösen Ablaugen.
Aufklärend in dieser Richtung ist ein gründliches; durch selbständige Versuche und
Benutzung von bereits vorliegenden zuverlässigen Thatsachen gestütztes Gutachten,
welches vom Vorstande des Hygienischen Instituts der Universität Würzburg, Prof. Dr.
K. B. Lehmann, gelegentlich der Projectirung einer
zweiten Sulfitcelluloseanlage bei Aschaffenburg erstattet worden ist, vgl. Papier-Zeitung, 1893. Wenn wir uns nur auf die
Hauptsache der interessanten Abhandlung beschränken, so entnehmen wir Folgendes: Bei
sorgfältiger Handhabung ist eine über den Umkreis der Fabrik reichende Schädigung
der Vegetation ebenso wenig wie der Menschen und Thiere von Seiten der Abgase zu
fürchten. Zeigten sich doch die Arbeiter des Etablissements trotz mehrjähriger
Beschäftigung in stark mit Schwefligsäure geschwängerten Räumen von einem sehr
befriedigenden Gesundheitszustande. Was die Abwässer anbetrifft, so wurde gefunden,
dass es sich sehr empfiehlt, die organischen Substanzen zurückzuhalten, dass aber, sobald eine etwa tausendfache Verdünnung erreicht
ist, sogar sehr empfindliche Fische sich in derartigen Flüssigkeiten anscheinend
auf längere Zeit ganz wohl befinden.
Das Zurückhalten von organischen Substanzen ebenso wohl wie das Binden aller
schwefligen Säure an den Ablaugen zugesetzten Kalk, ein Hauptpunkt des Frank'schen Verfahrens (1890 276 58) und auch einiger diesmal erwähnter Processe, ist nach den
Untersuchungen Lehmann's nicht in wünschenswerter Weise
möglich. Auch der Nährwerth (Viehfutter) der organischen Substanzen ist nach
vorgenommenen Untersuchungen von Cremer in München
und Ebstein in Göttingen sehr gering. Es bleibt also
nichts übrig, als die Abwässer wegzuleiten. Sind nun vielleicht nur kleine Gerinne
unmittelbar benachbart, während ein grösseres Gerinne, ein Fluss, weiter, jedoch
nicht zu entfernt vorhanden ist, so empfiehlt sich die getrennte Wegleitung der
Ablaugen und der eigentlichen Abwässer, d.h. Waschwässer u. dgl. Die letzteren, als
relativ nicht besonders unrein, können meist unbedenklich auch in kleinere
Wasserläufe geführt werden, während die Ablaugen entweder durch eine besondere
Rohrleitung, oder, weil dies meist sehr kostspielig wird, mit Benutzung von häufig
bereits vorhandenen Kanälen für Unrath in den nicht zu weit entfernten grösseren
Wasserlauf geleitet werden. Dort muss dann aber so viel Wasser, selbst bei
Niederwasser, vorhanden sein, dass zum mindesten die oben angegebene Verdünnung
erreicht werden kann. – Was die ausführliche Begründung, insbesondere mit Bezug auf
den oben erwähnten Specialfall, betrifft, sei auf die bereits genannte Quelle
verwiesen.
Wo sich eine solche Wegleitung der Ablaugen, wie oben besprochen wurde, nicht
durchführen lässt und wegen der Oertlichkeit die Versickerung oder unmittelbare
Einleitung insbesondere der Ablaugen in fliessendes Gewässer nicht angeht, bleibt
auch beim Sulfitverfahren nichts anderes übrig, als die organischen Substanzen durch
Eindampfen der Ablaugen und nachheriges Glühen bezieh. Verbrennen zu vernichten.
Derartige Einrichtungen wurden z.B. bei Sulfitzellstoffabriken im Regierungsbezirke
Breslau eingeführt bezieh. vom Gewerberathe vorgeschrieben.
Dies ist gewiss eine grosse Belastung der davon betroffenen Industrie, aber kaum zu
umgehen, wenn es nicht doch gelingt, die organischen Bestandtheile geeignet, etwa in
Flockenform, auszuscheiden und dann abzufiltriren. Wir sahen, mit Kalkzusatz geht es
nicht befriedigend, und der sonst häufig gute Erfolge nach sich ziehende Kieserit
nutzt auch nichts. Es ist eben die Zusammensetzung der gelösten organischen
Verbindungen zu wenig bekannt.
(Schluss folgt.)