Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 162 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Patentklasse 6. Letzter Bericht Bd. 289 S. 91 und
141.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
I. Rohmaterialien und Malz.
Den Bericht über die Anbauversuche der deutschen
Kartoffelculturstation im J. 1892 erstattet v.
Eckenbrecher in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 16 Ergänzungsheft S. 39 (vgl. auch S. 15). Das Jahr
1891 war durch seine Nässe, dasjenige 1892 durch seine Dürre ein ganz abnormes und
diese grosse Verschiedenheit in den Witterungsverhältnissen bot Gelegenheit zu sehr
interessanten Beobachtungen, welche besonders für die Sortenauswahl von Bedeutung
sind. Als Sorten, welche weniger empfindlich sind, so dass sie unter günstigen und
ungünstigen Witterungsverhältnissen sichere und hohe Erträge zu bringen im Stande
sind, erwiesen sich hauptsächlich die Richter'schen
Sorten und unter ihnen namentlich Imperator und Dr. v. Lucius. Ferner ergaben die Versuche 1892, dass
die widerstandsfähigen und spätreifenden Züchtungen, wie z.B. Blaue Riesen und
Aspasia, welche 1891 sehr gute Erträge ergeben hatten, in dem aussergewöhnlich
trockenen Jahr 1892 in ihren Erträgen erheblich zurückgegangen waren. Ferner zeigte
es sich, dass die älteren, nicht widerstandsfähigen Sorten, wie Dabersche und Magnum
bonum, welche in Jahren, in denen die Krankheit auftritt, die niedrigsten
Erträge gebracht hatten, in dem für sie günstigen Jahr 1892 zwar viel höhere Erträge
lieferten, jedoch von den meisten neueren Züchtungen, obgleich für diese die
Witterungsverhältnisse sehr ungünstig waren, übertroffen wurden. In diesem Jahr
gelangten auch die von Märcker (vgl. 1892 285 204) in Vorschlag gebrachten Versuche mit hohen Gaben
künstlicher Düngemittel zur Ausführung und zwar wurden 200 k Kainit, 150 k
Superphosphat und 150 k Chilisalpeter auf den Morgen angewendet. Auf schwerem Boden
war die Ertragserhöhung nur eine geringe, die Depression im Stärkegehalt aber eine
bedeutende, im leichten Boden dagegen wurden die Erträge erheblich gesteigert und
die Depression betrug im Durchschnitt nur etwa 1 Proc. Es ist anzunehmen, dass die
Resultate unter günstigeren Witterungsverhältnissen noch günstigere gewesen wären,
aber auch jetzt schon haben die Versuche gezeigt, dass es in der That möglich ist,
durch entsprechende Düngung manche neue Sorten zu einer grösseren Production zu
bringen. Endlich wurden auch Versuche ausgeführt zur Prüfung des gegen die Kartoffelkrankheit empfohlenen Mittels der Besprengung
der Kartoffeln mit Kupfervitriol-Kalklösung. Die Versuche konnten jedoch, da die
Krankheit nicht auftrat, zu keinem Resultat führen, jedoch konnte eine schädigende
Wirkung des Mittels, wie sie anderwärts beobachtet worden ist, nicht constatirt
werden.
An derselben Stelle S. 83 theilt F. Heine seine
vergleichenden Anbauversuche mit verschiedenen Kartoffelsorten im J. 1892 mit.
Auch Westmann und W.
Paulsen berichten über Kartoffelanbauversuche
in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S.
2.
Ist die Kartoffel in der Frucht folge des leichten Bodens zu
entbehren, und lässt sie sich durch den Anbau anderer Pflanzen ersetzen?
Diese Frage erörtert Märcker sehr eingehend in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16
Ergänzungsheft S. 21. An der Hand eines sehr reichen Zahlenmaterials kommt der
Verfasser zu dem Schluss, dass die Einschränkung des Kartoffelbaues damit
gleichbedeutend wäre, dass man die Productionsfähigkeit des Bodens um mindestens 40
bis 45 Proc. schlechter ausnutzt, da keine andere Culturpflanze dieselben Werthe auf
der gleichen Fläche leichteren Bodens erzeugen kann als die Kartoffel. Ein Ersatz
des Kartoffelbaues und der Verarbeitung der Kartoffeln zu Spiritus durch den
Roggenbau würde in jeder Beziehung zu einer schweren Schädigung der Landwirthschaft
führen, und ebenso wenig wie der Roggen vermag auch ein verstärkter Futterbau oder
der Anbau der Zuckerrübe einen rentablen Ersatz für die Kartoffel zu bieten. Es sei
daher der Kartoffelbau in seinem jetzigen Umfange unbedingt zu erhalten, wenn nicht
eine schwere Schädigung der ganzen Landwirthschaft und namentlich derjenigen des
leichteren Bodens herbeigeführt werden soll.
Ueber die Resultate der zweiten Preisbewerbung zur
Herstellung des besten Malzes und über das Mälzereiverfahren der Sieger
berichtet Hayduck in der Zeltschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 Ergänzungsheft S. 29. Die
Versuche bilden eine Ergänzung der vorjährigen (vgl. 1892 285 205), indem durch die Verarbeitung von gleichem Material der Einfluss
des Mälzerei Verfahrens auf die Beschaffenheit des Malzes festgestellt werden
sollte. Als Versuchsmaterial diente eine schwere Braugerste mit 70,3 k
Hectolitergewicht und einem Proteingehalt von 9,8 Proc. und eine leichte
Brennereigerste mit dem Hectolitergewicht 62 und 11,6 Proc. Protein. Der Unterschied
in diesen beiden Versuchsgersten war bei Weitem nicht so gross, als die
Unterschiede, die sich bei den vorjährigen Gersten herausgestellt hatten; trotzdem
aber ist das allgemeine Hauptresultat des vorigen Jahres vollkommen bestätigt
worden, dass nämlich die leichte stickstoffreiche Gerste im Allgemeinen ein Malz von
höherer diastatischer Kraft liefert als die schwere stickstoffarme Gerste. Setzt man
das Verzuckerungsvermögen des wirksamsten der eingesandten Malze, auf
Trockensubstanz bezogen, gleich 100, so lag bei den Malzen aus leichter Gerste das
Verzuckerungsvermögen in den Grenzen von 100 und 82,5, bei den Malzen aus schwerer
Gerste dagegen zwischen 85 und 62. Ebenso entsprach auch bei diesen Versuchen
wiederum der höheren diastatischen Wirkung ein grösserer Gehalt an löslichem
Proteïn, denn derselbe lag bei den Malzen aus leichter Gerste zwischen 4,93 und 3,75
Proc., bei denen aus der schweren Gerste zwischen 3,93 und 3,25 Proc. Aus diesen
Zahlen geht aber auch hervor, dass immerhin die aus der gleichen Gerste
hergestellten Malze noch ziemlich bedeutende Unterschiede zeigten, und es blieb nun
zu untersuchen, wodurch diese Unterschiede bedingt wurden, insbesondere, welchen
Einfluss die Arbeitsweise der Mälzer in dieser Beziehung ausgeübt hat. Sämmtliche
Malze waren von vorzüglicher Beschaffenheit, bei keinem waren ausgewachsene
Blattkeime vorhanden, mehrere Malze waren sogar in der Keimentwickelung ziemlich
zurückgeblieben. Unter den Preismalzen befand sich auch ein Darrmalz, welches von
vorzüglicher Beschaffenheit war und sich in seiner diastatischen Wirkung mit manchem
Grünmalz messen konnte. Es wird dadurch bewiesen, dass bei sehr langsamer und
vorsichtiger Temperatursteigerung beim Darren die diastatische Kraft sich sehr gut
erhalten lässt. In Bezug auf das Mälzereiverfahren ist zu bemerken, dass im
Allgemeinen die schwere Gerste etwas langsamer, bei etwas höherer Temperatur und mit
stärkerem Nachweichen geführt wurde, als die leichte. Von erkennbarem Einfluss auf
die diastatische Kraft des Malzes erwies sich nur die Zeitdauer, während welcher das
Malz auf der Tenne sich befand, und die damit natürlicher Weise in directem
Zusammenhange stehende Keimentwickelung. Doch gilt dies nur für die extremen Fälle.
Die Malze, welche nur 4 bis 5 Tage geführt waren, hatten die geringste, diejenigen,
welche 14 Tage geführt waren, die stärkste Verzuckerungskraft und diese letzteren
zeigten auch die stärkste Keimentwickelung, denn die Blattkeime waren zur vollen
Länge des Korns ausgewachsen, während die kürzer geführten Malze nur einen Blattkeim
bis zur halben Kornlänge besassen. Es ist nicht zu bestreiten, dass eine kurze
Malzführung gewisse Vortheile hat, und es ist auch anzuerkennen, dass die Malze
immerhin noch eine gute Verzuckerungskraft hatten, aber es lässt sich nicht
verkennen, dass diese Malze doch im Vergleich zu den anderen in der diastatischen
Wirkung bedeutend zurückblieben. Da nun die Keimentwickelung als das besonders
Maassgebende für die Bildung der Diastase betrachtet werden muss, entsteht nun die
wichtige Frage, bis zu welchem Stadium der Keimung man ein
Malz zu führen hat. Hier widerlegen die neueren sowohl in der Praxis wie im
Laboratorium des Vereins der Spiritusfabrikanten gemachten Beobachtungen die ältere,
gewissermaassen als Dogma betrachtete Ansicht, dass bei möglichst starker
Entwickelung des Wurzelkeims der Blattkeim sich nicht über Kornlänge entwickeln
dürfe, denn Versuche mit ausgewachsenem Malz haben sehr gute Erfolge ergeben. So
erwies sich ein Malz, welches 20 Tage unter häufigem Besprengen mit Wasser auf der
Tenne gelegen hatte, von ausgezeichneter Wirksamkeit, obgleich dasselbe noch dazu
aus einer schweren Gerste hergestellt war. Der Blattkeim hatte bei diesem Malz die
dreifache Kornlänge. Diese Beobachtung wird bestätigt durch Versuche des Verfassers,
bei welchen derselbe einige der eingesandten Preismalze weiter wachsen liess und
dadurch eine erhebliche Steigerung der diastatischen Kraft erreichte, wie folgende
Zahlen zeigen. Es verhielt sich die diastatische Kraft des nicht ausgewachsenen
Malzes zu derjenigen des ausgewachsenen:
Malz aus schwerer Gerste mit Blattkeim von zweifacher Kornlänge
100 : 118.
Malz aus schwerer Gerste mit Blattkeim von dreifacher Kornlänge
100 : 138,5.
Malz aus leichter Gerste mit Blattkeim von vierfacher Kornlänge
100 : 153.
Malz aus leichter Gerste mit Blattkeim von vierfacher Kornlänge
100 : 168.
Mit der Steigerung der diastatischen Kraft fand auch eine Zunahme der löslichen
stickstoffhaltigen Bestandtheile statt, dagegen im Allgemeinen eine
Substanzverminderung in Folge der Athmung. Dieser Verlust war aber viel geringer als
der Zuwachs an diastatischer Kraft, d.h. die absolute Menge an wirksamer Diastase in
der durch die Athmung verminderten Malzsubstanz der ausgewachsenen Malze war immer
noch erheblich grösser als die absolute Menge der Diastase in den nicht
ausgewachsenen Malzen. Das Gesammtresultat der Preisbewerbungen der beiden Jahre ist
also dahin zusammenzufassen, dass sich zur Darstellung eines
wirksamen Brennereimalzes eine leichte stickstoffreiche Gerste besser eignet,
als eine schwere Gerste, und ferner, dass ein starkes Auswachsen des Blattkeims
eine verstärkte Diastasebildung bewirkt.
Versuche über die Wirkung des Hafermalzes theilt
H. Dz. in der Zeitschrift
für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 102, mit. Dieselben bestätigen die
vielfach in der Praxis mit diesem Malz gemachten günstigen Beobachtungen. Reines
Hafermalz gab eine bessere Vergährung als reines Gersten- oder Roggenmalz. Die beste
Vergährung lieferte ein Gemenge von 10 Th. Hafer- und je 7,5 Th. Gersten- und
Roggenmalz, während Gersten-Roggenmalz ohne Hafer eine schlechtere Vergährung ergab.
Da die vorjährigen Versuche der Preismälzerei gezeigt hatten, dass Hafermalz weniger
Diastase enthält als Gerstenmalz, so schliesst der Verfasser aus seinen Versuchen;
dass neben der diastatischen Kraft im Malz und besonders im Hafermalz noch ein
anderes Moment in Frage kommen muss, welches günstig auf die Vergährung der Maischen
einwirkt.
Untersuchungen über die Keimfähigkeit der Gerste, durch
welche die Ursachen des günstigen Einflusses des Lagerns der Gerste auf die
Keimfähigkeit festgestellt, hauptsächlich aber erwiesen werden sollte, ob die Höhe
des Wassergehaltes einen bestimmten Einfluss auf die Keimfähigkeit hat,
veröffentlicht H. Wichmann im 5. Heft der Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für
Brauerei und Mälzerei in Wien. Dieselben führten zu folgenden Schlüssen:
Die Resultate der vor vollständiger Nachreife der Gerste vorgenommenen Keimproben
sind für die Beurtheilung einer Gerste als Brauwaare werthlos; dieselben können nur
dazu dienen, den richtigen Zeitpunkt für den Beginn der Mälzung zu bestimmen. Die
Gerste bedarf einer Samenruhe, während der die Keimfähigkeit steigt. Längere
Lagerung begünstigt die Gleichmässigkeit und Schnelligkeit des Keimprocesses; die
Differenz zwischen Keimungsenergie und Keimfähigkeit wird geringer, und die
Gerstenkörner keimen rascher an. Auch bei guter Lagerung nimmt nach einer gewissen
Zeit die Keimfähigkeit ab, während die Keimungsenergie noch wächst. Der hohe
Wassergehalt frischer Gerste als solcher ist nicht die Ursache der auffallend
ungünstigen Keimfähigkeit, sondern die ungenügende Reife. Gerste mit hohem
Wassergehalt zeigt nach längerer Lagerung eine bedeutende Zunahme der Keimfähigkeit,
auch wenn bei der Lagerung eine erhebliche Verminderung des Wassergehaltes nicht
erfolgen konnte.
II. Dämpfen und Maischen.
Ueber die neuen Maische-Entschalungsapparate liegen
mehrere Mittheilungen in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 16, vor. J. Scheibner,
S. 26, gibt den Apparaten, welche ganz unter Luftabschluss arbeiten, zu denen er den
Apparat von C. G. Böhm rechnet, den Vorzug vor den
Apparaten, welche den Maischen eine grosse Oberfläche für die Berührung mit Luft
bieten, wie dies bei dem Entschaler von Eberhard-Müller
der Fall sei. El tadelt an diesem Apparat den hohen Preis, den grossen Raumbedarf,
die schnelle Abnutzung, die schwierige und umständliche Reinigung, hält aber
besonders die Zuführung von Luft für nachtheilig und räth daher, bei Anschüttung
eines Entschalers das Hauptgewicht darauf zu legen, dass derselbe unter
Luftabschluss arbeitet. Mit dem Bohm'schen Apparat hat
er sehr gute Erfahrungen gemacht. Tietze, S. 33, hat
niemals einen Nachtheil bei der Entschalung ohne Luftabschluss wahrnehmen können,
hält im Gegentheil eine Lüftung der Maische für vortheilhaft. Fast überall seien nur
günstige Erfahrungen mit dem Müller'schen Apparat gemacht, nur über
den hohen Preis und mitunter auch über hohe Reparaturkosten werde geklagt. Diesen
Ausführungen gegenüber bemerkt Eberhardt, S. 49, dass
der Apparat auch in annähernd denselben Dimensionen und zu denselben Preisen
geliefert wird, als dies Erbauer anderer Constructionen thun, vorausgesetzt, dass
man sich auch mit einer dementsprechenden Leistung begnügt. Auch wird der Apparat
auf Wunsch mit vollständiger, die Luft möglichst abschliessender Ummantelung
geliefert. In dieser Form ist der Apparat ursprünglich stets ausgeführt und nur auf
die mehrfach erfolgte Erklärung der Praktiker hin, dass durch das Offenhalten des
Apparates ein schädlicher Einfluss nicht constatirt werden könne, ist die
Verkleidung fortgelassen. Böttcher, S. 78, ist mit den
Leistungen des Apparates nach jeder Richtung hin zufrieden und hebt besonders die
gute Haltbarkeit der neueren Apparate und die leichte Reinigung hervor. In gleichem
Sinne spricht sich G. Baum, S. 86, aus, welcher als
besonderen Vorzug des Müller'schen Apparates anführt,
dass mit demselben die gesammte Maische entschalt und damit ohne Zeitverlust auch
von allen gröberen Verunreinigungen; welche zu Verstopfungen und damit zu
Betriebsstörungen Veranlassung geben können, befreit wird, während beim Bohm'schen Apparat unter Umständen wahrscheinlich ein
grosser Theil der Maische gar nicht nach dem Entschaler gelangt. Endlich unterzieht
Wittelshöfer, Ergänzungsheft S. 28, die neueren
Apparate einer eingehenderen Besprechung. Der Müller'sche Apparat wird häufig an sehr ungünstigen Orten aufgestellt, und da
ist es dann natürlich, dass Uebelstände hervortreten, für die aber den Apparat an
sich keine Schuld trifft. Bei richtiger Anwendung sind gegen den Apparat erhebliche
Bedenken nicht geltend zu machen. Auch über den Bohm'schen Apparat lauten die Erfahrungen der letzten Zeit günstig; der
Hauptvortheil desselben besteht darin, dass er auf dem Maischapparat selbst montirt
werden kann. Der Apparat von Christoph ist noch zu
wenig verbreitet, um darüber urtheilen zu können. Neuerdings hat man nun auch
Apparate construirt, welche die Entschalung direct in der Maische bewirken, so dass alle Zwischengefässe und damit die Gefahr
der Infection vermieden wird. Diese Apparate würden vor den oben genannten
entschieden den Vorzug verdienen, jedoch ist über die Wirksamkeit derselben noch zu
wenig bekannt und die Frage noch nicht erschöpfend genug bearbeitet, um ein Urtheil
fallen zu können. Nach einer Mittheilung soll ein derartiger von Hampel construirter Apparat in der Praxis gut
functioniren.
III. Gährung und Hefe.
Das Preisausschreiben, betreffend die Lösung der
Schaumgährungsfrage, hat das Interesse auf diesen Gegenstand gelenkt und
die Veranlassung zu einer Reihe von Arbeiten gegeben, welche in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16,
veröffentlicht werden. Ueber die Bedingungen für die Preisbewerbung führen wir hier
nach einer Mittheilung S. 9 nur an, dass die Erzeugung bezieh. Beseitigung der
Schaumgährung nur durch eine veränderte Hefeführung hervorgebracht werden darf, dass
dagegen eine Veränderung des Dämpf- und Maischverfahrens oder des zur Verarbeitung
kommenden Rohmaterials unzulässig ist; nur das Rohmaterial für das Hefegut darf
verändert werden.
Sodann bespricht Delbrück im Anschluss an seine
schon erwähnte Abhandlung (vgl. 1893 289 92)
eingehender die Grundlagen für das Preisausschreiben S. 9, 17 und 25. Er setzt
zunächst aus einander, was er unter dem physiologischen
Zustand der Hefe versteht. Er unterscheidet einen geilen und einen trägen
Zustand der Hefe; zwischen ihnen liegt der normale. Geil ist die Hefe, wenn sie sich
in höchster Sprosslust befindet, träge in dem entgegengesetzten Zustand. Die
Geilheit wird hervorgerufen durch reichliche Ernährung mit passenden
stickstoffhaltigen Nährstoffen und Aschenbestandtheilen, Lüftung der Hefemaische,
hohe Temperatur, Bewegung, Gegenwart indifferenter Stoffe, genug, alle diejenigen
Verhältnisse, welche kräftigste Vermehrung der Hefe verursachen. Sie kann sich
naturgemäß nur entwickeln, wenn die letzte Bedingung für eine starke Vermehrung der
Hefezellen gegeben ist, nämlich eine geringe Aussaat. Unter bestimmten Ernährungs-,
Concentrations-, Lüftungsverhältnissen u.s.w. können in einem gewissen Maass von
Hefemaische nur eine gewisse Menge von Hefezellen entstehen. Nicht die ausgesäten
Hefezellen, sondern die in der Hefe neu entstandenen jungen Zellen sind
sprosslustig. Träge wird eine Hefe durch alle die Einflüsse, welche die Vermehrung
hindern, also: ungenügende Ernährung in Bezug auf stickstoffhaltige Stoffe und
Salze, Mangel an Luftzutritt, an Bewegung, an indifferenten Stoffen, endlich aber
durch eine Verhinderung der Sprossung vermöge zu starker Ansammlung von Alkohol oder
Kohlensäure oder sonstigen sprosshemmenden Stoffen in der Hefemaische. In dem
gleichen Sinne wirkt auch eine starke Hefeaussaat, denn diese macht die Neubildung
zahlreicher Hefegenerationen, die Bildung junger Hefezellen unmöglich. Die
Säureverhältnisse der Hefemaische wirken in der Weise, dass eine zu geringe
Säuremenge die Hefe träge, eine höhere die Hefe sprosslustig, und eine sehr hohe sie
wiederum träge macht. Wie schon erwähnt, vermuthet der Verfasser, dass die
Schaumgährung mit dem physiologischen Zustand der Hefe in Zusammenhang steht. Durch
die Preisbewerbung soll diese Ansicht geprüft werden und der Preis würde daher
demjenigen zuzuerkennen sein, dem es gelingt, eine notorisch zur Geilheit neigende
Hefe, also die Reinhefe Rasse II, durch Gährungsführung im Zaum zu halten, d.h. sie
dahin zu bringen, bei gleich beschaffener Hauptmaische, lediglich durch die Art der
Hefeführung und durch die Art des Zusetzens zur Hauptmaische, dass sie nach seinem
Willen Schaum erzeugt oder nicht. Zu prüfen wird hauptsächlich sein der Einfluss,
welchen die folgenden Momente auf die Gährungsform haben: 1) Das Rohmaterial für die
Kunsthefe – Malz, Roggen, Hafer, Maische, Schlampe. 2) Der erzielte Säuregrad. 3)
Die Saccharometeranzeige. 4) Die Vergährung bis zur Abnahme der Mutterhefe bezieh.
bis zur Verwendung – Reifegrad. 5) Die Temperatur, auch diejenige bei der
Vorstellung. 6) Das Luftgeben beim Kühlen des sauren Hefegutes und beim Zusetzen der
Mutterhefe. 7) Die Quantität der Mutterhefe. 8) Die Art des Vorstellens – ob mit
viel oder wenig Maische – oder die Unterlassung des Vorstellens. 9) Die Art des
Zusetzens zur grossen Maische – Temperatur und Lüftung durch mechanisches
Durchschlagen hierbei. – Der Verfasser unterzieht nun einige von den Maassnahmen,
welche geeignet sind, den physiologischen Zustand der Hefe zu verändern, einer
näheren Besprechung. Die Concentration des Hefegutes ist nach mehrfacher Richtung
von Bedeutung. Bei höherer Concentration ist die Menge der stickstoffhaltigen
Nährstoffe eine grössere, es wird dadurch eine stickstoffreichere und deshalb auch
in ihren physiologischen Eigenschaften veränderte Hefe erzeugt, vor allem aber ist
dadurch die Möglichkeit gegeben, eine stärkere Vergährung ohne Gefahr anzuwenden, da
trotz derselben im concentrirten Hefegut die Hefe immer noch genügend Zucker zur
Verfügung hat, so dass ein Mattwerden der Hefe nicht zu befürchten ist. Bei hohem
Vergährungsgrad ist dann aber von besonderer Wichtigkeit der in reichlichen Mengen
vorhandene Alkohol, welcher einen grossen Einfluss auf die Hefethätigkeit besitzt.
Bei einem Gehalt von 5 Vol.-Proc. Alkohol, also bei einer Vergährung um 10 Proc.
Saccharometer, hört die Hefe auf zu sprossen, die Sprossthätigkeit ist demnach
beendet, wenn ein 15procentiges Hefegut auf 5 oder ein 20procentiges auf 10 Proc.
vergohren ist. Die 15procentige Kunsthefe wird im Allgemeinen bei einer Vergährung
bis auf 5 Proc. zur Verwendung gelangen. Die Hefezellen kommen also, wenn sie eben
ihre Sprossthätigkeit vollendet haben, eben ausgereift sind, in die grosse Maische,
um sofort wieder auszusprossen. Bei dem 20procentigen Hefegut lässt man die Hefe
zweckmässig ebenfalls bis auf 5 Proc. vergähren; die Hefezellen haben hier bei der
Vergährung von 10 bis auf 5 Proc. lediglich Gährarbeit ohne Sprossthätigkeit zu
verrichten und sie haben damit völlig Zeit und Gelegenheit, auszureifen. Noch
grösser wird der Unterschied, wenn nur ein 12procentiges Hefegut verwendet wird, in
welchem der Alkoholgehalt niemals bis auf 5 Proc. steigt, so dass man es hier in der
Regel mit unreifer Hefe zu thun haben wird. Reife Hefe entspricht dem normalen
physiologischen Zustand, unreife dem geilen, überreife dem trägen. Dünngemaischte,
wenig vergohrene Kunsthefe wird zur Schaumgährung neigen, dickgemaischte, stark
vergohrene wird sich umgekehrt verhalten, und diese Gegensätze werden sich bei der
Fortpflanzung durch Mutterhefe mit der Zeit immer mehr verschärfen. Dies wird um so
begreiflicher, wenn man erwägt, dass der höhere oder geringere Alkoholgehalt der
Kunsthefe sich auch in der Mutterhefe findet und mit dieser auf das neu angestellte
Hefegut übertragen wird. Beträgt z.B. die Quantität der Mutterhefe ein Viertel des
Inhalts des Hefegefässes und enthält die Mutterhefe in dem einen Falle 5, in dem
anderen 10 Proc. Alkohol, so wird die frisch angestellte Hefe dementsprechend einen
Alkoholgehalt von 1,25 bezieh. 2,5 Proc. besitzen und es haben die Hefezellen
fortgesetzt durch die ganze Campagne in dem ersten Falle in Gegenwart von 1,25 bis 5
Proc., in dem anderen von 2,5 bis 10 Proc. Alkohol zu leben, durch welche
Verschiedenheit bei dem grossen Einfluss des Alkohols auch jedenfalls der Charakter
der Hefe ein verschiedener werden wird. Ebenso wird ein Wechsel in der Menge der
Mutterhefe einen Einfluss ausüben. Viel Mutterhefe bringt einen hohen
Anfangsalkoholgehalt hervor und wird bei stark concentrirten Kunsthefen den trägen
Zustand der Hefezellen erzeugen. Wenig Mutterhefe, noch dazu bei dünngemaischten
Kunsthefen, angewendet, wird eine geile Hefe hervorbringen, wozu noch kommt, dass
von der Menge der Mutterhefe auch die Zahl der neugebildeten Zellen abhängt.
Von grossem Einfluss auf den physiologischen Zustand der Hefezellen wird auch das
Vorstellen und die Art der Handhabung dieser Operation sein. Bei dünner Hefemaische
bewirkt das Vorstellen lediglich eine Vermehrung der Hefezellen, ein erneutes
und verlängertes Wachsthum der noch im Sprossen begriffenen Hefezellen, da hier der
Alkoholgehalt zu gering ist, um eine hemmende Wirkung auszuüben, und andererseits
durch die süsse Maische oder das saure Hefegut, welches zum Vorstellen verwendet
wird, neues Nährmaterial zugeführt wird. Der Zustand der Hefe wird in diesem Falle
immer der geile sein. Ganz anders wird die Wirkung des Vorstellens bei concentrirt
gemaischter Hefe sein. Hier sind zwei Fälle zu unterscheiden: 1) Die Kunsthefe ist
stark vergohren und enthält 9 Proc. Alkohol. In diesem Falle sind die Hefezellen
bereits in dem trägen Zustande; dieser wird auch nicht verändert durch den Zusatz
frischer Maische, denn die Quantität dieser genügt nicht, um den Alkoholgehalt der
Mischung so weit herabzudrücken, dass er unter 5 Proc. und damit unter die Grenze
fällt, welche ein neues Aussprossen der Hefe ermöglicht. Die Hefezellen verharren
also in dem trägen Zustand, werden sogar noch schärfer in diesem ausgebildet, denn
sie verrichten lediglich Gährarbeit ohne neues Wachsthum. Man sieht also, dass diese
Art des Vorstellens wohl die Menge der Kunsthefe nach dem Volumen vergrössert, die
Zahl der wirkenden Zellen jedoch nicht. 2) Die Kunsthefe ist nicht so stark
vergohren, sie enthält 6 bis 7 Proc. Alkohol. In diesem Falle ist die Hefe zwar
reif, die Zellen befinden sich bereits, da das Sprossen beendet und lediglich
Gährarbeit verrichtet wird, im trägen Zustand, aber die Menge der nunmehr
zuzusetzenden frischen Maische genügt, um den Alkoholgehalt der Mischung unter 5
Proc. her abzudrücken und damit also eine neue Periode des Hefewachsthums zu
eröffnen. Diese Art des Vorstellens macht also die reife Hefe wieder unreif und
versetzt sie aus dem trägen in den geilen Zustand. Die Wirkungen der verschiedenen
Verhältnisse des Vorstellens können dann noch weiter abgeändert werden dadurch, dass
die frische Maische nicht auf einmal, sondern in mehreren Portionen zugesetzt wird,
wodurch der Alkoholgehalt nur wenig herabgedrückt und daher der träge Zustand
erhalten wird. Weiter würde es ein Unterschied sein, ob süsse Maische oder saures
Hefegut verwendet wird. Erstere verringert den Säuregehalt und wird die Hefe der
Geilheit nahe bringen; letzteres lässt den Säuregehalt unverändert und erhält die
Hefe trüge. Endlich wird man die Geilheit noch fördern können durch kräftiges
Durchschlagen der Kunsthefe und dadurch bewirkten Luftzutritt, während ein ruhiges
Durchmischen ohne Lüftung keine Anregung zum Sprossen gewährt. Auch bei dem
Anstellen der grossen Maische mit Kunsthefe ist die Art des Anstellens vom grössten
Einfluss auf den gesammten Verlauf der Gährung. Dieser ist abhängig von der Menge
der Hefezellen und von ihrem physiologischen Zustand. Kühlt man die grosse Maische
zunächst völlig ab und setzt dann die Kunsthefe zu, so beginnt die Gährung im
Bottich genau mit der Zellenzahl, welche in Form der Kunsthefe zugesetzt ist. Das
Angähren ist ein sehr ruhiges, die Vermehrung der Hefezellen eine langsame, beides
kann aber bis zu einem gewissen Grade aufgehoben werden, wenn die Maische während
des Kühlens stark mit Luft durchgeschlagen würde; es kann dadurch Schaumgährung
erzeugt werden. Setzt man aber die Kunsthefe der Maische bei 30 zu, kühlt beide in
Mischung zusammen ab und lüftet hierbei die Maische vermöge Construction des
Maischbottichs stark, so tritt bereits im Maischbottich
eine starke Vermehrung der Hefezellen ein. Der physiologische Zustand, in welchem
sich die Hefe zu Beginn der Gährung befindet, ist demgemäss abhängig von der Art des
Zusetzens der Hefe zu der grossen Maische.
(Fortsetzung folgt.)