Titel: | Ueber die Herstellung von Schnuren, Litzen, Seilen u. dgl. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 58 |
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Ueber die Herstellung von Schnuren, Litzen,
Seilen u. dgl.1888 267 302. 490.
Von H. Glafey,
Ingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen.
Ueber die Herstellung von Schnuren, Litzen, Seilen u.
dgl.
In der letzten Abhandlung aus dem Gebiete der Seilerei hatte der Verfasser
Gelegenheit, auf Zugfestigkeitsprüfungen hinzuweisen, welche seitens des deutschen
Seilerverbands in Vorschlag gebracht worden waren. Heute sind dieselben zur
Thatsache geworden und ihre Ergebnisse werden zur Zeit in der Deutschen Seilerzeitung veröffentlicht, Mit Rücksicht
auf die hohe Bedeutung, welche diese Prüfungen für das ganze Seilergewerbe haben,
sei deshalb auf die bezeichneten Veröffentlichungen an dieser Stelle
hingewiesen.
Aus dem Gebiete der in das Seilergewerbe einschlagenden Erfindungen der letzten Jahre
mögen zunächst diejenigen einer Betrachtung unterzogen werden, welche die Verwendung
besonderer Rohmaterialien und die besondere Gestaltung (Constructionen) von
Schnuren, Litzen, Seilen u.s.w. zum Gegenstand haben.
Die Herstellung von Bindfäden aus Papier ist älteren Datums. Schon Rein erwähnt in seinem interessanten Werk Japan nach Reisen and Studien diese Producte, auch im
königl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin sind in der Abtheilung für Japan Fäden aus
Papier ausgestellt.
In neuerer Zeit hat man das altbekannte Verfahren wieder aufgenommen und mögen
hier einige Vorschläge Betrachtung finden, welche von William Deering und Co. in Chicago, Nordamerika, gemacht worden sind, und
in den englischen Patentschriften Nr. 16022 und 16023 A. D. 1889, sowie der
amerikanischen Patentbeschreibung Nr. 437378 niedergelegt sind. Behufs Herstellung
des Bindfadens verwendet Deering nach dem Inhalt der
englischen Patente ein aus geeignetem Material angefertigtes Papier und zerschneidet
dieses in Streifen von entsprechender Breite. Vor oder nach dem Zerlegen der
Papierbahn imprägnirt er das Papier mit einer beliebigen wasserdicht machenden
Lösung von Bienenwachs, Talg, Fichtentheer o. dgl. und dreht die auf diese Weise
erhaltenen imprägnirten Papierstreifen auf irgend eine Weise zusammen. Um hierbei
die ganze Stärke des Papiers auszunutzen und die Gefahr des Zerreissens zu
vermindern, welche vorhanden ist, wenn flache Papierstreifen direct zusammengedreht
werden, wird das geschnittene Papier der Länge nach zunächst spiralförmig
zusammengewickelt oder in Röhrenform gelegt, oder es werden auch nur die Kanten
eingebogen und dann erst erfolgt das Drehen.
Die Fig. 2 bis 4
veranschaulichen diesen Arbeitsvorgang.
Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 1.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 2.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 3.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 4. Der auf solche Weise erhaltene Bindfaden wird vortheilhafter Weise noch
durch eine Wachslösung oder eine ähnliche Flüssigkeit gezogen zu dem Zweck, etwa
abstehende Fasern anzukleben und die Oberfläche des Fadens zu härten und zu glätten.
Ein Hindurchführen dieses so erhaltenen Fadens durch Walzen vollendet die
Appretur.
Fig. 1 veranschaulicht den gesammten Arbeitsvorgang.
A ist der zu verarbeitende Papierstreifen; B der. die Imprägnirflüssigkeit enthaltende Behälter,
durch den der Papierstreifen läuft, um dann in der Spinnvorrichtung C zusammengedreht zu werden. Im Behälter D wird der gedrehte Faden nochmals mit Wachs überzogen,
und im konischen Durchzug E verdichtet und polirt.
Das zweite Ueberziehen mit Wachs kann auch weggelassen werden und ebenso kann für
geringe Sorten Bindfaden das Wasserdichtmachen wegbleiben.
Sobald es sich darum handelt, Bindfäden von grosser Zähigkeit zu erhalten, reicht die
Festigkeit des Papiers nicht immer aus. Deering schlägt
deshalb in dem zweiten englischen Patent Nr. 16023 vor, den auf die oben angegebene
Weise erzeugten Bindfaden aus einem Papierstreifen noch mit einem Faden aus Jute,
Hanf, Baumwolle u. dgl. zu verzwirnen bezieh. zu umspinnen oder ihm eine Seele aus
genannten Materialien zu geben.
Fig. 5 zeigt das erste Verfahren. Der Papierstreifen,
der imprägnirt oder nicht imprägnirt sein kann, wird zunächst spiralförmig
zusammengedreht. Das so erhaltene Rohr a wird dann
umsponnen und das Product a B auf bekannte Weise
gedreht.
Ganz ähnlich ist der Vorgang nach Fig. 6 und 7. Der Papierstreifen wird in ein Rohr a umgewandelt, dieses dann zu einem Faden a3 gedreht und dieser
erst umsponnen.
Anders verhält es sich bei dem in Fig. 8
veranschaulichten Verfahren. Hier wird die aus Hanf, Jute u.s.w. bestehende Seele
von den auf geeignete Weise vorbereiteten Papierstreifen A umschlossen und das so erhaltene Zwischenproduct wird zu einem Faden
versponnen.
Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 5.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 6.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 7.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 8. Ein auf diese oder jene Weise erhaltener Faden kann dann auch noch durch
Wachs u.s.w. gezogen werden, oder auch nicht; auch können mehrere Fäden wieder
vereinigt werden, wenn es wünschenswerth erscheint.
Nach dem Inhalt des amerikanischen Patents Nr. 437378 wird der Faden aus Papier mit
einem Faden aus Jute, Hanf u. dgl. nicht auf seinem ganzen Umfang umwickelt oder mit
einer Seele versehen, sondern es wird auf den spiralförmig zusammengelegten bezieh.
die zusammengezwirnten Papierstreifen ein gedrehter oder offener Faden aus den
genannten Materialien in der aus Fig. 9, 10 und 11 ersichtlichen
Weise aufgelegt und dies so erhaltene Product in bekannter Weise gezwirnt. Dies hat
zur Folge, dass der Verstärkungsfaden sich in den noch feuchten Papierfaden einlegt,
derselbe also eine glatte Oberfläche zeigt, und ihn so verstärkt, gleichzeitig aber
beim Gebrauch am Aufdrehen hindert.
Seile aus Holzwolle finden in Folge ihrer geringen Festigkeit nur eine beschränkte
Anwendung und sind besonders für Dekorationszwecke und zum Umwickeln von
Giessereikernen geeignet. Lebrecht Friedr. Lezius und
Siegf. Schachne in Neuzelle bei Frankfurt a. O.
haben in dem englischen Patent Nr. 10730 A. D. 1887 vorgeschlagen, der hohen
Wasseraufnahmefähigkeit dieser Seile dadurch vorzubeugen und sie dadurch biegsam zu
machen, dass man entweder die Holzwolle vor ihrer Verarbeitung oder auch das fertige
Seil mit einer Lösung von Wasserglas, Seifenlauge und Kalk behandelt.
Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 9.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 10.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 11.Textabbildung Bd. 291, S. 59Fig. 12. Um den Holzwolleseilen eine grössere Widerstandsfähigkeit gegen Bruch zu
geben und ihnen so ein grösseres Verwendungsgebiet zu erschliessen, stellt Gustav Ernst Müller in Alf a. Mosel nach den unter Nr.
4845, 4846, 5825 und 6156 eingetragenen Gebrauchsmustern die Holzwolleseile in der
Weise her, dass er die Holzwolle mit anderen Gespinnstfasern mischt, dem Seil eine
Einlage aus Gespinnstfasern o. dgl. gibt oder auch ein Seil aus Gespinnstfasern mit
einer Seele aus Holzwolle versieht.
Behufs Herstellung von Holzwolleseilen für Giessereizwecke verfährt O. Marwitz in Schierstein a. Rh. nach dem Inhalt der
Patentschrift Nr. 65 129 in der Weise, dass er jedes Seil aus zwei oder mehr Litzen
bildet, deren jede aus Holzwolle einer anderen Holzart hergestellt ist und eine von
ihrer Nachbarlitze verschiedene Drehung erhält. Hierdurch will der Erfinder
erreichen, dass das Seil einmal die erforderliche Festigkeit besitzt und ferner in
Folge seines lose gedrehten Theils den bei der Giesserei entstehenden Gasen freien
Abzug gewährt. Im Besonderen ist das Verfahren das folgende:
Man fertigt aus Nadelholz- oder Pappelholzwolle, deren Fäden sehr fein sind, zunächst
eine lose Litze, und zwar mittels der bekannten Spinnmaschine, wie solche zur
Herstellung einfach zusammengedrehter Hanflitzen verwendet wird, gibt aber der
Maschine nur eine massige Geschwindigkeit von etwa 80 Umdrehungen in der Minute und
lässt die aufgegebene Holzwolle mit der ganzen Schnelligkeit, deren die Maschine
fähig ist, von letzterer aufnehmen. Auf diese Weise erhält man eine Litze, die
äusserst lose gedreht ist.
Alsdann stellt man eine zweite Litze her aus Aspen- oder Weidenholzwolle, deren Fäden
stärker sind als diejenigen der Nadelholz- oder Pappelholzwolle. Für die Herstellung
dieser Litze gibt man der Maschine eine Geschwindigkeit von ungefähr 160 Umdrehungen
in der Minute und führt die Holzwolle nur spärlich zu bezieh. lässt die Holzwolle so
langsam wie irgend möglich zulaufen, so dass die Maschine dem Arbeiter die Holzwolle
gewissermaassen mit Gewalt entziehen muss. Hierdurch erhält man eine sehr fest
gedrehte Litze.
Beide Litzen, die lose und die fest gedrehte, lässt man alsdann zusammen durch die
Spinnmaschine gehen bei einer Geschwindigkeit von etwa 120 Umdrehungen und dreht
hierdurch beide Litzen zu einem Seil zusammen.
Die Vorzüge des so hergestellten Seiles liegen einerseits in der grossen Festigkeit,
bewirkt durch die Zähigkeit und feste Drehung der aus Aspen- oder Weidenholzwolle
bestehenden Litze, und andererseits in der Aufnahmefähigkeit und Durchlässigkeit der
lose gedrehten, aus Nadelholz- oder Pappelholzwolle bestehenden Litze, welche den
bei der Eisengiesserei sich entwickelnden Gasen freien Durchgang gewährt.
Anstatt das Seil aus zwei Litzen zu bilden, kann man dasselbe auch aus drei oder mehr
Litzen bestehen lassen, wobei dann zwei oder mehr Litzen aus Aspen- oder
Weidenholzwolle, die übrigen aus Nadelholz- oder Pappelholzwolle bestehen
können. Es kann aber auch jede Litze aus einer besonderen Holzwolleart bestehen.
Die Herstellung des Holzwolleseiles kann auch dahin abgeändert werden, dass man
zunächst eine fest gedrehte Litze aus Aspen- oder Weidenholzwolle herstellt und dann
diese Litze unter Hinzufügung der dünneren Nadelholz- oder Pappelholzwolle nochmals
durch die Maschine gehen lässt, wobei die Maschine etwa 80 Umdrehungen in der Minute
macht, und die dünnere Holzwolle so reichlich aufgegeben wird, als die Maschine zu
fassen vermag. Auf diese Weise wird die feste innere Litze mit einer losen Hülle
umsponnen; erstere gibt dem Seil die Festigkeit, die es haben muss zur Umspinnung
der Giesskerne, und letztere gestatten den abziehenden Gasen freien Durchzug.
Bei dem letztgenannten Seil ist die Benutzung zweier verschiedener Holzarten nicht
erforderlich, es kann dasselbe aus einer und derselben Holzwolle angefertigt
werden.
Auch kann die Umhüllung des inneren Holzwolleseiles aus jeder beliebigen
vegetabilischen Faser, z.B. aus Stroh, Heu, Hanf, Flachs, Manilla, Cocusfaser o.
dgl., bestehen.
Textabbildung Bd. 291, S. 60Tettweiler's Seilherstellung. Ein Verfahren und eine Vorrichtung, Faserstoffe, insbesondere grobe, zum
Spinnen und Weben ungeeignete, bastartige Pflanzenfasern, z.B. auch den fast
werthlosen Abfall des Rohres zu Seilen oder Fasersträngen ohne Drehung zu
verarbeiten, hat B. Tettweiler in Berlin angegeben.
Dieses Verfahren zur Herstellung der Faserseile ohne Drehung besteht darin, dass die
Fasern der Länge nach in eine der gewünschten Seilstärke ungefähr entsprechende
Bohrung eines kreisenden Cylinders oder Hohlkörpers a
(Fig. 13
Seitenansicht, Fig. 15
Oberansicht) eingeführt und während des Durchganges durch die Bohrung mit Draht,
Faden, Bast o. dgl. umwickelt werden. Der Draht oder Faden u.s.w. befindet sich auf
einer Spule oder Rolle a1 des in Drehung befindlichen Cylinders a;
das freie Ende des Drahtes ist durch eine kleine Oeffnung der Cylinderwand in die
Bohrung eingeführt und an dem eingeführten Faserstrang festgemacht. Der Faserstrang
ist auf der der Zuführung entgegengesetzten Seite des Cylinders a hervorgezogen und die Bewickelung des Stranges mit
Draht, Faden, Bast o. dgl. von der Rolle a1 geschieht mehr oder weniger dicht, je nachdem die
Geschwindigkeit der Fortbewegung des Stranges zur Drehungsgeschwindigkeit des
Cylinders a in gleichem oder ungleichem Verhältniss
steht. Der Cylinder a erhält seine kreisende Bewegung
durch Zahnrad-,
Riemen- oder Schnurantrieb oder auf sonst geeignete Weise; in der Zeichnung ist
Zahnradantrieb angenommen, und es können mehrere Spinnvorrichtungen A gemeinsamen Antrieb empfangen (Fig. 15), indem für
jedes Räderpaar a2
a3 eine Triebscheibe
a4 angebracht ist,
die durch einen gemeinsamen Riemen oder eine Schnur von einer Riemen- oder
Schnurscheibe aus Drehung erhält.
Das aus dem Spinner A hervorkommende Seil ohne Drehung,
d.h. der rundliche Strang gleichgerichteter Fasern, die durch die Umwickelung
zusammengehalten werden, setzt sich in fortlaufender Länge fort, so lange
Fasermaterial in die Zuführungsöffnung des Cylinders a
nachgefüllt wird. Die Spule a1 ist mit einer Reibungshemmung versehen, die dem Draht oder Faden mehr
oder weniger Spannung gibt und entsprechend eine mehr oder weniger feste Umwickelung
des Faserstranges bewirkt.
Wenn das gesponnene Seil, wie in der Zeichnung angenommen ist, gepresst werden soll,
so darf die Umwickelung nicht zu fest und dicht sein. Die Pressung der Seile oder
Faserstränge geschieht zweckmässig durch Walzen, zwischen welche die Stränge direct
aus dem Spinner A geführt werden und deren
Drehungsgeschwindigkeit die Durchgangsgeschwindigkeit des Seiles durch den Cylinder
a bestimmt.
Der Antrieb der Cylinder a kann ebenfalls von der
Triebwelle b1 der
Walzenpresse B abgeleitet werden, wodurch die
Fortbewegung der Stränge mit der Drehungsgeschwindigkeit der Cylinder a der verschiedenen Spinnvorrichtungen A genau in das richtige Verhältniss gebracht werden
kann. Die Walzen b b sind zweckmässig mit
cylinderförmigen Rinnen und entsprechenden Rippen versehen, um die cylindrischen
Stränge oder Seile auf eine bestimmte Breite auszuwalzen und dem flach gedrückten
Band geradlinige Kanten zu geben. Jedes Walzenpaar kann mit Rinnen und Rippen
verschiedener Breite versehen sein, um Bänder verschiedener Breite auswalzen zu
können, ohne die Walzen auswechseln zu müssen. Die obere Walze ist mit ihren Lagern
durch Schraubenspindeln stellbar, um den Durchgangspunkt der Walzen entsprechend dem
Grad der zu gebenden Pressung verändern zu können.
Jules Lechat in Gent (Belgien) verwendet zur Herstellung
von Seilen Litzen, die aus Stoffen gebildet sind, welche in bestimmten geometrischen
Figuren zugeschnitten und so zusammengerollt werden, dass ihre Verbindung durch
Ineinanderschieben der schraubenartig gestalteten Enden erreicht wird. Dermaassen
hergestellte Litzen können wieder in beliebiger Anzahl zusammengewunden und mit
einer schützenden Hülle versehen werden, die ebenfalls in gleicher Weise, wie die
Litzen selbst, hergestellt sein kann; zur Hervorbringung bestimmter Steifigkeiten
kann auch eine Seele in die Litzen eingewickelt sein.
Seile der neuen Art haben nach Angabe des Erfinders folgende Vorzüge: Die Adhäsion
auf den Treibrädern ist derartig, dass Keilrinnen für Seilbetrieb nicht nothwendig
sind. Eine Ausdehnung der Seile findet nicht statt, da die einzelnen Theile sich
direct durch die Reibung halten und ein Seil nicht wie die Seile bisheriger Art
durch Zusammendrehen von Litzen gebildet ist. Die Verbindung der Seilenden mit
einander ist sehr einfach und die Biegsamkeit der Seile kann derart modificirt
werden, dass sie bei dem durch Arbeitsübertragung ausgeübten Druck ihre
Querschnittsgestaltung ändern.
Die zur Verwendung kommenden Stoffe sind gewebt, geflochten oder gewirkt und
bestehen aus Baumwolle, Hanf, Leinen, Bast und auch Leder. Vor ihrer Zerlegung
werden dieselben mit einer Lage von Stoffen von grosser Adhäsion und
Undurchdringlichkeit, wie Kautschuk, Gummi, unlösliche Gelatine o. dgl. überzogen,
was entweder durch Eintauchen derselben in Lösungen oder durch Auftragen dieser
Stoffe in teigigem Zustand, wenn nöthig unter Vermittelung von Wärme geschehen
kann.
Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 16.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 17.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 18.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 19.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 20.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 21. Der so vorbereitete Stoff wird nun in Parallelogramme, Trapeze, Dreiecke
oder sonstige geometrische Figuren zerschnitten und jedes dieser Stücke in sich
selbst zusammengerollt, wie Fig. 16 bis 18 zeigen, oder sie können auch zu mehreren auf
einander gewickelt werden, wie dies in Fig. 19 bis
21 dargestellt ist. Die so hergestellten Wickel
werden nun zu einer Litze vereinigt.
Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 22.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 23.Textabbildung Bd. 291, S. 61Fig. 24. Die Anzahl der zu einem Seil verwendeten Litzen und der Durchmesser
derselben bestimmt sich aus der zu übertragenden Kraft, eine jede solche Litze kann
ein Seil für sich bilden. Fig. 22 zeigt sechs solcher
Litzen um eine Seele O gruppirt, welche aus einem
elastischen Stoff, wie Kautschuk oder aber auch aus Hanfseil, Drahtseil oder selbst
aus einer neuen Litze gebildet sein kann, wie denn jede Litze selbst auch eine
solche Seele enthalten kann. Die auf diese Weise neben einander parallel gelegten
Litzen werden in Zeugstücke eingewickelt, die gleichfalls, wie oben beschrieben,
hergestellt und mit undurchdringlichen Stoffen überzogen sind. Die Zeugstücke werden
in derselben Weise auf die Litzenbündel gewickelt, wie die Litzen gebildet werden.
Fig. 23 stellt die Litzen in ihre Hülle
eingewickelt dar. Die Hülle kann auch durch einen Lederüberzug oder Schlauch aus
Hanf ersetzt sein.
Das Litzenbündel kann ferner ohne eine weitere Hülle zur Verwendung kommen; in diesem
Falle wird der haftende und bindende Stoffüberzug vortheilhaft etwas stärker
aufgetragen oder das ganze Aeussere des Litzenbündels damit überzogen; in letzterem
Falle empfiehlt es sich, diesen Ueberzug durch Umwickeln mit Fäden oder Bänder zu
schützen.
Dem Litzenbündel der einen oder der anderen Art kann auch eine Drehung gegeben werden, damit
namentlich bei Transmissionsscheiben von geringem Durchmesser die Zugwirkung auf
jede einzelne Litze und ihre Elemente gleichmässig übertragen werde.
Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 25.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 26. Die Fig. 25 zeigt, wie die Enden der Litzen
aus einem oder mehreren Stücken Zeug mit einander verbunden werden, wenn die Stücke
aus einem Parallelogramm gebildet sind, dessen gegenüberliegende Winkel einander
gleich sind; Fig. 26 zeigt die Verbindung der Enden
einer Litze aus trapezförmig geschnittenen Stücken. Die beiden Enden mit ihren
Spitzen gegen einander gelegt, sind mit Hilfe eines dreieckigen oder trapezförmigen
Stückes zusammengehalten, dessen an der Grundlinie liegende Winkel so gross wie die
Winkel des die Wickel bildenden Stoffes sind.
Fig. 27 bis 29 zeigen
eine andere Art, wie man die einzelnen Wickel mit einander verbinden kann.
Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 27.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 28.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 29. Seile aus mehreren Litzen werden in der Weise mit einander verbunden, dass
man jedes einzelne Litzenpaar, wie oben beschrieben, mit einander verbindet und
darauf in derselben Weise die Hülle, falls diese aus Parallelogrammen oder Trapezen
gebildet ist, aufbringt.
Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 30.Textabbildung Bd. 291, S. 62Fig. 31. Um ein schon zusammengesetztes Seil kürzer zu machen, genügt es, wie Fig. 26 zeigt; das dreieckige oder trapezförmige Stück
loszulösen und abzuwickeln; sind die Enden A und B frei, so wird ein Ende des Seiles um das gewünschte
Stück gekürzt und so geschnitten, dass es dieselbe Gestaltung wie vorher zeigt,
beide Enden A und B werden
dann wieder an einander gelegt und die abgewickelte Umhüllung, nachdem sie
gleichfalls um das gewünschte Stück gekürzt ist, wieder aufgewickelt. Die Ablösung
des Verbindungsstückes, sowie die Verkürzung und Wiederverbindung der Enden mit
einander muss bei einer dem zur Anwendung gebrachten Imprägnirstoffe entsprechenden
Temperatur geschehen. Sind die Stücke, welche die Hülle und die Litzen bilden, in
Parallelogrammform geschnitten, anstatt in Dreieck- oder Trapezform, so geschieht
die Verbindung dadurch, dass man die Stoffe nicht bis zu den Enden wickelt,
sondern die Enden der einzelnen Litzen durch ein schwächeres kleineres Stoffband c c bildet (Fig. 30 und
31). Die Enden der einzelnen Litzen werden, wie
in Fig. 25 angegeben, mit einander verbunden und das
ganze Litzenbündel wird wieder durch ein Band C
umwickelt.
(Fortsetzung folgt.)