Titel: | Luftfederhämmer. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 294 |
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Luftfederhämmer.
Mit Abbildungen.
Luftfederhämmer.
Longworth's Luftfederhammer.
Die neuere von Samuelson und Co. in Banburg gebauten
Hämmer mit Kraftbetrieb unterscheiden sich vortheilhaft von den älteren nach Longworth's Patent (vgl. 1887 263 * 318 und 265 * 577).
Im doppelten Hammergestell a (Fig. 1) lagert eine Kurbelachse b, welche
durch eine Schwungriemenscheibe c betrieben wird, neben
welcher die Losscheibe angeordnet ist. Mittels eines besonderen Schubstangenkopfes
d, durch welchen sich der cylindrische Theil der
Hebelstange e schiebt, deren Drehungszapfen f in den Gestellwänden lagert, wird mittels
Gelenkstangen g ein Luftcylinder h in Hubbewegung versetzt, der vollständig frei am
oberen Kolben i bezieh. an der Kolbenstange des
Hammerwerkes gleitet.
Textabbildung Bd. 289, S. 294Fig. 1.Longworth's Luftfederhammer. Dadurch wird nach entsprechender Luftverdichtung im Cylinder h der Kolben i
mitgenommen, an dessen Kolbenstange der grössere Kolben k und der Hammerbär angeordnet sind.
Dieser Kolben k spielt im Cylinder l, in dessen oberem Deckel kleine Luftlöcher m und im unteren Boden zwei Saugventile n vorhanden sind, während von der Cylinderwand seitlich
fünf Luftwege o nach einem Schieberspiegel führen, an
welchem die Schieberplatte p mittels eines Hebelwerkes
q beliebig eingestellt werden kann, so dass der
Reihe nach der obere erste Luftweg oder zwei, drei bezieh. alle fünf Luftwege
geöffnet werden können.
Bleibt der Fusstritthebel frei, so wird unter der Federwirkung r der Schieber p
sämmtliche Luftwege abschliessen, wodurch eine Schlagwirkung trotz fortlaufendem
Antrieb unterbleibt, wobei doch nur ein geringer Kraftverbrauch verbunden ist, weil
die unter dem Kolben k eingeschlossene verdichtete Luft
als Triebkraft thätig wird.
Hieraus erklärt sich die Wirkungsweise dieses Hammers, indem bei Eröffnung der
Luftwege die grösste Schlagstärke erreichbar wird.
Um aber auch eine freiere Hubbewegung des Hammerkolbens zu ermöglichen, ist der obere
Treibcylinder h etwas länger gemacht und zwei Reihen
Luftöffnungen in gegebenem Abstande von Boden und Deckel angeordnet.
Diese Hämmer werden in Grössen von 5 bis zu 500 k für Blechbearbeitungs- und
Schmiedebetriebe gebaut, die 500 bis zu 50 Hübe in der Minute machen. Es soll sich
die Anbringung einer selbständigen Betriebsdampfmaschine an grösseren Hämmern dieser
Bauart sogar als wirthschaftlich vortheilhaft gezeigt haben. (Engineering, 1892 Bd. 53 * S. 420, bezieh. Engineer, 1892 Bd. 73 * S. 177.)
G. Glossop's Luftfederhammer.
Von der Hackney Hammer Co. in Cleveland, Ohio, wird nach
dem amerikanischen Patent Nr. 485498 vom 24. August 1891 der Luftfederhämmer von G. Glossop in Sheffield, England (auch D. R. P. Nr.
44407 vom 22. Januar 1888), in sechs Grössen von 22,5 bis 225 k Bärgewicht gebaut
(vgl. 1889 273 * 11).
Textabbildung Bd. 289, S. 294Fig. 2.Glossop's Luftfederhammer. Der Hammerkolben a (Fig. 2) schwebt in einem geschlossenen Cylinder b (Fig. 3), welcher in der Gestellführung
c gleitet. Zum Betriebe dient eine am oberen
Cylinderdeckel aufgeschraubte Kurbelschleife d, in
welche die Kurbelachse mittels eines Gleitsteines einsetzt, sowie Fest- und
Losscheibe und Schwungrad mit Bremse dazu gehören.
Textabbildung Bd. 289, S. 294Fig. 3.Glossop's Luftfederhammer. An der vorderen Cylinderseite sind zwei selbsthätige Luftansaugeventile
e und f, auf der
Rückseite desselben die Steuerventile g und h angebracht, deren Ventilstifte an eine Schiene i gleiten, die vermöge ihres Keilrückens im wechselnden
Abstande, jedoch immer parallel zur Cylinderachse sich anstellen lässt, wozu das
Hebelgestänge mlm gehört, mit welchem gleichzeitig
durch Hebel n auch die Schwungradbremse bethätigt wird.
Durch die Nachstellung der Keilschiene i wird das obere
Druckventil g durch die Zwischenfeder stärker belastet,
während das Mittelventil h unmittelbar geöffnet
wird.
Dadurch wird oberhalb des Kolbens beim Niederhub des Treibcylinders b eine stärkere Luftverdichtung, unterhalb desselben
ein Entweichen der Luft ermöglicht, welches so lange andauert, bis der Hammerkolben
die Mittelstellung bei h überschritten hat. Bleibt jedoch in der
Fernstellung der Keilschiene i das obere Ventil g leicht belastet und das Mittelventil h unter der Federwirkung geschlossen, so wird bei einer
schwächeren oberen Triebkraft der untere Luftwiderstand grösser, demnach der
Hammerhub kleiner und der Schlag schwächer ausfallen. (American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 20 * S. 2.)
A. Schmid's Luftfederhammer.
Bei diesen neuerdings von der Werkzeugmaschinenfabrik H.
Hessenmüller in Ludwigshafen nach A. Schmid's
D. R. P. Nr. 17726 vom 25. September 1881 gebauten Hämmern wird der zwischen den
Gestellbahnen geführte Luftcylinder A (Fig. 4 und 5) mittels eines
Kurbeltriebwerkes in Hubbewegung versetzt, wobei bei Verlegung des Betriebsriemens
auf die Losscheibe gleichzeitig ein Bremsbacken an die Kurbelscheibe angedrückt
wird, um den Hammerbetrieb sofort abzustellen.
Textabbildung Bd. 289, S. 295Schmid's Luftfederhammer. Im Luftcylinder A schwebt der Kolben C, an dessen Stange der Hammerbär B gekeilt ist. Dadurch, dass mittels eines, mit
Schraube F stellbaren Hebelwerkes G eine gerade Gleitschiene das untere Luftventil E öffnet, kann die Luft aus dem unteren Cylinderraume
mehr oder weniger leicht entweichen, wodurch die Schlagstärke des Hammers geregelt
wird, während die Luft im oberen Cylinderraum ungehindert durch die schmale Oeffnung
des Stutzens D wechseln kann.
Die in verschiedenen Typen ausgeführten Schmiede- und Gesenkhämmer werden in
wechselnder Grösse von 50 bis 400 k Schlaggewicht von 260 bis 420 mm Hub für grösste
Städte der Schmiedestücke von 125 bis 220 mm gebaut, wobei der Kraftbedarf von 1,5
bis 9 ansteigt und die minutliche Schlagzahl 280 bis 180 betragen kann.
Trotz der Oeffnung 1) im oberen Cylindertheil kann beim Aufschlag des Hammerbärs und
fortschreitender Niederbewegung des Luftcylinders A
eine Luftverdichtung bis zu 4,5 k/qc Spannung über dem Hammerkolben C hervorgerufen werden, wodurch die Schlagkraft eine
willkommene Steigerung erfährt.
C. A. Arns' Luftfederhammer.
Textabbildung Bd. 289, S. 295Fig. 6.Arns' Luftfederhammer. Eine eigenartige Verwendung hat der Luftfederhammer von C. A. Arns in Remscheid (D. R. P. Nr. 31975 vom 6.
September 1884) zum Einhämmern der Sprengringe a (Fig. 6) an die Randreifen b der Eisenbahnräder dadurch gefunden, dass derselbe eine Knickung des
Luftcylinders für den Saug- und den Hammerkolben wegen der vollständigen
Unabhängigkeit beider ermöglicht, wodurch trotz der Raumbeschränkung durch das
Werkstück der Hammer eine zum Radreifen passende Bewegungsrichtung erhalten
kann.
Wie aus Fig. 7 ersichtlich, ist bei den gewöhnlichen
Hämmern der gerade Cylinder a am Hammergestell
angeschraubt. In diesem wird der Kolbenkreuzkopf b
durch eine Kurbelschubstange in Hubbewegung versetzt, während der Hammerkolben c ganz frei durch die wechselnde Einwirkung der Luft im
Zwischenraum e angehoben oder niedergeworfen wird. Zur
Regelung der Schlagstärke wird diese Luftmenge vermöge eines Hahnes an der Oeffnung
e einer wechselnden Verdünnung oder Verdichtung
ausgesetzt, während ein Zapfen f, der in eine Längsnuth
des Hammerkolbens einsetzt, die Führung desselben besorgt. Auch wird damit eine
beständige Hochstellung des Hammerkolbens bei fortlaufendem Kurbelbetrieb durch
Bremsung des Hammerkolbens c mittels f erzielt.
Textabbildung Bd. 289, S. 295Fig. 7.Arns' Luftfederhammer. Der Sprengring a (Fig. 6) wird durch Niederhämmern des Radreifenmaterials am inneren
Kranztheil b bis auf a
befestigt.
Textabbildung Bd. 289, S. 295Fig. 8.Luftfederhammer von Breuer, Schumacher und Co. Ein zum Einhämmern der Sprengringe in den Radkranz besonders
eingerichteter Luftfederhammer zeigt nach Engineering,
1891 Bd. 51 * S. 399, im Schaubild (Fig. 8) nebst dem
bereits erwähnten Cylinder mit geknickter Achse noch einen stellbaren
Hammeruntersatz mit drei Flügelbahnen für die Stützrollen des Rades und einen
mittels besonderen Schneckentriebwerkes bethätigten Drehtisch.
Gebaut werden diese Hämmer von der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik L.
W. Breuer, Schumacher und Co. in Kalk bei Köln a. Rh.