Titel: | Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 212 |
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Neue Methoden und Apparate für
chemisch-technische Untersuchungen.
(Schluss des Berichtes Bd. 288 * S.
43.)
Mit Abbildungen.
Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
Untersuchungen.
Zur Analyse des Chilesalpeters.
Da die gegenwärtig für den Hamburger Handel maassgebende Differenzmethode bei der
Bewerthung des Chilesalpeters die Landwirthschaft schädigt, so fordert A. Schram eindringlich zu einer Vereinbarung einer
besseren Methode auf. Am geeignetsten erscheint Verfasser die schon von Alberti und Hempel in
Gemeinschaft mit Löhr empfohlene Ulsch'sche Methode. Letztere, welche durchaus
zuverlässige Zahlen gibt, wurde von Alberti und Hempel nur ganz geringfügig abgeändert, indem dieselben
die doppelte Substanzmenge – 1,0 g – und die doppelten Mengenverhältnisse an
Schwefelsäure und durch Wasserstoff reducirtes Eisen anwandten. Aus den Versuchen,
welche die zuletzt genannten Verfasser anstellten, folgt mit aller Sicherheit, dass
nach der Ulsch'schen Methode
1) die directe Bestimmung des Salpeterstickstoffs im Kali- und Natronsalpeter mit
aller Schärfe möglich ist,
2) dass bei dieser Methode das Vorhandensein von schwefelsauren und Chloralkalien
ohne Einfluss auf die Richtigkeit des Analysenbefundes ist, und
3) dass bei Anwendung derselben Methode sich der Gehalt an Salpeterstickstoff sowohl
im Gemenge mit Superphosphat, als auch mit Ammoniak- und organischem Stickstoff für
sich genau ermitteln lässt. (Nach Oesterreichische
Zeitschrift für Zuckerindustrie und Landwirthschaft durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 628, und nach
Zeitschrift für angewandte Chemie, 1891 S.
398.)
Die von A. Schram gewünschte Vereinbarung behufs
Aufstellung einer besseren Methode zur Bestimmung des Salpeterstickstoffs scheint in
Deutschland ihrer Verwirklichung entgegenzugehen insofern, als die Düngercommission des Verbandes
landwirthschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche am 30. October
1892 zu Hildesheim nachstehenden Beschluss fasste:
„Die Methoden Jodlbauer, Förster, das Lunge'sche Nitrometer, die Zinkeisen- und mit
gewisser Modification die Aluminiummethode sind sämmtlich für die Bestimmung des
Salpeterstickstoffs geeignet, da sich aber die meisten Stimmen für die Kühn'sche Modification des Zinkeisenverfahrens als
eine absolut sichere, leicht und schnell auszuführende Methode ausgesprochen
haben, so wird der Hauptversammlung des Verbandes empfohlen, nur letztere zur
Untersuchung anzuwenden, von der indirecten (Differenzmethode) aber in Zukunft
vollkommen abzusehen.
„Im Interesse einer vollkommenen Gleichmässigkeit wird empfohlen, den von G. Kühn benutzten Apparat einzuführen und die Methode genau
nach einheitlicher Vorschrift, wie diese nachstehend gegeben wird,
auszuführen.“
Die Methode ist die folgende:
10 g Salpeter oder 20 g salpeterhaltiges Gemisch werden zu 1 l gelöst und hiervon 50
cc = 0,5 (bezieh. 1,0 g) Substanz in einen Erlenmeyer-Kolben von etwa ¾ l Raum
gebracht, 120 cc Wasser und 80 cc Natronlauge vom Volumengewicht 1,3 zugesetzt;
sodann fügt man je 5 g Zinkstaub und Eisenpulver (Ferrum pulveratum, nicht Hydrogenio reductum) und lässt nach dem Verbinden mit
dem Destillirapparat eine Stunde lang ohne Erwärmen stehen. Alsdann destillirt man
unter lebhaftem Sieden, bis etwa 100 cc Flüssigkeit übergegangen sind.
Textabbildung Bd. 289, S. 213Kühn's Destillirapparat. Der in beistehender Figur dargestellte Apparat zeigt die von G. Kühn eingeführte Anordnung und ist ohne weitere
Erklärung verständlich. Zu bemerken wäre, dass man zweckmässig die im Vorstoss
angesammelte Flüssigkeit zweimal durch Ausdrehen der Flamme in den Kochkolben
zurückfliessen lässt, da letzterer bei zu starker Concentrirung der Natronlauge
leicht springt. Die Destillation wird mit Kühlung ausgeführt, da die Destillirröhren
nicht in die vorgelegte Säure eintauchen dürfen. Die Vorlage versieht man der
Sicherheit halber mit einem kleinen Verschlussapparat, den man mit einigen Tropfen
Wasser füllt, welches man bei der Titration der Säure in die Vorlage
zurückspült.
Bei der Feststellung des Titers verfahre man so, dass man den Apparat blind, d.h.
ohne Zusatz von Salpeter, beschickt, und mit der vorgelegten Schwefelsäure alle
Operationen durchmacht; hierdurch werden möglicher Weise kleine, im Apparat liegende
Fehler (Corrosion des Glases, Ueberspritzen minimaler Mengen Natronlauge) beseitigt.
(Nach Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1892
Bd. 41 S. 368.)
Analyse von Zinnsalz und Zinkstaub.
1) Zinnsalz. – Die bis jetzt gebräuchliche Titration
nach Leussen, sowie die bisher vorgeschlagenen Methoden
zur titrimetrischen Untersuchung des Zinnsalzes unterzog A.
Fränkel einer kritischen Prüfung, auf Grund welcher sich die Titration mit
KaliumbichromatZulkowsky, Zeitschrift für analytische Chemie,
Bd. 8 S. 74. Goppelsröder und Trechsel, Zeitschrift
für analytische Chemie, Bd. 16. S. 364. für technische
Zwecke als vollkommen zulässig erweist.
Zur Ausführung einer Bestimmung werden 3 bis 4 g Zinnsalz unter Zusatz von 30
bis 40 cc 10procentiger Salzsäure zu ½ l gelöst. 50 cc dieser Lösung werden in einer
Stöpselflasche mit 40 bis 60 cc 1/10-n-Kaliumbichromatlösung zusammengebracht und nach
15 Minuten 10 bis 15 cc Jodkaliumlösung und 5 bis 10 cc Salzsäure (beide 1 : 10)
zugesetzt. Nach halbstündiger Einwirkung wird mit etwa 200 cc Wasser verdünnt und
das freie Jod mit 1/10-n-Natriumthiosulfatlösung unter Zusatz von Stärkelösung zurücktitrirt.
Die Differenz zwischen der angewendeten Menge von Kaliumbichromatlösung und der zum
Zurücktitriren verbrauchten Menge von Natriumthiosulfatlösung ergibt die zur
Oxydation des Zinnsalzes nöthige Anzahl Cubikcentimeter 1/10-n-Kaliumbichromatlösung, aus welcher
sich der Gehalt an Zinnsalz SnCl2 + 2H2O berechnet.
2) Zinkstaub. – Um das bei der gebräuchlichen Methode
von Drewsen nothwendige Tüpfeln zu vermeiden, titrirt
Verfasser die Chromsäure gleichfalls auf jodometrischem Wege zurück. Das Verfahren
gestaltet sich dann wie folgt:
Etwa 0,5 g Zinkstaub werden in einer Stöpselflasche mit 50 cc
½-n-Kaliumbichromatlösung unter Hinzugeben von 5 cc Schwefelsäure (1 : 5)
geschüttelt und nach 5 Minuten, nachdem weitere 7 bis 10 cc Schwefelsäure zugegeben
sind, etwa 10 Minuten geschüttelt, bis fast vollkommene Lösung erfolgt ist. Hierauf
geschieht ein Zusatz von 40 bis 45 cc Jodkaliumlösung (1 : 10) und 20 cc
Schwefelsäure (1 : 5). Nach 5 Minuten wird mit etwa 200 cc Wasser verdünnt und das
ausgeschiedene Jod mit ½-n-Natriumthiosulfatlösungzurücktitrirt, indem man gegen das
Ende der Titration etwas Stärkelösung hinzufügt. Aus der Differenz zwischen der
zugesetzten Menge Kaliumbichromatlösung und der zum Zurücktitriren verbrauchten
Menge Natriumthiosulfatlösung berechnet sich dann die Menge des metallischen
Zinks.
Die erhaltenen Analysenzahlen stimmten recht gut überein mit denen, welche nach der
Methode von Drewsen erhalten wurden. (Nach Mittheilungen des k. k. technologischen Gewerbemuseums in
Wien, 1892 S. 223.)
Quantitative Bestimmung des Bleies.
Eine für die Technik rasche und bequeme Methode zur quantitativen Bestimmung des
Bleies in Bleiglanzen suchte L. Medicus auf dem Wege zu
erlangen, dass er den Bleiglanz in Salzsäure löste und das Blei als Bleioxydkali
trennte. Aus der alkalischen, chlorkaliumhaltigen Lösung trachtete Verfasser das
Blei direct oder indirect als Bleisuperoxyd zu fällen. Nach mehreren Versuchen
gelangte Verfasser zu der folgenden Methode: Das erhaltene Chlorblei löst man in
Kalilauge und leitet 2 Stunden lang Kohlensäure ein. Das gefällte Carbonat wird nach
dem Abfiltriren und Auswaschen in Salpetersäure gelöst und darauf das Blei
elektrolytisch als Superoxyd gefällt. Verfasser erhielt auf diese Weise bei drei
Analysen 0,52 bis 0,92 Proc. Bleisuperoxyd zu viel.
Ferner versuchte Verfasser das Blei aus der alkalischen Lösung durch Brom als
Superoxyd zu fällen. Es gelingt dies am besten auf folgende Weise:
Das Chlorid wird in Kalilauge gelöst und die Lösung in einen Kolben gegeben mit
doppelt durchbohrtem Kork für Gaszuleitungs- und Ableitungsrohr. Unter gelindem
Erwärmen der Bleilösung lässt man nun Bromgas in langsamem Strome über die
Flüssigkeit treten. Das Brom wird gut absorbirt, und das Blei fällt allmählich als
Bleisuperoxyd aus.
Die Filtration bietet viele Schwierigkeiten; am besten gelingt sie in Nutschtiegeln.
Auch hier wurden die Resultate zu hoch befunden, weil das Bleisuperoxyd immer Alkali
enthält. (Nach Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1892 Bd. 25 S. 2490.)
Nachweis und Bestimmung kleinster Mengen von Blei in Gegenwart
von Kupfer und Eisen.
Um geringe Mengen Blei in der Schwefelsäure des Handels nachzuweisen, versetzt Frank L. Teed die letztere unter Kühlen mit Salzsäure,
wobei das Blei als Chlorblei abgeschieden wird und ein Opalisiren der Säure
hervorruft. Auf dieselbe Weise lässt sich das Blei auch in der Handelsweinsäure
nachweisen. Die Weinsäure wird verbrannt und die Asche erst mit reiner Schwefelsäure
und dann mit Salzsäure behandelt. – Um Blei und Kupfer in Wässern, Limonaden u. dgl.
zu ermitteln, benutzt Verfasser Schwefelwasserstoff oder Schwefelammonium. Zur
Trennung beider Metalle von Eisen versetzt man die entsprechende gemessene Menge
Wasser mit etwas Ammoniak und wenig Cyankalium und fügt darauf eine kleine Menge
Schwefelammonium hinzu. Kupfer und Eisen bleiben in Lösung; während Blei gefällt
wird, das auf diese Weise colorimetrisch bestimmt werden kann. (Nach The Analyst, Bd. 17 S. 142; und Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 557.)
Colorimetrische Bestimmung des Schwefels nach Wiborgh.
In den schwedischen Eisenwerken geschieht die Bestimmung des Schwefels gewöhnlich
nach der Methode von Wiborgh. Dieselbe besteht darin,
dass der aus dem Eisen entwickelte Schwefelwasserstoff durch ein mit Cadmiumacetat
getränktes Gewebe geht und diesem eine Färbung ertheilt, aus deren Stärke der
Schwefelgehalt der Probe bis auf 0,01 Proc. genau bestimmt werden kann. Die Form des
dazu nöthigen Apparates wählt man nach H. C. Babbit am
besten so, wie nebenstehende Figur veranschaulicht. Der Hals des
Entwickelungsgefässes muss so weit sein, dass keine condensirten Tropfen an das
Gewebe spritzen können, und so schmal, dass die Gase sich gleichmässig im Cylinder
vertheilen, die Achse des Entwickelungsgefässes muss mit der des Cylinders
zusammenfallen und letzterer muss senkrecht zur Achse abgeschliffen sein.
Textabbildung Bd. 289, S. 214Apparat von Babbit. Die zweckmässigsten Maasse sind für den Cylinder 7 Zoll Höhe und 55 mm
Durchmesser, für den Hals der Entwickelungsflasche 6 bis 8 mm. Das imprägnirte
Gewebe muss so dicht sein, dass die Gase dasselbe nicht ohne Reaction durchstreichen
können. Besonders eignet sich ein als „Prima Hollands“ bezeichneter Kattun,
welcher mit 5procentiger Cadmiumacetatlösung getränkt und getrocknet wird. (Nach The Journal of Analytical and Applied Chemistry, 1892
Bd. 6 S. 301, und nach Chemisches Centralblatt, 1892
Bd. 2 S. 547.)
Bestimmung des Mangans im Eisen.
Die vom Ausschuss für Einführung einheitlicher Untersuchungsmethoden empfohlene Wolff'sche Methode, die sich einer besonderen
Beliebtheit erfreut und sich namentlich für den Betrieb eignet, hat durch M. A. v. Reis einige Vereinfachungen erfahren.
Um bei vielen Manganbestimmungen das Abfiltriren des Kohlenstoffs, sowie die lästige
Oxydation mit Kaliumchlorat zu vermeiden, löst Verfasser das Eisen in
Salpeterschwefelsäure und vervollständigt die Oxydation des Kohlenstoffs mit
Bariumsuperoxyd. Die Salpeterschwefelsäure erhält man durch Vermischen von 275
R.-Th. Wasser mit 125 R.-Th. Salpetersäure (spec. Gew. =1,4) und 100 Th.
concentrirter Schwefelsäure.
Je nachdem in Roheisen oder in Flusseisen das Mangan bestimmt werden soll, werden die
Proben verschieden behandelt. Soll in kürzester Zeit eine Manganbestimmung in
RoheisenVerfasser
begreift hier unter Roheisen auch Spiegeleisen und Ferromangan
ein. ausgeführt werden, so wird in zwei Porzellanschalen je 1 g der
Probe gewogen, in 25 cc Säuregemisch gelöst, nach erfolgter Lösung direct auf die
Flamme gesetzt und in zugedeckter Schale so weit eingekocht, bis Schwefelsäuredämpfe
auftreten. Nachdem die Schalen sich etwas abgekühlt haben, werden die Deckgläser
abgespritzt und so viel Wasser zugesetzt, dass die Gesammtmenge etwa 100 cc beträgt.
Nun werden 10 cc des Säuregemisches zugefügt und so lange erwärmt, bis die Salze
sich vollständig gelöst haben. Darauf spült man in einen Erlenmeyer-Kolben von 1 l
Inhalt, gibt etwa 3 g Bariumsuperoxyd und 5 cc concentrirte Salpetersäure hinzu und
hält, um das überschüssige Superoxyd zu zerstören, die Flüssigkeit 2 bis 3 Minuten
im Sieden. Alsdann werden 300 bis 400 cc Wasser von etwa 90° hinzugesetzt und so
viel Zinkoxydmilch, dass ein deutlicher Ueberschuss vorhanden ist; ein zu grosser
Ueberschuss ist jedoch zu vermeiden. Die Probe ist dann zum Titriren fertig.
Brauchen dagegen die Bestimmungen erst nach einigen Stunden fertig gestellt zu
werden, so werden vom gewöhnlichen Roheisen 5 g in einem Halbliterkolben, von
Spiegeleisen und Ferromangan ebenso viel in einen Literkolben eingewogen und mit 80
cc des Säuregemisches übergossen. Nach Beendigung der Reaction hält man die Kolben 3
bis 4 Stunden auf 100°, oder auch, um diese Zeit abzukürzen, ½ Stunde über der
Flamme in schwachem Kochen. Darauf lässt man abkühlen und füllt zur Marke auf. Vom
gewöhnlichen Roheisen und vom Spiegeleisen werden je zwei Proben von 100 cc, vom
Ferromangan nur 50 cc nach Zusatz von 5 cc Salpetersäure und etwa 3 g
Bariumsuperoxyd, und bei Ferromangan von 50 cc Wasser nach dem oben angegebenen
Verfahren weiter untersucht.
Um Flusseisen auf diese Weise zu untersuchen, wird 1 g desselben mit 25 cc
Säuregemisch übergossen und nach erfolgter Lösung etwa 15 Minuten lang auf 100°
erhitzt, worauf man auf etwa 100 cc verdünnt und, wie angegeben, weiter
verfährt.
Zur Titrirung der auf die eine oder andere Art fertig gestellten Proben benutzt man
eine Permanganatlösung, welche für Spiegeleisen und Ferromangan im Cubikcentimeter
0,005 g Mangan entspricht, für gewöhnliches Roheisen und Flusseisen dagegen nur
0,001 g Mangan.
Verfasser gibt dann bezüglich der Herstellung und Aufbewahrung der Titerlösung,
sowie auch über die Beschaffenheit und Prüfung der zur Methode nothwendigen
Reagentien ausführliche Mittheilungen, bezüglich deren Einzelheiten auf das Original
verwiesen werden muss. (Nach Zeitschrift für angewandte
Chemie, 1892 S. 604 und 672.)
Bestimmung der Phosphorsäure.
Die Anwendung der Märker'schen Citratmethode leistet bei
der Bestimmung der in Wasser löslichen Phosphorsäure in Superphosphaten u.a. gute
Dienste; dagegen ergibt sich bei hochprocentigen Spodien nach v. Lorenz 1 Proc. Phosphorsäure zu viel. Die Ursache
dieses Fehlers ist wohl darin zu suchen, dass bei Anwendung der Citratmethode auf
die Analyse calciumphosphathaltiger Substanzen in den Niederschlag der
phosphorsauren Ammonmagnesia stets Calciumphosphat gelangt, wodurch die
Phosphorsäurebestimmung gegenüber derjenigen nach der Molybdänmethode zu hoch
ausfällt, um diesen Uebelstand zu vermeiden, fällt Verfasser das Calcium vorher aus,
indem er nach folgendem Gang arbeitet:
5 g der Substanz werden in einem Kolben mit 40 ec Salzsäure (Volumengewicht 1,105)
übergössen und, wenn nöthig, gelinde erwärmt, bis die Masse fein vertheilt ist.
Hierauf gibt man 20 cc Schwefelsäure (mit gleichen Theilen Wasser verdünnt) hinzu
und kocht etwa 15 bis 20 Minuten, bis der Kolbeninhalt dickbreiig geworden ist,
lässt etwas abkühlen und setzt 250 cc kalt gesättigte Ammoniumoxalatlösung hinzu,
kocht neuerdings auf und giesst langsam zu der siedenden Flüssigkeit 100 cc saure
Citratlösung, die im Liter 400 g Citronensäure und 84 g Ammoniak enthält.400 g
Citronensäure werden mit 350 cc Wasser übergössen und unter Abkühlen mit 350
cc Ammoniak (Volumengewicht 0,905) versetzt. Nach kurzem
Aufkochen lässt man abkühlen, giesst in einem 500 cc-Kolben um, füllt auf, mischt,
filtrirt, versetzt 50 cc des Filtrates mit 100 cc Ammoniak (2,5 Proc.) und fällt die
Phosphorsäure mit Magnesiamixtur.
Es wird also nach diesem Verfahren von vornherein das Calcium zum grössten Theil als
Sulfat gefällt und der Rest dann als Calciumoxalat. Die Mengen des Amrnoniumoxalats
und des Ammoniumcitrats sind so bemessen, dass alle Schwefel- und Salzsäure als
Ammoniumsalze gebunden werden und in der Lösung nur freie Oxal- und Citronensäure
enthalten ist.
A. Jolles bestätigt die oben erwähnte Differenz zwischen
Citrat- und Molybdänmethode bei der Analyse der Thomasschlacke und bespricht sodann
eingehender das Verfahren von H. und E. AlbertZeitschrift für angewandte Chemie, 1891 S.
280. bezüglich der Phosphorsäurebestimmung in der Thomasschlacke.
Bei letzterem Verfahren wird die Kieselsäure nicht vollständig abgeschieden, weil
das Eindampfen der salzsauren Lösung nur bis zur dicken Gallerte erfolgt. Die
Resultate fallen stets um einige Zehntelprocent zu hoch aus. Bessere Zahlen erhält
Jolles auf folgende Weise:
5 g Schlackenmehl werden mit etwas Wasser angefeuchtet, mit Salzsäure (20° B.)
gekocht und zur Trockne gedampft. Der Rückstand wird im Luftbad bei 120° getrocknet,
nach dem Erkalten mit Salzsäure befeuchtet, mit Wasser aufgenommen und filtrirt. Das
Filtrat wird auf 500 cc aufgefüllt und hiervon 50 cc mit Citratlösung versetzt
und die Phosphorsäure, wie üblich, als phosphorsaure Ammonmagnesia bestimmt. (Nach
Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
Zuckerindustrie und Landwirthschaft durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 630, und nach Zeitschrift für analytische Chemie, 1892 Bd. 31 S.
516.)
Zur Werthbestimmung der Thomasschlacken.
Da die Bestimmungen der Phosphorsäure in der Thomasschlacke nach der Citratmethode
keine befriedigenden Resultate ergaben, so ist man zu
der Molybdänmethode zurückgekehrt unter Beibehaltung der concentrirten Schwefelsäure
als Lösungsmittel.
Nach O. Förster hat die Anwendung der Schwefelsäure aber
ihre Bedenken wegen Nichtberücksichtigung des Gypsrückstandes, sowie auch wegen der
Oxydation des Phosphors des Phosphoreisens, obwohl der Gehalt der Schlacke an
Phosphoreisen in vielen Fällen verschwindend klein sein mag. Es wäre daher im
Hinblick auf die Thatsache, dass, obwohl Tetracalciumphosphat in verdünnter
Citronensäurelösung vollkommen löslich ist, die Schlacken nach der Behandlung mit
derselben dennoch einen phosphorsäurehaltigen Rückstand hinterlassen,
wünschenswerth, dass eine Methode ausgearbeitet würde, welche, auf der Löslichkeit
des Tetracalciumphosphats und Unlöslichkeit bezieh. Schwerlöslichkeit anderer den
Schlacken angehörender Phosphate in Citronensäure oder Ammoniumcitrat beruhend;
gestatten würde, lediglich die Phosphorsäure des Tetracalciumphosphats zu bestimmen.
(Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 1596.)
Zur Phosphorsäurebestimmung nach Spica.
M. Spica hat in der Gaz.
chim., Bd. 12 S. 117, eine neue maassanalytische Bestimmung der
Phosphorsäure veröffentlicht. Dieselbe beruht darauf, dass Kaliumferrisulfat
sämmtliche Phosphorsäure aus deren neutraler Lösung als Ferriphosphat fällt. Die
Reaction soll in der Kälte vorgenommen werden und die Phosphatlösung frei von
fremden Salzen sein. Als Indicator dient Salicylsäure.
Carl Arnold und Konrad
Wedemeyer prüften diese Methode Spica's und
kamen zu der Ansicht, dass dieselbe mehrere Uebelstände aufweise, welche der Methode
wohl keine allgemeine Verbreitung in der Praxis schaffen werden.
Lässt man zu der den Indicator enthaltenden Phosphatlösung Kaliumferrisulfatlösung
tropfenweise einfliessen, so entsteht gleich beim ersten Tropfen eine violette
Färbung des Niederschlages, welche beim Schütteln zwar verschwindet, aber gegen das
Ende der Ausfällung nicht mehr zu beseitigen ist, so dass das Ende der Reaction
schwer zu erkennen ist. Beim Kochen verschwindet die Färbung, wenn nicht ein
grösserer Ueberschuss von Kaliumfemphosphat vorhanden ist.
Vergleichende Versuche, welche Verfasser anstellten, ergaben für Natriumorthophosphat
nach der Molybdänmethode 6,99 Proc. P2O5, nach Spica in der
Kälte 6,04 und 5,81 Proc., am Endpunkt, nach dem Kochen des Niederschlags erkannt,
6,89 Proc. P2O5.
Setzt man vom Indicator grössere Mengen hinzu, so erschwert dies das Erkennen des
Endpunktes noch mehr. Versuche mit anderen Indicatoren waren noch ungünstiger.
Um in der Thomasschlacke die Phosphorsäure zu bestimmen, schlägt Spica vor, mit Schwefelsäure aufzuschliessen und die frei
gemachte Phosphorsäure mit absolutem Alkohol aufzunehmen. Die Aufschliessung mit
Schwefelsäure hat aber bekanntlich den NachtheilVgl. das
vorangehende und folgende Referat., dass die Phosphate von den
abgeschiedenen Sulfaten mit eingeschlossen werden, welch erstere nur sehr schwer
sich mit absolutem Alkohol vollständig ausziehen lassen. Das lange Auswaschen mit
Alkohol hat aber auch den Uebelstand, dass etwas Eisen oxydirt wird zu einer
Verbindung, welche sich in Alkohol zu lösen scheint. Neutralisirt man eine solche
Lösung, so fällt ein Theil der Phosphorsäure mit dem Eisen nieder und macht die
Lösung zur Bestimmung unbrauchbar.
Eine Thomasschlacke, welche nach der Molybdänmethode im Mittel aus vier Bestimmungen
17,88 Proc. P2O5
ergab, enthielt nach Spica im Mittel aus acht
Bestimmungen nur 16,59 Proc. Eine künstliche Schlacke, die 17,63 Proc. P2O5 enthielt, gab
nach Spica 15,84 Proc. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 603.)
Anschliessend an die vorhergehenden Referate über die Bestimmung der Phosphorsäure in
den Thomasschlacken sei hier zum Schluss erwähnt, dass der Verband landwirthschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche das
Aufschliessungsverfahren der Thomasphosphate mit Salzsäure und Schwefelsäure auf
seinen einzelnen Stationen einer eingehenden Prüfung unterzogen hat. Auf Grund der
Ergebnisse, die Prof. Märker (Halle) in einer Sitzung
des Düngerausschusses genannten Verbandes zu Hildesheim am 30. October 1892 vortrug,
sowie der Mittheilung des Dr. K. Müller in Hildesheim,
dass die Aufschliessung mit Schwefelsäure unter Hinzugabe einer kleinen Messerspitze
Sand glatt ohne Krustenbildung vor sich gehe, beschloss der Düngerausschuss des oben
erwähnten Verbandes der Hauptversammlung vorzuschlagen: „an dem
Schwefelsäure-Aufschliessungsverfahren der Thomasphosphate festzuhalten und das
Salzsäureverfahren nicht für zulässig zu erklären.“
Bezüglich der Analysenbelege, der Art der Prüfung der Methoden u.s.w. sei hier auf
die Originalabhandlung von M. Märker verwiesen. (Nach
Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen, 1892
Bd. 41 S. 329 bis 373.)