Titel: | Eine Verbesserung des telegraphischen Doppelsprechens und Doppelgegensprechens durch D. H. Keeley. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 207 |
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Eine Verbesserung des telegraphischen
Doppelsprechens und Doppelgegensprechens durch D. H. Keeley.
Mit Abbildungen.
Eine Verbesserung des telegraphischen Doppelsprechens und
Doppelgegensprechens durch D. H. Keeley.
In der Canadian Society of Civil Engineers hat D. H. Keeley einen Vortrag über die Vereinfachung des
telegraphischen Doppelgegensprechens (Quadruplex-Telegraphie) und die Wichtigkeit
der Vervollkommnung desselben gehalten, welcher in dem Electrician vom 3. Februar 1893, Bd. 30 * S. 385, wiedergegeben ist. Der
Hauptzweck des Vortrages ist, zu zeigen, dass in der derzeitigen Durchführungsweise
des Doppelgegensprechens eine „innere Schwäche“ steckt, deren Beseitigung den
Grundgedanken mit verwickelten Einrichtungen belastet und als ungeeignet erscheinen
lässt; daneben soll nachgewiesen werden, wie sich der Gedanke weit einfacher
durchführen lasse.F. W. Jones hat in einer Reihe von Artikeln
über neuere amerikanische Telegraphen auch den Doppelgegensprecher, welchen
er 1885 für Dynamobetrieb für die Postal
Telegraph-Cable Company entworfen und auf Leitungen aller Art und
Länge durchgeführt hat, im New Yorker Electrical
Engineer, 1892 Bd. 13 * S. 618, beschrieben. Prof. Ed. Zetzsche hat über diesen Vortrag in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1893 * S. 345,
berichtet, unter Hinzufügung einer Reihe von historisch-kritischen Bemerkungen;
diesem Berichte ist Nachfolgendes entnommen:
Wenn sich ein Doppelgegensprecher als eine Vereinigung von zwei
Gegensprechern auffassen lasse und demnach der einzelne Leiter für vier verschiedene
Stromkreise dienen müsse, so seien doch diese Stromkreise durchaus nicht von
einerlei Art, vielmehr unterscheiden sich die Ströme des einen der beiden
Gegensprecher von denen des anderen entweder in ihrer Richtung, oder in ihrer
Stärke; die Schwierigkeit aber läge darin, nicht bloss die Nothwendigkeit, sondern
auch die „Möglichkeit“ einer Vermengung der beiden Gegensprecher
hintanzuhalten.
Für die Doppelgegensprecher mit Polwechseln (the polar
quadruplex), welche mit Vorliebe in Betrieb genommen worden sind, müssen besondere
und überdies sehr starke Batterien aufgestellt werden, was den Betrieb theuer macht,
wenn man nicht mit Dynamoströmen arbeiten kann, was bekanntlich selbst in Amerika
nur in einzelnen Fällen geschieht. Die „innere Schwäche“ liegt hier darin,
dass das unpolarisirte Relais, welches nur auf stärkere Ströme anspricht; den Anker
nicht loslassen darf, wenn die Stromrichtung sich ändert. Die dazu vorgeschlagene
Anwendung von Condensatoren und von Inductionsrollen macht die Benutzung von noch
stärkeren Strömen nöthig. Ausserdem ist der Widerstand der Relais von der früheren
Grösse von etwa 300 Ohm auf etwa 150 Ohm zurückgebracht worden, weshalb ebenfalls
stärkere Ströme verwendet werden müssen; aber gerade das Doppelgegensprechen drängte
zur Verminderung der Empfindlichkeit der Relais, weil sonst die Induction der
starken Ströme auf gewöhnliche benachbarte Telegraphenleitungen mit einfachem
Betrieb letztere nahezu unwirksam gemacht haben würde. Dazu kommt noch, dass es bei
dieser Art des Doppelgegensprechens unvermeidlich ist, dass zeitweise von beiden
Enden her die starken Ströme der Leitung in einer Richtung zugeführt werden, bei
welcher sie sich summiren.
Anders ist es bei den Doppelgegensprechern mit verschieden starken
Strömen ohne Polwechsel (the straight current quadruplex). Hier treten beim Arbeiten
drei verschiedene Stromstärken von gleicher Richtung auf, und lange arbeiteten die
Erfinder auf diesem Gebiete in der Hoffnung, durch Hinzufügung eines
Stromwendetasters zur sechsfachen Telegraphie zu gelangen. Gleichwohl ist kein
solcher Doppelgegensprecher zur wirklichen Verwendung gekommen, im Laufe der Zeit
aber sind die Schwierigkeiten dabei so erfolgreich beseitigt worden, dass diese Art
des Doppelgegensprechens nunmehr als einfach und vollkommen bezeichnet werden darf;
sie erfordert nur schwächere Ströme, Störungen zufolge der Stromumkehrung treten in
den Empfängern nicht auf, drängen also auch nicht zur Benutzung von aussergewohnlich
starken Strömen, endlich braucht man der Leitung nicht von beiden Enden her sich
summirende Ströme zuzuführen, weil man die Batterien entweder mit gleichen, oder mit
ungleichen Polen an Erde legen kann.
Keeley hat nun eine Skizze des einfachsten und
vollkommensten Doppelgegensprechers besprochen, während Zetzsche es vorgezogen hat, diese Skizze in ihre einzelnen Theile
aufzulösen und diese der Reihe nach zu erörtern.
Textabbildung Bd. 289, S. 207Fig. 1. So bietet Fig. 1 die Anordnung der
Batterien und Taster eines Doppelsprechers. Es erscheint hier die Linienbatterie in
drei einfach hinter einander geschalteten (nach der von Keeley gegebenen Skizze gleichstarken) Theilen B1, B2 und B3; sie liegt mit dem –
Pole an Erde E und ist offen, während die beiden Taster
T1 und T2 ruhen, und in der
dabei über T2, v, T1 und e an Erde liegenden Linie L herrscht dabei die Stromstärke S0
= 0. Von den positiven Polen der drei Theile gehen die
Drähte n1, n2 und n3 aus, von denen n1 und n3 an isolirte Theile
des Tasterhebels in T1
laufen, während n2 an
die obere Contactschraube von T1 geführt ist, die dieser gegenüberliegende
Contactfeder aber durch den Draht q mit der
Contactschraube von T2
verbunden ist. Die Anordnung der Taster schliesst in bekannter Weise
Leitungsunterbrechungen beim „Schweben“ des Tasterhebels aus. Wird T1 niedergedrückt, so
sendet er einen Strom S1 (= 1) vom Theile B1 über n1 und v in die Linie
L; beim Niederdrücken von T2 gelangt der Strom S2 (= 3) von allen drei
Theilen über n3 und q nach L, dagegen führen
T1 und T2, wenn sie zugleich
arbeiten, der Linie L nur den Strom S3 (= 2) von B1 und B2 über n2 und q zu. Da die Linienbatterie beständig mit dem negativen
Pole an Erde E liegt, so kann sie zugleich für andere
Leitungen mit benutzt werden, wie dies ja in der Morse-Telegraphie üblich ist; dies
ist nicht ohne Bedeutung, weil man sonach nicht besondere Batterien für die Linien
mit Doppelgegensprechen aufzustellen braucht.
Keeley bemerkt nun, man habe gemeint, diese Anordnung
der Batterie und der Taster sei erst in der jüngsten Zeit und zugleich mit einer
später zu beschreibenden, von ihm selbst angegebenen Verbesserung an den
empfangenden Apparaten erfunden worden, man habe aber entdeckt, dass sie in den
Anmeldungen zu amerikanischen Patenten schon unterm 5. Januar 1877 aufgetaucht und
am 11. September desselben Jahres für B. Thompson in
Toledo unter Nr. 195055 patentirt seiAuch das
schon am 25. November 1876 eingereichte und am 9. October 1877 ertheilte
Patent Nr. 196057 B. Thompson's erstreckt sich
auf einen Doppelgegensprecher, bei welchem S3 = 0, S0 ein stärkerer positiver, S1 ein
schwächerer positiver, S2 ein schwächerer negativer Strom sein und
ein unpolarisirtes Relais R für den stärkeren,
zwei polarisirte R1 und R2 für die beiden schwächeren Ströme verwendet werden sollen.
Während beide Taster ruhen, sind von den drei Abtheilungen der
Linienbatterie B1, B2
und B3, nur B3 und B2 über T2 und T1 hinter
einander geschaltet, B1 ist offen. T1 entsendet beim Niederdrücken
den Strom von B1, dagegen sind B2 und B3 jetzt offen.
Beim Niederdrücken von T2 erhält B2 an der Arbeitscontactschraube einen neuen
Schluss nach der Linie L, der frühere Stromweg
für B3 und B2 wird
abgebrochen, B1
bleibt offen. Werden endlich T1 und T2 gleichzeitig niedergedrückt, so stellen,
sie für B1 und
B2 über
ihre Arbeitscontacte einen kurzen Schluss her und lassen B3 offen. R hält bei S0 den Stromweg für die Localbatterie b1 durch den
Empfänger M1
unterbrochen, bei den anderen drei Stromstärken geschlossen und M1 arbeitet,
wenn S1 und S3 die noch
erforderliche Schliessung an einer zweiten Stelle, nämlich am Ankerhebel von
R1
gestatten. R2
ermöglicht die Schliessung von b2 durch M2 bei S2 und S3, verhindert
sie dagegen bei den positiven Strömen S0 und S1.; in der betreffenden
Patentschrift sei sie unter einer Unmasse von Empfängern versteckt. Dazu
bemerkt Zetzsche, dass zwar aus den ihm allein
vorliegenden, in der Official Gazette of the United States
Patente Office abgedruckten Patentansprüchen die Tragweite des Thompson'schen Patentes nicht zu erkennen sei, dass
aber dessen Anordnung weder die erste sei, bei welcher die Batterie mit dem einen
Pole beständig an Erde liegt, noch die erste, bei welcher unter Verwendung
gleichgerichteter Ströme S1
< S3
< S2 ist, also
S3 zwischen S1 und S2 liegt.
Denn D. J. McGauran hat schon (vgl. 1875 218 * 33 und * 37) in einem am 10. Februar 1875 vor der
Telegraph Electrical Society of Melbourne
gehaltenen Vortrage eine Anordnung zum Doppelsprechen angegeben, bei welcher S0 = 0, S1 = 1, S2
= 4 und S3
= 2 ist und die Linienbatterie mit dem einen Pole
beständig an Erde liegt. Die Stromstärken S1, S2 und S3 erzielte McGauran
aber durch Schliessung der ungetheilten Batterie unter Einschaltung von angemessenen
Widerständen.
Ferner hat H. R. Kempe – ohne Beseitigung der Nachtheile
des Schwebens in den Tastern – ebenfalls für S3 einen Werth (2) zwischen S1 (1) und S3 (3) gewählt (vgl. 1875 218 * 34 und * 37).
Textabbildung Bd. 289, S. 207Fig. 2. Die von Keeley benutzte Schaltung der
Apparate in dem Empfangsamte beim Doppelsprechen skizzirt Fig. 2. Aus dieser wird zunächst klar, dass die beiden Empfänger M1 und M2 hier – wie bei McGauran und bei Kempe, ja
schon in einer noch älteren Schaltung von Bosscha – in
zwei getrennten Localstromkreisen liegen, dass jedoch nicht drei, sondern nur zwei
Relais R1 und R2 erforderlich sind,
weil die Leistung des dritten auf mechanischem Wege beschafft wird. Die Abreissfeder
am Ankerhebel A2 des
Relais R2 ist so stark
gespannt, dass der Anker erst bei der Stromstärke S3 angezogen werden kann; der Empfänger M2 gibt also die mit
T1 und T2 zugleich und die mit
T2 allein gegebenen
Zeichen wieder, bleibt aber unthätig, wenn T1 allein arbeitet und den schwächsten Strom S1 in die Linie L schickt. Am zweiten Relais R1 findet sich die Anordnung, welche Keeley als diejenige bezeichnet, die entschieden und
allein den Doppelgegensprecher mit Strömen ohne Polwechsel zu seiner jetzigen
Vollkommenheit gebracht habe. Dieses Relais soll nämlich den Strom der Localbatterie
b1 durch M1 hindurch schliessen,
wenn die Leitung L von dem durch T1 allein entsendeten
schwächsten Strome S1
durchlaufen ist und ebenso, wenn T1 und T2 zugleich aus B1 und B2 den nächst stärkeren Strom S3 liefern, nicht aber, wenn der Strom
beim Arbeiten von T2
allein die grösste Stärke S2 erreicht. Dazu wird die Abreissfeder am Ankerhebel a1 so schwach gespannt,
dass R1 den Anker schon
bei der Stromstärke S1
anzieht; dem Ankerhebel a1 wird aber noch ein Hilfshebel h
gegenübergestellt, mit Hilfe dessen a1 über s und x den Strom von b1 durch den Klopfer oder Morseschreiber M1 zu schliessen
vermag, so lange h von der an ihm angebrachten
Spannfeder an die Contactschraube s angepresst gehalten
wird; die Spannung dieser letztgenannten Feder wird ferner so gewählt, dass sie zwar
noch den von a1 bei der
Stromstärke S3 auf h ausgeübten Druck zu überwinden vermag, nicht aber den
bei der grössten Stromstärke S2 auftretenden. Demnach wird M1 zwar die mit T2 und T1 zugleich und die von T1 allein gegebenen Zeichen wiedergeben,
nicht aber die von T2
allein gegebenen.
Keeley hat sich nicht veranlasst gesehen, den Namen des
Urhebers dieser Anordnung zu nennen; es sind aber zwei derartige EinrichtungenAuch auf den
in Prescott, Electricity, * S. 851 bezieh. 853,
beschriebenen Polar-Doppelgegensprecher G.
Smith's würde sich nach dem von Prescott angegebenen Datum eines dieser Patente erstrecken; es
wäre hiernach die in Zetzsche's Handbuch der Telegraphie, Bd. 1 S. 577, und in
D. p. J., 1877 226 507, gemachte (durch die Unklarheit in Electricity veranlasste) Nennung des Jahres 1876 als
Entstehungszeit dieses mit S0 = 4E, S1
= – 4E, S2 = + E und S3 = – E (oder S0 = + E, S1 = – E, S2 = + 4E und
S3 = – 4E) arbeitenden Doppelgegensprechers zu
berichtigen, bei welchem zwei Spannfedern zwei Winkelhebel an den Ankerhebel
a2 anlegen
und so b2 durch
M2
geschlossen erhalten, sofern nicht S0, oder S1 den
Ankerhebel von dem ersten, oder dem zweiten, sich dann an eine Stellschraube
anlegenden Hebel entfernt und b2 unterbricht. – Eben diese Anordnung
besitzt der Anker a2 in dem von Prescott in Electricity, S. 850, abgebildeten
Doppelgegensprecher, welcher als eine Weiterbildung eines Edison'schen (vgl. D.
p. J., 1877 226 * 504) durch Prescott und Smith
bezeichnet wird, mit S0
= + E, S1 = +
E, S2 = –
(E + E') und S3 = + (E
+ E') arbeitet; doch halten hier die beiden Winkelhebel des
eigenthümlich eingeschalteten und noch mit Condensatorspulen ausgerüsteten,
polarisirten Relais R2 bloss eine Hilfsbatterie b' durch
ein Relais R' geschlossen, dessen Ankerhebel
beim Abfallen, wie bei Edison, erst b2 durch M2 schliesst.
Die hier vorhandene Einschaltung der Differentialspulen des einen Relais R2 in die
beiden Zweige der Wheatstone'schen Brücke
findet sich in Prescott's Patent Nr. 190898,
das am 22. April 1876 eingereicht und am 15. Mai 1877 ertheilt
wurde. bereits im J. 1875 von dem Elektriker der Western Union Telegraph Company, Geritt Smith in
Astoria, N. Y., zur Patentirung in Amerika angemeldet und für ihn (beide unter
Ueberweisung von der Hälfte seines Rechtes an George B.
Prescott in New York) auch patentirt worden (vgl. 1877 226 507). Nach dem am 7. December 1875 nachgesuchten und
am 19. December 1876 ertheilten Patente Nr. 185 589 sollten die Stromstärken S0
= 0, S1 = + 1, S2
= – 1 und S3= + 3 und ein gewöhnlicher Taster und ein zweiter,
als Stromwender arbeitender zur Verwendung kommen, R1 auf + Ströme ansprechen und in R2 bei S0 der Ankerhebel a2 sich durch die
Wirkung der Abreissfeder an einen, mit dem einen Pole der Localbatterie b2 verbundenen
einarmigen Hilfshebel h anlegen, welcher durch eine
stärker gespannte Feder an seiner Contactschraube c
festgehalten wurde und daher jetzt b2 durch die beiden entgegengesetzt wirkenden
Rollen von M2
schloss; S2 entfernte
a2 von h, bei S3 endlich vermochte a2 den Hebel h von c loszureissen, weshalb in beiden
Fällen M2
arbeitete.
Auch das am 27. December 1875 angemeldete und an G.
Smith ebenfalls unter dem 19. December 1876 ertheilte Patent Nr. 185588
erstreckt sich auf Doppelgegensprecher mit Pol wechseln. Nach Prescott, Electricity, * S. 847, soll S0
= + 1, S1 = 0, S2 = – 3 und S3 = – 1 genommen werden (vgl. 1877 226 507), B2 auf – Ströme ansprechen, bei S1 eine Abreissfeder
den Ankerhebel a1 von
R1 an einen, hier
in Gestalt eines Winkelhebels h erscheinenden
Hilfshebel, von weichem ihn S0 entfernt hielt, anlegen, S2 aber die Spannfeder am Winkelhebel überwinden und
diesen von der Contactschraube s abheben, von welcher
aus a1 und h die Batterie b1 durch M1 zu schliessen hat. Genau die nämliche Anordnung
haben die Relais bei dem im Journal of the Telegraph,
1878 Bd. 11 * S. 113, und daraus in Telegraphic
Journal, Bd. 6 * S. 198, beschriebenen Doppelgegensprecher Smith's (vgl. 1877 226 507),
für welchen S0
= – 4, S1 = – 1, S2 = + 4 und S3
= + 1 gewählt wurde, während die Sender hier eine
wesentlich einfachere Einrichtung besitzen und zwar der zweite Taster T2 ein einfacher (unter
Nr. 189276 patentirter, von Prescott in Electricity, * S. 857, beschriebener) Stromwender ist;
S1 vermag ferner
a1 nicht mehr (wie
S0) von h entfernt zu halten, wogegen S2 wieder h
von s abhebt.
Textabbildung Bd. 289, S. 208Fig. 3. In eigenthümlicher Weise ferner erfolgt die Schliessung der Localbatterien
b1 und b2 durch M1 und M2 mittels eines
einzigen Relais in dem bereits berührten, am 10. Februar 1877 nachgesuchten und am
3. April 1877 ertheilten Patente Nr. 189276 Geritt
Smith's (mit Ueberweisung des halben Rechtes an Prescott). Hier ist auch S0 = + 4, S1
= – 4, S2 = + 1 und S3
= – 1. Die Spulen S1 und S2 (Fig. 3) des
RelaisVgl. auch Journal of the Telegraph, 1877 Bd. 10 S. 233;
1878 Bd. 11 * S. 97. liegen zu beiden Seiten des polarisirten
Ankerhebels a und besitzen beim
Differential-Doppelgegensprecher je zwei Wickelungen für die beiden Zweige des
fortgehenden Stromes. Bei S0 drängt der Ankerhebel a einen Hilfshebel
h1 von einem
Contacte c1 weg, an dem
h1b2 durch M2 schliessen könnte;
zugleich ist a fern von einem zweiten, jetzt an einem
Contacte c2 liegenden
Hilfshebel h2, an
welchem ab1 durch M1 schliessen würde.
S1 legt a an h2 und entfernt h2 von c2; M1 arbeitet, b2 bleibt offen, weil die Schliessung von h1 aus nur über c1, c2 und h2 erfolgen kann. Bei
S2 vermag a die auf h1 wirkende Spannfeder nicht zu überwinden, entfernt
sich aber von h2, h1 liegt an c1 und h2 an c2, also arbeitet bloss M2. Durch S3 endlich wird a an h2 gedrückt, h2 aber wird von seiner
Spannfeder an c2
festgehalten, wie h1 an
c1, daher arbeiten
jetzt M1 und M2. Die Batterien b1 und b2 erscheinen mit
gleichen Polen an h2
gelegt, so dass eine gleichzeitige Schliessung beider über h1 und a in
M1 und M2 wirkungslos sein würde, selbst wenn
h1 nicht a gegenüber mit einem isolirenden Knopfe versehen wäre.
– Von einer etwas vereinfachten Form des Relais bietet Prescott, Electricity, * S. 859, eine schöne Abbildung (vgl. auch Zetzsche, Handbuch, Bd. 3 * S. 804, und eine weitere
Abänderung Bd. 3, zweite Hälfte, * S. 288).
Noch anders hat F. W. Jones in einem Doppelsprecher ohne
Polwechsel zwei gewöhnliche Relais R1 und R2 zu verwenden versucht. Nach dem Journal of the American Electrical Society, 1877 Bd. 1
* S. 119, wählte er S0
= 0, S1 = 1, S2 = 2 und S3
= S1 + S2
= 3; die Ströme liefern zwei Batterien B1 und B2, von denen B2 doppelt so stark
ist, wie B1. Die
entgegengesetzten Pole von B1 und B2 sind
durch einen Draht d mit einander verbunden und von d laufen Drähte d1 und d2, in welche ein B1 bezieh. B2 gleichender
Widerstand eingeschaltet ist, nach den Ankerhebeln der als Sender benutzten Klopfer
T1 und T2; von den Federn f1 und f2, welche für gewöhnlich mit den Ankerhebeln in
Berührung stehen, ist f1 mit der Leitung L, f2 mit der Erde E
verbunden; beim Niedergehen der Ankerhebel stossen f1 und f2 auf die mit den freien Polen B1 und B2 verbundenen Contacte
c1 und c2 und werden durch sie
von den Ankerhebeln abgehoben. Der Klopfer M1 hat eine doppelte Bewickelung; die eine liegt im
Stromkreise der Localbatterie b2, welche der
Ankerhebel a2 von R2 kurz geschlossen
hält, bis a2 durch S3 angezogen wird.
Durch die zweite Wickelung schliesst der von S1 angezogene Ankerhebel a1 von R1 die Batterie b1, wenn er sich an einen zweiarmigen Hilfshebel h anlegt, weil S1 die auf h wirkende
Spannfeder nicht zu überwinden vermag und daher h mit
seinem oberen Schenkel an der Contactschraube c1 liegen bleibt; durch S2 und S3 dagegen wird h von
der nach M1 führenden
Contactschraube c1, woran er bisher lag, entfernt und mit dem unteren
Schenkel an eine zweite Contactschraube c2 angedrückt, so dass b1 jetzt über a1, h, c2 durch den Klopfer M2 geschlossen wird. S2 und S3 setzen also die
zweite Wickelung von M1
ausser Thätigkeit und S3 bringt dafür die erste zur Wirkung.
Endlich wird noch auf einen Gegensprecher von G. Smith
(vgl. Prescott, Electricity, * S. 809) und auf den etwa
aus dem Jahre 1864 stammenden Uebertrager von G. F.
Milliken in Boston, sowie auf einen ihm verwandten, etwa 1872 von „G.“ erfundenen Uebertrager hingewiesen, welche
beide in D. p. J., 1876 222
* 351, kurz beschrieben worden sind.
Als neu erweist sich hiernach in Keeley's
Doppelgegensprecher nur die Art und Weise, in welcher Keeley mit Hilfe des in Fig. 2 sichtbaren,
bisher noch nicht besprochenen Neben-Elektromagnetes m
einen Mangel beseitigen will, welcher dem Doppelgegensprecher zufolge einer
vorübergehenden Schliessung der Batterie b1 durch M1 anhaften würde, wenn er in der bisher
beschriebenen Weise ausgeführt würde. Wenn nämlich durch Niederdrücken des Tasters
T2 die Stromstärke
S0 (= 0) auf die
Stromstärke S2 (= 3)
erhöht wird und wenn durch Loslassen dieses Tasters S2 wieder auf S0 herabsinkt, so ist von dem Augenblicke
an, in welchem a1 sich
an h anlegt, bis zu dem Zeitpunkte, wo a1 den Hebel h von s entfernt, und
ebenso bis a1 sich von
h entfernt, nachdem h
an s angetroffen ist, auch b1 durch M1 geschlossen, und es steht zu befürchten, dass auch
M1 auf S2 mitarbeitet. Um
dies zu verhindern, wird in den von h nach dem einen
Pole der Batterie b1
hinlaufenden Draht u noch ein ebenfalls auf den
Ankerhebel a1 wirkender
Hilfselektromagnet m eingeschaltet, welcher so
bewickelt ist, dass er eine beträchtliche elektromagnetische Gegenkraft erzeugt;
dieser wird demgemäss dem Elektromagnete von R1 entgegenwirken. Läuft nun z.B. der schwächste
Strom S1 durch R1, so wird der
Ankerhebel a1 bloss in
seine Mittellage gebracht und also b1 durch M1 und m geschlossen;
die den Anker zurückhaltende magnetische Wirkung von m
auf a1 wird aber durch
die eigene elektromagnetische Gegenkraft so lange verzögert, bis die Anziehung von
R1 kräftig genug
geworden ist, um den Anker in seiner jetzigen Lage zu erhalten und den Stromkreis
durch M1 ungestört
geschlossen zu halten. Geht der stärkste Strom durch R1, so wird
a1 aus seiner
Mittellage herausgebracht und der Strom weg durch M1 unterbrochen, während der durch m geschlossen bleibt. Wird der Strom wieder schwächer,
so kehrt der Anker in die Mittellage zurück und schliesst den Strom weg durch M1 wieder; allein wenn
der Strom auf 0 herabsinkt, so wird der Ankerhebel zufolge des von m stetig auf ihn ausgeübten Zuges scharf gegen die
rückwärtige Ruhestellschraube zurückgezogen. Wenn endlich während der letztgenannten
Lage an dieser Stellschraube der stärkste Strom in R1 auftritt, so geht der Ankerhebel a1 infolge der
elektromotorischen Gegenkraft, welche während seiner Bewegung über die Mittellage
hinaus den Elektromagnet m jeder zurückhaltenden Kraft
beraubt, unmittelbar bis zu der ihm vorn gegenüberliegenden Stellschraube weiter. Es
wird sonach durch m die Vorwärtsbewegung des Ankers in
keiner Weise gehindert, seine Rückwärtsbewegung aber beschleunigt. Keeley hätte schärfer noch hervorheben können, dass bei
der Rückwärtsbewegung des Ankerhebels a1 der Elektromagnet m
das stetige Schwächerwerden der Abreissfeder an a1 durch seine mit dem Näherkommen des Ankers sich
steigernde Anziehung ausgleicht und überbietet.
Zum Zwecke des Ueberganges vom Doppelsprechen zum Doppelgegensprechen gibt Keeley den Relais R1 und R2 doppelte Bewickelung in Differentialschaltung. Die
vollständige Schaltung des linken Endamtes würde man hiernach erhalten, wenn man an
den Draht d in Fig. 1
den Draht c in Fig. 2
anschlösse und erst von i ab die Leitung L nach dem anderen Amte führte, zugleich aber von c aus eine locale Leitung durch die zweiten
Bewickelungen von R1
und R2 und durch einen
Widerstand von angemessener Grösse zur Erde E
führte.
Bei einem Versuche, welchen Keeley, in Gemeinschaft mit
H. Bott in Ottawa, auf der 300 engl. Meilen (480
km) langen Linie Ottawa-Toronto machte, arbeiteten die Apparate gut mit einem an
jedem Ende der Leitung einer Batterie von 150 Zellen entnommenen Strome (von
höchstens 0,038 Ampère). Auf der nämlichen Leitung wird der übliche Polar-Quadruplex
mit einem (0,070 Ampère starken) Strome betrieben, welcher 275 Zellen an jedem Ende
der Linie entnommen wird, und dabei ist zeitweise in der Leitung ein Strom von 2 ×
0,070 = 0,140 Ampère, welcher aus 2 × 275 = 550 Zellen stammt.