Titel: | Studien über die Gasfeuerungsanlagen der Glashütten. |
Autor: | Gustav Stimpfl |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 86 |
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Studien über die Gasfeuerungsanlagen der
Glashütten.
Von Gustav
Stimpfl.
(Schluss der Abhandlung S. 68 d. Bd.)
Studien über die Gasfeuerungsanlagen der Glashütten.
II.
Der Betrieb des Nehse-Ofens mit Holz-, Torf- oder Braunkohlengas erfordert, insofern
hierbei ähnlich hohe Temperaturen, wie in dem vorangegangenen Beispiele angeführt,
erzielt werden sollen, einen wo möglich noch heisseren Generatorgang bezieh. eine
Temperatur der in denselben aus den Generatoren übertretenden Heizgase von
mindestens 600° C.
Bei der niedrigen Zersetzungstemperatur des HolzesWährend Holz
sein hygroskopisches Wasser bei 150° C. schon vollständig verliert und über
150° C. hinaus seine Zersetzung beginnt, so dass es bei 280° C. in eine
rothe zerreibliche Masse verwandelt ist, und über 350° C. hinaus erhitzt
(bei welcher Temperatur dasselbe sich in eine leichte Holzkohle von
schwarzer Farbe verwandelt) gasförmige Zersetzungsproducte abgibt, beginnt
die Zersetzung der Steinkohlen erst bei 350° C. und Torfes
bezieh. der jüngeren Braunkohlen entwickeln sich nämlich aus diesen Brennstoffen
während der Kohlungsperiode verhältnissmässig geringe Mengen von Gas und fast nur
Theer- und Wasserdämpfe, welche, ganz so wie bei der Leuchtgasfabrikation aus diesen
Brennstoffen, erst durch einen secundären Process (in dem hier vorliegenden Falle
durch die Wärmewirkung der durch die glühenden Brennstoffschichten im Generator
aufsteigenden primären und secundären Verbrennungsgase) in permanente Gase
umgewandelt werden müssen.Pettenkofer fand vollkommen bestätigt, was
schon Dumas angibt, nämlich dass man bei der
Temperatur der Verkohlung des Holzes nur solche Gase erhält, welche zur
Beleuchtung nicht dienen können, weil neben Kohlensäure, Kohlenoxyd und
Sumpfgas keine schweren Kohlenwasserstoffe sich bilden. Werden die Dämpfe,
welche bei der Verkohlung des Holzes entweichen, noch wesentlich höher
erhitzt, so entsteht beträchtlich mehr Gas und gehen Zersetzungen vor sich,
bei denen schwere Kohlenwasserstoffe sich bilden.
Dieser Zersetzungsprocess hat sich nothwendiger Weise, wenn nicht schon im Generator
selbst, so doch jedenfalls auf dem kurzen Wege vom Generator zum Ofen zu
vollziehen.
Behufs Erzielung der hierzu nöthigen hohen Temperatur ist es erforderlich, einen mehr
oder weniger grossen Theil der gebildeten Generatorgase noch in den Generatoren
selbst zur Verbrennung zu bringen, wozu ein entsprechender Luftüberschuss in
denselben vorhanden sein muss.
Letzterer wird durch einen stärkeren Zug bezieh. durch eine entsprechend grössere
Rostfläche im Generator bedingt.
In den beim Siemens-Ofen mit Holzgasfeuerung im Gebrauch stehenden schachtformigen
Generatoren mit Planrost wird es nur in den seltensten Fällen, unter ganz besonders
günstigen natürlichen ZugverhältnissenUnter
natürlichem Luftzug, zum Unterschiede von demjenigen, welcher durch
besondere Apparate künstlich hervorgebracht wird, versteht man einen
gleichsam von selbst, ohne unser Zuthun, z.B. durch den als Esse wirkenden
Generatorschacht, hervorgebrachten Zug. oder unter Anwendung
eines Gebläses bezieh. bei Aufgabe von künstlich getrockneten Brennstoffen gelingen,
einen für den Nehse-Ofen hinreichend heissen Generatorgang aufrecht zu erhalten;
daher man dort, wo derartige günstige Zugverhältnisse oder die Gelegenheit zur
billigen Unterhaltung eines Gebläses bezieh. zu einer künstlichen Trocknung der zur Aufgabe
gelangenden Brennstoffe ermangeln, für Holz oder Torf Generatoren mit combinirten
Plan- und Stangen- bezieh. Treppenrosten, wie solche zur Vergasung von Braun- oder
Steinkohlen im Gebrauche stehen, in Verwendung bringt.
Insofern die hoch erhitzten Generatorgase (bei dem fast unmittelbaren Anschluss der
Generatoren an den Verbrennungsraum, wie dies ja beim Nehse-Ofen vorausgesetzt ist)
auf ihrem Wege nach diesem letzteren verhältnissmässig nur geringe Wärmeverluste
durch Leitung und Strahlung nach aussen erleiden, hat der durch die theilweise
Verbrennung von Generatorgasen bedingte heisse Gang des Holz- oder Torfgenerators
demnach keine nennenswerthen Brennstoffverluste zur Folge. Hingegen wird sich ein
verhältnissmässig hoher Brennstoffverlust, ursächlich der sehr bedeutenden Strahlung
des Rostes, ergeben, daher aus diesem Grunde jedenfalls ein Generator mit Planrost
und Gebläsebetrieb, wo es schon an einem entsprechend kräftigen natürlichen Luftzug
mangelt, vorzuziehen wäre.
Der Siemens-Ofen verlangt keinen heissen Generatorgang, bei demselben wird man ohne
weiteres für diese Brennstoffe mit den üblichen schachtformigen Generatoren mit
Planrost (für Torf mit solchem und ganz niedrigem Treppenrost) selbst bei
mittelmässigen Zugverhältnissen noch sein Auskommen finden.
Was nun aber den secundären Zersetzungsprocess der in diesen Generatoren zur
Entwickelung kommenden grossen Mengen von Theer- und Wasserdämpfen anbelangt, so
vollzieht sich derselbe beim Siemens-Ofen in den
Gaserhitzungskammern oder Regeneratoren, und zwar in ähnlicher Weise, wie beim
Lowe'schen Wassergas-Carburirungsprocess.
Die Siemens'schen Gaserhitzungskammern functioniren also in diesem Falle gleichzeitig als
Theergaserzeuger bezieh. Carburatoren, und noch dazu in der denkbar
vollkommensten Weise.
Die Theerdämpfe erfahren in denselben keine blosse Zersetzung in Gase und feste
Kohlenstoffe, sondern in Folge der gleichzeitigen Anwesenheit von Wasserdämpfen eine
totale Umsetzung zu Kohlenoxyd, Wasserstoff und Kohlenwasserstoffgasen.
Die für den gegenseitigen Zersetzungsprocess der Theer- und Wasserdämpfe
erforderlichen bedeutenden Wärmemengen werden hier durch die Abhitze des
Siemens-Ofens bezieh. durch die in den Gaserhitzungskammern aufgespeicherte Wärme,
also umsonst, geleistet, und nicht, wie dies beim Nehse-Ofen geschieht, durch einen
vermehrten Brennstoffaufwand im Generator bezieh. auf Kosten der Qualität und
Temperatur der erzeugten Generatorgase beschafft.
Die in Wirklichkeit im Siemens-Ofen zur Verbrennung
gelangenden Generatorgase aus Rohbrennstoffen sind von den uns aus den Analysen
bekannten Generatorgasen dieser Brennstoffe ganz ausdrücklich zu
unterscheiden.
Es ist daher ohne weiteres einzusehen, dass die Analysen der aus Rohbrennstoffen
erzeugten Generatorgase, ohne Berücksichtigung der mit denselben aus dem Generator
nach dem Ofen abziehenden Theer- und Wasserdämpfe, für die Praxis nur einen geringen
Werth haben. Für diese letztere ist es vielmehr von Interesse, die Zusammensetzung der aus den Gaserhitzungs- oder
Carburirungskammern in den Verbrennungsraum übertretenden, carburirten
Generatorgase kennen zu lernen, daher es sich in Zukunft empfehlen wird,
die Gasanalysen auch nach dieser Seite hin auszudehnen.
Aus dem im Vorstehenden Angeführten geht aber noch weiter hervor, dass stark
wasserhaltige, also verhältnissmässig viel Theer- und Wasserdämpfe entwickelnde
Rohbrennstoffe auch beim Siemens-Ofen eine möglichst nahe Heranrückung der
Generatoren an denselben verlangen, sollen nicht bedeutende Brennstoffverluste in
Folge von Theerablagerungen in den langen Leitungskanälen entstehen.
Bei grösseren Entfernungen ist das Gasdampfgemisch auf seinem Wege nach dem
Verbrennungsraume einer mehr oder weniger bedeutenden Abkühlung ausgesetzt, welche
insbesondere auf die Theerdämpfe schädlich einwirkt, „da einerseits die Dämpfe
der verschiedenen Theeröle ein sehr hohes specifisches Gewicht1 Vol.
Wasser gibt beim Siedepunkt 1696 Vol. Dampf, 1 Vol. Terpentinöl nur 193
Vol. Dampf. haben und deshalb nur mit Mühe sich zu einer
gewissen Höhe erheben bezieh. eine gewisse Strecke lang fortschleppen;
andererseits die geringe Menge latenter WärmeWährend
die latente Wärme des Wassers rund 540 Cal. (nach Regnault 536,5 Cal.) beträgt, oder mit
anderen Worten 1 Gew.-Th. Wasser von 100° C. noch 540 Cal. aufnimmt, um
in 1 Gew.-Th. Wasserdampf von 100° C. überzugehen, beträgt die latente
Wärme z.B. des Terpentinöldampfes (nach Brix) nur 74 Cal., welche diese Dämpfe besitzen,
Ursache ist, dass sie sich so leicht condensiren.“
Wo aus dem einen oder anderen Grund eine Näherlegung der Generatoren an den Ofen
nicht thunlich erscheint, bleibt es einer sachverständigen Calculation überlassen,
zu entscheiden, inwiefern die hieraus sich ergebenden Misstände durch einen
entsprechend heisseren Generatorgang bezieh. durch eine vorangehende künstliche
Trocknung des Holzes oder Torfes am zweckmässigsten ausgeglichen werden können.
„Bei einem heissen Gange des Generators erleidet ein Theil der entwickelten
Theerdämpfe sofort eine Zersetzung in permanente Gase, während die unzersetzt
aus dem Generator entweichenden Theerdämpfe in Folge ihrer stärkeren Erhitzung
eine entsprechende Verdünnung erfahren und an Schwerfälligkeit der Bewegung
verlieren.“
„Bei einem langsameren Gange des Generators ist die Theerproduction eine
verhältnissmässig bedeutendere. Die zur Entwickelung kommenden Theerdämpfe sind
dabei, in Folge ihrer niedrigen Temperatur, sehr träge in ihren Bewegungen und
mehr oder weniger leicht zur Condensation geneigt.“
Von dem günstigsten Einflüsse für die Fortbewegung der Theerdämpfe in den
Gasleitungskanälen ist ein kräftiger Zug in denselben bezieh. eine gut
functionirende Esse.
In stark ziehenden Gasleitungskanälen reisst die grosse Menge der Generatorgase und
Wasserdämpfe die in denselben suspendirt enthaltenen Theeröldampfbläschen, welche
bei einem schwächeren Zug in Folge der herrschenden niedrigen Temperatur zu
Theertröpfchen condensirt und niedergeschlagen würden, mit sich nach den
Gaserhitzungs- oder Carburirungskammern fort.
In Holzgeneratoren kann man bei langsamem Generatorgang und Aufgabe von lufttrockenem
Fichten- oder Tannenholze die Theerproduction auf mindestens 10 bis 12 k für 100 k
Holz veranschlagen.
Durch einen heisseren Gang des Generators, wie ein solcher für den Nehse-Ofen
erforderlich ist, dürfte sich die Theermenge auf 2,5 bis 3,5 k herabmindern, welch
kleiner Rest
schliesslich auch noch, und zwar als Theerdampf, im Nehse-Ofen zur Verbrennung
gelangt.
Aus Obigem lässt sich entnehmen, wie bedeutend mitunter beim Siemens-Ofen, bei einem
langsamen Generatorgang und einer grösseren Entfernung der Generatoren vom Ofen
bezieh. einem verhältnissmässig schwachen Zug in den Gasleitungskanälen, die
Brennstoffverluste in Folge einer vermehrten Theerbildung in den Generatoren und
Ablagerung in den Gasleitungskanälen ausfallen können; wobei noch immer angenommen
ist, dass der grössere Theil des gebildeten Theers mit den gleichzeitig entwickelten
Generatorgasen und Wasserdämpfen in die Gaserhitzungs- oder Carburirungskammern
gelangt, um sich dort mit letzteren in permanente Heizgase umzusetzen.
Wäre eine vollständige Ausnutzung des bei der Holz- oder Torf- bezieh.
Braunkohlenvergasung in so grossen Mengen zur Entwickelung kommenden Theers im
Siemens-Ofen möglich, so würde dessen Ueberlegenheit gegenüber dem Nehse-Ofen nicht
allein in Bezug auf den geringen Brennstoffaufwand in demselben, sondern auch in
Hinsicht auf die Leuchtkraft und Strahlungsfähigkeit der darin erzeugten Flamme eine
ganz bedeutende sein.
Während beim Siemens Ofen der secundäre Zersetzungsprocess der Theerdämpfe zu
permanenten Heizgasen bezieh. die Carburirung der Generatorgase ohne jeden
Brennstoffaufwand durch die in den Gaserhitzungs- bezieh. Carburirungskammern aus
der Abhitze aufgespeicherten WärmemengenUm die
Gaserhitzungs- bezieh. Carburirungskammer durch diesen Zersetzungsprocess
nicht allzusehr in Anspruch zu nehmen, wird man in der Praxis zweckmässig
zur Zeit der grössten Theerentwickelung in den Generatoren, also unmittelbar
nach jeder Neubeschickung derselben, auch die Kammern wechseln.
in der vollständigsten Weise besorgt wird, muss hierzu in den Generatoren des
Nehse-Ofens eine bedeutende Menge an Wärme bezieh. Brennmaterial aufgewendet werden,
ohne dass dadurch die Theerzersetzung eine vollständige wird. Dazu kommt noch, dass
beim Nehse-Ofen mit Holz- oder Torfgasbetrieb die Wärmeverluste in den Generatoren
in Folge der bedeutenden Strahlung der combinirten Plan- und Stangenroste derselben
gegenüber den kaum halb so grossen Planrosten der Holz- oder Torfgasgeneratoren des
Siemens-Ofens 2- bis 2,5mal höher als bei diesen letzteren ausfallen.
Während bei der Steinkohlengasfeuerung der Generatorbetrieb für die beiden in Rede
stehenden Ofensysteme so ziemlich derselbe bleibt, ergibt sich nach Obigem bei dem
für den Nehse-Ofen in Anwendung kommenden Generatorbetrieb mit Holz oder Torf ein
bis zu etwa 20 Proc. höherer Brennstoff auf wand, als bei dem für den Siemens-Ofen
in Anwendung kommenden.
Dagegen entstehen beim Siemens-Ofen mit Holz- oder Torfgasbetrieb in Folge der in den
Gasleitungskanälen stattfindenden mehr oder weniger bedeutenden Theerablagerungen
Verluste im Betrage bis zu 20 Proc. des Heizwerthes der zur Vergasung gelangenden
Rohbrennstoffe, welche beim Nehse-Ofen nicht vorkommen. Für Braunkohlen wird sich
durch den Generatorbetrieb beim Nehse-Ofen nur ein bis zu etwa 12 Proc. höherer
Brennstoffaufwand als beim Siemens-Ofen ergeben; hingegen dürften bei letzterem
wieder die Brennstoffverluste in Folge der in den Gaskanälen stattfindenden
Theerablagerungen für Braunkohlen nicht höher als auf etwa 12 Proc. steigen.
Der Mehraufwand an Brennstoff: Holz, Torf oder Braunkohle, beim
Generatorbetriebe für den Nehse-Ofen wird sich mit den Brennstoffverlusten in Folge
der Theerablagerungen in den Gasleitungskanälen beim Generatorbetrieb für den
Siemens-Ofen im grossen Ganzen decken, so dass unter den hier angenommenen
VerhältnissenUebertritt von
mehr als 50 Proc. der in den Generatoren des Siemens-Ofens zur Entwickelung
kommenden Theerdämpfe in die Gaserhitzungs- oder Carburirungskammern
desselben. die vergleichende Berechnung des Brennstoffaufwandes
für die beiden Oefen auf den in denselben stattfindenden Verbrennungsprocess
beschränkt bleiben kann.
Das Ergebniss dieser Berechnung wird sich in diesem Falle für den Nehse-Ofen eher
noch ungünstiger als beim Steinkohlengasbetrieb herausstellen, und zwar aus
folgenden Gründen:
1) Wenn sich auch der Mehraufwand an Brennstoff (Kohlenstoff und Wasserstoff) beim
Generatorbetrieb für den Nehse-Ofen mit den Verlusten an Kohlenstoff und
Wasserstoff, in Folge der Theerablagerungen in den Gasleitungskanälen, beim
Generatorbetrieb für den Siemens-Ofen deckt, so hat man es beim Nehse-Ofen noch
weiter mit den Verbrennungsproducten: Kohlensäure, Wasserdampf und Stickstoff,
dieser Brennstoffe im Generator zu thun, welche mit den Generatorgasen nach dem
Verbrennungsraum abziehen und dort auf die Ofentemperatur mit erhitzt werden, in
Folge dessen letztere nicht unbedeutend herabgedrückt wird.
2) Die unzersetzt in den Nehse-Ofen übertretenden Theerdämpfe erfordern zu ihrer
vollständigen Verbrennung bei der ungünstigen Mischung von Gas und Luft in diesem
Ofen einen bedeutenden Luftüberschuss, durch welchen eine weitere Erniedrigung der
Ofentemperatur herbeigeführt wird. Eine jede Temperaturerniedrigung im Ofen hat
aber, wie sich dieses aus den Berechnungen der Heizeffecte des Steinkohlengases im
Nehse-Ofen ergeben hat, eine Verminderung der für den Glasschmelzprocess nutzbar
bleibenden Calorien, also einen Mehraufwand an Brennstoff zur Folge.
III.
Wenn die Generatorgasöfen mit alleiniger Vorwärmung der Verbrennungsluft trotz ihres
grösseren Brennstoffaufwandes dennoch vielfache Verbreitung in den Glashütten
gefunden haben, so liegt der Grund: a) in ihrer einfacheren Construction bezieh.
bequemeren Handhabung, b) in der gleichmässigeren Wärme- und Flammenvertheilung im
Hafenraume derselben, welcher Umstand bei Hohlglasöfen, insbesondere für die Dauer
der Arbeitszeit, von grosser Wichtigkeit ist.
ad a) Die complicirte Bauart des Siemens-Ofens zugegeben, erwuchs demselben indessen
eine weit grössere Abneigung in Folge seiner schwierigeren Handhabung, welche
hauptsächlich in den ursprünglich zur Verwendung gekommenen Gaswechseln und Ventilen
mit Klappen lag, die häufig den Dienst versagten und vorzeitig unbrauchbar wurden,
wodurch sehr unliebsame Betriebsstörungen und Kosten entstanden.
Die Einführung des Pütsch'schen Glockenventils (der
sogen. Gastrommel) bezieh. der Tellerventile und Doppelknierohre mit Klappe (der
sogen. Hengste) hat die Handhabung des Siemens-Ofens sehr vereinfacht, so dass der
Betrieb desselben, mit Ausnahme der regelmässig sich wiederholenden Procedur
„des Ausbrennens“ der Gasleitungskanäle, keinen nennenswerthen Störungen
unterliegt.
Es ist indessen diese durchschnittlich alle drei Wochen sich wiederholende, höchst
unsaubere Arbeit des Theerausbrennens schon hinreichend genug, den Siemens-Ofen
trotz seiner Vorzüge mehr oder weniger missliebig zu machen.
Obiger Uebelstand (der noch dazu mit einer bedeutenden Zeit- und Brennstoffvergeudung
verbunden ist) würde sich durch Einführung von Generatoren mit theerfreier Vergasung
der darin zur Aufgabe gelangenden Rohbrennstoffe am gründlichsten beseitigen
lassen.
Ein diesen Anforderungen entsprechender neuer Gaserzeuger, der gleichzeitig eine
Brennstoffersparniss bis zu 30 Proc. und darüber des bisher üblichen Verbrauches zu
erwarten gibt, soll in einer späteren Abhandlung besprochen werden.
ad b) Bei Aufrechterhaltung der Regeneration während der Arbeitszeit bleibt die
ungleiche Wärme- bezieh. Flammenvertheilung im Hafenraume des Siemens-Ofens
fortbestehenDer neue
Regenerativgasofen mit Doppelflammen, System Hening
und Wrede (D. R. P. Nr. 65738) behebt wohl diesen Uebelstand,
erscheint jedoch mit seinen sechs Regeneratoren etwas complicirt, und
bedingt zum voraus einen unverhältnissmässig lang gestreckten Hafenraum, da
sonst die Zwischenwände der Regeneratoren zu schwach ausfallen würden und in
Folge dessen Gasdurchlässe zu befürchten blieben., weshalb in der
Praxis für die Dauer der Arbeitszeit von der Regeneration meistens Umgang genommen
bezieh. Gas- und Luftwechsel „auf halb“ gestellt wird.
Die Folge davon ist, dass der Ofen trotz verhältnissmässig bedeutendem
Brennstoffverbrauch allmählich, gegen Ende der ersten Hälfte der Arbeitszeit, derart
erkaltet, dass die Arbeit auf kurze Zeit ausgesetzt werden mussZweckmässig
wird man diese Unterbrechungen mit den üblichen Pausen, während der
Mahlzeiten der Arbeiter, zusammenfallen lassen., um durch
mehrmaliges „Wechseln“ wieder so viel Wärme in den Regeneratoren
aufzuspeichern, damit sie sodann ungestört zu Ende geführt werden kann.
Selbstverständlich wird in diesem Falle auch „das Warmschüren“ des Ofens, auf
„das Materieeinlegen“, eine entsprechend längere Zeit in Anspruch nehmen,
was gleichfalls wieder einen verhältnissmässig grösseren Zeit- und Brennstoffaufwand
verursacht. Bei Einstellung der Regeneration im Siemens Ofen während der Arbeitszeit
resultirt demnach für denselben ein mehr oder weniger grösserer Brennstoffverbrauch
als in den Oefen mit alleiniger Vorwärmung der Verbrennungsluft für diese
Periode.
Ein weiterer Vortheil der Generatorgasöfen mit alleiniger Vorwärmung der
Verbrennungsluft liegt in der leichter, d.h. in kürzerer Zeit, zu bewerkstelligenden
Abkühlung des Hafenraumes bezieh. der Glasmasse in den Häfen vor Beginn der Arbeit,
wodurch sich die Zeitdauer des sogen. „Abgehenlassens“ bedeutend verringern
lässt.
Wenn nun die Generatorgasöfen mit alleiniger Vorwärmung der Verbrennungsluft auch für
die Dauer des eigentlichen Schmelz- und Läuterungsprocesses auf gleich sparsamen
Brennstoffverbrauch mit dem Siemens-Ofen gebracht werden könnten, so würden
dieselben letzterem in vielen Fällen vorzuziehen sein.
Die Fehler oder Mängel der in den Glashütten gebräuchlichen Generatorgasöfen mit
alleiniger Vorwärmung der Verbrennungsluft liegen, wie aus dem Vorausgegangenen
ersichtlich, in der verhältnissmässig geringen Ausnutzung der Wärme der
abziehenden Verbrennungsgase für den Erhitzungsprocess im Ofen, und zum Theil auch,
wie z.B. beim Nehse-Ofen, in der äusserst ungünstigen MischungIn den meisten
Fällen treten Gas und Luft durch je zwei abwechslungsweise einander gegenüber stehende Oeffnungen in den
Brenner, um aus diesem sodann neben einander in den Hafenraum des Ofens
aufzusteigen. Wenn Nehse (Dralle, Anlage und Betrieb der Glasfabriken, S.
74) die Luftaustritte den Gasaustritten gerade
gegenüber im Brenner anordnet, damit die heisse Luft und die direct aus den
Generatoren kommenden heissen Gase gegen einander strömen, um sich zu
mischen und so schon im Brenner die Verbrennung einzuleiten, so hat sich
diese Anordnung in der Praxis nicht bewährt. von Luft und
Gas.
Eine möglichst vollkommene Mischung von Luft und Gas gleich bei ihrem Zusammentritt
im sogen. Brenner u.s.w. ist gerade bei diesen Oefen, in welchen neben den
Generatorgasen auch Theerdämpfe zur Verbrennung gelangen, von doppelter
Wichtigkeit.
Als Beispiel einer sehr gut functionirenden Methode der Mischung von Luft und Gas sei
hier die von Leon Renard angeführt.Dralle, Anlage und Betrieb der Glasfabriken, S.
62.
„Die erhitzte Luft tritt in zwei etwa 800 bis 1000 mm breite und 400 bis 600 mm
hohe Brenner, die sich in den beiden Stirnwänden (über den Hafenthoren) des
Ofens befinden.“
„Jeder dieser Brenner wird durch eine mit etwa 60 bis 80 Löchern von je 8 mm
lichtem Durchmesser versehene Schamotteplatte abgeschlossen. Das Gas strömt aus
einem etwa 120 bis 150 mm weiten, regulirbaren Schlitze (der sich in dem Gewölbe
des Brenners in dessen ganzer Breitenausdehnung befindet) in dünner Schicht von
oben nach unten in den betreffenden Brenner ein, wobei diese Gasschicht
gewissermaassen von 60 bis 80 Luftströmen durchdrungen wird.“
Es erfahren hierdurch die einzelnen Gastheilchen eine innige Vermischung mit den zu
ihrer Verbrennung nöthigen Lufttheilchen, in Folge dessen sich der
Verbrennungsprocess ungemein rasch bezieh. mit hoher Anfangstemperatur vollzieht.
Dazu kommt noch, dass die aus den beiden diametral gegenüber liegenden Brennern
unmittelbar gegen einander strömenden Flammen in der Mitte des Ofens mit einer
gewissen Energie auf einander treffen und sich gegenseitig unter Wirbelbildung
durchdringen, wobei die letzten Reste der noch unverbrannt gebliebenen Gas- und
Theertheilchen gerade am richtigen Orte, wo die Flamme durch ihr
Wärmestrahlungsvermögen den grössten Heizeffect hervorzurufen vermag, zur
Verbrennung gelangen.
Was nun die bessere Ausnutzung der Wärme der abziehenden Verbrennungsgase anbelangt,
so liegt nichts näher, als einen Theil dieser Wärme zur künstlichen Trocknung
bezieh. Entwässerung des Vergasungsmaterials (Holz, Torf oder jüngere Braunkohle)
vor dessen Aufgabe in den Generator zu benützen.
„In Nehse's zweiter (angeblich wesentlich
verbesserter) OfenconstructionDralle, Anlage und Betrieb der
Glasfabriken, S. 75. erscheint der obere Theil des
Generators, welcher als Füllrumpf zur Aufnahme des Brennmaterials ausgebildet
ist, mit einem Kanalsystem umgeben, durch welches ein Theil der abgehenden
Verbrennungsgase circulirt, wobei das in den Füllrümpfen aufgespeicherte frische
Brennmaterial erhitzt und entwässert bezieh. (nach Nehse) in gewissen Grenzen entgast werden soll.“
Wenn die hierbei zur Entwickelung gelangenden Wasserdämpfe gleichzeitig auf
irgend eine Weise aus den Generatoren nach aussen abgesogen würden, könnte man sich
mit dieser Einrichtung nötigenfalls einverstanden erklären, so aber ziehen dieselben
nach wie vor mit den Generatorgasen nach dem Ofen ab, daher unter diesen Umständen
von einer wesentlich verbesserten Construction wohl kaum die Rede sein kann.
Eine weitere Verwerthung der Wärme der abziehenden Ofengase von grosser Bedeutung
lässt sich durch die Ausnutzung derselben behufs Erhitzung der primären
VerbrennungsluftDer dem
neuesten Ofensystem von Nehse, mit
Flammenführung nach Patent Klattenhoff,
einverleibte Generator ohne Rost (Dralle, Anlage und
Betrieb der Glasfabriken, S. 76 und 77), in welchem die erhitzte
Vergasungsluft mittels Schornsteinzug in niedersteigender Richtung durch das
Brennmaterial geleitet wird, trägt derart den Stempel der Unmöglichkeit an
sich, dass hier auf denselben weiter gar nicht eingegangen werden
kann. (bezieh. des allfälligen Gemisches derselben mit Wasser- als
Vergasungsdämpfen) für den Generatorprocess erzielen.
Eine solche Ausnutzung der Abhitzgase für den Generatorprocess findet sich in Bunte's Koksgenerator mit nassem Betrieb in höchst genialer und praktischer Weise zur Durchführung
gebracht.Im Münchener
Koksgenerator mit nassem Betrieb wird die nach dem Generator ziehende
primäre Verbrennungsluft auf 350° C. vorgewärmt.
Bei der Vergasung von Rohbrennstoffen, wie Holz, Torf oder jüngeren Braunkohlen, kann
selbstverständlich nur von einem sehr gemässigt nassen
Betrieb (eben hinreichend, um die Roststangen nicht allzu sehr durch die Hitze
leiden zu lassen bezieh. die Asche der Brennmaterialien nicht zum Schmelzen zu
bringen) die Rede sein, und zwar überhaupt nur unter der Voraussetzung einer (der
Aufgabe in den Generator) vorangehenden künstlichen Trocknung bezieh. Entwässerung
dieser Brennstoffe.
Behufs Darlegung des Effectes einer solchen Gasfeuerungsanlage mit gleichzeitiger
Vorwärmung der Vergasungsmittel (Luft und Dampf) für den Generatorprocess sei
angenommen, dass diese beiden Vergasungsmittel durch die Abhitzgase des Glasofens
gegen Ende des eigentlichen Schmelzprocesses eine Vorwärmung bis zu 1000° C.
erfahren bezieh. mit einer solchen Temperatur in den Generatorprocess
eintreten.Mit einer
derartig hohen Vorwärmung der Vergasungsluft ist keinerlei Nachtheil für den
Generatorbetrieb verbunden, da jeder Wärmeüberschuss im Generator durch
vermehrte Zuführung von Wasserdämpfen leicht beseitigt und zur
Wasserzersetzung nutzbar gemacht werden kann. Wo dies (wie z.B. bei Aufgabe
von an und für sich schon sehr wasserhaltigen Rohbrennstoffen) nicht angeht,
wird man sich behufs Vergasung dieser Rohbrennstoffe eines Generators ohne
Rost bezieh. eines solchen mit wassergekühltem Roste bedienen, und das in
letzterem Falle bezieh. in beiden Fällen zur Verwendung kommende Kühlwasser
gleichzeitig auch zur Erzeugung des Vergasungsdampfes
benützen.
Als Vergasungsmaterial dienen wieder westfälische Kohlen, welche beim trockenen Betrieb (mit atmosphärischer Luft von
gewöhnlicher Temperatur) ein Generatorgas liefern, das sich für 1 cbm zusammensetzt
aus:
0,058
cbm
Wasserstoff
0,017
„
Methan
0,209
„
Kohlenoxyd
0,063
„
Kohlensäure
0,608
„
Stickstoff
0,045
„
Wasserdampf
––––––––––
1,000
cbm
Beim nassen Betrieb sollen nun von obigen
0,209
cbm
Kohlenoxyd des gewöhnlichen Siemens-Generatorgases
0,080
„
Kohlenoxyd, entsprechend
0,040,04
cbm„
KohlenstoffdampfSauerstoff
anstatt durch den Sauerstoff der Luft, durch den Sauerstoff
des (mit der primären Verbrenungsluft) in den Generator zur Einführung gelangenden
Vergasungsdampfes gebildet werden. Hierzu sind:
0,08 cbm WasserdampfObige
0,08 cbm Wasserdampf entsprechen einer Wasserzufuhr von etwa 24
Proc. des Gesammtgewichtes des vergasten Kohlenstoffs. In der Praxis
lässt sich die Menge der Wasserdampfzufuhr noch um die der
Wärmestrahlung des Rostes entsprechende Menge Wärme (welche beim nassen Betrieb in den Generator
zurückgeführt wird) erhöhen. In dem hier vorgeführten
Rechnungsbeispiele soll bloss der Effect der Vorwärmung der
Vergasungsmittel (Luft und Dampf) nachgewiesen werden.,
entsprechend
0,080,04
cbm„
WasserstoffSauerstoff
erforderlich, welche in inniger Mischung mit der zu 0,50 cbm
angenommenen primären Verbrennungsluft unter den Generatorrost treten.
Die Zersetzung obiger 0,08 cbm Wasserdampf beansprucht einen Wärmeaufwand von (0,08 ×
2654) = 212 Cal., welcher durch die Wärmezufuhr der auf 1000° C. erhitzten
Vergasungsmittel (Luft und Dampf), und zwar:
für
0,50
cbm
Vergasungsluft mit (0,5 × 0,3449 × 1000)
= 172
Cal.
„
0,08
„
Vergasungsdampf mit (0,08 × 5734 × 1000)
= 45
„
––––––––––
mit in Sa.
217
Cal.
mehr als gedeckt erscheint.
Das dem Brennstoffinhalte von 1 cbm des gewöhnlichen Siemens-Generatorgases
entsprechende Gasgemisch aus dem nassen Betriebe setzt
sich in diesem Falle zusammen aus:
0,138
cbm
Wasserstoff
0,017
„
Methan
0,209
„
Kohlenoxyd
0,063
„
Kohlensäure
0,448
„
Stickstoff
0,045
„
Wasserdampf
––––––––––
0,920
cbm
Demselben entspricht ein Heizwerth, bezogen auf Wasserdampf:
für
0,138
cbm
Wasserstoff
von
(0,138 × 2654)
= 366
Cal.
„
0,017
„
Methan
„
(0,017 × 8482)
= 144
„
„
0,209
„
Kohlenoxyd
„
(0,209 × 3007)
= 628
„
––––––––––
von in Sa.
1138
Cal.
Unter der Annahme, dass obiges Gasgemisch gegen Ende des eigentlichen
Schmelzprocesses mit einer Temperatur von 600° C. und die vorgewärmte secundäre
Verbrennungsluft mit einer solchen von durchschnittlich 1000° C. in den
Verbrennungsprocess eintreten, führen dieselben an freier Wärme mit sich in den Ofen
ein:
für
0,138
cbm
Wasserstoff (0,138 × 0,329 × 600)
= 27,2
Cal.
„
0,017
„
Methan (0,017 × 0,456 × 600)
= 4,6
„
„
0,209
„
Kohlenoxyd (0,209 × 0,329 × 600)
= 41,2
„
„
0,063
„
Kohlensäure (0,063 × 0,553 × 600)
= 20,9
„
„
0,448
„
Stickstoff (0,448 × 0,329 × 600)
= 88,4
„
„
0,045
„
Wasserdampf (0,045 × 0,496 × 600)
= 13,3
„
–––––––––––––––
–––––––––––
für
0,920
cbm
des Gasgemisches
195,6
Cal.
für
1,050
cbm
der secundären Verbrennungsluft(1,05 × 0,344 × 1000)
= 361,2
„
–––––––––––
in Sa.
556,8
Cal.
Die specifische Wärme der Verbrennungsproducte dieses Gasgemisches bei einer
Temperatur von 1900° C.
für
0,217
cbm
Wasserdampf
mit
(0,217 × 0,7454)
= 0,161
Cal.
„
0,289
„
Kohlensäure
„
(0,289 × 0,8299)
= 0,239
„
„
1,278
„
Stickstoff
„
(1,278 × 0,3794)
= 0,484
„
–––––––––––––––
–––––––––––
für
1,784
cbm
mit in Sa.
0,884
Cal.
angenommen, ergibt sodann für dieselben eine der Wirklichkeit
mehr oder weniger nahe kommende Temperatur von:
T=\frac{1138+536,8}{0,884}=\frac{1694,8}{0,884},
oder rund 1900°C.
Einer Temperatur der Heiz- oder Verbrennungsgase von 1400° C. (mit welcher
dieselben gegen Ende des eigentlichen Schmelzprocesses den Ofen verlassen)
entspricht eine specifische Wärme:
für
0,217
cbm
Wasserdampf
von
(0,217 × 0,6499)
= 0,141
Cal.
„
0,289
„
Kohlensäure
„
(0,289 × 0,7235)
= 0,209
„
„
1,278
„
Stickstoff
„
(1,278 × 0,3602)
= 0,460
„
–––––––––––––––
–––––––––––
für
1,784
cbm
von in Sa.
0,810
Cal.
bezieh. ein Wärmeinhalt von (0,81 × 1400)
= 1135
„
Obige Heiz- oder Verbrennungsgase enthalten daher gegen Ende des eigentlichen
Schmelzprocesses einen Wärmeüberschuss von:
I'') (1694 – 1134) = 560 Cal.
Gegen Ende des Läuterungsprocesses soll sich die Temperatur der in den Generator zur
Einführung gelangenden Vergasungsmittel (Luft und Dampf) bis auf 1200° C. erhöhen,
in Folge dessen wird auch die Dampfzufuhr im Generator eine verhältnissmässige
SteigerungDie
Dampfzufuhr muss sich beim nassen Betrieb selbsthätig nach der Temperatur im Generator
bezieh. nach der in der Zeiteinheit zur Verbrennung kommenden
Kohlenstoffmenge regeln., z.B. von 0,08 cbm auf 0,10 cbm,
erfahren, welch letztere sich aus
0,10
cbm
Wasserstoff und
0,05
„
Sauerstoff
zusammensetzen.
Es werden demnach weitere 0,02 cbm Kohlenoxyd, entsprechend
0,01
cbm
C
0,01
„
O
anstatt durch den Sauerstoff der primären Verbrennungsluft,
durch den Sauerstoff des mit derselben zur Einführung kommenden Vergasungsdampfes
gebildet.
Die Zersetzung obiger 0,10 cbm Wasserdampf erfordert einen Wärmeaufwand von (0,1 ×
2654) = 265,4 Cal., welcher durch die Wärmezufuhr der mit 1200° C. in den Generator
übertretenden Vergasungsmittel (Luft und Dampf)
für
0,45
cbm
Vergasungsluft mit (0,45 × 0,3526 × 1200)
= 190,4
Cal.
„
0,10
„
Vergasungsdampf mit (0,1 × 0,6116 × 1200)
= 73,3
„
–––––––––––
mit in Sa.
263,7
Cal.
so viel als gedeckt erscheint.
Das dem Brennstoffinhalte von 1 cbm des gewöhnlichen Siemens-Generatorgases
entsprechende Gasgemisch aus dem nassen Betriebe setzt
sich in diesem Falle zusammen aus:
0,158
cbm
Wasserstoff
0,017
„
Methan
0,209
„
Kohlenoxyd
0,063
„
Kohlensäure
0,408
„
Stickstoff
0,045
„
Wasserdampf
––––––––––
0,900
cbm
Demselben entspricht ein Heizwerth, bezogen auf Wasserdampf:
für
0,158
cbm
Wasserstoff
von
(0,158 × 2654)
= 419
Cal.
„
0,017
„
Methan
„
(0,017 × 8482)
= 144
„
„
0,209
„
Kohlenoxyd
„
(0,209 × 3007)
= 628
„
––––––––––
von in Sa.
1191
Cal.
Unter der Annahme, dass gegen Ende des Läuterungsprocesses obiges Gasgemisch mit
einer Temperatur von 600° C. und die vorgewärmte secundäre Verbrennungsluft mit
einer solchen von durchschnittlich 1200° C. in den Verbrennungsprocess eintreten,
führen dieselben an freier Wärme mit sich in den Ofen ein:
für
0,158
cbm
Wasserstoff (0,158 × 0,329 × 600)
= 31,1
Cal.
„
0,017
„
Methan (0,017 × 0,456 × 600)
= 4,6
„
„
0,209
„
Kohlenoxyd (0,209 × 0,329 × 600)
= 41,2
„
„
0,063
„
Kohlensäure (0,063 × 0,553 × 600)
= 20,9
„
„
0,408
„
Stickstoff (0,408 × 0,329 × 600)
= 80,5
„
„
0,045
„
Wasserdampf (0,045 × 0,496 × 600)
= 13,3
„
––––––––––
–––––––––––
für
0,900
cbm
des Gasgemisches
191,6
Cal.
für
1,100
cbm
der secundären Verbrennungsluft(1,1 × 0,3526 × 1200)
= 465,4
„
–––––––––––
in Sa.
657,0
Cal.
Die specifische Wärme der Verbrennungsproducte dieses Gasgemisches bei einer
Temperatur von 2000° C.
für
0,237
cbm
Wasserdampf
mit
(0,237 × 0,7646)
= 0,181
Cal.
„
0,289
„
Kohlensäure
„
(0,289 × 0,8512)
= 0,245
„
„
1,278
„
Stickstoff
„
(1,278 × 0,3832)
= 0,489
„
––––––––––
–––––––––––
für
1,804
cbm
mit in Sa.
0,915
Cal.
angenommen, ergibt sodann für dieselben eine der Wirklichkeit
mehr oder weniger nahe kommende Temperatur von:
T=\frac{1191+657}{0,915}=\frac{1848}{0,915},
oder rund 2020° C.
Einer Temperatur der Heiz- oder Verbrennungsgase von 1600° C. (mit welcher dieselben
gegen Ende des Läuterungsprocesses den Ofen verlassen) entspricht eine specifische
Wärme:
für
0,237
cbm
Wasserdampf
von
(0,237 × 0,6881)
= 0,160
Cal.
„
0,289
„
Kohlensäure
„
(0,289 × 0,766)
= 0,221
„
„
1,278
„
Stickstoff
„
(1,278 × 0,3679)
= 0,470
„
––––––––––
–––––––––––
für
1,804
cbm
von in Sa.
0,851
Cal.
bezieh. ein Wärmeinhalt von (0,851 × 1600)
= 1361
Cal.
Obige Heiz- oder Verbrennungsgase enthalten daher gegen Ende des Läuterungsprocesses
einen Wärmeüberschuss von:
II'') (1848 – 1361) = 487 Cal.
Die Wärmeüberschüsse im Siemens-Generatorgasofen verhalten sich demnach für diesen
Fall zu den Wärmeüberschüssen im Generatorgasofen mit Vorwärmung der secundären
Verbrennungsluft und der Vergasungsmittel (Luft und Dampf):
ad I') und I'') wie (532 : 560)
ad II') und II'') wie (493 : 487)
daher man den Brennstoff auf wand für beide Ofensysteme
sowohl
a) gegen Ende des eigentlichen Schmelzprocesses, als
auch
b) gegen Ende des Läuterungsprocesses als völlig gleich gross
annehmen kann.
Dabei ist auf den Heizeffect der gleichzeitig mit den Gasen in den
Verbrennungsprocess eintretenden Theerdämpfe keinerlei Rücksicht genommen.
Die Menge dieser Theerdämpfe wird für westfälische Kohle, gegenüber anderen
Rohbrennstoffen mit bedeutendem Wassergehalt, verhältnissmässig gering
ausfallen.
Im Siemens-Ofen erfahren die Theerdämpfe schon gelegentlich ihres Durchganges durch
die Regeneratoren eine vollständige Umwandlung in permanente Gase, wobei möglicher
Weise (bei der geringfügigen Menge der gleichzeitig vorhandenen Wasserdämpfe) sogar
eine theilweise Ausscheidung von festem Kohlenstoff erfolgen dürfte, welcher in
höchst feinvertheiltem Zustande von den Gasen in den Hafenraum des Ofens mit
fortgerissen wird, um dort mit letzteren zur Verbrennung zu gelangen.