Titel: | Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 255 |
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Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren,
der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige.
(Schluss des Berichtes S. 185 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche
und verwandter Industriezweige.
Verfahren und Apparat zur Herstellung von Bariumhyperoxyd aus
Bariumcarbonat.
Um aus kohlensaurem Baryt reinen, wasserfreien Baryt zu erhalten, wie solcher zur
Herstellung von Bariumsuperoxyd nöthig ist, vermischt man ersteren nach Th. v. Dienheim mit der theoretisch erforderlichen
Menge Kohle und glüht. Die der Umwandelung schädlichen Gase (Kohlensäure,
Sauerstoff) werden entweder durch Einblasen eines inerten, reinen und heissen Gases
entfernt, oder dadurch unschädlich gemacht, dass man der Masse von dieser leicht zu
trennende Kohlestücke zusetzt oder die Retortenwand mit solchen auskleidet.
Textabbildung Bd. 288, S. 254
Fig. 7.v. Dienheim's Barytofen.
Die Ausführung des Verfahrens geschieht nach der beigegebenen Zeichnung der Anlage
(Fig. 7). Der v. Dienheim's Barytofen. senkrechte
hermetisch verschlossene Schachtofen besteht aus drei übereinander angeordneten
Räumen EF, AB, CD, welche das Füllen und Entleeren der
Retorten bei Abschluss der äusseren Luft gestatten und unter sich durch die Sohlen
c, d und a, b in
Verbindung stehen, die mit Oeffnungen behufs Circulation und Entfernung der Gase
versehen sind. Die Flammen des Herdes dringen durch den Kanal K ein, erhitzen die Retorte A, die zurEntcarbonisirung dient, desgleichen die Retorte B, in welcher die höhere Oxydation des Baryts
stattfindet, und wärmen endlich das in F und E befindliche Material vor. Durch Rohr r tritt das erwähnte heisse inerte Gas ein,
durchstreicht die Retorte A und den Füllraum E und entweicht durch t.
In gleicher Weise führt man der Retorte B durch r1 Sauerstoff zu,
welcher durch Rohr t1
austritt. Nach Entfernung der Sohlen a und b fällt das fertige Product in die Wagen g und g1. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 64349 vom 19. September
1891.)
Apparat zur Gewinnung von Sauerstoff aus atmosphärischer
Luft.
Die Absorption des Luftsauerstoffs bei hoher Temperatur bewirkt J. H. Parkinson durch eine schwammigporöse Masse eines
Alkalimanganats. Die Austreibung des Sauerstoffs erfolgt durch Erzeugung eines
Vacuums. Der zur Ausführung dienende Apparat besteht aus mehreren Retorten, in denen
abwechselnd die Sauerstoffabsorption stattfindet bezieh. das Vacuum zum Austreiben
des Sauerstoffs erzeugt wird. Verschiedene Rohrleitungen, Umstellventile,
Ableitungsrohre, Luftpumpen und Wärmeregler ermöglichen einen continuirlichen
Betrieb. (D. R. P. Nr. 62538 vom 12. Juni 1891.)
Darstellung eines lockeren Magnesiumcarbonats aus
Ammoniummagnesiumcarbonat.
Um das durch Fällen von Chlormagnesium mittels Ammoniumcarbonat oder Ammoniak und
Kohlensäure erhaltene Ammoniummagnesiumcarbonat in Magnesiumcarbonat überzuführen,
erwärmt die Firma M. M. Rotten in Berlin die erwähnte
Ammoniummagnesiumverbindung unter Anwendung eines Vacuums möglichst gleichmässig auf
60 bis 70° in einem Trockenapparat, der mit Condensator, Luftpumpe und
Bewegungsvorrichtung versehen ist. Aus dem Doppelsalz entweicht ein Gemisch von
Ammoniak, Kohlensäure und Wasserdampf zum Condensator, an dessen Kühlflächen die
Dämpfe niedergeschlagen werden und so die Wirkung der Pumpe unterstützen, während
die kohlensaure Magnesia als lockere Masse zurückbleibt. (D. R. P. Kl. 75 Nr. 65582
vom 20. August 1891.)
Eisenoxydsalze aus abgerösteten Eisenkiesen.
Das in den abgerösteten Eisenkiesen hinterbleibende Eisenoxyd, welches bislang wenig
oder keine Beachtung fand, weil man es für säureunlöslich hielt, ist nach A. und P. Buisine sowohl
in Schwefelsäure als auch Salzsäure löslich.
Rührt man den feingemahlenen Pyritrückstand mit 66grädiger Schwefelsäure an und kocht
mehrere Stunden, so erhält man ein wasserfreies, graues Pulver, welches aus einem
Gemenge von neutralem und saurem Eisenoxydsalz besteht. Um es zu lösen, wird es mit
wenig heissem Wasser angerührt, hydratisirt und dann erst das nöthige Lösungswasser
hinzugefügt.
Die salzsaure Verbindung erhält man am einfachsten, indem man das Salzsäuregas vom
Sodaofen direct durch den auf einander geschichteten Pyritrückstand leitet.
Um das schwefelsaure Eisen in das Oxydulsalz überzuführen, wird es in wässeriger
Lösung mittels metallischem Eisen reducirt. (Nach Färber-Zeitung, 1892/93 S. 76.)
Herstellung von Cellulosenitrat.
Für die Darstellung von Cellulosehexanitrat ist es nach den Versuchen der Zellstofffabrik Waldhof Bedingung, dass der Zellstoff
(Sulfitstoff) rein und gleichmässig vertheilt ist. Es wird daher das zerkleinerte
Holz mit saurer schwefligsaurer Kalklösung behandelt, dann mit Chlorkalk gebleicht,
nach dem Auswaschen mit verdünnter Aetznatronlauge bearbeitet und schliesslich mit
Alkohol gereinigt. Sodann wird die sorgfältig gewaschene und getrocknete Cellulose
in eine gleichmässige, pulverartige Fasermasse verwandelt, die bei gelindem Druck
sich zu Flocken ballt, mit Wasser aber sofort zu einem gleichmässigen losen Brei
zerfällt und nach dem Nitriren, Auswaschen und Trocknen ein Product liefert, welches
bei längerem Erwärmen auf 70° keine Jodkaliumstärkepapier bläuenden nitrosen
Zersetzungsproducte mehr abgibt.
Textabbildung Bd. 288, S. 255
Fig. 8.Desintegrator zur Darstellung von Zellstoff.
Der dafür verwendete Desintegrator besteht aus zwei von einander unabhängigen
Maschinenelementen a (Fig.
8) und b, von welchen jedes für sich auf
einer Welle festgekeilt ist. Jedes Maschinenelement besteht aus einem System von
vier (mindestens drei) concentrisch auf einem gemeinschaftlichen Grundring d befestigten, etwa 13 mm starken Eisenstäbchen, welche
an den freistehenden Enden durch schmiedeeiserne Ringe verbunden sind. Die beiden
Maschinenelemente sind so ausgeführt, dass die concentrisch gelagerten Eisenstäbchen
des einen Elementes in die entsprechenden Zwischenräume des anderen Elementes genau
passen, also beide kämm artig in einander eingreifen. Die Wellen mit den Elementen
rotiren in entgegengesetzter Richtung mit einer Geschwindigkeit von mindestens 1500
Umdrehungen in der Minute, so dass die bei e in den
Trichter gebrachte Cellulose, in Folge der Centrifugalkraft durch die Eisenstäbchen
geschleudert, zertheilt wird.
Die Herstellung der zerkleinerten Cellulose geschieht nun in der Weise, dass man die
gereinigte und getrocknete Masse mehrere Male, z.B. vier- bis fünfmal; durch den
Desintegrator oder durch eine entsprechende Anzahl hinter einander aufgestellter
Desintegratoren gehen lässt, bis eine nach dem Nitriren herausgenommene Probe,
nachdem dieselbe gewaschen und getrocknet, die oben angegebene Prüfung aushält. (D.
R. P. Nr. 64878.)
Nitrirschleuder von Selwig und Lange.
Die Nitrirschleuder von Selwig und Lange besteht aus einem feststehenden Säurebehälter und
einer gelochtenSchleudertrommel, welche in dem Behälter drehbar ist. In diese
Trommel, deren Inneres sich durch die Löcher im Mantel ebenfalls mit Säure anfüllt,
wird der zu nitrirende Körper eingetragen, darauf die Nitrirung vorgenommen und nach
Beendigung derselben die Säure abgelassen. Alsdann wird die Trommel in Bewegung
gesetzt und so die vom Nitrirproduct aufgesogene Säure abgeschleudert. Der Umstand,
dass bei diesem Apparat der Säurebehälter feststeht, ermöglicht es, denselben mit
einer Einrichtung zur Regelung der Temperatur vor und während des Nitrirens zu
versehen. Ferner lassen sich Säurebehälter und Schleudertrommel nach beendigtem
Nitriren einfach durch Oeffnen des am Boden des Säurebehälters angebrachten Hahnes
von der nicht vom Nitrirproduct aufgesogenen Säure entleeren, was den Vortheil mit
sich bringt, dass eine geringere Masse in Bewegung gesetzt zu werden braucht, und
das Abschleudern der Säure über den oberen Trommelrand wegfällt, wodurch die starke
Entwickelung der Säuredämpfe vermieden wird. Der Antrieb der Trommel kann von unten
oder oben erfolgen. In beistehender Fig. 9 geschieht
der Antrieb von unten. B ist der cylindrische, mit
schmiedeeisernem Kühl- oder Wärmemantel C versehene,
gusseiserne Säurebehälter, der gleichzeitig als Gestell des ganzen Apparates dient.
Der Boden desselben ist geneigt; an der tiefsten Stelle befindet sich die
Entleerungsöffnung D mit dem Säureablasshahn H. A ist die Schleudertrommel, welche theils aus
Schmiedeeisen theils aus Gusseisen angefertigt, den Behälter möglichst ausfüllt. Die
Spindel, auf welcher die Trommel befestigt ist, geht durch den auf dem Boden des
Säurebehälters aufstehenden, centralen kegelförmigen Aufsatz L hindurch nach unten, wo sie die Antriebsriemenscheibe trägt und durch
ein Spurlager unterstützt wird. Ihr Halslager ist der Einwirkung der Säure dadurch
entzogen, dass der obere Rand des Aufsatzes L, in
welchem es angeordnet ist, über dem Säurespiegel liegt. Ein ringförmiger, bis über
den Innenrand der Trommel C hinüberreichender Deckel
F über dem Säurebehälter verhindert, dass beim
Eintragen des zu nitrirenden Materials in die mit Säure angefüllte Trommel etwas
davon in den Zwischenraum zwischen letzterem und dem Mantel C fällt. Zum Auffangen und Absaugen der sich entwickelnden Säuredämpfe
dient in Verbindung mit einem Exhaustor der Dunstfang (Giftherd) J, welcher an der Seite mit einer Arbeitsthür K versehen ist. Die während des Schleuderns
auftretenden Dämpfe werden durch das Rohr G abgeführt,
welches, gleichfalls in Verbindung mit dem Exhaustor stehend, in den Deckel F einmündet. Die Säure wird durch das Zuflussrohr E eingelassen, das durch die Hähne H1H2H3 mit den drei
verschiedenen Säurebehältern verbunden ist.
Textabbildung Bd. 288, S. 255
Fig. 9.Nitrirschleuder von Selwig und Lange.
Die Nitrirung findet in dem Apparat in genau derselben Weise wie in gewöhnlichen
Nitrirapparaten statt. (D. R. P. Nr. 64447.)
Beobachtungen über den Verlauf der Gerbstoffaufnahme in der
Versetzgrube.
Nach den Untersuchungen und Beobachtungen von Carl
Sadlon steht die Gerbstoffaufnahme in der Versetzgrube seitens der Häute
nicht in einfachem Verhältniss zur Zeit.Bezüglich der Gerbstoffaufnahme durch die Haut vergleiche übrigens D. p. J. 1892 284
256, 283 und 286 93. 1893 287 238 und 288 143. Die
Haut nimmt aus einer Gerbstofflösung während der Zeit, in welcher keine
Gerbstoffzufuhr von aussen stattfindet, den Gerbstoff mit immer abnehmender
Geschwindigkeit auf. Graphisch dargestellt ergibt sich für die Gerbstoffaufnahme der
Haut eine Parabel. Verfasser zieht aus seinen Beobachtungen daher den Schluss, dass
es für die Praxis angezeigt sei, die Häute nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt im
Satze zu belassen, weil eine Belassung über diesen Zeitpunkt hinaus mehr Verlust an
Zinsen verursache, als die Gewichts- und Qualitätszunahme des Leders betrage. (Nach
eingesandtem Separatabdruck aus „Der Gerber“,
Nr. 429 und 430.)
Verfahren und Vorrichtung zum Gerben von Häuten und
Fellen.
Im Gegensatz zum Schnellgerben in rotirenden Fässern sucht Thomas Cowburn in Mödling bei Wien dasselbe durch Schaukeln in einem
geschlossenen Kasten zu erreichen. Die Häute oder Felle werden in einem
geschlossenen Kasten durch Schaukeln so hin und her geschleudert, dass sie dabei
abwechselnd auf die Fleisch- und Narbenseite zu liegen kommen, indem sie dabei
fortwährend von der Gerbflüssigkeit bespült und bearbeitet werden. Der betreffende
Kasten ruht in der Mitte auf einer Achse, an den Enden auf starken Stützfedern und
wird mittels einer Handhabe oder durch Maschinenkraft hin und her bewegt. Ein
Zusammenziehen oder Runzeln der Narbenseite soll bei diesem Verfahren nicht
vorkommen. (D. R. P. Kl. 28 Nr. 65945 vom 4. März 1892.)
Verfahren zum Gerben unter Luftleere bezieh. unter
Druck.
Nach einem Gustave van Haecht und Charles Obozinski in Brüssel ertheilten Patente werden
die Häute über einem durchbrochenen Ueber- oder Zwischenboden des Gerbebottichs
unter Zwischenlegen von Schichten von Lohe, Holzwolle oder einem anderen elastischen
losen Stoff auf einander gelegt. Die Schichten können dabei von den Häuten durch
Zwischenlagerung von Gewebe, Geflecht, Zeug oder dergleichen Stoffen getrennt
werden. Alsdann verfährt man in bekannter Weise weiter: man evacuirt den
Gerbebottich, lässt die Gerbstoffflüssigkeit einfliessen und darauf eine Druckpumpe
wirken, um so die Gerbstoffflüssigkeit möglichst rasch und gleichmässig in die Häute
eindringen zu lassen. Die Holzwolle hält als sehr lockeres Material die Häute in
gewisser Entfernung von einander, so dass die Gerbebrühe auf alle Theile der Haut
gleichmässig einwirkt. (D. R. P. Kl. 28 Nr. 64441 vom 1. October 1891.)
Einrichtung und Verfahren zum Färben und Gerben, zum
Beizen oder Imprägniren von porösen Stoffen, wie Leder, Rauhwaaren, mittels
Druckluft.
Bei den bisher gebräuchlichen Methoden, Leder und andere poröse Stoffe zu färben und
weiter zu behandeln, wurde die Farbe, Beize hauptsächlich durch Aufsaugen von
Material aufgenommen und eine gleichzeitige Vertheilung der Farbe entweder durch
Centrifugalkraft oder durch Auswalzen oder Bürsten erreicht.
Da diesem Verfahren verschiedene Uebelstände anhaften, so bewerkstelligt J. Goldschmidt in Fürth die Aufnahme von Farbe, Beize
u. dergl. durch Luftdruck. Das Leder oder der Stoff wird in einem geschlossenen Kaum
der Einwirkung von Druckluft ausgesetzt, nachdem vorher die Farbe oder Beize auf den
Stoff aufgetragen ist; dabei wird, da der Stoff porös, also lufthaltig ist, durch
den Aussendruck ein tiefes, gleichmässiges Eindringen der Farbe in den Stoff
herbeigeführt.
Auf die maschinelle Einrichtung des Verfahrens sei hier nur hingewiesen; dieselbe ist
aus der österreichischen Patentschrift zu ersehen.
Die Vortheile, welche das neue Verfahren gewährt, sind die folgenden:
Das Ausstreichen oder Ausplattiren ist wegen des raschen Eindringens der Farbe und
Fixirmittel meistens unnöthig, es wird einerseits das Leder ungemein geschont und
andererseits wesentlich an Gare und Nahrung gespart.
Die Färbung selbst ist eine vollständig gleichmässige, lebhafte und feurige, während
die Rückseite des Leders blendend weiss bleibt.
Dass durch die neue Methode ungemein gespart wird an Zeit und Raum, geht daraus
hervor, dass einmal die Zeitdauer der Einwirkung der Druckluft auf das Leder
erfahrungsgemäss eine kurze sein und dass ferner eine Anzahl Leder zu gleicher Zeit
behandelt werden kann. (Oesterreichisches Patent vom 14. März 1892.)
Apparat zum Erwärmen und Abkühlen von Gerbbrühen.
In der Erkenntniss, dass zur völligen Erschöpfung eines Gerbematerials auch eine
entsprechend hohe Temperatur nöthig ist, construirten die Amerikaner schon seit
längerer Zeit Apparate, welche gestatten, die Gerbbrühen zu erhitzen und abzukühlen.
Der neueste derartige Apparat ist der von der Redstone
Abbott Heater Company in Olean, Nordamerika, gebaute, der in Nachstehendem
kurz beschrieben werden soll:
Der auf einem Holzgestell ruhende Apparat ist ein aus Kesselblech dampfdicht
hergestellter, aufrecht stehender Cylinder, dessen beide Böden gewölbt sind. Im
Inneren des Cylinders befinden sich starke Messingrohre, die an ihren Enden mit
einander verbunden sind. Durch diese Messingrohre schickt man die Gerbbrühe. Soll
dieselbe erwärmt werden, so lässt man in den Cylinder den Abdampf der Maschine, der
Pumpen, oder auch, wenn nöthig, direct den Kesseldampf einströmen, und zwar münden
diese Röhren im oberen Theil des Apparates, während die kalte Brühe im unteren
Theile in die vom Dampf umspülten Messingrohre eintritt und erwärmt aus dem oberen
gewölbten Boden wieder abfliesst. – Beim Abkühlen der Brühe tritt an Stelle des
Dampfes kaltes Wasser. Die Apparate werden in verschiedenen Grössen gebaut; bei den grössten
erreichen die Messingrohre nahezu eine Länge von 240 m.
Alle Theile des Apparates, welche mit der Brühe in Berührung kommen, sind entweder
aus Kupfer oder Messing. Ein Leckwerden des Apparates soll nicht vorkommen. (Nach
Gerber-Zeitung, 1893 Bd. 36 S. 23.)
Verfahren zur Destillation von Holzklein und
Holzabfällen.
Um die Entfernung der, bei gewöhnlicher Destillation der Holzabfälle, Sägespäne
u.s.w. auftretenden Wassermengen aus dem Holzessig zu umgehen, presst F. J. Bergmann in Neheim a. d. Ruhr die Abfälle vor der
Destillation unter einem Druck von 300 at in scheibenförmige, durchlöcherte
Briquets. Man erhält dann bei der Destillation sofort einen ziemlich starken
Holzessig. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 65447 vom 31. Januar 1891.)
Darstellung der Weinsäure aus Stärke, Dextrin oder
Fruchtzucker.
Um aus Stärke, Dextrin oder Fruchtzucker Weinsäure herzustellen, verfährt F. Naquet in Paris in der Weise, dass er Stärke mit
Salpetersäure in statu nascendi behandelt. Es werden zu diesem Zweck 100 Th. Stärke
mit Wasser und 90 Th. Schwefelsäure (51 bis 52° B.) erhitzt, um zunächst die Stärke
in Zucker überzuführen. Alsdann werden 180 Th. Schwefelsäure, 500 Th. Wasser mit 150
Th. Natriumnitrat oder der äquivalenten Menge Kaliumnitrat zugesetzt und das Gemisch
auf 100° erhitzt. Sobald die Reaction sich verlangsamt, wird abgekühlt und von neuem
erhitzt und die Erhitzung 2 bis 3 Tage lang fortgesetzt unter Ersatz des verdampften
Wassers, jedoch so, dass die Temperatur 100° nicht erreicht. Ist die Reaction
gänzlich beendet, was an dem Aufhören der Gasentwickelung zu erkennen ist, so dampft
man, ohne jedoch 100° zu überschreiten, bis zur Syrupconsistenz ein und untersucht,
ob keine Oxalsäure mehr vorhanden ist. Lässt sich keine Oxalsäure nachweisen, so
wird die freie Säure allmählich mit Calciumcarbonat abgestumpft und die Lösung der
Weinsäure mittels Filterpresse von dem Niederschlag getrennt, der gut ausgewaschen
wird. Das Filtrat wird mit Calciumcarbonat versetzt, das gefällte Calciumtartrat
abfiltrirt und sorgfältig ausgewaschen. Aus dem letzteren wird dann die Weinsäure
auf die gewöhnliche Weise durch Freimachen mit Schwefelsäure gewonnen. Tritt bei der
Krystallisation eine Schwärzung der Masse auf, so würde dies auf Spuren von
Zuckersäure hindeuten. Man setzt in solchem Falle den 10. oder 12. Theil der Menge
der angewandten Stärke an Salpetersäure zu, welche die letzten Spuren der
Zuckersäure zerstört.
Die Ausbeute an Calciumtartrat beträgt zwischen 120 bis 140 Proc. des Stärkemehls und
diejenige an Weinsäure zwischen 56 bis 64 Proc.
Die bei den Versuchen des Verfassers sich ergebende Thatsache, dass man mit einem
Gemisch aus Schwefelsäure und einem Nitrat eine bessere Ausbeute erzielt als mit
einem Gemisch aus Schwefel- und Salpetersäure, sowie dass man mit Salpetersäure
allein so gut wie gar keine Ausbeute erhält, schreibt ersterer der Wirkung der
Schwefelsäure zu, indem er annimmt, dass diese mit dem Zucker eine Sulfosäure bilde,
welche leichter oxydirbar sei als derZucker selbst; eine Annahme, welche sich
durch einen Versuch bestätigte.
Die Processe für die Darstellung der Weinsäure aus Stärkemehl lassen sich nach
folgenden Gleichungen ausdrücken:
C6H12O6 +
3O =
H2O + C6H10O8
Fruchtzucker
Zuckersäure
C6H10O8 +
3O =
C2H2O4 + C4H6O6
Zuckersäure
Oxalsäure Weinsäure
(D. R. P. Nr. 64401)
Verfahren und zugehöriger Apparat zur continuirlichen
Gewinnung von Aceton.
Ein Verfahren zur Gewinnung von Aceton aus Acetaten durch trockene Destillation ist
Sigmund Herz in Prag patentirt worden.
Die trockene Destillation erfolgt in röhrenartigen, allseits geschlossenen Retorten
a, b, c, d, e (Fig.
10) aus Metall oder gebranntem Thon, welche, an beiden Seiten mit Stutzen
und Bügelverschluss versehen, zu einem System vereint in einem Flammofen F so eingemauert sind, dass die Erwärmung aller
Retorten möglichst gleichmässig stattfindet.
Die bei der trockenen Destillation der Acetate entstehenden Dämpfe werden durch einen
Stutzen f aus jeder Retorte in ein gemeinsames
Centralgefäss A (unter hydraulischem Abschluss)
geführt, aus welchem ein für jedes System gemeinsames Abzugsrohr g die gesammelten Dämpfe des ganzen Systems zu einer
Kühlschlange S leitet.
Textabbildung Bd. 288, S. 257
Fig. 10.Apparat zur Acetongewinnung von Herz.
In letzterer werden die Acetondampfe durch starke Kühlung verdichtet. Das Destillat
fliesst aus einem Siphon h ab, an dessen oberen Theil
sich ein Austrittsrohr zum Abzug der unverdichteten Gase befindet. Diese Gase werden
in Colonnen- oder ähnlichen Standrohren mit Siebböden C
und Gegenwasserstrahl oder durch Brausen bekannter Art gewaschen und schliesslich
durch eine Woulff'sche Flasche W geleitet.
Die gesammelten Waschwässer werden dem Destillat von h
zur Rectification beigefügt, während die von der Woulff'schen Flasche abgehenden Gase während der Operation unter die Heizung
geleitet werden und dort verbrennen.
Nach Beendigung des Processes wird mittels einer Luftpumpe L (oder sonst einer Vorrichtung) der Gasstrom von der Woulff'schen Flasche aus in den hinteren Stutzen der
Retortenröhre K eingeleitet, die durch einen Hahn
abgesperrt ist, wodurch man die letzten Reste des gasförmigen Productes
heraustreibt.
Sobald dies geschehen und die Retorte völlig mit dem indifferenten Gas erfüllt ist,
wird der Bügelverschluss an der Stirnseite bei f
geöffnet und die Neuchargirung der Retorte bewirkt, so dass erstere bei Abschluss
von etwa eindringender Luft in die heisse Retorte erfolgt.
Zum Chargiren dienen patronenartige Innenrohre, die mit Rohmaterial gefüllt,
rasch ausgewechselt werden, worauf die Retorte verschlossen, der Gasstrom beim
Aspirator abgesperrt und wieder unter die Feuerung geleitet wird. (Oesterreichisches
Patent vom 16. Juni 1891.)