Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Autor: | Morgen |
Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 232 |
Download: | XML |
Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Fortsetzung des Berichtes S. 113 d.
Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
VIII. Allgemeines und Theoretisches.
Ueber kohlenstoffreichere Zuckerarten macht E. Fischer Mittheilungen in Liebig's Annalen, 1892 Bd. 270 S. 64. Nach
den bekannten Methoden ist es ihm gelungen, Säuren, Lactone, Zuckerarten nebst
Derivaten und Alkohole mit 7, 8 und 9 Atomen Kohlenstoff darzustellen.
Ueber Xylose und ihre Drehungserscheinungen haben C. Schulze und B. Tollens
Untersuchungen ausgeführt (Liebig's Annalen, 1892 Bd.
271 S. 86). Die Xylose zeigt ebenso wie die Dextrose eine nicht unbeträchtliche
Zunahme der specifischen Drehung von der 9procentigen biszur 61,7procentigen
Lösung. Für die Berechnung der specifischen Drehung geben die Verfasser folgende
Formeln:
1) Für Lösungen bis 34,3 Proc.:
[α]D =
18,095 + 0,06986P
2) Für Lösungen mit mehr als 34,3 Proc:
[α]D
= 23,089 – 0,1827P +
0,00312P,
worin P die betreffenden
Procentzahlen bedeutet.
Die Fukose haben Günther
und Tollens näher untersucht (Liebig's Annalen, 1892 Bd. 271 S. 86).
Eingehende Untersuchungen über die Vergährung der Arabinose
durch den Bacillus aethaceticus theilen P. F.
Frankland und J. M. Gregor im Journal Chemical Society, 1892 S. 737, mit.
Chinit, der einfachste Zucker aus der Inositgruppe. A.
Bayer stellte ein Glykol von der Formel C6H12C2
dar, welches das Aussehen und Verhalten eines Zuckers der Mannitgruppe zeigt und von
ihm Chinit benannt wurde (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, Bd. 25 S. 1037).
Durch Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure erhielt W. Bauer
aus Leinsamenschleim einen Zucker von der Drehung [α]D = + 46,135 (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, Bd. 11 S. 480).
Ueber unterbrochene Gährung, ein Beitrag zum Studium der
Amyloine (Maltodextrine), veröffentlichen G. H. Morris und J. G.
Wells in Transactions of the Institute of
Brewing, Bd. 4 S. 133 (auch Wochenschrift für
Brauerei, Bd. 9 S. 833) eine umfangreiche Arbeit, nach welcher sie die
Methode der unterbrochenen Gährung zum Studium der Gährung der
Stärkeumwandelungsproducte benutzten. Wir können, da die Arbeit dem Gebiete der
Brauerei näher steht, hier nur auf dieselbe aufmerksam machen.
Das pflanzliche Amyloid stellte E. Winterstein aus Samenabkochungen durch Fällen mit Alkohol dar. Es wird
mit Jod blau gefärbt, gibt auch andere Reactionen des Stärkemehls, wird aber durch
Diastase nicht in Zucker verwandelt und liefert auch beim Erhitzen mit Wasser unter
Druck keine reducirende Substanz. Bei der Hydrolyse entsteht Galaktose und eine
Pentose, Xylose, das Amyloid gibt also andere Glykosen wie Cellulose und Stärke und
kann also kein Uebergangsproduct zwischen diesen beiden sein (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1892 S.
1237).
Ueber Versuche zur Gewinnung der Isomaltose aus den Producten
der Stärkeumwandelung durch Diastase berichten C.
J. Lintner und G. Duell in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 263. Die
Darstellung geschieht durch fractionirte Fällung mit Alkohol von verschiedener
Stärke in sehr verdünnten Lösungen und Entfernung von Maltose und selbst Dextrose,
die in kleinen Mengen zuweilen auftreten, durch Gährung. Die verschiedenen
Fractionen liessen nichts erkennen, was auf das Vorhandensein von Zwischendextrinen
mit einer zwischen 140° und 190° liegenden constanten Drehung schliessen lässt,
vielmehr geht das Ergebniss der ganzen Arbeit dahin, dass die Verfasser nur zwei
Körper mit constant bleibendem Drehungsvermögen in Händen hatten, die Isomaltose und
Dextrin. Die Isomaltose ist bis jetzt nicht krystallisirt erhalten worden. Sie
besitzt einen süssen Geschmack, ihr specifisches Drehungsvermögen ist in
10procentiger Lösung [α]D = 139 bis 140 gefunden worden. Sie reducirt Fehling'sche Lösung 83 Proc. so stark wie Maltose. Letztere Angabe bezieht
sich jedoch nur
auf 1procentige Lösungen. Mit der Concentration scheint sich auch das
Reductionsvermögen zu ändern. Sie ist sehr empfindlich gegen höhere
Temperaturen.
Ueber die nicht krystallisirbaren Producte der Einwirkung der
Diastase auf Stärke hat Schifferer auf
Veranlassung von C. J. Lintner eingehende
Untersuchungen ausgeführt (Inauguraldissertation, Kiel
1892). Einem Bericht darüber in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 313, entnehmen wir das Folgende. Nach Brown und Morris entstehen
bei der Umwandlung der Stärke: Maltose, Dextrin und eine Reihe von verschieden
zusammengesetzten ähnlichen Amyloinen. Dieser Theorie steht die von Lintner gegenüber, nach welcher beim Abbau der Stärke
durch Diastase nur Maltose, Isomaltose und Dextrin entstehen. Lintner nimmt also die Isomaltose, Brown und Morris die
Amyloine als Zwischenproducte an. Zu den Amyloinen von Brown und Morris gehört auch das von Herzfeld beschriebene Maltodextrin. Als
Haupteigenschaft der Amyloine und des Maltodextrins wird angeführt, dass dieselben
mit Saccharomyces cerevisiae nicht, dagegen wohl mit anderen Saccharomycesformen
vergährbar sein sollen. Der Verfasser versuchte nun unter genauer Einhaltung der
Vorschriften sowohl das Maltodextrin von Brown und Morris, wie dasjenige von Herzfeld darzustellen. Dies gelang nicht und Verfasser kommt nach seinen
Versuchen zu dem Schlusse, dass Körper von der Eigenschaft der Amyloine unter den
Maischproducten nicht vorhanden sind, dass ferner die Maltodextrine (Amyloine) von
Brown und Morris und
das Maltodextrin Herzfeld's nichts anderes sind als
Gemenge von Dextrin mit Isomaltose, und zwar erstere im Verhältniss von 67:33,
letzteres im Verhältniss von 25 Proc. Dextrin mit 75 Proc. Isomaltose. Die
verschiedenen Angaben über die Vergährbarkeit des Maltodextrins lassen sich aus
obigen Zahlen wohl erklären; das Herzfeld'sche
Maltodextrin bestand grösstentheils aus Isomaltose, die vergährbar ist, dasjenige
von Brown und Morris
dagegen zum grössten Theil aus unvergährbarem Dextrin. Die Behauptung Herzfeld's, das Maltodextrin sei vollständig
vergährbar, erklärt der Verfasser damit, dass Herzfeld
zur Vergährung unreine, d.h. mit Spaltpilzen besetzte Presshefe verwandte und nicht
Reinhefe. Nach den Versuchen des Verfassers sind also die Producte der Einwirkung
von Diastase auf Stärke, abgesehen von der Maltose, einzig und allein Isomaltose und
Dextrin. Eine Untersuchung des Dextrins führte noch zu keinem entscheidenden
Resultat. Es wurde ein Achroo- und ein Erythrodextrin erhalten, dagegen kein nicht
reducirendes Dextrin, was nach den Untersuchungen von Scheibler und Mittelmeier, welche die
Aldehydnatur der Dextrine nachgewiesen und zugleich dargelegt haben, dass Brown und Morris u.a., die
durch Behandeln ihrer Präparate mit oxydirenden Agentien die Dextrine als nicht
reducirende Körper erhalten haben, den Charakter derselben durch Ueberführen der
Aldehydgruppe in die Carboxylgruppe vollständig verändert haben, auch durchaus
erklärlich erscheint. Ferner vermuthet der Verfasser aus seinen Beobachtungen in
Bezug auf das Erythrodextrin, dass die Färbung mit Jod, sowie die im Vergleich zum
Achroodextrin erhöhte Drehung und niedrigere Reduction einzig und allein von einer
Beimengung löslicher Stärke herrühren, und er glaubt nach alledem, dass sich die
Annahme, dass Isomaltose und ein Dextrin –
Achroodextrin– neben Maltose die einzigen Maischproducte sind, einer grossen
Wahrscheinlichkeit erfreuen darf.
Der Verfasser stellte auch Gährversuche mit den Dextrinen an. Bei Anwendung reiner
Hefe waren in pepton- und aschehaltiger Lösung beide Dextrine völlig unvergährbar.
In Gemischen von Maltose, Isomaltose und Dextrin vergohr die Maltose vollständig,
die Isomaltose bei Gegenwart genügender Mengen Nährsubstanz ebenfalls
vollständig.
Ueber die Entstehung von Dextrose aus der Stärke durch
Fermentationsprocesse hat C. J. Lintner
Untersuchungen ausgeführt, welche die von Cuisinier und
später von Géduld gemachte Beobachtung, dass in den
Samen der Getreidearten ein Ferment enthalten sei, welches Stärke, nachdem diese
durch Diastase in Lösung gebracht ist, in Dextrose überzuführen vermag, bestätigen.
Auch bei der Einwirkung von Darrmalz auf Stärke kann Dextrose in nicht unerheblicher
Menge entstehen und Verfasser glaubt, dass die Dextrose einer Würze zum Theil durch
dieses Ferment, die Glykase, während des Maischprocesses gebildet wird, denn er
vermuthet, dass die Glykase im Malz nicht nur in unlöslicher, wie Géduld annimmt, sondern auch in löslicher Form
enthalten ist. Dass Verfasser bei seinen früheren Versuchen mit ungekeimtem Weizen
keine Dextrose erhielt, hat darin seinen Grund, dass einmal Weizen ebenso wie Gerste
nur wenig Glykase enthält – in grösster Menge findet sie sich im Mais –
andererseits, dass er wässerige Auszüge verwendete, in denen die schwer lösliche
Glykase in kaum nennenswerther Menge enthalten war, sondern vorwiegend die Maltose
bildende Diastase (Zeitschrift für das gesammte
Brauwesen, 1892 S. 123).
Ueber die Reduction des Fruchtzuckers macht E. Fischer in der Zeitschrift
für Rübenzuckerindustrie, Bd. 26 S. 56, interessante Mittheilungen, nach
welchen neben Mannit als zweiter stereoisomerer Alkohol Sorbit entsteht.
Als Zersetzungsproducte von Mannit und Dextrose durch den
Bacillus aethaceticus fanden Frankland und Lumsden bei beiden Aethylalkohol, Essigsäure,
Kohlensäure, Wasserstoff und Spuren Bernsteinsäure. Bei der Gährung im geschlossenen
Raum entsteht stets noch eine beträchtliche Menge Ameisensäure (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 520).
Das specifische Drehungs- und Reductionsvermögen des
Invertzuckers und des aus Rohrzucker durch Invertase erhaltenen
Traubenzuckers hat J. O'Sullivan bestimmt. Die
bisherigen Zahlen gelten nur für den durch Erhitzen von Rohrzucker mit Säuren
erhaltenen Invertzucker, für den durch Invertase erhaltenen fand Verfasser bei 15,5°
ein Drehungsvermögen von [α]D = 24,5, ferner eine Dextrose vom Drehungsvermögen [α]D = 57 bis 58. Beide
besitzen dasselbe Kupferreductionsvermögen, nämlich 99 bis 101. Für Lävulose
berechnet sich hieraus [α]D
= 106.
Ueber ein Oxydationsproduct der Stärke, erhalten durch
Einwirkung von Salpetersäure, berichtet P. Petit in Comptes rendus, Bd. 114 S. 1375.
Ueber die optisch isomeren Gulonsäuren; von E. Fischer und R. S.
Curtiss (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1892 S. 1025).
Reduction der Schleimsäure; von E. Fischer und J. Hertz (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1892 S.
1247).
Ueber die Bindung von Jod durch Stärke veröffentlicht
G. Rouvier in Comptes
rendus, Bd. 114 S. 749 und 1366, im Anschlusse an seine früheren Untersuchungen (vgl.
1892 285 260) zwei weitere Arbeiten. In der einen kommt
er in Uebereinstimmung mit Toth zu dem Schlusse, dass
die Stärke Jod binden kann, ohne dass dabei Jodwasserstoff oder ein Jodid betheiligt
ist. In der anderen Arbeit hat Verfasser die bei einem Ueberschuss von Stärke
entstehende Jodverbindung untersucht und einen Jodgehalt von 8,57 bis 9,12 Proc. in
fünf Versuchen gefunden, was in Uebereinstimmung stehen würde mit der von Mylius angenommenen Formel (C6H10O5)8J.
Zur Frage der Vergährbarkeit der Dextrine. L. Medicus
und C. Immerhäuser stellten directe Gährversuche mit
käuflichem rohem Stärkezucker an und fanden, dass man in der That die Dextrine des
Kartoffelzuckers durch Presshefe zur völligen Vergährung bringen kann, wenn man eine
genügende Menge kräftiger Presshefe des öfteren erneuert und eine günstige
Gährtemperatur von 30° 1 bis 2 Monate lang anwendet. W.
Fresenius äussert sich dahin, dass Presshefe Kartoffelzucker langsam, aber
vollständig zur Vergährung bringt, während Bierhefe eine völlige Vergährung nicht
bewirkt, jedoch werden die durch Bierhefe unvergährbaren Stoffe durch den Kahmpilz
vollständig zersetzt (Zeitschrift für analytische
Chemie, Bd. 30 S. 665). Der Ansicht dieser Autoren tritt C. J. Lintner in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 328, entgegen. Versteht man
unter Dextrinen Spaltungsproducte der Stärke und unter
Gährung eine durch echte Saccharomyceten bewirkte Alkoholgährung, so können nach
seiner Ansicht die Versuche von Medicus und Immerhäuser nicht als beweiskräftig für die
Vergährbarkeit der Dextrine angesehen werden, denn zu diesem Behufe hätte man mit
reinem Dextrin und mit reinen, bakterienfreien Hefen arbeiten müssen. Lintner bezweifelt, dass der aus dem Stärkezucker
erhaltene Körper wirklich Dextrin gewesen ist, sondern lässt die Annahme zu, dass
dieser Körper zu den von Wohl aufgefundenen
Reversionsproducten gehören könne, d.h. ein dextrinähnlicher Körper sei, der durch
Einwirkung der Säure auf Dextrose entstanden ist. Ein solches Reversionsproduct ist
auch die von Scheibler und Mittelmeier aus dem Gallisin dargestellte Isomaltose, welche ebenso wie
die von E. Fischer erhaltene sehr wahrscheinlich mit
der durch Einwirkung von Diastase auf Stärke gewonnenen, glatt vergährbaren
Isomaltose identisch ist. Weiter hält Lintner die
Anwendung von Presshefe für derartige Versuche für unzulässig, da dieselbe grosse
Mengen wilder Hefen und Spaltpilze enthalte, unter deren Mitwirkung die Dextrine
zersetzt werden können, wie ja auch Stärke durch eine derartige Symbiose vergohren
werden kann. Lintner ist der Ansicht, dass die
Dextrine, wenigstens die Malzdextrine, durch Saccharomyces cerevisiae unvergährbar
seien und dass es sich mit den Säuredextrinen ähnlich verhalten wird, wie überhaupt
der Abbau des Stärkemoleküls durch Säuren in ganz gleicher Weise erfolge, wie durch
Diastase, mit dem Unterschiede, dass die Maltose nur vorübergehend entstehe und
alsbald in Dextrose weiter gespalten werde. Was jedoch die Verhältnisse beim
Stärkeabbau complicire, sei das Auftreten der Reversionsproducte, deren Trennung vom
Dextrin mit Schwierigkeiten verknüpft sein werde. Die sich vielfach widersprechenden
Angaben über die Vergährbarkeit der Dextrine erklärt Lintner damit, dass in dem einen Falle mit isomaltosefreiem, im anderen
mit isomaltosehaltigem Dextrin gearbeitet wurde. Da dieIsomaltose weniger rasch
vergährt als die Dextrose, so kann dieselbe im unvergohrenen Rückstande von
käuflichem Zucker leicht auftreten, sobald man die Gährung ohne Zusatz von
Hefenährstoffen und bei etwas niedriger Temperatur ausführt, welcher Umstand aber
natürlich nicht für die Unvergährbarkeit der Isomaltose überhaupt geltend gemacht
werden kann.
Dass es nicht zweckmässig ist, zu Gährversuchen Presshefe zu
verwenden, darauf weist auch C. Amthor in der
Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchungen und
Hygiene, 1892 S. 321, hin. Er erklärt die Beobachtung vieler Forscher, dass
durch Bier- und Weinhefe unvergährbare Stoffe durch Presshefe vergohren werden,
dadurch, dass dieselbe das von Geduld in den
Getreidesamen aufgefundene Ferment, die Glykase, welche Dextrine in Dextrose
überführt, enthält, welches in der Brauerei zwar durch Kochen zerstört, in der
Brennerei aber nicht zerstört wird.
Ueber den Einfluss der Hefe auf den Charakter der
Gährflüssigkeit hat Francesco Bavizza Versuche
mit Reinhefen ausgeführt, bei welchen sich in keinem Falle eine Verbesserung der
angewandten Moste durch die benutzte Hefe feststellen liess (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 201).
Untersuchungen über die hydrolytischen Functionen der
Hefe veröffentlicht James O'Sullivan in Proceedings Chemical Society, 1892 S. 124. Im Gegensatz
zu den Untersuchungen Berthelot's, wonach
Hefewaschwasser ebenso wie die Hefe selbst die Fähigkeit besitzt, Rohrzucker zu
invertiren, und dass die wirksame Substanz aus dem Hefewasser durch Alkohol
abgeschieden werden könne, fand der Verfasser, dass gesunde Hefe keine Invertase an
das Waschwasser abgibt und dass die Hydrolyse des Rohrzuckers bei der Berührung mit
Hefe nur unter dem unmittelbaren Einfluss des Zellplasmas vor sich geht, indem keine
Invertase während der Hydrolyse die Zelle verlässt. Der Verfasser ist daher der
Ansicht, dass die Inversion des Rohrzuckers unter dem Einflüsse der Hefe auf einer
Wirkung der lebenden Zelle beruht.
Ein Verfahren zur Herstellung stickstoffreicher Extracte für
die Hefe- und Spiritusfabrikation ist O. E.
Bycander und G. Francke vom 7. November 1891
ab im Deutschen Reich patentirt (D. R. P. Nr. 64354). Dasselbe besteht darin, dass
rohe und getrocknete Abfälle von Schlächtereien, Fischabfälle, Rückstände von der
Gewinnung vegetabilischer Oele mit Säuren unter Druck oder mit den bekannten
Peptonisirungsmitteln, wie Pepsin, Malzextract, Milchsäure u.s.w., bei niederen
Temperaturen behandelt werden und dadurch Extracte gewonnen werden, die den grössten
Theil des Proteins in einer für die Hefe assimilirbaren Form enthalten.
Die Einwirkung einiger Metallsalze auf die
Milchsäuregährung hat Ch. Richet studirt. Es
wirken nachtheilig in 11 gelöst: 1) durch Zehntel der Moleküle: Natrium, Kalium,
Lithium, Magnesium, Calcium, Strontium und Barium; 2) durch Tausendstel der
Moleküle: Eisen, Mangan, Blei, Zink, Uran und Aluminium; 3) durch Hunderttausendstel
der Moleküle: Kupfer, Quecksilber, Platin, Cadmium, Kobalt und Nickel (Comptes rendus, Bd. 114 S. 1494).
Die höheren Alkohole halten nach P. Regnard die alkoholische Gährung in folgenden Dosen auf: Methylalkohol
20 Proc. Aethylalkohol 15 Proc. Propylalkohol 10 Proc. Butylalkohol 2,5 Proc.
Amylalkohol 1 Proc. Caproylalkohol 0,2 Proc. Caprylalkohol 0,1 Proc. Das Rabuteau'sche Gesetz, wonach die Giftigkeit der Alkohole mit der Anzahl
der Kohlenstoffatome zunimmt, gilt also auch für die Wirkung auf die Hefe (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1891
Ref. S. 163).
Ueber die Zusammensetzung der Trinkbranntweine
veröffentlicht C. Windisch in den Arbeiten aus dem kaiserlichen Gesundheitsamt, 1892 Bd.
8, eine Abhandlung, welche eine unsere gesammten Kenntnisse über den Gegenstand
umfassende Monographie darstellt. Wir müssen uns hier auf einen kurzen Ueberblick
beschränken. Im ersten Theil werden die Methoden der Untersuchung der Branntweine
besprochen, und zwar 1) der Nachweis der in den Branntweinen
enthaltenen Körperklassen: Aldehyde, freie Säuren, Ester, Basen, höhere
Alkohole; 2) die Abscheidung dieser Körperklassen und
3) die Trennung der Glieder derselben Körperklasse, Der
zweite Theil handelt von der Zusammensetzung der
Branntweine: Kartoffelbranntwein, Getreidebranntwein, Weinbranntwein
(Cognac, Tresterbranntwein), Rüben- und Melassebranntwein, Rum und Branntweine aus
selteneren Rohmaterialien. Es folgt eine ausführliche Erörterung über die Constitution der Gährungsalkohole, der wir das
Folgende entnehmen: Der Gährungspropylalkohol ist der normale, der Isopropylalkohol
ist noch nicht mit der genügenden Sicherheit als Gährungsproduct dargethan. Der
gewöhnliche Gährungsbutylalkohol ist Isobutylalkohol; einmal im Cognac gefundener
Normalbutylalkohol wurde nicht als Product der Hefe, sondern des Bacillus butylicus
erkannt. Der von Butlerow im Fuselöl vermuthete
tertiäre Butylalkohol ist seither nicht wieder aufgefunden worden. Der
Gährungsamylalkohol ist ein Gemisch von Isoamylalkohol und activem Amylalkohol in
wechselnden Verhältnissen; er dreht stets links. Die Anwesenheit noch anderer
Amylalkohole im Fuselöl ist noch nicht erwiesen. Der Verfasser gibt ferner Zahlen über die Zusammensetzung des Kartoffel- und
Kornfuselöles sowohl im ursprünglichen, wie in dem von Wasser und
Aethylalkohol befreiten Zustande. Wir geben hier nur die Zusammensetzung des von
Wasser und Aethylalkohol befreiten Productes, da diese Zahlen zutreffender sind,
weil der Gehalt an Wasser und Aethylalkohol von Zufälligkeiten abhängig ist.
In 1 k des von Wasser und Aethylalkohol befreiten Kartoffelfuselöles sind enthalten:
Normalpropylalkohol
68,54
g
Isobutylalkohol
243,50
g
Amylalkohol
687,60
g
Freie Fettsäuren
0,11
g
Fettsäureester
0,20
g
Furfurol and Basen
0,05
g
In 100 Th. der freien Säuren und Estersäuren sind enthalten:
Caprinsäure
36
Th.
Caprylsäure
32
„
Buttersäure
0,5
„
Pelargonsäure
12
„
Capronsäure
14
„
Essigsäure
3,5
„
1 k des von Wasser und Aethylalkohol befreiten Kornfuselöles enthielt:
Normalpropylalkohol
36,9
g
Isobutylalkohol
157,6
g
Amylalkohol
758,9
g
Hexylalkohol
1,33
g
Freie Fettsäuren
1,60
g
Fettsäureester
3,05
g
Terpen
0,33
g
Terpenhydrat
0,48
g
Furfurol, Basen und Heptylalkohol
0,21
g
Es sind ferner enthalten in 100 Gew.-Th.
der freien Fettsäuren
der Fettsäureester
Caprinsäure
44,1
40,7
Pelargonsäure
12,19
14,2
Caprylsäure
26,7
34,8
Capronsäure
13,2
9,6
Buttersäure
0,4
0,4
Essigsäure
2,7
0,3
Das Terpen stellte eine farblose, stark lichtbrechende Flüssigkeit von sehr starkem,
lange an den Fingern haftendem Geruch dar; es siedet bei 167 bis 170° und hat ein
specifisches Gewicht von 0,8492 bei 15,5°. Es hat die Formel C10H16. Das
Terpenhydrat, C10H18O, ist ebenfalls eine farblose, stark lichtbrechende Flüssigkeit von
starkem, lange anhaltendem Geruch, siedet bei 206 bis 210° und hat ein specifisches
Gewicht von 0,9302 bei 15,5°. Sowohl das Terpen, wie das Terpenhydrat besitzen noch
in sehr grosser Verdünnung den charakteristischen Kornbranntweingeruch und tragen
sehr wesentlich zu dem Aroma des Kornbranntweins bei.
Ueber das Verhalten der Fermente bei
Temperaturerhöhungen liegen mehrere Arbeiten vor. Für die Diastase ist der
schützende Einfluss der Stärkeumwandelungsproducte, also der Kohlehydrate, durch die
Untersuchungen von Petzold, Lintner u.a. schon lange
nachgewiesen. Windisch bespricht diese Versuche
nochmals in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S.
537. Wir entnehmen diesen Ausführungen das Resultat der Petzold'schen Versuche, dass Rohrzucker keine schützende Wirkung der
Diastase gegenüber besitzt; es erscheint danach, dass es hauptsächlich die
Fermentationsproducte selbst sind, welche das Ferment vor Schaden bewahren.
Bestätigt wird diese Annahme durch Versuche, welche E.
Biernacki mit den Fermenten Pepsin, Trypsin und Ptyalin ausführte (Zeitschrift für Biologie, 28 neue Folge Bd. 10 S. 49).
Er fand, dass die Fermente im Secret widerstandsfähiger sind als im isolirten
Zustande, und erklärt dies damit, dass im Secret gewisse Stoffe vorhanden sind,
welche einen schützenden Einfluss ausüben. Für die eiweisspaltenden Fermente ist
zunächst die Reaction von Einfluss, das Pepsin ist in saurer, das Trypsin in
alkalischer Lösung widerstandsfähiger gegen Temperaturerhöhung als in neutraler
Lösung. Für das Ptyalin scheint die Reaction ohne grosse Bedeutung zu sein. Den
gleichen Einfluss üben ferner Ammoniaksalze und Eiweisskörper (Albumosen und
Peptone) auf die genannten drei Fermente aus, während die Kohlehydrate eine solche
schützende Wirkung für dieselben nicht besitzen. Die schützende Wirkung der
Eiweisstoffe findet jedoch nur statt, wenn die Reaction für das Pepsin und Trypsin
die geeignete ist. Unter diesen Bedingungen sind sogar annähernd reine
Fermentpräparate ziemlich widerstandsfähig gegen die Temperaturerhöhung.
Windisch weist im Anschluss an diese Arbeit in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 486, darauf hin,
dass im Malz jedenfalls eiweisspaltende Fermente vorkommen, welche die Aufgabe
haben, während des Maischprocesses die Eiweisskörper in diffusibele
stickstoffhaltige Hefenährstoffe, Peptone und Amide, überzuführen, welche dem Pepsin
und Trypsin sehr nahe stehen dürften und für welche die Thatsache der schützenden
Wirkung gewisser Eiweisskörper und Salze in hohem Maasse interessant und wichtig
wäre; auch wäre eine solche Wirkung für die Diastase nicht ausgeschlossen. Ein
exactes Studium dieses Gegenstandes wäre für die Wissenschaft sowohl wie für die Praxis ebenso
interessant als weittragend. Endlich sei erwähnt, dass eine schützende Wirkung, wie
die Kohlehydrate sie für die Diastase ausüben, von Adolf
Mayer auch für das Invertin festgestellt ist (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 532).
Ueber Diastasewirkung haben E.
B. Moritz und T. A. Glendinning Versuche
ausgeführt, um die von ihnen gemachte Beobachtung aufzuklären, dass die Diastase auf
die in einer Bierwürze enthaltenen Producte keine Wirkung mehr ausübt, obwohl sie
frisch hinzugefügte Stärke noch gut verzuckert. Die Versuche ergaben, dass die Kraft
der Diastase nicht erschöpft, sondern nur vermindert ist, vorausgesetzt, dass nicht
das Temperaturoptimum der Zuckerbildung überschritten war; im letzteren Falle ist
die Wirkung der Diastase erheblich geschwächt (Journal of
the Chemical Society, 1892 S. 689).
Untersuchungen über lösliche Fermente veröffentlicht John Jacobson in der Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 16 S. 340. Schönbein hat den Satz aufgestellt, dass bei den
wasserlöslichen Fermenten der Verlust des Vermögens Gährungen zu erregen, auch den
Verlust der Fähigkeit Wasserstoffsuperoxyd zu zerlegen, nach sich zieht. Der
Verfasser prüfte die Richtigkeit dieses Satzes mit Emulsin, Pankreatin und Diastase
und fand, dass der Schönbein'sche Satz einer starken
Einschränkung bedarf. Denn wenn es auch bisher noch nicht gelungen ist, die
Fermentwirkung ohne die katalytische Kraft zu schädigen, so zeigten doch die
Versuche des Verfassers, dass man die katalytische Kraft schädigen kann, ohne der
Fermentwirkung den geringsten Eintrag zu thun.
Die Milchsäure haben T.
Purdie und J. W. Wolker in eine Rechts- und
Linksmilchsäure zerlegt. Die eine der aus der Gährungsmilchsäure abgeschiedenen
activen Säuren ist identisch mit der linksdrehenden Säure, welche Schardinger durch bakterielle Zersetzung des
Rohrzuckers erhalten hat (Chemical Society, 1892, durch
Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 941).
Untersuchungen über die Natur der bei der Gährung der
Eiweisskörper erzeugten Gase führten Nencki
und Sieber zu dem Schlusse, dass der üble Geruch bei
fauligen Eiweissgährungen nicht durch Schwefelwasserstoff, sondern durch
Methylmerkaptan verursacht wird, welches durch den Bacillus liquefaciens magnus
erzeugt wird (Annales de l'Institut Pasteur nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 391).
Ein gasförmiges Antisepticum ist nach C. Chabrié das Fluormethylen, welches im Stande ist, die Entwickelung der Bakterien zu
verhindern oder die Bakterien zu vernichten (Biedermann's
Centralblatt, 1892 S. 360).
Auf kaltem Wege sterilisirte eiweisshaltige Nährböden. R.
Wollny empfiehlt als Sterilisirungsmittel den Aethyläther, welcher in der
Menge, in der er sich in Flüssigkeiten auflöst (10 bis 12 Proc), in kurzer Zeit und
nach den bisherigen Erfahrungen auch vollständig und sicher sterilisirend wirkt (Chemiker-Zeitung, 1892 Repertorium S. 279).
Ein Verfahren zum Bleichen und Geruchlosmachen von Maischen
oder Würzen der Presshefe- und Spiritusfabrikation, welches in der
Behandlung derselben mit Ozon oder ozonhaltiger Luft besteht, ist G. Francke und O. E.
Bycander vom 23. Juli 1891 ab patentirt (D. R. P. Nr. 62491).
Royer-Tabelle zur Bestimmung des Inhaltes von
theilweisegefüllten Fässern, berechnet
von Alfons Wahlke, theilt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 184, mit.
Morgen.