Titel: | Ueber Copfärberei. |
Autor: | Carl Otto Weber |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 112 |
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Ueber Copfärberei.Nachdruck
untersagt.
Von Dr. Carl Otto Weber.
Mit Abbildungen.
Ueber Copfärberei.
Seit einigen Jahren sind von vielen Seiten Versuche in mehr oder minder grossem
Maasstabe im Gang, dahin zielend, die Färberei der gesponnenen Fasern in dem
vortheilhaftesten Stadium der mechanischen Verarbeitung vorzunehmen. Die
Anstrengungen, die gemacht wurden, die Färberei der losen Wolle und Baumwolle, die
Kammzug- und Copfärberei auf gleiche Stufe der Leistungsfähigkeit wie die Garn- oder
Stückfärberei zu bringen, sprechen in schlagender Weise für jene Behauptung. An und
für sich könnte es scheinen, als ob die Färberei der losen Gespinnstfasern die
Verwirklichung jenes Ideals in der einfachsten Weise ermögliche. Doch ist gerade in
diesem Stadium der Gespinnstfaser und besonders der Baumwolle deren Färberei nur in
sehr beschränktem Maasse ausführbar, und zwar aus mannigfachen Gründen. In erster
Linie können alle diejenigen Farben, welche zu ihrer Entwickelung oder Fixirung lang
anhaltendes Kochen erfordern, mit irgend welchem praktischen Vortheil überhaupt
nicht gefärbt werden, da das unvermeidliche Verfilzen der Faser Verluste beim
Spinnen nach sich zieht, die viel erheblicher sind, als sie das Färben der Schuss-
und Kettengarne im Strang und nachheriges Zurückspulen mit sich bringen. Hierzu
kommt noch, dass speciell gefärbte lose Baumwolle im Allgemeinen wesentlich härter
ist als die natürliche Faser und deshalb beim Spinnen grössere Schwierigkeiten macht
als diese, und es fällt ganz wesentlich ins Gewicht, dass das Verspinnen, besonders
dunkler Nuancen, für die Augen der Arbeiter in so hohem Grade anstrengend ist, dass
ein effectives Minus in der Leistungsfähigkeit eintritt. Unstreitig die grösste all
dieser Schwierigkeiten liegt aber darin, dass nur wenige Nuancen in solchen
Quantitäten fortlaufend verlangt sind, um eine Spinnerei ununterbrochen zu
beschäftigen. Das Verspinnen verschiedenfarbiger kleiner Partien würde sich aber
wegen der vielen nothwendigen Unterbrechungen absolut unrentabel erweisen. Genau
dieselben Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten sind in nur unbedeutend geringerem
Grade mit dem Färben der Baumwolle auf irgend einer der Stufen der Verarbeitung
derselben verbunden, die zwischen der rohen Baumwolle und zwischen den gespulten
Gespinnsten liegen. Hieraus ergibt sich, dass erst im Stadium der Spulen oder Cops,
also wenn bereits mehr oder weniger fertige Garne vorliegen, die Möglichkeit einer
Färberei gegeben ist, frei von irgend welchen unangenehmen Nebenumständen in Bezug
auf die fernere Verarbeitung der Textilfaser. Hierin liegt die grosse Bedeutung der
Copfärberei. Damit steht durchaus nicht im Widerspruch, dass thatsächlich grosse
Mengen loser Baumwolle gefärbt werden für die Zwecke der Vigognespinnerei und die
Fabrikation halbwollener Garne. Ich darf wohl unterlassen, auf die principielle
Verschiedenheit der Bedürfnisse und Methoden dieser Industrie gegenüber der
eigentlichen Baumwollspinnerei hier einzugehen, da es wohl keiner weitgehenden
Argumente bedarf, um klarzulegen, dass, wo zur Erreichung eines bestimmten Zieles
nur ein Weg gegeben ist, dessen Mängel und Unvollkommenheiten eben ohne weiteres in
den Kauf genommen werden müssen. Andererseits folgt aber aus dem Vorstehenden, dass
die Copfärberei überhaupt nicht mit der Färberei der losen Baumwolle in Concurrenz
tritt, sondern wesentlich der Garn- und Kettenfärberei das Feld streitig macht,
obwohl die Annahme nahe liegt, dass auch die Halbwollfärberei von der Copfärberei
erheblich beeinflusst werden wird. In welchem Grade dies der Fall ist, lässt sich
gerade im gegenwärtigen Augenblick sehr schwer bestimmen in Anbetracht der überaus
glänzenden Resultate, welche die Firma Leop. Cassella und
Co. mit der Anwendung ihrer Diaminfarben in der Halbwollfärberei
erzielte.
Die der Copfärberei innewohnende hohe Bedeutung ist seit lange jedem Sachverständigen
so klar, dass weitere Ausführungen in dieser Richtung überflüssig sind. Ebenso wohl
bekannt sind aber auch die enormen Schwierigkeiten dieser Art der Färberei, und ganz
besonders, wenn es sich darum handelt, in derselben alle diejenigen Farbstoffe und
Färbemethoden zur Anwendung zu bringen; die in der
heutigen Garnfärberei von Bedeutung sind. Eine Anzahl von Copfärbemaschinen befindet
sich gegenwärtig in mehr oder weniger vorgerücktem Stadium des Versuches, und mit
grosser Spannung werden die von den verschiedenen Erfindern erzielten Resultate
verfolgt. Es wäre wohl verfrüht, jetzt schon einem bestimmten System den Sieg
unbedingt zuzusprechen, unzweifelhaft ist aber, dass die für die Construction einer
allgemein anwendbaren und leistungsfähigen Copfärbemaschine ausschlaggebenden
Gesichtspunkte sich bereits feststellen lassen, ebenso sind die Grundzüge der
Färbereitechnik auf solchen Apparaten schon in so hohem Grade entwickelt, dass eine
klare Einsicht in das Wesen dieses wichtigen Gegenstandes bereits von einem über den
Kreis der zunächst betheiligten Erfinder hinausgehenden Interesse ist. Eine
umfassende Darstellung des gegenwärtigen Standes dieser neuen Industrie von Seite
eines unabhängigen, aber mit derselben durch umfangreiche selbsthätige praktische
Erfahrung genau vertrauten Fachmannes dürfte daher von allgemeinem Interesse sein,
um so mehr, als die Literatur über diesen Gegenstand bislang auf zwei Artikel
beschränkt war. von denen der eine offenbar stark beeinflusst ist, während der
andere sich wesentlich auf eine Recapitulation bezüglicher Patentschriften
beschränkt.
I. Die mechanischen Principien der Copfärbemaschinen.
Wenn wir der Frage der Copfärberei näher treten, so sehen wir sofort zwei Punkte von
fundamentaler Wichtigkeit vor uns:
1) Vollkommene und gleichmässige Durchfärbung der Cops;
2) absolute Gleichmässigkeit der durchgefärbten Partien unter sich.
Hieran reiht sich ein dritter, wesentlich ökonomischer Punkt:
3) Zeiterforderniss für die Färbeoperation – quantitative Leistungsfähigkeit.
Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass dasjenige Verfahren, das auf die
vollkommenste Weise und mit den einfachsten mechanischen Mitteln obigen Bedingungen
zu genügen vermag, das beste sein wird. Die erste und dritte Forderung hängt so gut
wie völlig von den mechanischen bezieh. physikalischen Hilfsmitteln ab, mit denen
gearbeitet wird. Die zweite Forderung ist dagegen ebenso sehr ein Punkt der
mechanischen Construction der Maschine, als der Technik des Färbens.
Beim Einbringen eines Cops in kaltes Wasser dringt dasselbe langsam in denselben ein,
die vollständige Durchnetzung desselben nimmt aber viele Stunden, ja Tage in
Anspruch. Feine Garne sind selbst nach tagelanger Immersion häufig im Innern
stellenweise völlig trocken. Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn an Stelle von
Wasser eine verdünnte Lösung eines Farbstoffes, wie Croceïnscharlach, verwendet
wird, den die Baumwollfaser nicht zu fixiren vermag. In erster Linie ist diese
schwierige Durchnetzung bedingt durch den Bau der Cops, welcher den Austritt der mit
eingeschlossenen Luft ausserordentlich erschwert. Eine fernere Ursache aber ist die
Verunreinigung der rohen Cops mit vegetabilischen Stoffen saurer, öliger oder
indifferenter Natur. Wird der Cop in heisses Wasser getaucht, so findet zunächst in
Folge der Erwärmung ein viel rascheres Entweichen der eingeschlossenen Luft statt,
gleichzeitig geht ein erheblicher Theil der anhaftenden Verunreinigungen in Lösung
oder Emulsion, und das Resultat ist eine verhältnissmässig rasche Durchnetzung der
Cops, obgleich dieselbe immer erst nach stundenlanger Immersion vollständig ist. Ein
egales Durchfärben ist aber auch bei noch so lange anhaltendem Kochen nicht zu
erzielen; die äusseren Schichten sind immer erheblich dunkler gefärbt als die
inneren. Der Grund hiervon ist, dass bei dieser Behandlung die im Innern der
centralen Bohrung der Baumwollfaser befindliche Luft in den inneren Schichten der
Cops nur ausserordentlich schwer von dem Färbebad verdrängt wird. Das Nächstliegende
zur Beseitigung dieser Schwierigkeit ist die Imprägnirung der Cops mit dem Färbebad
im Vacuum, entweder kalt oder bei solchen Temperaturen vorzunehmen, wie sie die
Färbeeigenthümlichkeiten des betreffenden Farbstoffes erfordern. Die Wirkung des
Vacuums wird selbstverständlich durch heisse Farbbäder wesentlich unterstützt. Wir
haben hier das erste wichtige Princip eines Copfärbeapparates, das wir in folgender
Weise formuliren:
I. Absolute Luftverdrängung inner- und ausserhalb der Baumwollfaser ist eine
Grundbedingung der vollständigen Durchdringung der Cops durch die Farbflüssigkeit
und wird nur vollkommen erreicht durch Behandlung der Cops mit der Farbflüssigkeit
in vacuo.
Wir werden späterhin Gelegenheit haben, darauf hinzuweisen, dass die Unkenntniss oder
Verkennung dieser ersten Bedingungen in vielen Fällen dazu führte, an Stelle eines
Vacuums Ueberdruck zu verwenden. Alle derartigen Maschinen sind als von
Grund aus verfehlt zu bezeichnen und führten entweder zu einem totalen Misserfolg
oder sie sind nur sehr beschränkter Anwendung fähig und ergeben immer einen mehr
oder minder hohen Procentsatz an Ausschusswaare. Es ist nun aber klar, dass durch
Erfüllung des Grundsatzes I lediglich die totale Imprägnirung der Cops mit dem
Farbbade erzielt wird. Der in der absorbirten Flüssigkeitsmenge enthaltene Farbstoff
wird nunmehr von der Faser aufgenommen oder gebunden werden, so dass im Cop nur mehr
oder minder reines Wasser enthalten ist. Bei den prakticablen Concentrationen der
Farbbäder kann auf diese Weise ein einigermaassen kräftiger Ton nicht erzielt
werden, und ausserdem wären dann auch bereits die mit dem Farbbade länger in
Berührung befindlichen äusseren Schichten der Cops dunkler gefärbt als die inneren
Partien. Als fernere Schwierigkeit würde sich in diesem Falle Ungleichheit in der
Wickelung der Cops durch hellere und dunklere Stellen zu erkennen geben. Es ist
deshalb offenbar, dass zur Behebung dieser Schwierigkeit ein weiteres Princip in
Anwendung kommen muss, das sich folgendermaassen ausdrücken lässt:
II. Zur Erreichung vollkommener Egalität der Färbungen ist die Circulation des
Farbbades durch die Cops erforderlich, und zwar muss dieselbe mit solcher Energie
und Schnelligkeit vor sich gehen, dass die Concentration des Farbbades in jeder
Schicht und in jedem Theil des Cops in jedem Zeitmoment dieselbe ist.
Von diesem Punkt, der vielleicht der wichtigste in jeder Copfärbemaschine ist, hängt
die Egalität der Durchfärbung der Cops fast vollständig ab. Ist die Circulation des
Farbbades eine langsame und der entsprechende Flüssigkeitsdruck ein geringer, so
findet im Allgemeinen die Bindung der Farbstoffe so rasch statt, dass die
Concentration des den Cop durchdringenden Farbbades von aussen nach innen erheblich
abnimmt, und es ist ferner das in gleichen Zeiträumen durch die Flächeneinheit des
Cops durchgehende Quantum Farbbad geringer für etwaige, häufig vorkommende härtere
PartienSolche werden
hauptsächlich durch das Brechen des Fadens während des Spinnens
verursacht. des Cops. In beiden Fällen ist Ungleichheit in der
Durchfärbung das unvermeidliche Resultat.
Die Principien I und II enthalten alles, was zur Erreichung der Bedingung 1):
Vollkommene und gleichmassige Durchfärbung der Cops, erforderlich ist. Eine Maschine
also, welche jenen Principien genügt, wird Cops liefern müssen, welche per Operation
nicht nur unter sich egal in der Färbung sind, sondern welche auch in jeder Schicht
jedes einzelnen Cops keine Farbenunterschiede aufweisen. Bedingung 2) verlangt nun
„absolute Gleichmässigkeit der durchgefärbten Partien unter sich“, d.h.
Gleichmässigkeit der Nuance in successiven Operationen. Dieser Bedingung wird durch
jene beiden Principien nicht unmittelbar genügt, obgleich sie Vorbedingung derselben
sind. Ich habe bereits oben bemerkt, dass Bedingung 2) ebenso sehr ein Punkt der
Principien der mechanischen Construction einer Copfärbemaschine, als der Technik des
Färbens ist, und wir haben nun zunächst festzustellen, inwiefern die Erfüllung der
Bedingung 2) von der Construction der Maschine abhängig ist.
Beim Färben der Garne im offenen Bade ist die Egalität der erzielten Nuancen
wesentlich abhängig von der Concentration des Farbbades, der Temperatur, bei
welcher gefärbt wird, und der Zeitdauer der Immersion der Garne. Diesen Punkten
gegenüber ist das jeweils verwendete Quantum von Farbbad von verhältnissmässig
geringem Einfluss, soweit Baumwollfärberei in Betracht kommt, da bei Mordantfarben
die fixirbare, d.h. zur Lackbildung gelangende Menge Farbstoff stöchiometrisch
feststeht, während bei den Substantiven Farbstoffen das fixirte Farbstoffquantum so
gut wie ausschliesslich eine Frage der Concentration, Temperatur und, schon in
beschränktem Grade, der Immersionsdauer ist, von der Menge des Farbbades aber so gut
wie unabhängig ist. Alle diese Punkte, nämlich Concentration des Farbbades,
Temperatur des Farbbades und Immersionsdauer der Waare sind natürlich bei der
Copfärberei von derselben Wichtigkeit wie in jedem anderen Zweige der Färberei. Die
Aufrechterhaltung der Concentration des Farbbades kommt bei der Construction der
Maschine nur insofern in Betracht, als es zur Verminderung der in dieser Beziehung
vorhandenen färbetechnischen Schwierigkeiten als höchst störend, wenn nicht geradezu
als verfehlt bezeichnet werden muss, die Farbbäder durch directen Dampf zu erhitzen,
da dieselben hierdurch einem continuirlichen, sehr schwer controlirbaren
Verdünnungsprocess unterliegen, dessen unvermeidliche Folge Nuanceunterschiede in
mehr oder minder erheblichem Betrage sind. Die Vermeidung dieser Schwierigkeit liegt
natürlich in der Anwendung von indirectem Dampf mittels Schlangenrohren. Die
Innehaltung einer bestimmten Temperatur bietet dann keine Schwierigkeiten. Die
Aufrechterhaltung der Concentration des Bades vom färbetechnischen Standpunkte aus
ist unabhängig von der Construction der Maschine und wird deshalb im dritten Theile
dieses Artikels besprochen werden. Es erübrigt deshalb nur noch, die Dauer der
Immersion für die Operation in Betracht zu ziehen. Die Immersion der Cops in der
Maschine ist entweder continuirlich oder intermittirend. Im ersten Falle circulirt
das Farbbad durch die Cops während der ganzen Dauer der Färbeoperation, wir müssen
dann an eine Maschine die Anforderung stellen, dass die Operation in jedem
beliebigen Moment unterbrochen werden kann. Im zweiten Falle, bei intermittirender
Immersion, dass die einzelnen Immersionen unter sich alle von gleicher Dauer sind.
In beiden Fällen wird sich ferner häufig die Forderung ergeben, dass während jeder
Immersion, ob continuirlich oder intermittirend, in gleichen Zeiträumen gleiche
Volumina des Farbbades durch gleiche Quantitäten der Cops circuliren.Obgleich
diese Forderung schon beim Färben baumwollener Cops von erheblicher
Bedeutung ist, wird dieselbe doch erst beim Färben wollener Cops in ihrer
ganzen Bedeutung sich erweisen, wie überhaupt die Wollcopfärberei weit
höhere Anforderungen an eine Maschine stellen wird als die
Baumwollcopfärberei, genau im Verhältniss der viel energischeren Affinität
der Wolle zu den Farbstoffen. Hieraus ergeben sich uns als
weitere Principien:
III. Das Farbbad muss gegen die Verdünnung durch directen Dampf geschützt sein.
IV. Die Immersion der Cops kann continuirlich oder intermittirend sein. Die
Immersionen müssen unter sich von gleicher Zeitdauer und die durch gleiche
Quantitäten Cops circulirenden Flüssigkeitsmengen müssen für alle Immersionen gleich
gross sein.
Es ist einleuchtend, dass die Dauer der Immersion für Copfärbemaschinen eine Frage
von der allergrössten Wichtigkeit ist, insofern als dieselbe factisch die Zeitdauer einer
Färbeoperation, also mit anderen Worten die Leistungsfähigkeit der Maschine
bestimmt. Mit grossen Massen von Cops gleichzeitig zu operiren ist zwar versucht und
für einige Zeit auch durchgeführt worden, aber mit sehr fragwürdigem Erfolg. Auf die
Ursache hiervon werde ich im zweiten Theile dieser Abhandlung hinzuweisen
Gelegenheit haben. Hier sei nur bemerkt, dass die Schwierigkeit einer vollkommenen
Circulation des Farbbades in und durch die Cops naturgemäss ganz bedeutend zunimmt,
je mehr Cops in einer Operation gefärbt werden sollen, und im selben Verhältniss
wachsen dementsprechend auch die Schwierigkeiten der egalen Durchfärbung der Cops an
sich, sowie der einzelnen Partien. Aus diesen Gründen, die sehr wohl bekannt sind,
arbeiten fast alle Copfärbemaschinen nur mit einem verhältnissmässig geringen
Quantum Cops auf einmal, ein Quantum, das beispielsweise in Crippin und Young's Maschine bis auf 3 Pfund per Operation heruntergeht.
Es hängt also mit Bezug auf die Leistungsfähigkeit alles davon ab, welcher Zeitraum
für eine Färbeoperation erforderlich ist. Hierbei werden sich die Farbstoffe der
verschiedenen Klassen sehr verschieden verhalten. Im Allgemeinen wissen wir, dass
bei den Substantiven Farbstoffen das Ende der Färbeoperation erreicht ist, wenn die
inneren Hohlräume der Baumwollfaser mit dem Farbstoffe gefüllt sind, und es ist
deshalb klar, dass das erste Princip, das wir für Copfärbemaschinen aufstellten und
das eine möglichst vollständige Evacuirung der Baumwollfaser verlangt, auch den
Färbeprocess mit diesen Farbstoffen, der beim Färben im offenen Bade 30 bis 90
Minuten in Anspruch nimmt, sehr beschleunigen muss. Bei den Mordantfarben liegt die
Sache noch einfacher, indem die Dauer des Färbeprocesses hier lediglich eine Frage
der Zeit ist, die für die in stöchiometrischen Verhältnissen stattfindende Bindung
des Farbstoffes an die Beize erfordert wird. Diese Fragen haben uns aber bereits auf
das Gebiet der Copfärberei als solche geführt, und es ergibt sich daraus, dass ein
Urtheil über die Leistungsfähigkeit der Copfärbemaschinen sich erst im Verlaufe
einer Discussion der Eigenthümlichkeiten, welche das Arbeiten auf diesen Maschinen
aufweist, wird geben lassen. Ich werde daher auf diesen Punkt späterhin ausführlich
zu sprechen kommen.
Ein einziger Punkt, der in der Construction von Copfärbemaschinen von principieller
Bedeutung ist, muss noch erwähnt werden. Die Cops besitzen einen gewissen Bau oder
Structur, der das Resultat der eigenthümlichen Wickelung der Garne auf der
Spinnmaschine ist, und der Bau der Cops ist von ganz wesentlichem Einfluss auf die
Weiterverarbeitung derselben im Webstuhl. Jede Veränderung im normalen Bau der Cops
gibt sich in den Weberesultaten sofort zu erkennen und hat gewöhnlich ein häufiges
Brechen des Webfadens zur Folge. Es ist deshalb klar, dass in einer Copfärbemaschine
alle mechanischen Einwirkungen auf die Cops, welche eine Veränderung im Bau, in der
Structur derselben zur Folge haben könnten, unbedingt zu vermeiden sind. Es ergibt
sich daher als letztes Princip:
V. Die nothwendig stattfindende mechanische Einwirkung auf die Cops durch das durch
dieselben circulirende Farbbad oder Waschwasser, sowie das darauffolgende Befreien
der Cops von überschüssigem Farbbad oder Waschwasser muss in solcher Weise vor sich
gehen, dass keine Form- oder Structurveränderung im Bau der Cops stattfinden
kann.
Die Wichtigkeit dieses Princips hat sich bereits unzweifelhaft herausgestellt, indem
die auf verschiedenen Maschinen gefärbten Cops in ihrem Verhalten im Webstuhl grosse
Unterschiede aufwiesen, als deren Ursache Structurveränderungen in den Cops erkannt
wurden, verursacht durch die mechanischen Einflüsse, denen die Cops beim Färben in
den Maschinen unterworfen sind und deren Schädlichkeit oder Unschädlichkeit gänzlich
von der Construction der Copfärbemaschine abhängt. Hierauf werden wir im nächsten
Abschnitt nochmals zurückkommen.
II. Die Copfärbemaschinen der Gegenwart.
An Hand der im Vorstehenden entwickelten Principien dürfte es nun von Interesse sein,
die bisher bekannt gewordenen Copfärbesysteme kritisch zu besprechen und, soweit
möglich, festzustellen, inwieweit die Copfärbemaschinen der Gegenwart unserem
Maasstabe entsprechen. Schlüsse in Bezug auf deren Zweckmässigkeit und Mängel werden
sich hieraus naturgemäss ergeben. Der Misslichkeit dieses Unternehmens bin ich mir
sehr wohl bewusst, da es wohl jedem von vornherein klar ist, dass von den
zahlreichen Maschinen, die schon jetzt auf diesem Gebiete, wenn auch theilweise nur
als Versuche existiren, doch nur die verschwindende Minderheit sich auf die Dauer
wird behaupten können. Mit einer kritischen Besprechung werde ich daher natürlich in
ein Wespennest stechen, aber der Sache selbst kann damit nur gedient werden. Im
Uebrigen werde ich mich bemühen, mit strengster Objectivität zu verfahren.
Textabbildung Bd. 287, S. 114Fig. 1.Obermaier's Copfärbemaschine. Aus verschiedenen Gründen empfiehlt es sich, die verschiedenen
Copfärbemaschinen in der Reihenfolge zu besprechen, in der die Patente für dieselben
angemeldet wurden. Wir haben daher in erster Linie die Obermaier'sche Maschine zu nennen (D. R. P. Nr. 23117 vom 23. Juli 1883),
deren Construction aus Fig. 1 ersichtlich ist. Der
Hohlraum M zwischen den beiden perforirten
cylindrischen Gefässen B und C wird mit dem zu färbenden Material gleichmässig und möglichst compact
angefüllt. Gespulte Gespinnste (Cops) werden sammt Bobinen und Hülsen in den Apparat
gebracht. Grössere Lücken, die durch die unregelmässige Form der Cops entstehen,
werden mit losem Strähnenmaterial ausgefüllt. Um diese Füllung des Raumes M in ihrer Lage zu erhalten, wird der Kolbendeckel E mittels des Schraubenbolzens g fest gegen das Textilmaterial angepresst. Das Färben geschieht nun,
indem mittels der Centrifugalpumpe G das Farbbad in den
perforirten Cylinder C getrieben wird, von dem aus es
sich durch das Textilmaterial hindurcharbeitet und sodann aus dem perforirten Gefäss
B in das umschliessende Gefäss A austritt, von wo aus es wieder in den Kreislauf
eintritt.
Aus dieser kurzen Beschreibung der Arbeitsweise der Obermaier'schen Maschine sehen wir zunächst, dass dieselbe die
Durchtränkung des Textilmaterials nicht durch ein Vacuum, sondern durch Druck
(Centrifugalpumpe) bewerkstelligt. Die absolute Luftverdrängung, besonders des in
der Textilfaser selbst enthaltenen Antheiles, wird deshalb wesentlich mehr Zeit
erfordern, als beim Arbeiten im Vacuum der Fall wäre. Dieser Nachtheil, wird
natürlich viel kleiner sein beim Arbeiten mit heissen Bädern, als wenn kalte Bäder
angewandt werden sollen. Aus diesem Grunde ist es höchst wahrscheinlich, dass die
Anwendung kalter Beizbäder (Thonerde-, Chrom-, Eisenbeizen) in dieser Maschine in
Bezug auf die vollkommene Durchtränkung des Textilmaterials ganz erhebliche
Schwierigkeiten bieten wird. Die Möglichkeit einer völlig gleichmässigen
Durchdringung des Textilblockes im Raume M der Maschine
hängt sehr wesentlich von der Sorgfalt ab, mit der der Apparat beschickt wurde,
anderenfalls wird dem Princip II nicht genügt werden und die Circulation in
verschiedenen Theilen und Schichten eine verschiedene sein, wobei auch Princip IV
nicht mehr ausführbar ist. Die Beobachtung unseres dritten Princips bietet in dieser
Maschine keine Schwierigkeiten. Einen wesentlichen Nachtheil dieser Maschine
erblicke ich in dem Umstände, dass die zu färbenden Cops durch nicht unbedeutenden
mechanischen Druck, ausgeübt durch die Kopfplatte E, in
ihrer Lage festgehalten werden müssen. Bei der grossen Empfindlichkeit der Cops
gegen einseitig seitlichen oder axialen Druck ist es ganz unvermeidlich, dass
wenigstens ein Theil der Beschickung der Maschine nachtheilige Veränderung erleidet,
um so mehr, als nach der Färbeoperation das Farbgefäss BC zur Entfernung überschüssigen Farbbades auf eine Centrifugenachse
gebracht und centrifugirt wird, wobei unbedingt die Beschickung des Gefässes sich
nach der äusseren Wandung B hindrängt. Es unterliegt
keinem Zweifel, dass die, diesen im rechten Winkel gegen einander wirkenden Drucken
ausgesetzten Cops erheblich leiden müssen. Ich habe keinen Zweifel; dass Obermaier's Maschine sich für die Färberei von losen
Gespinnstfasern, Vorgespinnsten und losen Garnen vorzüglich eignet, aber für die
Copfärberei von untergeordneter Bedeutung ist.
Graemiger's Maschine (D. R. P. Nr. 44231 vom 13. August
1888) ist im Gegensatze zu Obermaier's wesentlich als
Copfärbemaschine construirt. Die auf perforirte hohle Spindeln aufgesteckten Cops
werden über Bohrungen eines konischen oder cylindrischen Copträgers gesteckt, der
luftdicht an den Kammern eines zweiten gleichgestalteten Körpers anliegt (Fig. 2) und um den sich der erstere dreht. Durch
Pumpen, die mit den verschiedenen Kammern des feststehenden Körpers in Verbindung
stehen, wird das Farbbad durch die Cops gesaugt, worauf bei fernerer Drehung des
Copträgers die erst imprägnirten Cops über die über dem Flüssigkeitsniveau des
Farbbades liegende Luftkammer gelangen, wo denselben ein Ueberschuss an Farbbad
entzogen wird. Die Imprägnirung der Cops geschieht also in dieser Maschine durch
eine Saugwirkung, welche praktisch die Wirkung eines massig starken Vacuums hat, in
Uebereinstimmung mit unserem ersten Princip. Die Säugpumpe besorgt auch fernerhin
die von unserem Princip II geforderte Circulation des Farbbades durch die Cops. Der
wunde Punkt dieser Maschine besteht unzweifelhaft in den beiden luftdicht in
einander gleitenden Hohlkörpern. Solange die Gleitflächen dieser Körper nicht
corrodirt sind, wird ein luftdichter Schluss derselben nicht die geringsten
Schwierigkeiten bieten, sobald aber Undichtheiten eintreten durch Corrosion, wird
die Wirkung der Maschine fehlerhaft werden, in erster Linie natürlich in Folge
mangelhafter Circulation. Diese Corrosion macht sich leider sehr rasch bemerkbar,
besonders bei Benutzung von Beizbädern. Heisse Tanninbäder, essigsaure und
schwefelsaure Thonerde und alkalische Lösungen von Thonerde und Chromoxyd, fast
ebenso sehr die alkalischen Farbbäder mit Substantiven Farbstoffen, in geringerem
Grade Farbbäder aus basischen Farbstoffen bewirken diese Corrosion ausnahmslos. Bei
ruhenden Metallflächen ist diese Corrosion in Folge einer sich bildenden
indifferenten Zwischenschicht von geringem Belang. Durch das Aufeinandergleiten der
erwähnten Flächen wird aber stets der corrodirenden Wirkung frische Oberfläche
geboten. Dieser Uebelstand ist vermindert, aber nicht beseitigt in einer späteren
Verbesserung der Maschine (Graemiger, Whitehead, Mason
und Leigh, D. R. P. Nr. 56463 vom 22. Mai 1891). Die
Maschine, welche continuirlich arbeitet, ist ein schönes Beispiel constructiven
Scharfsinnes; sollte es aber den Erfindern nicht gelingen, den oben erwähnten Fehler
zu beseitigen, so ist wenig Aussicht vorhanden, dass sie anderen als den
bescheidensten Anforderungen zu genügen vermag.
Textabbildung Bd. 287, S. 115Fig. 2.Graemiger's Maschine. Ganz verschieden von den bisher beschriebenen Maschinen in ihrer
Arbeitsweise ist Mason und Whitehead's Copfärbemaschine
(D. R. P. Nr. 48051 vom 1. August 1889). Das Farbbad v
(Fig. 3) steht innerhalb des rechteckigen Rahmens
w, an dessen Querträger der mit der Pumpe f und Vacuumcylinder h
verbundene Cylinder c sitzt. Das untere Ende dieses
Cylinders trägt die Stopfbüchse b2, in welcher der Rohrstutzen a3 senkrecht beweglich
ist. An das untere Ende dieses Rohrstutzens ist der Copträger a
angeschlossen.
Derselbe besteht aus der Kammer a1 und dem Tische a. In
die auf letzterem befindlichen Löcher werden die auf hohlen perforirten Spindeln
sitzenden Cops gesteckt. Mittels des Zahngetriebes c2 kann der Copträger in das darunter befindliche Bad
gesenkt und daraus wieder entfernt werden. Ist der Copträger in das Bad gesenkt; so
wird mittels der Pumpe f durch Oeffnen des Ventils p das Bad durch die Cops nach der Kammer a1 gesaugt, von wo es
durch a3, c, d und f, durch den
Stutzen r in das Bad v
zurückkehrt. Nach Beendigung der Circulation wird der Copträger aus dem Bade
gehoben, Ventil p geschlossen und Ventil s geöffnet. Der Copträger wird hierdurch mit dem
Vacuumcylinder h in Verbindung gebracht, wodurch die
überschüssige Menge Bad aus den Cops abgesaugt wird.
Textabbildung Bd. 287, S. 116
Fig. 3.Mason und Whitehead's Copfärbemaschine.
Eine Haube mit Ventilen kann über den Copträger gestülpt
werden, welche Vorrichtung gestattet, dieselben in Gegenwart eines effectiven
Vacuums zu behandeln. Aus dieser Beschreibung ist direct zu entnehmen, dass der
Apparat allen unseren Principien Genüge leistet. Es ist aber nicht zu verkennen,
dass die Maschine in constructiver Beziehung sehr schwerfällig ist, wodurch das
Arbeiten mit derselben sehr umständlich wird.
Textabbildung Bd. 287, S. 116Fig. 4.Mommer's Färbemaschine. Eine der interessantesten Copfärbemaschinen der Gegenwart in Bezug auf
ihre Arbeitsweise ist die Mommer'sche (D. R. P. Nr.
61240 vom 4. December 1890). Das Princip derselben, aus den Cops einen Block zu
bilden, der der ihn durchdringenden Farbflotte in jeder Richtung denselben
Widerstand entgegensetzt, ist genau dasselbe, das Obermaier zu der Construction seiner Maschine führte, obgleich die
constructive Ausführung der beiden Maschinen ausser jener Idee nichts
Gemeinschaftliches enthält. Die Maschine (Fig. 4)
besteht aus einem Bottich A, der die Farbflotte
enthält, dem Kasten b, in den die Cops eingebracht
werden, und der Pumpe E. Diese drei Theile sind unter
einander durch die Rohrleitungen BB1, DD1, HF verbunden. Die
Circulationsrichtung, welche umkehrbar ist, wird durch die Stellung der
Dreiwegehähne CC1
regulirt. Die Cops werden auf massive Spindeln gesteckt und mittels dieser in
rechteckige hölzerne Rahmen (Fig. 5) eingesetzt, so dass jeder solcher Rahmen eine aus Cops gebildete
Wand oder Diaphragma darstellt. Eine Anzahl solcher Rahmen bilden einen Block b, der in den luftdicht verschliessbaren Kasten a zwischen perforirte Bleche eingesetzt wird.
Bemerkenswerth an dieser Maschine ist der Umstand, dass in derselben die Circulation
der Farbflotte stets von aussen und parallel zur Längsachse der Cops, durch diese
hindurch stattfindet, während in allen anderen Maschinen die Circulation von aussen
oder innen, rechtwinkelig und radial zur Achse der Cops erfolgt, unter Benutzung der
Copachse zur Ab- oder Zufuhr der circulirenden Flotte. Mommer's Maschine ist deshalb auch die einzige, welche die Cops auf
massiven Spindeln färbt, bei allen anderen Systemen sind dieselben, soweit sie
überhaupt angewendet werden, hohl und perforirt.
Textabbildung Bd. 287, S. 116Mommer's Färbemaschine. Zunächst sehen wir nun, dass diese Maschine nicht mit Vacuum arbeitet und
daher unserem Princip I nicht entspricht. Doch darf nicht vergessen werden, dass ein
Vacuum zwar unbedingt am vortheilhaftesten, aber nicht absolut nöthig ist, um die
vollkommene Imprägnirung der Cops zu bewirken. Ganz unzweifelhaft ist aber, dass die
Circulation des Farbbades (Princip II) durch die Cops in der Mommer'schen Maschine höchst unvollkommen ist. Es kann nicht bezweifelt
werden, dass das Farbbad durch den Copblock in der Maschine hindurchcirculirt, aber es
ist ganz unmöglich, dass diese Circulation in allen der Cops gleich gross ist. Dies
zugegeben, folgt mit Nothwendigkeit, dass in zahlreichen Fällen die Cops unegal
ausfallen müssen. Eine derart wirkende Ungleichheit in der Circulation ist in der
Mommer'schen Maschine durch die in den Cops
befindlichen massiven Spindeln gegeben, und die Wirkungsweise der letzteren kann nur
demjenigen zweifelhaft sein, der keine Erfahrung in den Gesetzmässigkeiten hat, mit
denen die zwangsweise Circulation (wie solche natürlich in allen Copfärbemaschinen
existirt) von Flüssigkeiten in Cops stattfindet. Ich gebe nachstehend (Fig. 6) eine graphische Darstellung der Circulation
des Farbbades durch die Cops in Mommer's Maschine. ab ist der Querschnitt eines Cops, c der Querschnitt der in demselben befindlichen
Spindel. Die Circulation erfolgt zunächst in der Richtung des Pfeiles von links nach
rechts, die Horizontalschraffirung zeigt uns dann die Partien des Cops, in denen die
Circulation vollkommen vor sich geht; in der durch gebrochene Schraffirung
angedeuteten Zone findet die Circulation in Folge Stauung der Flüssigkeit an der
Spindel b weit langsamer statt. In dem weiss gelassenen
Theil ist die Circulation fast gleich Null, und Imprägnirung dieses Theiles der Cops
findet fast nur durch Capillarwirkung statt. Vielleicht war der Erfinder dieser
Maschine auf der Fährte dieser Idee, als er in derselben Vorrichtungen traf, um die
Circulationsrichtung umzukehren; diese Umkehrung hat aber lediglich den Effect, die
Differenz der beiden Minima x und y auszugleichen, aber verdoppelt die Differenz zwischen
der durch die massive Spindel verursachten Minimalzone xy und den über oder unter dem Horizont derselben liegenden Zonen a und b der Cops.
Textabbildung Bd. 287, S. 117Fig. 6.Mommer's Färbemaschine. Die durch diese Circulationsdifferenzen verursachte Unegalität in den Cops
ist vermuthlich sehr gering beim Arbeiten mit sehr schwachen Farbbädern für sehr
helle Nuancen, wird aber in den meisten Fällen beobachtet werden, wo mittelstarke
Nuancen, hauptsächlich unter Anwendung substantiver Farbstoffe, gefärbt werden. Auch
der Umstand, dass die Farbbäder in dieser Maschine durch eine Anzahl von
Copdiaphragmen von sehr bedeutender Dicke zu circuliren haben, gibt mir vom
Standpunkte des Princips II zu erheblichen Bedenken Veranlassung und lässt mir als
sehr zweifelhaft erscheinen, ob die Färbung eines solchen Copblockes, unabhängig von
der Egalität der individuellen Cops, durch die ganze Masse egal stattfindet,
obgleich in dieser Beziehung die Umkehrbarkeit der Circulation von höchst
vorteilhaftem Einflüsse sein wird. Ich habe bereits früher erwähnt, dass von allen
mechanischen Einwirkungen, denen Cops in einer Copfärbemaschine ausgesetzt sein
können, einseitig excentrischer Druck am allern achtheiligsten wirkt, und der
Umstand, dass in Mommer's Maschine die Cops während der
ganzen Dauer der Färbeoperation unter einem sehr bedeutenden einseitigen Drucke
stehen, erscheint mir mit Bezug auf Princip V im allerhöchsten Grade bedenklich. Die
im Vorstehenden erwähnten Schwierigkeiten und Bedenken werden noch mehr ins Gewicht
fallen, wenn die Maschine anstatt zur Färberei mit Substantiven Farbstoffen,
zur Färberei mit beizenziehenden Farbstoffen angewandt werden soll. Beim Arbeiten
mit der letztgenannten Klasse von Farbstoffen treten Schwierigkeiten ganz neuer Art
ein, denen Mommer's Maschine auf keinen Fall gewachsen
ist.
Textabbildung Bd. 287, S. 117Fig. 7.Crippin und Young's Färbemaschine. Durch überraschende Einfachheit in der Construction zeichnet sich zunächst
Crippin und Young's Maschine (D. R. P. Nr. 60100
vom 14. Februar 1891) aus. Deren Haupttheile sind die bezieh. auf den beiden Enden
des Färbebottichs a (Fig.
7) ruhenden Vacuumcylinder b und f und die Färbekammer h.
Die Cops werden auf hohle perforirte Spindeln gesteckt, welche in entsprechende
Bohrungen des auswechselbaren Copträgers eingesetzt werden. Der Copträger selbst
wird sodann in die Färbekammer h eingebracht. Letztere
steht durch Rohre mit den beiden Vacuumcylindern in der aus der Zeichnung
ersichtlichen Weise in Verbindung, so dass ein in Cylinder b erzeugtes Vacuum das Farbbad in die Kammer h durch die Cops und die Rohrleitung hindurch in den Cylinder b saugt. Beim Abstellen der Vacuumpumpe fliesst die in
diesen Cylinder gesaugte Flotte automatisch in das Bad a zurück. Wird sodann im Cylinder f ein
Vacuum erzeugt, so wird dadurch alles überschüssige Farbbad aus den Cops in diesen
Cylinder gesaugt und gelangt von hier wieder in den Färbebottich. Zur Erzeugung des
Vacuums dient ein Dampfstrahlgebläse, das durch Manipulation des Handhebels, der mit
einem Schieberventil in Verbindung steht, beliebig mit den beiden Vacuumcylindern in
Verbindung gebracht werden kann. Der Abdampf des Gebläses dient zur Erhitzung der
Flotte, die er in einem Schlangenrohre durchstreicht. Mittels der Cylinder kann
durch die Cops nicht nur Farbbad, sondern auch Luft, heisse Luft, Dampf oder
beliebige andere Gase gesaugt werden. In einer durch Zusatzpatent geschützten
Verbesserung dieser Maschine ist die Anordnung getroffen, das Farbbad sowohl von
aussen nach innen, als auch in umgekehrter Richtung durch die Cops circuliren zu
lassen.
In constructiver Beziehung ist zunächst als wichtiger Punkt hervorzuheben, dass die
Maschine absolut keine beweglichen, also wesentlicher Abnutzung ausgesetzten Theile
enthält. Dies ist ein Vortheil von ganz erheblicher Bedeutung gegenüber Graemiger's, Mason und Whitehead's und Mommer's Maschine, da gleitende Metallflächen unter dem
Einflüsse heisser Farbbäder eine ganz enorme Abnutzung erfahren. Durch die
Abwesenheit beweglicher Elemente werden ferner Betriebstörungen und Reparaturen auf
ein Minimum
reducirt. Die Maschine gestattet ferner eine continuirliche Beobachtung des während
jeden Zeitmoments durch die Cops passirten Flüssigkeitsquantums, was die Egalfärbung
auf einander folgender Partien in hohem Grade erleichtert.
Textabbildung Bd. 287, S. 118Fig. 8.Koblenzer's Färbemaschine. Die Maschine arbeitet unter einem Vacuum von 12 bis 14 Pfund und ist daher
bis jetzt die erste, die unserem Princip I unbedingt entspricht. In Anbetracht
dieses verhältnissmässig hohen Vacuums ist es klar, dass die Circulation in dieser
Maschine eine sehr energische sein muss, dieselbe beträgt thatsächlich für jeden
einzelnen Cop (Pin) ungefähr 3 l in der Minute. Dies setzt eine so energische
Circulation voraus, dass sich der Einfluss unegaler Wickelung der Cops in der
Färbung nicht mehr geltend machen kann, die Egalität in der Durchfärbung der Cops
ist daher eine Schwierigkeit, die bei dieser Maschine von keinem Belang ist. In
Bezug auf quantitative Leistungsfähigkeit steht die Maschine hinter denen von Graemiger, Obermaier und Mommer wesentlich zurück, in Zweckmässigkeit der Construction, Sicherheit
des Arbeitens, Einfachheit der Bedienung und universaler Anwendbarkeit für alle
Färbemethoden, übertrifft sie alle bisher bekannten Systeme.
In A. und M. Koblenzer's Maschine (D. R. P. Nr. 55787
vom 19. März 1891) werden die Cops auf siebartig durchbrochene Böden gesteckt und
diese in den Kessel a (Fig.
8) eingesetzt. Sodann wird in den Kessel durch das Schlangenrohr d Dampf, heisse Luft oder irgend ein anderes heisses
Gas eingeleitet. Das in dem kleineren Kessel c
befindliche Farbbad wird mittels gespannten Dampfes in den Kessel a eingedrückt und ergiesst sich zunächst auf das
oberste Sieb, während gleichzeitig von unten heisser Dampf zuströmt. Dabei sollen
die Cops gefärbt werden, während die überschüssige Farbflotte durch den ersten
Siebboden hindurch filtrirt und nun die auf dem zweiten Siebboden aufgesteckten Cops
anfärbt. Unter fortgesetzter Vertheilung an die entgegenströmenden Dämpfe gelangt
die Farbflotte von Sieb zu Sieb und nur ein kleiner Theil fliesst durch das
Rohr k ab. Die Wirkungsweise dieser Maschine ist schwer
verständlich. Schon die Art und Weise, wie die Imprägnirung stattfindet, ist sehr
zweifelhaft. Von einer richtigen Circulation des Farbbades durch die Cops kann
überhaupt gar keine Rede sein. Thatsächlich entspricht die Maschine keinem unserer
fünf Principien, und wenn es überhaupt möglich ist, Cops in derselben zu färben, so
kann dies bestimmt nur mit den Substantiven Farbstoffen geschehen. Die Maschine wird
nie im Stande sein, basische oder saure Beizenfarbstoffe, Indigo oder Anilinschwarz
zu färben. Es sind mir eine Anzahl auf dieser Maschine mit Benzidinfarbstoffen
gefärbte Cops zu Gesicht gekommen. Dieselben waren alle ganz auffallend weich, was
wohl deren befriedigende Durchfärbung theilweise erklärt, aber für die Verarbeitung
der Cops im Webstuhl nichts weniger als günstig ist.
Textabbildung Bd. 287, S. 118Fig. 9.Kornfeldes Färbemaschine. (Vgl. 284 * 293.)F. Kornfeld's Maschine (D. R. P. Nr. 56369 vom 11. Mai
1891) umgeht die Anwendung von Spindeln beim Färben der Cops gänzlich. Dieselben
werden in Hülsen (Fig. 9) eingesetzt, in welchen
vorstehende Metallplättchen angebracht sind, welche den Zweck haben, die Bäder beim
Durchgang durch die Hülsen zu stauen und zum Durchdringen der Cops zu zwingen. Die
Maschine mag für Laboratoriumsexperimente sich eignen, für den wirklichen Betrieb
ist sie ganz werthlos, da nicht nur ihre Productionsfähigkeit eine ganz minimale
ist, sondern auch ihre Bedienung von geradezu abschreckender Umständlichkeit ist.
Zahlreiche Verletzungen der Cops durch die erwähnten vorstehenden Metallplättchen
sind ferner ganz unvermeidlich. Herzfeld und Stommel's
Maschine (D. R. P. Nr. 11325) ist im Princip identisch mit Kornfeld's Construction, mit dem Unterschied, dass Garnabwickelungen und
Verletzungen der Cops durch Weglassung der Widerstandsplättchen in den Hülsen
vermieden sind. Im Uebrigen ist die Anwendung dieser Maschine im Grossbetrieb ebenso
aussichtslos wie die Kornfeld's.
Trotzdem noch eine ganze Anzahl von Patenten für Copfärbemaschinen existiren,
brauchen wir uns mit denselben nicht weiter zu befassen, da dieselben nichts
principiell Neues bieten.
Aus dem Vorstehenden geht hervor, dass nur wenige der bereits sehr zahlreichen
Copfärbesysteme Aussicht auf dauernden Erfolg haben, sobald dieselben für das Färben
mit anderen als den Substantiven Farbstoffen angewandt werden sollen. Dazu kommt
noch, dass gerade die Substantiven Farbstoffe dem technischen Zweck der Copfärberei
sehr schlecht entsprechen, da dieselben fast ausnahmslos ungefärbte oder anders
gefärbte Baumwolle, Wolle und Seide in solchem Grade anbluten, dass die Verwendung
mit jenen Farben gefärbter Cops nur in sehr beschränktem Grade möglich ist.
Leistungsfähig kann also die Copfärberei nur sein, wenn sie im Stande ist, mit den
beizenfärbenden Farbstoffen, einschliesslich der Alizarinfarben, des Indigos und
Anilinschwarz, zu arbeiten. Alle diese Farben stellen aber an die Copfärbemaschinen
ungleich höhere Ansprüche als die Substantiven Farbstoffe.
Ich habe bereits früher erwähnt, dass die Frage der quantitativen Leistungsfähigkeit
der verschiedenen Copfärbemaschinen als sehr verfrüht bezeichnet werden muss. Die
von gewisser Seite gemachte Angabe, dass Crippin und
Young's Maschine 25000, Graemiger's 80000 und
Mommer's 360000 Pincops in 10 Stunden zu färben
vermag, gibt bei der gegenwärtigen Lage der Sache keine Vorstellung von dem Werthe
und der Brauchbarkeit dieser Maschinen, und kann nur dazu dienen, Uneingeweihte auf
das gröbste zu täuschen. Die Angabe ist ferner ganz werthlos, indem die
Betriebskosten dieser verschiedenen Maschinen vorläufig noch ganz unbekannt sind und
bei der ängstlichen Geheimnissthuerei der Interessirten auch für geraume Zeit noch
bleiben werden.
(Fortsetzung folgt.)