Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. |
Autor: | L. Kohlfürst |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 265 |
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Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
Ausstellung.
Von Oberingenieur L.
Kohlfürst.
(Fortsetzung des Berichtes S. 241 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
Ausstellung.
Ein anderer zum Anzeigen von Wasserständen oder auch von Windrichtungen u. dgl.
bestimmter elektrischer Fernzeiger (Construction Meyl) befand sich in der Sammlung der königl.
preussischen Staatseisenbahnverwaltung und stammte aus dem
Eisenbahndirectionsgebiete Erfurt. Die Haupttheile
dieser in Fig. 133 und
134 verdeutlichten
Einrichtung sind ein am Controlorte I (Fig. 134) aufgestellter
Zeichengeber und der mit ihm durch die Leitung L verbundene, auf der Meldestelle aufgestellte,
schnellaufende Morseschreiber M, dessen Elektromagnet
m durch Vermittelung eines Stromwenders U mit einer Linienbatterie B und dann mit der Erdleitung E1 in Verbindung steht, während sein Ankerhebel als
Relais für den mit der Ortsbatterie b verbundenen
Rasselwecker W eingerichtet ist.
Textabbildung Bd. 285, S. 265
Meyl's elektrischer Fernzeiger.
Der Zeichengeber besteht aus einem, aus schwachem Bandeisen
gitterförmig hergestellten Pendel P von 1,6 m Länge,
welches auf zwei Schneiden x1 und x2
schwingt und am freien Ende zwei hufeisenförmige Elektromagnete M2 und M3, sowie zur
Vermehrung der lebendigen Kraft eine Pendellinse l
trägt. Im lichten Raume des zweiten Gitterfeldes von P
ist am Pendelgestelle G eine Schriftwalze C angebracht, die sich auf einer in der
Schwingungsebene des Pendels gelagerten Welle dreht und vom schwingenden Pendel frei
umspielt wird. Auf der metallenen, tonnenförmig gestalteten Mantelfläche von C sind parallel zur Erzeugungslinie derselben
Morsetypen – abgekürzte Ziffern oder Buchstabengruppen – eingefügt, welche bei
gewöhnlicher Ruhestromschaltung durch Hartgummieinlagen, die den Morse'schen Strichen und Punkten entsprechen, und bei
amerikanischer Ruhestromschaltung durch Hartgummieinlagen, die die Pausen zwischen
den Strichen und Punkten darstellen, hergestellt werden. Die Anzahl der in
gleichen Winkelabständen über den Umfang der Walze vertheilten Typenzeilen richtet
sich nach dem Umfange des in Frage kommenden Beobachtungsfeldes und der als zulässig
erachteten Genauigkeit der einzelnen Angaben. Die Oberfläche von C ist rechts und links durch je einen Hartgummireifen
V abgegrenzt. Das nächste unter C liegende Verbindungsstück des Pendelstabgitters trägt
ein Contacträdchen i aus Platin, das in Spitzen läuft
und dessen gabelförmiger, in einer prismatischen Führung gehaltener Lagerträger
durch eine leichte Feder nach aufwärts gedrückt wird; nebenan ist auch eine
Widerstandsspule w angebracht. Am Trägergestelle des
Pendels sind den Elektromagneten M2 und M3 genau gegenüber die Elektromagnete M1 und M4 an Winkelstücken auf
verstellbaren Grundplatten befestigt. Zur Vervollständigung der Einrichtung bei I gehört weiter der als langsam arbeitender
Selbstunterbrecher angeordnete Wecker W1
, ferner die in der Regel geschlossenen Federncontacte
D1 und D2, welche von dem
seitlich aus C vorstehenden Daumenstifte u bezieh. t bei der einen
bezieh. bei der anderen Endstellung von C aus einander
gedrückt, d.h. unterbrochen werden, sowie schliesslich die beiden Contactfedern D3 und D4, von welchen je nach
der Lage des Pendels die eine oder die andere mit dem am Pendelstabe angebrachten
Contactbügel c in Berührung gelangt. Die Schriftwalze
ist durch ein Zahnrad R, das Trieb r und die Kettenscheibe R1 (Fig. 133) mit
demjenigen Punkte, dessen örtliche Veränderungen aufgezeichnet werden sollen, derart
in dauernd abhängige Verbindung gebracht, dass sie übereinstimmend mit diesen
Aenderungen gedreht wird und dass dabei jenes eingesetzte Morsezeichen, welches
jeweilig die unterste Kante der Walze bildet, gerade dem gleichzeitig bestehenden
Zustande des zu controlirenden Punktes entspricht. Fig. 133 lässt leicht
erkennen, wie sich in diesem Sinne die auf und nieder gehende Bewegung des
Schwimmers S durch die Vermittelung der über die
nöthigen Rollen r1, r2.... und über die
Kettenscheibe R1
laufende, durch das Gegengewicht g gespannte
Schwimmerkette auf die Schreibwalze C überträgt. Das
pyramidenförmige
Gestell G der ganzen Contactvorrichtung kann
selbstverständlich je nach Bedarf durch ein solches in Gestalt einer kräftigen Säule
mit ausladenden Consolen oder durch eine angemessene Wandconstruction u.s.w. ersetzt
werden.
Die Contact- oder vielmehr Schreib Vorrichtung verbleibt so lange unwirksam, als das
Pendel in einer seiner beiden Endlagen festgehalten ist. Es sind unter diesem
Umstände die einander gegenüber liegenden Elektromagnete, wie beispielsweise M1 und M2 in Fig. 134, erregt und
ihre ungleichnamigen Pole liegen fest an einander, denn der Strom der Batterie B findet seinen Weg über U, m,
L, D2, p, n, q,
M3, M2, a, y, c, D3, M1, k, D
l zur Erde E2 und durch E1 und U zum zweiten
Pole zurück. Wird eine Aufzeichnung des Wasserstandes gewünscht, so ist nach vorher
zu bewerkstelligender Auslösung des Morselaufwerkes durch Umlegen des Stromwenders
eine Umkehrung des Linienstromes herbeizuführen. Zufolge des damit hervorgerufenen
Polwechsels in den Elektromagneten M2 und M1 reisst das Pendel ab und schwingt auf die andere
Seite, wo es aber vom Elektromagneten M4 wieder festgehalten wird, weil kurz vor Vollendung
des Pendelweges der Contactbügel i mit D4 in Berührung tritt
und also der Strom ersichtlichermaassen wieder in geeigneter Richtung seinen Weg
durch M3 und M4 findet. Während das
Pendel seine Stellung wechselt, d.h. nachdem der Contact bei D3 gelöst und jener bei D4 noch nicht
geschlossen ist, findet der Strom seinen Weg wie früher über U, m, L, D2, p, n,
q, M3, M2, a, dann jedoch über
den Ausgleichs widerstand w, der die nunmehr aus dem
Stromkreise ausgeschaltete Spule des Elektromagnetes M1 zu ersetzen hat, in das Contacträdchen
i und durch die Metalltheile der Walze C in das Gestell G bezieh.
zur Erde E2
, um bei E1 über U wieder zum
zweiten Pole zurückzugelangen. Dabei läuft das Contacträdchen i über die Schriftwalze C
und es wird sonach jedesmal eine Unterbrechung des Stromes, sowie ein Abreissen des
Morseankers erfolgen, wenn i auf dem obgedachten Wege
über eine der eingesetzten Hartgummistellen wegläuft, d.h. der Morseapparat schreibt
jenes Zeichen nieder, welches an der augenblicklich zu
unterst liegenden Kante der Walze C
eingelassen ist. Nach Empfang des Zeichens wird das Morselaufwerk wieder
geschlossen, der Stromwender in die Normallage zurückversetzt und durch letzteres,
wie beim früheren Wechsel der Stromrichtung, zugleich bewirkt, dass M4 den Elektromagnet
M3 loslässt und P wieder in die ursprüngliche Lage, wie sie Fig. 134 darstellt,
zurückkehrt. Die beiden Endzustände Leer und Voll äussern sich selbsthätig durch besondere
Lärmzeichen. Ersteren Falles ist nämlich die Schriftenwalze C so weit gedreht worden, dass der Daumenstift t den Federcontact D2 öffnet; dadurch wird der Linienstrom unterbrochen
und der abgerissene Morseanker schliesst dauernd die Batterie h über W1 so dass dieser Wecker gleichmässig fortläutet, so
lange, bis sich in Folge zunehmenden Wasserstandes die Walze C wieder zurückdreht und D1 wieder in Schluss gelangt. In gleicher Weise würde
der Wecker W ertönen, wenn etwa die Leitung L reisst oder sonst eine Unterbrechung im Stromwege der
Batterie B entsteht. Bei der zweiten Endstellung löst
der Daumen u den Contact bei D1
, wodurch die directe Verbindung zur Erde E2 aufgehoben und der
Linienstrom gezwungen wird, seinen Weg über W1 zu nehmen. Jetzt läutet also der Wecker W1 in langsamen
Schlägen und macht in gleicher Weise auch den Anker des Morseschreibers und den
Wecker W thätig. Das auf diese Weise in II hervorgerufene Weckersignal unterscheidet sich so
auffällig vom früheren, dass ein Irrthum ausgeschlossen erscheint. Während dieser
Signale für die Endstellungen, durch welche also die Leitung entweder dauernd oder
in Absätzen unterbrochen wird, kommt das Pendel P doch
nicht zum Abfalle, weil die Remanenz der sich festhaltenden Elektromagnete M1 und M2 oder ebenso wohl M3 und M4 gross genug ist, das
Losreissen zu verhüten. Erst wenn durch das Umkehren des Stromes die Remanenz
zerstört wird, erfolgt das Abschwingen des Pendels. Es unterliegt demnach auch
keinem Anstände, die Leitung L nebenbei zum
Nachrichtenaustausche mittels Morse oder Telephon zu benutzen. Zum Betriebe genügt
unter normalen Verhältnissen eine Linienbatterie von 8 bis 10 Meidinger-Elementen
gewöhnlicher Grösse. Dass mit dieser Einrichtung, wenn der einfache Morse z.B. durch
einen Siemens und Halske'schen oder einen Hipp'schen Registrirer ersetzt und durch eine
Uhrcontactvorrichtung vervollständigt würde, welche in bestimmten Zeitabschnitten
die Umkehrungen des Linienstromes besorgt, auch den weiter gehenden Ansprüchen
wichtiger Pegelstationen oder den meteorologischen Stationen für die Durchführung
von ombrometrischen oder anemometrischen Aufschreibungen entsprochen werden könnte,
bedarf wohl kaum eines besonderen Hinweises.
Textabbildung Bd. 285, S. 266Meyl's Schwimmervorrichtung. Unfern des eben geschilderten Meyl'schen
Apparates sah man in der Sammlung der königl. preussischen Staatseisenbahnverwaltung
schliesslich noch einen elektrischen Fernzeiger, der
von der Eisenbahndirection Frankfurt a. M. beigestellt
war und sowohl seinem engeren Zwecke nach als hinsichtlich seiner Anordnung von
allen übrigen, auf der Ausstellung vorhanden gewesenen Vertretern verwandter Gattung
abwich. Diese nach den Angaben des Eisenbahndirectors Oesterreich ausgeführte Einrichtung hat die Aufgabe, den Stand des Wassers
in stationären Dampfkesseln nach entfernten Control- oder Pumpstellen bekannt zu
geben, und besteht im Wesentlichen aus der Schwimmervorrichtung im Kessel, dann aus einem am Kessel angebrachten Stromsender und aus dem eigentlichen Zeichenapparate, der mit dem Stromsender durch acht von
einander isolirte Leitungen verbunden ist. Der in Fig. 135 und 136
dargestellte, äusserst flache Schwimmer S hat
annähernd 15 bis 20 k Auftrieb und ebenso viel Eigengewicht; er ist an einer Stange
S1 steif befestigt,
welche bei p und q von
Führungen gehalten wird, so dass ein seitliches Ausweichen des Schwimmers nicht
vorkommen kann. Am oberen Stangenende schliesst eine Kette an, die über die
Kettenrolle K geschlungen und durch das an ihrem
zweiten Ende hängende, beiläufig 7,5 bis 10 k schwere Gegengewicht g gespannt wird. Beim Steigen und Sinken des Schwimmers
erfolgt also ein Hin- und Zurückdrehen der Kettenrolle K, und diese Bewegungen übertragen sich, da K
auf der Achse W festsitzt, auch auf diese Achse.
Letztere, welche den Haupttheil des ausserhalb des Kessels angebrachten Stromsenders (Fig. 137
und 138) bildet, ist gegen die Kesselwand PQ durch Stopfbüchsen abgedichtet und nahe ihrem
äusseren Ende in einem an der Kesselwand festgeschraubten Bügel B gelagert. Das eigentliche, in dem Bügel B eingeschraubte Lager L,
L1 bildet ein cylinderförmiges,
durchbohrtes Stück, das zwei vollständig von einander und gegen LL1 isolirte
Metallringe R und R1 trägt.
Textabbildung Bd. 285, S. 267
Fig. 137.Meyl's Schwimmervorrichtung.
Davon ist der letztere ein in sich geschlossener Streifen,
wogegen der erstere aus neun ebenfalls von einander und von LL1 isolirten Theilen besteht, von denen,
wie dies in der schematischen Darstellung (Fig. 139)
ersichtlich gemacht ist, die acht gleichen, schmalen Ausschnitte 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8
mit je einer vom Stromsender I zum Zeichenapparate II geführten Leitung verbunden sind, während das grosse
Ringstück i vollständig isolirt bleibt. Die Grösse der
zuerst genannten acht Ringtheile wird durch den Drehungswinkel der Achse W bestimmt und dieser ergibt sich aus der Entfernung
zwischen dem höchsten und niedrigsten Wasserstande, sowie aus dem Durchmesser der
Mitnehmerrolle K. Der Ring R1 steht durch den Leitungsdraht 9 mit dem Zinkpole der Batterie B in Verbindung, deren zweiter Pol mittels des Drahtes 10 (vgl. auch Fig. 137)
zur Achse W angeschlossen ist. Die Aufgabe des
Stromsenders besteht nun darin, die Batterieanschlüsse 9 und 10 (Fig.
139) nach Maassgabe der Schwimmerlage im Dampfkessel mit je zweien der Leitungen 1 bis
8 in Verbindung zu bringen. Zu diesem Ende
sitzt auf der Achse W eine sich in zwei Arme V1 und V2 (Fig. 137) spaltende Hülse H fest. An dem Arme V1 ist isolirt die Doppelfeder D angebracht, deren beide gabelförmig gestalteten Enden
f1, f2 und F1, F2 den Körper LL1 umgreifen, wie es
Fig. 138 zeigt, wobei f1 und F1 auf dem Ringe R1 und f2 und F2 auf dem Ringe R
gleiten. Der Arm V1
trägt die mit ihm, also auch mit W und 10 leitend verbundene Feder f, welche gleichfalls auf dem Ringe R
schleift. Die Grösse und Lage der Doppelfeder D ist so
gewählt, dass, wenn f den nten Abschnitt des Ringes R berührt; stets
eines der beiden Enden der Doppelfeder mit dem n ± 4ten
Ausschnitt von R in Contact steht, wie dies die
schematische Darstellung Fig. 139 ersehen lässt. Hier
ist allerdings der ganze Stromsender in die wagerechte Lage umgelegt und der Arm V2 bezieh. die
Doppelfeder D der leichteren Uebersichtlichkeit willen
in zwei Theilen dargestellt, das Princip der Anordnung lässt sich jedoch deutlich
verfolgen. Stünde der Kesselschwimmer an seiner niedrigsten Stelle, so steht der Arm
V1 so, dass die
Feder f das Segment 1
berührt, während gleichzeitig f2 das Segment 5 mit dem
Ringe R1 verbindet. Die
zwei anderen Enden F1
und F2 der Doppelfeder
liegen gleichzeitig auf R1 und i, sind also völlig wirkungslos, da i ganz isolirt ist.
Rückt f auf 2, 3 und 4 vorwärts, so gelangt übereinstimmend auch f2 auf 6, 7 und 8. Kommt endlich
f auf 5, so wird nun das Ende f1
f2 der Doppelfeder D unwirksam, indem es auf R1 und i
übertritt, wogegen das andere Ende F2
F1 Einfluss gewinnt,
weil F2 mit dem
Segmente 1 in Berührung tritt und dieses durch F1 mit R1 bezieh. 9 leitend verbindet. Rückt f schliesslich über 6, 7 bis zum höchsten
Schwimmerstande 8 vor, so schreitet im gleichen Maasse
auch die Feder F2 über
2, 3 und 4 weiter,
während indessen f1
f2 immer auf R1 und i, also einflusslos bleiben.
Textabbildung Bd. 285, S. 267Fig. 138.Meyl's Schwimmervorrichtung.Textabbildung Bd. 285, S. 267Fig. 139.Meyl's Schwimmervorrichtung. Der Zeichenapparat am Beobachtungsorte II
(Fig. 139) ist ein feststehender, in einem
trommelförmigen Gehäuse untergebrachter Gramme'scher
Ring, in dessen Innenraum
sich ein kleiner, auf einer durch den Mittelpunkt des Ringes gelegten
wagerechten Achse festsitzender Stahlmagnetstab NS
leicht drehen kann. Auf der Achse dieses Magnetes sitzt auch ein halb weiss, halb
roth bemalter Zeiger Z fest, der vor einem
achttheiligen Zifferblatte spielt und hier mit seinem rothen Ende den jeweiligen Stand des Schwimmers anzeigt. Die Drehung des
Zeigers oder vielmehr des Magnetes erfolgt einfach dadurch, dass in dem Gramme'schen Ringe, welcher acht Spulen trägt, an
bestimmter Stelle ein Strom eingeleitet wird, wodurch im Ringe wieder an bestimmter Stelle Pole entstehen, die den
Magnetstab NS einstellen, indem die Pole des letzteren
von den ungleichnamigen des ersteren angezogen werden. Der Kern des benutzten Gramme'schen Ringes besteht aus mehreren ringförmigen,
jedoch magnetisch von einander isolirten Bandeisen. Die zwischen den in gleichen
Entfernungen von einander aufgewickelten Spulen entstehenden Räume werden durch
passende Holzeinlagen ausgefüllt. Die Spulen sind sämmtlich mit einander verbunden,
und zwar ist das äussere Drahtende jeder Spule mit dem inneren Drahtende der
Nachbarspule in Verbindung gesetzt und an jeder solchen Verbindungsstelle ist, der
Reihe nach, eine der zum Stromsender I geführten acht
Leitungen angeschlossen. Wenn vermöge der vorhergeschilderten Wirksamkeit des
Stromsenders ein Strom der Batterie B nach II gelangt, so wird derselbe im Ringe stets nur an
Punkten in die Ringspulen ein- und austreten, die sich diametral gegenüber liegen;
er wird sich an der Eintrittstelle theilen und in die beiden nächsten, rechts und
links liegenden Spulen, dann wieder in die nächsten Nachbarspulen u.s.w. eintreten,
bis jeder der beiden Theilströme die Hälfte der sämmtlichen Ringspulen durchflössen
hat und sich diese zwei Ströme an der Austrittstelle wieder vereinigen. Wie aus dem
bisher Betrachteten und aus Fig. 139 hervorgeht, wird
der Stromeintritt in II gleichwie der stets gegenüber
liegende Strom austritt ganz im gleichen Sinne vorrücken oder rückwärtsschreiten,
wie sich in I das Stück H
mit den Armen V und V1 bezieh. mit den Contactfedern D (f1, f2 und F1, F2) und f bewegt, d.h.
also der Zeiger Z wird an der Kreistheilung genau
anzeigen, in welchem Achtel seines Weges sich der Schwimmer im Dampfkessel
befindet.
XV. Aussergewöhnliche Signal- und Controleinrichtungen.
Unter den Ausstellungsgegenständen, welche ausschliesslich oder zum Theile für
Eisenbahnzwecke bestimmt waren, gab es einige, die sich keiner der bisher
behandelten Gattungen beiordnen lassen und deshalb nachstehend für sich besprochen
werden.
Hierher zählt der C. v. Mann'sche Gefällsanzeiger, ein Apparat mit der Bestimmung, auf
der Locomotive angebracht zu werden und dem Maschinenführer fortlaufend das Gefälle
der eben befahrenen Bahnstrecke mittels eines sich vor einem Zifferblatte bewegenden
Zeigers bekannt zu geben, sowie die jeweiligen Gefällsänderungen oder bestimmte
Grenzen des Gefälles überdem durch ein elektrisch hervorgerufenes, hörbares Signal
anzuzeigen. Diese Vorrichtung, welche den Maschinenführern bei Nachtfahrten im
Allgemeinen und bei Fahrten auf fremden Strecken, beispielsweise im Kriegsfalle,
ganz besonders von Werth sein wird, besteht im Wesentlichen aus einem schweren
Senkel, der in einem Holzgehäuse auf einer Drehachse hängt. Das obere Ende des
Senkels bewegt sich vor einer besonderen kleinen Scala, welche lediglich dazu dient,
den Gefällsanzeiger richtig einzustellen, zu welchem Zwecke die Lage des Kastens
mittels Stellschrauben so lange geändert werden muss, bis das Senkelende auf den
Nullpunkt der gedachten Scala zeigt, wobei natürlich vorausgesetzt ist, dass die
Locomotive während der Einstellung auf einer vollkommen wagerechten Strecke steht.
Das untere Senkelende ist mit einem Laufwerke in Verbindung gebracht, welches die
Erschütterungen während der Fahrt unschädlich zu machen hat. Auch kann der Apparat
durch eine einfache Sperrvorrichtung ganz ausser Thätigkeit gesetzt werden, wie dies
unter Umständen z.B. während der Ausübung des Rangirdienstes oder bei Befahrung von
Weichen überhaupt erwünscht sein kann.
Der obere Arm des Senkels überträgt seine regelrechten Bewegungen mittels eines
seitlich angebrachten Zahnradsegmentes auf ein Getriebe, auf dessen Achse ein Zeiger
sitzt, der vor der kreisförmigen eigentlichen Gefällscala spielt. Die eine vom
Nullpunkte links liegende Scalenhälfte gibt die Gefälle, die rechts liegende die
Steigungen an. Concentrisch zur Scala sind gegenüber den Theilstrichen Metallstege
am Zifferblatte angebracht, mit welchen eine am Zeiger befestigte Contactfeder in
Berührung gelangt, sobald der Zeiger auf den betreffenden Theilstrich weist. Zeiger
und Zifferblatt sind von einander isolirt, dagegen durch Drähte mit einer Batterie
und einem Rasselwecker verbunden, die also in Schluss und Thätigkeit gerathen,
sobald der Zeiger einen der Zifferblattcontacte berührt.
Camozzi und Schlösser in Frankfurt a. M. hatten einen
Kayser'schen Gleise-Messwagen (Fig. 140) ausgestellt, welche Vorrichtung bekanntlich
eine wesentlich erleichterte und beschleunigte Revision der Eisenbahngleise
hinsichtlich ihrer Spurweite und der Ueberhöhung des äusseren Schienenstranges in
Bögen ermöglicht. Die zwei durch Winkeleisen und Bleche zu einem festen Rahmen
verbundenen Achsen ruhen auf den vier Rädern a, b, c
und d, von welchen die beiden ersten unverrückt
festgemacht sind, wogegen die Räder c und d nur lose in Lagerhülsen stecken und sich längs ihrer
Achse innerhalb angemessener Grenzen leicht verschieben. Eine kräftige, um die
betreffende Achse gewickelte Spiralfeder drückt das Rad c und ebenso d stetig nach aussen, nämlich
gegen den betreffenden Schienenstrang, und es wird sonach, wenn man den Messwagen
längs eines Gleises fortschiebt, die Spurweite des ersteren sich stets der Weite des
letzteren anpassen, d.h. die Wagen weite wird stets gleich der Gleis weite sein. Die
hierbei sich ergebenden Verschiebungen der Räder c und
d oder auch nur eines derselben bedeuten also die
fortlaufenden Aenderungen der Spurweite und werden deshalb auf einer am
Wagengestelle angebrachten Scala sichtbar gemacht. Es ist zu dem Ende ein
pyramidenförmiger Ständer S errichtet, der an seiner
Spitze eine von zwei kreissegmentförmigen Schlitzen durchbrochene, mit zwei
messingenen Gradbögen versehene Gussplatte h trägt. Vor
dem unteren Bogen läuft das zeigerförmige Ende eines auf einer Drehachse bei g beweglichen, zweiarmigen Hebels f, dessen unterer Arm durch ein Gelenk mit der in zwei
Führungen liegenden Stange l, k in Verbindung steht.
Die letztere trägt an ihrem Ende bei k eine kleine
Rolle, mit welcher sie durch eine bei l
eingespannte; die Stange umfassende Spiralfeder stetig gegen das Rad d gepresst wird, so dass lk die Verschiebungen, welche d durch die
Aenderungen der Gleisweite erfährt, mitmachen muss. Die Lage des geschilderten
Zeigers gibt also die Gleiserweiterungen oder Verengungen an, und es sind die Längen
der maassgebenden Theile so gewählt, dass die Scala die Abweichungen von der
normalen Spurweite 2½ mal so gross darstellt, als sie in Wirklichkeit sind. Die
Ueberhöhungen werden ähnlich, nur einfacher als wie beim v.
Mann'schen Gefällsanzeiger, mit Hilfe eines schweren Senkels R zur Darstellung gebracht, welcher unten das Gewicht
i trägt und natürlich so aufgehängt ist, dass er
sich nur in einer zur Längenachse des Gleises senkrechten Ebene bewegen kann. Am
aufwärts gekehrten Ende von R ist ein Zeiger befestigt,
der im oberen Schlitze der Platte h vor dem zweiten
oberen Theilkreis spielt und auf diesem die jeweilige Ueberhöhung des Gleises in
halber wirklicher Grösse anzeigt. An dem ausgestellten Apparate waren in der Scala
für die Gleisweiten an jenen beiden Stellen, welche der zulässigen Spurer Weiterung
oder Spurverengung entsprechen, Contactpunkte eingesetzt, durch welche, wenn der
eine oder der andere mit dem Zeiger in Berührung gelangt, der Stromkreis einer aus
zwei Gassner'schen Trockenelementen bestehenden, im
Kästchen K aufgestellten Batterie geschlossen wird. In
diesem Stromkreise war ein auf dem Deckel von K unter
einer Blechhaube angebrachter Wecker eingeschaltet. Durch diese einfache elektrische
Alarmvorrichtung wird der Möglichkeit vorgebeugt, dass bei etwaigem rascheren
Arbeiten irgend eine unzulässig weite oder enge Gleisstelle übersehen werden könne (vgl. Technische Blätter, Jahrg. 1891 S. 189 und Oesterreichische Eisenbahnzeitung, 1891 S. 365).
Textabbildung Bd. 285, S. 269Fig. 140.Gleise-Messwagen von Camozzi und Schlösser. In der Sammlung der königl. preussischen Staatseisenbahnverwaltung befand
sich das sehr hübsch ausgeführte Modell einer elektrischen Transmissions-Ausrückvorrichtung, wie eine solche in
der Hauptwerkstätte der königl. Eisenbahndirection Frankfurt a. M. verwendet werden
soll. Bekanntlich bilden ja die oft sehr weit verzweigten Transmissionen der mit
Dampfbetrieb versehenen Werkstätten für die Betheiligten eine stete Quelle von
Gefahren und es können Vorkommnisse eintreten, bei welchen ein Unglück nur durch
sofortiges Loskuppeln der Transmission von der Dampfmaschine oder durch rasches
Anhalten der letzteren verhütet oder mindestens abgeschwächt werden kann. Die
vorbenannte Einrichtung hat nun den Zweck, das Abstellen der Transmission oder eines
Zweiges derselben von jedem Punkte der in Betracht kommenden Werkstättenräume aus
vollziehen zu können, ohne dass dabei die sonst hinsichtlich der Raschheit der
Ausführung so sehr ins Gewicht fallende Entfernung der Unfallsstelle von der
Dampfmaschine bezieh. Ausrückvorrichtung von Belang ist. Ein auf einer Schnur
hängendes Gewicht ist hoch gehoben und wird in dieser Lage durch den Anker eines
Elektromagnetes festgehalten, so dass es senkrecht nach abwärts fällt, sobald ein
Strom in den Elektromagnet entsendet wird, was im Bedarfsfalle mit Hilfe jedes der
zahlreichen in den Betriebsräumen angebrachten gewöhnlichen Drucktaster geschehen
kann. Das niederfallende Gewicht öffnet durch seinen Stoss den Hahn des
Dampfzuströmungsrohrs einer eigenthümlichen Ausrückvorrichtung, welche hierdurch zur
Wirksamkeit gelangend die Zweigtransmission von der Haupttransmission loskuppelt und
zugleich bremst.Die von Siemens und Halske auf der Berliner Unfall-Verhütungs-Ausstellung zur Ansicht
gebrachte ähnliche Anlage (vgl. 1889 273 * 387)
ist durch ein aus Läutewerken gebildetes Signalsystem vervollständigt. Bei
der elektrischen Abstellung wird direct die Drosselklappe des Dampfcylinders
abgesperrt und zugleich eine Hebelbremse ausgelöst, die den Leerlauf des
Schwungrades der Dampfmaschine hemmt.
Zu den in Frankfurt ausgestellt gewesenen Einrichtungen für die Controle des
Nacht- und Feuerwächterdienstes, welche sich für grosse Eisenbahnstationen und
insbesondere für ausgedehnte Güterbahnhöfe eignen, zählt eine elektrische Controluhr von C. Th.
Wagner in Wiesbaden. Dieselbe besteht aus einem Uhrwerke, das einen genau
in Stunden und Minuten eingetheilten Papierstreifen P
(Fig. 141) fortbewegt, auf welchem die
Schreibstifte zweier Elektromagnete M1 und M2 Punkte einstechen, sobald der betreffende
Elektromagnet durch den Strom der Batterie B erregt
wird. Dies geschieht ganz regelmässig durch einen am Uhrwerke angebrachten
Federcontact c, welchen ein auf einer Werksachse
sitzender Daumen alle fünf oder alle zehn Minuten einmal schliesst. Die Batterie
kann jedoch, wie die Stromlaufanordnung erkennen lässt, trotz dieser
Contactschliessungen nur für den Fall thätig werden, wenn gleichzeitig die eine oder
die andere der beiden Telegraphenleitungen L1 oder L2 ununterbrochen zur Erdleitung E2 an schliesst. Durch
L1 und L2 sind sämmtliche
jener Bahnhofsstellen, welche vom Wächter zu bestimmter Stunde nachgesehen werden
sollen, verbunden, und an jeder solchen Stelle befindet sich je ein Umschalter U1, U2...., den der Wächter
bei jedem seiner Rundgänge umzustellen hat.
Textabbildung Bd. 285, S. 270
Fig. 141.Wagner's Controluhr.
Der Umschalter (Fig. 142)
gleicht seinem Aeusseren nach einem gewöhnlichen Haustelegraphentaster. Die Stelle
des Drucktasters nimmt ein halb roth, halb weiss bemaltes Zeichenscheibchen r, w ein, welches je nach seiner Lage den Ausschnitt
i des Umschalterdeckels roth oder weiss erscheinen lässt. Von den
vier gegenseitig isolirten Contactfedern 1, 2, 3 und
4 sind die ungeraden in die Leitung L1, die geraden in L2 eingeschaltet. Es
gelangt davon 1 mit 3 in
Berührung, wenn der Arm a mit dem Bogen r, w durch Drehung des Dornes d rechts gestellt ist, wie es Fig. 142
zeigt, wogegen 2 und 4
inzwischen vollständig isolirt bleiben; dieselben werden jedoch in Contact gebracht
und gleichzeitig die Federn 1 und 3 wieder isolirt, wenn a
nach links liegt, wie es Fig. 141 zeigt.
Ersterenfalls ist also im Umschalter die Leitung L1 geschlossen und L2 unterbrochen, bei der zweitgedachten Stellung
jedoch L1 unterbrochen,
dafür L2 geschlossen.
Einen Schlüssel zum Umlegen des Umschalters besitzt nur der betreffende Wächter. Bei
der Ingangsetzung der Controlvorrichtung werden sämmtliche Umschalter U (Fig. 141) ganz
gleich, z.B. auf Weiss, eingestellt. Es ist sonach die
Leitung L2 geschlossen
und der Elektromagnet M2 sticht regelmässig alle 5 bezieh. 10 Minuten einen Punkt in den
Papierstreifen. Tritt der Wächter seinen Rundgang an, so hat er auf sämmtlichen
Revisionspunkten die Umschalter auf Roth umzustellen
und unterbricht also gleich am ersten Posten die Leitung L2 und damit auch die Thätigkeit des
Elektromagnetes M2. Am
Papierstreifen entsteht eine zeichenfreie Pause, die so lange anhält, bis der
Wächter seinen Rundgang vollendet hat, denn nach erfolgter Umlegung des letzten
Umschalters wird die Leitung L1 durchaus geschlossen sein und sonach der zweite
Elektromagnet M1 die
regelmässige Zeichengebung aufnehmen. Bei Beginn der nächsten Revision wird M1 aufhören und nach
Abschluss derselben wieder M2 zu schreiben beginnen u.s.w. Die Pausen zwischen der Thätigkeit der
beiden Schreibelektromagnete geben also das Bild der Revisionsrundgänge des
Wächters, wobei es dem letzteren nicht verwehrt ist, nach Bedarf etwa Ausnahmen in
der Reihe der zu revidirenden Bahnhofsstellen eintreten zu lassen, doch muss er
unbedingt das Umstellen der Umschalter an allen Punkten
vornehmen, also sich auf allen ihm vorgeschriebenen
Stellen einfinden (vgl. 1887 263 * 378). Die zu solchen
Einrichtungen gehörenden registrirenden Uhren werden in zwei verschiedenen Typen
hergestellt; die einfachere und billigere hat ein acht Tage laufendes Federtriebwerk
mit einer Papierwalze, welche täglich mit einem
frischen Streifen versehen werden muss. Die andere Gattung hat ein acht Tage
laufendes Werk mit Gewichtsbetrieb und Secundenpendel, sowie eine Walzeneinrichtung
mit einem Papierstreifen, der für 90 Tage ausreicht.
Textabbildung Bd. 285, S. 270Fig. 142.Wagner's Controluhr. Eine anderweitige, von derselben Firma ausgestellt gewesene
Wächter-Controleinrichtung ist für aussergewöhnlich weitläufige Bewachungsgebiete
bestimmt und deshalb sind neben einer Uhr, die den Papierstreifen zieht und mit mehreren Schreibelektromagneten versehen werden kann,
auch noch besondere Nebenapparate, sogen. Sammler,
vorhanden. Zu jedem der letzteren gehört eine Anzahl von Tastern, die an den
geeigneten Punkten des Wächterrundganges angebracht werden, und ein
Schreibelektromagnet der Controluhr. Der Sammler ist es allein, der seinen
Elektromagnet thätig machen kann, und zwar stets erst dann, wenn sämmtliche dem
ersteren zugewiesenen Taster hinter einander genau in der vorgeschriebenen
Reihenfolge niedergedrückt worden sind. Zufolge des Tasterschlusses am ersten Punkte
wird nämlich die leitende Verbindung zwischen Taster und Sammler durch den letzteren
gelöst und dafür die Verbindung zwischen Sammler und dem nächsten Taster
hergestellt. Bei Benutzung des zweiten Tasters löst der Sammler ebenso die Leitung
2 und verbindet sich mit Taster 3 u.s.w. An der letzten Tasterstelle wird endlich
gleichfalls die directe Verbindung unterbrochen, dafür aber jene zwischen Sammler
und dem ersten Taster hergestellt und auf diese Weise
der nächste Wächterrundgang wieder vorbereitet. Bei dieser letzten Thätigkeit des
Sammlers veranlasst er gleichzeitig eine Stromentsendung nach seinem
Schreibelektromagneten und dieser kennzeichnet am Papierstreifen den erfolgten
Abschluss des Wächterrundganges. An jeder Uhr lassen sich
acht Elektromagnete anbringen und mit jedem Sammler bis zehn Taster verbinden; die ganze Anlage lässt also die Einbeziehung von 80
Revisionsstellen zu.
Einrichtungen bereits bekannter Constructionen (vgl. Elektrotechnische Zeitschrift, Bd. 3 S. 105; Elektrische Apparate u.s.w. von E. Fein,
Stuttgart 1888 S. 75) für gleiche Zwecke befanden sich auch in den Sammlungen der
Firmen Siemens und Halske in Berlin und W. E. Fein in Stuttgart und andern.
(Schluss folgt.)