Titel: | Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen u. dgl. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 198 |
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Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen u.
dgl.
Von H. Glafey,
Ingenieur, Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 284 S.
292.)
Mit Abbildungen.
Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern,
Garnen u. dgl.
Das Durchtreiben der Flotte durch das Material unter Benutzung der Fliehkraft kann
entweder mit Hilfe sogen. Schleuderkörper erfolgen, welche die Flotte gegen das
Material werfen, oder es kommen Schleudermaschinen zur Anwendung, welche das
Material tragen und in Folge ihrer Drehung die Flotte zwingen, dasselbe zu
durchdringen. Die Schleuderkörper haben hierbei entweder nur den angegebenen Zweck
oder sie führen gleichzeitig noch eine mechanische Bearbeitung des Materials herbei.
Die nachstehend beschriebenen vier Ausführungsformen liefern für jeden Fall zwei
Beispiele.
Fr. Gebauer in Charlottenburg verwendet bei seinem
Apparat zum Waschen, Bleichen, Spülen, Färben und Imprägniren von Stoffen (D. R. P.
Kl. 8 Nr. 36417 vom 14. Januar 1886) zum Durchtreiben der Flotte durch das Gewebe
rotirende Hohlkörper B (Fig.
1), mit zwei oder mehr gekrümmten oder geraden hohlen Flügeln, die
entweder schraubengangförmig oder parallel zur Achse auf denselben stehen können und
ihrer ganzen Länge nach eine schmale schlitzförmige Oeffnung haben. Mit Hilfe hohler
Zapfen sind diese Schleudergefässe in Stopfbüchsen- bezieh. Flanschlagern in den
Gestell wänden untergebracht und es sind die Zapfen behufs Aufnahme des Antriebes
verlängert, gleichzeitig aber auch behufs Reinigung des Hohlraumes V mit Deckeln geschlossen. Die hohlen Zapfen sind an
die Flottenleitung angeschlossen. Die Haspel C, welche
das Gewebe um die Schleudergefässe führen, bestehen aus zwei parallelen Scheiben f (Fig. 2), die durch
Stäbe g verbunden sind und lose auf den Zapfenlagern
laufen.
Textabbildung Bd. 285, S. 198Fig. 1.Gebauer's Wasch- u.s.w. Apparat. Der Stoff wird, nachdem er gebleicht, gefärbt, gedruckt u.s.w., mit Seife,
Lauge, Säure oder sonstiger Flotte behandelt ist, behufs Waschens in der
Pfeilrichtung (Fig. 1) in die Maschine eingelassen,
was auch mit den vorangehenden Manipulationen continuirlich geschehen kann, passirt
dann den eigentlichen Wasch- und Spülapparat, deren mehrere an einander gereiht
werden können, und verlässt, nur vom Spritzwasser mehrerer Centrifugalwaschkörper
und Rohre getroffen, ohne dass sie mit der durch Unreinigkeit versetzten, ablaufenden Flotte in Berührung kommt, bei y die Maschine;
je nach Erforderniss ist der Apparat noch mit einem Spülkasten mit oder ohne
Schläger versehen.
Durch den mit grosser Energie von dem rotirenden Centrifugalwaschkörper B gegen und durch den ihn umschliessenden Stoff
geschleuderten Wasser- oder Flottenstrahl wird der letztere einer sehr energischen,
aber unschädlichen mechanischen Einwirkung unterworfen, welche weder seine
Festigkeit angreift, noch die Farben in irgend einer Weise beeinträchtigt. Der mit
grosser Gewalt geschleuderte Flottenstrahl durchdringt schnell den ganzen Stoff in
allen seinen Theilen und nimmt bei seiner heftigen und continuirlichen Einwirkung
alle löslichen und unlöslichen Unreinigkeiten mit sich fort in den unteren Theil des
Waschkastens, aus welchem die Flotte direct abfliesst; soll der Apparat hingegen zum
Imprägniren mit irgend welchen Flüssigkeiten dienen, so wird die Flotte im Kasten
aufgefangen und bis zur vollständigen Ausbeute benutzt.
Textabbildung Bd. 285, S. 199Fig. 2.Gebauer's Wasch- u.s.w. Apparat.Fig. 1, Nr. 1, stellt den Apparat in der Weise dar,
dass der Stoff mittels Leitwalzen A,Fig. 1, Nr. 2, hingegen mittels Haspels C um den mit längsgeschlitzten Hohlflügeln a versehenen, durch irgend eine Antriebsvorrichtung in
schnelle, in der Richtung der Pfeile erfolgende Rotation versetzten Spritzkörper
herumgeführt wird. Durch die in Folge der Centrifugalkraft mit grosser Gewalt
herausgeschleuderten Flüssigkeitsmassen entsteht in dem Hohlraume V des Rotationskörpers B
(Fig. 2) ein Vacuum, wodurch die benöthigte
Flotte durch den Apparat selbst angesaugt wird. Es bietet der Apparat dadurch ferner
den Vortheil, ohne Hochreservoir und ohne Pumpe u.s.w. durch Anordnung eines
Saugrohres D an denselben Kasten die Flotte fortwährend
circuliren zu lassen.
Textabbildung Bd. 285, S. 199Haworth's Waschmaschine. Während den Gebauer'schen Schleudergefässen
die Flotte in der Achsenrichtung zugeführt wird, dieselben also einen
ununterbrochenen Flüssigkeitsstrom gegen das Gewebe werfen, schöpfen die
Schleudergefässe der Waschmaschine von Jos. Haworth in
Church, Lancaster, die Flotte selbsthätig aus dem Flottenbehälter, in welchem sie
sich drehen, und werfen sie somit absatzweise gegen das Gewebe. Damit dies hierbei
gleichzeitig in möglichst feiner Zertheilung erfolgt, also auch sehr feine
empfindliche Gewebe behandelt werden können und grosse Flächen bestrichen werden,
sind die Schleudergefässe auf ihren Aussenflächen durchlocht. Die besondere
Ausführungsform der Maschine, welche Gegenstand des englischen Patents Nr. 19367 A.
D. 1890 ist, ergibt sich aus den Fig. 3 bis 6.
Das zu behandelnde Gewebe a wird in der Richtung der
eingezeichneten Pfeile über die Leitrollen b nach den
Quetschwalzen c geführt und tritt dann in den
eigentlichen Waschbehälter T ein, in dem, je nachdem
das Gewebe nur auf einer oder auf beiden Seiten behandelt werden soll, nur eine
(Fig. 5 und 6) oder zwei
Schleudertrommeln (Fig.
3 und 4)
drehbar gelagert sind, deren Schöpfgefässe beliebig gestaltet sein können. Um diese
Trommeln wird das von den Quetschwalzen c kommende
Gewebe mit Hilfe der Führungswalzen b geleitet, während
sich dieselben drehen und mit Hilfe ihrer Schöpfer g
die Flotte heben und gegen das Gewebe werfen. Damit die Flotte im Behälter T stets denselben Höhestand beibehält, ist derselbe mit
einem Standrohre o ausgestattet, durch das die
überflüssige Waschflüssigkeit abfliesst.
Textabbildung Bd. 285, S. 199Haworth's Waschmaschine. Der Antrieb der Waschtrommeln und Quetschwalzen, welche gleichzeitig die
Fortbewegung des Gewebes bewirken, erfolgt mit Hilfe der beiden Kegelradgetriebe kmn und qrs, sowie der
Riemen-Scheibe p in geeigneter Weise.
Um eine gründlichere Behandlung der Stoffe herbeizuführen, hat man die
vorbesprochenen Maschinen dahin abgeändert, dass die Schleudergefässe nicht nur
ihren Inhalt durch dieselben hindurch werfen, sondern sie auch gleichzeitig
schlagen, und dies dadurch erreicht, dass man die Leitwalzen in geeigneter Weise
anordnete. Neben der Maschine von James Worral in
Ordsall (D. R. P. Kl. 8 Nr. 32702), 1886 261 119, ist
hier zunächst die Maschine von James Pollard in Hyde,
County of Chester, zu erwähnen. Der Erfinder hat nach Angabe der englischen
Patentbeschreibung Nr. 18987 aus dem Jahre 1888 ebenso wie Haworth die Schleudertrommel mit festgelagerten Schöpfgefässen
ausgestattet, welche die Form nach aussen offener Mulden haben, die einstellbar
gelagert sind, damit sie das um sie geführte Gewebe mehr oder weniger kräftig
treffen.
James Salter Farmer in Salford (Grafschaft Lancaster,
England) hat seine durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 46926 vom 27. September 1888
geschützte Maschine mit Schleudertrommeln ausgestattet, welche drehbar gelagerte
Schöpfgefässe tragen. Diese Schöpfgefässe treffen bei ihren kreisenden Bewegungen
das zu behandelnde Gewebe, Faserband u.s.w. und erhalten dadurch eine Verzögerung,
welche sie um ihre Gelenkpunkte zurückschwingen lässt, während die Flüssigkeit, die
das Bestreben hat, ihre Geschwindigkeit beizubehalten, tangential aus dem Schlitze
des Schöpfgefässes heraus und auf und durch das Material spritzt.
Jede Waschtrommel besteht aus einer Achse, auf deren Enden die Scheiben d sitzen, welche um die Zapfen c drehbar die Schwingarme b mit den
Schöpfgefässen a tragen. Das Material wird durch
Leitrollen so geführt, dass die Gefässe a bei jeder
Trommelumdrehung zweimal an dasselbe anstossen, was zur Folge hat, dass die Flotte
an zwei Stellen in zwei Theilen gegen das Gewebe o. dgl. geworfen wird. Da die
Gefässe in Folge ihrer drehbaren Anordnung bei jedem Anstosse zurückweichen, wird
die Heftigkeit des Schlages gemindert und in Folge dessen das Material geschont.
Textabbildung Bd. 285, S. 200Fig. 7.Farmer's Waschmaschine mit drehbaren Schöpfgefässen. Bei Anordnung der Leitrollen ist darauf Rücksicht zu nehmen, welcher Art
der zu waschende Stoff ist. Handelt es sich beispielsweise um feinere Druckwaaren,
so führt man den Stoff in der Weise, dass nur die Rückseite desselben durch den
Schläger bearbeitet wird (Fig. 7). Man kann aber auch
ebenso gut die rechte Seite, oder, wie dies in Fig. 8
der Fall, beide Seiten des Stoffes bearbeiten lassen. Aussei* der periodischen
Strömung, welche jedesmal dem Schlage des Schlägers folgt, entsteht
begreiflicherweise auch noch eine continuirliche Strömung, verursacht durch die
schnelle Umdrehung des Schlägers.
Bei einem Arrangement von mehreren Waschbehältern (vgl. Fig.
9) kann man das reine Wasser oder die Lauge zuerst in den Ausgangsbehälter
leiten und dieselben dann von Behälter zu Behälter weiter verwenden, um sie durch
das am ersten Behälter angebrachte Ueberlaufrohr abfliessen zu lassen, so dass die
Richtung des Laufes der Waschflüssigkeit eine entgegengesetzte zum Laufe des Stoffes
ist and das frisch zugeführte Wasser den Stoff da zuerst berührt, wo er bereits am
weitesten in der Behandlung vorgeschritten, also am reinsten ist.. In Fig. 8 wird beispielsweise das Wasser in Form eines
Strahles eingeführt, kommt zunächst mit dem aus der Maschine laufenden Stoff, ehe
derselbe die Quetschwalzen passirt, in Berührung, strömt dann in den ersten
Behälter, von wo aus es sich in den zweiten ergiesst und durch das dort angebrachte
Ueberlaufrohr abfliesst.
Das Durchtreiben der Flotte durch das Material mit Hilfe von Schleudergefässen ist
neueren Datums und hat fast ausschliesslich Verwendung zum Waschen u.s.w. von
Geweben gefunden. Einer vielseitigeren Verwendung dagegen hat sich die Centrifuge
(Schleudermaschine) zu erfreuen. Man hat dieselbe bereits früher zum Waschen,
Bleichen u.s.w. in Vorschlag gebracht (vgl. 1844 94
422), besonders aber in neuerer Zeit ist man bestrebt gewesen, sie zum Waschen,
Bleichen, Färben, Trocknen u.s.w. in ununterbrochener Folge geeignet zu machen.
Textabbildung Bd. 285, S. 200Fig. 8.Farmer's Waschmaschine mit drehbaren Schöpfgefässen. Das Material wird bei diesen Schleudermaschinen bekanntlich in einen
durchlochten Metallcylinder eingepackt oder auf einen solchen aufgeschichtet und in
Folge dessen, sobald die Materialträger in rasche Umdrehung versetzt werden, mit
herumgenommen, während die Flotte einen Kreislauf durch dasselbe von innen nach
aussen ausführt. Hervorgebracht wird dieser Kreislauf entweder dadurch, dass der
Schleuderkessel in Folge seiner Drehung die Flotte selbsthätig anhebt (vgl. 1844 94 422), d.h. in das Innere (die Drehachse) der
Centrifuge bringt, oder eine Pumpe, ein Injector o. dgl. die ablaufende Flotte
wieder aufs Neue zuführt. Das den Schleuderkessel enthaltende Gehäuse kann hierbei
entweder offen oder geschlossen sein. Der letzte Fall ermöglicht ein Auspumpen der
Luft vor dem Beginne des Arbeitsprocesses (1884 254 63)
und die Erzielung eines vollständig geschlossenen Kreislaufes der Flotte.
Textabbildung Bd. 285, S. 200Fig. 9.Farmer's Waschmaschine mit drehbaren Schöpfgefässen. Die Fig. 10
und 11 veranschaulichen
einen Kessel für Schleudermaschinen, dessen Construction von Bruno Oswald Fischer in Göppersdorf bei Burgstädt herrührt und dazu
bestimmt ist, die Wirkungsweise der durch D. R. P. Nr. 31755 geschützten
Schleudermaschine des gleichen Erfinders (1885 257 321)
zu vervollkommnen. Nach Angabe des D. R. P Nr. 56314 besitzt der Kessel folgende
Einrichtung.
Der Schleuderkessel, dessen innere Ringwand B aus
Gaze gebildet und mit Streben a versteift ist und
dessen Aussenwand A aus durchlochtem Blech bestellt,
dient zur Aufnahme der Kötzer K, welche aber bei
bisheriger Anordnung derart gelagert wurden, dass die Umspülung der einzelnen Kötzer
durch die Farbflotte nicht zu erreichen war, viel weniger ein gleichmässiges
Durchdringen der Faser sich erzielen liess.
Textabbildung Bd. 285, S. 201Fischer's Schleudermaschine. Es musste aus diesem Grunde eine Einrichtung getroffen werden, dass
während des Schleuderprocesses ein Ineinanderliegen der Kötzer vermieden wird, und
dass jeder der letzteren von der Farbflotte allseitig umspült werden kann.
Textabbildung Bd. 285, S. 201Fig. 12.Waldbauer's Schleudermaschine. Um diesen Vorgang zu sichern, ist der Schleuderkesselraum A1 mit Wänden GG versehen, welche dazu dienen, eine Trennung zwischen
den einzelnen Kötzerlagen herbeiführen zu können.
Es werden einzelne lockere Kötzerschichten gebildet, welche von der Farbflotte
leicht umspült und durchdrungen werden, damit ein gleichmässiges Färben erzielt
wird.
Die Wände G sind ringförmig gestaltet und werden lose in
den Kessel AB eingelegt. Auf jede Wand wird wiederum
eine Schicht Kötzer gebracht, hierauf wieder eine Wand eingelegt, bis der Kessel
gefüllt ist. Zum Abschluss der oberen Schicht dient die Schlussplatte F, welche die Kötzer nicht berührt, sondern auf den
Tragknaggen p aufliegt und mittels Riegel r in ihrer Lage gehalten wird. Der solcher Art mit
Kötzern gefüllte Schleuderkessel wird mit Farbflotte gespeist und letztere vermöge
der Fliehkraft durch die Kötzer, welche nunmehr frei und ohne Pressung zwischen den
Wänden G liegen, hindurchgetrieben. Dieses Verfahren
weicht wesentlich von der bisherigen Wirkungsweise des im Patent Nr. 31755
bezeichneten Schleuderkessels ab, denn mit Hilfe der Zwischenwände G ist die Lagerung der Kötzer in Bezug auf die
Einwirkung der Flotte eine wesentlich andere, und in Folge dessen ist auch der
Färbprocess in zufriedenstellender Weise ausführbar, was früher überhaupt nicht
erreichbar schien.
Textabbildung Bd. 285, S. 201Fig. 13.Waldbauer's Schleudermaschine. Besonders verdient um die weitere Ausbildung der Schleudermaschine hat
sich in letzter Zeit Dr. Adolf Waldbauer in Stuttgart
gemacht. Die durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 38875 vom 2. Juni 1886 geschützte Maschine
ist mit besonderen Einrichtungen versehen, um das zu behandelnde Material einerseits
in seiner regelmässigen Schichtung zu erhalten und andererseits den zum Bleichen,
Färben u.s.w. günstigen Zustand herbeizuführen, welcher darin besteht, die Waaren um
so mehr zusammenzudrücken, je stärker in Folge der Drehung der Maschine Reagentien
u.s.w. durch die Waare hindurchgetrieben werden.
Zu diesem Zwecke ist die Trommel der Schleudermaschine mit einem in sie passenden
Deckel versehen, welcher sich in der Trommel derart führt, dass er in Folge
seines aus der Trägheit entstehenden Bestrebens, gegen die in Bewegung
befindliche Trommel zurückzubleiben, auf das Material automatisch niedergepresst
wird. Ausserdem ist in der Mitte der Trommel ein der Länge nach federnder und daher
zusammendrückbarer Korb angebracht, der dazu dient, einen inneren Hohlraum
herzustellen und zu erhalten, um die zur Behandlung des Materials bestimmten
Reagentien einströmen zu lassen.
Fig. 12 gibt eine Ansicht der Schleudermaschine, Fig. 13 bis 16 lassen deren
besondere Einrichtung erkennen. Auf der inneren Wandfläche der Lauftrommel sind drei
oder mehr schräge Führungsleisten a angebracht, denen
die Ausschnitte b des Deckels D entsprechen. Die Neigung der Leisten ist eine derartige, dass der
Deckel, wenn er in die ruhende Trommel eingesetzt und entgegengesetzt zur normalen
Drehrichtung der letzteren gedreht wird, sich auf den Führungsleisten nach unten
schraubt. Am oberen Ende laufen die Leisten in Schrauben f aus, die mit Flügelmuttern versehen sind.
Der in der Mitte der Trommel befindliche Korb K (Fig. 13, 15, 16) besteht aus einem
(am besten metallischen) elastischen Geflecht und ist im Innern mit nach der Mitte
vortretenden Rinnen c versehen, welche die von oben
zugeführte Flüssigkeit bei der raschen Rotation der Lauftrommel zertheilen und
gleichmässig nach aussen auf die den Korb umgebenden Waaren leiten.
Das zur Einführung des Reagens u.s.w. dienende Rohr Z
passt mit seinem konischen oder kugelförmigen Ende in den Stutzen des Deckels D und ist bei e mit einem
Gelenk versehen, damit es der Stellung des Deckels folgen kann.
Ist die Trommel T mit der zu behandelnden Waare gefüllt,
so wird der Deckel D derart aufgesetzt, dass die
Schrauben f durch die Einschnitte b hindurchtreten. Man presst ihn alsdann mittels der
Flügelmuttern so weit herunter, bis die Einschnitte auf die schrägen Führungen
gekommen sind. Hierauf wird die Trommel in Bewegung gesetzt.
Textabbildung Bd. 285, S. 202Waldbauer's Schleudermaschine. Bei dieser Bewegung sucht nun der Deckel D in
Folge der Trägheit gegen die Trommel zurückzubleiben. Dadurch schraubt sich derselbe
auf den Führungsleisten a nach unten und presst das zu
behandelnde Material zusammen. Diese Wirkung ist natürlich um so stärker, je rascher
die Trommel läuft. Sobald diese in vollem Gange ist, legt man das Zuleitungsrohr Z nieder, führt dasselbe mit seinem konischen oder
kugelförmigen Ende in den Stutzen E des Deckels D ein und lässt das Reagens zuströmen. Letztere
Operation kann ohne Druck geschehen, da in dem Korbe K
vermöge der Centrifugalkraft ein Ansaugen der Reagentien stattfindet. Aus diesem
Grunde braucht auch das Rohr Z nicht in den Stutzen E gedrückt zu werden, da durch die saugende Wirkung
eine hinreichende Abdichtung an der Berührungsstelle stattfindet.
Je rascher nun die Trommel läuft und je kräftiger danach das Reagens durch das
Material getrieben wird, desto mehr wird auch dieses comprimirt. Es regulirt sich
somit die Zuströmung von selbst, je nach dem Grade der Zusammenpressung des
Materials, und wird zugleich letzteres verhindert, seine regelmässige Schichtung
durch den Einfluss der Centrifugalkraft zu verlieren.
In dem Maasse, wie der Deckel D niedergeht, presst sich
der Korb K zugleich mit dem Material von oben nach
unten zusammen, so dass in der Mitte der Trommel stets ein freier Raum für den
Durchfluss des Reagens erhalten bleibt, die Rinnen c
vertheilen das letztere regelmässig auf den Umfang des Korbes.
Die Fig. 17 zeigt eine Umkehrung der beschriebenen
Einrichtung zur Führung des Deckels D insofern, als
hier der letztere mit Führungsrippen a1
, deren Oberkante eine Schraubenfläche bildet, die
Trommel dagegen mit Stiften oder Rollen versehen ist, unter welche die besagten
Rippen zu treten vermögen. Die Wirkung dieser Anordnung ist dieselbe wie die
obige.
Textabbildung Bd. 285, S. 202Fig. 17.Waldbauer's Schleudermaschine. Statt der Führungsrippen a könnten natürlich
auch entsprechende Nuthen in die Trommelwandung eingebracht werden, auch könnten, um
eine entgegengesetzte Bewegung der Centrifugentrommel zu gestatten, die Leisten
bezieh. Rinnen oder Nuthen von ihrem Anfangspunkte nach entgegengesetzter Richtung
verlaufen. Der Korb wäre eventuell auch derart aus zwei oder mehreren Theilen
herzustellen, dass sich die einzelnen Theile in einander zusammenschieben
lassen.
Mittels der beschriebenen Maschine ist es möglich, die verschiedenen Processe des
Bleichens, Färbens und Waschens, sowie des Trocknens hinter einander vorzunehmen,
ohne die Waare aus der Maschine entfernen zu müssen.
Textabbildung Bd. 285, S. 202Fig. 18.Waldbauer's Schleudermaschine. Zur vortheilhaften Ablenkung passirender Flotten hat Waldbauer bei seiner durch D. R. P. Kl. 8 Nr. 53435
geschützten Maschine (Fig. 18) die Lauftrommel,
welche ebenso wie die vorstehend besprochene mit einem hinabdrückbaren Deckel
versehen ist, in folgender Weise geändert. An der Lauftrommel T, welche das zu behandelnde Material aufnimmt, ist ein
äusserer Mantel; dieser Mantel, welcher weiter als die Lauftrommel und über diese
gestülpt ist, erhält seine Befestigung und Verdichtung am oberen Rande derselben,
wird durch etwa in der Mitte angebrachte, nach innen vorstehende Strebebolzen T1 versteift und macht
so die Drehung der Lauftrommel mit. Der äussere Mantel, der länger ist als die
Lauftrommel,
taucht mit seinem unteren Bande in den Ablaufkanal des
Schleudermaschinengestelles ein, in welchem passirende Flüssigkeiten durch eine
beliebige Vorrichtung entsprechend gestaut werden können.
Das Abfliessen der von dem äusseren Mantel aufgenommenen Flüssigkeiten wird dadurch
erreicht, dass dieser sich entweder nach unten erweitert (Fig. 18), oder dass an der Innenseite desselben Leisten
(Abtreibungsrippen); Fig. 19, derart befestigt, oder
Nuthen n1 eingedrückt
sind, dass sie bei der Drehung die Flotte schraubenförmig nach abwärts pressen und
diese sanft in den Abzugskanal gleiten lassen. Statt der beschriebenen Leisten- oder
Nuthenanordnung können auch sonst passende Vorrichtungen zur Ablenkung der
Flüssigkeit vorgesehen sein. Die Imprägnirungsflüssigkeiten werden durch den Deckel
in die Mitte der Lauftrommel geleitet und daselbst in geeigneter Weise auf die zu
behandelnden Waaren gelenkt. Um an dem Leitungsrohre Z
bei E eine genügende Dichtung hervorzubringen, ist
folgende Einrichtung getroffen.
Textabbildung Bd. 285, S. 203Fig. 19.Waldbauer's Schleudermaschine. Auf dem Deckel D befindet sich an der
Einmündung des Einflussrohres ein rundes Gefäss mit einem aus der Zeichnung
ersichtlichen Querschnitt. Es besteht danach aus einem kreisförmigen Reservoir R1 und einem
ebensolchen höher liegenden Dichtungskanal R2. An dem Zuleitungsrohre Z ist eine Scheibe S angebracht, welche in
dem Dichtungskanale hinreichenden Spielraum gegenüber den Schwankungen der
Schleudertrommel hat. Das Reservoir R1 wird mit einer Flüssigkeit gefüllt, welche bei der
Drehung der Schleudertrommel in den Dichtungskanal hinaufsteigt und, um die
Peripherie der Scheibe S gleitend, die gewünschte
Dichtung hervorbringt.
Um einen die Trommel schliessenden Deckel automatisch auf das Material pressen zu
lassen, wird eine Hebeldruckvorrichtung verwendet. An der Innenseite der Lauftrommel
sind zu diesem Zweck mehrere Lappen angebracht, in welche nach dem Niederdrücken des
Deckels D Druckhebel P
eingesetzt werden. Die Form dieser Hebel ist zweckmässig eine solche, dass das eine
vor Beginn der Drehung gegen die Mitte gerichtete Ende mit einem Gewicht (Kugel o.
dgl.) versehen, während das andere Ende zu einem Excenter P1 ausgebildet ist. Die Druckhebel sind in
den Lappen L drehbar und leicht in diese einzusetzen
und mit ihnen zu verbinden.
Bei der Rotation der Trommel drehen sich nun diese Hebel in senkrechte Richtung,
indem durch die Fliehkraft das Gewicht des Hebels nach auswärts zu treten
sucht, und pressen so mit ihren Excentern den Deckel nach abwärts. Statt im rechten
Winkel zur Lauftrommel, können die Pressionshebel auch parallel mit deren Peripherie
angeordnet werden.
Zur Herstellung und Erhaltung eines inneren Hohlraumes in der Lauftrommel, welcher
dazu dient, die zur Behandlung des Materials erforderlichen Reagentien einströmen zu
lassen und die entsprechende Vertheilung derselben zu bewerkstelligen, wird in der
Mitte der Trommel eine Vorrichtung angebracht, welche aus einem durchlöcherten
Cylinder K besteht, an dessen Innenseite Heberippen
oder -Nuthen n spiralförmig angebracht sind (Fig. 18).
Die in der Mitte auf dem Boden der Trommel und durch die Fliehkraft sofort an die
Innenwand des Cylinders K geschleuderte Flüssigkeit
wird daselbst von den Heberippen bei der raschen Drehung in die Höhe getrieben, über
die einzelnen kleinen Perforationen vertheilt und durch dieselben auf die aussen
befindlichen Waaren geleitet.
Dieselbe Wirkung tritt auch ein, wenn man auf einander liegende, mit strahlenförmigen
Rinnen versehene Scheiben S1 einsetzt (Fig. 20), welche in der Mitte
mit einer Oeffnung versehen sind, die so weit ist, dass ein Theil des eintretenden
Flüssigkeitsstrahles aufgehalten, von den Rinnen aufgenommen und durch die
Fliehkraft auf die aussen befindlichen Waaren gelenkt wird.
Damit das Sinken des Deckels D durch die
Vertheilungsvorrichtung K nicht behindert ist, wird der
Deckel mit einem Dom D0
versehen und damit der erforderliche Spielraum geschaffen. Dies wird auch erreicht
durch die Anordnung einer Versenkung V im Boden der
Lauftrommel.
Textabbildung Bd. 285, S. 203Fig. 20.Waldbauer's Schleudermaschine. Da es für gewisse Stoffe vortheilhaft ist, die Lauftrommel auch im Vacuum
oder unter Dampfdruck behandeln zu können, erhält der Boden der Schleudermaschine
bezieh. des Auslaufkanals einen Dichtungskranz oder Ring J, auf oder in welchem sich der entsprechend abgedrehte Boden der
Lauftrommel in seiner untersten Stellung abdichtet. Die Welle oder Achse derselben
lässt sich mittels einer beliebigen Einrichtung, so z.B. durch senkrechte
Verstellbarkeit des Zapfenlagers mittels Schraube, Kniehebels o. dgl. (wie aus der
Zeichnung ersichtlich) heben und senken. In dieser Stellung (Fig. 19) kann die Lauftrommel
frei rotiren. Wird sie jedoch in die untere Stellung gebracht, so ist nach
unten zu, wie schon erwähnt, ein hermetischer Verschluss gebildet. Die Abdichtung an
der Achse der Lauftrommel kann auch durch eine geeignete Dichtungsplatte P2 bewerkstelligt
werden, welche von oben oder unten an die Führungsbüchse der Lauftrommelachse
angepresst werden kann, zum Zwecke der Herstellung oder Vermehrung des
Abschlusses.
Der Auslaufstutzen des Schleudermaschinengestelles kann mittels eines Hahnes oder
Ventils S2 luftdicht
abgeschlossen werden, während der luftdichte Abschluss des
Schleudermaschinengestelles nach oben mittels eines entsprechend dichtenden Deckels
U erfolgt.
Textabbildung Bd. 285, S. 204Fig. 21.Waldbauer's Schleudermaschine. Um in der gekennzeichneten Lauftrommel auch Bobinen der vollen
Dampfwirkung u.s.w. aussetzen zu können, werden in die Lauftrommel Ringe oder Theile
solcher eingelegt, welche an der Innenseite mit federnden Drahtbündeln o. dgl. oder
perforirten Hülsen versehen sind, auf oder in welchen sich die Bobinen beliebiger
Stärke und Länge anschmiegen und in solcher Weise festgehalten werden. Fig. 21 zeigt einen Horizontalschnitt der Trommel, in
welche die Bobinen eingesetzt sind. Fig. 22 ist ein
Detail mit einem Schnitt durch eine Bobine und die Ansicht eines solchen. An dem
Ringe 1 ist das Röhrchen 2
befestigt; an dasselbe schliesst sich der Drahtbügel 3
an, auf welchen die Bobine aufgesteckt wird, so dass die innere Höhlung derselben
frei bleibt und sie mit ihren Enden an den Drahtbügel bezieh. Röhrchen 2 anschliesst. Statt des Drahtbügels kann auch eine
perforirte Hülse u.s.w. von entsprechender Form angewendet werden, so dass in
derselben Weise die Bobine gehalten wird und eine freie Höhlung in derselben
erhalten bleibt.
Textabbildung Bd. 285, S. 204Fig. 22.Waldbauer's Schleudermaschine. Die Drahtbündel (Hülsen), D. R. P. Kl. 8 Nr. 57542, sind, um das Einsetzen
und Herausnehmen möglichst einfach zu machen, auf Ringen, Reifen oder Theilen
solcher, welche dem Durchmesser der Lauftrommel entsprechen, radial befestigt. Sind
die Bobinen in solcher Weise in die Lauftrommel eingesetzt, so dass zwischen den
Reifen und der Innenwand derselben noch ein genügender Zwischenraum bleibt, so kann
bei der Behandlung der Bobinen die Flotte entsprechend circuliren und nach
Schliessung der Trommel die Imprägnirung der Bobinen, das Abschleudern des
Ueberschusses der jeweiligen Flotte, ohne dass die Waare oder deren Behältniss
berührt zu werden braucht, erfolgen.
Diese beschriebenen Einrichtungen sind natürlich nicht nur für solche
Schleudermaschinen, deren Lauftrommelachse auf einer Lagerpfanne aufsitzt (wie in
diesem gegebenen Falle), welche ihren Antrieb von einer an ihrem unteren Ende
angebrachten Riemenscheibe erhält, anwendbar, sondern auch für solche Apparate,
deren Lauftrommel aufgehängt ist oder deren durchlöcherte oder nicht durchlöcherte
Achse aus der Lauftrommel hervorragt und an ihrem oberen Ende die Antriebsscheibe
trägt.
(Fortsetzung folgt.)