Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 70 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Fortsetzung des Berichtes S. 22 d.
Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Der Verfasser gibt nun einen Ueberblick über die Ausbeuten, welche aus Dickmaischen
erzielt werden, über deren Aufschliessung, Vergährung, Stärkeverwerthung u.s.w. Aus
den hierüber mitgetheilten Zahlen ergibt sich Folgendes: 1) Die Menge der
unaufgeschlossenen Stärke wächst mit der Concentration der Maischen. Die 48stündigen
Maischen zeigen aber im Vergleich zu den 24stündigen eine im Verhältniss zu ihrer
Concentration wesentlich bessere Stärkeaufschliessung. Dies lässt sich nur durch die
Annahme einer Nach auf Schliessung der Stärke während der Gährung erklären, die
natürlich um so grösser sein wird, je länger die Gährung andauert und je mehr
unaufgeschlossene Stärke in der süssen Maische vorhanden war. Dass eine solche
Nachaufschliessung in der That stattfindet, zeigen diesbezügliche Versuche des
Verfassers, wonach während 24 Stunden noch etwa 20 Proc. nach 48 Stunden 40 bis 45
Proc. Stärke gelöst wurden. 2) Die Menge des unvergohrenen Zuckers ist bei
24stündiger Gährdauer so ziemlich proportional der eingemaischten Stärkemenge; bei
48stündiger Gährung sind die Unterschiede in der Vergährung wesentlich geringer. 3)
Die Ausbeute für 1 k eingemaischter Stärke nimmt mit steigender Concentration ab,
jedoch in viel geringerem Maasse in 48stündiger als in 24stündiger Gährzeit. Während
48 Stunden kann man mit einer Concentration von 22,62 k Stärke für 1 hl Maischraum
noch eine bessere Ausbeute erzielen, als bei einer Einmaischung von nur 18,88 k
Stärke für 24stündige Gährung. 4) Auch die Reinlichkeit der Gährung wird mit
wachsender Concentration schlechter, d.h. je concentrirter die Maischen, desto
grösser die Gährverluste. Vergleichende Versuche, bei denen die Gesammtmenge der
eingemaischten Stärke dieselbe, dagegen das Verhältniss vom Mais zum Weizenmalz
verschieden war, zeigten, dass man die Gährverluste verringern kann, wenn man die
Menge des Weizenmalzes im Verhältniss zum Mais vermehrt. Bei gleichen Mengen Mais
und Weizenmalz oder bei mehr Weizenmalz als Mais blieb zwar bei gleicher
Gesammtconcentration mehr Stärke unaufgelöst und unvergohren, trotzdem wurde nicht
unbeträchtlich mehr Alkohol vom Raum und von 1 k Stärke gezogen, als wenn doppelt so
viel Mais wie Weizenmalz genommen wurde, und zwar hat dies, wie die Versuche
zeigten, seinen Grund in einer für den ersten Fall weit grösseren Reinlichkeit der
Gährung. Vom Standpunkte der besten Ausnutzung der eingemaischten Stärke aus
betrachtet, ist bei 24stündiger Gährzeit eine Vermaischung von 14,1 k Mais mit
derselben Menge von Weizenmalz, bei 48stündiger Arbeitszeit eine solche von 21,66 k
Mais und 10,83 k Weizenmalz für 1 hl Maischraum am vortheilhaftesten. Wie hoch die
Alkoholerträge bei 48stündiger Gährung gesteigert werden können, zeigten
Laboratoriumsversuche, bei welchen allerdings nur Weizenmalz verwendet wurde,
welchem noch bei einigen Versuchen, um sehr hohe Concentrationen zu erzielen,
theilweise durch Sieben ein Theil seiner Hülsen entzogen worden war; hier wurden bis
zu 15,99 l Alkohol a 100 Proc. für 1 hl Maischraum erzielt. Auch im Grossbetriebe
sind Ausbeuten von 15 Proc. Alkohol vom Maischraum und darüber erreichbar, doch ist
es bei den hierzu erforderlichen hohen Maischconcentrationen sehr fraglich, ob das
Mehr an Alkohol noch gedeckt wird durch die nicht unbedeutenden Mehrkosten, welche
aus der erforderlichen grösseren Menge an Rohmaterial, namentlich von dem theuren
Weizenmalz, einer grösseren Menge von Hefe und bedeutenderen Stärkeverlusten
erwachsen. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass selbst in sehr dicken Maischen das
Verhältniss von Maltose zu Dextrin durchschnittlich 4 : 1, also ein sehr gutes ist.
Die vergohrenen Maischen zeigen im klaren Filtrat häufig 0° und selbst unter 0°
Sacch., enthalten nur ganz geringe Mengen von direct vergährbarer Maltose, dagegen
noch mehr oder weniger grosse Mengen von Dextrin.
Ueber das Zumaischen von Mais zum Zweck der Erhöhung der
Concentration der Kartoffelmaischen gibt Wittelshöfer Rathschläge in der Zeitschrift für
Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 308 und 315. Bei allen Verfahren ist natürlich
möglichste Sparsamkeit im Wasserzusatz anzustreben. Bei der Verarbeitung von
geschrotenem Mais würde dieser Anforderung das alte Verfahren entsprechen, welches
in dem Zusetzen des geschrotenen Mais während des Ausblasens zu der gedämpften
Kartoffelmasse besteht. Die Ansichten über den Werth dieses Verfahrens sind aber
getheilt und namentlich ist es fraglich, ob bei demselben eine genügende
Aufschliessung der Maisstärke zu erreichen ist. Es dürfte daher die Verarbeitung des
geschrotenen Mais im liegenden Dämpfer, wie sie in Belgien üblich ist, vorzuziehen
sein. Das Verfahren ist einfach, ebenso der dazu erforderliche Apparat. Es gestattet
eine erhebliche Erhöhung der Concentration, ist in der Anlage nicht theuer und
dürfte sich namentlich für solche Betriebe eignen, in denen die Kesselanlage für die
Verarbeitung von Mais im ganzen Korn durch Dämpfen im Henzedämpfer nicht ausreicht,
insofern dort nicht die erforderliche Spannung erreicht werden kann. Bei der
Verarbeitung von Mais im ganzen Korn durch Dämpfen im Henze kann man bei richtigem
Dämpfen bis zu 30 k Mais, entsprechend 18 k Maisstärke, auf 100 l Raum nehmen,
wodurch man bequem Maischen von 24° Sacch. erzielen kann, mit denen dann immer schon
bei stärkearmen Kartoffeln eine recht erhebliche Steigerung der Concentration
gelingt. Bei doppeltem Betriebe wird es sich am meisten empfehlen, eine Maischung
mit Mais und eine mit Kartoffeln herzustellen und dann die Bottiche mit beiden
Maischen zur Hälfte zu befüllen. Hat man einen Entschaler, so empfiehlt es sich, nur
die Kartoffelmaische zu entschalen, da Maismaischen sich nur mit Verlusten
entschalen lassen. Wo nur kleine Mengen Mais zugemaischt werden sollen oder wo nur
einfacher Betrieb vorhanden ist, geschieht das Dämpfen des Mais am besten in einem
besonderen kleinen Henzedämpfer; für 100 k Mais rechne man 360 l Henzeraum. Beim
Dämpfen schränke man das Wasser möglichst ein; 120 bis 130 l für 100 k Mais dürften
genügen.
– Endlich kommt als drittes Verfahren noch die Verarbeitung von gemälztem Mais
in Frage. Das gequetschte Maismalz wird während des Ausblasens der Kartoffeln
portionsweise zugesetzt bei einer Maischtemperatur von 65 bis 67,5°. Die Hauptmenge
des zur Benutzung kommenden Gerstenmalzes setze man erst zum Schluss des
Maischprocesses hinzu und lasse die Zuckerbildung bei 62,5 bis 63,8° sich
vollziehen. Auch dürfte eine längere Dauer des Zuckerbildungsprocesses von Nutzen
sein.
Auf Vorschläge und Beobachtungen aus der Praxis über die
Verarbeitung von Mais können wir hier nur hinweisen (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 348, 357
und 364).
III. Gährung und Hefe.
Der Vergährungsgrad, zugleich Studien über zwei
Hefe-Charaktere von M. Irmisch. Der Verfasser
prüfte 37 verschiedene Heferassen auf ihre Vermehrungsfähigkeit und in Bezug auf den
Vergährungsgrad, welchen sie im Stande waren zu erzeugen. Zwei extreme Heferassen
wurden eingehender untersucht und es zeigte sich dabei, dass die verschiedensten
Modifikationen der Versuchsbedingungen, wie Aenderungen in der Concentration der
Stammwürze, in der Hefeaussaatmenge, die Anwesenheit indifferenter Stoffe,
Durchlüftung, Erneuerung der über der gährenden Würze befindlichen Atmosphäre u.
dgl. m. ohne wesentliche Bedeutung für den schliesslich erreichten Vergährungsgrad
waren. Ebenso behielten beide Heferassen in Rohrzuckerlösungen ihre Eigenart bei.
Nur durch Diastase konnte bei der niedrig vergährenden Hefe die Vergährungsfähigkeit
erhöht werden. Die Reinculturen beider Hefen zeigten ebenfalls constant
wiederkehrende charakteristische Eigenschaften (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 8 S. 1136).
Die Gährungsregulirung der Spiritusfabrikation unter
Anwendung von Schwefelkohlenstoff als Antisepticum von B. Görner in Lissabon. Das Verfahren bezweckt, die
gährungsstörenden Organismen zu tödten und dadurch absolut reine Alkoholgährungen
ohne Säurebildung zu erzielen. Die Ausführung geschieht in folgender Weise: Für 1000
l Maische werden, je nach den Verhältnissen, 1 bis 2 g Schwefelkohlenstoff entweder
beim Kühlen bei 24 bis 32°, oder beim Anstellen mit Hefe oder aber während der
Gährung zugesetzt und muss der richtige Zusatz in jeder Fabrik ausprobirt werden.
Ferner kann Schwefelkohlenstoff bei schlechtem Wasser zur Malzbereitung in heissem
Klima, wo man gezwungen ist, Maische und Hefe warm anzustellen, und schliesslich zur
Aufbewahrung der Schlampe in kleinen Mengen von 1 bis 2 g für 1000 l Wasser, Maische
oder Schlampe zugesetzt, mit bestem Erfolg als Conservirungs- bezieh.
Desinfectionsmittel angewendet werden. Das Antisepticum soll sehr energisch wirken,
so dass eine Säurebildung während der Gährung vollkommen ausgeschlossen sein soll. –
Die wenigen bis jetzt mit diesem zum D. R. P. angemeldeten Verfahren ausgeführten
Versuche lassen, besonders, da dieselben widersprechende Resultate ergeben haben,
ein Urtheil über die Brauchbarkeit des Verfahrens noch nicht abgeben (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 395).
IV. Destillation und Rectification.
Neue Maischdestillircolonne für continuirlichen Betrieb
von W. Paalzow in Reval. Der im Deutschen Reich
patentirte Apparat ist durch die eigenthümliche Art, in welcher die Auskochung
der Maische in der unteren Maischcolonne bewirkt wird, charakteristisch.
(Fortsetzung folgt.)