Titel: | Neue Druckpressen. |
Autor: | R. Knoke |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 158 |
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Neue Druckpressen.
Mit Abbildungen.
Neue Druckpressen.
Der deutsche Druckereimaschinenbau ist in den letzten Jahrzehnten sehr thätig gewesen
und hat sich besonders bestrebt, die Schnelligkeit des Druckes zu erhöhen, wiewohl
auch auf dem Gebiete des Illustrations- und Werkdruckes wesentliche Fortschritte zu
verzeichnen sind. Indess scheint es, als wenn auf diesem Gebiete, was Schönheit des
Druckes anbetrifft, das Ausland, z.B. Amerika, Vollendeteres leiste, auf dem Gebiete
des Maschinenbaues dürfte indess die deutsche Industrie in erster Linie stehen, und
der grosse Export deutscher Druckereimaschinen nach Oesterreich, Russland, Schweden
u.s.w. zeigt, welches Ansehen die deutsche Industrie in diesen Ländern geniesst.
Die grösste Entwickelung haben die Rotationsdruckmaschinen erfahren, ohne welche der
grosse Aufschwung unseres Zeitungswesens nicht denkbar gewesen wäre (1889 273 * 341 und 1890 281 * 59).
Es braucht, um diese Entwickelung genügend zu kennzeichnen, nur daran erinnert zu
werden, dass der Bau von Rotationsmaschinen erst Anfang der 70er Jahre in
Deutschland begonnen wurde, während die Rotationsmaschinen heute nach Hunderten
zählen. Späterhin wurde dann den kleinen Tiegeldruckpressen eine erhöhtere
Aufmerksamkeit zugewendet, über deren neuere Formen kürzlich berichtet worden ist
(1892 283 * 76). Am längsten unverändert haben sich
dagegen die Schnellpressen erhalten, deren befriedigende Arbeit wohl zu einer
Aenderung keine directe Veranlassung gab. Der Drang der Zeit nach neueren
zweckmässigeren Formen duldet indess auch auf diesem Gebiete keinen Stillstand, und
so haben auch in Deutschland in den letzten Jahren namhafte Firmen den Versuch
gemacht, der Schnellpresse eine neue leistungsfähigere Gestalt zu verleihen.
Aber gerade auf diesem Gebiete muss ein derartiges Streben aussichtsreich erscheinen,
da die heutige Schnellpresse ihre Arbeit wohl in vorzüglicher Weise, aber in zu
geringer Menge zu leisten vermag. Zwischen der etwa 10000 bis 12000 zweiseitige
Abdrücke in der Stunde liefernden Rotationsmaschine und der etwa 1200 druckenden
Schnellpresse gilt es eine Lücke auszufüllen, und es liegt daher nahe, eine grössere
Production mit der Schnellpresse dadurch zu erzielen, dass man den bisherigen leeren
Rückgang der
Formen ebenfalls zu einem Arbeitsgang macht. Gleichzeitig hat man aber auch
versucht, völlig neue Formen zu finden, und sei in dieser Hinsicht an die
Tiegeldruckschnellpressen (1891 281 * 14) und an die
Schön- und Widerdruckmaschinen erinnert (1889 271 * 566,
274 * 451 und 1891 279 *
217). Ueber die jüngsten dieser neueren Schnellpressenformen bezieh. Ersätze sei in
Folgendem berichtet:
Textabbildung Bd. 284, S. 158Fig. 1.Rotationsdruckmaschine von Holzle und Spranger. Die in der Abbildung 1 dargestellte Maschine stammt von der
Maschinenfabrik Hölzle und Spranger in München her (*
D. R. P. Nr. 58789). Hier ist versucht worden, die vortheilhafte, lediglich
rotirende Bewegung mit der Anwendung gesetzten Satzes zu vereinigen. Man hat damit
einen bequemen, correcturfähigen Satz, ein gutes Farbwerk und doch die Schnelligkeit
lediglich rotirender Bewegung.
Es lässt sich daher eine hohe Tourenzahl der Maschine erzielen, allerdings ist dabei
erforderlich, dass die Führung des Druckcylinders und dessen Abwickelung über dem
Satz höchst genau ist, damit die Abnutzung der Schrift möglichst gering sei. Das
Princip einer derartigen Druckmaschine ist nicht neu und beispielsweise von der
Firma J. Derriey in Paris (D. R. P. Nr. 43941) für eine
Schön- und Widerdruckmaschine in Anwendung gebracht worden, die indess über den
Versuch nicht hinausgekommen zu sein scheint. Andererseits kann die Hölzle und Spranger'sche Maschine auch als eine
Weiterentwickelung ihrer Tiegeldruckpresse „Triumph“ aufgefasst werden (1892
283 * 78).
Das Formenfundament A sitzt, wie bei der eben genannten
Tiegeldruckpresse, lose auf der Hauptwelle W, die in
den Seitenständern Y mittels Stellschrauben x gelagert ist und vom Vorleger V mittels des Trittes Z ihren Antrieb erhält.
Um aber das Formenfundament A festlegen zu können, ist
es mit der einen Lagerbüchse der Welle W fest verbunden
und diese Büchse wird dann durch einen Stellhebel o mit
einem festen Anschlage H in feste Verbindung gebracht.
Diese lose Lagerung des Fundamentes A gewährt, wie
erwähnt, durch Wagerechtlegung des letzteren die Möglichkeit, den Satz bequem ein-
und ausheben oder Correcturen anbringen zu können.
Das Fundament ist ferner trommelförmig gestaltet, so dass dessen Trommel N als Farbeverreibfläche dient. Gleichzeitig kommt wie
bei der Tiegeldruckpresse „Triumph“ ein um diese Trommel N und die Form A
kreisendes Farbwerk in Anwendung, dessen Farbwalzen L1 bis L7 in zwei auf der Hauptwelle W sitzenden und sich mit derselben drehenden Scheiben T gelagert sind. Die Uebertragung der Farbe vom
Farbkasten K nach der Walze l bezieh. auf die Trommel vermittelt dabei die in Winkelhebeln q gelagerte Heberwalze Q,
deren Laufrolle S dabei in eine Aussparung der Scheiben
T eintritt.
In diesen Scheiben T ist nun auch der Druckcylinder B gelagert, der durch diese seine Bewegung erhält. Er
trägt an beiden Enden Laufrollen und Zahnräder, durch deren Eingriff in die am
Gestell Y festgeschraubten Zahnbogen C seine Abrollung auf der Form A erfolgt, wobei er gleichzeitig durch seine Laufräder an den Laufschienen
F geführt wird. Von diesen, die Farbwalzen und den
Druckcylinder führenden Scheiben T kann natürlich, um
das Kreisen um die Form A zu ermöglichen, nur die eine
mit der Hauptwelle W fest verbunden sein, während die
andere sich lose auf der Lagerbüchse dreht, welche das Fundament A (durch den Stellhebel o)
mit dem Ständer Y fest verbindet.
Der Arbeitsgang der Presse ist danach leicht verständlich. In der Stellung I empfängt der Cylinder B
mittels Greifer seinen Bogen, führt ihn bei seiner weiteren Drehung über die Form
A und gibt ihn in der Stellung H an den Bogenabnehmer D
ab, der ihn auf den Auslegetisch bringt. Der Druckcylinder B bleibt stets in gleicher Lage und wird die Druckregulirung durch
Verstellung der Welle W mit Form A mittels der Schrauben x
vorgenommen. Die Presse ist ferner mit einem Stellhebel r versehen, durch den Farbwalzenlaufschienen derart angehoben werden, dass
ein Berühren der Färb walzen mit der Form nicht mehr stattfindet und ein mehrmaliges
Verreiben der Farbe erzielt wird.
Die Hölzle'sche Maschine kann auch als Schön- und
Widerdruckmaschine gebaut werden, in welchem Falle zwei Fundamente und zwei
Farbtrommeln nebst zwei Farbwalzengruppen angewendet werden, die mit zwei sich
diametral gegenüberstehenden Druckcylindern zusammenarbeiten. Auf einer derartigen
Presse kann auch ohne grosse Abänderung Zweifarbendruck hergestellt werden.
Verwandt mit dieser Hölzle und Spranger'schen Maschine
ist die in Fig. 2 dargestellte Druckpresse von G. Diehl in Cannstatt (* D. R. P. Nr. 58284), bei
welcher an Stelle des um das Fundament rotirenden Druckcylinders ein über das
Fundament hin und zurück schwingender Druckcylinder gewählt ist, während die übrige
Construction in der Hauptsache gleichartig ist. Welches System das zweckmässigere
ist, lässt sich zur Zeit noch nicht entscheiden.
In dieser Fig. 2 ist A
das Fundament, welches auf einer durchgehenden Achse aufgekeilt und mit den
Seitengestellen S durch Arme Z derart verbunden ist, dass es sich nur senkrecht verstellen lässt. Das
Fundament ist unten von einer Trommel B umschlossen,
auf welcher die vom Farbkasten x abgegebene Farbe durch
um die Trommel und Fundament rotirende Massewalzen c1c2c3c4c5 verrieben wird, um alsdann auf den Satz
aufgetragen zu werden.
Der Druckcylinder D wird von der Kurbelwelle J aus mittels Kurbel K und
Pleuelstange und der Gabeln G derart hin und zurück
geschwungen, dass er in der Stellung I den Bogen
aufnimmt, ihn darauf über die Form A führt und in der
Lage H dann mittels eines Auslegers auslegt. Sein genaues
Abrollen auf der Form erfolgt dabei in bekannter Weise mittels Lauf- und Zahnräder,
während er beim Rückgang mittels eines Sperrklinkengetriebes geradlinig, ohne zu
rollen und ohne zu drucken, zurückgeführt wird.
Textabbildung Bd. 284, S. 159Fig. 2.Rotationsdruckpresse von Diehl. Praktisch werthvoller als die eben genannten Druckpressen dürften die
beiden folgenden Doppelschnellpressen sein, welche sich mehr an die bestehenden
Formen anschliessen und deren Einführung sich daher leichter vollziehen dürfte.
Zudem sind sie bereits beide mit Erfolg in Betrieb genommen. Die eine ist eine
Doppelschnellpresse mit einem schwingenden, sowohl beim
Hin- wie beim Rückgang druckenden Cylinder und rührt von der bekannten Firma Klein, Forst und Bohn Nachf. in Johannisberg a. Rh. her
(* D. R. P. Nr. 59711). Derartige Maschinen sind bereits, z.B. in England, in
Benutzung, doch zeigt die Klein, Forst und Bohn'sche
Maschine denen gegenüber eine grössere Einfachheit und ein bequemeres sicheres
Einlegen der Bogen.
Diese Maschine ist in Fig. 3 in einem Querschnitt
dargestellt und arbeitet wie folgt:
Auf den Brettern aa1 ist
das zu bedruckende Papier aufgestapelt. Von jedem Stosse nimmt eine Person einzeln
die Bogen und legt sie gegen Marken auf die Einlegebretter bb1. Das über das Einlegebrett, z.B. h, vorstehende Ende des Papieres wird, sobald der
Druckcylinder A in seine äusserste Stellung gekommen
ist, von dem einen Greifersystem erfasst und von dem Druckcylinder A über die sich nach rechts bewegende Form geführt und
bedruckt. Der Bogen wird dann in das rechte Bändersystem cd geführt und bei e ausgelegt, während der
Cylinder A weiter rotirt, bis das zweite Greifersystem
dem Einlegebrett b1
gegenübersteht. Der Cylinder hat dann etwa 1½ Umdrehung gemacht und das Fundament
befindet sich in seiner äussersten Stellung rechts.
Es beginnt nun der Rückgang des Fundamentes nach links, der Cylinder zieht einen
Bogen jetzt vom Brette b1 ab, führt ihn zum Druck und schliesslich zum linken Bändersystem c1d1 und Ausleger e1, wobei der Cylinder natürlich ebenfalls wieder 1½
Umdrehung macht. Es werden also bei jedem Hin- und Hergang des Fundamentes zwei
Bogen einseitig bedruckt.
Um den abzulegenden Bogen richtig mittels der Bänderwalzen c abzuleiten, hat während der Ueberführung des Bogens von dem
Druckcylinder A über die Bänderwalze c letztere genau dieselbe Umfangsgeschwindigkeit wie
der Druckcylinder, indem diese Walze mittels eines an dem Druckcylinder befestigten
Zahnrades, welches in ein mit der Walze verbundenes Zahnrad eingreift, betrieben
wird. Die Verbindung dieser beiden Räder wird jedoch durch Ausrückung einer
Kuppelung in dem Augenblicke gelöst, wo der Druckcylinder eine rückläufige Bewegung
annimmt, indem ein anderer Antrieb der Bandwalze durch ein von dem an dem
Druckcylinder befestigten Zahnrade getriebenes Zwischenzahnrad hergestellt wird. Die
Einfügung dieses Zwischenrades hat den Zweck, zu bewirken, dass die
Bewegungsrichtung der Bandwalze durch den Rücklauf des Cylinders nicht geändert
wird, damit der bedruckte Bogen in derselben Richtung sich weiter nach dem
Bogenausleger fortbewegen kann. Durch die Einführung des Zwischenrades ist es
möglich, die Umfangsgeschwindigkeit der Bandwalze gleich grösser oder kleiner als
die des Druckcylinders zu machen, welcher Umstand von constructivem Vortheil ist,
weil dadurch die Zeit, wann der Bogen zu dem Ausleger kommt, und die
Geschwindigkeit, mit der der Bogen sich nach dem Ausleger bewegt, geregelt werden
kann.
Das Farbwerk und der Antrieb des Fundamentes werden aus Fig.
3 ersichtlich, das Einsetzen der Form findet daher an der gezeichneten
Stelle statt.
Textabbildung Bd. 284, S. 159Fig. 3.Doppelschnellpresse von Klein, Forst und Bohn. Wie schon erwähnt, ist die Klein, Forst und
Bohn'sche Maschine bereits im Betrieb, und
zwar wurde die erste Maschine in der Druckerei von Otto
Dürr in Leipzig aufgestellt; wo sie längere Zeit zum Druck der
„Modenwelt“ gedient hat, wenn auch noch nicht ganz zur Zufriedenheit. Sie
wurde deshalb abgebrochen und erfuhr einen Umbau zu der in Fig. 3 dargestellten Bauart. Eine derartige Maschine arbeitet seit etwa
einem Jahre in der Druckerei der deutschen Verlagsgesellschaft Union in Stuttgart
und wird zum Druck illustrirter Journale verwendet.
Sie druckt hier etwa 2200 Bogen in der Stunde, doch könnte diese Zahl nach Angabe des
Betriebsvorstehers auch auf 2400 erhöht werden.
Die zweite oben genannte Doppelschnellpresse ist eine Zweicylindermaschine und wird
von der Maschinenfabrik Worms in Worms a. Rh. (Joh. Hoffmann) unter dem Namen Universal-Doppelschnellpresse auf den Markt gebracht (* D. R. P. Nr. 59629).
Diese Maschine soll einem lange in Buchdruckereikreisen gefühlten Bedürfnisse nach
einer Doppelmaschine abhelfen, mit welcher es möglich ist, die Satzflächen der
Fundamente nicht allein nach der Breite, sondern auch nach der Höhe, unbeschränkt
und zwar ohne ein Verstellen der Greifer nach der Drehrichtung der Druckcylinder
beliebig benutzen zu können.
Bei der seither gebräuchlichen Doppelmaschine haben beide Druckcylinder gleichen
Durchmesser und sind derart gelagert, dass beim Hingang des Karrens erst der eine
und beim Rückgang desselben der andere zum Druck gelangt. Daraus folgert, dass der
Druckanfang des einen Druckcylinders, das Druckende des anderen, und abhängig
hiervon der Schriftsatz stets nach der Mitte des Fundaments geschlossen werden muss,
damit die Druckanfänge, resp. Druckenden stets gleichen Abstand von der Mitte des
Druckfundamentes haben. – Hiermit innig verbunden ist der Hauptübelstand, dass die
Grösse der zu bedruckenden Bogen, mit beiden Druckcylindern, eine beschränkte ist
und der Drucker sich nur zwischen den Formaten bewegen kann, die ihm durch die
Construction der Maschine vorgeschrieben sind.
Textabbildung Bd. 284, S. 160Fig. 4.Universal Doppelschnellpresse von der Maschinenfabrik Worms a.
Rh. Bei der neuen Doppelschnellpresse (Fig. 4)
dagegen sind zwei Druckcylinder a und b verschiedener Grösse derart angeordnet, dass der
kleinere nur den halben Durchmesser des grösseren hat. Befindet sich z.B. das
Fundament c auf seinem äussersten linken Punkt und
beginnt seine Bewegung von hier aus in der Richtung des Pfeiles, so treibt es
mittels Zahnstangen beide Cylinder gleichzeitig und in der gleichen Richtung an. Den
ersten Druck leistet der kleine Cylinder, dessen Druckanfang unten angeordnet ist
und in dessen Greifersystem die zu bedruckenden Bogen durch einen auf und ab
beweglichen Tisch d auf das präciseste zugeführt
werden. Nachdem der Druck auf dem kleinen Cylinder a
ziemlich beendet ist, hat sich inzwischen der grosse Cylinder b so weit in der Pfeilrichtung gedreht, dass sein
Druckanfang mit dem des Fundaments zusammen trifft, um den Druck zu vollziehen.
Beide Cylinder stehen nach vollendeter Thätigkeit wieder in der ursprünglichen Lage
zur Aufnahme des nächsten Bogens bereit. Entsprechende Bandleitungen und die
Selbstausleger leiten die bedruckten Bogen zu den Auslegetischen, während das
Fundament bei Stillstand der beiden Druckcylinder ab in
seine Ausgangsstellung nach links zurückkehrt.
Bemerkenswerth ist ferner die Vorrichtung, mit einem Cylinder drucken zu können, in
welchem Falle die Höhe des Formats eine grössere ist, und eignet sich hierzu der
grosse Cylinder. Es würde demnach bei einer Doppelmaschine von 56 × 90 cm
Satzgrösse, mit dem grossen Cylinder als einfache benutzt, eine Satzgrösse von 90 ×
60 cm zulässig sein.
Bezüglich der Vorzüge dieser neuen Doppelmaschine ist besonders hervorzuheben:
Drucken sämmtlicher Formate von der Minimal- bis zur Maximalsatzgrösse mit beiden
Druckcylindern. Ferner ein bequemes Einschiessen der Form, da das Fundament frei
steht, weshalb auch Correcturen ohne das seither mit vielem Zeitaufwand verbundene
Herausnehmen der Form vorgenommen werden können, und ein Schliessen der Form nach
oben, wie bei der einfachen Maschine. Audi ist ein vorzügliches Farbereibwerk
angeordnet, vermöge dessen die Maschine, ausser für Zeitungen, auch zu Werk- und
Accidenzdruck, und, als einfache benutzt, auch zu Illustrations- und Luxusdruck sich
vorzüglich eignet. Zu diesen Eigenschaften tritt noch ein geringerer Kraftanspruch
und Raumbedarf als bei den seither gebräuchlichen Doppelmaschinen hinzu.
Diese Doppelschnellpresse wird in drei Grössen gebaut, und gibt über deren
Abmessungen, Leistung und Preise die nachfolgende Tabelle Aufschluss:
Nr. derMa-schinen
Satzgrosse in Millimeter
Abdrücke inder Stunde
Preisin Mark
als Doppel-maschine
als einfacheMaschine
1
560 × 900
600 × 900
2400–3000
7500
2
600 × 1000
640 × 1000
2400–3000
8400
3
700 × 1100
750 × 1100
2400–3000
9100
Anschliessend an diese Doppelschnellpresse zum Drucken aller Formate von der Minimal-
bis zur Maximal-Schriftsatzgrösse sei noch eines neuen Greifersystemes der Maschinenfabrik Worms
gedacht, mittels dessen sich das für verschiedene Formate nothwendige Verstellen der
Greifer bei gewöhnlichen Buchdruckschnellpressen leichter und sicherer ausführen
lässt.
Bekanntlich müssen die Greifer nach jedesmaliger Versetzung in der Drehrichtung des
Druckcylinders nachgerichtet, d.h. jeder Greifer muss in eine Lage gebracht werden,
die ihm sein festes Anliegen an den Druckcylinder ermöglicht. Dieses Nachrichten,
welches in der Regel mit grossem Zeitaufwand verbunden ist, wird nun bei den
Greifern bisheriger Construction in der Weise vorgenommen, dass der Maschinenmeister
den an sich starr mit der Greiferstange verbundenen Greifer mittels Hammers oder
Zange bearbeitet, bis derselbe eine richtige Auflage auf den Druckcylinder erhält.
Nothwendiger Weise muss der Greifer in nicht allzulanger Zeit durch diese Art des
Regulirens verunstaltet und für seine Verrichtung unbrauchbar werden. Die
entstehenden Mängel bei ungleichmässigem Pesthalten der Greifer sind vor allem das
Faltenschlagen des Bogens beim Druck compresser Formen und geschlossenen
Einfassungen, Schmitzen, ungenaues Register u.s.w., alles dieses sind erwiesene
Thatsachen, von denen die meisten im Gebrauch befindlichen Maschinen Zeugniss
ablegen.
Um diesen Uebelständen zu begegnen, wurde der in Fig.
5 veranschaulichte Greifer construirt, der aus zwei Haupttheilen besteht,
der Greiferunterlage a und der Greiferplatte b.
Textabbildung Bd. 284, S. 161Fig. 5.Greifer der Universal-Doppelschnellpresse. Die erstere, aus Rothguss gefertigt, wird mittels der Befestigungsschraube
d auf die Greiferstange c geschraubt. Die Schraube d dient
gleichzeitig zur Feststellung der Greiferplatte h auf
die Greiferunterlage a. Letztere hat ferner am vorderen
Ende das Muttergewinde zur Aufnahme der Stellschraube e, während sie hinten eine der Greiferplattenbreite entsprechende
Vertiefung trägt, die zur Aufnahme und Führung der Platte dient und ein seitliches
Verschieben derselben verhindert.
Die Greiferplatte b, aus Stahlblech gefertigt und zum
Verschieben in der Drehrichtung des Druckcylinders eingerichtet, wird durch die
Schraube d festgestellt, während sie durch die
Stellschraube e auf und ab bewegt werden kann, je
nachdem sie zu stark oder zu wenig auf den zu erfassenden Bogen drückt. Das
Andrücken der Platte an den Kopf der Stellschraube e
besorgt eine zwischen Unterlage und Platte eingeschaltete Feder. Die Greif er unter
läge lässt sich wie seither auf der Stange seitlich verschieben.
Es ist nun leicht, das ganze Greifersystem so zu reguliren, dass alle Greifer
desselben gleichmässig auf die Unterlage drücken;
indem es nur eines Schraubenziehers bedarf um die nicht ganz aufliegenden
Greiferplatten durch ihre Stellschrauben e zum
Aufliegen zu bringen. Hiermit ist alles gewaltsame Verbiegen der Greifer
ausgeschlossen, während die Construction eine hinreichende Sicherheit für die
Dauerhaftigkeit derselben bietet.
Diese neuen Greifer, die natürlich auch an alten Maschinen zu verwenden sind und von
der Firma für Johannisberger und König und Bauer'sche Maschinen vorräthig gehalten
werden, kosten pro Stück M. 3,50.
R. Knoke.