Titel: | Zwillings-Rotationsdruckmaschine. |
Autor: | R. Knoke |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 129 |
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Zwillings-Rotationsdruckmaschine.
Von König und Bauer,
Kloster Oberzell bei Würzburg.
Mit Abbildung.
Zwillings-Rotationsdruckmaschine.
In D. p. J., 1889 273 * 341,
1891 281 * 59 u.a. a. O. ist bereits mehrfach darauf
hingewiesen worden, in welch hervorragender Weise sich in Deutschland der Bau
von Rotationsdruckmaschinen entwickelt hat, derart, dass gegenüber der ersten 1873
in Wien ausgestellten Maschine heute die in Deutschland arbeitenden Maschinen nach
vielen Hunderten zählen. Neben diesem Absatz in Deutschland, mit dem natürlich die
Entwickelung unseres heutigen Zeitungswesens eng verknüpft ist, hat indess auch eine
starke Ausfuhr stattgefunden, denn deutsche Druckereimaschinen erfreuen sich im
Auslande eines guten Rufes, und besonders in Rotationsdruckpressen ist das letztere
ein guter Abnehmer bisher gewesen.
Bei einer derartigen lebhaften Thätigkeit ist natürlich auch ein starker Anreiz für
Neuerungen gegeben und haben sich in dieser Hinsicht die betheiligten Firmen alle
mit mehr oder minder Erfolg bemüht. An erster Stelle dürfte indess hier die
Maschinenfabrik von König und Bauer im Kloster Oberzell
bei Würzburg stehen, über deren jüngste Leistungen, der Zwillings-Rotationsmaschine, wir bereits 1891 281 * 59 berichtet haben. Wir sind heute in der Lage, unseren Lesern im
Bilde ein weiteres System dieser Zwillings-Rotationsdruckmaschinen vorzuführen, auf
das bereits 1891 281 * 60 hingewiesen worden war, und bei
welchem die beiden Druckwerke mit der Stirnseite gegen
einander stehen, gegenüber der rechtwinkligen Stellung bei der 24seitigen Maschine.
Die abgebildete Maschine ist zum Druck löseitiger Zeitungen bestimmt und wird das
Leipziger Tageblatt auf ihr hergestellt.
Bei dieser Maschine kommen zwei 8seitige Druckwerke zur Anwendung, die zu einander
wie dargestellt angeordnet sind und deren Druck- und Plattencylinder senkrecht über
einander liegen. Der Antrieb beider Druckwerke und des dazwischen liegenden
Falzwerkes ist ein gemeinsamer, doch kann jedes der beiden Druckwerke durch
Ausrückung eines Zwischenrades entweder mit halber Geschwindigkeit laufen oder ganz
ausgeschaltet werden. Die Farbwerke beider Druckwerke sind in dem die letzteren
verbindenden Gestellbogen gelagert und ist zur Bedienung derselben eine bequeme
Gallerie rings um die Maschine herumgeführt.
Die Arbeit dieser Zwillings-Rotationsmaschine spielt sich in folgender Weise ab. Die
beiden von den rechts und links gelagerten Rollen abgewickelten Papierstränge werden
in bekannter Weise durch den Dämpfapparat nach den Druck- und
Stereotypplattencylindern geführt und hier beidseitig bedruckt. Sie laufen dann über
die in der mittleren Brücke des Maschinengestelles gelagerten Schneidcylinder und
werden hier zu Bogen von halbem Druckcylinderumfang (da die Schneidcylinder von
halbem Durchmesser wie die Druckcylinder sind) zerschnitten. Von hier werden die so
erhaltenen Bogen nach einer in der Mitte der genannten Brücke bezieh. der ganzen
Maschine befindlichen Sammelwalze geleitet, welche die ankommenden Bogen in einzelne
Bogen zerreisst, sie über einander sammelt, und welche gleichzeitig die Producte
beider Maschinen vereinigt. In einzelnen Fällen, wie beim Druck 6- und 4seitiger
Exemplare, dient diese Sammelwalze nur als Vereinigungswalze und die
Sammelvorrichtung wird abgestellt.
Sind so die Bogen beider Druckwerke auf dieser Sammelwalze vereinigt, so wandern sie
nach dem in der Mitte der Maschine ersichtlichen Falzapparat, der aus einem
amerikanischen Falztrichter, einer rotirenden Mehrmesserfalztrommel (1891 281 * 59) und einer weiteren Sammelwalze für die fertigen Exemplare
besteht. Die Bogen erhalten hier auf dem Trichter den Längsfalz, durch die
Falztrommel den Querfalz und werden schliesslich durch die genannte Sammelwalze in
Packeten zu je fünf aufgeschnittenen Exemplaren ausgelegt. Eine Signal Vorrichtung
tritt dabei nach je 50 ausgelegten Exemplaren in Thätigkeit.
Textabbildung Bd. 284, S. 129Zwillings Rotationsmaschine. Die Bedeutung dieser Zwillings Rotationsmaschinen liegt, wie schon 1891
281 * 59 ff. hervorgehoben, in der grossen
Anpassungsfähigkeit an die wechselnden Bedürfnisse der Zeitungsdruckereien, indem
man es durch Wechsel der Gangarten der beiden Druckwerke und durch Wechsel in der
Breite der verwendeten Papierrollen in der Hand hat, Exemplare von verschiedener
Bogenzahl herzustellen, was mit den gewöhnlichen einfachen Rotationsmaschinen
nicht in diesem Umfange möglich ist. Mit der vorliegenden Maschine können so
hergestellt werden: Exemplare von 16 Seiten (4 Bogen zu 4 Seiten), von 12 Seiten (3
Bogen zu 4 Seiten), von 10 Seiten (2 Bogen zu 4 Seiten und ½ Bogen zu 2 Seiten), von
8 Seiten (2 Bogen zu 4 Seiten), von 6 Seiten (1 Bogen zu 4 Seiten und ½ Bogen zu 2
Seiten) und schliesslich von 4 Seiten und 2 Seiten. Dabei sind die Exemplare von 12
und 10 Seiten solche, welche sich auf den gewöhnlichen löseitigen Rotationsmaschinen
nicht herstellen lassen.
Die Stereotypplatten der Plattencylinder der Druckwerke können ferner einfach oder
doppelt sein. Die Wahl der Verhältnisse erfolgt derart, dass z.B. die beiden
Druckwerke bei löseitigen Exemplaren gleich schnell laufen, bei 12seitigen
Exemplaren arbeitet das eine Druckwerk mit halber Geschwindigkeit, in welch
letzteres eine halb so breite Papierrolle eingelegt wird, wenn 10seitige Exemplare
gedruckt werden sollen. Bei 8-, 4- und 2seitigen Exemplaren ist das eine Druckwerk
ganz abgestellt, während bei 6seitigen Exemplaren mit ganzer und halber Papierrolle
bei doppelter Stereotypie und bei gleicher Schnelligkeit der Druckwerke gearbeitet
wird.
Bezüglich der Abmessungen dieser für das Leipziger
Tageblatt gelieferten Maschine sei bemerkt, dass die Länge etwa 5,6 m, die
Breite 2,9 m und die Höhe 2,75 m beträgt. Der Umfang der Druckcylinder misst 105 cm,
die grösste Breite der Papierrollen 78 cm und das Format des 4seitigen Bogens ist
52½ × 78 cm. Die Leistungsfähigkeit bei einmaligem Stereotypiren beträgt 12000 bis
14000 Exemplare in der Stunde (Beilagen entsprechend mehr), wobei an Kraftbedarf
etwa 12 bis 15 erforderlich sind. Der Preis dieser 16seitigen Maschine
dürfte etwa 45000 M. betragen.
R. Knoke.