Titel: | J. A. Timmis, Elektrische Beleuchtung und Telegraphiren auf Eisenbahnzügen. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 255 |
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J. A. Timmis, Elektrische Beleuchtung und
Telegraphiren auf Eisenbahnzügen.
Mit Abbildungen.
Timmis, Elektrische Beleuchtung und Telegraphiren auf
Eisenbahnzügen.
Die im Telegraphic Journal, 1891 Bd. 29 * S. 315,
wiedergegebene Abhandlung von J. A. Timmis, welche am
24. August 1891 zu Cardiff in der British Association vorgelesen worden ist, hat in
dieser Zeitschrift (vgl. S. 321, 376, 406, 436, 488) eine der Wichtigkeit der
angeregten Frage entsprechende vielseitige Erörterung gefunden, bei welcher auch
mehrfach von Timmis' Auffassung abweichende Ansichten
ausgesprochen worden sind. Der Gegenstand des Vortrages war die elektrische
Beleuchtung der Eisenbahnzüge (vgl. D. p. J. 1888 268 190, 1889 272 477, 1890
276 52). Für dieselbe fordert Timmis, 1) dass jeder Wagen eine eigene Lichtquelle besitzeDies ist auch
bei der von A. E. Porte angegebenen und seit
dem Herbste 1890 bei der Great Northern Railway
Company of Ireland benutzten Wagenbeleuchtung der Fall, über welche
nächstens berichtet werden soll., damit die Züge beliebig aus
einander genommen werden können; 2) dass das Licht dem Tageslichte möglichst
gleiche, wozu 16-Kerzen-Lampen mit möglichst hoher Spannung (am besten 50 Volt)
verwendet werden sollen; 3) dass die Lampen der Aufsicht des Schaffners
untergeordnet seien. Wieder (vgl. 1888 269 * 478)
erstrebt Timmis eine Verbindung der Beleuchtungsanlage
mit einer Signaleinrichtung auf dem Zuge. Bei der Verwendung einer Dynamo hält Timmis es für minder empfehlenswerth, dieselbe von
einer Wagenachse aus treiben zu lassen, zieht es vielmehr vor, für sie eine
besondere, vom Locomotivdampfe (bezieh. dem in einem besonderen Kessel erzeugten
Dampfe) gespeiste Dampfmaschine zu verwenden; doch kann man da, wo man Stationen und
Bahnhöfe elektrisch beleuchtet, mit Vortheil in deren Anlagen auch Speicherbatterien
für die Zugsbeleuchtung mitladen. Um aber nicht in jedem Wagen eine zum Betriebe der
16-Kerzen-Lampen mit 50 Volt ausreichende, zu theuere und zu schwere
Speicherbatterie aufstellen zu müssen, hat sich Timmis
in verschiedenen Ländern eine besondere Einrichtung patentiren lassen, welche
die Schwere der Batterien und die für dieselben aufzuwendenden Kosten vermindern
soll. Er bringt nämlich ausser der Hauptbeleuchtung noch Lampen von geringerer
Spannung (8 Volt sind ausreichend) in den Wagen an und für diese in jedem Wagen eine
Batterie von nur vier Zellen. Im Schaffnerwagen braucht man nicht unbedingt zugleich
eine Hilfsbatterie.
Diese kleinen Lampen können von den Hauptlampen getrennt sein, nach dem Patent werden
jedoch Lampen mit zwei verschiedenen Fäden angewendet. Es wird dabei dafür gesorgt,
dass, sowie ein Paar Kuppelungsstücke getrennt wird, in den vom Zuge abgetrennten
Wagen die schwachen Batterien selbsthätig die Beleuchtung beschaffen. Diese
entsprechend billigen und leichten Batterien werden von der Dynamo oder von der
Hauptbatterie im Schaffnerwagen geladen erhalten. Die Hauptbatterie wird in den
Stationen geladen bezieh. mit besonderen Gestellen oder Karren ausgewechselt, welche
für zwei Batterien Raum enthalten, in der Station eine frisch geladene Batterie für
den Schaffnerwagen aufnehmen, aus diesem die Batterie übernehmen und ihm dafür die
frische überliefern. Die Contacte werden dabei selbsthätig gemacht. Für die
Einschaltung der Beleuchtung werden dabei entweder vier, oder nur zwei dem Zuge
entlang laufende Drähte verwendet, die von Wagen zu Wagen gekuppelt werden.
Die Schaltung mit vier Drähten mag mit Fig. 1 erläutert werden.
A ist der negative, B
der positive Hauptleiter; beide kommen von der Hauptbatterie, oder von der Dynamo.
C ist der nach der Hilfslampe führende, D der an der Hilfsbatterie liegende Draht; der andere
Pol der Hilfsbatterie ist mit A verbunden. Von A aus läuft ein Draht zugleich nach dem Faden der
Hauptlampe und der Hilfslampe; vom freien Ende des ersten dieser beiden Fäden läuft
ein Draht nach B, von dem des anderen Fadens aber nach
C, und in den ersten dieser beiden Drähte ist ein
Ausschalter N, in den zweiten ein Ausschalter J eingeschaltet.
Textabbildung Bd. 283, S. 255Timmis, Elektrische Beleuchtung und Telegraphiren auf
Eisenbahnzugen. Es ist klar, dass die Hilfslampe erglüht, sobald die Drähte C und D mit einander
verbunden werden, vorausgesetzt, dass der Ausschalter J
geschlossen ist. Im Schaffnerwagen ist zwischen A und
den dünneren positiven Signaldraht S eine elektrische
Klingel und eine Signalbatterie eingeschaltet, in jedem Personenwagen aber zwischen
A und S ein
Druckknopf. Im Schaffnerwagen ist ferner in den vom positiven Pole nach B führenden Draht noch ein Hauptausschalter H gelegt und hinter diesem noch ein Widerstand W, welcher durch einen (zweiten) Kurbelumschalter kurz
geschlossen werden kann. Ausserdem ist in diesem Wagen auch noch ein (dritter)
Umschalter U vorhanden, welcher aus seiner Ruhelage
mittels eines Handgriffes in zwei Stellungen gebracht werden kann und in der ersten
einen vom positiven Pole der Hauptbatterie (bezieh. der Dynamo) kommenden
Draht durch einen Widerstand w hindurch mit dem
nach D laufenden Drahte, in der zweiten Stellung
dagegen den von C kommenden Draht mit einem sich hinter
w an den nach D
laufenden Draht anlegenden Drahte verbindet, in seiner Ruhestellung aber endlich
keine dieser beiden Verbindungen schliesst. In jedem Wagen sind überdies noch
Abschmelzdrähte eingeschaltet.
Beim Aneinanderschieben der Wagen und der Verbindung der Leitungen durch die
Kuppelungen kann demnach von jedem Wagen aus durch Drücken auf den Knopf die Klingel
in Thätigkeit versetzt werden. Wird ferner der Hauptumschalter H geschlossen, so wird der Hauptstrom (von 52 Volt) –
mit oder ohne den Widerstand W – den Leitungen A und B zugeführt und kann
in jedem Wagen durch Schliessen des Ausschalters N
durch die Hauptlampe geleitet werden. Beim Abtrennen des Wagens vom Zuge wird dieser
Strom unterbrochen, im Kuppelungsstücke aber werden jetzt die Drähte C und D mit einander
verbunden und deshalb erglüht bei geschlossenem Ausschalter J die Hilfslampe.
Die Drähte C und A dienen
endlich zugleich noch zum Laden der Hilfsbatterien. Dazu wird der Umschalter U aus seiner Ruhestellung, worin er sich für gewöhnlich
befindet, in seine erste Stellung gebracht und führt dabei den Strom den parallel
geschalteten Hilfsbatterien zu. Der Widerstand w kann
der Zahl der Hilfsbatterien im Zuge angepasst werden. Wenn wünschenswerth, können
die Hilfsbatterien beim Laden auch hinter einander geschaltet werden.
Wird endlich der Umschalter U in seine zweite Stellung
gebracht, so beschafft er durch Verbindung der Drähte C
und D den Hilfsbatterien die Möglichkeit, die
Hilfslampen zum Glühen zu bringen; es ist dies z.B. nöthig, während in einer Station
die Hauptbatterie ausgewechselt wird.
Die Kuppelungsstücke enthalten jedes fünf Metallstreifen, welche isolirt auf eine
gemeinschaftliche Achse aufgesteckt sind und durch fünf Federn gegen einen Stift
angedrückt werden, an welchem die zu den Drähten A, B
und S gehörigen Streifen isolirt sind, während die zu
C und D gehörigen
Streifen auf eine auf den Stift aufgesteckte Messinghülse zu liegen kommen, so dass
also C und D leitend
verbunden sind. Werden zwei Kuppelungsstücke vereinigt, indem man einen Stift eines
jeden in ein zugehöriges Loch des anderen steckt, so kommen die fünf Streifen des
einen mit denen des anderen in Berührung und die Streifen drängen sich gegenseitig
von ihren Stiften ab.
Die Schaltung mit bloss zwei Drähten ist in Fig. 2 wiedergegeben;
dieselbe ist billiger und gleich wirksam. Hier geht der Strom von der positiven
Hauptleitung B durch eine Elektromagnetrolle e und beim Schliessen des Ausschalters y durch die starken Lampen oder Fäden; e zieht daher seinen Anker an und der Ankerhebel,
welcher bisher die beiden Contacte v leitend mit
einander verbunden hatte, geht nun empor, macht bei i
Contact und hält diesen so lange geschlossen, als die Hauptlampen leuchten. Zugleich
ist dabei die Hilfsbatterie b durch den Widerstand w bei geschlossenem Ausschalter x an den positiven Hauptdraht gelegt und wird geladen.
Wird der Lichtkreis irgendwo unterbrochen, so hört der Strom in e auf, h fällt herab,
macht bei v Contact und der Strom der
Hilfsbatterie b bringt, sofern der Ausschalter z geschlossen ist, die Hilfslampe bezieh. den schwachen
Faden in L zum Leuchten, bis die Hauptlampen wieder zu
glühen beginnen.
Die Figur zeigt, dass hier wieder beide Fäden der Lampe L am negativen Pole verbunden sind, und zwar geschieht dies an der
Messinghülse, welche durch den Lampenhalter mit der gemeinschaftlichen negativen
Leitung A in Verbindung steht. Die positiven Enden der
Fäden sind von einander getrennt und es ist das starke mit B, das schwache aber mit v verbunden.
Den schwachen Lampen gibt Timmis acht Kerzenstärken, und
dies soll gerade ausreichen, um den Unterschied in den beiden mit einander zeitweise
abwechselnden Beleuchtungen nicht zu auffällig erscheinen zu lassen.