Titel: | Die Dampfmaschinen der Internationalen elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1891. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 175 |
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Die Dampfmaschinen der Internationalen
elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a.
M. 1891.
Von Fr. Freytag.
(Fortsetzung des Berichtes * S. 69 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Dampfmaschinen der Internationalen elektrotechnischen
Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1891.
Zum Betreiben einer grossen Wechselstrommaschine für 400000 Watt bei 2000 Volt der
Actiengesellschaft Helios in Cöln-Ehrenfeld, welche
unter anderem den Strom für eine Kraftübertragungsanlage von 20 Pferden und eine
Lichtanlage von 30000 Watt nach dem Palmengarten lieferte, diente die von der Maschinenbauanstalt, Eisengiesserei und Dampfkesselfabrik H.
Pauksch, Actiengesellschaft in Landsberg a. W. ausgestellte, mit
Einspritzcondensation arbeitende Verbundmaschine liegender Construction.
Die Maschine war die schwerste und stärkste der Ausstellung; sie besass nachstehende
Hauptabmessungen:
Durchmesser
des
Hochdruckcylinders
570 mm
„
„
Niederdruckcylinders
1030 „
Gemeinschaftlicher Kolbenhub
840 „
Zahl der Umdrehungen in der Minute
125 „
Anfangsspannung des Dampfes
8 at Ueberdruck
Gesammtfüllung (normal)
10 Proc.
Effective Leistung
600 .
Die Steuerung erfolgt bei beiden Cylindern durch vollkommen entlastete Kolbenschieber
mit doppelten Kanälen und zwar werden der Hub und die Voreilung des zum
Hochdruckcylinder gehörigen Schiebers durch einen Achsenregulator derart verändert,
dass Füllungen von 0 bis ½ des Kolbenhubes möglich sind, während der
Niederdruckschieber unveränderlichen Hub, jedoch veränderlichen Voreilungswinkel
hat. Beide Schieber werden von Excentern mitgenommen, welche auf Vorgelegswellen
sitzen, die durch Schleppschienen mit Kugelzapfen von den Maschinenkurbeln bewegt
werden. Um das Abfliessen von condensirtem Dampf und mitgerissenem Wasser aus den
Cylindern zu erleichtern, sind die Schieber unterhalb der Cylindermitte
angeordnet.
Die Kolbenstangen sind durch die hinteren Cylinderdeckel durchgeführt und an
ihren Enden mit in flachen Führungen laufenden Gleitschuhen versehen; der hintere
Gleitschuh des Niederdruckcylinders ist als Kreuzkopf ausgebildet und bewegt mittels
Lenkstangen, sowie Doppelwinkelhebels die zwei stehenden, einfach wirkenden
Luftpumpen, welche unterhalb des Fussbodens aufgestellt sind.
Textabbildung Bd. 283, S. 176Sachsenberg's Dampfmaschine mit dreistufiger Expansion (S. 178). Der in ebenfalls von der Actiengesellschaft H.
Pauksch ausgestellten Patent-Cornwallkesseln (1891 282 5) entwickelte Dampf tritt zunächst in ein unter dem Fussboden hinter
dem
Hochdruckcylinder liegendes Sammelgefäss, welches den Zweck hat, etwa mitgerissenes
Wasser aufzunehmen; es wurde dieses Gefäss nach Mittheilung der Actiengesellschaft
H. Pauksch wegen der in der elektrischen Centrale
zu Amsterdam, für welche die Maschine bestimmt ist, zur Anwendung kommenden
Wasserrohrkessel für nöthig befunden. Auf der Ausstellung befand sich an Stelle
dieses Gefässes nur ein gusseiserner Topf mit eingegossener Scheidewand, welcher an
seiner tiefsten Stelle durch einen selbsthätigen Wasserableiter entleert wurde;
derselbe erwies sich trotz der langen Dampfzuleitung als vollkommen ausreichend.
Textabbildung Bd. 283, S. 177Fig. 2.Sachsenberg's Dampfmaschine mit dreistufiger Expansion (S.
178). Aus dem genannten Gefäss tritt der Dampf nach Oeffnen eines Absperrventils
in den Hochdruckcylinder, wobei noch ein kurzes Rohrstück eingeschaltet ist, auf
welchem behufs Dampfentnahme zu Heizzwecken drei kleinere Ventile Platz gefunden
haben. Vom Hochdruckcylinder aus gelangt der Dampf in einen den Zwischenbehälter
bildenden gusseisernen Cylinder von 2,200 m Länge und 640 mm Durchmesser, in welchem
31 Rohre von ungefähr 70 mm äusserem Durchmesser untergebracht sind. Ein
Temperaturabfall des durch diese Rohre strömenden Dampfes wird dadurch vermieden,
dass man den Heizraum des Zwischenbehälters stets mit Kesseldampf gefüllt hält; auch
der Hochdruckcylinder kann mit frischem Kesseldampf geheizt werden. Aus dem
Zwischenbehälter tritt der Dampf dann in den Niederdruckcylinder und nach
abermaliger Expansion in den neben den Luftpumpen aufgestellten Condensator.
Die Lager der Hauptwelle sind viertheilig und mit Weissmetall ausgegossen; die
seitlichen Schalen werden durch Keile mit Schrauben eingestellt. Das gleichmässige
Anziehen der Kolbenstangen-Stopfbüchsen wird durch Schraubenräder mit gemeinsamer
Schraubenwelle erreicht. Zwischen den Dampfcylindern auf der gemeinsamen Kurbelwelle
befindet sich ein Speichenrad von 3 m Durchmesser mit 40 Elektromagneten, welche
durch eine kleine Gleichstrommaschine den erforderlichen Erregerstrom mit einer
Spannung von 100 Volt geliefert bekommen; die Zuführung dieses Stromes geschieht
durch zwei auf der Hauptachse der Dampfmaschine befestigte Schleifringe. Das
Magnetrad ist von einem feststehenden Kranz umgeben, welcher ebenfalls 40
Inductionsspulen trägt, deren jede vom Gestell und den Nachbarelementen in
sorgfältigster Weise isolirt ist. Der Eisenkern der Inductionsspulen ist aus T-förmigen dünnen Eisenblechen gebildet, welche von
einander durch Papier isolirt sind; auf dieselbe Weise sind die Eisenkerne der
Elektromagnete hergestellt.
Ein grosser Werth wurde auf die bequeme Zugänglichkeit sämmtlicher Theile gelegt; aus
diesem Grunde ruht der die Inductionsspulen tragende Kranz auf zwei Schlitten und
ist mittels zweier, durch Handrad und konische Räder betriebenen Schraubenspindeln
so weit seitlich verschiebbar, dass das Magnetrad vollkommen zugänglich wird.
Als Schmiervorrichtungen sind Tropfgefässe mit verhältnissmässig grossen Oelbehältern
und bequemen Stellvorrichtungen in Anwendung gebracht.
Das Magnetrad allein wiegt etwas über 16000 k und die Kurbelwelle mit Kurbelscheiben,
von denen die zum Hochdruckcylinder gehörige auf ihrem äusseren Umfange als
Schneckenrad ausgebildet ist, in welches behufs Anlassen der Maschine eine mittels
Stockschlüssel in Drehung gebrachte Schnecke greift, 9000 k, so dass weitere
Schwungmassen zur Erreichung einer gleichmässigen Winkelgeschwindigkeit überflüssig
erscheinen. Die Maschine mit Dynamo wiegt etwa 85000 k.
Die Dampf- und Wollwäscherei-Maschinenfabrik vormals Rich. Franz in Crimmitschau war auf der Ausstellung
durch eine liegende Verbundmaschine ihres eigenartigen Systems vertreten.
Die an einen vierpoligen Verbunddynamo von Kummer und
Co. in Dresden für 20000 Volt-Ampère angeschlossene Maschine besitzt mit
Dampfmäntel umgebene Cylinder von 300 bezieh. 450 mm Durchmesser für 450 mm
gemeinschaftlichen Kolbenhub; sie leistet nach Angabe der Fabrik mit 120 Umdrehungen
in der Minute 60 effective und diente auch zum Betriebe eines ebenfalls von
Kummer und Co. gelieferten Elektromotors in den
Werkstätten.
Die Cylinder arbeiten mit einer der Firma patentirten
Flachschieber-Präcisionssteuerung, welche sich besonders dadurch auszeichnet, dass
sie keinerlei Rückwirkung auf den Regulator ausübt; behufs möglichster Reducirung
der schädlichen Räume sind die Dampfkanäle verkürzt und doppelte Grundschieber
angeordnet. Die Verbindung der Schieber mit den Excentern ist fest, d.h. es sind
weder Bolzen noch Scharniere vorhanden, so dass ein dauernd richtiges Arbeiten der
Steuerung gesichert ist.
Der liegend angebrachte Regulator (1884 251 * 200)
mit innerhalb des Hülsengewichtes liegendem Reibungswendegetriebe beherrscht die
Maschine vermöge seiner bedeutenden Energie und einfachen Verbindung mit der
Expansionsschieberstange des Hochdruckcylinders innerhalb weiter Grenzen und
verhütet ein Durchgehen derselben selbst dann, wenn eine Störung im Regulatorantrieb
z.B. Zerreissen oder Herunterfallen des Riemens u.s.w. eingetreten ist; die
Abweichung von der mittleren Umdrehungszahl soll höchstens 1 Proc. betragen und
diese kann ausserdem während des Ganges von Hand geregelt werden.
Damit das Abfliessen von Condensationswasser aus den Cylindern leicht und sicher vor
sich geht, sind die Schiebertasten in vertiefter Lage angeordnet.
Die doppelt gekröpfte Schwungradwelle ruht in mit Weissmetall ausgefütterten Lagern,
deren seitliche Schalen nachstellbar sind, und ist ebenso wie die Kolbenstangen,
Schieberstangen, Kreuzkopfbolzen und Kurbelzapfen aus Stahl gefertigt, während die
Pleuelstangen aus Feinkorneisen geschmiedet sind; die Gleitbacken des Kreuzkopfes
sind ebenfalls mit Weissmetall ausgelegt. Die Stopfbüchsenfutter, Grundringe und
Muttern an den Schieberstangen waren aus Rothguss hergestellt.
Die Schmierung der Kolben und Schieber erfolgte mittels selbsthätiger Oelpumpe,
während zur Schmierung sämmtlicher Lager und Gleitflächen Selbstöler angeordnet
waren.
Garrett, Smith und Co. in Magdeburg-Buckau halten ausser
einer weiter unten beschriebenen 50 pferdigen Verbundlocomobile zwei mit je einer
Dynamo von Garbe, Lahmeyer und Co. in Aachen, bezieh.
W. Lahmeyer und Co. in Frankfurt a. M. gekuppelte
Westinghouse-Maschinen und ausserdem einen fahrbaren Beleuchtungswagen ausgestellt,
welcher aus einem stehenden Wasserrohrkessel und einer mit der Dynamo direct
gekuppelten Westinghouse-Maschine bestand.
Die beiden vorgenannten Dampfmaschinen von je 9'' engl. Cylinderdurchmesser und 10''
engl. Kolbenhub laufen normal mit 350 Umdrehungen in der Minute und sollen bei einem
Anfangsüberdruck von 5,6 at je 50 indicirte &Z0170; entwickeln; ihre
Construction war dieselbe, wie diejenige der 1890 276 *
397 beschriebenen, auf der allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin
1889 gezeigten Maschine.
Der Beleuchtungswagen kann namentlich beim Arbeiten im Freien, z.B. bei grossen Bau-
und Kanalarbeiten oder dgl. vortheilhafte Verwendung finden; von der Leichtigkeit
der Bedienung und dem ausgezeichneten Arbeiten desselben konnte sich jeder
Ausstellungsbesucher überzeugen.
Um dem Uebelstande vorzubeugen, dass, wie dies gewöhnlich bei senkrechten
Siederohrkesseln der Fall ist, die oberen Enden der Rohre nicht mit Wasser in
Berührung kommen und dadurch leicht undicht werden, bauen Garrett, Smith und Co. den zum Beleuchtungswagen gehörigen Kessel mit
wagerechten, in Reihen neben und unter einander liegenden Rohren, welche nur im
Wasserraum liegen, bezieh. mit Wasser gefüllt sind. Um Rohre leicht auswechseln oder
etwaigen Kesselstein aus dem Inneren der Rohre entfernen zu können, kann nach
Abnahme der Bekleidung der obere Theil des Kesselmantels abgehoben werden.
Der von dem Eisenwerk Gaggenau ausgestellte, sogen.
Dampfsparmotor, System Friedrich, von 1½
diente zum Betreiben einer Dynamomaschine von C. und E.
Fein in Stuttgart und wurde bereits 1891 280 *
111 ausführlich beschrieben.
Eine dreifache Expansionsmaschine, übrigens die einzige der Ausstellung, mit einer
eigenthümlichen Kniehebel-Schiebersteuerung, hatten Gebr.
Sachsenberg in Rosslau a. E. ausgestellt. Die Maschine war ursprünglich zum
directen Betrieb einer Dynamomaschine bestimmt, musste aber während des Baues für
indirecten Betrieb eingerichtet werden, da eine passende Dynamomaschine nicht mehr
zu beschaffen war; sie diente zum Betriebe einer Dynamomaschine der Firma Lahmeyer und Co. in Frankfurt a. M. und soll bei einem
Füllungsgrade von 11 Proc. bei 12 at Kesselspannung und 300 Umdrehungen in der
Minute etwa 50 indicirte entwickeln. Auf der Ausstellung wurde die Maschine
mit höchstens 25 indicirten beansprucht, so dass die Endspannung des
Niederdruckcylinders wohl stets unter der atmosphärischen Linie lag; dennoch lief
die Maschine sehr ruhig und gleichmässig.
Die durch die Abbildungen Fig.
1 bis 3
dargestellte Maschine arbeitet mit Auspuff (also ohne Condensation) und hat Cylinder
von 130, 190 und 280 mm Durchmesser, bei 240 mm Kolbenhub. Der Mantel des
Hockdruckcylinders ist derartig über den aus Hartguss hergestellten Arbeitscylinder
gesteckt, dass die verbleibenden mit frischem Kesseldampf gespeisten Zwischenräume
den Dampfmantel bilden; die beiden anderen Cylinder sind ohne Dampfheizung.
Die Cylinder sind unter sich durch Schrauben verbunden und werden hinten von drei
kastenförmigen gusseisernen Ständern getragen, welche mit flachen, breiten
Gradführungen versehen sind, während vorn zwei stählerne, bearbeitete Säulen die
Verbindung mit der Grundplatte herstellen; letztere ist aus einem Stück gegossen und
mit vier Paar Lagerschalen aus Phosphorbronze ausgestattet, welche, mit
Metallzwischenlage versehen, durch hakenförmig übergreifende Lagerdeckel, sowie
kräftige Schrauben mit halbfeinem Gewinde und versicherten Muttern gehalten werden.
Ein fünftes Lager zur Aufnahme des Riemenzuges ist mit wagerecht nachstellbaren
Schalen versehen. Die Schwungrad welle mit ihren gegenseitig um 120° versetzten
Kröpfungen von 80 × 120 mm im Lager wurde aus Gussstahl hergestellt und erhielt in
ihren Grundlagern bei 175 mm Länge derselben einen Durchmesser von 76 mm. Die aus
weichem Stahl gefertigten Schubstangen haben die 4,5 fache Kurbellänge, unten einen
offenen Schraubenkopf und oben einen geschlossenen, durch Stahlkeil nach aussen
verstellbaren Kopf; die Schalen sind aus Phosphorbronze hergestellt. Die Kreuzköpfe
bestehen aus je einer Gabel, in welcher ein gehärteter, konischer Stahlbolzen von 52
× 80 mm Lagerfläche für den Schubstangenanschluss eingepasst ist und welche nach
oben in einen geschlitzten, mit feinem Gewinde versehenen Hals zur Aufnahme der
Kolbenstange ausläuft, die mit zwei Klemmschrauben festgehalten wird. Die Kreuzköpfe
sind gleichfalls aus Stahl geschmiedet und haben nach den Gestellböcken hin einen
⊓-förmigen Ausläufer, an welchem eine leichte Stahlplatte befestigt ist, die mit 150
× 270 mm Fläche direct auf den sauber bearbeiteten Führungsflächen der Gestellböcke
läuft.
Die Kolbenstangen von 36 und 24 mm Durchmesser aus Tiegelgusstahl führen sich
unten in langen, mit Metall geliderten Stopfbüchsen und oben in ebenfalls sehr
langen Metallbüchsen, welche mit einer spiralförmig eingedrehten Nuth versehen sind.
Die Kolben sind auf konischem Sitz mit schmiedeeiserner Mutter und Sicherung
befestigt; Körper und Deckel sind möglichst leicht aus Stahlguss hergestellt und
enthalten je einen breiten Laufring aus dichtem, härterem Gusseisen, welcher durch
eine Spannfeder gegen die Cylinderwandung gedrückt wird.
Textabbildung Bd. 283, S. 179Schaulinien für die Steuerung an Sachsenberg's Maschine. Die zu jedem Cylinder gehörige Schiebersteuerung zeigt bemerkenswerthe
Einzelheiten und arbeitet ohne Zuhilfenahme von Excentern; sie erhält in der auf der
Abbildung ersichtlichen Weise von der Schubstange aus ihren Antrieb und ermöglicht
die Veränderlichkeit der Füllungsgrade jedes Cylinders auch während des Ganges der
Maschine bei Anwendung nur eines Schiebers. Zu dem Zwecke schwingt das leichte
Gestänge der Steuerung eines jeden Cylinders um einen verschiebbaren, von einer
bogenförmigen, festen Coulisse geführten Punkt, welcher nach einer an der letzteren
angebrachten Füllungscala durch ein Handrad mit Spindel verschoben, auf Wunsch aber
auch durch den Regulator stellbar eingerichtet werden kann. Hierdurch wird es mit
Hilfe der von den einzelnen Cylindern abgenommenen Diagramme leicht, für jeden
Füllungsgrad des Hochdruckcylinders den passendsten Füllungsgrad der übrigen
Cylinder zu ermitteln, um für die Maschine die wünschenswerteste Gleichförmigkeit
des Ganges ohne Anwendung grosser Schwungmassen zu erreichen.
Zur Dampfvertheilung dienen Kolbenschieber mit Dampfeintritt von der Mitte aus,
welche in der Cylinderbohrung laufen; ihr Gewicht, sowie dasjenige des zugehörigen
Gestänges wird durch eine nur wenige Millimeter betragende Durchmesserdifferenz
zwischen der unteren und oberen Schieberhälfte aufgehoben.
Das in Fig. 4 und 5 ersichtliche
Schieberdiagramm entspricht einem Füllungsgrade von 55 Proc. des Hochdruckcylinders.
Die obere Hälfte des Diagramms gilt für die Dampfvertheilung über dem Kolben,
während die untere für diejenige unter dem Kolben Geltung hat.
Verfolgt man die einzelnen Stationen des Diagramms in seiner Linksdrehung, so findet
man
oben:
Beginn des Eintritts bei
0,99
Oeffnung auf dem todten Punkt
4
mm
Grösste Oeffnung
12
„
Schluss des Eintritts bei
0,55
Beginn des Austritts bei
0,835
Oeffnung auf dem todten Punkt
19
mm
Grösste Oeffnung
26,5
„
Schluss des Austritts bei
0,88
unten:
Beginn des Eintritts bei
0,985
Oeffnung auf dem todten Punkt
5,0
mm
Grösste Oeffnung
12
„
Schluss des Eintritts bei
0,55
Beginn des Austritts bei
0,84
Oeffnung auf dem todten Punkt
18
mm
Grösste Oeffnung
26,5
„
Schluss des Austritts bei
0,865
Die dabei oben und unten fast gleichen Deckungen betragen:
aussen
zusammen
+ 27
mm
innen
„
– 2
„
Construirt man ferner die den anderen Füllungsgraden entsprechenden Diagramme, so
findet man als charakteristische Eigenschaften der Dampfvertheilung bei gleichen Füllungen oben und unten:
1) Gleiche maximale Eintritts- und Austrittsöffnungen
mit nach den kleineren Füllungen etwas zunehmenden, fast gleichen Schieberöffnungen
auf den todten Punkten für den Eintritt und etwas abnehmenden für den Austritt;
2) ungleiche, unten entsprechend grösaere und mit den
kleineren Fällungen zunehmende Compressionen.
Der auf ein entlastetes Drosselventil einwirkende Regulator (System Steinle)
erhält seinen Antrieb vom Hochdruckwellenende durch ein Paar konische Räder; seine
stehende Welle ist in einem gusseisernen Bock gelagert, der, unten die Räder
verschliessend, auf einer Verlängerung der Grundplatte befestigt ist.
Der Dampfverbrauch der Maschine soll etwa 8 k für die indicirte und Stunde
betragen, steht demnach in gleicher Höhe mit demjenigen einer gleichstarken
Verbundmaschine mit Condensation.
Das Gesammtgewicht incl. Betriebsscheibe, Lagerstuhl und Anker mit Platten beträgt
3700 bis 3900 k.
Von ausländischen Firmen hatten nur Ruston, Proktor und
Co. in Lincoln die Ausstellung mit Dampfmaschinen beschickt und zwar mit
einer weiter unten erwähnten halbstationären Verbundlocomobile im Palmengarten und
einer stationären liegenden Verbundmaschine in der Maschinenhalle. Die letztere, für
einen Kesseldruck von 9 at erbaute, als 50–60 pferdig bezeichnete Maschine betrieb
mittels Riemen eine Wechselstrommaschine von Woodhouse und
Rawson in London.
Auf dem kastenförmigen, gusseisernen Rahmen sind die Cylinder von 225 bezieh. 350 mm
Durchmesser und für 400 mm Kolbenhub befestigt; der Hochdruckcylinder ist mit einem
aus besonders hartem Gusseisen gefertigten Arbeitscylinder versehen und, wie auch
der Niederdruckcylinder, von einem Dampfmantel umgeben, aus denen das
Condensationswasser durch einen Ejector fortgeschafft wird.
Die aus Hartguss gefertigten Flachschieber sind behufs möglichster Reducirung der
schädlichen Räume getheilt, und um einen schnellen Dampfabschluss zu erzielen, auf
ihren Rücken, ebenso wie die darauf gleitenden Expansionsschieberplatten, mit drei
schmalen Einströmöffnungen versehen; der Muschelschieber des Niederdruckcylinders
arbeitet mit fester Expansion. Zur Dampfvertheilung des Hochdruckcylinders dient
eine mittels Excenter in schwingende Bewegung versetzte Coulisse, welche durch einen
Porter'schen Regulator gehoben oder gesenkt
wird.
Die Excenterscheiben sind aufgekeilt und die Keilnuthen so angeordnet, dass die
Scheiben leicht für den Rückwärtsgang gedreht werden können. Das Dampfabsperrventil
befindet sich an der Vorderseite inmitten der Maschine und zur Anfettung des
Arbeitsdampfes dient ein auf dem Schieberkasten des Hochdruckcylinders sitzender
Oelbehälter mit sichtbarem Tropfenfall.
Die Berliner Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals L. Schwartzkopff in Berlin hatte eine stehende
Tandemmaschine nach dem System Dörfel-Pröll (1891 280 * 229) mit 200 bezieh. 300 mm Cylinderdurchmesser,
300 mm Hub ausgestellt, welche bei 260 minutlichen Umdrehungen mittels Oldham'scher Kuppelung zum directen Betreiben einer
Dynamo mit einer Leistung von 120 Volt und 300 Ampère diente.
Der Hochdruckcylinder ist unmittelbar auf den Deckel des Niederdruckcylinders
gestellt und die durchgehende Kolbenstange nach beiden Cylindern hin durch eine
Metallstopfbüchse abgedichtet.
An der tiefsten Stelle eines jeden Cylinders ist ein schwingender Hahnschieber
angebracht, und beide werden, durch eine Stange mit einander gekuppelt, von einem
einzigen mittels Schwungradregulator verstelltem Excenter angetrieben. Durch die
geschaffene Doppelregulirung wird sowohl die Expansion wie auch die Compression
an beiden Cylindern verstellt.
Die Maschine war kräftig construirt und mit den erforderlichen Oel- und
Tropfapparaten hinreichend versehen.
Als Eigenthümlichkeit ist der direct an die Kolbenstange geschweisste Kreuzkopf zu
nennen. Die Firma hatte ausserdem eine Verbund- und eine Eincylindermaschine, beide
ebenfalls mit je einem Dynamo gekuppelt, zur Ausstellung gebracht.
Ausser der 1891 282 1 bereits erwähnten 100 pferdigen
halbstationären Verbundlocomobile mit Condensation von R.
Wolf in Buckau-Magdeburg waren in dem Maschinenhause des im südwestlichen
Ende von Frankfurt gelegenen Palmengartens, in welchem man eine Filiale der
Ausstellung errichtet hatte, noch eine halbstationäre Verbundlocomobile von Ruston, Proktor und Co. in Lincoln, sowie eine
desgleichen von Garrett, Smith und Co. in Magdeburg
ausgestellt.
Die zur Locomobile von Ruston, Proktor und Co. gehörige
Dampfmaschine war unter dem Kessel auf einer festen Fundamentplatte gelagert und
zeigte bezüglich ihrer Construction eine grosse Uebereinstimmung mit der vorstehend
beschriebenen liegenden, in der Maschinenhalle ausgestellten Verbundmaschine der
genannten Firma. Die Cylinder von 228 und 355 mm Durchmesser hatten Dampfmäntel und
waren auf dem Fundament befestigt, welches hier aus zwei starken schmiedeeisernen
Trägern bestand, die in kanalförmigem Querschnitt hergestellt waren.
Die als 60 pferdig bezeichnete Maschine war mit grossen Schmiergefässen, einem
Tropföler und einem Ejector versehen, der die Dampfmäntel von Condensationswasser
entleert. Für den Niederdruckcylinder war ein Hilfsanlassventil vorgesehen.
Der 32 qm Heizfläche haltende Kessel aus Siemens-Martin-Stahl war nach dem
Locomotiv-Siederöhrensystem für einen Arbeitsdruck von 9 at gebaut. Zur
Erleichterung der Reinigung waren ausreichende Schlammlöcher, sowie an der unteren
Kesselfläche Schlammsammler angebracht.
Bei der 50 pferdigen Verbundlocomobile von Garrett, Smith und
Co. ist die Dampfmaschine auf den Kessel gesetzt und mit einer ebenfalls
selbsthätigen, vom Regulator einstellbaren Schleppschiebersteuerung nach Guhrauer versehen. Die Dampfvertheilung des
Hochdruckcylinders wird durch einen Vertheilungsschieber mit auf dem Rücken
getheilten Kanälen, sowie durch zwei darüber gleitende Expansionsschieberplatten
geregelt. Der Regulator dreht mittels Hebels eine über den Expansionsschiebern
liegende Stange, auf welcher eine Büchse festgekeilt ist, die in ihrer Mitte einen
aufgewundenen Keil und an den Enden zwei Anschläge trägt; je nach der Stellung des
Keiles werden die Expansionsschieber mehr oder weniger von einander entfernt,
wodurch die Dampfeinströmung der Geschwindigkeit der Maschine entsprechend geregelt
wird. Der Niederdruckcylinder arbeitet mit einem festen Füllungsgrade.
Beide Cylinder sind mit durchgehenden Kolbenstangen, sowie mit selbsthätigen
Schmierbehältern versehen; Kolbenstangen, Schieberstangen und Kreuzkopfzapfen sind
aus Stahl und sämmtliche Lager aus Phosphorbronze hergestellt. Die mit um 180° von
einander abweichenden Kröpfungen versehene Kurbelwelle ist hydraulisch gebogen und trägt an ihren
beiden Enden Schwungräder.
Die Wellrohr-Feuerbüchse (Patent Fox 1890 276 * 545) des
ausziehbaren Röhrenkessels ist von bedeutender Länge und zwischen Rost und
Rohrplatte mit einer Verbrennungskammer versehen, wodurch eine ziemlich rauchfreie
Verbrennung erzielt wird. Der Kohlen verbrauch dieser Locomobilen soll ohne
Condensation 1,6 bis 1,7 k für die effective und Stunde betragen.