Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. |
Autor: | R. Zsigmondy |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 163 |
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Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
Cement.
(Schluss des Berichtes S. 138 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
III. Volumenveränderung, Schäden, Uebelstände.
Die Volumenveränderung von Mörteln und Steinen wurde von
Schumann untersucht.12. Generalversammlung. Schon
frühere Versuche (1881) ergaben, dass sich alle Bausteine und Mörtel ausdehnen (vgl. nebenstehende
graphische Darstellung), wenn sie sich mit Wasser sättigen und beim Trocknen
schwinden. Neue Versuche ergaben nun, dass ein 10 cm langes Prisma aus 1 Th.
Portlandcement und 3 Th. Normalsand im Wasser liegend sich im Mittel verlängert um
0,0088 mm bis zu 1 Woche und 0,002 mm von 1 bis 4 Wochen. Puzzolancement aber um
0,0129 bis 0,0048 mm. Für die Schwindung der Mörtel ergaben sich an einem Prisma von
10 cm Länge, 1 Woche im Wasser und 3 Wochen an der Luft liegend, die folgenden
Resultate:
Textabbildung Bd. 281, S. 164
Fig. 1.Schaulinien für die Volumveränderung von Mörtel und
Steinen.
Mörtelsorte
Ein Prisma von 10 cm,1 Woche im Wasser und3
Wochen an der Luft lie-gend, schwindet um Milli-meter
Portlandcement A
1 Cem.: 3 Sand
0,0400
„ B
1 „ : 3 „
0,0405
„ C
1 „ : 3 „
0,0410
„ D
1 „ : 3 „
0,0455
Hydraul. Kalk.
1 Kalk : 3 „
0,0540
Puzzolancement I
1 „ : 3 „
0,1050
„ II
1 „ : 3 „
0,1100
4 Trass, 3 Kalk, 2 Sand
0,1330
Die Frage der Zerstörung des Cementmörtels am Stephansdome zu
Wien wurde nochmals von Dr. Schott einer
Erörterung unterzogen (vgl. 1889 273 593). Schott erhielt durch Herrn Baudirector Berger aus Wien einige Muster des betreffenden
Cementmörtels. Die Muster zeigten eine ganz ungleichmässige Structur; ein Theil
derselben bildete eine ganz dichte, feste graue Masse, ein anderer damit
zusammenhängender Theil war gelblichgrau und weich, durch vielfache Risse zerklüftet
und zeigte eine blätterförmige Structur. Die beiden Massen wurden getrennt
analysirt:
Cementmörtel vom Stephansthurm in Wien.
I. Harte graue Masse
II. Hellere gelbl. Masse
Durch Ana-lyse gefun-dene
Zu-sammen-setzung
Aus Analyseberechneteursprüng-liche
Zu-sammen-setzung
Durch Ana-lyse gefun-dene
Zu-sammen-setzung
Aus Analyseberechneteursprüng-liche
Zu-sammen-setzung
KieselsäureThonerde und
Eisen- oxydKalkMagnesiaSchwefelsäureKohlensäureWasserAlkalien
u.s.w.
Proc.17,95 9,8742,80 1,02 1,0714,8011,42nicht
be-stimmt
Proc.24,4213,4358,23 1,39 1,45–––
Proc.15,55 9,2536,22 0,76 1,2424,48 9,01nicht
be-stimmt
Proc.24,3014,4656,62 1,19 1,94–––
Summa
98,93
98,92
98,51
98,51
Kalk SummaKalk an Schwefelsäure gebunden
42,80 Proc. 0,72 „
36,22 Proc. 1,01 „
RestKalk
an Kohlensäure gebunden
42,08 Proc.18,83 „
35,21 Proc.33,70 „
Kalkrest
23,25 Proc.
1,51 Proc.
Man ersieht, dass die Zusammensetzung der beiden Massen namentlich in Bezug auf
Kohlensäure- und Wassergehalt bedeutende Unterschiede aufweisen. Die graue, dichte
Masse hat 14,8 Proc. CO2 und 11,4 Proc. H2O, die andere 24,5 Proc. CO2 und 9,0 Proc. H2O.
Berechnet man aus der durch die Analyse gefundenen Zusammensetzung die der
ursprünglichen Masse, so ergeben sich fast die gleichen Zahlen. Beide Theile der
Probe stammten also, trotz ihrer verschiedenen Beschaffenheit, von ein und demselben
Cemente ab. Nach Schott findet diese sonderbare
Erscheinung eine Erklärung, wenn man berücksichtigt, dass vor 30 Jahren häufig
Cement mit einem hohen Procentsatze an Schwachbrand verwendet wurde. Wird ein
solcher Cement mit einem bedeutenden Ueberschuss von Wasser angerührt, so sinken die
stark gebrannten Theile zu Boden, die leichteren kommen oben zu liegen und man
erhält so zwei Mörtelschichten von verschiedener Qualität. Diese Annahme findet
anscheinend eine Bestätigung durch den Kohlensäuregehalt der beiden Schichten. Von
den 42,8 Proc. Kalk der harten Schicht sind 18,8 Proc. – also weniger als die Hälfte
– an Kohlensäure gebunden. Von den 36,2 Proc. Kalk der gelblichen Masse dagegen 1
Proc. an Schwefelsäure und 33,7 Proc. an Kohlensäure, so dass 95,7 Proc. des
Kalkgehaltes an Kohlensäure gebunden sind. Es scheint demnach, dass die bis zur
Sinterung gebrannte Masse sich trotz der ungünstigen Verhältnisse gut gehalten hat,
und dass nur die schlecht gesinterte Masse an den Zerstörungen Schuld trägt.
Nach Dyckerhoff ist dagegen jeder Cement, auch der
bestgebrannte, wenn er ohne Sandzumischung angemacht und den Witterungseinflüssen
ausgesetzt wird, zu Schwindrissen geneigt. Derartige Schwindrisse konnten auf der
Oberfläche das Eindringen von Wasser und Kohlensäure erleichtert und damit die
verschiedenartige Beschaffenheit der beiden Theile bedingt haben. Jedenfalls ist
dieser Umstand bei den Zerstörungen am Stephansdome maassgebend gewesen.
Schott glaubt aus der Structur einzelner Massenstücke
mit Bestimmtheit schliessen zu können, dass bei den ihm zugekommenen Mörtelproben
eine Trennung der scharfen von den weniger scharf gebrannten Theilchen stattgefunden
hat.
Goslich erwähnt einen
Uebelstand13.
Generalversammlung., der öfter bei Bleiröhren und Zinkrinnen,
welche in Cement eingebettet waren, angetroffen wird. Die Bleiröhren
zersetzen sich sehr schnell und die Zinkrinnen werden angefressen, und zwar an jenen
Stellen, an welchen sie mit Cement in Berührung kommen. Nach Laube-Ulm ist die Alkalität des Cementes an den Zerstörungen schuld. Es
ist bekannt, dass Zink durch Alkalien leicht angegriffen wird.
Seger bemerkt dazu, dass bei dem Baue der Markthalle II
in Berlin Steine, welche Sulfate enthielten, verwendet wurden. Diese waren die
Veranlassung, dass das Zink überall da durchfressen wurde, wo es mit den Steinen in
Berührung kam. Trockene Sulfate greifen Zink nicht an, nasse oxydiren dasselbe
schnell.
Nach Dr. Lieven in Port Kunda kommt es häufig vor,
dass Eisen, welches in Cement eingelagert ist, Blätter abspaltet. Er schreibt diese
Erscheinung dem Schwefelgehalte der betreffenden Cemente zu.
Delbrück räth dagegen, Dampfkessel, welche in feuchtes
Mauerwerk gebettet sind, mit Cement zu isoliren. Es hat sich herausgestellt; dass
die Ursache von Kesselexplosionen oft darin gelegen war, dass die Kessel von aussen
her, und zwar dort, wo sie auf dem Mauerwerke liegen und daher der Untersuchung
nicht zugänglich sind, bis auf 0,5 mm Dicke durchrostet waren. Dieses Durchrosten
könnte man voraussichtlich durch Cementisolation der Kessel verhüten.
Ueber schwimmende Cemente spricht Dr. Goslich.13.
Generalversammlung. Man begegnet manchmal Cementen, welche, wenn
man sie mit Wasser anrühren will, sich mit diesem nicht mischen, sondern auf der
Oberfläche bleiben. Erst nach längerem Rühren gelingt es, dieselben unter Wasser zu
bringen. Dann erhält man aber nicht den bekannten homogenen Brei, sondern ein
klumpiges, käseartiges Gebilde, welches nur schlecht oder eigentlich gar nicht
erhärtet. In der Mühle merkt man sofort, dass schwimmender Cement vorliegt. Die
Schnecken treiben denselben nicht fort, sondern er tritt immer wieder zurück wie
Wasser. Die Vermuthung, es könnte eine geringe Menge Oel dem Cemente beigemengt
sein, war dem Redner Veranlassung zu einer Menge von Versuchen, derartige Cemente
durch Verreiben von Oel mit Cement herzustellen, die aber meistens nicht von Erfolg
begleitet waren. Manchmal wurde aber doch schwimmender Cement erhalten, wenn man
nämlich Cement von 40 bis 50° mit einigen Tropfen Oel begoss und dann in der Schale
zerrieb. Erhitzt man „schwimmenden Cement“ auf dem Platinbleche, so tritt ein
brenzlicher Geruch auf, und nachher schwimmt er nicht mehr.
Nach Heintzel ist die Ursache dieser Erscheinung in
einer geringen Menge Oel zu suchen, welche bei der Besorgung der Schmierbüchsen in
den Cement gekommen ist. Wenn man Staub, der auf den Balken der Cementfabriken
liegt, mit Cement mischt, so erhält man auch schwimmenden Cement. Auch hier ist ein
Fett die Ursache des Schwimmens. Die ungemein feine Zertheilung dieses Fettes im
Cemente lässt es begreiflich erscheinen, dass durch einfaches Zumischen von Oel zum
Cementmehle schwimmende Cemente nicht erhalten werden. Reibt man aber einige Tropfen
Oel mit wenig Cement zusammen und mischt diesen dann zu einer grösseren Quantität
desselben Productes, so tritt bestimmt ein Schwimmen der Theilchen auf dem
Anmachwasser ein.
Derartige Cemente sind nach Goslich unter Umständen zum
Mauern nicht zu gebrauchen. Goslich hat noch einen
Versuch angestellt, der zeigt, dass nicht immer das Oel der Mühle die Ursache des
Schwimmens ist. Cement, welcher nach dem Mahlen schwamm, wurde vom Steinbrecher in
eine Porzellanschale gebracht und in dieser zerrieben. Der so erhaltene Cement
zeigte die Erscheinung des Schwimmens gleichfalls. Hier dürfte die Ursache des
Schwimmens in einem geringen Gehalt von Steinkohlen-theerölen zu suchen sein, welche
im Ofen in den Cement gelangt sind.
IV. Fremde Bestandtheile und Zusätze.
Dyckerhoff untersuchte die
Wirkung der Magnesia auf
Portlandcement (Verhandl. 1889). Eine Mischung von
Kalkstein und Thon wurde zu Portlandcement gebrannt und der Kalkgehalt derselben
absichtlich niedrig gehalten, um beim Brennen im Probirofen durchaus
volumenbeständigen Cement zu erhalten. Andererseits wurde eine Mischung von
dolomitischem Kalkstein aus dem Lahnthal mit Thon hergestellt und ferner drei
Mischungen, in welchen der Kalkstein in verschiedenen Procentsätzen durch
dolomitischen Kalk ersetzt wurde. Es wurde zu diesen Versuchen dolomitischer Kalk
genommen, weil Magnesia in anderer Form in der Praxis nicht in Betracht kommen kann.
Die Cemente wurden auf einer Handmühle sämmtlich gleich fein gemahlen – etwa 22
Proc. Rückstand auf dem Sieb von 5000 Maschen auf 1 qc – und hatten folgende
Zusammensetzung:
I
II
III
IV
V
Unaufgelöster Rückstand
0,7
0,47
0,79
1,14
1,41
Fe2O3 + Al2O3
10,74
10,25
10,34
9,37
8,67
CaO
62,50
59,12
55,44
50,56
47,28
MgO
1,93
6,23
11,36
17,80
21,14
Glühverlust
0,8
1,24
1,11
1,16
1,50
SiO2
21,46
20,48
19,42
18,31
18,71
Spec. Gew. d. Cemente
3,159
3,169
3,219
3,251
3,251
Der Magnesiagehalt der mit dolomitischem Kalk hergestellten Cemente liegt danach
zwischen 6,23 und 21,24 Proc. und sämmtliche fünf Cemente hatten nach Ausschluss der
Magnesia die Zusammensetzung von Portlandcement. Bei steigendem Magnesiagehalte
wurde der Kalkgehalt etwas vermindert (auch relativ), weil die Sinterung sich um so
schwieriger einstellte, je mehr Magnesia die Mischung enthielt, so dass Cement V
trotz des geringsten Kalkgehaltes den stärksten Kokszusatz zum Garbrennen
erforderte. Dass alle fünf Cemente bis zur Sinterung gebrannt waren, geht aus dem
hohen specifischen Gewichte derselben hervor.
Textabbildung Bd. 281, S. 165Fig. 2.Schaulinien für die Wirkung der Magnesia auf
Portlandcement. In der 13. Generalversammlung deutscher
Cementfabrikanten berichtet Dyckerhoff über
die Fortsetzung seiner Versuche über die Wirkung der Magnesia im gebrannten Cement. In der
vorstehenden graphischen Darstellung ist die Zugfestigkeit der sechs Cemente mit 1,9
bis 21,2 Proc. MgO aufgezeichnet. Der Portlandcement mit 1,93 Proc. Magnesia weist,
wie man sieht, eine regelrechte Zunahme der Festigkeit auf. Die übrigen fünf Cemente
zeigen bis zu 6 Monaten eine Festigkeitszunahme. Bei dreien derselben geht jedoch
die Festigkeit schon von 6 Monaten an rückwärts, bei den übrigen zwei in der Zeit
von 1 Jahr bis zu 2 Jahren. Der Eintritt des Rückganges hängt von der Höhe des
Magnesiagehaltes und von der Stärke der Sinterung ab. Der Einfluss der Sinterung
macht sich besonders bei dem Cement mit 10,8 Proc. MgO bemerkbar, welcher nicht so
vollkommen gesintert war wie die übrigen Cemente. Das Ende der später eintretenden
Wirkung der Magnesia lässt sich selbst nach 3 Jahren nicht absehen. Bei den
Probekörpern (1 : 3) des letzterwähnten Cementes zeigten sich Treibrisse erst nach 3
Jahren und bei den Probekörpern der Cemente mit 17,8 und 21,2 Proc. MgO nach 2
Jahren. Bei dem reinen Cement mit einem Magnesiagehalte von 21,2 Proc. waren
Treibrisse erst nach 1 Jahre Wasserlagerung zu bemerken.
Textabbildung Bd. 281, S. 166Fig. 3.Schaulinien über den Einfluss der Magnesia auf
Portlandcement. Die Ausdehnung der fünf Magnesiacemente sind in folgender graphischen
Darstellung wiedergegeben. Die Darstellung lässt deutlich erkennen, dass bei den
vier Cementen mit höherem Magnesiagehalte (10,8 bis 21,2 Proc.) die Ausdehnung von 1
bis zu 2 Jahren noch weit mehr zunimmt, als im ersten Jahre, und dass bei dem Cement
aus dolomitischem Gestein (10 Proc. MgO) wieder eine Zunahme der Ausdehnung
bemerkbar wird.
Auch die Curve über das Verhalten des Cementes mit 6 Proc. MgO, welche erst nach 1
Jahre die Durchschnittscurve normaler Portlandcemente erreicht, zeigt von 1 bis zu 2
Jahren ein stetes Ansteigen, während die Curve normaler Portlandcemente nahezu
wagerecht verläuft. Wenn auch diese Ausdehnung bei mageren Mörteln für Bauwerke
vielleicht noch nicht gefährlich ist, so erscheint dieselbe bei fetten Mörteln
jedenfalls bedenklich.
Dyckerhoff theilt weiter mit, dass aus Versuchen
von Mr. Debray, Professor an der École des ponts et
chaussées, hervorgeht, dass Magnesia usta, zur Sinterung
gebrannt und hierauf dem Portlandcemente beigemischt, ebenfalls eine starke und
lange anhaltende Ausdehnung des Portlandcementes bewirkt: Ein Prisma von 50
cm Länge aus Portlandcement vermischt mit 25 Proc. gesinterter Magnesia (ohne
Sandzusatz) zeigte, im Wasser in einem Glasrohre stehend und auf einen Multiplicator
wirkend, an der angebrachten Scala eine ständige, sehr bedeutende Zunahme der Länge
bis zu 3 Jahren. Risse waren jedoch an der Probe nicht zu bemerken.
Versuchsreihen mit 3, 4 und 5 Proc. MgO sind eben im Gange. Ein Handelscement mit 4,2
Proc. Magnesia zeigte, nach der Normenprobe geprüft, nach 1 Jahr 22,6 k/qc und nach 2
Jahren 20,9 k/qc
Zugfestigkeit; also noch hier war ein Rückschritt bemerkbar.
Meyer beobachtet seit 2 Jahren Cemente mit 4 bis 6 Proc.
Magnesia und konnte an den Proben keine abnormen Erscheinungen bemerken.
Nach Schott erhärtet der Magnesiacement von Sorel (aus MgCl2 und
MgO) nur an der Luft, weicht aber selbst an feuchter Luft wieder auf. Von der Firma
F. A. Schmidt in Dresden wurden unter dem Namen
„Cajalith“ Tischplatten hergestellt, welche aber nach mehreren Jahren
anfingen zu treiben, so dass die Fabrik ihren Betrieb einstellen musste. Wenn man
gleiche Aequivalente Calcium- und Magnesiumcarbonate, durch Fällung erhalten, sehr
gut mischt, so bekommt man nach dem Glühen eine etwas gesinterte Masse, welche, fein
gepulvert und mit Wasser angemacht, langsam abbindet und vollkommen hydraulisch
erhärtet, also einen Cement, der keine Säure enthält. Bei öfterer Wiederholung
dieses Versuches erhielt Schott immer wieder nur
Treibcemente. (12. Generalversammlung.)
Dutoit hat eine Reihe von Versuchen angestellt über den
Einfluss der Korngrösse des Sandes auf die Erhärtung der
Cemente. Zunächst erstreckten sich die Versuche auf das Verhältniss 1
Cement : 4 Sand. Dieses Verhältniss blieb das gleiche, aber die Natur des Sandes war
verschieden. Man verwendete: 1) Sand, welcher durch Brechen von Kieselsteinen
hergestellt und durch Anwendung des Siebes auf die richtige Korngrösse gebracht
wurde; man erhielt so Körner mit scharfen Kanten und spitzen Winkeln. 2) Sand von
Juvisy, den Ufern der Seine entnommen. 3) Sand von Triel, aus dem Bette der Seine.
4) Sand von Fontainebleau. Es ergab sich, dass die Festigkeit durch Anwendung des
gröberen Sandes erhöht wurde. Dieselben Resultate ergaben sich auch für das
Mischungsverhältniss 5 : 1.
Um mit grösserer Genauigkeit den Einfluss der Feinheit des Sandes zu ermitteln,
wurden aus dem Sande von Juvisy und Triel Sandsorten von fünf verschiedenen
Korngrössen mit Hilfe von Sieben von 1 bis 342 Maschen auf 1 qc hergestellt. Auch
hier zeigten sich die Mörtel mit grobem und scharfkantigem Sande fester als die,
welche mit kleineren oder abgerundeten Körnern hergestellt wurden. Dazu kommt noch,
dass ihre Durchlässigkeit geringer ist. Bei den Mörteln der ersteren Art braucht man
weniger Anmachwasser und der Cement erfüllt etwa ⅚ des Raumes, den der Sand
freilässt, bei den letzteren dagegen nur ⅔.
Die weiteren Untersuchungen über die Anwendung von
salzhaltigem Wasser zur Herstellung von Mörteln bei niedrigen Temperaturen wurden im Auftrage des Herrn Journet ausgeführt.
Während bei uns vor Zusatz von Salz zum Anmachwasser gewarnt wird (vgl. 1889 273 563), scheint die Anwendung von Salzwasser in
Frankreich viele Anhänger zu besitzen. Durch Salzwasser wird ein gänzlicher Zerfall,
dem manche Mörtelproben bei starkem Froste unterworfen sind, hintangehalten. Um
einige dabei obwaltende Verhältnisse zu studiren, wurde die vorliegende, jedenfalls
sehr unvollständige Arbeit ausgeführt.
Die Salzzusätze betrugen 1/30 bis 1/7 des Wassergewichtes; der Einfluss des Frostes auf
die Salzlösungen ist in folgender Tabelle zusammengestellt:
Salz-gehalt
Temperatur der Bildungvon
Temperaturder
voll-ständigenEisbildung
nicht
zu-sammen-hängendenKrystallen
zusammen-hängendenKrystallen
Cels.-Grad
Cels.-Grad
Cels.-Grad
1/7
– 7
– 12
–
⅛
– 6
– 11
–
1/9
– 6
– 11
–
1/10
– 5
– 10
– 12
1/15
– 3
– 7
– 11
1/20
– 3
– 6
– 11
1/25
– 3
– 5
– 10
1/30
– 3
– 5
– 10
Bei der Eisbildung lassen sich drei Phasen unterscheiden. Zunächst bilden sich
Krystalle ohne Festigkeit und ohne Adhäsion; hierauf bekommen die Krystalle etwas
Zusammenhalt, können aber immer noch leicht durch den Druck des Fingers getrennt
werden. Schliesslich erscheint das Eis mit seiner gewöhnlichen Festigkeit.
Die Versuche über Zugfestigkeit, von denen wir das Mittel wiedergeben, wurden an
Probekörperchen von 0,04 × 0,04 m Querschnitt ausgeführt und erstreckten sich theils
auf Mörtel aus Portlandcement (350 k Cement auf 1 cbm Sand), theils reinen Portland,
theils auf Cement von Wassy.
In den Reihen I und III ist die Festigkeit bei gewöhnlicher Temperatur und mit
Brunnenwasser angegeben, in den Reihen II und IV die Festigkeiten bei Frost unter
Anwendung von Salzwasser 1 : 10.
Erhärtungnach
Mörtel1 Portland : 3 Sand
Portlandcement
I
II
III
IV
k
k
k
k
2 Tagen
–
–
3,95
2,34
5 „
2,37
–
9,90
5,72
10 „
5,38
–
–
–
15 „
7,24
–
–
–
30 „
9,31
7,50
19,70
15,25
50 „
–
8,64
–
–
90 „
10,75
–
–
17,40
100 „
–
10,05
–
–
105 „
–
–
28,75
–
Diese Versuche zeigen, dass die Benetzung mit Salzwasser geringere Festigkeit gibt,
als die mit Süsswasser. Es ist jedoch ebenso gut anzunehmen, dass die niedrige
Temperatur die Erhärtung der Mörtel verzögert hat. (Revue
industrielle, 1890 S. 223.)
Da das Einbringen von Salzlösungen irgend welcher Art in Mauerwerk stets die Gefahr
der Zerstörung desselben unter Einfluss der Atmosphärilien mit sich bringt, so
müssen derartige Versuche mit einer gewissen Reserve aufgenommen werden.
Ebenso wird erst fortgesetzte Beobachtung lehren, ob der Vorschlag von Bernhofer (Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins, Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 48), Sodalösungen zum Mörtel zu setzen, um bei Frost mauern zu
können, sich in der Praxis bewähren wird. Bernhofer liess eine Mischung von 1 Th. Cement und 3 Th. Flussand, mit
einer Sodalösung (2 l Wasser auf 1 k kryst. Soda) zum Breie angemacht, bei – 12 bis
– 14° C. erhärten. Nach Erwärmung auf Zimmertemperatur zeigte die Probe normale
Festigkeit. In ähnlicher Weise behandelter Cement-Kalk-Mörtel verhielt sich
analog.
L. D. Clare und P. Debray
haben zur Ermittelung der Durchlässigkeit von Cementmörteln
und der Empfindlichkeit derselben gegen Seewasser verdünnte Salzlösungen
auf Beton einwirken lassen. Magnesiumsulfat und Magnesiumchlorid in etwa derselben
Concentration, in welcher Seewasser diese Salze enthält, filtriren anfangs sehr
schnell, nach einiger Zeit kann kein Wasser mehr durchdringen. Während der
Kalkgehalt der Mischung abnimmt, nimmt der Magnesiagehalt in gleichem Maasse zu. Mit
dieser Aenderung geht eine Volumenvergrösserung des Betons Hand in Hand, welche
schliesslich ein Reissen der Bauwerke zur Folge hat. Wird Sand und Cement in
gleichen Mengen gemischt, so spielt der Wasserzusatz eine grosse Rolle und ist so zu
wählen, dass der Beton möglichst dicht ist und damit eine Filtration nach
Möglichkeit vermieden wird.
4 Th. Sand auf 1 Th. Portlandcement und 11 Proc. Wasser geben den dichtesten Mörtel.
(Journal of the Franklin Institute, 1889 S.
220.)
Dr. R. Zsigmondy.