Titel: | Die Papiermaschine und die beim Arbeiten mit derselben zu beachtenden Punkte. |
Autor: | E. Muth |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 75 |
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Die Papiermaschine und die beim Arbeiten mit
derselben zu beachtenden Punkte.
Von Dr. E.
Muth.
Die Papiermaschine und die beim Arbeiten mit derselben zu
beachtenden Punkte.
Nachfolgende Abhandlung bezweckt die Arbeit der Papiermaschine zu beschreiben, soweit
solches durch Worte möglich ist. Die während langjähriger Thätigkeit in der
Papierfabrikation gemachten Erfahrungen finden hier Aufzeichnung in der Reihenfolge,
wie die einzelnen Manipulationen einander folgen. Die Construction der
Papiermaschine muss als bekannt voraus gesetzt werden, wie überhaupt auf die
Beschreibung der einzelnen Theile derselben nur so weit eingegangen werden konnte,
als zum Verständnisse der einzelnen Hantirungen nöthig ist. Ausserdem wird
vorausgesetzt, dass der zu verarbeitende Stoff allen den Anforderungen entspricht,
welche für die Erzeugung der betreffenden Papiersorte nöthig ist, denn der
umsichtigste Maschinenführer wird nicht im Stande sein, todtgemahlenen Stoff, sowie
solchen, der in der Zusammensetzung unrichtig ist, auf brauchbares Papier zu
verarbeiten. Er wird bei Umsicht und Erfahrung die Fehler etwas mindern können, aber
vollständig beseitigen kann er dieselben nicht. Richtiges Zusammenarbeiten aller
einzelnen Betriebe zu einem einigen Ganzen ist die Anforderung, welche an einen
erfahrenen Betriebsleiter gestellt werden, und wie nöthig diese ist, sieht man am
besten, wenn die verschiedensten Fabrikate einer vergleichenden Prüfung unterzogen
werden. Wir finden hier neben der höchsten Vollkommenheit leider auch noch die
Halbheit, welche dazu beiträgt, die schwierige Lage, in welcher sich die
Papierindustrie befindet, durch Schleuderpreise noch schlechter zu gestalten.
Missgestimmt gegen alle Neuerungen und Fortschritte bleiben diese auf dem vor
Decennien gehabten Standpunkt stehen, für diese sind die folgenden Zeilen nicht
geschrieben. Zum Glück ist der weitaus grösste Theil der Papierfabrikanten bemüht,
weiter zu schreiten und erprobte Neuerungen einzuführen. Diese werden in der
Abhandlung vieles finden, was ihnen bekannt, des Zusammenhanges wegen aber gebracht
werden muss, vieles aber auch, was in der angegebenen Form der Einführung werth ist.
Die Abhandlung wird aus dem Grunde von Interesse sein, da praktische Winke gegeben
werden, welche die Fabrikation erleichtern.
Um einen systematischen Gang bei der Beschreibung einzuhalten, zerfällt die
Abhandlung in einzelne Theile und beginnt mit der Verarbeitung des fertig gemahlenen
Stoffes auf der Papiermaschine. Diese Arbeit zerfällt wieder in A) die Nasspartie,
B) die Pressen, C) die Trocknung, D) die Roll- und Feuchtapparate.
Sandfang. Bei richtig vorbehandeltem Stoffe, d.h. wenn
alle Unreinigkeiten der Lumpen durch die vorhergehende mechanische Reinigung
entfernt waren, würde diese Vorrichtung der Papiermaschine entbehrlich sein und eine
Menge werthvoller Stoffe, welche beim Reinigen des Sandfanges verloren geht, würde
erhalten bleiben. Vollständige mechanische Reinigung ist jedoch nur möglich, wenn
der Stoff dünnflüssig ist, so dass sich auch die etwas leichteren Theile absetzen
können. Schmierig gemahlener Stoff erschwert das Absetzen der Unreinigkeiten auf dem
Sandfange, rösch gemahlener begünstigt dasselbe. Der früher gebräuchliche
Pianosandfang ist jetzt fast allgemein durch den mit einer Scheidewand versehenen
ersetzt, wodurch der Weg, welchen der Stoff zurückzulegen hat, verlängert wird. Der
Vortheil, welcher hierdurch erzielt wird, ist durch den Nachtheil aufgehoben, dass
durch den eingeengten Lauf eine stärkere Strömung des Stoffes erzeugt wird, wodurch
die feineren Theile am Absetzen verhindert werden, so dass selbst grössere
Sandtheile mit fortgeführt werden. Je dünnflüssiger und langsamer der Stoff über den
Sandfang läuft, um so vollständiger setzen sich alle Unreinigkeiten ab. Unter die
schwereren Theile sind aber auch alle Füllstoffe zu zählen, welche mineralischen
Ursprunges sind und dem Stoffe aus verschiedensten Gründen zugesetzt werden. Diese
Körper bleiben nur kurze Zeit in der Flüssigkeit vertheilt und setzen sich um so
mehr davon ab, je langsamer der Stoff über den Sandfang läuft, wobei die Füllstoffe
für die Fabrikation verloren sind. Dieses Vorkommen ist nicht nur zu beachten für
die mit Füllstoffen gearbeiteten Papiere, auch alle mit Mineralfarben gefärbten
Papiere setzen von diesen auf dem Sandfange ab. Wird rösch gemahlener Stoff z.B. mit
Ultramarin gefärbt und die hierbei nöthige Vorsicht ausser Acht gelassen, so wird
das Papier kaum blau gefärbt sein, alles Ultramarin bleibt auf dem Sandfange. Es ist
deshalb an den neueren Maschinen auch die Vorrichtung getroffen, dass je nach
Beschaffenheit des Stoffes der Sandfang etwas geändert werden kann. Der
Wendesandfang hängt in zwei seitlich angebrachten Zapfen, so dass er sich nach der
Richtung des Maschinenlaufes nach vorn und hinten drehen lässt. Hauptzweck dieser
Construction ist die leichtere Entleerung und Reinigung des Sandfanges; durch
schwache Neigung desselben nach vorn oder hinten lässt sich aber auch rascherer oder
langsamerer Abfluss des Stoffes regeln, so dass derselbe dem Stoffe angepasst werden
kann. Für feinere Papiere und wenn das Fabrikationswasser feine schwarze Theile mit
sich führt, hat sich als sehr brauchbar erwiesen, wenn der Boden des Sandfanges
mit Nassfilz belegt wird. An den Haaren und in den feinen Löchern desselben bleiben
besonders die feineren Unreinigkeiten sitzen. Wird dieser Filz Abends nach dem
Abstellen vorsichtig herausgenommen und an dessen Stelle ein rein gewaschener
eingelegt, so hat man nicht nöthig, den im Sandfang befindlichen Stoff für
minderwerthiges Papier zu verwenden; bis zum Beginne der Arbeit am anderen Morgen
haben sich die Unreinigkeiten auf dem Filze abgesetzt. Für Papiere, welche grossen
Zusatz von Füllstoffen haben, ist das Anbringen des Filzes nicht vortheilhaft, indem
auch die Füllstoffe sich auf demselben absetzen.
Je mangelhafter die Lumpen und das Halbzeug bei der Reinigung behandelt werden, um so
öfter muss auch der Sandfang gereinigt werden, will man nicht, dass die abgesetzten
Theile durch den Stoff mit fortgerissen werden. Werden viel Füllstoffe verarbeitet,
so muss dieses noch öfters geschehen, damit die Reinigung des Stoffes nicht ganz
nutzlos ist. Da bei dem grossen Sandfange mit der Reinigung desselben viel guter
Stoff verloren geht, so entschliesst man sich zum eigenen Schaden häufig zu spät
dazu. Um den besseren Stoff für Packpapier noch zu gewinnen, schöpft man denselben
in einen mit Filz ausgelegten Korb. Geschieht dieses vorsichtig, so bleibt der
meiste Sand vor den Leisten liegen, und diesen Stoff spritzt man, nachdem der
vorhandene Zapfen herausgezogen ist, nach dem Zeugfänger. Wollte man den ganzen
Inhalt des Sandfanges durch den Stofffänger entwässern lassen, so wäre dieser nicht
im Stande, diesen rasch genug zu entwässern. Ausserdem würde der im Korbe
befindliche bessere Stoff mit dem Bodensatze des Sandfanges verunreinigt. Gereinigt
muss der Sandfang immer werden, wenn bei Beginn der Arbeit sich von dem Schlamme des
Sandfanges farbige Stücke loslösen; diese sind durch Zusammenkleben der Farbstoffe
mit Harz und Stärkemehl entstanden und verlieren sich ab und zu, wenn einige Zeit
gearbeitet ist. Der Schaden jedoch, welcher durch den Stoffverlust des Sandfanges
entsteht, ist weit kleiner, da dieser Stoff doch zu anderem Papier wieder verwendet
werden kann, während der mit Farbestücken versehene Ausschuss nicht nur als solcher
kaum verkäuflich ist, auch die Aufarbeitung desselben ist nicht vortheilhaft, indem
die grösseren Stücke in mehrere kleine Stücke vertheilt werden, wodurch der
Missstand nur noch schlimmer wird.
Auf dem beschriebenen Sandfang finden sich häufig sogen. todte Punkte, d.h. solche
Stellen, an welchen die Strömung so schwach ist, dass sich neben Sand, Füllstoffen
u.s.w. auch die längeren Fasern absetzen, wodurch sowohl Stoff verloren geht, als
auch durch Anhäufung desselben die Reinigung eine unvollständige wird. Gegen diese
todte Stellen hilft man sich dadurch, dass auf die der Anhäufung gegenüberliegende
Seite auf den Boden des Sandfanges eine Leiste gelegt wird. Man nöthigt hierdurch
den Strom der Flüssigkeit mehr nach der todten Seite und regulirt denselben durch
die Länge der Leiste, so dass die schweren Theile ohne Fasern sich dort
absetzen.
Bei stark schäumendem Stoffe ist häufig der Schaum so stark, dass er mit der
Flüssigkeit abfliesst. Hier klemmt man zwischen Scheidewand und Aussenwand des
Sandfanges von Oben eine 80 bis 90 mm hohe Leiste, welche so die Verlängerung der
Scheidewand bildet. Man lässt diese Leiste bis an die Oberfläche der Flüssigkeit
reichen; hierdurch werden die kleinen und festen Schaumblasen, welche die Flecken im
Papier verursachen, da sie auf der Oberfläche der Flüssigkeit schwimmen,
zurückgehalten. Der über dem Sandfange sich sammelnde Schaum besteht meistens aus
dünnen Schaumblasen, welche, wenn sie auch mit in den Knotenfänger gelangen,
zerplatzen, also ohne Nachtheil für das Papier sind.
Die Schaumbildung, welche häufig grosse Missstände verursacht, hat nach dem
übereinstimmenden Urtheile Vieler den Grund darin, dass Luft in die Flüssigkeit
gepresst wird, aus welcher sie bei Gegenwart von Harzlösung, Leim u.s.w. wieder
entweicht unter Bildung von einzelnen Blasen, welche sich zu Schaum vereinigen. Beim
Peitschen der Flüssigkeit mit Luft, wie im Holländer bei fehlerhafter Construction
der Walzen, beim zu raschen Drehen der Rührer im Bottiche, besonders aber auch wenn
bei dem Ueberlaufe nach der Papiermaschine der Stoff zu hoch fällt, wie bei den
einzelnen Theilen der Maschine unter einander, findet unnöthiges Einpressen von Luft
in die Flüssigkeit statt. Es werden deshalb auch an Stelle der Schöpfräder zum
Hochheben des Siebwassers jetzt allgemein doppelt wirkende Pumpen verwendet. Die
gegen den Schaum verwendeten Mittel sind verschieden, eins der gebräuchlichsten ist
Zusatz an Oel. Da hierdurch weitere Unzulässigkeiten entstehen, so sollte man nur im
äussersten Falle davon Gebrauch machen und jedenfalls nur wenig Oel in der
Stoffbütte beimischen. Vielfach findet man an Stelle des Oeles Erdöl verwendet; in
der Stoffbütte lässt sich dieses nur schwierig mit dem Stoffe mischen, seines spec.
Gewichtes wegen ist die Vertheilung eine unvollständige. Die Anwendung des Oeles
geschieht auf die verschiedenste Art; im Allgemeinen lassen sich hierfür keine
bestimmten Vorschriften machen; jede Fabrik hat das vortheilhafteste Verfahren durch
die Zeit ermittelt, man hört deshalb auch Verfahren als brauchbar empfehlen, welche
Andere rundweg verwerfen.
An dem Kasten des Sandfanges ist für den Ueberlauf des Stoffes nach dem Knotenfänger
befestigt das:
Ueberlaufblech. Aus mittelstarkem Kupferblech, welches
sich leicht in die gewünschte Form biegen lässt, wird das Ueberlauf blech gefertigt.
Bei der Stärke desselben muss darauf Rücksicht genommen werden, dass das Blech durch
Stösse keine Veränderungen der Form erleidet, da sich leicht Fasern an dieser Stelle
ansetzen. Die aus Kupfer gefertigten Nägel oder Schrauben müssen aus dem gleichen
Grund gut eingelassen, alle hervorstehenden Ecken müssen entfernt werden. Ebenso
muss der Rand des Bleches gut abgerundet sein, sowie auch die Ecken, denn jeder
Grat, jede Unebenheit oder verbogene Stelle ist der Anlass, dass sich an dieser
Stelle lange Fasern festsetzen. Durch die beim Ueberlauf entstehende Strömung werden
festsitzende Fasern in ständiger Bewegung gehalten, spinnen sich mit nachfolgenden
zusammen, bis sie einen Strang bilden, welcher sich loslöst, wenn er zu gross wird.
Wenn dieser Stoff auch durch den Knotenfänger gereinigt wird, Stoffverlust wird
dadurch immer verursacht. Der vorstehende Rand des Ueberlaufblechs wird auch deshalb
nach unten zu etwas gebogen, hauptsächlich aber, weil das Fallen des Stoffes von
einem Theile der Maschine auf die andere aus den angegebenen Gründen zu vermindern
gesucht wird.
Der vorgereinigte Stoff kommt so auf den:
Knotenfänger. Der Construction nach ist derselbe
entweder Platten- oder Cylinderknotenfänger, auch Rotationsknotenfänger genannt.
Jede der beiden Constructionen zerfällt wieder in verschiedene Bauarten. Die ältere
Art der Knotenfänger ist diejenige, welche eine Platte bildete; aus Metall
gearbeitete Stäbe mit scharfen Kanten werden in den Kasten der Knotenmaschine
eingelegt und die Weite der Schlitze wird durch dazwischen gelegte Ringe bedingt. Je
stärker diese sind, um so weiter werden die Schlitze. Selbst bei der sorgfältigsten
Behandlung der Stäbe liess es sich nicht vermeiden, dass diese sich verbogen; damit
werden die Schlitze an dieser Stelle weiter und lassen Knoten u. dgl. mit durch. An
Stelle der Stäbe sind Metallplatten getreten, in welche feine Schlitze gehobelt
werden, und die Feinheit derselben bedingt die Nummer der Schlitzweite. Für jede
Weite mussten besondere Platten angefertigt werden. Die frühere Befestigung und
Abdichtung der Platten an dem Kasten der Knotenmaschine war die mit Schrauben,
welche an dem vorstehenden Rande des Kastens eingeschraubt wurden. Hier kam es nun
häufig vor, dass in Folge des Schlagens sich Schrauben herausarbeiteten und die
entstandene grössere Oeffnung liess Unreinigkeiten mit durchgehen; ja es kam vor,
dass von den Platten sich welche verschoben, und die mit dem Stoffe fortgeführten
Schrauben beschädigten beim Durchgehen zwischen der Gautschpresse das Sieb. Zur
Befestigung der Platten dienen deshalb bei allen neueren Maschinen Stäbe. An Stelle
der vielen Schrauben treten wenige längere, und da der Stab auf die ganze Breite der
Platten drückt, ist die Abdichtung dichter und sicherer. Haupterforderniss ist bei
den Plattenknotenfängern, dass die Schlitzweite dem Stoffe entsprechend genommen
wird, damit der für das Papier nöthige Stoff ohne zu starkes Schlagen des
Knotenfängers durch die Schlitze geht. Ist dieses nicht der Fall, so bleibt neben
den Knoten und Unreinigkeiten der längere Stoff im Kasten liegen und verhindert das
Durchlaufen des kürzeren Stoffes, bis endlich der Kasten überläuft. Ebenso, wie die
Unreinigkeiten bei zu starkem Schlagen sich durch die Schlitze arbeiten, verhält es
sich auch, wenn der Maschinenführer die Platten reinigen muss, sei es mit Blech oder
Bürste. Hierbei wird neben unreinem Papier auch immer solches von ungleicher Stärke
erhalten. Ein tüchtiger Maschinenführer muss bei Beginn der Arbeit die Schlitzweite
der Platten so nehmen, dass durch diese die Unreinigkeiten zurückgehalten werden;
erleichtert wird dieses dadurch, dass zwei Knotenfänger mit verschiedener
Schlitzweite hinter einander liegen. Die Platten der Knotenfänger werden jetzt
allgemein derart gefertigt, dass sich unter den Schlitzen ein grösserer freier Raum
befindet, welcher beim Hochgehen des Kastens als Luftleere wirkt, den Stoff
durchsaugt, während beim Niedergehen desselben die eingeschlossene Luft durch die
Schlitze gepresst wird und so diese von darauf sitzenden Fasern befreit. Der Rand
der Platten wird deshalb auch ein höherer und hierdurch wird die Stabilität
derselben vergrössert, ohne dass zu starke Metallplatten die Bewegung des Kastens
erschweren. Der Stand der Flüssigkeit in dem äusseren und inneren Kasten des
Knotenfängers ist von grossem Belang auf dessen Arbeit. Niemals soll die Flüssigkeit
im äusseren Kasten höher stehen als im Plattenkasten, indem der durch die Schlitze
laufende Stoff einen
Gegendruck auszubauen hat, wodurch das Durchlaufen erschwert wird. Ebenso ist für
gutes Durchfliessen des Stoffes erforderlich, dass der Plattenkasten an dem vorderen
und hinteren Ende gleich tief in die Flüssigkeit eintaucht, indem nur hierdurch
vollkommene Luftleere erreicht wird. Ein im äusseren Kasten angebrachter Schieber,
durch welchen sich der Abfluss des Stoffes regeln lässt, wird an den neueren
Maschinen getroffen, so dass der Wasserstand des äusseren Kastens nach Belieben hoch
gehalten werden kann, je nachdem es die Beschaffenheit des Stoffes erfordert.
Besonders bei der Anfertigung von Druckpapier wird es vielfach vorgekommen sein,
dass der magere Stoff schon im Knotenfänger das Wasser abgibt und auf den Platten
sitzen bleibt; hier muss nun der Wasserstand des äusseren Kastens so geregelt
werden, dass er höher steht als im inneren Kasten; die Fasern werden hierdurch durch
die Flüssigkeit vertheilt gehalten und gehen nun leicht durch die Schlitze. Sehr
häufig findet man, obgleich der Knotenfänger gut arbeitet, dass sich im äusseren
Kasten Katzen, d.h. zusammengesponnenes Zeug finden, welche erst nach dem Durchgange
des Stoffes entstanden sind. Dieses wird immer dann der Fall sein, wenn der unter
den Platten befindliche Rand des inneren Kastens zu hoch ist und zu tief in die
Flüssigkeit eintaucht, so dass der unter den Platten befindliche Stoff am Ablaufen
verhindert wird. Hier spinnen sich durch das Schlagen der Flüssigkeit die längeren
Fasern zusammen und bilden Katzen, welche, wenn sie in das Papier kommen, immer
Ausschuss geben. Der hier beschriebene Vorgang wurde lange beobachtet und in
verschiedensten Ursachen der Grund gesucht; erst nachdem der besagte Rand auf die
Hälfte abgenommen wurde und der Stoff unter den Platten frei und unbehindert
ablaufen konnte, war dieser Missstand gehoben.
Die Arbeit des Knotenfängers ist abhängig von der Beschaffenheit des Stoffes; es ist
deshalb unmöglich, alle Papiersorten auf den gleichen Platten zu arbeiten. Je freier
und unbeeinflusster der Stoff durch die Schlitze läuft, um so reiner fällt das
Papier aus. Das allzu starke Schlagen ist ein Nothbehelf, und geschieht dasselbe
immer auf Kosten der Reinheit des Papieres. Für die besseren Papiersorten ist der
Plattenknotenfänger beibehalten und die Schläge des Kastens werden durch angebrachte
Gummipolster aufgefangen oder gemindert, so dass die Unreinigkeiten auf den Platten
bleiben. Unter den neueren Constructionen befindet sich auch ein Knotenfänger, bei
welchem nur die Platten geschüttelt werden und nicht der ganze Kasten; die
Abdichtung der Platten geschieht mit Gummi. Die Schüttelung der Platten lässt nur
den freien Durchlauf der Fasern zu und nicht wie beim Schlagen auch das gewaltsame
Durchpressen der Unreinigkeiten.
Das Untersuchen des im Knotenfänger befindlichen Rückstandes sollte täglich mehrmals
geschehen, und nicht unterlassen werden. Je nach Beschaffenheit und Befund desselben
zeigen sich die Fehler, welche bei der mechanischen Reinigung gemacht werden, sowie
auch solche, die während des Betriebes vorkommen; Gummi, Kork u.a. lassen Fehler der
mechanischen Reinigung erkennen, Holzsplitter weisen auf Schleifen der
Holländerwalze an den Hauben oder unrichtige Handhabung des Rührscheites hin, grün
gefärbte Anhäufung der Faser rührt von Schmiere her, welche im Holländer den Stoff
verunreinigt. Bei Beachtung dieser Vorkommnisse lassen sich Fehler beseitigen,
welche Ausschuss, sowie Beschädigung an Utensilien verursachen.
Cylinder- oder rotirende Knotenfänger sind überall da in Gebrauch, wo es sich darum
handelt, möglichst viel gereinigten Stoff zu erhalten. In diesem Falle erhalten
dieselben den Vorzug vor den Plattenfängern. Die auf dem Cylinder eingeschnittenen
Schlitze werden durch Ein- und Aufspritzen von Wasser immer von Fasern und Knoten
frei gehalten oder mit dem Spritzwasser weitergeführt, so dass der nachfolgende
Stoff leicht durchlaufen kann. Ein Nachtheil ist die grosse Verdünnung des Stoffes
durch die grössere Spritzwassermenge. Je nach dem zu verarbeitenden Stoffe muss auch
bei diesen Knotenfängern die Schlitzweite genommen werden; hierzu ist immer ein
neuer Cylinder erforderlich. Auch bei diesen Knotenfängern liegen zwei mit
verschiedener Weite hinter einander, häufig findet man beide Systeme vereinigt,
indem man für die erste Reinigung den Cylinderknotenfänger nimmt. Hierbei hat man
den Vortheil, dass der verdünnte Stoff in den Plattenknotenfänger kommt; derselbe
ist vorgereinigt und man hat nicht zu befürchten, dass bei nur schwachem Schlagen
durch Versetzen der Schlitze mit Knoten oder langem Stoff der Knotenfänger
überläuft, und dennoch bleiben alle Unreinigkeiten zurück, das Papier erhält grösste
Reinheit.
Die Verbindung zwischen dem Knotenfänger und dem Sieb wird hergestellt durch den Ueberlauf, auch Teller
genannt. Derselbe ist meistens aus Holz und an dem Kasten des Knotenfängers
befestigt, während das andere Ende bis an die Brustwalze reicht, deren Rundung es
genau angepasst ist. Es ist von Wichtigkeit, dass der Abstand von der Brustwalze
bezieh. dem auf ihr laufenden Siebe überall gleich weit ist, dass das Holz besonders
so stark genommen ist, damit der darüberlaufende Stoff keine Biegung desselben
verursachen kann, denn in diesem Falle würde das Sieb daran schleifen; es würden
Holzsplitter in den gereinigten Stoff kommen und, was die Hauptsache ist, das Sieb
liefe bei schnellem Gange Gefahr, beschädigt zu werden. Bei den neueren Maschinen
ist der Ueberlauf an den Kasten der Knotenmaschine angegossen und die Abdichtung ist
die gleiche wie beim Holze. Sie geschieht durch das Siebleder. Früher wurde hierzu ein Stück weiches Kalbleder verwendet;
welches auf die ganze Maschinenbreite mit feinen Messingstiften an den Ueberlauf
genagelt wird und auf beiden Seiten etwas übersteht. Haupterforderniss ist, dieses
so zu befestigen, dass sich kein Stoff unter demselben durcharbeitet, sowie auch,
dass die beiden Seiten durch Winkel so abgedichtet werden, dass auch hier jeder
Stoffdurchgang verhindert wird, indem hierdurch Nudeln im Papier entständen. Die
Befestigung des Siebleders muss auf beiden Seiten derart sein, dass es für das
Formatstellen leicht geändert werden kann; auch ist darauf zu achten, dass
Nagelköpfe aus dem Leder nicht so hervorstehen, dass sich Fasern daran festsetzen
und zu Katzen zusammenspinnen. An Stelle des Leders wird jetzt allgemein Gummi
verwendet, es hat sich der reine braune Gummi am geeignetsten erwiesen, indem sich
dieser leicht und dicht an das Sieb anlegt. Wenn für diesen Zweck der dünnste als am
geeignetsten erscheint, so hat dieses auch seine Grenze, indem das Siebleder durch
die auf ihm stehende Flüssigkeit an das Sieb gedrückt wird, welches vorwärts gehende
Bewegung hat. Ist nun der Gummi zu dünn, so leistet er dem Siebe nicht den
nöthigen Widerstand, wird von diesem abwechselnd in die Länge gezogen und nimmt die
ursprüngliche Länge wieder an, wodurch stossweise Bewegungen entstehen, welche sich
auf die Papierbahn übertragen und sich in Form von hellen oder dunkeln Streifen
später im Papier bemerkbar machen. Vorschriften über die Stärke des Gummi lassen
sich nicht machen, dieselbe ist abhängig von der Qualität. Der weisse oder rothe
Gummi ist weniger elastisch als der braune, dafür aber auch weniger weich, so dass
die seitliche Abdichtung schwieriger ist. Diese beiden Gummisorten enthalten als
Füllstoffe Schwefel oder Eisenoxyd, und dieses ist auch der Grund, weshalb sie für
den besagten Zweck nicht gleich gut geeignet sind. Durch die schleifende Bewegung,
welche das Sieb auf das Siebleder ausübt, wird von dem weniger dichten Gummi
abgeschliffen und hierdurch werden die Siebmaschen verschmiert oder verschlossen,
ein Missstand, der später zur Sprache kommt.
Wie weit das Siebleder auf dem Siebe aufliegen soll, ist für die verschiedenen
Papiersorten verschieden. Reicht dasselbe bis einige Centimeter an die Schleusen, so
werden hierdurch und in Verbindung mit den Tragewalzen Streifen im Papier
beobachtet, welche verhindert werden, wenn das Siebleder über die zweite Schleuse,
also unter diesen hindurch geht. Die Papierbahn kann auf diese Art kein Wasser
verlieren, die Fasern bleiben in der Flüssigkeit schwimmen und da die Schüttelung
der Maschine hier am stärksten ist, so wird auch gleichmässigere Verfilzung der
Fasern unter einander erzielt. Die Ränder des Siebleders müssen scharf geschnitten
sein, da an allen hervortretenden Stellen Gelegenheit geboten ist, dass sich Fasern
ansetzen, welche sich zusammenspinnen und, sei es mit Flocken oder Katzen, das
Papier verunreinigen.
Das Schütteln des Papiers, welches beim Büttenpapier nach allen Seiten gleichmässig
geschieht, findet beim Maschinenpapier nur nach der Breitseite des Maschinenlaufes
statt; es muss deshalb schon bei der Stuhlung der
Siebpartie darauf Rücksicht genommen werden. Um die schüttelnde Bewegung
auf das Sieb zu übertragen, laufen die beiden Brustwalzenständer auf Rothgusslagern
und die Ständer haben Rollen, mittels welcher sie wagerechte und seitlich gehende
Bewegungen machen, begrenzt durch den Hub der Schüttelung. Bei dieser Einrichtung
ist es möglich, die gusseiserne Einlaufrinne auf den Ständern aufzuschrauben; diese
wirkt als Verbindungsstange und nimmt ausserdem eine Menge Stoff auf, welcher ruhig
auf das Sieb läuft. Bei dieser Einrichtung überträgt sich die Schüttelung
gleichmässig und ohne zu starke Stösse auf das Sieb. Die Schüttelung selbst findet
später Besprechung.
Das Sieb läuft ausser auf der Brustwalze auch auf der
unteren Gautschwalze, von welcher aus es seinen Antrieb erhält. Auch verschiedene
Leit- und Spannwalzen sind unter dem Sieb tische vorhanden, während der obere Theil
auf den Registerwalzen liegt, welche durch dasselbe in Bewegung gebracht werden.
Beim Einlaufe liegen diese Registerwalzen dicht neben einander; je mehr die
Papierbahn von ihrem Wasser verliert, um so weiter liegen dieselben aus einander,
bis zum ersten Saugekasten, nach der Gautschpresse zu sind dieselben nicht mehr
nöthig. Der Draht, welcher zu dem Sieb verwendet wird, muss möglichst gleichmässig
in der Stärke sein, so dass 1 qc immer genau die gleiche Anzahl Drähte enthält.
Derselbe muss gleichmässig geglüht und gehärtet sein, damit er die Spannung
aushält, welche das Sieb nöthig hat. Die bewegende Kraft, welche das Sieb erfordert,
wird durch die untere Gautschwalze auf dasselbe übertragen; dieses muss aber bei der
grossen Spannung so viel Festigkeit und Kraft haben, dass es im Stande ist, alle zur
Spannung als auch zum Tragen nöthigen Walzen in Bewegung zu bringen, ohne dass sich
die Längsdrähte zu stark verlängern. Es muss deshalb auf die Anfertigung alle
Sorgfalt verwendet werden, was häufig nicht der Fall sein kann, da von Seiten der
Fabrikanten oft darin gefehlt wird, dass sie nicht immer mehrere Siebe in Vorrath
halten und bei unvorhergesehenen Fällen die Anfertigung übereilt werden muss. Dieser
Fehler rächt sich oft bitter. Siebe, welche rasch angefertigt werden müssen oder
nicht genau für die Maschine passend sind, halten kaum die Hälfte der Zeit, wie wenn
auf die Anfertigung Sorgfalt verwendet wird. Man halte deshalb immer zwei bis drei
Siebe im Vorrath; trocken aufbewahrt, halten sich dieselben und die längere Dauer
dieser Siebe hebt die Zinsen, welche hierdurch verursacht werden, auf. Auch die
Länge des Siebes ist von Einfluss auf die Geschwindigkeit der Arbeit, auf die
Verfilzung der Fasern. Für eine Maschine von 1800 bis 2000 mm Arbeitsbreite wird
eine Sieblänge von 9 bis 10 m verlangt, und kann man damit 45 bis 50 m in der Minute
arbeiten. Das Einlegen des Siebes erfordert die grösste Sorgfalt und Vorsicht, da
hierdurch die Haltbarkeit des Siebes bedingt ist, sowie auch die Qualität des
Papiers davon abhängig ist. Genaue Anleitung über das Einlegen des Siebes, welche
nach eigener Erfahrung als durchaus zuverlässig erprobt wurde, ist enthalten in Hofmann's Handbuch der Papierfabrikation, S. 653. In
neuester Zeit wird als Material für die Siebe Phosphorbronze verwendet und haben
sich diese gut gehalten, da an Stelle des früher verwendeten Alauns jetzt überall
schwefelsaure Thonerde genommen wird. Das zum Theil vorhandene saure Salz reagirt
auf Lackmus roth; das weichere Messing würde durch die Säure angegriffen und
geschwächt werden, indem bei der Anfertigung von Leimpapier schwefelsaure Thonerde
im Ueberschuss vorhanden sein muss. Dieser Ueberschuss ist auf Phosphorbronze ohne
Einfluss, die Siebe behalten ihre Festigkeit und halten länger als die früher
angefertigten.
(Fortsetzung folgt.)